Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Heimatkunde von Altona und Umgegend - S. 24

1893 - Altona : Uflacker
— 24 — zeichnen wollen, so müssen wir den Maßstab abermals ver- jungen. Für 1 m können wir diesmal nur 5 mm rechnen. Das ist der 200. Teil des wirklichen Längenmaßes. Wir zeichnen also im Maßstab 1:200. Die Bürgerstraße ist auf dieser Strecke 160 m lang. Demnach müssen wir sie an der Wandtafel 160 x 5 — 800 mm oder 80 cm lang zeichnen. Lohmühlenstraße 80 m = 40 cm, Weidenstraße 140 m — 70 cm, Wilhelmstraße 100 m — 50 cm. Alle sind etwa Ilm breit, in der Zeichnung müssen sie also 11 x 5 — 55 mm oder 5% cm breit sein. Für die Fußsteige gehen an jeder Seite reichlich 2 m ab, in der Zeichnung also 2x5 — 10 mm oder 1 cm, zusammen 20 mm oder 2 cm. Für die Fahrstraße bleiben demnach 55 — 20 — 35 mm oder 31/., cm übrig. Unser Schulhaus, das 25 m lang und 22 m breit ist, kann in der Zeichnung nur 25 x 5 — 125 mm ober 12^2 cm lang und 22 x 5 — 110 mm ober 11 cm breit sein. In einem so kleinen Grundriß des Hauses wollen wir die ein- zelnen Klassenzimmer nicht mehr abteilen. Nachdem der Umriß des Häuservierecks unter Anwendung der angegebenen Maßverhältnisse in derselben Weise wie früher die Pläne vom Schulzimmer und Schulhaus unter Mitwirkung der Schüler an der Wandtafel entworfen ist, wird ein im voraus auf Papier gezeichneter Lageplan, der alle öffent- lichen Gebäude d. h. solche, die auf Kosten der ganzen Stadt gebaut sind und daher von allen Bewohnern benutzt werden dürfen, und womöglich auch die Privathäuser enthält, mit Nutzen vorgeführt werden können. (Fig. 5.) Im Lage- plan des Schulhauses an der Bürgerstraße kommen an öffent- lichen Gebäuden in Betracht: die Mädchen-Gewerbeschule, die städtische Badeanstalt, das Postamt an der Bürger- straße und das Schulhaus an der Weidenstraße. Um die Einzelheiten des Planes möglichst deutlich hervortreten zu lassen, zeichne man die öffentlichen Gebäude schwarz, während die Privathäuser nur schwarz umrandet werden. Die Fuß- steige der Straßen und die Grenzen der einzelnen Grundstücke

2. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 57

1843 - Altona : Schlüter
57 Freundschaft fleht: "die besten Gaben Spende meinem Biederfreund! Ich will lieber selbst nicht haben. Wird nur ihm kein Wunsch verneint." Und wir Andern alle bitten: "Sei der ganzen Erdenschaar, Zn Pallästen und in Hütten, Ein gesegnet Freudenjahr!" Langbein. vi. 34. Alter Mann, guter Rath. Ein guter Freund, ein edles Kleinod. Freundes Stimme, Gottes Stimme. Freundes Schläge, liebe Schläge. Allmanns Freund, Jedermanns Geck. Besser ein guter Freund, als Silber und Gold. Besser ohne Freund, als ohne Geld. Besser ein sauer sehender Freund, als ein süß lächelnder Feind. Besser ein offener Feind, als ein verstellter Freund. Das Auge, des Herzens Zeuge. Alles mit Gort. Alles nach Gottes Willen. Kurzes Gebet und tiefe Andacht. Lang Mundwerk, schlechter Gottesdienst. Will's Gott, der wendet's. Kein Ort ohn' Ohr, kein Winkel ohn' Aug', keine Nacht ohne Licht, kein Wald ohne Zungen. Groß Glück, groß Gefahr. Mittelglück — das beste. Zwischen Ar- muth und Reichthum das beste Leben. Mittelstraß, die beste Straß. Je größer der Baum, je schwerer der Fall. Je höher Berg, je tiefer Thal. Gesunder Mann, reicher Mann. Krank Fleisch, krank Geist. Müssiggang der Tugend Untergang. Jung gewohnt, alt gethan. Junge Schlemmer, alte Bettler. Fette Küche, magere Erbschaft. Junge Spieler, alte Bettler. Kurze Abendmahlzeit, lange Lebenszeit. Wie man's treibt, so geht's. Keusche Jugend, Lebensbalsam des Alters. Kurze Lust, lange Reu'. Friede, mit den Menschen, Krieg mit den Lastern. Viel Gesetz, viel Übertretung. Je mehr Gesetz, je weniger Recht. Böser Gewinn, schnell dahin. Befehlen thut's nicht, selbst angreifen thut's. Leid und meid, bist du gescheidt. Wohl- gezogen — nie gelogen. Viel Rühmen's und nichts dahinter. Ein guter Prahler, ein schlechter Zahler. Streng Recht, groß

3. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 51

1843 - Altona : Schlüter
51 sehen. Unter die Arme greifen. Auf die lange Bank schieben. Auf den Kopf gefallen sein. Ubers Herz bringen. Zn die Arme werfen. Durchs Feuer laufen. Kein Blatt vor den Mund nehmen. Den Mantel nach dem Winde hängen. Sich in die Welt schicken. Die Augen der Welt auf sich ziehen. Ins Blinde handeln. Ins Blaue reden. In den Tag hinein leben. Seine eigene Haut zu Markte tragen. Eine Sache ins Reine bringen. Auf den Grund gehen. Viel an sich bringen. Einem ins Handwerk fallen. Den Nagel auf den Kopf treffen. Je- manden bis in den Himmel erheben — bis in die Hölle ver- dammen. An den Bettelstab kommen. Der Bürger musi sich an die bestehenden Gesetze binden. Jeder ist an seine Pflicht gebunden. Der Fromme bindet sich an Gottes Wort. Vor allen Dingen richte dein Herz zu Gott. Bei Gottlosen hat man gewisse Post zur Hölle. Der Tod zieht Seelen vor's Gericht. 37. a. Theile nicht die Beute vor dem Siege. Man musi den schönsten Tag nicht vor dem Abend loben. Aller Tage Abend ist noch nicht gekommen. Hochmuth kommt vor dem Fall. Dem Übel musi man im Anfange widerstehen. Habe Rath vor der That. Bei schönem Wetter musi man den Man- tel mitnehmen. Im Kriege schweigt das Recht. Stehende Wasser werden endlich faul und stinkend. Niemand kann'in eigener Sache Richter sein. Verstand kommt nicht vor Jahren. Gute Bäume tragen zeitig. Erst befinn's, dann beginn's. Der Kluge beherrscht auch im Zorne seine Worte. Grosie Seelen erblassen nicht beim Anblick ihres Grabes. Beim Glockenklang durchbebet der Andacht heilger Schauer mich. Jacobi.— Tausend Früchte deiner Anstrengungen werden erst nach deinem Tode reifen. Reinhard. — Der brave Mann denkt an sich selbst zuletzt. Schiller. — Bete und arbeit', Gott segnet zu seiner Zeit. b. Morgens und Abends, jeden Tag danket dem Herrn. Der Fleißige hat immer was zu thun. Am meisten sprich mit Dir selber. Die Sitten des Tugendhaften lassen allezeit einen guten Geruch zurück. Selten kommt ein Unglück allein. Unverhofft kommt oft. Schweigen gereut selten. Man musi zuweilen ein Auge zudrücken. 4»

4. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 107

1843 - Altona : Schlüter
107 56. Die Krone des Alters. Wen der Schöpfer ehrt, warum sollen den nicht auch die Menschen ehren? Auf des Verständigen und Tugendhaften Haupte ist graues Haar eine schöne Krone. Drei Greise feierten zusammen ihr Jubelfest und erzählten ihren Kindern, woher sie so alt geworden. Der Eine, ein Leh- rer und Priester, sprach: „Nie kümmerte mich, wenn ich zu lehren ausging, die Länge des Weges, nie schritt ich anmaßend über die Häupter der Jugend hinweg, und hob die Hände nie auf zum Segnen, ohne daß ich wirklich segnete und Gott lobte; darum bin ich so alt geworden." Der Andere, ein Kaufmann, sagte: „Nie habe ich mich mit meines Nächsten Schaden be- reichert; nie ist sein Fluch mit mir zu Bette gegangen; darum hat mir Gott die Jahre geschenkt." Der Dritte, ein Richter des Volkes, sprach: „Nie nahm ich Geschenke; nie bestand ich starr auf meinem Sinn; im Schwersten suchte ich mich jederzeit zuerst zu überwinden; darum hat mich Gott mit einem Alter gesegnet." — Da traten ihre Söhne und Enkel zu ihnen, küß- ten ihre Hände und kränzten ihr Haupt mit Blumen, llnb die Väter segneten sie und sprachen: „Wie Euere Jugend, sei auch Euer Alter! Eure Kinder seien Euch, was Ihr uns seid: auf unserm greisen Haare eine blühende Rosenkrone." Das Alter ist eine schöne Krone; man findet sie nur auf dem Wege der Mäßigkeit, der Gerechtigkeit und Weisheit! Herder. 57. Die Pfeife. Als ich ein Knabe von sieben Jahren war, füllten mir einst, an einem Feiertage, meine Verwandten die Taschen mit Kupfer- münze.- Ich wußte nun nichts eiliger zu thun, als damit nach einem Kaufladen zu gehen, wo man Kinderspielwaaren verkaufte. Schon auf dem Wege dahin begegnete ich aber einem andern Knaben mit einer Pfeife, deren Ton mir so wohl gefiel, daß ich ihm freiwillig all' mein Geld dafür bot. Vergnügt über mei- nen Handel eilte ich wieder heim, und durchzog pfeifend das ganze Haus, denn meine Pfeife machte mir eben so viele Freude, als ich damit die ganze Familie belästigte. Als meine Brüder, Schwestern, Vettern und Basen von meinem Handel hörten.

5. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 140

1843 - Altona : Schlüter
140 dem wird sie je vergessen; und diese Hand, auf deren Wunde du deine mütterlichen Lippen drücktest, wird einstens gewiß dein graueö Haar niit Rosen- und Myrtenkränzen zieren." In schweigendem Entzücken traten nun die Gatten, von ihren Kindern begleitet, in die Stube, durch deren Fenster eben die untergehende Sonne den einladenden Tisch mit ihrem Rosen- schimmer röthete, und der Säugling in der Wiege sah mit weit offnen Augen ruhig um sich, und lächelte den glücklichen Eltern entgegen. Starke. 73. Die Mutter. Zn der Gegend von Rocroy arbeitete im Juni 1813 eine Bäuerin auf dem Felde, und hatte unterdeß ihren Säugling in den Schatten eines nahen Gebüsches gelegt, wo das Kindlein süß schlummerte. Plötzlich hört sie etwas rascheln, blickt hin, und sieht einen Wolf hervorspringen, der so eben den Rachen aufthut, um das Kind zu greifen und zu fressen. Aber eben so schnell springt die Mutter herzu, stürzt sich auf die Bestie und es beginnt ein heftiger und langwieriger Kampf. Endlich gelingt es der Frau, eine Scheere, ihre einzige Waffe, dem Wolf in den Leib zu stoßen. Er ist tödtlich verwundet, heult, weicht, wankt, stürzt nieder. Nun schließt die Mutter ihr gerettetes Kind in die Arme; ihre Kräfte sind aber erschöpft, die Sinne vergehen ihr, und, wie todt, sinkt auch sie zur Erde. — Unter- dessen waren die Nachbarn herbei geeilt und leisteten der Ohn- mächtigen alle mögliche Hülfe; aber sie gab kein Zeichen des Lebens mehr von sich, was man auch aufbot, sie wieder zu sich selbst zu bringen. „Legt ihr das Kind an die Brust!" rief endlich eine alte Frau. — Kaum war dieß geschehen, so athmete die Hingesunkene wieder, schlug dann freudig die Augen auf, blickte ihr Kind an und dann dankbar empor gen Himmel. „Das wußte ich wol!" sagte die Alte, „ich bin auch Mutter gewesen." Chr. Niemepcr. 74. Der Mend vor einem Festtage im Hause einer rechtschaffenen Mutter. Gertrud, die Frau eines Maurers zu Bonnal, war noch allein bei ihren Kindern. Die Vorfälle der Woche und der kommende festliche Morgen erfüllten ihr Herz. Zn sich selbst

6. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 136

1843 - Altona : Schlüter
136 desselben, indem sie es in der Zucht und Vermahnung zum Herrn erziehen. Ephes. 6, 4. Darum: 2 Mos. 20, 12: Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren. Sir. 3, 9.: Ehre sie mit der That, mit Wort und Geduld. Denn des Vaters Segen rc. Und weiter: Sir. 7, 29. 30. Ephes. 6, 1—8. 1 Tim. 5, 4. und Sir. 3, 14. 71. Das Bild der Mutter. Meine Mutter war ein Bild der Liebe, der Demuth und der stillen Gottergebenheit, wie kaum eine andere Frau, welche ich gesehen habe. Das war eine Liebe, welche wenig Worte machte, sondern immer nur in ihrem Herzen sprach: Herr Jesu! ich, deine arme Magd, will ganz deine sein; hier bin ich, leite du mich nach deinem Wohlgefallen. Dieser stillen Seele schien Alles, was dem Zorn, dem Haß, ja nur dem heftigen Unwillen gleichet, gänzlich ftemd, ja unmöglich zu sein: und ich habe nie ein hartes Wort über ihre Lippen gehen hören. Wenn der Vater, in dessen Natur eine starke Anlage zu heftigen Aufwal- lungen lag, je zuweilen aus menschlicher Schwäche auch ein heftiges Wort gegen sie sprach, da schwieg sie wie ein Lamm, that ihren Mund nicht auf. Mit den Dienstboten und Arbeitern zankte sie nie, sondern verwies ihnen das, was unrecht war, mit sanf- tem Ernst. Sie urtheilte nie hart über einen abwesenden Menschen, und mochte dieß Urtheilen auch an Andern nicht leiden. Und dennoch hat wol selten eine Frau in ihrer ganzen Umgebung so viel willige Unterwürfigkeit und Gehorsam, so viel Ehrfurcht und Liebe gefunden als diese. Viele rohe Dienstboten wurden in ihrem Haushalte gar bald sanft und gut und von dem Geiste der Gottesfurcht, des Fleißes und der Ordnung ergriffen, der von der Frau des Hauses ausging. Unser lieber Herr hat unter seinen Menschen zuweilen Gefäße bereitet, durch welche er nur wohlthun und segnen, gar nicht strafen will. Ein solches Gefäß der Liebe und des Segens war meine Mutter. Sie vermochte selbst uns Kinder nicht auf die gewöhnliche Art zu strafen; sondern dieses Strafamt übte der Vater stark und kräftig; die Mutter aber ward durch unsere Unarten nur betrübt und in sich gekehrt; und wenn wir Kinder dieß bemerkten, that es uns weher, als des Vaters Zucht und Strafe; denn wir hatten die Mutter gar lieb. Zuweilen aber, als die Kinder größer, und den gewöhnlichen Strafen entwachsen waren, sprach

7. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 139

1843 - Altona : Schlüter
139 geschrei ihres Antonio sie auf. Sie stürzte vor die Hütte und sahe mit Beben, wie er die kleine zitternde Franziska herbei- führte, und hörte mit Erstarren, wie er von Weitem rief: „Mutter, sieh' nur, wie Franziskas Hand da blutet! Eine Natter hat sie gebissen." Ach Franziska, meine Franziska, eine Natter! Gott, warum ließ ich sie hier spielen! Hülfe! Ret- tung !" Das war Alles, was sie mit verschlungenen Armen ächzte, das war es, was sie einem eben vorüber eilenden Manne in gebrochenen Worten stammelte. „Junges Weib," sagte der Wanderer, „ich kann nicht weilen; mein Vater liegt in jenem Dorfe todtkrank; auch habe ich nur einen Rath: Seht, wo ihr einen Hund bekommt, der ihr das Gift aus der Wunde saugt, aber geschwind, geschwind! Sonst weiß ich mchts." Mit die- sen Worten ging der Mann vorüber und Clementine taumelte, wie vom Schwindel überfallen, und die Verzweiflung zuckte auf ihrem blassen Gesichte. Doch nach einem Augenblicke ward ihr Antlitz heiterer; sie erhob sich schnell und fteudig, wie wenn man Rettung sieht. „Ein Hund das Nattergift aus ihrer Wunde saugen?" sagte sie, „das wird ein Hund nicht thun, aber eine Mutter kann es, eine Mutter thut es!" und hastig zog sie ihre Tochter an sich, als ob sie von einem Ab- grund sie wegriß, und drückte die sanften Lippen auf die Wunde und sog, und sog so innig und lange, als könnte sie hundert- jähriges Leben aus dieser Wunde saugen. Indem sah Antonio den Vater sich nähern, stürzte ihm entgegen und erzählte ihm, was geschehen war und was die Mutter jetzt thue. Vor Ent- setzen erbleichte der junge Mann und wankte und hielt sich an dem nächsten Baume. „Was machst du, Vater?" rief der Knabe, und sprang auf ihn zu, als wollte er ihm helfen; aber noch ehe er ihn umfaßte, bebte er wieder zurück vor einer tod- ten Schlange, die er jetzt an des Vaters -Stab gewunden erblickte und stammelte: „Ach, die Natter war es, ja, so eine Natter hat unsere liebe Franziska gebissen!" „Nun Gottlob! Gottlob!" jauchzte der Vater; „das ist keine Natter, das ist eine unschädliche Schlange, die Niemanden tobten kann." Mit nassen Augen erreichte er die Hütte, umfaßte die Tochter mit der Mutter und schloß sie lange an seine Brust und rief mit trunkener Freude: „Böses, treffliches. Weib, wie hast du mich erschreckt! Aber Gott sei Dank, die Schlange war nicht giftig; der Herr sei gepriesen, wir bleiben noch beisammen! und deine Mutterliebe werde ich nie vergessen, und keins von deinen Kin-

8. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 158

1843 - Altona : Schlüter
158 \ ten Alters Freudenthränen weinest, wenn du dann gen Himmel blickest und freudig mich segnest, ach, was empfinde ich dann, Vater! Ach, dann schwillt mir die Brust, und häufige Thrä- nen quellen vom Auge. Da du heute an meinem Arm aus der Hütte gingst, an der erwärmenden Sonne dich zu erquicken, und die frohe Heerde um dich her sahest und die Bäume voll Früchte,, und die fruchtbare Gegend umher, da sprachst du: „meine Haare sind unter Freuden grau geworden, seid mir ge- segnet, Gefilde! Nicht lange mehr wird mein dunkelnder Blick euch durchirren; bald werde ich euch gegen seligere Gefilde ver- tauschen!" Ach, Vater, bester Freund, bald soll ich dich ver- lieren ? Trauriger Gedanke! Ach, dann, — dann will ich einen Altar neben dein Grab hinpflanzen, und dann, so oft ein seliger Tag kommt, wo ich Nothleidenden Gutes thun kann, dann will ich, Vater, Milch und Blumen auf dein Grabmal streuen." Jetzt schwieg er und sah mit thränendem Aug' auf den Greis. „Wie er lächelnd da liegt und schlummert!" sprach er jetzt schluchzend. „Es sind von seinen frommen Thaten im Traume vor seine Seele gestiegen. Wie der Mondschein sein kahles Haupt bescheint und den glänzend weißen Bart! O, daß die kühlen Abendwinde dir nicht schaden und der feuchte Thau!" Jetzt küßt er ihm die Stirne, sanft ihn zu wecken, und führt ihn in die Hütte, um sanfter auf weichen Fellen zu schlummern. G c ß n e r. 84. Die Sorgen des Lebens. An einem Frühlingsmorgen führte der königliche Sänger- David seinen Sohn Salomon auf die Höhe von Zion, um ihm den Aufgang der Sonne, den der Knabe noch nicht gesehen, zu zeigen. Noch war es Dämmerung und dichte Thauwölkchen schwebten über den Thälern und Fluren, die sich _ unter ihnen hinzogen und ausbreiteten, und netzten aus ihrer Fülle das Land. „Was ist das? Vater," sprach der Knabe, als er an jedem Blümchen Thautröpschen hängen sah, „haben die Blumen geweint?" — „Das wol nicht," mein Sohn," erwiderte der Vater, „die Blumen können nicht weinen; auch hätten sie keinen Grund dazu. Das ist himmlischer Thau, der sie erquickt und für die Hitze des Tages stärkt. Nur der Mensch weint, wenn er in der Nacht des Lebens nach der Sonne sich sehnt, daß sie seinen Weg erleuchte. — Aber auch für ihn

9. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 185

1843 - Altona : Schlüter
185 seiner Brüder und Halbbrüder, des Rums, des Liqueurs, des Grogs des Punsches, des Thee- und Kaffeepunsches, und wie sie weiter heißen. Schaut nur um euch! Habt ihr sie denn mcht gesehen, und könnt ihr sie nicht täglich sehen die Männer und Frauen, die im kräftigsten Lebensalter nicht wehr angestrengt arbeiten können, weil ihre Kraft gebrochen ist? Der Brannt- wein brach sie! Habt ihr sie nicht gesehen, und könnt ihr sie nicht leider zu oft sehen, die kahlen ausgeleerten Wohnungen, in denen kaum noch ein Stuhl und ein Tisch und ein Stroh- lager, ein Topf, aber kein Bett, kein Schrank, kein Sonntags- rock, keine Bibel, kein Vaterunser, kein Christusbild an der Wand gesehen wird? Wer hat die Wohnung so leer gemacht? Das that die Branntweinsflasche. Durch sie ist dieß Alles hindurch und in die Leihhäuser gegangen. Habt ihr sie nicht gesehen, und könnt ihr sie nicht leider zu oft sehen, die wankenden und schwankenden Menschen, denen die Straße nicht breit genug ist, und hinter welchen die Gaffenbuben herschreien? — Wer hat sie so herabgewürdigt zu den Thieren, wer hat sie um ihre Ehre gebracht vor den Menschen? Das hat der Branntwein! Und wessen sind die schmutzigen, zerlumpten Kinder, mit unge- kämmten Haaren, vor Hunger eingefallenen todtblassen Wangen? Ach, es sind die Kinder einer sich oft in Branntwein berauschenden Mutter, die sie hinausstieß auf die Straße zum Betteln. — Und wer schaut denn dort so ängstlich hinunter in den Keller, aus welchem wildes Geschrei herauftönt, und erzittert und erbebt bei jedem neuen Getobe? Das ist eine liebende Frau. Sie suchet den ihr noch so theuern Mann, und darf sich doch nicht zu ihm hineinwagen in das wilde Gelag, damit sie nicht verhöhnt und weggestoßen werde. Sie steht in dunkler, feuchter Nacht da, ob sie auch vor Kälte zittert, sie steht da und harrt, ob der Mann nicht herauskomme, daß sie ihn bitten könne, mit heim zu kehren, zu den verlassenen Kindern, die sich nach dem lieben Vater sehnen. — Und wen trägt man da hinab von dem wilden Tanzsaal? Es sind Verwundete. Als der Branntwein die Köpfe erhitzte und die Besinnung geraubt hatte, — da wurden die Messer gezogen und die Flaschen geworfen und Menfchenblut vergossen. —• Und wen trägt man dort aus dem Keller als Leiche herauf? Es ist ein sonst achtbarer Bürger, ein sonst thätiger Handwerker, ein sonst friedlicher Gatte, ein Vater von vier Kindern. Aber gestern ging er aus einem Wirthshause in das andere, und als er nun zuletzt in diesen Keller kam, mußte

10. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 190

1843 - Altona : Schlüter
190 gestrengt, als jetzt. Der Branntwein ist dem Handwerker und Tagelöhner nicht nöthig. Die Irländer, welche noch vor wenigen Jahren vielen Branntwein tranken und viel faullenzten, haben ihn abgelegt und arbeiten jetzt viel fröhlicher und ange- strengter als sonst, und es findet sich seitdem in Irland weniger Streit und Zank, weniger Diebstahl und Raub und Todtschlag. Und so ist es überall: in Amerika, in England, in Deutschland, wo man dem Branntweintrinken entsagt. Und anders kann es nicht sein; denn die Geschichte der Zuchthäuser beweist, daß drei Viertel aller Derer, welche in ihnen ihre Verbrechen büßen, durch den Branntwein zu dem Verbrechen verleitet sind. Der Branntwein ist selbst bei der allerhöchsten körperlichen Anstren- gung, der Anstrengung der Matrosen und Seefahrer auf zer- brechlichem Schiffe im tobenden Sturme, nicht stärkend und wohlthätig, sondern schwächend und verderblich. Dieß ist durch viele Erfahrungen so ausgemacht, daß Schiffe, die keinen Brannt- wein mit an Bord nehmen, in Amerika wohlfeiler versichert werden, als die, auf welchen den Seeleuten Branntwein ge- geben wird." „Diejenigen, welche den menschlichen Körper am besten kennen und am besten wissen, was ihm nützt und schadet, das sind doch wol die Ärzte, und diese erklären fast einstimmig den Branntwein für ein Gift, ein schwächendes, zum Wahnsinn füh- rendes, langsam tödtendes Gift. Ja, dieses Gift des Brannt- weins tobtet jetzt mehr Menschen, als in den Kriegen fallen. „Von Trunkenschaft sind mehr verdorben, als jemals durch das Schwert gestorben." „„Und so bleibet es nun dabei, sagt der Gnomon: Wer einen Menschen zum Branntweintrinken auffordert, der thut etwas Bedenkliches, und wer einen Menschen verreizt, sich zu betrinken, der thut etwas Böses. Merken sich alle Leute das, insonder- heit alle Schenkwirthe und Ehefrauen."" „Wenn uns aber die Waffe der Mäßigkeit vor diesem Feinde nicht schützet, so ist dagegen die Enthaltsamkeit ein stählerner, fester und undurchdringlicher Schild. Er beschützt sicher, durch ihn können selbst die schärfsten Pfeile nicht durch- dringen. Wer diesen Schild trägt, d. h. wer gar keinen Brannt- wein trinkt, der und nur der ist gesichert vor seinem Gifte und Verderben. „Gib dem Teufel, sagt das Sprichwort, den kleinen Finger und er ergreift bald deine Hand, deinen Arm und zieht dich mit gewaltiger Kraft zu sich herab in die Hölle,"
   bis 10 von 406 weiter»  »»
406 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 406 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 42
1 1
2 3
3 3
4 1
5 109
6 6
7 53
8 2
9 4
10 69
11 19
12 4
13 1
14 11
15 19
16 158
17 4
18 2
19 27
20 10
21 2
22 14
23 3
24 13
25 3
26 0
27 5
28 1
29 8
30 88
31 2
32 5
33 33
34 5
35 0
36 9
37 175
38 14
39 8
40 0
41 9
42 3
43 1
44 2
45 49
46 3
47 0
48 4
49 7

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 8
1 21
2 4
3 8
4 4
5 1
6 19
7 0
8 3
9 4
10 0
11 12
12 7
13 3
14 19
15 7
16 74
17 158
18 0
19 4
20 1
21 35
22 2
23 16
24 43
25 4
26 9
27 2
28 17
29 1
30 0
31 7
32 2
33 3
34 4
35 1
36 10
37 0
38 4
39 62
40 10
41 2
42 170
43 0
44 3
45 39
46 1
47 6
48 6
49 3
50 5
51 0
52 14
53 1
54 13
55 9
56 4
57 2
58 0
59 1
60 1
61 1
62 7
63 3
64 12
65 7
66 3
67 3
68 4
69 3
70 10
71 14
72 2
73 0
74 4
75 92
76 13
77 130
78 0
79 27
80 3
81 5
82 44
83 4
84 83
85 2
86 1
87 31
88 6
89 4
90 3
91 21
92 104
93 0
94 146
95 14
96 0
97 6
98 43
99 3

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 87
1 102
2 92
3 129
4 21
5 34
6 144
7 27
8 33
9 39
10 41
11 23
12 211
13 222
14 12
15 165
16 28
17 3
18 11
19 54
20 26
21 11
22 147
23 83
24 185
25 121
26 68
27 147
28 354
29 76
30 58
31 111
32 70
33 800
34 243
35 2
36 4
37 125
38 20
39 157
40 58
41 9
42 406
43 221
44 18
45 16
46 170
47 106
48 53
49 51
50 323
51 581
52 15
53 18
54 17
55 12
56 21
57 8
58 62
59 672
60 7
61 11
62 58
63 14
64 69
65 88
66 14
67 14
68 12
69 26
70 10
71 23
72 32
73 35
74 99
75 154
76 32
77 38
78 40
79 24
80 41
81 986
82 39
83 94
84 292
85 359
86 14
87 52
88 39
89 133
90 11
91 84
92 26
93 19
94 93
95 52
96 6
97 56
98 49
99 14
100 830
101 51
102 210
103 98
104 56
105 3
106 57
107 177
108 155
109 60
110 214
111 173
112 66
113 243
114 220
115 60
116 174
117 240
118 5
119 110
120 74
121 84
122 28
123 104
124 269
125 202
126 88
127 289
128 86
129 166
130 13
131 407
132 27
133 168
134 99
135 12
136 316
137 137
138 144
139 9
140 52
141 0
142 154
143 143
144 5
145 47
146 81
147 85
148 8
149 86
150 21
151 17
152 384
153 28
154 102
155 96
156 63
157 16
158 17
159 61
160 153
161 50
162 59
163 84
164 151
165 50
166 168
167 47
168 183
169 31
170 12
171 18
172 66
173 461
174 43
175 1290
176 56
177 549
178 33
179 468
180 69
181 113
182 174
183 545
184 172
185 94
186 103
187 115
188 63
189 405
190 41
191 17
192 86
193 112
194 43
195 186
196 335
197 26
198 14
199 50