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1. Teil 1 - S. 28

1900 - : Velhagen & Klasing
— 28 — Tisch gewachsen. Bedient wird er von Zwergen. Alle hundert Jahre erwacht er und schickt einen Zwerg hinaus, damit er nachsehe, ob die Raben noch um den Berg fliegen. Wenn sie nicht mehr da sind, wird der Kaiser ausstehen, seinen Schild an einen dürren Baum hängen, der dann anfängt zu grünen, und das deutsche Kaiserreich in seiner alten Herrlichkeit wieder aufrichten. 2. Prinzessin Utchen und die Musikanten. Auch eine Prinzessin hat Barbarossa um sich, die nie alt wird und sich zuweilen draußen vor dem Berge zeigt. Sie heißt Utchen. Einst kam eine Schar Musikanten am Kyffhänser vorbei und brachte dem alten Barbarossa ein Ständchen. Da trat die Prinzessin Utchen aus einem Felsen heraus und winkte ihnen. Die Musikanten folgten ihr und wurden in einen goldenen Saal geführt, wo man sie aufs beste bewirtete. Zum Abschiede steckte die Prinzessin jedem einen grünen Zweig an den Hut. Die meisten aber warfen draußen den Zweig weg; denn sie hatten Gold erwartet. Nur einer behielt ihn. Als er nach Hause kam, waren alle Blätter des Zweiges in Gold verwandelt. 3. Burgtriimmer. Denkmal. Oben auf dem Berge sieht man noch die Trümmer einer Burg und eines Turmes. Seit 1896 erhebt sich hier das Riesendenkmal Kaiser Wilhelms I. Er ist es, der die deutschen Stämme geeint und das neue deutsche Reich in alter Herrlichkeit wieder aufgerichtet hat. Mit ihm ist die Kyffhäuser-Sage in Erfüllung gegangen. Der alte Barbarossa, der Kaiser Friederich, im unterird'schen Schlosse hält er verzaubert sich. 2. (Er ist niemals gestorben, er lebt darin noch jetzt, er hat im Schloß verborgen zum Schlaf sich hingesetzt. 3. (Er hat hinabgenommen des Reiches Herrlichkeit und wird einst wiederkommen mit ihr zu seiner Zeit. 4. Der Stuhl ist elfenbeinern, darauf der Kaiser sitzt; der Tisch ist marmelsteinern, darauf sein fjaupt er stützt. Barbarossa. 5. Sein Bart ist nicht von Flachse, er ist von Feuersglut, ist durch den Tisch gewachsen, worauf fein Kirnt ausruht. 6. (Er nickt als wie im Traume, sein Aug', halb offen, zwinkt, und je nach langem Raume er einem Knaben winkt. 7. (Er spricht im Schlaf zum Knaben: „Geh hin vors Schloß, o Zwerg, und sieh, ob noch die Raben herfliegen um den Berg. 8. Und wenn die alten Raben noch fliegen immerdar, so muß ich auch noch fchlafen verzaubert hundert Iahrl" (Kütfert.) \2. Heinrich der Löwe. 1. Zug ins gelobte Land. Zur Zeit Barbarossas lebte Heinrich der Löwe. Er war Herzog von Sachsen und Bayern und der mächtigste Fürst seiner Zeit. Die braunschweigischen Lande gehörten ihm als Erblande. In der Stadt Braunschweig hatte er seine Burg. Von seinem frommen Sinne zeugen mehrere Kirchen, die er in der Stadt erbaut hat. Im Jahre 1172 verließ er Braunschweig, um eine Wallfahrt nach dem gelobten Lande zu unternehmen. Die Regierung seiner Länder übertrug er seiner weisen und klugen Gemahlin Mathilde. Ein glänzendes Gefolge von 1200 kampfgeübten Kriegern begleitete ihn. Die Reife dorthin war nicht ohne Gefahr. Auf der Donau ward das Fahrzeug des Herzogs vom Strudel gegen einen Felsen geschleudert und in den Wellen be-

2. Teil 1 - S. 85

1900 - : Velhagen & Klasing
— 85 — I—i % v* ^Wwmkkm: Bald befiel die Königin wieder ein heftiger Brustkrampf, und „Luft! Luft!" seufzte die Todkranke. Als es immer schlimmer wurde, rief sie: „Herr Jesu, mache es kurz!" — Nach fünf Minuten hatte sie ausgelitten. Sie starb, erst 34 Jahre alt. Unter Küssen und Thränen drückte ihr der König die £ob der Königin Luise. Augen zu — „seines Lebens Sterne, die ihm auf feiner dunkeln Bahn so treu geleuchtet." Luisens Tod war für den schon tief gedemütigten König der härteste Schlag. „Meine Zeit in Unruhe, meine Hoffnung in Gott!" lautete fein Wahlspruch. Mit ihm trauerte das ganze Land um die g elieb tefürstin. Prinz Wilhelm, der nachmalige Kais er Wilh elm I., küßte no ch die bleichen Lippen seiner Mutter und ging dann weinend in den Garten. Hier pflückte er Eichenblätter und Rosen und wand einen Kranz daraus. Diesen legte er auf das Sterbebett seiner Mutter. Der Kranz ist nachher unter Glas und Rahmen gebracht und hängt noch heute an der Wand des Sterbezimmers im Schlosse Hohenzieritz. In Charlottenburg wurde der edelu Königin eine prachtvolle Begräbnisstätte, ein Mausoleum, hergerichtet. Mausoleum in Charlottenburg.

3. Teil 1 - S. 82

1900 - : Velhagen & Klasing
— 82 — e. Arrede zu gifftf. 1807. 1- Letztes Ringen. Im Frühjahre (1807) brach der Kampf noch einmal los. Der Rest des preußischen Heeres verband sich mit dem russischen. Napoleon hatte die Weichsel überschritten. Im Februar kam es bei Preußisch-Eylau zu einer mörderischen Schlacht, in der sich beide Teile den Sieg zuschrieben. Vier Monate später wurde das russisch-preußische Heer bei Friedland vollständig geschlagen. Da sah sich der König gezwungen, Frieden zu schließen. Die Franzosen besetzten nun Königsberg. 2. Die Kornblumen. Königin Luise war einige Zeit vorher (im April) von Memel nach Königsberg zurückgekehrt. Vor der Schlacht bei Friedland aber (Mitte Juni) verließ sie Königsberg wieder und floh mit ihren beiden ältesten Söhnen nach Memel zurück. Unterwegs brach mitten im Felde ein Rad am Wagen. Während dieses ausgebessert wurde, saß sie mit den Prinzen auf dem Rande eines Grabens. Da klagten die Prinzen über Müdigkeit und Hunger. Die Mutter hatte jedoch nichts, den Appetit der Kinder zu stillen, und um sie zu zerstreuen, pflückte sie einige Kornblumen. Bald halfen die Prinzen, und .turn wand die Mutter einen Kranz, auf den hin und wieder Thränen aus ihren Augen herabfielen. Prinz Wilhelm, dadurch gerührt, suchte seine Mutter durch Liebkosungen zu trösten. Unter Thränen lächelnd, setzte sie dann dem 10 jährigen Prinzen Wilhelm den Kranz aufs Haupt. Dieser Vorgang ist ihm unvergeßlich geblieben, und noch nach vielen Jahren, als er bereits den Kaisertitel führte, war die Kornblume feine Lieblingsblume. So oft er eine Kornblume erblickte, sah er darin die Thränen seiner Mutter. 3. Friede zu Tilsit. In Tilsit kamen die drei Herrscher zusammen, um über den Frieden zu verhandeln. Die Memel trennte ihre Quartiere. Da ward schnell auf einem Boote, das in der Memel vor Anker lag, ein Pavillon errichtet und mit Blumen und Teppichen geschmückt. Doch nur mit dem Kaiser von Rußland traf Napoleon hier anfangs zusammen, den König von Preußen wollte er nicht sehen. Erst auf Bitten des russischen Kaisers entschloß er sich, ihn tags darauf zu empfangen. Er konnte es aber nicht unterlassen, ihn noch mit bittern Worten zu kränken. Die Friedensbedinguugen waren hart. Napoleon nahm ihm alles Land westlich von der Elbe und stellte (1808) die Forderung, daß Preußen 112 Millionen Mark Kriegskosten zahlen und in den nächsten 10 Jahren nicht mehr als 42 000 Mann Soldaten halten sollte. Aus den eroberten Ländern westlich von der Elbe bildete er das Königreich Westfalen. Dieses gab er seinem Bruder Jerome, der seine „lustige" Residenz auf Wilhelmshohe bei Cassel hatte. f. Ließe und Anhänglichkeit des Kolkes in den tzagen des Unglücks. 1. Bauer Nickel und seine Frau. Ein ganz besonderer Trost in dieser Zeit der Not war für das Königspaar die Liebe des Volkes, die sich in diesen Tagen in rührendster Weise zeigte. Als die königliche Familie in Memel wohnte, ließ sich einmal ein Bauer aus der Weichselniederung, Namens Nickel, mit seiner Frau melden. Der Bauer, treuherzig und bieder, brachte ein Geschenk von 3000 Goldstücken, die Frau trug einen Korb mit frischer Butter. Schlicht und einfach redete der Bauer den König mit „du" an, wie es bei der Sekte der Mennoniten, der er angehörte, Sitte ist. „Gnädigster Herr," sagte er, „wir haben gehört, wie groß die Not ist, die Gott über dich, dein Haus und dein Land verhängt hat. Das thut uns allen leid. Darum sind unsre Gemeinden zusammengetreten und haben gern und willig diese Kleinigkeit zusammengebracht. Ich mochte unsern lieben König und Herrn

4. Bilder aus der Sage und Geschichte Roms - S. 39

1908 -
— 39 — Stiefsöhne des Augustus, Tiberius und Drusus, Rom unterworfen. Nur gegen die Germanen trug die Politik des klugen Kaisers keine Erfolge davon. Ihre Unterwerfung schien zur Sicherung der Douau- und Rhemgreuze notwendig. Sie war auch, wie es schien, durch glückliche Feldzüge des Drusus und nach dessen Tode durch die geschickte Oberleitung des Tiberius durchgeführt. Aber dies erwies sich als Täuschung. Es gelang zunächst nicht, die Macht des Markomannenkönigs Marbod, der im heutigen Böhmen herrschte, zu brechen. Und die allzu große Zuversicht des Varns, Statthalters im nordwestlichen Deutschland, führte ihn im Teutoburger Walde (9 n. Chr.) in eine Falle, welche mehrere verschworene Germanenvölker ihm [9 n. Chr. gelegt hatten. Nach dreitägigen Gefechten, in denen die Germanen vom Cheruskerfürsten Armrnius geführt wurdeu, gingen drei Legionen zugrunde, und Varns stürzte sich verzweifelnd in sein Schwert (s. Anhang Vii). Augustus soll beim Eintreffen der Unglücksbotschaft aufs äußerste bestürzt gewesen sein und jammernd ausgerufen haben: „Varns, Varus, gib mir meine Legionen wieder!" Er gab den strengen Befehl, auf die Wiedereroberuug Germaniens zu verzichten und sich aus die Verteidigung der Rhein- und der Donaugrenze zu beschränken. [Die lange Friedenszeit und die Wiederherstellung gesetzlicher Ordnung rief eine Blüte der Künste hervor, wie sie Rom noch nicht gekannt hatte. Herrliche Paläste, Tempel und Theater wurden erbaut, Baumeister und Bildhauer schmückten die Stadt- und Landhäuser der Vornehmen. Für die Dichtkunst aber brach ein goldenes Zeitalter an; damals entstanden die unsterblichen Werke der Dichter Vergi'lius, Horatius und Ovrdius und die große römische Geschichte des Lrvius. Alle diese hervorragenden Männer fanden in Augustus, ganz besonders aber in dessen Freund Mäcenas, ihre Gönner und Schutzherren.] Im siebenundsiebzigsten Lebensjahre verschied Augustus, der in seiner Familie viel Trübes erfahren hatte, auf einer Reife (14). Schön geschmückt 14 erwartete er den Tod. Seine trauernden Freunde forderte er auf, ihm zu bezeugen, daß er während feines Lebens feine Rolle gut gespielt habe, und ihm Beisall zu klatschen. Xviii. Hie römischen Kaiser. [Aus den kleinen Anfängen Roms war ein gewaltiges Weltreich erwachsen, das alle Küstenländer des Mittelmeers umfaßte. Die vielen Völker, welche in ihm vereinigt waren, wurden von Rom aus gleichmäßig regiert und lebten sich allmählich in die Sitten und Anschauungen der Römer und Griechen ein; denn die griechische Sprache und Bildung ward mit der römischen als gleichwertig betrachtet und beherrschte das Morgenland, wie diese das Abendland. Allmählich wurden auch die Provinzialen in die

5. Bilder aus der Sage und Geschichte Roms - S. 46

1908 -
Anhang. Erzählungen au* dee deutschen Uoegeschiciite. A) Die Germanen. I. Einwanderung und Ansiedlung der Germanen. [Die Germanen sind in unvordenklichen Zeiten aus Mittelasien, der Heimat aller indogermanischen oder arischen Völker, nach Europa gewandert. Vor ihnen her zogen die Kelten, hinter ihnen folgten dieslaven. Die Wanderung dauerte viele Jahrhunderte, da unterwegs vielfach haltgemacht und der Boden bebaut wurde. Aber nach einigen Jahrzehnten brach dann die Wanderlust von neuem aus, und der Zug der Völker ging weiter. Der Weg führte an den Usern des Kaspischen und des Schwarzen Meeres entlang nach dem südlichen Rußland, wo die Germanen jedenfalls lange Zeit seßhaft waren. Nach neuem Ausbruch erfolgte eine Teilung in Ostgermanen und Westgermanen, und während jene teils in den großen Ebenen Osteuropas verblieben, teils Skandinavien bevölkerten, rückten diese in nordwestlicher Richtung vor und besetzten den nördlichen Teil Deutschlands zwischen den Küsten der Ost- und Nordsee und dem Hereynischen Walde; so nannten die Römer den breiten Streifen der Waldgebirge vom Rheinknie bei Bingen bis zu den Sudeten. Am Niedevrhem stießen sie ans die Kelten, die inzwischen ganz Gallien und Britannien besetzt hatten, und so kam hier der Zug zum Stehn. Von den Kelten, mit denen sie in ununterbrochen feindlicher Berührung blieben, erhielten sie damals ihren Namen; Germanen bedeutet wahrscheinlich (Schlachtrufer.] Das von den Germanen besetzte Land, später Germanien genannt, war zum großen Teil Hügelland und Tiefebene. Die zahlreichen nach Norden abfließenden Ströme bildeten große Sumpfgebiete; ungeheuere Wälder, die fast das ganze Gebiet bedeckten, waren der Aufenthaltsort wilder Tiere (Bär, Wolf, Luchs) und großer Herden von Auerochsen, Elentieren, Hirschen, Wildschweinen usw. Das Land war, wenn auch nur spärlich, bereits von Menschen bewohnt, die in Höhlen oder auf Pfahlbauten in Seen hausten und von den Einwanderern unterworfen wurden. Diese trieben zwar auch Fischfang und besonders leidenschaftlich die Jagd, aber sie waren doch schon von Asien her

6. Bilder aus der Sage und Geschichte Roms - S. 48

1908 -
48 — gehalten wurde. Das rauhe Klima erforderte aber auch ein Unterkleid, das aus Leinen oder ans Leder gefertigt war und Leib und Beine enganliegend schützte; im Hause wurde es meist nicht angelegt. Der Kopf blieb unbedeckt, das Haar wurde bei vielen Stämmen lang getragen. Alle Geräte, deren der Germane bedurfte, wurden im Hause hergestellt; die Frauen mit ihren Mägden fertigten die Leinen- und Wollstoffe und schnitten und nähten aus ihnen die Kleider. Söhne und Knechte hatten unter Anleitung des Vaters die Arbeit der Zimmerleute und Schmiede zu verrichten; ein Gewerbe zu treiben, galt eines freien Mannes unwürdig; höchstens die Waffenschmiedekunst war davon ausgenommen. Iii. Staatliche Einrichtungen der Germanen. [Jeder Germane gehörte zu einer Sippe, einem Verbände aller verwandten Familien, den der Sippenälteste leitete. Die Sippe gewährte ihren Mitgliedern Schutz; jede Schädigung, die sie erfuhren, und zwar nicht nur an Hab und Gut, sondern auch an Leib und Leben, wurde von ihrer ganzen Sippe übernommen, die von der Sippe des Schädigers Ersatz verlangte. Die beiden Sippenältesten verhandelten dann über die zu leistende Buße, meist eine Anzahl Rinder, welche der Sippe des Beschädigten gezahlt werden mußte; um die Verhandlungen zu vereinfachen, waren in den einzelnen Völkerschaften Bestimmungen über die Ansprüche getroffen, die auf Grund irgendeiner Schädigung erhoben werden konnten, das sogenannte Werg eld. Konnten sich die Sippenältesten nicht einigen, so kam die Sache vor ein Gericht freier Männer, welches dann meist an die Ganversammlnng (s. u.) sich anschloß. War Krieg und Blutrache zwischen zwei Sippen zu befürchten, so kam es vor, daß der Übeltäter, wenn es sich um Totschlag handelte, aus dem Lande verbannt wurde; er ging dann ins Elend (d. i. außer Landes) und lebte am Hofe eines auswärtigen Fürsten. In den Krieg zogen die Angehörigen derselben Sippe gemeinsam, sie bildeten in der Schlacht eine Truppe für sich, und jeder hatte den Ehrgeiz, durch Tapferkeit seiner Sippe Ehre zu machen und das Lob seiner Gefchlechtsgenossen zu erwerben. Jeder Germane gehörte aber auch zu einer Markgenossenschaft und mit ihr zu einem Gau; dieser umfaßte alle die Siedeluugeu freier Männer in einer Landschaft, und ans einer größeren oder kleineren Zahl solcher Gaue setzte sich das Volk zusammen. Die erwachsenen freien Männer eines Gaues bildeten eine staatliche Gemeinschaft; an der Spitze der Verwaltung stand ein auf Zeit gewählter Fürst (= Häuptling), bei dessen Wahl man nicht nur Tüchtigkeit und Erfahrung, sondern auch die Herkunft berücksichtigte; man wählte meist einen Edeling, d. h. einen Mann ans den Familien, die sich von einem der Führer bei der Einwanderung ableiteten und deshalb besondere Ehren genossen. Der Fürst, dem ein Rat der erfahrensten Männer zur Seite stand, verwaltete den Gau nach dem Herkommen und nach dem Willen der

7. Bilder aus der Sage und Geschichte Roms - S. 59

1908 -
— 59 — Ix. Die germanischen Völkerbündnisse. Die mittlere Donau bildete zwei Jahrhunderte lang die Grenze zwischen Römern und Markomannen. Diese aber, mit einer Anzahl Nachbarvölker verbündet, hatten den Wunsch, ihre Wohnsitze zu erweitern, und verlangten Ansiedlung am südlichen Douannser. Als ihnen diese versagt wurde, begann ein langjähriger Krieg, den der Kaiser Marcus Aurelius kräftig führte, ohne jedoch schwere Verwüstungen des römischen Gebietes hindern zu können. Als er aber plötzlich starb, schloß sein untüchtiger Sohn und Nachfolger mit den Markomannen einen Frieden, in welchem er ihre Wünsche erfüllte. In den Landschaften südlich der Donau wurde ein Dritteil des Grund und Bodens den Markomannen überlassen, die sich hier ansiedelten, als die ersten germanischen Bewohner der Alpenlandschaften. Ihre Fürsten wurden römische Beamte und Feldherren und verpflichteten sich, die Reichsgrenze zu schützen. Dieser Ausgang des langjährigen Krieges öffnete den Germanen die Augen darüber, daß das große Weltreich nicht mehr imstande war, sich gegen kühne und starke Feinde zu schützen. Um die eigene Stärke zu erhöhen, verbanden sich die benachbarten und verwandten Völkerschaften, und so enstanden große Bündnisse unter den Völkern (um 200), die entlang der römischen [um 200 Grenze auf der Lauer lagen, um bei günstiger Gelegenheit das gegenüberliegende Gebiet auszuplündern. In den Tiefebenen Norddeutschlands zwischen Harz und Nordsee entstand der Bund der Sachsen (d. i. Schwertrnänner), zahlreiche kraftvolle Völker umfassend. Die Lage ihres Landes machte sie zu kühnen Seefahrern und wies sie darauf an, ihren Teil der römischen Bente sich durch Seeraub zu sichern. Unaufhörlich wurden die Küsten der römischen Provinzen Gallien und Britannien von ihnen ausgeplündert. Am mittleren und unteren Rhein bildete sich der Bund der Franken (d.i.speer- oder Beilkämpfer) ans allen den Völkerschaften, die jahrhundertelang von den Römern bekämpft und mißhandelt worden waren, den Batavern, Brukterern, Cheruskern, Chatten usw. Ihre Blicke waren begehrlich auf das nördliche Gallien gerichtet; von Norden her bedrohten es die sälischen Franken (d. i. Seefranken), von Nordosten her die rip na rischen Franken (d. i. Userfranken). Auch sie waren gefürchtete Seeräuber, die mitunter sogar im Mittelmeer erschienen. Südlich an die Franken stieß das Gebiet der Burguudeu (vermutlich „die Kampfesfrohen^), eines ostgermanischen Volkes, das, von kühner Abenteuerlust ergriffen, seine Sitze östlich der Elbe aufgegeben und sich durch zahlreiche Germanenvölker bis zur Grenze des Römischen Reiches hindurch-geschlagen hatte. Es hatte sich am unteren Main festgesetzt und hoffte den Übergang über den Rhein und damit den Einbruch in das mittlere Gallien erzwingen zu können. Vor dem Pfahlgraben zwischen Main und Donau hatte der mächtige

8. Bilder aus der Sage und Geschichte Roms - S. 17

1908 -
— 17 — kriege hatte der Konsul Man lins Torquatus (f. o. Vi) aufs strengste untersagt, sich in Einzelkämpfe mit Feinden einzulassen. Aber sein eigener Sohn hatte der Kampflust nicht zu widerstehen vermocht, als einer der feindlichen Feldherren ihn zum Zweikampfe herausforderte. Unter dem Jubel des Heeres brachte er dem Vater die Waffenrüstung des erlegten Gegners; doch der Vater ließ ihn, um ja nicht die strenge Kriegszucht erschüttern zu lassen, soson in Fesseln schlagen und hinrichten. Alle diese gewaltigen Männer führten die einfachste Lebensweise: wenn sie nicht die Lenknng des Staates oder der Krieg in Anspruch nahm, waren sie Landleute, die auf ihren Gütern wohnten, die schwersten ländlichen Arbeiten verrichteten und ganz bescheiden lebten. Cincinnatns (s. o. Vi) wurde vom Pfluge hinweg als Diktator an die Spitze des Staates berufen. Den Curins Dentatns trafen die Gesandten der Samniter, wie er, von harter Feldarbeit ruhend, aus hölzerner Schüssel ein Gericht Rüben verzehrte, das er sich selbst gekocht hatte. Solange die Staatsmänner Roms solche Gesinnung bewiesen und solche Lebensweise führten, war Rom unüberwindlich. X. Der erste punische Krieg. (264—241.) [264—241 An der Nordküste Afrikas lag die mächtige Stadt Karthago, eine Kolonie des phönizifchen Tyrns, die der Sage nach von der Königin Dido gegründet worden sein soll. Die Flotten der Karthager beherrschten das Mittelmeer, und ein großer Teil seiner Süd- und Westküste war den Püniern (d. i, Phöniziern) untertan. Mit den Römern waren die Karthager seit langen Zeiten befreundet und verbündet. Als aber die Römer die Südküste Italiens ihrem Reiche einverleibt hatten und nun selbst eine Seemacht geworden waren, kam es zum Kampse zwischen den bisherigen Freunden. Zunächst handelte es sich um die große und reiche Insel Sizilien; sie wurde von den Heeren Roms, die den karthagischen an Tüchtigkeit überlegen waren, Schritt vor Schritt erobert, aber behauptet konnte sie nur werden, wenn die Römer die Karthager auch vou der See zu verdrängen vermochten. Als sie dies erkannt hatten, bauten die Römer nach dem Muster eines gestrandeten karthagischen Kriegsschiffes eine große Flotte. Der Konsul Dullius, der sie befehligen sollte, ließ am Schnabel eines jeden Schiffes eine Enterbrücke anbringen, die mit einer Eisenspitze das feindliche Schiff festhielt und es so den römischen Kriegern ermöglichte, im Handgemenge die Feinde niederzuwerfen. In der Seeschlacht bei Mylae (260) an der Nordküfte Siziliens bewährte sich diese Einrichtung, die den karthagischen Schiffen den Vorteil nahm, durch geschickte Schwenkungen die feindlichen Schiffe anzurennen und niederzubohren. Es war der erste Seesieg, den die Römer erfochten; dem siegreichen Feldherrn wurden ganz besondere Ehren erwiesen. Vogel, Geschichtsleitsaden für Quinta 2. Aufl. 2

9. Bilder aus der Sage und Geschichte Roms - S. 47

1908 -
— 47 — Ackerbauer und Viehzüchter. Deshalb war ihre erste Tätigkeit darauf gerichtet, an geeigneten Stellen den Urwald auszuroden oder niederzubrennen. So erhielten sie Raum für ihre Ansiedlungen. Ant liebsten bauten sie sich in Einzelhöfen an; im Hügellande entstanden Dörfer, wobei sie aber darauf achteten, daß die Höfe nicht zu nahe beisammenlagen, nicht nur aus Freiheitsliebe, um den Nachbar nicht allzu nahe zu haben, sondern auch aus Besorgnis vor Feuersgefahr; denn sie wohnten in hölzernen Blockhäusern. Ii. Lebensweise der Germanen. Die Germanen waren ein schöner Menschenschlag, der sich durch hohe Gestalt, blondes Haar und blaue Augen von den Nachbarvölkern unterschied. Den Hauptstamm eines jeden germanischen Volkes bildeten die freien Männer, und in ihnen treten die Haupteigenschaften des Volkes: unbändige Freiheitsliebe, tollkühner Mut, Treue und Wahrhaftigkeit, Gastfreundschaft, Achtung vor den Fraueu, glänzend hervor; als allgemein verbreitete Fehler werden von den römischen Schriftstellern übertriebenes Ehrgefühl, Eigenwille, Abenteuerlust, Unbesonnenheit und Neigung zu Trunk und Spiel hervorgehoben. Der freie Germane war Ackerbauer und Viehzüchter; das Land, das er bebaute, gehörte in den ersten Jahrhunderten nach der Ansiedlung nicht ihm selbst, sondern der Gemeinde oder Markgenossenschaft (Mark = Grenze). Er baute Gerste, Hafer, Korn, Flachs und Rübenfrüchte. Seine Herde weidete er auf den brach liegenden Feldern, die in den letzten Jahren bebaut gewesen waren, und ans der Gemeindewiese. Am liebsten aber entzog er sich selbst diesen Arbeiten; an seiner Stelle leitete die Hansfrau das ganze Hauswesen; Söhne und Töchter hatten als Knechte und Mägde zu dienen und wurden von deu Hörigen, halbfreien Pachtern, und Sklaven unterstützt. Die Zeit, welche Krieg und Jagd nicht in Anspruch nahmen, widmete der freie Mann den Verhandlungen mit den Geschlechts- und Markgenvssen, welche meistens mit Trinkgelagen endeten; auch schämte er sich nicht, ganze Tage mit Nichtstun zu verbringen, wobei er in ein Fell gehüllt neben der Herdstelle lag (auf der Bärenhaut ltigert). Das Familienleben war innig; besonders bedeutsam war die Stellung der Hausfrau und Mutter, die nicht nur die treue Gefährtin des Mannes in der Arbeit war, sondern auch in alle seine Pläne und Sorgen eingeweiht wurde; selbst in Staatsangelegenheiten fragte man gern die Frau um ihre Ansicht, und ihre Ratschläge wurden beachtet. Die Ehen waren sehr kinderreich, und die Jugend wuchs unverzärtelt zu kräftigen, schönen Menschen heran. Die hauptsächliche Nahrung der Germanen bildeten Mehl- und Milchspeisen; Fleisch lieferten das erbeutete Wildbret und geschlachtete Tiere der Herde. Das Getränk der Männer bei Gelagen war der Met, ein mit Honig gesüßter Gerstensaft. Das wichtigste Kleidungsstück war der Mantel, ein viereckiges Stück rauhen Wollstoffes, das durch Spangen oder Dornen zusammen-

10. Bilder aus der Sage und Geschichte Roms - S. 69

1908 -
— 69 — So kam es nicht zur vollständigen Eroberung Italiens; oströmisch blieb Ravenna, wo der Exarch, der Statthalter des Kaisers, residierte, ferner der Bezirk von Rom, endlich ganz Südrtalien und Sizilien. Diese Zersplitterung war günstig sür die Machtstellung des römischen Bischofs; allmählich fiel ihm die Verwaltung der Stadt Rom und ihres Bezirkes zu, und so gewann er weltliche Macht zu seiner ursprünglich nur geistlichen. Und da der fern wohnende Exarch und der uoch fernere Kaiser ihn ihre Obergewalt nicht fühlen lassen konnten, so bereitete sich die völlige Unabhängigkeit dieses weltlichen Besitzes vor. Gleichzeitig wuchs auch das geistliche Ansehn des römischen Bischofs, und allmählich gewöhnten sich die Völker des Abendlandes daran, in ihm das Oberhaupt des christlichen Abendlandes zu verehren. Der erste, den man in diesem Smne Papst nennen kann, war Gregor I. (um 600). Er hat das persönliche Verdienst, die Angeln und Sachsen in Britannien (s. o. Xi) zum Christentum bekehrt zu haben. Sein Eiusluß brachte auch die Langobarden dazu, vom arianischen zum katholischen Christentum überzutreten. Dieser Schritt erleichterte ihre Verschmelzung mit den römischen Bewohnern des Landes. Nach den Langobarden führt heute uoch der größte Teil der Po-Ebene den Namen Lombardei. Die lombardische Königskrone heißt auch die eiserne Krone, weil in sie ein Draht eingelegt ist, den man ans einem angeblich vom Kreuze Christi stammenden Nagel hergestellt hat. D) Das Frankenreich. Xv. Das Frankenreich unter den Merowingern. Alle die blühenden, jngendkrästigen Völker, die aus dem schier unerschöpflichen Germanien gegen das altersschwache Römische Reich zum Angriffe vorgingen, find entweder sofort vernichtet ober allmählich römischem Wesen unterworfen worben. So war es schon beit Kimbern nitb Teutonen ergangen, so verbluteten noch vor dem Ende der Völkerwanbernng Vanbalen nrtb Ostgoten, und auch die Reiche der Burgunben, der Westgoten nrtb Langobarden verschwanben spurlos nach kurzem Bestehn. Die Reste aller dieser Völker gaben ihr Germanentum auf und gingen im Romanentum unter; dem sie frische Kraft zuführten. Nur das Jnselreich der Sachsen in Britannien und vou allen Festlandreichen nur das Frankenreich hatten dauernden Bestand. Vor allen andern Germanenreichen der Völkerwanderung war das Frankenreich dadurch begünstigt, daß es nicht ausschließlich aus romanischem Boden lag, sondern in enger nachbarlicher Berührung mit dem eigentlichen Germanien stand und aus dessen noch immer nicht aufgebrauchter Volks-•kraft immer neue Stärkung erhielt, fodaß ihm germanischer Charakter erhalten blieb. Auch war es ein Vorteil, daß die Frauken den Romanen nicht
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