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Rechte gewährten (S. 35). Besonders hervorzuheben ist das
Recht, daß Altona die um ihres Glaubens willen Verfolgten
aufnehmen durfte. So fanden z. B. 1567 die Flüchtlinge
aus den Niederlanden hier Schutz und lohnten dem Ort durch
regen Gewerbfleiß. Zwischen den Hamburger und Altonaer
Gewerbetreibenden entstanden langwierige Streitigkeiten, weil
die Altonaer ihre Waren in der benachbarten Stadt zum
Verkauf brachten. Es wurde daher vom Hamburger Rat
der strenge Befehl erteilt, daß niemand in Altona oder Ottensen
etwas anfertigen lassen solle. Übertretungen wurden mit
Geldstrafe und mit Verlust des Werkes bedroht. Der häßliche
Streit fand erst ein Ende, als der Zunftzwang (S. 35) auf-
hörte und völlige Gewerbefreiheit eingeführt wurde. Schwere
Drangsale hatte der Ort zum erstenmal in der Zeit des
dreißigjährigen Krieges zu bestehen.
Im Jahre 1640 kam Holstein und damit auch Altona
unter die Herrschaft der Könige von Dänemark. Der da-
malige König Christian Iv. bestätigte alle Freiheiten und
Rechte, welche dem Orte durch die Schauenburger Grafen
gewährt worden waren. Im Jahre 1648 bestieg König
Friedrich Iii. den Thron. Bis dahin hielten sich die
lutherischen Einwohner nach Ottensen zur Kirche, während
schon die Reformierten und die Juden ihre eigenen Gottes-
Häuser hatten. Den ersten Beweis seiner königlichen Huld
gab Friedrich Iii. dadurch, daß er schon 1649 eine lutherische
Kirche erbauen ließ, die „Dreifaltigkeitskirche" genannt
wurde. Erst im Jahre 1688 konnte man mit dem Bau eines
Turmes beginnen. Es ist derselbe, der noch jetzt die Haupt-
kirche ziert. Die Kirche selbst wurde später, als sie baufällig
und zu klein geworden war, niedergerissen und an ihrer Stelle
eine neue aufgebaut. Am 23. August 1664 wurde Altona
durch König Friedrich Iii. zur Stadt erhoben. Als höchster
Beamter der neuen Stadt wurde ein Präsident eingesetzt.
Der erste Präsident war der frühere Lehrer des Königs,
Rudolf Roland. Nach ihm haben die Rolandstraße und
5
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Christian_Iv Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_Iii Friedrich August Friedrich_Iii Friedrich Rudolf_Roland Rudolf
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Kluge prüft. Der Unentschlossene zögert. Der Furchtsame zagt.
Der Muthvolle wagt. Der Schwache weicht. Der Fromme
betet. Der Gottlose flucht. Die Hoffnung belebet. Das Ge-
lingen ermuntert. Das Zeitliche schwindet. Der Klügere gibt
nach. Eintracht trägt ein.
Wirkungen.
Tugend lohnt, Großmuth schont;
Hochmuth wähnt, Trägheit gähnt;
Ehre stützt, Klugheit nützt;
Demuth glaubt, Bosheit raubt;
Arbeit schenkt, Weisheit denkt;
Freundschaft -herzt, Feind schaw'chmerzt;
Frohsinn lacht, Argwohn wacht;
Güte gibt, Mitleid liebt;
Unschuld traut, Vorsicht schaut;
Reichthum scheint, Armuth weint;
Freude küßt, Sehnsucht mißt;
Ruhe träumt, Ordnung räumt;
Leichtsinn springt, Starrsinn zwingt;
Unmuth zehrt, Sorge wehrt;
Kühnheit wagt, Feigheit zagt;
Ruhmsucht kämpft, Friede dämpft;
Treue währt, Liebe nährt;
Hoffnung spricht: Laß mich nicht.
b. Gott ist heilig; er ist gerecht; er ist gnädig. Der
Weg ist schmal; die Pforte ist enge. Der Geist ist willig;
das Fleisch ist schwach. Der Fromme ist gottselig. Der Friede
ist schön. Schönes ist angenehm. Das Glück ist kugelrund.
Allzuviel ist ungesund. — £>ie Nachricht ist betrübend. Das
Evangelium ist erfreuend. Das Bibelwort ist heiligend. Das
Gebet ist tröstend. — Lesen ist sprechen. Lesen ist denken.
Gutes wirken ist leben. Müßig leben ist nicht leben. — Mein
Inneres ist mein. Der Wille ist dein. — Selbst ist der
Mann.
6. Gott ist ein Geist. Gott ist der Schöpfer; er ist d'er
Erhalter; er ist der Versorger; er ist der Vater. Gott ist der
Regierer; er ist der Gesetzgeber; er ist der Vergelter, er der
Richter. Gott ist die Liebe. Jesus ist der Christus; er ist der
Heiland, er der Mittler, er der Versöhner. Ein Wort ist ein
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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26
manchen unerfüllt. Der Mensch darf zweifeln. Die Arbeiter
mögen ruhen. Das Mögliche kann nothwendig sein. Das Ir-
dische muß vergehen. Die Wahrheit muß siegen. Du sollst Gort
fürchten, lieben und vertrauen. Du sollst den Feiertag heiligen.
Du sollst Vater und Mutter ehren. Der Mensch soll göttlich
leben. Der Christ will es.
4. Müssen, Können, Wollen, Dürfen, Mögen,
Sollen.
Sechs Wörtchen nehmen mich in Anspruch jeden Tag:
Ich soll, ich muß, ich kann, ich will, ich darf, ich mag.
Ich soll ist das Gesetz, von Gott ins Herz geschrieben.
Das Ziel, nach welchem ich bin von mir selbst getrieben.
Ich muß, das ist die Schrank, in welcher mich die Welt,
Von einer, die Natur von andrer Seite hält.
Ich kann, das ist das Maß der mir verlieh'nen Kraft,
Der That, der Fertigkeit, der Kunst und Wissenschaft.
Ich will, die höchste Krön' ist dieses, die mich schmückt,
Der Freiheit Siegel, das mein Geist sich aufgedrückt.
Ich darf, das ist zugleich die Inschrift bei dem Siegel, .
Beim aufgethanen Thor der Freiheit auch ein Riegel.
Ich mag, das endlich ist, was zwischen Allen schwimmt,
Ein Unbestimmtes, das der Augenblick bestimmt.
Nur wenn Du stets mich lehrst, weiß ich, was jeden Tag
Ich soll, ich muß, ich kann, ich will, ich darf, ich mag.
N ü ck e r t.
5.
s. Die Sterne funkeln. Der Mond leuchtet. Der Tag
bricht an. Die Sonne geht auf. Der Himmel ist blau. Die
Reisenden eilen. Gott schützet; er ist die Liebe, er die Treue.
d. Lebt ein Gott? Ist er gerecht? Hat die Wahrheit
gesiegt? Wird die Tugend belohnt? Darf das Unrecht ju-
beln ? Darf die Unschuld weinen?
c. Der Vergelter wachet! Der Rächer naht! Das La-
ster jammert! Die Tugend triumphiret! Gott ist gerecht!
Er hält sein Wort!
ck. Wäre ich doch gut! Gott sei mir gnädig! Käme
doch der Freund! Verschwände doch die Nacht! Bräche doch
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29
Drei Paar und Einer.
Du haft zwei Ohren und einen Mund;
Willst du's beklagen?
Gar Vieles sollst du hören, und —
Wenig darauf sagen.
Du hast zwei Augen und einen Mund,
Mach dir's zu eigen;
Gar Manches sollst du sehen, und —
Manches verschweigen.
Du hast zwei Hände und einen Mund;
Lern es ermessen!
Zwei sind da zur Arbeit, und —
Einer zum Essen.
Rücke rt.
10.
». Das Leben des Christen ist Gottesdienst. Die Worte
der Bibel sind göttlich. Die Lüfte des Fleisches sollen bekämpft
werden. Die Wiedergeburt der Menschen ist nothwendig. Die
Freuden der Sinnlichkeit sind kurz. Die Stunde der Versuchung
soll bewähren. Das Gebet des Frommen wird erhört. Die
Gesinnungen des Herzens adeln. Die Lehre Jesu ist von Gott.
Das Leben des Erlösers ist göttlich. Der Tod des Heilandes
ist erlösend. — Des Vaters Strafe ist die rechte Liebe. Des
Herrn Auge macht die Pferde fett. Des Glückes Gewalt hat
Mondsgeftalt. Unrecht Gut wuchert nicht, Gottes Wort trüget
nicht.
Der Schlaf ist ein Bruder des Todes. Absicht ist die
Seele der That. Der Wille ist des Werkes Seele. Der Him-
mel ist die Heimath der Seligen. Kühnheit ist Verachtung der
Gefahr. Begnadigung ist Erlassung der Strafe. Demuth ist
die Anerkennung eigener Unvollkommenheit. Geduld ist die
willige Ertragung der Unannehmlichkeiten. Ungerechtigkeit ist
die Verletzung der Rechte Anderer. Sparsamkeit ist die Ver-
meidung unnöthiger Ausgaben. Fröhlichkeit ist der Ausdruck der
Freude. — Müssiggang ist aller Laster Anfang. Ein Jeder
ist seines Glückes Schmied. Ein Mensch ist des «andern Engel. •
Ein Mensch ist des andem Teufel. Das Gewissen ist des
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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10
Manch wunderliches Werkzeug, geheimnisvoll verwahrr,
Manch fabelhaft Geräthe von nie gefeh'ner Art,
Viel seltsam winz'ge Stäblein, die stellt er hin und her —
Was wär des Mannes Treiben, wenn's Zauberei nicht wär' ?
Der Zauber ist gelungen, die Welt hat ihn verspürt.
Und Wunder über Wunder sind längst durch ihn vollführt:
Im klaren Sonnenlichte, in Nacht und Nebeldunst;
Wol war's zugleich die weiße und auch die schwarze Kunst.
Der Zauber ist gelungen und groß war seine Kraft,
Hat er gleich nicht im Sturme Berghöh'n dahingerafft,
Auch nicht im tiefen Grunde durchwühlt des Meeres Schooß;
Doch in der Welt der Geister ward seine Macht so groß.
Denn solches ist geschehen durch dieses Zaubers Macht:
Er hat zu wildem Zorne die Völker angefacht;
Zu Glauben und Vertrauen sie fromm zurückgeführt,
Hat viel zu Mord entflammet, zu Thränen viel gerührt.
Er ward in Eifrers Händen ein sengend wilder Brand,
Ein milder Himmelssegen in eines Priesters Hand;
Ein schwarzer Fluch der Hölle um schnöden Goldgewinnst,
Ein klarer Quell des Friedens in eines Weisen Dienst.
Er half den Bann zerbrechen, der auf der Menschheit lag,
Er half das Volk entketten von langer Geistesschmach —
Zu Wittenberg im Kloster da war ein Mönch der Mann,
Der diesen mächt'gen Zauber in seinen Dienst gewann.
Zn Sachsen auf der Wartburg nahm er des Werkes wahr,
Da ward des Zaubers Hülfe recht klar und offenbar:
Gleich Donnerftrömen brach es bald bei den Völkern durch;
Sie sangen glaubensfreudig: Gott ist ein' feste Burg!
Was könnt' ich nicht singen und sagen von Andern weit und breit,
Des Zaubers kräft'gen Meistern bis auf die neuste Zeit! —
Und fragst du nach dem Manne, der's Zauberwerk erjann:
Zu Mainz ragt hoch sein Standbild — Hans Guten b erg
hieß der Mann!
F. C. Honcamp.
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Extrahierte Personennamen: der's_Zauberwerk Hans_Guten F. C._Honcamp
33
‘ein Schmetterling. Der Lügner wird ein Dieb. Die Hoffnung
wurde zu Wasser. Der Leib zerfällt in Staub. Die Kälte
verwandelt das Wasser in Eis. Das Wasser gefriert zu Eis.
Die Wärme verwandelt das Eis in Wasser. Das Eis schmilzt
zu Wasser. — Auch der Gerechteste bleibt ein sündiger Mensch.
Recht muß Recht bleiben. Bleibe fromm und halte dich recht. —
Der Gute nennt den Guten seinen Freund. Der Lehrer nennt
den trägen Knaben einen schlechten Schüler. Man nannte Frie-
drich Ii. den Großen. Die Soldaten nannten Napoleon den
kleinen Korporal. Ein Esel heißt den andern einen Sackträger.
Kein Esel sollte den andern einen Langohr schelten. — Man nennt
Johannes, Zachariä Sohn, den Täufer. Wir nennen Christum
unsern Erlöser. Wir heißen Zudas einen Verräther. — Zudas
wird der Verräther genannt. Mancher wird ein Lügner genannt.
Mancher wird ein Betrüger geheißen. Mancher wird ein Ver-
läumder gescholten. — Der Edle betrachtet den Edlen als sei-
nen Freund; er erkennt ihn als seinen Bekannten; er sieht ihn
an als seinen Bruder. Diesen hab' ich stets als einen braven
Mann gekannt. Man hat sein Schweigen als Zustimmung
ausgelegt. Man schilderte mir die Gegend als ein Paradies. —
Gerechtigkeit erscheint oft als Härte. Mein Nachbar gilt als
ein reicher Mann. Man schildert ihn als hart. Ich erkannte
ihn stets als brav. —• Der Reiche wird oft arm. Der Arme
bleibt oft arm. Rache bleibt nicht ungerächt. Gefahr macht
oft kühn. Arznei allein macht nicht gesund. Der Trauernde
weint sich die Augen roth. Der Fleißige arbeitet sich müde.
Der Regen macht die Pflanzen frisch. Des Herrn Auge macht
die Pferde fett. Gottesfurcht macht den Menschen weise. Der
Glaube macht den Christen selig. — Der Richter erkannte den
Angeklagten für unschuldig. Jakob achtete seinen Sohn Joseph
für verloren. Joseph fand eine Prüfung seiner Brüder für
nöthig. — Jesus preist die geistlich Armen selig. Er fand sei-
nen Freund Lazarus todt. Der Gute fühlt sich glücklich. Der
Vater weiß alle seine Kinder versorgt. Der Kranke glaubte
sich gesund. Der Gefangene träumte sich frei. Der Angeklagte
bekannte sich schuldig. Der Genügsame sieht sein Glück gesi-
chert. — Jesus sah Maria weinen. Der Blinde sieht nicht
die Sonne scheinen ; er sieht nicht die Blumen blühen. Der
Taube hört nicht die Menschen reden; er hört nicht die Vögel
singen. Der Kranke fühlte seine Kraft entschwinden, sein
Herz schlagen. Die Eltern fanden Jesum im Tempel sitzen.
3
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Johannes Jakob Joseph Joseph Lazarus Maria Maria
38
15. D ie Reue.
Ein Landmann hatte mit eigenen Händen eine Reihe edler
Obstbäume gezogen. Zu seiner großen Freude trugen sie die
ersten Früchte und er war begierig zu sehen, von welcher Art
sie sein möchten.
Da kam der Sohn des Nachbars, ein böser Bube, in
den Garten und lockte den Sohn des Landmanns, also daß sie
hingingen und die Bäumchen allesammt ihrer Früchte beraubten,
ehe denn sie völlig gereift waren.
Als nun der Herr des Gartens herzutrat und die kahlen
Bäumchen erblickte, da ward er sehr bekümmert und rief: Ach,
warum hat man mir das gethan? Böse Buben haben mir
meine Freude verdorben!
Diese Worte gingen dem Söhnlein des Landmanns sehr
zu Herzen, und er lief zu dem Sohne des Nachbars und sprach:
Ach, mein Vater ist bekümmert um die That, welche wir
verübt haben. Nun hab' ich keine Ruhe mehr in meinem Ge-
müthe. Mein Vater wird mich nicht mehr lieben, sondern mit
Verachtung strafen, wie ich verdient habe.
Da antwortete jener: Du Thor, dein Vater weiß es ja
nicht und wird es niemals erfahren. Du mußt es ihm sorg-
fältig verhehlen und auf deiner Hut sein.
Als aber Gotthold, — denn so hieß der Knabe —- zu
Hause kam, und das freundliche Antlitz seines Vaters sah, da
vermochte er nicht, wieder freundlich zu ihm hinaufzusehen.
Denn er dachte, wie soll ich ihn fröhlich ansehen können, den
ich betrübt habe? Kann ich doch mich selber nicht anblicken.
Es liegt mir wie ein dunkler Schatten in meinem Herzen.
Jetzt trat der Vater herzu und reichte jeglichem seiner
Kinder von den Früchten des Herbstes, und Gotthold desgleichen.
Da hüpften die Kinder herbei und fteuten sich sehr und aßen.
Gotthold aber verbarg sein Angesicht und weinte bitterlich.
Da hub der Vater an und sprach: Mein Kind, was
weinest Du? — Und Gotthold antwortete: Ach! ich bin nicht
werth, daß ich Dein Kind heiße. Ich kann es nicht länger
tragen, daß ich vor Dir ein anderer erscheine, als ich bin und
mich selbst erkenne. Lieber Vater, thue mir ferner nicht mehr
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57
Freundschaft fleht: "die besten Gaben
Spende meinem Biederfreund!
Ich will lieber selbst nicht haben.
Wird nur ihm kein Wunsch verneint."
Und wir Andern alle bitten:
"Sei der ganzen Erdenschaar,
Zn Pallästen und in Hütten,
Ein gesegnet Freudenjahr!"
Langbein.
vi.
34.
Alter Mann, guter Rath. Ein guter Freund, ein edles
Kleinod. Freundes Stimme, Gottes Stimme. Freundes
Schläge, liebe Schläge. Allmanns Freund, Jedermanns Geck.
Besser ein guter Freund, als Silber und Gold. Besser ohne
Freund, als ohne Geld. Besser ein sauer sehender Freund, als
ein süß lächelnder Feind. Besser ein offener Feind, als ein
verstellter Freund. Das Auge, des Herzens Zeuge. Alles mit
Gort. Alles nach Gottes Willen. Kurzes Gebet und tiefe
Andacht. Lang Mundwerk, schlechter Gottesdienst. Will's
Gott, der wendet's. Kein Ort ohn' Ohr, kein Winkel ohn'
Aug', keine Nacht ohne Licht, kein Wald ohne Zungen. Groß
Glück, groß Gefahr. Mittelglück — das beste. Zwischen Ar-
muth und Reichthum das beste Leben. Mittelstraß, die beste
Straß. Je größer der Baum, je schwerer der Fall. Je höher
Berg, je tiefer Thal. Gesunder Mann, reicher Mann. Krank
Fleisch, krank Geist. Müssiggang der Tugend Untergang. Jung
gewohnt, alt gethan. Junge Schlemmer, alte Bettler. Fette
Küche, magere Erbschaft. Junge Spieler, alte Bettler. Kurze
Abendmahlzeit, lange Lebenszeit. Wie man's treibt, so geht's.
Keusche Jugend, Lebensbalsam des Alters. Kurze Lust, lange
Reu'. Friede, mit den Menschen, Krieg mit den Lastern. Viel
Gesetz, viel Übertretung. Je mehr Gesetz, je weniger Recht.
Böser Gewinn, schnell dahin. Befehlen thut's nicht, selbst
angreifen thut's. Leid und meid, bist du gescheidt. Wohl-
gezogen — nie gelogen. Viel Rühmen's und nichts dahinter.
Ein guter Prahler, ein schlechter Zahler. Streng Recht, groß
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TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
58
Unrecht. Lieber ein Unrecht gelitten, als vor Gericht darüber
gestritten. Besser Unrecht leiden, als Unrecht thun. Ein Wort,
ein Wort. Deutscher Mann, Ehrenmann. Viel Wort, wenig
Herz. Besser spät, als nie. Gut Werkzeug, gut Arbeit. Wie
das Geld, so die Waare. Wie der Acker, so das Getreide; wie
die Wiese, so die Weide; wie der Herr, so der Knecht; wie
der Krieger, so das Gefecht. Wie der Hirt, so die Heerde.
Gute Zucht, gute Frucht. Gut Gruß, gut Antwort. Liebe um
Liebe. Gut verloren, nichts verloren; Muth verloren, halb ver-
loren; Ehre verloren, Alles verloren. Ein Tag des andern
Lehrmeister. Kommt Zeit, kommt Rath. So viel Köpfe, so
viel Sinne. Besser ein Nachbar an der Hand, als ein Freund
über Land. Besser ein Sperling in der Hand, als zehn auf
dem Dache. Besser allein, als in böser Gemein. Dreitägiger
Gast, eine Überlast. Zum Reiten gehört mehr, als zwei
Stiefel. Besser Neider, als Mitlecder. Keine Rosen ohne
Dornen. Besser biegen, als brechen. Selbst thut's ganz,
Heißen halb, Bitten umsonst. Besser unbegonnen, als unvoll-
endet. Kleine Kinder, kleine Sorgen; große Kinder, große
Sorgen. Je lieber das Kind, desto schärfer die Ruthe. Eigen-
lob, Narrenprob. Gleiche Brüder, gleiche Kappen. Aus den
Augen, aus dem Sinn.
Wasser mit einem Siebe schöpfen. Einen Mohren weiß
waschen. Reinen Mund halten. Sich eine Ruthe binden.
Schwarz auf Weiß geben. Sich um ungelegte Eier bekümmern.
Heute mir, morgen dir. Heute roth, morgen todt. Ende
gut , Alles gut
35. Die Strafe.
Der Knecht hat erstochen den edlen Herrn:
Der Knecht wäre selber ein Ritter gern.
Er hat ihn erstochen im dunkeln Hain
Und den Leib versenkt in den tiefen Rhein;
Hat angelegt die Rüstung blank,
Auf des Herrn Roß sich geschwungen frank.
Und als er sprengen will über die Brück',
Da stutzet das Roß und bäumt sich zurück.
Und als er die goldenen Sporen ihm gab,
Da schleudert's ihn wild in die Wogen hinab.
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TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
60
folgen. Dahero wird es kein Mensch verachten, daß Jemand
fromme Sprüche wieder ins Leben einzuführen suchet, wie hie-
mit geschieht.
1. Krieg und Brand segnet Gott mit milder Hand.
Dieses Sprüchwort stammt gewiß aus einer Zeit, da es
mit den Kriegen und Bränden noch eine andere Bewandtnis
hatte wie jetzt, d. h. wo im Kriege noch keine Requisitionen
und Repartionen gemacht wurden, und der Abgebrannte noch
durch keine Brandcasse und M'obelgilde seinen Verlust ersetzt,
oft mehr als ersetzt fand. Indeß, wie weit man es auch in
der Vervollkommnung und Verallgemeinerung aller solcher Blitz-
ableiter gebracht hat und noch bringen wird, die auch an sich
nicht zu verwerfen sind, so wird doch jederzeit ein Verhältniß
zwischen Gott und dem Frommen bleiben, in welchem dieser,
wenn ihm die Flamme des Krieges oder des Heerdes sein irdi-
sches Gut nimmt, von der Segenshand Gottes die Entschädi-
gung erwartet und den Erfolg hoffet, und wegen dieses bleiben-
den Verhältnisses wird auch unser Sprüchwort einen bleibenden
Werth behalten. Da ist auch wol kein rechtschaffener Christ
durch einen Brand in Armuth versunken und arm geblieben sein
Lebelang.
2. Gott giebt uns wol eine Kuh, aber führt sie
uns nicht bei den Hörnern zu.
Selber auch Etwas zu thun, um seine irdische Wohlfahrt
zu gründen, ist die Lehre dieses Sprüchworts. Eine Kuh zu
erhalten, darnach strebt der sogenannte kleine Mann auf dem
Lande zunächst, sie ist der Anfang seines Aufkommens. Sie
deckt mehr als einmal des Tags den Tisch, heißt es von ihr.
Wer fleißig arbeitet und treu seinen Verdienst zusammenhegt,
der wird zu einem Besitz kommen, welcher mit ihm arbeitet und
verdient, von dem an es leichter und schneller aufwärts geht.
3. Unrecht Gut gedeihet nicht und kommt selten
an den dritten Erben.
Wer immer nur kann, der halte dieses Sprüchwort fest,
daß es nicht aus der Sprache des Lebens verschwinde. Allein,
was ist dabei zu thun, wenn die Menschen nicht mehr daran
glauben? Es macht nichts, brauche du das Wort nur! Die
Menschen glauben mehr, als sie vorgeben nicht zu glauben.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]