Zweite Periode der griechischen Geschichte. Sparta. 27
in Locri Epizephyrii und Charondas aus Catana ums Jahr 660, Pythagoras in Crotou 540 v. Chr.); doch .erzeugten die groen Reichthmer schon frh eine den Volksgeist erschlaffende Ueppigkeit.
Ii-Sparta.
Das Volk war getheilt in dorische Spartiaten, welche herrschten, inperiken, oder achische Lacedmonier, freie Grundbesitzer undge-werbtreibende ohne Brgerrecht, und in H e l o t e n, Staatssklaven. Ly -curgus, Sohn des Knigs Eunomus aus dem Geschlecht der Pro-kliden, stellte ums Jahr 810 unter dem durch bestndige Kriege ver-wilderten Volke die alten dorischen Einrichtungen wieder her, die er auf seinen groen Reisen, namentlich in Creta, kennen gelernt hatte, und suchte zugleich durch neue Gesetze und durch eine strenge Erziehung den Brgern einen solchen Geist einzuflen, da sie sich mit Gut und Blut dem Staate weihten. Nachdem die Spartaner diese Ver-sassung angenommen hatten, verlie Lycurgus die Stadt, und starb in freiwilliger Verbannung.
An der Spitze des Staats standen zwei Könige aus den Stmmen der Eurhstheniden und Prokliden, welche als Anfhrer im Kriege beim Heere unumschrnkte Gewalt hatten, im Frieden aber als Oberpriester gewisse Opfer und andere Ehrengeschfte verrichteten und in der Gerusia den Vorsitz fhrten. Die Gerusia bestand aus 28, wenigstens 60 Jahre alten Mnnern, welche die Volksgemeinde whlte, und berieth alle Staatsangelegenheiten in der Weise, da die Volksversammlung (tuta) nur durch Ja oder Nein zu ent-scheiden hatte. Diese wurde regelmig vom Könige in jedem Vollmonde berufen und war mit einer Heerschau verbunden. Als beaufsichtigende Be-Hrde standen der Gerusia die fnf Ephoren zur Seite, welche jeden Be-amten und selbst die Könige vor ihren Richterstuhl ziehen konnten und spter fast die ganze Regierungsgewalt an sich rissen. Alle Spartiaten waren zu ffentlichen Aemtern wahlfhig und nahmen an den Volksversammlungen Theil. Das Land der zinspflichtigen Periken (Nachkommen der berwundenen Acher) war in 30,000, das der Spartiaten in 9000 gleiche Theile getheilt; letzteres wurde durch Heloten bebaut. Zur Befrderung des Gemcinsinns und zur Verbannung alles Luxus waren gemeinsame Mahlzeiten (Syssitien) angeordnet, zu denen jeder Spartiat einen Beitrag zahlte; der Besitz von Gold und Silbergeld war verboten und dafr eisernes Geld eingefhrt; ebenso durfte kein Spartiat ins Ausland reisen und kein Fremder ohne bestimmte Geschfte in Sparta verweilen. Die Erziehung war Sache des Staats; die Knaben wurden in ihrem siebenten Jahre in die Agelen eingereiht, unter krperlichen Hebungen an Gehorsam und Entbehrungen gewhnt, und gebt, in wenig Worten viel zu sagen.
Die durch Lycurgs Gesetze gewonnene Kraft bewhrte der Staat in den beiden messenischen Kriegen. Im ersten Kriege (743 724) belagerten und eroberten die Spartaner, nach gegenseitigen Pln-
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Frankreichs Uebergewicht. Deutschland. Spanien. Portugal. 179
Geister Frankreichs an seinem Hofe, beschenkte sie reichlich und gab auch aus-wrtigen Gelehrten (wenn auch nur, um von ihnen gefeiert zu werden) Ge-schenke und Pensionen. So ist seine Regierung die goldene Zeit der franzsischen Literatur geworden. Descartes, Molires (t1673) Corneille (f 1684), Racine (f 1699), La Fontaine, Boileau' Feuelon (f 1715). Im Jahre 1663 stiftete Ludwig die Akademie der In-schriften, 1666 die der Wissenschaften. Unter Ludwig Xv. bten Voltaire und Rousseau (ff 1778) einen groen Einflu auf die Umgestaltung der gesellschaftlichen Verhltnisse.
,jn seinen sptern Jahren wandte sich Ludwig, besonders durch den Einflu der Frau von Maintenon, zur Frmmelei, und lie sich 1685 zur Aufhebung des Edicts von Nantes verleiten, wodurch er sein Land 700,000 gewerbfleiiger Einwohner beraubte, die in Holland und Branden-brg aufgenommen wurden (Dragonerbekehrungen).
Die durch Ludwig Xiv. eingefhrte Verwaltung wurde bald das Muster fr alle anderen europischen Staaten; auch die Pracht, die Feinheit und die Sittenlosigkeit des franzsischen Hoslebens wurden nachgeahmt, und mit der franzsischen Sprache verbreiteten sich franzsische Moden der die meisten Lnder Europas.
. 105.
Deutschland und Spanien vor dem spanischen Erbfolgekrieg.
1. In Deutschland folgte auf Ferdinand Iii. sein Sohn Leopold I. (1658-1705), ein unthtiger, den Jesuiten ergebener Fürst, unter dem das erschpfte Reich durch die Kriege mit Frankreich und mit den Trken schwer zu leiden hatte. 1683 drangen die Trken unter Kara Mustapha bis Wien vor; die Hauptstadt, durch Star-Hemberg tapfer vertheidigt, wurde durch Johann Sobieski von Polen und Karl von Lothringen gerettet. Durch die nun folgenden Siege der O estreich er unter Ludwig von Baden und Eugen von Savoyen ???.?* sinken Alles, was sie seit 150 Jahren in Ungarn er-overt hatten; Ungarn wurde (1687) ein Erbreich des 'streichischen Nes,behielt jedoch seine Verfassung. Im Karl o Witz er Frieden i.. blieb dem Kaiser Siebenbrgen und Slavonien; durch Eugens Siege der Peterwardein und Belgrad wurde im Pass cn:otoifee^: ^ ra", l1.8 "ch ein Theil von Kroatien, Bosnien. Serbien und oer Walachei gewonnen, während Venedig das 1699 gewonnene Morea wieder verlor. Seitdem herrschte zunehmende Schwche und Anarchie ^etc^e' ba ^doch durch den Belgrader Frieden ( 7c>9) alles Land im Sden der Sau und der Donau wieder ae-wann, wahrend es Asow an Rußland abtrat.
1692 wurde eine neunte Kurwrde (die dritte protestantische) fr Han-nover errichtet, deffen Kurfürst 1714 als Georg I. den englischen Thron vestleg. Der Pfalzgraf von Zweibrcken, Karl Gustav, hatte schon 1654 die schwedische Krone erlangt Kurfürst August der Starke von Sachsen
12*
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Deutschland Spanien Portugal Frankreichs La_Fontaine Maintenon Nantes Holland Europas Deutschland Spanien Deutschland Frankreich Wien Star-Hemberg Ungarn Ungarn Belgrad Kroatien Bosnien Serbien Venedig Donau Sachsen
Der deutsch-franzsische Krieg von 1870 und 1871. 227
unter Jules Favre und Gambetta. Die Kaiserin entfloh mit ihrem Sohne nach England.
3. Im Laufe des September wurde unter einer groen Zahl fr die Armee des Kronprinzen stets siegreicher Gefechte Paris voll-stndig eingeschlossen und die Festungen Laon, Toul und S t r a -brg (am 27. Sept.) genommen. Am 27. October bergab Marschall B a z a i n e, durch Hunger und Krankheiten im Heere gezwungen, seine Armee und die Festung Metz dem Prinzen Friedrich Karl (173,000 Mann wurden kriegsgefangen), und nun konnte das deutsche Belagerungsheer durch Eilmrsche nach dem Sden Frankreichs und eine Reihe erfolgreicher Kmpfe um Orleans den Entsatz von Paris durch die republikanische Loirearmee unter General Aurelles de Paladine vereiteln. Alle Anstrengungen des franzsischen Kriegs-Ministers Gambetta in Bordeaux, durch neu geschaffene Heere sich Paris zu nhern, waren vergeblich. Die franzsische Nordarmee unter General Faidherbe wurde bei Amiens (am 27. Nov.) durch den Gen. Manteuffel zurckgeworfen und (am 19. Januar) bei St. Qu entin durch Gen. Gben vllig geschlagen. Eine neue Loire-armee unter Ehanzy vernichtete der Prinz Friedrich Karl in den Kmpfen um Le Maus (6. bis 12. Januar), und die Sdarmee unter Bourbaki schlug der General Werder in der dreitgigen Schlacht von Belfort (15.17. Januar). Inzwischen mute auch Paris, durch Hungersnoth und das Bombardement der Deutschen auf das Aeuerste bedrngt, nach mehreren blutigen, aber stets erfolglosen Ausfllen am 28. Januar 1871 kapituliren. Es kam nun ein drei-wchentlicher Waffenstillstand zu Stande, die Pariser Forts wurden den Deutschen bergeben, Paris auf einige Tage besetzt. Eine nach Bordeaux berufene Nationalversammlung whlte Thiers zum Chef der franzsischen Regierung und dieser vereinbarte mit dem deutschen Reichskanzler Fürst Bismarck die Friedensprliminarien: Deutsch-Lothringen mit Metz und Elsa wurden an Deutschland abge-treten, Frankreich mute snf Milliarden Kriegskosten zahlen. Der Friede wurde am 10. Mai 1871 zu Frankfurt a. M. geschlossen, die Friedensprliminarien besttigt.
134.
Deutschland seit 1871.
Von den deutschen Fürsten und freien Stdten wurde dem Könige Wilhelm von Preußen die deutsche Kaiserwrde angetragen und von diesem im Hauptquartier zu Versailles fr sich und seine Nach-folger an der Krone Preußen angenommen. (Proklamation an das deutsche Volk vom 18. Januar 1871.) Der erste deutsche Reichs-tag wurde durch Kaiser Wilhelm am 21. Mrz 1871 zu Berlin er-ffnet und von ihm die zwischen den deutschen Regierungen verein-barte Verfassung d es D eutschen Reich es genehmigt. Die Krone
15*
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Extrahierte Personennamen: Jules_Favre Friedrich_Karl_( Friedrich Karl Friedrich_Karl Friedrich Karl Fürst_Bismarck Elsa Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: England Paris Laon Frankreichs Paris Gambetta Bordeaux Paris Amiens Belfort Paris Paris Bordeaux Deutschland Frankreich Frankfurt Deutschland Versailles Berlin
212 Neuere Geschichte. Dritter Abschnitt.
sammlung sprengte und sich 1852 als Napoleon Iii. (1850 1870) zum Kaiser der Franzosen ernennen lie. Whrenb er durch ein aus Polizei und Militrgewalt gesttztes eisernes Regiment die Ruhe im Lanbe erhielt, suchte er seine Dynastie durch eine glnzenbe und erfolgreiche uere Politik, die der Ruhmsucht und Nationaleitelkeit der Franzosen schmeichelte, zu befestigen. Napoleon Iii. vermhlte sich im Januar 1853 mit der Spanierin Engeme Moncho, Herzogin von Teba. Geburt des kaiserlichen Prinzen 1856. Im Bunbe mit England gelang es Napoleon. die Ueberlieferungen der heiligen Allianz zu brechen und durch den siegreichen Krieg gegen Rulanb ( 132) den Wsfenruhm Frankreichs so zu erhhen, ba er am dem am 25. Febr. 1856 erffneten Pariser Kongre (Frankreich. England, Rulanb, Oestreich, Trkei, Sarbmien und am Schlu Preußen) als Schiebsrichter der streitigen Parteien bastanb. (Morb-versuch auf Napoleon Iii. durch den Italiener Orsini 1858.) Noch otfjer wrbe Napoleons Einflu aus Europa durch den Krieg mit Oestreich (. 127), der Oestrichs Demthigung, seine voll-stnbige Entzweiung mit Preußen, die innerliche Auslsung des deutschen Bunbes und die Wieberherstellung eines einigen Italiens zur Folge hatte. Italien mute 1860 Savoyen und Nizza an Frankreich abtreten. Die englisch-franzfische Expebition gegen China 18571860 enbete der Frieden zu Petting. Um auch in Amerika den franzsischen Einflu auszuben, unternahm Napoleon die unglckliche Expebition nach Mexico 18611867 (.126). Ein Versuch Napoleons, Luxemburg sr Frankreich zu gewinnen, fhrte zu Verwicklungen mit Preußen, die auf der Lonboner Konferenz (. 129, 2) gtlich beigelegt wrben. Die wachfenbe Mistimmung der liberalen Partei in Frankreich zwang Napoleon zur Gewhrung einer frei-sinnigeren Verfassung (Volksabstimmung, Plebiszite) und web ihn schlielich zu dem Kampse mit Deutschland (. 133). Nach der Schlacht von Seban 2. September 1870 wrbe Napoleon Iii. vom Kmg Wilhelm kriegsgefangen nach Dentfchlanb gebracht; er starb entthront in Ehiselhnrst in England am 9. Januar 1873. In Paris wrbe am 4 September 1870 die Republik von der provisorischen Regierung vroklamirt (Trochu Prsibeut). Nach der (Kapitulation von Paris Aufstanb in den Arbeitervierteln und Schreckensherrschaft der focia-listischen Commune 28. Mrz - 22. Mai 1871. (Plnbmmg bcr Kirchen, der Bank; Ermorbung der gefangenen Geieln, u. A. des Erzbischofs Darboy.) Mac Mahon, Befehlshaber der Truppen der in Versailles tagenben franz. Nationalversammlung, belagerte Paris (6. April 22. Mai) und eroberte es nach blutigem Barri-kabenkampf. (Die Hauptgebube von Paris durch die Commune in Branb gesteckt; Umstrzung der Napoleonssule.) Nun wrbe Thiers (31. Aug. 1871) zum Prsibenten der franzsischen Republik erwhlt, aber 1873 von den vereinigten Monarchisten, klerikalen und Bonapartisteu gestrzt. Am 24. Mai 1873 bernahm Macmahon die Prsibent-
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Extrahierte Ortsnamen: England Frankreichs Frankreich England Napoleons Europa Italien Nizza Frankreich China Amerika Luxemburg Frankreich Frankreich Deutschland England Paris Paris Mahon Versailles Paris Paris
226 Neuere Geschichte. Dritter Abschnitt.
Ausbruch zu bringen. Obwohl aus Anla des Knigs Wilhelm (. 128, 3) die spanische Krone ausgeschlagen wurde, erklrte dennoch Frankreich am 19. Juli 1870 den Krieg an Preußen. Am 2. August bernahm König Wilhelm, nachdem die sddeutschen Staaten sich dem norddeutschen Bunde auf Grund der . 128, 4 genannten Vertrge angeschlossen hatten, den Oberbefehl der die gesammte deutsche Armee, die in der Linie von Trier bis Landau in drei ge-trennten Heeren mit nie dagewesener Schnelligkeit ausmarschirt war. Die Gesammtstrke der deutschen Kriegsmacht mit der Landwehr be-trug 850,000 Mann, die der drei Armeen am Rhein 384,000 Mann. Die Iii. Armee unter Fhrung des Kronprinzen von Preußen schlug am 4. August die Franzosen bei Weienburg und gewann am 6. August bei Wrth einen glnzenden Sieg der Mac Mahon, während gleichzeitig das franzsische Corps Frossard in dem blutigen Gefecht bei Spicheren unweit Saarbrcken aufgerieben wurde. Die geschlagenen franzsischen Armeen zogen sich nun auf Metz zurck, wurden aber hier zunchst am 14. August von der I. deutschen Armee bei Cour cell es eingeholt und geschlagen. Inzwischen war es der Ii. Armee unter Fhrung des Prinzen Friedrich Karl von Preußen gelungen, die franzsischen Rckzugslinien zu besetzen; in der Schlacht bei Mars-la-Tour und Vionville am 16. August wurden die Franzosen nach zwlfstndigem heiem Kampfe trotz ihrer numerischen berlegenheit auf Metz zurckgeworfen, und endlich am 18. August die ganze feindliche Armee von König Wilhelm bei Rezonville und Gravelotte nochmals angegriffen, vollstndig geschlagen, von ihren Verbindungen mit Paris abgeschnitten und wiederum nach Metz zurckgeworfen.
2. Nachdem der Verfuch Mac Mahons, Metz zu entsetzen, wo-selbst die geschlagene franzsische Armee unter Marschall Bazaine von der Ii. deutschen Armee eingeschlossen wurde, durch die glcklichen Operationen des Kronprinzen von Preußen vereitelt war, kam es am 30. Aug. zu der siegreichen Schlacht von Beaumont (Kronprinz von Sachsen Fhrer der neu gebildeten Iv. Armee), in Folge deren sich Mac Mahon unter groen Verlusten nach Sedan zurckzog. Hier erneuerte sich der Riesenkampf am 1. und 2. Sep-tember, die ursprnglich mehr als 150,000 Mann starke franzsische Armee wurde dergestalt vernichtet, da ihre Trmmer am Mittag des 2. September zugleich mit der Festung Sedan kapituliren muten; Napoleon Iii., der in Sedan vor der Schlacht eingetroffen war, ergab sich dem Könige Wilhelm als Kriegsgefangener und berlie die Regierung Frankreichs der von ihm eingesetzten Regent-schaft in Paris unter dem Vorsitz der Kaiserin Eugenie; ihm wurde als Aufenthaltsort Schlo Wilhelmshhe bei Kaffel bestimmt. In Paris wurde in Folge dieser Ereignisse der Kaiser abgesetzt und die Re-publik erklrt, der ganz Frankreich beitrat. Die Fortfhrung des Krieges bernahm die Regierung der nationalen Verteidigung"
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Landau Rhein Weienburg Paris Sachsen Mahon Sedan Sedan Frankreichs Paris Paris Frankreich
113
8. Dies rufend, knien sie vor ihm hin und huldigen ihm still
und rufen, als er staunend fragt: „'s ist Deutschen Reiches Will!"
9. Da blickt Herr Heinrich tiefbewegt hinauf zum Himmelszelt:
„Du gabst mir einen guten Fang! — Herr Gott, wie dirs gefällt!"
Vogl.
96. Die Ungarn.
Die Ungarn waren ein furchtbares und häßliches Geschlecht. Ihr
Gesicht hatte das Ansehen eines Klumpens; die Augen waren wie kleine
Löcher, die Wangen voll knotiger Narben, weil sie in der Kindheit auf-
gerissen wurden, um das Wachsen des Bartes zu verhüten. Die Glieder
des Leibes waren kurz und gedrungen und ganz in Tierfelle gehüllt,
von denen das Rauhe nach außen gekehrt war. Immer saßen sie auf
ihren kleinen, zähen Rossen, wie wenn sie mit denselben zusammen-
gewachsen wären. Auf denselben verrichteten sie alle Geschäfte: sie
kauften und verkauften, nahmen Speise und Trank und pflogen gemein-
samen Rat. Wenn sie ruhen wollten, so legten sie sich vorwärts auf
den Hals derselben und überließen sich so unbesorgt dem Schlafe.
Ihre Nahrung waren die Wurzeln wilder Kräuter und das Fleisch
jeglichen Tieres. Dieses Fleisch, durch die Jagd gewonnen, legten sie wie
einen Sattel auf den Rücken des Pferdes und ritten es mürbe mit ihrer:
Schenkeln; Feuer und Würze brauchte:: sie rücht zu der Zubereitung.
Ihr Kleid wechselten sie nicht eher, als bis es vor Alter in Fetzen
vom Leibe fiel. Von Anständigkeit und Schicklichkeit hatten sie keiner:
Begriff und keine Vorstellung vor: Religion. Ihre Weiber saßen auf
dem Karren; auf demselben erwuchsen auch die Kinder, bis die Knaben
dem Vater folgten und die Mädchen in die Stelle der Mutter traten.
Nach Gold hatten sie die heftigste Begierde und ein brennendes Ver-
langen nach Raub. Ihre Laute waren einer menschlichen Sprache kaum
ähnlich. Wandelbar wie ihre Lebensart war ihre Gesinnung; auf ihr
Wort durfte niemand rechnen, und leicht war ihr Zorn entflanrmt.
Lanze, Pfeil und Bogen waren ihre Waffen, die Spitze war ein scharfer
Knochen. Auch hatten sie Schlingen, die sie mit Geschicklichkeit über
den Feind zu werfen verstanden, um ihn wehrlos zu machen. In
Schnelligkeit urrd Ausdauer bestand ihre Stärke. Darum zogen sie der
Verteidigung den Angriff vor. Keilweise drangen sie heran; in der
Nähe des Feindes lösten sie sich auf und umzogen in einem wilden
Schwarme seirre Schlachtordnung. In der Stirn, in: Rücken, auf den
Seiten, vor jeder Lücke zeigten sie sich mit wildem Geschrei, ver-
schwanden im Augenblick, und in: Augenblick stürzten sie vor:
B. Iv. R. «
neuem
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137
niemand ans der Straße sein, sonst wird er angehalten und aus die
Wache geführt.
Das Hämmern in der Werkstatt und der Lärm auf den Gassen
ist vorüber; nur die Stadtwache schreitet durch die menschenleeren Gassen
und der Nachtwächter. Reiche und arme Bürger haben die Ruhestatt
aufgesucht. Dann bellen die Hofhunde einander zu; vom Flusse her
dringt die kühle Nachtluft in die leeren Gaffen, und auf dem Turme
hält der Wächter seinen Umgang und späht in die dunkle Nachtluft,
bis sein Hornruf und das Frühgeläut der kleinen Glocken das Anbrechen
eines neuen Arbeitstages verkünden. Freytag.
108. Tas Rittertum im Mittelalter.
Anfänglich bestanden die Heere der Deutschet: wie auch der meisten
übrigen Völker Europas größtenteils aus Fußgängern. Der Reiter
waren nur wenige, aber alle schwer gerüstet. Sie trugen Helme und
Panzer, ihre Waffen waren Lanzen und furchtbare Schwerter. Wegen
des Aufwandes, den eine solche Rüstung erforderte, konnten nur die
Reichen und Vornehmen zu Pferde dienen. Darum gab der Reiterdienst
eine Art von Ansehen und Adel, und immer strenger suchten sich die
Reiter von den unteren Ständen, welchen bald allein der Dienst zu Fuße
überlassen blieb, abzusondern. Um einen solchen Vorzug zu behaupten
und immer mehr hervorzuheben, war das ganze Leben des Adels
kriegerisch von Jugend auf. Körperliche Kraft und Gewandtheit ging
ihm über alles; um höhere Ausbildung des Geistes kiimmerte er sich
wenig. Mancher Adelige konnte nicht einmal seinen Namen schreiben.
Dagegen lernte er von Jugend auf ein junges Roß tummeln und Lanze
und Schwert mit Gewandtheit führen. Wegen der immerwährenden
Übung mußte er wohl der ausgezeichnete Krieger werden. Denn zu
einer Zeit, wo das Pulver noch nicht erfunden war, konnte nur körperliche
Kraft und Gewandtheit eine Schlacht entscheiden. Und wie hätte sich in
der Schlacht der leichte Fußgänger mit dem geübten Reiter messen können,
der, von: Kopf bis zu den Füßen mit Eisen bedeckt, jeder feindlichen
Waffe sicher Trotz bieten konnte! So machten in den damaligen Zeiten
die Adeligen die vornehmsten Krieger aus; nach ihrer Anzahl wurde
fast einzig die Stärke des Heeres bestimmt. Von ihrem Reiterdienste
bekamen sie den Namen Ritter.
Mit der Zeit bildeten die Ritter einen besonderen Stand. Religion,
Ehre, Tapferkeit und Hochachtung gegen das weibliche Geschlecht waren
die vier Haupttugenden der Mitglieder. Die Aufnahme in diesen Stand
erforderte eine vieljährige Vorbereitung und war mit großen kirchlichen
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Extrahierte Ortsnamen: Werkstatt Deutschet Europas
168
nicht und schlug einmal ihren Martin wegen einer Nuss bis
aufs Blut. Und doch hats Luther den Eltern nie vergessen,
wie hart sie sich um ihrer Kinder willen geplagt haben und
wie seine Mutter das Holz auf dem Kücken zusammenschleppen
musste. Oft sagte er: ,,Sie habens doch herzlich gut mit mir
gemeint.'Und später hat er bis zu ihrem Tode gezeigt, in
welch hohen Ehren er seine lieben Eltern hielt.
Als Martin in Mansfeld gelernt, was da zu lernen war, zog
er mit seiner Weisheit nach Magdeburg, allwo ihn sein Vater
hintat. Ein Jahr darauf schickten ihn die Eltern nach Eisenach,
weil sie in der Nähe Verwandte hatten, von denen sie hofften,
dass sie dem Knaben beistehen würden. Aber ob diese nicht
konnten oder nicht wollten, — Martin musste hier erst recht,
wie er es schon in Magdeburg getan hatte, mit andern armen
Schülern vor den Türen singen, um Brocken für seinen Unter-
halt zu sammeln. An manchen Türen gabs wenig und an
vielen auch gar nichts. Als er so einige Zeit herumgesungen,
nahm ihn eine vornehme Erau in ihr Haus und an ihren Tisch,
weil sie den Knaben um seines hellen Singens willen lieb ge-
wonnen hatte. Es war die Frau Cotta, deren Mann einer der
angesehensten Bürger der Stadt war. In diesem Hause hatte
unser Martin Gelegenheit, milde Zucht und feine Sitten zu
lernen. Das war für später gesorgt, wo er so oft und viel mit
den Grossen dieser Welt zusammenkommen sollte.
Nach Frommei.
122. Luther in Erfurt.
Nachdem Luther gegen vier Jahr in Eisenach zugebracht
hatte, sandten ihn seine Eltern im Jahre 1501 auf die
Hohe Schule zu Erfurt, welche damals in besonderem Ansehen
stand. Hier studierte er mit grossem Ernste und besonderem
Fleifse die Sprachen und die Wissenschaften. Wiewohl er von
Natur ein hurtiger und fröhlicher Geselle war, fing er doch alle
Morgen sein Lernen mit herzlichem Gebete an, wie denn dies
sein Sprichwort gewesen ist: Eleifsig gebetet ist über
die Hälfte studiert.
Als er einstmals auf der grossen Büchersammlung die
Bücher fein nacheinander besah, damit er die guten kennen
lernte, kam er über die lateinische Bibel, die er zuvor nie ge-
sehen hatte. Da bemerkte er mit grossem Verwundern, dass
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Extrahierte Personennamen: Martin Martin Martin Cotta Martin_Gelegenheit
176
125. Aus dem Leben des Großen Kurfürsten.
Die Jugend dieses vortrefflichen Fürsten fiel in eine gar trübe
und schwere Zeit. Der schreckliche Dreißigjährige Krieg, der unsägliches
Elend über unser deutsches Vaterland brachte, hatte eben begonnen,
und durch Brandenburg zogen die Söldnerscharen nach Böhmen.
Da es in jener schweren Zeit auch am kurfürstlichen Hofe an
Geld mangelte, so mußte die Taufe des jungen Kurprinzen, die man
doch mit fürstlichem Glanze ausrichten wollte, immer weiter hinaus-
geschoben werden. So geschah es, daß der Prinz erst im 5. Monate
nach seiner Geburt getauft werden konnte. Er erhielt die Namen
Friedrich Wilhelm.
Die erste Erziehung leitete seine Mutter Elisabeth Charlotte, geb.
Pfalzgräfin bei Rhein. Sie richtete ihr Hauptaugenmerk darauf, ihm
eine feste religiöse Grundlage zu geben. Bei den unsichern Zeiten
hielten es die kurfürstlichen Eltern für gefährlich, ihren Sohn in Berlin
zu lassen. Sie brachten ihn deshalb nach Letzlingen in der Altmark.
In diesem in stiller Waldeinsamkeit gelegenen festen Jagdschlösse glaubte
man ihn geborgen vor den wilden umherstreifenden Horden. Die
Stille, welche ihn hier umgab, und die freie Bewegung in den dichten
Waldungen um das Schloß her war für die körperliche und geistige
Entwickelung des Knaben von wohltuendem Einflüsse. Hier wurde
der erste Grund gelegt zu der Festigkeit und Selbständigkeit seines
Wesens, die ihn später auszeichnete.
Aber nicht lange sollte Friedrich Wilhelm hier verweilen, die um-
herschwärmenden Kriegsscharen drangen auch bis in die Stille von
Letzlingen. Ja eines Tages geriet der Prinz sogar in unmittelbare
Nähe solcher Streifzügler. Da beschlossen die besorgten Eltern, ihren
Sohn mit der ältesten Schwester, der Prinzessin Charlotte, nach der
Festung Küstrin in Sicherheit zu bringen. Hier verlebte er einige
Jahre und genoß au der Hand eines tüchtigen Lehrers eine vortreff-
liche Erziehung. Neben den Wissenschaften, in denen der Knabe gute
Fortschritte machte, wurde er besonders in der Kunst des Malens,
Schreibens und Zeichnens geübt. Daneben aber wurde auch die Er-
ziehung in der Gottesfurcht nicht versäumt. Allerlei körperliche Übungen,
Reiten, Jagen und Ausflüge in die Umgebung brachten angenehme Ab-
wechselung in die strenge Arbeit des Lernens.
Nach einiger Zeit verließ der Prinz Küstrin und verweilte am
Hofe des letzten Herzogs von Pommern in Stettin. Hier setzte er
seinen Unterricht, besonders in den fremden Sprachen, mit Eifer und
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Elisabeth_Charlotte Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Charlotte
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Rhein Berlin Altmark Pommern Stettin
1866
3. Juli
23. Aug,
1867
1869
1870 1870—1871
1870 6. Aug. 14., 16., 18. -
1. u. 2. Sept.
Preußens Krieg gegen Österreich und den deutschen Bund. Veranlassung Schleswig-Holstein. Die norddeutschen Staaten und Italien Preußens Verbündete.
Niederlage der Italiener bei Cnstozza. Kapitulation der hauuöverschen Armee (König Georg V.) nach ihrem Siege bei Langensalza.
Schlacht bei Königgrätz. König Wilhelm siegt über die Österreicher und Sachsen.
Die Preußen vor Wien und Preßburg. Friedenspräliminarien zu Nikolsburg mit Österreich. Niederlage der italienischen Flotte bei Lissa.
Der Prager Friede: Österreich scheidet aus Deutschland; Hannover, Hessen-Kassel, Nassau, Frauksurt a. M. werden preußisch.
Venetien kommt an Italien.
Errichtung des Norddeutschen Bundes unter der Präsidentschaft Preußens. Gras Bismarck Bundeskanzler. Schutz- und Trutzbündnisse mit den süddeutschen Staaten.
Eröffnung des Suezkanals.
Das Vatikanische Konzil. Jnsallibilität des Papstes.
Der deutsch-französische Krieg. Deutscher Heerführer Graf Moltke. Frankreich erklärt Preußen den Krieg, um das Werk Bismarcks zu zerstören.
Schlacht' bei Wörth. Der Kronprinz von Preußen siegt Über Mac Mahon.
Kämpfe um Metz gegen Bazaine; Siege der Deutschen bei Courcelles, bei Viouville und Mars la Tour, bei Gravelotte (König Wilhelm).
Einschließung Bazaiues in Metz durch den Prinzen Friedrich Karl.
Schlacht bei Sedan. Kapitulation der Festung. Napoleon Iii. mit der franz. Armee kriegsgefangen.
Frankreich Republik. Paris von den Deutschen cerniert.
Kapitulation von Straßburg (28. Sept.), von Metz (27. Okt.). Rom Hauptstadt des Königreichs Italien.
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Extrahierte Personennamen: Cnstozza Georg_V. Wilhelm Lissa Bismarck_Bundeskanzler Graf_Moltke Wilhelm Friedrich Napoleon Metz
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Italien Langensalza Sachsen Wien Nikolsburg Deutschland Hannover Hessen-Kassel Nassau Italien Frankreich Bismarcks Sedan Frankreich_Republik Italien