514
nein Falle nahe kam und das Judenthum bereits vergessen war, so
verlor sic als Kirche doch auch wiederum., an innerer Krasl und
Lauterkeit des Glaubens. Die Übel traten immer deutlicher
bervor. Uneinigkeit und Herrschsucht entehrte die Gcisilichen, als
Führer der Heerde; die Neigung zum Mönchöwcscn griff störend in
das Berufsleben des Volkes, besonders durch Benedikt von Nursia;
Heiligenbilder bedrohten mit einem neuen Götzendienst die Kirche;
Anbetung der Märtyrer und ihrer Reliquien führte irre die
Andacht, und Schlaffheit der Sitten und einst verabscheute Laster
fingen an zu entehren den Christcnnamcn.
Unter solchen Umständen trat im Jahre 622 Muhamed, ein
Nachkomme Jsmacls, auf und ward Gründer einer neuen Religion,
des Islams. Er lehrte den Einen Gott, bekannte Mofes und Christum
als Propheten, sich selber aber als den verheißenen Tröster. Seine
Lehre legte er nieder in einem Buche, Koran genannt. Und da er
durch Feuer und Schwert den neuen Glauben zu verbreiten lehrte, so
raubte er der christlichen Kirche viele Länder in Asien und Afrika, wo
sie früher herrlich geblüht hatte, und drang endlich siegreich in Europa
ein. Da ward das Wort des Herrn erfüllt, das er vor dritthalb tau-
send Jahren dem Abraham gesagt hatte: Ich will den Ismael zum
großen Volk machen; er wird aber ein wilder Mensch sein; seine Hand
wider Jedermann, und Jedermanns Hand wider ihn. Muhamed war
eine schwere Zuchtruthc für die christliche Kirche. Aber das Salz war
ja auch dumm geworden.
Daö Hauptvcrderben für die Kirche Christi aber war, daß unter
den Bischöfen oder Patriarchen zu Rom, Alexandrien, Antiochien und
Constantinopel der Bischof von Rom, indem er den Vorrang des
Apostels Petrus geltend machte, sich immer mehr Gewalt und die
alleinige Herrschaft über die Kirche Christi anniaßtc, sich zum Papste
machte und sich für den Statthalter Christi auf Erden erklärte.
Diese Herrschsucht der Päpste wurde immer größer, ihre Streitigkeiten
mit den Fürsten immer häufiger, ihr Hochmuth immer unerträglicher
und ihr unchristlicher Sinn immer deutlicher. Den Päpsten folgten auf
diesem Wege die Bischöfe in den einzelnen Ländern, und deq Bischöfen
die Geistlichen in den einzelnen Gemeinen. Christenthum und Welt,
Kirche und Staat waren so zum zweiten Male in einen offenen und
verderblichen Kampf gerathen.
6. Während nun der größte Theil der morgenländischen
Kirche vom Islam überschwemmt wurde und die abendländische
immer mehr an Lauterkeit und innerer Kraft verlor: fand das
Evangelium einen neuen Eingang unter den heidnischen Völkern,
welche seit dem 4. Jahrhundert das römische Reich bestürmten.
Unter die Gothen an der Donau verbreitete Ulphi las (359)
das Evangelium, und übersetzte ihnen das Wort Gottes in ihre
Sprache. Unter den Galliern war besonders der Bischof
Martin thätig, so daß man ihn den Apostel der Gallier nennt.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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Extrahierte Personennamen: Benedikt_von_Nursia Abraham Apostels Petrus Christi Hochmuth Martin Apostel
Extrahierte Ortsnamen: Asien Afrika Europa Christi Rom Constantinopel Rom Christi Donau Gottes
517
in Gottes Namen diesem Rufe zu folgen ■, und trotz aller Ge-
genvorstellungen seiner Klosterbrüder, die ihm die Mühseligkeiten
eines solchen Unternehmens vorstellten, blieb er bei seinem Ent-
schlüsse; die Liebe zum Herrn war mächtiger. Im stillen Ge-
bete und mit Lesen der heiligen Schrift bereitete er sich zu sei-
nem Missionsberufe vor. Einer seiner Klosterbrüder, Aubert,
aus vornehmen Geschlechte, suchte den Anschar in seiner Einsam-
keit auf, und da er den unerschütterlichen Entschluß seines Freun-
des sah, sprach er: „Du sollst nicht allein ziehn; auö Liebe
zu Gott ziehe ich mit dir." So zogen denn die beiden Boten
des Friedens mit dem König Harald nach dem kalten Norden,
und landeten im Spätherbst 826 mit ihrem Schiffe an der dä-
nischen Küste. Nun fing Anschar an, dem Herrn einen Altar
zu bauen und von seinem Namen zu predigen. In einem dazu
gegründeten Missions-Seminar bildete er sich Gehülfen für sein
Werk. Zm Jahre 829 ging er sogar nach Schweden, denn
der König Biörn von Schweden hatte Ludwig den Frommen
gleichfalls um Verkündiger des Evangeliums gebeten. Zwei
Mönche aus Korvey, Gislemar und Withmar, begleiteten
den Anschar dahin, während Aubert seiner schwachen Gesundheit
wegen wieder nach Frankreich hatte zurückkehren müssen. Wie
in Dänemark, so auch in Schweden gründete er christliche Ge-
meinen. Im Jahre 831 wurde er zum Erzbischof von Ham-
burg und 815 zum Erzbischof von Bremen ernannt. Durch
seine unermüdece und segensreiche Wirksamkeit wurde er der
Apostel des Nordens und Gründer der Kirche Christi in
Dänemark und Schweden. Still und sanft verschied er unter
Dank und Gebet am 3. Febr. 865 in seinem 64. Lebensjahre.
Wirken und Bild dieses treuen Dieners Jesu sei jedem Chri-
stenherzen unseres Nordens in dankbarem Andenken theuer
und ehrwürdig.
So wie Anschar, wurden in dieser und der folgenden Zeit
immerfort Christen erweckt, die den Befehl Jesu nicht überhör-
ten: Gehet hin in alle Welt und lehret alle Heiden. Gläubige
Mijfionare durchzogen die Länder Europas.—Am Schlüsse des
11. Jahrhunderts entstand durch den Mönch P e t e r v o n A m i e n s
und Papst Urban Ii. eine großartige Vereinigung und Bewe-
gung in der europäischen Christenheit, welche in hundert Tau-
lenden Kriegszüge gegen die Muhamedaner unternahm, um das
gelobte Land und das heilige Grab des Erlösers den Musel-
männern zu entreißen. Dieß waren die von 1096—1291 wie-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Extrahierte Personennamen: Harald König_Biörn_von_Schweden Ludwig Ludwig Apostel Urban
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Schweden Frankreich Dänemark Schweden Bremen Christi Dänemark Schweden Europas
574
zugleich Garnisonskirche, 1240 vom Grafen Adolf Iv. erbaut, dessen
Grab auch vor dem Altare — St. Jürgcnskirche — Schloß
— Oberappellationsgericht für die Herzogtümer. — Vom 13.
Dee. 1813, bis zum 22. Jan. 1814 war hier das Hauptquartier des
damaligen Kronprinzen von Schweden mit 6 — 7000 Mann; am 14.
Jan. 1814 Friedensschluß, der die Verbindung zwischen-Dänemark
und Norwegen aufhob. Brunswik, Wilhelmincnhöhc — Vichburg —
Düsternbrook — Holtenau — Knoop u. s. w.
12. Lütjenburg, 1627 rückten hier 11.000 Mann Kaiserliche ein
und plünderten die Stadt. — Umgegend: Salzau — Neuhaus: Gie-
lau — Water-Neversdorf — Pauker — Neudorf: Hasbcrg — je.
13. Oldenburg, eine sehr alte Stadt, und vormals unter dem
Namen Stargard Residenz eines wendischen Fürsten. Oldenburgs
eigenthümliche Lage machte cs im 11. und 12. Jahrh, zum Schauplatz
der blutigsten Kriege, welche zwischen den Dänen, Wenden und Sachsen
geführt wurden. Im 11. Jahrh, wurde es mehrjnals Zerstört, und um
1150 von dem Könige Svend. Die Stadt hatte auf ihrem hohen Walle
ein schönes Schloß, das erst vor wenigen Jahrhunderten verfallen ist;
sic war einer der besuchtesten Ostseehäfen, so daß sie zu Ansang des 14.
Jahrh, ausser einem Schlosse, 4 Kirchen, 3 Capellen, 3 Klöster und 5
Thore gehabt haben soll. Oldenburg blühte etwa noch 100 Jahre fort,
aber nach der Eroberung und Verwüstung der Stadt im I. 1419 durch
den König Erich von Pommern nahm der Wohlstand immer mehr ab,
wozu auch die Versandung des Meerbusens viel beitrug. Dazu kamen
später große Unglücksfälle über dieselbe: im 30jährigen Kriege wurde
sie durch Einquartirung und Contribution hart mitgenommen (18,715 xp
Schaden), 1693 brannte der vierte Theil der Stadt ab; 1694 war eine
große Wafferfluth; am 15. August 1773 wurden Kirche nebst 400 Ge-
bäuden ein Raub der Flammen.-------
14. Heiligen Hafen, auch eine alte Stadt, ehemals größer —
im 15. Jahrh. 11 Straßen. — Im So nun er 1391 brannte die Stadt
dis auf 8 Häuser ab und die Einwohner erhielten darauf für 4 Jahre
die Befreiung von allen Abgaben und Lasten. 1660 zerstörte eine Feu-
ersbrunft die ehemalige große und kleine Wcndtstraße, und 1730 wur-
den außer dem Rathhause wiederum 30 Häuser durchs Feuer vernichtet.
Später litt sic mehrmals durch Überschwemmungen, und der Sage nach
soll auch ein ehemaliges Schloß durch eine Überschwemmung zerstört
worden sein. >715 wurde in der Nähe der Stadt eine Seeschlacht ge-
liefert, in welcher der dänische Admiral Gabel über den schwedischen
Schoutbynacht Grafen Wachtmeister siegte. — In Heiligenhafen's Nähe
sind manche Hünengräber.
15. Neustadt, anfänglich ein aus Fischerhütten bestehender Ort (Nicn-
krempe) und zu Altenkrempe cin gepfarrt, soll im Jahre 1244 von dem Grafen
Gerhard I. zu einer Stadt erhoben worden sein. Viele Unglücksfälle
hinderten das Aufblühen dieser Stadt: Feuersbrüuste (1391,1399,1419,
1425), und eben so viele verheerende Krankheiten, so daß im Jahre
1632 wegen der drückenden Armuth nur 60 Häuser bewohnt wurden.
1644 wurde sie nach tapferer Gegenwehr von den Schweden erobert
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
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Extrahierte Personennamen: Adolf Knoop Neuhaus Svend Erich_von_Pommern August Gerhard_I.
577
242. Das Herzogthum Schleswig
1. ist gegen N. durch die Königsau (Schottborgerau)
und den Koldinger Fiord, und zwischen diesen Gewässern in
einer Länge von 2 Meilen durch eine angenommene Grenze
von Jütland getrennt; südlich bilden die Eider und der schlesw.-
holst. Canal, bis auf einige nördlich der Eider belegene unbe-
deutende Theile Holsteins, östlich die Ostsee und der kleine Belt und
ivestlich die Nordsee die Grenze. — Länge des Herzogthums von
Rendsburg bis Kolding c. 18 M., Breite 8, 10, 12 M. und dar-
über; Flächeninhalt: 165 O.. M., mit e. 350,000 Einw.
2. Ehemals wurde das Land von den Angelsachsen be-
wohnt, die 449 nach England auswanderten. Darauf drangen
Jüten von Norden her ein, woher das Land unter dem Namen
lutig vorkommt, sehr selten hieß es Süderjütland. Es ist übri-
gens immer ein eigenes Land gewesen und hat zu dem heutigen
Jütland niemals gehört. Schon seit dem Anfange des 14ten
Jahrh, führte es die Benennung Herzogthum Schleswig.
Es gibt noch jetzt Namen einiger Distrikte aus der ältesten
Zeit, welche ehemals Landschaften bezeichneten. Zu diesen Di-
strikten gehört:
a. an der Ostseite:
I. Die im Nordostcn vom Flensburger Hafen liegende Halbinsel
Sundewitt, über 2 M. lang und an einigen Stellen über I M.
breit. 2. Angeln, ein fruchtbarer Landstrich zwischen dem Flensbur-
ger Meerbusen und der Schlei. 3. Schwan sen (vorm. Svansöe),
eine Halbinsel zwischen der Schlei und dem Eckcrnsörder Meerbusen,
über 3 M. lang und iz M. breit, — enthält fast nur adeliche Besitzun-
gen. 4. Der dänische Wald oder Dänischenwohld, zwischen dem
Eckcrnsörder Meerbusen und dem Canal, ebenfalls 3 M. lang und Ij M.
breit. In den ältesten Zeiten war dieß Land ganz mit Wald bewach-
sen, woher es denn auch seinen Namen hat. Jetzt sind daselbst
nur adeliche Besitzungen.
d. an der Westseite:
5. Die Landschaft Eiderftedt, die südwestliche Ecke und Halb-
insel Schleswigs, in den ältesten Zeiten aus den 3 Inseln (Shiffhar-
dcn) Eiderstedt. Everschop (Norderharde) und Utholm bestehend, welche
im Laufe der Zeit durch Eindeichungen mit einander verbunden worden
sind. 6. Nordsricsland — nach den Bewohnern, den Friesen, also
genannt —, die Westseite zwischen der Eider und der Widau, mit eini-
gen in der Nordsee liegenden Inseln. Durch viele starke und verwü-
stendc Sturmfluthcn ist dieses große und fruchtbare Land, welches nach
dem Waldemarschcn Erdbuche 14 Harden enthielt, fast gänzlich zerstört;
im Laufe der Zeit sind über 100 Kirchen hier untergegangen. Die
Dünen an der Westseite find die Grabhügel.
37
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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TM Hauptwörter (200): [T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte]]
542
flei- überschwemmten sogar Nordelbingen mit ihren heidnischen
Heeren und als der ostdänische König Gorm der Alte das selbst-
ständige jütische Königreich aufhob und mit dem seinigen ver-
einigte, bedurfte es erst eines Heereszuges des deutschen Königs
Heinrichs I., um Gorm zu zwingen, dem Christenthum wieder
Eingang in seinen Staaten zu gestatten. Noch siegreicher war
Heinrichs Sohn Otto der Große, der nicht allein Bisthümer
in Schleswig und Ripen (um 948) und in dem von den Wen-
den nach und nach eroberten östlichen Holstein zu Oldenburg
(gegen 940) gründete, sondern auch Gorm's Sohn Harald
Blauzahn sich taufen zu lassen nöthigte. Aber als nach Ha-
ralds Tod König Erich von Schweden, ein eifriger Heide, Dä-
nemark eroberte, ward überall das Christenthum von Neuem
ausgerotret, der Bischof von Schleswig mußte flüchten, der von
Ripen, Laofdag, starb um 990 den Märtyrertod. Erst Ha-
ralds Enkel Knut, unter dem Namen d e r G r o ß e bekannt, stellte
unter seiner weisen und thätigen Regierung von 1014 bis 1035
durch eben so viel Gewalt wie Milde das Christenthum, dem
er eifrig ergeben war, wieder her und es hat seitdem in unsern!
Vaterlande vom Norden aus eine Erschütterung nicht wieder
erlitten.
Doch noch war diese Gefahr nicht beseitigt, als schon eine
andere und schlimmere drohte. So viele Fortschritte das Chri-
stenthum in Nordelbingen gemacht hatte, wo namentlich in den
Elbmarschen bereits eine Menge von Kirchen angelegt war, so
sehr hatte es im östlichen Holstein gelitten. Denn dort drang
schon seit 300 Zähren die siavische Nation vor, bei uns ge-
wöhnlich die Wenden genannt, die aus Rußland kommend
bereits die ganze deutsche Ostseeküste besetzt hatten. Die Wen-
den schienen anfangs dem Christenthum nicht abgeneigt, Ol-
denburg und andere Bisthümer konnten gegründet werden,
aber bald entstanden heftige Streitigkeiten zwischen ihnen und
den sächsischen Herzögen. Diesen hatten die deutschen Kaiser
ihr Grenzland Sachsen, das sie bei ihren vielen Zügen nach
Italien nicht persönlich zu schützen vermochten, übertragen, und
sie residirten gewöhnlich in Hamburg oder Lüneburg. Die Wen-
den nun drangen allmählich über die Schwenrine und Trave
hinaus bis zur Eider, Schwale und den Quellen der Bramau,
die christlichen Kirchen wurden zerstört und selbst Hamburg 1013
von ihnen eingeäschert. Die Sachsenherzöge, durch Kriege im
Innern beschäftigt, waren zum Widerstand unfähig; nirgends
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben]]
Extrahierte Personennamen: Königs
Heinrichs_I. Heinrichs_I. Heinrichs Heinrichs Otto Harald
Blauzahn Erich_von_Schweden Knut
2
die öden, kalten Himmelsstriche an beiden Polen eben so gut
Menschen zu Herren und Bewohnern erhalten, als jene Gegenden,
so daß wir den Menschen jetzt allenthalben auf Erden finden.
Wo sind wir denn? Im nordwestlichen Erdtheil der alten Welt,
und dort wieder im Nordwesten. Zwei Halbinseln und eine Insel-
gruppe mit mehreren zerstreut liegenden Inseln — größere und
kleinere Felsenstücke, durch die Wogen einer mächtigen Fluth vom
Felsgebirge der nördlichen Halbinsel losgeschlagen und hingetragen
wo sie jetzt liegen — bilden das größere Vaterland. Skandina-
vische Halbinsel heißt die eine, cimbrische die andere Halbinsel,
und die Inselgruppe: die dänische. Diese mit der cimbrischen
Halbinsel bildet im größeren Vaterlande, dessen Gesammtname
Skandinavien ist, unser engeres Vaterland:
Dänemark.
Meerumschlungen ist es, in des Wortes eigentlicher Bedeutung,
das Ganze, wie die Theile.
2. Das Sclrwanennest.
Zwischen der Ostsee und dem Nordmeere liegt ein altes
Schwanennest, und das heisst Dänemark ; in dem sind
und werden Schwäne geboren, deren Namen niemals sterben
werden. Im Alterthume slog ein Schwanenstrich hiervon aus
hin über die Alpen , nieder zu den grünen Ebenen des Mai-
Landes, wo es herrlich zu wohnen ist; der Schwanenstrich
\ heisst die Longobarde n. Eine andere Schaar, mit glän-
zenden Federn und treuen Augen schwang sich hin nach By-
zanz, setzte sich da um den Thron des Kaisers und breitete
da ihre grossen weissen Flügel aus, als Schild, um ihn zu
beschirmen; sie erhielt den Namen Baranger. Es ertönte
von Frankreichs Küsten ein Schrei der Angst über die bluti-
gen Schwäne, welche mit Feuer unter den Flügeln vom Nor-
den kamen; und das Volk betete: „befreie uns, Gott! von
den wilden Normannen !“ Auf Englands wiesenfrischem Basen
an dem offenen Strand stand der dänische Schwan mit drei-
facher Königskrone auf dem Haupte; seinen Scepter streckte
er hin über das Land. Auf Pommerns Küsten beugten die
Heiden ihre Knie, als der dänische Schwan kam mit der Flagge
des Kreuzes und mit gezogenem Schwert. „Das war in alten
Ì
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein]]
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6
durch mehrere Eigenthümlichkeiten, namentlich hinsichtlich der Sprache,
von einander unterschieden. Nachdem die Gothen sich eine Zeitlang
an der südlichen Küste der Ostsee ausgehalten, wo wir sie schon
mehrere Jahrhunderte vor Christi Geburt antreffen, setzten sie die
von Asien aus begonnene Wanderung von Osten gegen Norden und
Westen sort. Frühzeitig an Schifffahrt und Seeleben gewöhnt,
gingen sie über die Ostsee und besetzten die Ostseeinseln und die
gerade gegenüber liegenden Länder. Ein Stamm ließ sich in Schonen,
Seeland, Fühnen und den umliegenden Inseln, so wie in dem nord-
östlichen Theile der cimbrischen Halbinsel nieder, während andere
Verwandte Stämme sich über die standinavische Halbinsel verbreiteten.
Der Zweig des germanischen Stammes, welcher in Norddeutschland
und im südlichen Theile der cimbrischen Halbinsel, in Holstein,
wohnte, sübrte den Namen der Sachsen; allein einzelne mit ihnen
verwandte Stämme drangen von hier bis in das heutige Schleswig
und in die südlichen und westlichen Theile des jetzigen Jütlands vor,
wo sie sich unter dem Namen Angeln und Jüten niederließen.
Diese beiden germanischen Volksstämme wurden später durch eine
Auswanderung nach England, ähnlich der jetzigen europäischen nach
Amerika, die mehrere Jahrhunderte hindurch dauerte, bedeutend ver-
mindert, und ihr Land größtentheils von ihren nördlichen Nachbarn,
welche die zurückgebliebenen Ueberreste verdrängten oder sich mit ihnen
vermischten, besetzt. Die westlichen Küsten des südlichen und mittleren
Theiles der cimbrischen Halbinsel wurden von den Frisen besetzt,
welche, gleich wie die Sachsen, ein Zweig des großen germanischen
Stammes waren. Der gothische und standinavische Zweig des
germanischen Stammes hat eine Menge von dunklen Erinnerungen
und Ueberlieferungen aus der ersten 'Auswanderungszeit aufbewahrt,
welche alle dahin gehen, daß die Landesbewohner, mit welchen die
Eindringlinge Krieg führten, eine kleine, friedliche, schwache, aber
auch listige, behende und thätige, dunkle Race gewesen ist. Der
Kampf scheint nicht lange gedauert zu haben; denn die Besiegten
zogen sich nach dem hohen Norden Skandinaviens zurück, in sofern
sie nicht Sklaven wurden. Schon Odin (70 v. Ch.) drang bis
Upsala vor, heißt es, und vernichtete überall die listigen, boshaften
Jetten, deren Zauberkünste die Gothen weit mehr fürchteten, als
ihren kriegerischen Muth. In der vorgothischen Periode war das
Vaterland theils mit ungeheuren Wäldern, theils mit öden Haiden
und großen Sümpfen bedeckt, und diese natürliche Beschaffenheit des
Landes scheint den Namen D änema rk veranlaßt zu haben, welchen
man von Dan, Davn, Dovn, d. h. siach, niedrig, und Mark,
eine bewaldete Ebene, herleitet.
b. Die Wenden.
Die Wenden und Frisen spielten einst in der Geschichte unserer
Halbinsel eine nicht unwichtige Rolle. Beide Völker sind im Lause
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
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Extrahierte Personennamen: Christi Dan
Extrahierte Ortsnamen: Asien Seeland Norddeutschland Holstein Sachsen England Amerika Sachsen Skandinaviens
94
lande lag eine viel größere Quote als jetzt, etwa A zur Weide und
die hauptsächlichste Benutzung dieser Weide war auf den Höfen
Ochsengräsung und bei den Bauern Aufzucht von Rindvieh.
Die Ochsengräsung, welche sich auf unserer Geest am längsten im
östlichen Theile des Amtes Hadersleben erhalten hat, und dort noch
jetzt mit der Milchwirthfchaft um ihre Eristenz kämpft, ist auf den
Gütern etwa mit Anfang des 17. Jahrhunderts durch ins Land ge-
rufene Holländer von der Milchwirthschaft abgelöset worden (daher
der Ausdruck Holländereien statt Äheiereieu, ähnlich wie Schweize-
reien für Käsefabrikation gebraucht wird). Mit der Entstehung der
Milchwirthschaft ist wahrscheinlich erst eine regelmäßige Eintheilung
und schlagmäßige Bewirthschaftung der Felder eingeführt worden, da
bei der Ochsengräsung eine Schlagwirthschaft kein Bedürfniß war.
Ueber das Alter der lebendigen Hecken fehlen die Nachrichten.
Die fürstliche Regierung war noch in der ersten Hälfte des 18.
Jahrhunderts sehr bemüht, ihnen auf den Dorffeldmarken, wo noch
die Einzäunung mit todten oder Rauh-Zäunen altherkömmlich war,
Eingang zu verschaffen.
Ein ansehnlicher Nebenerwerb wurde der früheren Zeit durch
die Wälder geboten, theils durch den Verkauf von Holz und Koh-
len, die über Itzehoe nach Holland gingen (Itzehoe war damals für
einen großen Theil des östlichen Holsteins der Hauptabsatzort in die
Fremde, zu einer Zeit, als von Kiel, Neustadt rc. noch keine Ver-
schiffungen Statt fanden), theils durch die Schweinemast. Die
Schweine wurden hier nicht bloß von den eigenen Städten des Lan-
des aus, sondern auch von den Hansestädten und von Mecklenburg
auf die Waldmaft geschickt.
Am kläglichsten waren in der Regel die Gutsbauern daran,
die gewöhnlich 12 Pferde und 4 Milchkühe hielten, während jetzt
umgekehrt auf einer solchen Hufe 4 Pferde und 12 Milchkühe zu
finden sind. Noch jetzt Anno 1854, giebts Gutsbauern im geseg-
neten Vaterlande und nicht wenige, die gezwungen sind 2 Pferde
und 3 Kühe zu halten. Aber auch in den Aemtern waren damals
sehr oft mehr Pferde als Kühe und gepflügt ward überall mit 4
und auch mit 6 Pferden, auf Fehmarn vor 200 Jahren noch sogar
mit 10 bis 12.
Zur Zeit der Feldgemeinschaft lagen große Flächen in beständi-
ger Weide und hier war die Schafzucht die Hauptnutzung. Mit
der Auftheilung der Gemeinheiten hat die Schafzucht im Lande ab-
genommen.
Es folgt eine totale Reform in der Landwirthschaft und eine
Erweckung wie aus langem Schlummer gegen Ende des vorigen
Jahrhunderts. Den nächsten äußern Impuls dazu gaben bekanntlich
die Probsteier, aber die großen Hofwirthschaften im Lande führten
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
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Taasinge, Thorsenge, hat einen sehr fruchtbaren Boden,
gute Waldungen, viel Wild und eine überaus schöne Lage. Der
nördliche Theil der Insel bildet eine Höhe, die sich bis 240 Fuß
erhebt, die übrigen Theile sind Ebenen. Der Umfang betragt
6 Meilen. Die Insel gehört dem Stammhause Thorsenge.
An der südlichen Mündung des Thoröesundcs liegt das mit einem
Park umgebene große Schloß (W a l d e m a r s Schloß) der
Familie Iuel, erbaut von Christian Iv. für seinen Sohn
Waldemar, woher der Name. Nach dem Tode des Grafen
Waldemar würde die Insel unserm Seehelden Admiral Niels
Iuel, als Ersatz für schuldige Beutegclder von der Krone über-
lassen. Von der mit einem kleinen Observatorium versehenen,
hochbelegenen Kirche des Kirchspiels B r e g n i n g e, überschaut
man eine Fläche von über 100 [] Meilen, die einige der schönsten
und fruchtbarsten vaterländischen Gegenden einschließt.
Die Insel Langeland (früher Lafvind), 67it Meilen lang,
V«—1 Meile breit, hat eine sehr gesunde Luft, den fruchtbarsten
Boden und gute Hölzungen. Fast durch die Mitte der Insel
streicht von N. nach S. eine Reihe kleiner, runder, meistens isolir-
ter, theilweise mit Laubholz bewachsener Hügel, die sich jedoch
nicht über 150 Fuß erheben. Fließende Gewässer sind nicht vor-
handen, wohl einige kleine Landseen. Im N.-W. liegt auf einer
kleinen isolirten Höhe in herrlicher Gegend das Schloß Tranekjär,
Haupthof der Grafschaft Langeland; daneben das fleckenartig
gebaute Kirchdorf Tranekjär. Das Schloß besteht noch aus einem
Theil des alten festen Schlosses, mit Mauern von 7 Ellen Dicke,
welches im 13. Jahrhundert eine herzogliche Residenz war, damals
von Seen und Sümpfen (Kjär), worin viele Kraniche (Traner),
umgeben.
Die Insel Aeröe oder Arrö ist der bevölkertste Landdistrict
im ganzen Vaterlande. Auf 17a [] Meilen, der ganzen Größe,
liegen außer der Stadt Aeröeskjöbing und dem Flecken
Marstal in 6 Kirchspielen 16 Dörfer mit 10,200 Menschen.
Die Insel liegt hoch, ist hügelig und fruchtbar, aber holzarm.
Früher muß die Insel holzreich gewesen sein, heißt doch noch jetzt
die östliche Halbinsel „Jstovland" d. i. im Holzlande.
Vergleichen wir beide Inselgruppen mit der Halbinsel, finden
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TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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