Zweiter Abschnitt.
Geschichte der Griechen.
8.
Geographische Uebersicht des alten Griechenlands.
Griechenland ist der sdliche Theil der Hmns- oder Balkanhalbinsel, deren Basis in dem Hmnsgebirge vom Adriatischen Meere bis zu den Donaumndungen reicht. Ein Kettengebirge, die Fortsetzung des illyrischen S c a rd u s, durchzieht von N.-W. nach S.-O. die Halbinsel, die Wasserscheide zwischen dem Jonischen und Aegi-schen Meere bildend: a) der Lakmon, das Quellgebiet der vier grten griechischen Flsse, b) der kahle, sast immer beschneite Pindns bis zur Sdspitze Attika's. Von ersterem zweigen sich im N. als Quergebirge ab : das Kerannischegebirge nach W. mit dem Vor-sprnng Acrocerauuia, dem Scheidepunkte des Jonischen und Adria-tischen Meeres, und das Kambunische Gebirge nach O. Einen Gebirgsknoten im Pindns bildet der Tymphrestns, von dem sich nach S.-O. erstrecken a) der Othrys, b) der Oeta mit dem Thermopylenpa, zwischen beiden das Sperchensthal, c) der vielgipflige Parna, ein isolirtes plateauartiges Gebirge, aus dem der Cephisns entspringt. Parallel mit dem Pindus zieht sich im O. eine Reihe von Kstengebirgen hin, zu denen der Olympus (9160'), der Ossa und Pelion gehren. Weiter sdstlich andere isolirte Berghhen: der waldreiche Helikon zwischen dem See Kopais und dem Korinthischen Meerbusen; der rauhe Cithron und der Parnes in Attika, endlich der marmorreiche P entelikon und derhymettns, die sich in den Gebirgen Euba^s und der Cykladen sortsetzen.
Der P e l o p o n n e s ist ein sast inselartiges Bergland mit vier sd-lichenlandzungen, der Messenischen, den zwei Lakonischen und der Argolis ch en. In seiner Mitte liegt das Arkadische Hochland, von hheren Randgebirgen eingeschlossen, deren bekannteste Kyllene und Erymanthns sind. Als gesonderte Bergketten setzen sich nach S. sort der Taygetus (7416'), der im Cap Tnarnm endet, und der Parnon mit dem Cap Malea.
Flsse: Der Penens in den Thermaischen Busen, der Ache-lous (Aspropotamo) in das Jonische Meer, der Cephisns in den Dielitz, Grundr. 2
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18 Alte Geschichte. Zweiter Abschnitt.
See Copais, der Alpheus in das Jonische Meer, der Pamisus in den Messenischen Busen, der Eurotas in den Lakonischen Busen.
Meerbusen: 1. der Thermaische B. (B. von Therm, spter Thcssalonich. jetzt Salonichi), welcher Macedonien von Thessalien scheidet. 2. Derp elasgisch e B., welcher sich in die Paga-sische und Malische Bucht spaltet. 3. Der Saronische B., scheidet Hellas vom Peloponnes. 4. Der Argolische B. (jetzt B. Von Napoli). 5. Der Lakonische B. 6. Der Messenische B. 7. Derkorinthischeb. (jetzt B. von Lepanto). 8. Der Ambra-cische B.
Zwischen dem Hmus im Norden und den Kambunischen und Keraunischen Gebirgen im Sden liegen die Landschaften: a. Thra-cien, durchflssen vom Hebrus (Maritza), mit vielen griechischen Ko-lonieen an der Kste, b. Macedonien, durchflssen vonstrymon (Karasu) und Axius (Vardar). Städte Philippi, Pydna. Griechische Kolonieen auf der Halbinsel Chalcidice (Vorgebirge Athos). c. Neu-Epirus, durch den Pindus von Macedonien getrennt; Stadt Epidamnus.
Griechenland selbst zerfllt in:
1. Nord - Griechenland, durch den Pindus getheilt in a. Epirus im Westen, mit den drei Stmmen der Chaoner, Thes-proter und Molosfer. Städte Dodona, ltestes Orakel des Zeus; Ambracia, Residenz des Pyrrhus. b. Thessalien im Osten. Berge Olymp, Oeta. Flu Peneus (Thal Tempe); es zerfiel in vier Tetraden (Stdtevereine): 1. Die Hestiotis im W., 2. die Pelasgiotis mit Larissa am Peneus, Hptstdt., Pher (Sitz des Jason), Pagas (Hafenstadt) mit den Hgeln Kynoskephal. 3. Thessaliotis mit Phars alus. 4. Phthiotis mit dem festen Lamia. Zu Thessalien gehrte die Halbinsel Magnesia (Ossa und Pelion) mitjolkus, der alten Hptstdt. der thessalischen Minyer.
2. Mittel-Griech enland, Hellas, durch den Oeta von Nord-Griechenland, durch den Korinthischen und Saronischen Meerbusen vom Peloponnes getrennt. Es enthielt von Westen nach Osten fol-gende Landschaften: a. Acarnanien, wenig angebaut, von einem rohen Volke bewohnt; Vorgebirge Actinm. b. Aetolien, mit halbbarbarischen , kriegerischen Einwohnern, c. Locris, in drei, von einander getrennten Theilen, dem Ozolifchen, westlich mit Amphissa und Naupactus (Lepanto), dem Epiknemidischen (am Geb. Knemis) und Opuntischen Locris (Hauptstadt Opus). Die beiden letzteren lagen an dem Eubifchen Meer, und beginnen mit dem Pa von Thermopyl. d. Phoeis; Berg Parna, an welchem Delphi lag. Städte Krisa mit dem Hafenort Kircha, Elatea. e. Doris, die kleinste Landschaft, zwischen Oeta und Parna, f. Botien, ein fruchtbarer Bergkessel. Städte Orchomenos, Theben, Plat, Chronea, Coronea, Leuctra, Thespi, Haliartus, Tanagra, am Meereaulis und Dettum, g. Attika, eine felsige Halbinsel, von Botien durch den Cithron geschieden; mit isolirten Gebirgszgen: der waldreiche Parnes, der marmor-
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Geographie von Griechenland. 19
reiche Briletus (Pentelikon), der honigreiche Hymettus, das silberhaltige Lauriumgebirge mit Cap Sunium. Zwei kleine Flsse: der Cephisus (nicht zu verwechseln mit dem Cephisus in Botien) und Jlissus. Drrer und steiniger Kalkboden, geringer Ge-treideertrag, bedeutender Oliven- und Feigenbau. Wohlgeschtzte Hfen weisen die Bewohner auf die See hin. Hauptstadt Athen mit drei Hfen (Phalerum, Pireus, Munychia); viele Flecken, wie Marathon, Eleufis, Decelea. h. Megaris, Stadt Megara.
3. Der Peloponues, durch den Isthmus von Korinth mit Hellas verbunden. Landschaften: a. Arendten, gebirgiges Weideland in der Mitte der Halbinsel. Städte Man-tinea, Tegea, Mega-lopolis (von Epaminondas gegrndet), b. Laconica, wird von zwei parallelen Gebirgsketten, dem Taygetus und Parnon, gebildet, zwischen denen das Eurotasthal. Aus diesem erhebt sich der Taygetus der der Ebene von Sparta in drei Stufen zu seiner grten Hhe, während er nach Messenien sich in breiterem Berglande abdacht. Jy seinen wildreichen Schluchten Ursprung des Artemis-cultus. Hauptstadt Sparta am Eurotas; Amykl, Sellasia, Helos. c. Messenien, meist eben und fruchtbar, durchflssen vom Pamisus. Stadt Messene, Bergfestungen Jthome und Eira. cl. E lis, das heilige Land, vom Alpheus durchflssen. Olympia, e. Achaja, der nrdliche Kstenstrich, mit zwlf Stdten, k. Sicyon. Z. Korinth, mit zwei Hsen, k. Argolis, mit den Stdten Argos, Mycen, Tiryns, Trzen, Epidaurus, Nauplia (Hafen).
4. Dre Inseln. An der Westkste die Jonischen Inseln, unter denen Corcyra oder Kerkyra (jetzt Corfu), Jthaca, Cephallenia, Zakynthus; im Saronischen Meerbusen Salamis und A e g i n a; an der Ostkste Euba mit der Stadt Eretria; im Aegischen Meiere die Cyclad en (Paros, Naxos, Delos ic.); an der Kste von Thracien und Klein-Asien die Sporaden (Thasos, Samothrace, Lemnos ic.); am sdlichsten Creta mit der Stadt Cnossus.
5. Griechische Kolon ieen, meist reiche Handelsstdte, be-fanden sich fast an allen Ksten des Mittelmeeres: in Klein-Asien die zwlf olisch en (Cyme, Mytilene auf Lesbos), die zwlf ionischen (Milet, Ephesus, Phoea, Smyrna, Chios, Samos) und die sechs doa^s.ch en Städte (Halicarna, Cnivus, Cos, Rhodus); an der Pro-pontis Lampsacus, Cyzicus, Bhzanz; am Pontus Euxinus Sinope, Trapezus, Panticapum, Tomi; an der thracischen und macedonischen Kste Abdera, Amphipolis, Olynth, Potida, Thessalonice. Eben so mchtig waren die meist ums Jahr 600 v. Chr. gegrndeten Städte Unter-Italiens: Tarent, Croton, Sybaris, Locri Epizephyrii, Rhegium, Cum, Neapolis. In Sicilien blhten Messana, Syracus (die mchtigste aller griechischen Kolonieen), Gela, Agrigent, Catana; in Gallien Massilia, in Spanien Sagunt, in Afrika Cyrene. In allen diesen Stdten erhielt sich griechische Sprache und Sitte, selbst als jede Verbindung mit dem Mutterlande aufgehrt hatte.
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22 Alte Geschichte. Zweiter Abschnitt.
Minher in Orchomenus am Kopaissee und in Jolkus. Die Dorer (Jwqieis) wurden aus Thessalien nach dem Pindus gedrngt und setzten sich zuletzt zwischen Oeta und Parna fest Landschaft Doris. Die Joner ('lioveg) in Attila und an der Nordkste des Peloponnes (spter Achaja). Die Acher Axaiol) wanderten aus dem untern Spercheusthal (Phtiotis) nach dem Peloponnes, wo Argolis und Salomen ihre Hauptsitze waren.
Zwischen Griechenland und dem Oriente bestand eine Verbindung und ein uralter Verkehr, der von wesentlichem Einflu auf die grie-chische Cultur wurde. Die Erinnerung an die Anregungen, die nament-lich das Religionswesen, die brgerlichen Einrichtungen und die Kunst-entwickelung der alten Hellenen dem Morgenlande verdankten, hat sich in den Sagen von Einwanderungen phnicischer, kleinasiatischer und gyptischer Kolonisten erhalten. Als solche nennt die Sage den Cecrops aus Aegypten, den Erbauer Athens (Ackerbau), Danaus aus Aegypten, den Begrnder der argivischen Cultur, Cadmus aus Ph-nicien, den Erbauer Thebens (Buchstabenschrift, Mnzen), und Pelops aus Klein-Asien, von dem die sdliche groe Halbinsel den Namen erhielt.
Die Entwickelung des hellenischen Lebens ist theils an die Hel-denthaten einzelner Heroen, Herakles (Hercules), Mino s, The-feus, theils an groartige gemeinschaftliche Unternehmungen geknpft, unter denen die wichtigsten sind: der (ganz mythische) Argonautenzug, anknpfend an nrdliche See- und Handelsfahrten; der Krieg der Sieben gegen Theben ums Jahr 1213 v. Chr.; der trojanische Krieg 1184 v. Chr., die erste Unternehmung, an welcher alle Hellenen theilnahmen.
Hercules wurde, nachdem er im Dienste des Eurystheus vonargos seine berhmten zwlf Arbeiten vollendet, unter die Götter aufgenommen. The-seus befreite ums Jahr 1250 Athen von dem Tribut an Minos (Mino-taurus Ariadne) und vereinte die zwlf Flecken Athens (Panathenen).
Die Helden des Argonautenzuges waren: Jason (der aus Colchis das Fell des goldenen Widders holte), Castor, Pollux, Telamon, Hercules, der Snger Orpheus; Aeetes und Medea.
Nach dem Tode des unglcklichen Oedipus, Sohnes des Lains und der Jocaste, stritten seine Shne Eteocles und Polhnices, der sich mit sechs Fr-sten verband, um die Herrschaft. Theben wurde endlich durch die Shne dieser Fürsten (Epigonen) erobert.
Der Raub der Helena, der Gemahlin des Menelaus, durch Paris, den Sohn des Priamus, gab die Veranlassung zum zehnjhrigen trojanischen Kriege. Agamemnon, Odysseus, Diomedes waren die Hauptanfhrer der Griechen, die auf 1200 Schiffen nach Troja segelten. Nestor, Jdomenens, Ajax, Teurer, Achilleus; Hector, Aeneas. Rckkehr der Griechen nach Troias Fall. Agamemnon wurde durch Clytmnestra ermordet, durch seinen Sohn Orestes und dessen Freund Pylades gercht. Irrfahrten des Odysseus. Homers Jlias und Odyssee.
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Extrahierte Personennamen: Doris Attila Jason Helena Hector Agamemnon Homers_Jlias
Zweite Periode der griechischen Geschichte. 25
der Stammfrsten gestrzt und republikanische Verfassungen eingefhrt, indem eine kleine Zahl vornehmer und reicher Geschlechter die Regie-rang an sich ri; immer zum Nachtheil des Volkes (Demos), welches von den Oligarchen hart bedrngt wurde. Gelang es dann einem ehrgeizigen und einflureichen Brger, an der Spitze des emprten Volkes die Adelspartei zu bewltigen, so mate sich dieser meist die Alleinherrschaft an und wurde dann, auch bei ruhmvoller und gerechter Regierung, als Tyrann bezeichnet. Die Adelspartei wurde berall in ihrem Kampfe gegen die Tyrannen von den Spartanern unter-sttzt, die die Einfhrung aristokratischer Verfassungen begnstigten.
Zu den berhmtesten Tyrannen gehrt Periander von Korinth, der Sohn des durch die Vertreibung der Bacchiaden zur Herrschaft gelangten Kypselus; ferner Polykrates von Samos, der nach langer, ruhmvoller Regierung von dem perfischen Statthalter nach Magnesia gelockt und dort ans Kreuz geschlagen wurde. Als Haupt der dorischen Staaten erscheint bald nach der Wanderung Sparta; in gleicher Weise wurde spter Athen das Haupt aller Joner.
Das innere Band, welches die griechischen Landschaften (von denen die meisten wieder in mehrere Staaten zerfielen) zusammenhielt, war theils die Gleichartigkeit der Sitte, Bildung und Denkweise, theils die Gemeinschaft-lichkeit der Sprache, der Religion und der historischen (Erinnerungen. Ferner bildeten Vereinigungspunkte fr die Griechen:
1. Das delphische Orakel, welches Anfangs zwar zur Hemmung blutiger Kriege, zur Unterdrckung der Tyrannen und zur Entwilderung der Sitten beitrug, spter aber nur auf den eigenen Vortheil bedacht war (da-her die groen Reichthmer und Kunstschtze im delphischen Tempel) und selbstschtigem Streben oft Vorschub leistete.
2. Die Amphictyonieen oder die Verbindungen von Nachbarvlkern zur Begrndung eines friedlichen Verkehrs und zu gemeinschaftlicher Feier der Gtterfeste. Unter allen war die des Apollo die wichtigste, indem die meisten griechischen Vlkerschaften an derselben theilnahmen; sie hatte zwei gemein-same Heiligthmer, den Tempel des mythischen Apollo zu Delphi, wo int Frhling jedes Jahres, und den Tempel der Demeter zu Anthela bei den Thermopylen, wo im Herbst die Bundesversammlung statt fand. Der Bund hatte besonders dahin zu wirken, da der Friede zwischen den Stammen erhalten und das Heiligthum des Apollo zu Delphi gegen alle Angriffe geschtzt wrbe.
3. Die Hegemonieen, b. i. ein so berwiegender Einflu einzelner Staaten, da diesen die Oberanfhrung in gemeinsamen Kriegen, sowie die Bestimmung der zu stellenden Truppen und der Geldbeitrge berlassen wurde.
4. Die gemeinsamen Feste und Spiele. Unter biesen waren die olym-pischen, welche alle vier Jahre am Ufer des Alpheus bei Olympia in Elis gefeiert wrben, die bedeutendsten. Alle griechischen Vlkerschaften nahmen, an der Feier Theil; whrenb berselben war allgemeiner Waffenstillstand Nach mehreren religisen Feierlichkeiten folgten die Wettkmpfe in Wagenrennen, Ringen, Laufen und allen gymnastischen Hebungen; auch Dichter
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Untergang des westrmischen Reichs. 77
Nachfolger des Honorius, Valentinian Iii. (423 455), ging noch Afrika an die Vandalen, Britannien an die Angeln und Sachsen verloren. Zwar vertheidigte der tapfere Astius 451 das Reich gegen die vordringenden Hunnen; er fiel aber bald darauf durch des Kaisers eigene Hand.
Nach Valentinians Ermordung wurde Rom 455 von den Van-dalen unter Geiserich geplndert, und darauf rissen die Fhrer der deutschen Miethstrnppen in Italien die Herrschaft an sich. Sechzehn Jahre hindurch fhrte der Sueve Ricimer die Regierung, eine Zeit lang sogar ohne einen Angustns zu ernennen; Odoaker aber setzte 476 den letzten Kaiser Romulus Augustulus ab, und nannte sich König. So endete das westrmische Reich nach einer Dauer von 1230 Jahren.
Der letzte Abschnitt der alten Geschichte zeigt ein trauriges Bild des sitt-lichen Zustandes, der auch durch das Christentum nur wenig verbessert wurde. Denn obgleich das Heidenthum zur Zeit der Vlkerwanderung fast berall im rmischen Reich verschwunden war, so waren doch die ffentlichen Zu-stnde noch so wenig vom Geist des Christenthums durchdrungen, da vielmehr die Parteiungen und Brgerkriege, welche die neue Religion hervorrief, die Verwirrung noch vermehrten und die rgsten Greuelthaten herbeifhrten. Wie geringen moralischen Einflu die christliche Lehre auf das entartete Ge-fchlecht ausbte, beweist eine lange Reihe von christlichen Kaisern, welche mit derselben Grausamkeit wtheten, wie ihre heidnischen Vorgnger. Erst in der germanischen Welt kam das christliche Princip zur vollen Anwendung, aber auch hier bedurfte es noch eines Jahrtausends, ehe der Staat und seine Gesetze nach dem Geist des Christenthums geordnet wurden.
%
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Extrahierte Personennamen: Honorius Honorius Valentinians Romulus_Augustulus
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Britannien Sachsen Rom Italien
120 Mittlere Geschichte. Dritter Abschnitt.
shn, zu werben. 1282 brach ein Aufstand aus (sicilianische Vesper), in welchem alle Franzosen auf der Insel ermordet wurden.
In Sicilien herrschten bis 1409 Könige aus aragonischem Stamme; darauf wurde die Insel mit dem Knigreich Aragonien vereinigt (. 85).
3. Das Interregnum in Deutschland 12541273. In, Deutschland wurden nach dem Tode Wilhelms von Holland (der 1256 bei den Friesen seinen Tod fand) zwei fremde Fürsten, Richard von Cornwallis, Bruder Heinrichs Iii. von England, und Alfons X. von Ca stillen, zu Knigen erwhlt. Ersterer kam nur auf kurze Zeit, letzterer gar nicht nach Deutschland. Im ganzen Reiche herrschte die grte Verwirrung; das Faustrecht galt als Gesetz. Mit der Wahl Rudolfs von Habsburg 1273 endete die kaiserlose Zeit.
. 75.
Der zweite, dritte und vierte Kreuzzug. 1147. 1189. 1228.
Zweiter Kreuzzug 1147. Edessa war (1144) durch den mchtigen Emadeddin Zenki, den seldschuckischen Fürsten von Mosul, erobert und viele Christen in die Sklaverei verkauft worden. Dies und die Fortschritte seines Sohnes und Nachfolgers Nureddin erregten einen neuen Eifer unter den Europern. Der heilige Bern-Harb, Abt zu Clairvaux, bewog Ludwig Vii. von Frankreich und Kaiser Konrad Iii. zu einem Kreuzzuge. 1147 zogen sie mit einem Heere von 100,000 Rittern durch Klein-Asien; doch kamen fast alle durch Mangel an Lebensmitteln und Kmpfe mit den Seld-fchucken in Klein-Asien um. Die beiden Könige gingen zwar zu Schiffe nach Jerusalem, kehrten aber (1149) zurck, ohne etwas aus-gerichtet zu haben.
Beim Tode Nureddins 1173 eroberte dessen Statthalter in Aegypten, Salahdin, ein edler, gerechter und tapferer Fürst, allmhlich alle Lnder Nureddins, und wurde Emir al Omrah. Als ihn der König von Jerusalem, Veit von Lusignan, beleidigte, eroberte er nach dem Siege bei Tiberias 1187 Jerusalem.
Dritter Kreuzzug 1189. Zur Befreiung Jerusalems zog 1189 Kaiser Friedrich Barbarossa mit 150,000 Mann nach Asien, eroberte Jconium, starb aber 1190 im Flusse Saleph in Cilieien. Auch sein Sohn Friedrich kam 1190 mit dem grten Theile des Heeres vor Ptolemais um.
Unterde waren Richard Lwenherz von England und Philipp August von Frankreich zur See nach Palstina gekommen, und eroberten mit dem Babenberger Leopold Vi. von Oestreich 1191 Ptolemais. Leopold, durch Richard beleidigt, ging zurck; auch von Philipp August verlassen, mute Richard vor Jerusalem um-kehren. Das von ihm eroberte Knigreich Cypern berlie er an Veit von Lusignan.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms Wilhelms Richard_von_Cornwallis Heinrichs Heinrichs Alfons_X Rudolfs_von_Habsburg Rudolfs Zenki Clairvaux Ludwig_Vii Ludwig Konrad_Iii Konrad Lusignan Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Friedrich Friedrich Richard_Lwenherz Philipp_August_von_Frankreich Philipp August Leopold_Vi Leopold Oestreich Leopold Leopold Philipp Philipp August Knigreich_Cypern
Extrahierte Ortsnamen: Sicilien Aragonien Deutschland Deutschland Holland England Deutschland Edessa Mosul Frankreich Jerusalem Jerusalem Jerusalems Asien Cilieien England Palstina Jerusalem
Die spanische Inquisition. Religionskriege in Frankreich. 161
lern Hause Oranien durch Handel und Gewerbe in hoher Blthe, und namentlich im 17ten Jahrhundert durch eine groe Zahl von Gelehrten und Knstlern berhmt: der Philosoph Spinoza (f 1677); die Maler Rubens (t 1640), van Dyck (f 1641), Rembrandt (f 1674), Teniers (t 1690). Die sdlichen Provinzen (das jetzige Belgien) blieben bis 1713 spanisch, und kamen dann an Oestreich.
Philipp Ii., nach der Vernichtung der trkischen Flotte bei Lepanto durch Don Juan d'austria 1571 im Besitz der grten Seemacht, seit 1580 auch König von Portugal, vernichtete durch seine Tyrannei und seinen Fana-tismus den Wohlstand des Landes. Er nahm (1592) den Aragonesen ihre freie Verfassung, und während die langen Kriege die Finanzen erschpften, erstarb durch die Unterdrckung der Denkfreiheit alles wissenschaftliche Leben. Unter seinen Nachfolgern schneller Verfall.
Die spanische Inquisition hatte unter der Regierung Ferdinands und Jsabellas durch die Errichtung eines permanenten Gerichtshofs und durch die Einfhrung neuer, grausamer Gesetze eine so furchtbare Ausdehnung er-langt, da schon der erste Gro-Jnquisitor-General Torqnemada (1481-1498) der zehntausend Angeklagte lebendig verbrennen und gegen hunderttausend zum Gesngni und zur Eonfiscat'ion ihres Vermgens verurtheilen lie. Besonders wthete die Inquisition gegen die zum Christeuthume bekehrten Mauren und Juden; aber auch Männer aus den edelsten Familien wurden verfolgt, da die Könige, namentlich Ferdinand der Katholische und Philipp Ii., das heilige Officium zur Befriedigung ihrer Habsucht und zur Unterdrckung der Volksfreiheit durch Entfernung einflureicher Männer benutzten. Bald wurde es Sitte, jeden hohen Festtag durch ein Autodafe zu feiern, und nicht selten starben ganze Familien zusammen den Feuertod. Die Furcht vor dem grausamen Verfahren der Inquisition veranlate zahllose Auswanderungen; unter Philipp Iii. aber wurden smmtliche Moriskos (Nachkommen der Mauren), der eine Million der geschicktesten Handwerker und der fleiigsten Ackerbauer aus Spanien verbannt. Erst im 18ten Jahrhundert lie die Inquisition von ihrer frheren Strenge nach; 1808 wurde sie durch ein Decret Napoleons aufgehoben und, nachdem sie 1814 durch Ferdinand Vii. wiedereingesetzt worden war, 1820 nach Einfhrung der Constitution gnz-lich abgeschafft.
. 97.
Religionskriege in Frankreich.
1. Das ltere Haus Orleans, das mit Ludwig Xii. (. 84) den franzsischen Thron bestieg, eine Nebenlinie der Valois, reaierte von 14981589.
Auf den ritterlichen, aber leichtsinnigen und genuliebenden Franz I. (15151547), war sein Sohn Heinrich Ii. (15471559) Qqotgt, der, mit Moritz von Sachsen verbunden, den Krieg gegen Spanien erneuerte und, obgleich (1557) bei St. Quentin und (1558) oet Gravelingen vom Grasen Egmont geschlagen, im Frieden von Lhateau Cambresis 1559 Calais, Toul, Metz und Verdun gewann.
Dielitz, Grundr. 11
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Extrahierte Personennamen: Spinoza Rembrandt_( Oestreich Philipp_Ii Philipp Ferdinands Ferdinand Philipp_Ii Philipp Philipp_Iii Philipp Napoleons Ferdinand Ludwig_Xii Ludwig Franz_I. Heinrich_Ii Heinrich Moritz_von_Sachsen Lhateau_Cambresis
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Portugal Ferdinands Torqnemada Spanien Napoleons Frankreich Spanien
152 Neuere Geschichte. Erster Abschnitt.
und der durch sie bewirkten Umwlzungen, der Grndung der ameri-kanischen Republiken und die Ausbildung constitutioneller Versassun-gen in den meisten europischen Staaten.
Die Umgestaltung, welche das politische Leben der europischen Völker während des fnfzehnten Jahrhunderts erfuhr, hatte berall mit der Anwendung des Schiepulvers im Kriege begonnen. Seitdem hatten krperliche Kraft und persnliche Tapferkeit, die im Mittelalter von groer Bedeutung waren, ihren Werth verloren; der Geist des Ritterthums aber war verschwunden, als stehende Heere, aus Landsknechten und Soldtruppen bestehend, die Hauptsttze der Monarchen wurden. Nchst dem Schiepulver waren die Entdeckun-gen von den wichtigsten Folgen; denn während die monarchische Ge-walt sich erweiterte, der Adel verarmte und hfischer wurde, die Geist-lichkeit durch Sittenverderben ihr Ansehn verlor, erhob sich durch den Aufschwung des Handels und der Gewerbthtigkeit der Mittelstand, und mit ihm krftiger Volksgeist und Streben nach Freiheit.
Der durch Handel und Wissenschaft bewirkte engere Verkehr unter den einzelnen Staaten und die Begrndung einer festeren Staatsge-walt erzeugte politische Verbindungen, von denen sich im letz-ten Jahrhundert des Mittelalters die ersten Spuren zeigten, als die Unternehmungen der franzsischen Könige auf Italien die Eifersucht Ostreichs und Spaniens erregten und mehrere andere Staaten durch Bndnisse an diesen Hndeln theilnahmen (s. .84). Nach und nach bildete sich der Begriff eines zur allgemeinen Sicherheit notwendigen Gleichgewichts der Macht; dadurch wurde die Theilnahme der Staaten an den Schicksalen der anderen grer, die Verbindung unter den Vlkern selbst und die Verbreitung der Kenntnisse erleichtert und die Macht der ffentlichen Meinung befestigt.
Mit dem Uebergang der Feudalherrschaft zur Monarchie be-ginnt berall ein hheres Staatsleben. In dem auf Geburtsrechten begrn-beten Lehnsstaate fehlte ein allgemeines Gesetz, ein allen Staatsangehri-gen gemeinsames Recht, eine das Ganze gleichmig binbenbe Gewalt; der Staat war aufgelst in eine Menge geistlicher und weltlicher Territorien mit den verschiebensten Gesetzen und Privilegien; der Wille der Fürsten war persnliche Willkr und durch kein Gesetz beschrnkt; die Masse des Volkes enblich war verknechtet und der Stanb der freien Männer war ganz verschwun-den. In der Monarchie der neueren Zeit bagegen entwickelte sich eine feste, auf allgemeinen Gesetzen beruhenbe Staatsgewalt, welche die Willkr der be-vorrechteten Stnde und zugleich die Knechtschaft der niebeten Volksklassen brach; alle Staatsangehrigen wurden demselben Gesetz unterworfen, und auch der Wille der Fürsten war nicht unumschrnkt, inbem aus den Vasallen (Stanbe wrben, ohne beren Einwilligung sie nichts Bebeutenbes unternehmen konnten. Dieser Uebergang der Feubalherrschaft zur Monarchie geschah in den einzelnen Lndern aus verschiedene Arten: in einigen, wie England und
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Ostreichs Spaniens England
Ter siebenjhrige Krieg. Joseph Ii. 193
1761. Nach dem Verlust von Schweidnitz und Kolberg sah Friedrich, da seit Georgs Ii. Tode (1760) auch die englischen Sub-fidien aufgehrt hatten, alle seine Hlssquellen erschpft.
1762. Ter Tod der Kaiserin Elisabeth von Rußland nderte die Verhltnisse. Ihr Neffe Peter Iii., ein Verehrer Friedrichs, gab alle Eroberungen heraus, und seine Nachfolgerin Katharina Ii. besttigte den Frieden, dem auch bald Schweden beitrat. Friedrich schlug Daun (21. Juli) bei Reichenbach und eroberte Schweidnitz wieder; Prinz Heinrich besiegte die Reichstruppen bei Freiberg.
1763 am 15. Februar wurde der Hubertsburger Friede abgeschlossen, und der Besitzstand, wie er vor dem Kriege gewesen, wiederhergestellt. Friedrichs Gewinn war die Anerkennung Preuens als europische Gromacht. Der siebenjhrige Seekrieg, den England und Frankreich gleichzeitig in allen Meeren gefhrt hatten, wurde durch den Pariser Frieden (s. . 115) geendet.
Joseph Ii. (1765-1790), der Sohn Franz I. und Maria Theresias, be-setzte 1777 beim Aussterben des bairischen Mannsstammes Baiern, mute es aber, da Friedrich in Bhmen eindrang, im Frieden zu Teschen (1779) an Karl Theodor von der Pfalz abtreten; nur das Jnnviertel blieb bei Oestreich. Der Versuch, Baiern gegen die Niederlande umzutauschen, wurde durch den von Friedrich gestifteten deutschen Frstenbund 1785 vereitelt.
Durch wohlthtige, aber oft bereilte Neuerungen reizte Joseph die Nieder-lnder und Ungarn zum Aufstande (Einfhrung gleicher Gesetzgebung. Ver-waltung und Abgaben bei den verschiedenen Vlkern des Reichs; Toleranz-cdikt; Aufhebung der Leibeigenschaft und der Todesstrafe; Einziehung von Klstern). Sein Bruder und Nachfolger Leopold Ii. (17901792) beruhigte durch weise Migung die Gemther.
Die Zeit der Aufklrung. Die Zeit vom siebenjhrigen Kriege bis zur franzsischen Revolution ist wegen des neuen geistigen Lebens wichtig, das sich in allen Lndern Europas zeigte. Man sing nmlich an. jede Seite der menschlichen Thtigkeit einer wissenschaftlichen Untersuchung zu unter-werfen und nach ihrer Rechtfertigung vor der Vernunft zu forschen. So wurden die Grundstze der Staatsverwaltung und der Gesetzgebung (besonders durch Montesquieu und Rousseau) untersucht, allen herkmmlichen Rechten die mit dem Wohl des Ganzen im Widerspruch standen, der Krieg erklrt' und vorzglich gegen alle die Menschenwrde verletzenden Einrichtungen (Sklaverei, Leibeigenschaft, Inquisition, Tortur) angekmpft. Ueber die Staats wirthschaft wurden (durch die Physiokraten und Adam Smith) richtigere An-sichten verbreitet und der Herrschaft des Merkantilsystems ein Ende gemacht Da nichts so hoch stand, da es sich der Untersuchung htte entziehen knnen so war auch bte Religion den Angriffen dieses Forschungsgeistes ausgesetzt (Voltaire). Vor allem aber wurden die herrschenden Sitten und Vorurtheile und der allgemein verbreitete Aberglaube, wie er sich namentlich in den Hexenprozesfen kund gab, mit bitterem Witz und Spott angegriffen, und während durch die Encyclopdisten (Diderot, d'alembert) wissenschaftliche Kenntnisse allgemein verbreitet wurden, gewann die ffentliche Meinung an Grundr. 1q
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Extrahierte Personennamen: Joseph_Ii Friedrich Friedrich Elisabeth_von_Rußland Peter_Iii Friedrichs Katharina_Ii Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrichs Friedrichs Joseph_Ii Franz_I. Franz_I. Maria_Theresias Maria Theresias Friedrich Friedrich Karl_Theodor Karl Oestreich Friedrich Friedrich Joseph Leopold_Ii Leopold Adam_Smith Diderot
Extrahierte Ortsnamen: Schweidnitz Kolberg Georgs Friedrichs Reichenbach Schweidnitz Freiberg England Frankreich Baiern Teschen Baiern Niederlande Ungarn Europas Merkantilsystems