514
nein Falle nahe kam und das Judenthum bereits vergessen war, so
verlor sic als Kirche doch auch wiederum., an innerer Krasl und
Lauterkeit des Glaubens. Die Übel traten immer deutlicher
bervor. Uneinigkeit und Herrschsucht entehrte die Gcisilichen, als
Führer der Heerde; die Neigung zum Mönchöwcscn griff störend in
das Berufsleben des Volkes, besonders durch Benedikt von Nursia;
Heiligenbilder bedrohten mit einem neuen Götzendienst die Kirche;
Anbetung der Märtyrer und ihrer Reliquien führte irre die
Andacht, und Schlaffheit der Sitten und einst verabscheute Laster
fingen an zu entehren den Christcnnamcn.
Unter solchen Umständen trat im Jahre 622 Muhamed, ein
Nachkomme Jsmacls, auf und ward Gründer einer neuen Religion,
des Islams. Er lehrte den Einen Gott, bekannte Mofes und Christum
als Propheten, sich selber aber als den verheißenen Tröster. Seine
Lehre legte er nieder in einem Buche, Koran genannt. Und da er
durch Feuer und Schwert den neuen Glauben zu verbreiten lehrte, so
raubte er der christlichen Kirche viele Länder in Asien und Afrika, wo
sie früher herrlich geblüht hatte, und drang endlich siegreich in Europa
ein. Da ward das Wort des Herrn erfüllt, das er vor dritthalb tau-
send Jahren dem Abraham gesagt hatte: Ich will den Ismael zum
großen Volk machen; er wird aber ein wilder Mensch sein; seine Hand
wider Jedermann, und Jedermanns Hand wider ihn. Muhamed war
eine schwere Zuchtruthc für die christliche Kirche. Aber das Salz war
ja auch dumm geworden.
Daö Hauptvcrderben für die Kirche Christi aber war, daß unter
den Bischöfen oder Patriarchen zu Rom, Alexandrien, Antiochien und
Constantinopel der Bischof von Rom, indem er den Vorrang des
Apostels Petrus geltend machte, sich immer mehr Gewalt und die
alleinige Herrschaft über die Kirche Christi anniaßtc, sich zum Papste
machte und sich für den Statthalter Christi auf Erden erklärte.
Diese Herrschsucht der Päpste wurde immer größer, ihre Streitigkeiten
mit den Fürsten immer häufiger, ihr Hochmuth immer unerträglicher
und ihr unchristlicher Sinn immer deutlicher. Den Päpsten folgten auf
diesem Wege die Bischöfe in den einzelnen Ländern, und deq Bischöfen
die Geistlichen in den einzelnen Gemeinen. Christenthum und Welt,
Kirche und Staat waren so zum zweiten Male in einen offenen und
verderblichen Kampf gerathen.
6. Während nun der größte Theil der morgenländischen
Kirche vom Islam überschwemmt wurde und die abendländische
immer mehr an Lauterkeit und innerer Kraft verlor: fand das
Evangelium einen neuen Eingang unter den heidnischen Völkern,
welche seit dem 4. Jahrhundert das römische Reich bestürmten.
Unter die Gothen an der Donau verbreitete Ulphi las (359)
das Evangelium, und übersetzte ihnen das Wort Gottes in ihre
Sprache. Unter den Galliern war besonders der Bischof
Martin thätig, so daß man ihn den Apostel der Gallier nennt.
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Extrahierte Personennamen: Benedikt_von_Nursia Abraham Apostels Petrus Christi Hochmuth Martin Apostel
Extrahierte Ortsnamen: Asien Afrika Europa Christi Rom Constantinopel Rom Christi Donau Gottes
der Körner.
547
3. Inders hatten die Karthager unter Hamil- Zweiter pu-
kar und Asdrubal Spanien bis an den Iberus ero- mscher
bert, und Hannibal belagerte Saguntum, <219. Kne§;
Die Piömer schicken zu Hannibal, und da er die
Gesandten nicht annimmt, nach Karthago, und ^
verlangen Auslieferung Hannibals, oder Krieg. _ a y
Bei der Unentschiedenheit des getheilten kartha-
gischen Senats erklärte Fabius endlich den Krieg.
— Hannibal ging mit 59,000 Mann und 37 Ele-
phanten über die rauhen Pyrenäen im Anfänge
des Novembers, zerstreuete die feindseligen Völ- 218
kerborden, gewann durch eine Schlacht den
Uebergang über den Rhodanus, zog sich vor dem
bei Marseille gelandeten Konsul Publius Cornelius
Scipio nordwärts bis zur Isere hinauf, und war
in zehn Tagen am Fufse der furchtbaren Alpen.
Er überstieg sie — wahrscheinlich den Berg Ge-
nevre1) — in 15 Tagen, nach einem unglaubli-
chen Kampfe gegen die mit Eis und Schnee be-
deckten steilen Berge, gegen Hunger und feind-
liche Einwohner; aber von seinem Heere waren
ihm nur 20,000 Mann Fufsvolk und 6000 Reiter
übrig. Dennoch schlägt er den Scipio, der indefs
nach Pisa zurückgesegelt war, am Ticinus, und
1) Nach Melvilles und De Lucs Untersuchun-
gen ging Hannibal bei Roquemaure, unter
Avignon, über die Rhone, dann den Fluß
hinunter über Orange, Montelimart, Valence
bis Vienne, und rechts, quer über dengenevre
nach Chambery; dann über den kleinen Bern-
hard. Dies war auch die alte römische Stra-
fse. Vergl. Dissertation on the fassage of
Hannibal over the Alps, by a Member of the
University of Oxford (Oxford und London
1820 mit 3 Charten), wo durch sorgfältige
Untersuchungen an Ort und Stelle dargethan
wird, Hannibal sei über den Mont du Chat
nach Chambery, von da durch Bourget und
Scez, sodann über den kleinen Bernhard nach
Donas, und von da nach Turin gezogen.
M m 2
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Extrahierte Personennamen: Inders Hannibal Hannibal Hannibals Hannibal Cornelius
Scipio Scipio Scipio Scipio Melvilles Hannibal Hannibal Hannibal Bernhard
der Römer.
567
Gesetze, besonders Lex agraria, zu bewilligen;
und da er nicht will, regiert er das übrige Jahr
allein. Dies macht den Senat so demüthig, dafs
dieser ihm als Prokonsui zu Gallia transalpina
noch cisalpina hinzufügt, und sie ihm mit vier
Legionen auf fünf Jahie zugesteht. — Pompe-
jus und Crassus waren jetzt schon Werkzeuge in
Casars Hand, und arbeiteten daher mit daran,
dafs Cicero und Cato (Uticensis) aus Rom ent-
fernt würden. Cato geht als Heerführer nach
Cypern. Da Cicero nicht als Legat den Cäsar be-
gleiten will, wird er dem Clodius Preis gegeben; 58
doch, als Cäsar und Pompejus uneins werden, 696 a. u. c.
nach 15 Monaten zurückberufen. Aus Dankbar-
keit verschaffte Cicero dem Pompejus das Amt ei-
nes Praefecti annonae auf fünf Jahre; doch hob
sich das Ansehen des Pompejus nicht. Indefs
machte der entschlossene republikanische Konsul
Lentulus Marcellinus, 698 a. u. c., allen Tri- 56
umvirn Besorgnisse. Pompejus mufste Rom ver-
lassen, selbst Cäsar kam nach Lucca, und hier
vereinigten sich die Triumvirn aufs neue: Cäsarn
ward sein Kommando in Gallien auf neue fünf,
Jahre verlängert, und Pompejus und Crassus
werden fürs nächste Jahr Konsuln.
Indefs erwarb sich Cäsar Ruhm durch seine
Thaten in Gallien. 58 schlug er die Helvetier 696 s. u. c.
an der Saone; und Ariovist, der aus Deutsch-
land eingefallen war, entkam kaum über den
Rhein. — 57 werden die Belgier am Kanäle, 697 a. u. c.
um die Seine bis zum Rhein, besiegt; Cäsar
kömmt bis zur Schelde. — 56 besiegt er die 698 a. u. c.
Veneii, nördlich von der Loire am Meere, und
fast ganz Aquitanien unterwirft sich. — 55699 a. u. c.
treibt Cäsar zwei deutsche Völker, Usipstes (aus
Münster), und die Tenkterer (aus Berg), zu-
rück, und geht über den Rhein. Nach 38
Tagen kehrt er ohne irgend einen Gewinn zu-
rück, und schifft sich vom Portus ltticus (Ca-
lais) nach Britannien ein. Doch seine Flotte
wird zerstreuet; er landet nur mit einigen Schif-
1
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der Juden 'feit Cyrus.
429
gen die Korner. Diefe leiden zwar auch , lie-
gen aber endlich, und Judäa ward gänzlich ver-
heert; die Einwohner werden als Sklaven ver-
kauft, und Aelia Gapitolina wird nur heidni-
fchen Bewohnern eingeräumt. Dennoch ha-
den die Juden es nachher oft verfucht, unter
Conftantin, unter Julian, den Tempel wieder
zu erbauen, aber vergeblich. Seit. Gsp fteht
eine Mofchee auf dem Tempelplatze. Die Jiir
den leben feit der Zeit durch ganz Europa und
in andern /eltgegenden zerftrent, meift fehr
gedrückt, wenigftens faft überall der bürgerli-
chen Vorrechte beraubt. Und vielleicht darf
man ihnen diese auch nicht zugeftehen, fo lan-
ge Ge wahre Juden, den Grundfätzen ihrer Re-
ligion treu bleiben, nach der Ge das auserwähl-
te Volk Jehovah's,. das erfte der Erde , fein
wollen.
Nach cler Zerftürung Jerufalems entban-
den mehrere gelehrte Schulen unter den Ju-
den, befonders in Tiberias, die Geh mit Samm-
lung der mündlich überlieferten Gefetze und
der Erklärungen derfelben befchäftigten. So
entltand der 7alwud^ welcher enthält: 1. die
Taifcknah3 die mündlich überlieferten Gefetze,
gefummelt van Rabbi Juda dem Heiligen, igo-
bis 220; und 2."die (Jemarah, Erklärung der
jvlifcbnäh: a. die jerufalemifche, im dritten
Jahrhundert gefammelt von Rabbi Jochanan ;
b. die babylonifche, von Rabbi Afche und Jofe
im fünften Jahrhundert. — Targum ist eine
chaldäifche Paraphrhfe des Pentateuchs von
Onkelos , wahrfeheißlich einem babylonifcheu
Juden aus ungewiffem Zeitalter. —> Auch
wurden neue griechifche Ueherfetzungen des
alten Teftaments-verfertigt \on Aquila, um
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Extrahierte Personennamen: Cyrus Cyrus Judäa Julian Jerufalems Rabbi_Juda Rabbi_Jochanan Rabbi_Afche
Extrahierte Ortsnamen: Aelia_Gapitolina Europa Tiberias
===== "5
bürg ward im Jahre 1456 die Kunst, Bücher zu
drucken^ erfunden. Marseille und Bourdeaup sind
große Handelsstädte, und Brest und Toulon haben
sichere Kriegshafen. — Frankreich ist größtentheils
em fruchtbares Land. Unter Frankreichs vielen Er-
zeugnisseu ist vorzüglich der Wein zu merken. Ein-
zelne Weine haben ihren Namen nach den Provin-
zen der alten Eintheimng Frankreichs, in denen sie
wachsen, als Champagner, Bourgogner-Wein. Nicht
minder bekannt ist das Oel aus der Provence. —
Frankreichs Volksmenge belauft sich jetzt auf 29
Millionen und seine Größe auf 10,000 Qm.
8) Holland. Bis 1806 von einem Statthal-
ter regiert, darauf ein Königreich und iln dem
Französischen Kaiserreiche einverleibt, seit 1814 aber
seinem alten Beherrscher zurückgegeben, und mit den
südlichen niederländischen Provinzen vereinigt, unter
dem Namen Königreich der Niederlande. Die
Hauptstadt dieses Landes, und die 2te Handelsstadt
in Europa, ist Amsterdam. Sie zählt 200,000 Ein-
wohner. Holland hat eine gemäßigte, aber feuchte
und stürmische Witterung, und einen ebenen und
niedrigen Boden, der durch kostbare Deiche vor Ue-
berschwemmungen geschützt werden muß. Die Hol-
länder nährten sich bisher vorzüglich vom Handel
und der Rindviehzucht. Butter und Käse sind die
wichtigsten Producte, die das Land hervorbringt;
es hat weder Wein noch Metall, weder Bau- noch
Brennholz, auch nicht zureichend Getreide: doch gilt
dies nur von dem eigentlichen Holland, nicht von
den südlichen Provinzen, die sehr gesegnet sind.
Durch Fleiß und Sparsamkeit sind die Holländer
wohlhabend geworden. Sie sind Freunde der Blu-
men, (besonders werden in der Gegend der Stadt
Harlem viele Blumen gezogen, und mit den Blu-
menzwiebeln wird bedeutender Handel getrieben) der
Ordnung und der Reinlichkeit; sie halten nicht bloß
sich selbst, ihre Häuser und ihr Hausgeräth, sondern
auch ihr Vieh, dw Vtehställe und die Straßen in
H 2
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Extrahierte Ortsnamen: Marseille Brest Toulon Frankreich Frankreichs Frankreichs Frankreichs Holland Niederlande Europa Amsterdam Holland Holland
120
Stadt Mosul, wo viele baumwollene Zeuge verfertigt
werden, die von dieser Stadt Mousseliue heißen. 2lssy-
rien und Babylon waren vormals berühmte Reiche
der jetzigen asiatischen Türkei.
2) Arabien ward in das wüste, steinige und
glückliche Arabien eingetheilt. Hier war es, wo
Moses den Israeliten auf dem Berge Sinai die Ge-
setze gab. Die merkwürdigsten Städte sind Mecca
und Medina; erstere ist Mahomeds Geburts- und
letztere dessen Begräbnißort. Der arabische Kaffee
und die arabischen Pferde werden für die besten
in der Welt gehalten.
3) Persien, mit der alten Hauptstadt Iopahan
und der jetzigen Teheran, ist reich an Seide, Baum-
wolle, Perlen, Opium, Rhabarber, Naphta u. s. w.
4) (Ostindien besteht aus 2 großen Halbinseln
und einer Menge Inseln, und ist das reichste Land in
Asien. Ein Theil davon wird von eingebornen Für-
sten, und ein anderer von den Europäern beherrscht.
Unter den letzteren haben die Engländer hier die größ-
ten Besitzungen. Dänemark bat die Stadt Tran-
kebar nebst 20 Dörfern. Ostindien ist reich an
Seide, Baumwolle, Diamanten, Gewürzen, Indigo,
Sago, Kampfer, Elfenbein rc.
5) Tibet ist ein Land, das mit der Schweiz, in
Rücksicht des Bodens und der Witterung, Aehulich-
keit, und Gold zum Hauptprodukte. Merkwürdige
Ziegen mit sehr feinen Haaren (Kaschemir-Tücher).
Es wird von 2 Priestern beherrstl)t, die sich von ihren
Unterthanen göttlich verehren lassen.
6) China ist nächst Rußland das größte Reich
auf Erden; es soll gegen 150 Millionen Einwohner
und 1500 Städte haben, unter denen Peking, Nan-
king und Cantón die merkwürdigsten sind. Die Eu-
ropäer dürfen nur nach Cantón handeln. Zu Nan-
king werden viele baumwollene Zeuge, Nankine, ver-
fertigt. Peking ist die Haupt- und Residenzstadt des
Kaisers. Sie soll gegen 2 Millionen Einwohner ha-
den, von welchen viele Tansende ans dem an der
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Extrahierte Personennamen: Naphta
Extrahierte Ortsnamen: Mosul Medina Persien Teheran Ostindien Asien Ostindien Tibet Schweiz China Peking Peking
===== H9
durch Gelehrsamkeit, Tapferkeit und Vaterlandsliebe
auszeichneten, macht einen Theil dieses Landes aus.
Die jetzigen Griechen sind ihren Vorfahren nicht ähn-
lich. Sie sind zwar Christen, werden aber doch von
den Türken an manchem Guten, — an Menschenliebe,
übertroffen. Die Türken bekennen sich zu einer Neli-
gion, die von Mahomed gestiftet, und aus der heidni-
schen, jüdischen und christlichen Gotteslehre zusammen-
gesetzt ist. und Moses und Christum für große, Ma-
homed aber für den größten Propheten erklärt. Die
Türkei ist ein ziemlich gebirgigtes Land; unter den
Bergen bemerken wir uns denhämus und Olympus,
und unter den Flüssen die Donau. Die wichtigsten
Producte sind Reis, Oel, Baumwolle, Seide und edle
Früchte. Dem türkischen Kaiser sind noch viele herr-
liche Länder in Asien und Afrika unterworfen. Die
Größe der europ. Türkei betragt 7870 Qm. und die
Zahl der Einwohner über 6 Millionen.
Alle diele Länder, von welchen wir nun gelesen ha-
den, heißen zusammen mit einem gemeinschaftlichen
Namen Europa, welches zwar der kleinste, aber doch
der wichtigste Erdtheil ist: denn er ist am besten ange-
baut, und seine Bewohner sind durch ihre Kenntnisse
und Geschicklichkeit Herren eines großen Theils der
Erde geworden. Nach der neuesten Berechnung ist der
Flächeninhalt von Europa 155,000 Qm., auf welchen
182 Millionen Menschen leben.
2. V 0 n Asien.
Dieses Erdtheils bemerkenswerthe Länder sind fol-
gende :
i) Die asiatische Türkei, welche die Länder
Natolien, Syrien und Mesopotamien unter sich be-
greift. Natolien heißt auch Ktemasien oder die Le-
vante. Smyrna und 2lngora sind darin berühmte
Oerter. Warum? — Zu Syrien gehört das ehe-
malige jüdische Land mit den Städten Jerusalem,
Bethlehem u. s. w. In Mesopotamien liegt die
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Extrahierte Ortsnamen: Christum Donau Asien Afrika Europa Europa Asien Syrien Mesopotamien Smyrna Jerusalem Bethlehem Mesopotamien
435
auf den französischen Thron zu setzen. Dieser Aufstand wurde mit
leichter Mühe unterdrückt und der Prinz nach Amerika geschickt. Am
6. August 1840 versuchte der Prinz von England aus eine Landung 1840
in Boulogne zu machen, mußte aber diesen abermals verunglückten
Versuch mit mehrjähriger Festungshaft büßen, aus welcher er glücklich .
entfloh. In demselben Jahre, am 15. December, wurde die Asche
Napoleons von der Insel St. Helena abgeholt und im Dome des In-
validenhauses in Paris unter großem Gepränge beigesetzt.
Die Iulirevolution in Frankreich hatte auch einen bedeutenden
Einfluß auf das Königreich der Niederlande ausgeübt. Die Auf-
regung in den südlichen Provinzen hielt sich noch in den Schranken
der Gesetzlichkeit, als die Nachricht von den Vorgängen in Paris in
Brüssel eintraf. Am 25. August ward daselbst die Oper: die Stumme I83v
von Portici, gegeben, und ein furchtbarer Aufstand brach los gegen
die Wohnungen einiger hoher Staatsbeamten, besonders des verhaßten
Ministers van Maanen, und als die Befehlshaber der bewaffneten
Macht nicht entschlossen genug auftraten, benutzten die Führer des
Volks den aufgeregten Pöbel am nächsten Tage zu wiederholten Plün-
derungen. Die Nachricht von dem Brüsseler Aufstande verbreitete sich
schnell, und in Lüttich, Gent, Antwerpen, Brügge und andern Städten
sielen ähnliche Auftritte vor. Der Prinz von Oranien und der Prinz
Friedrich gingen darauf mit einigen Truppen nach Brüssel. Indessen
hatte der Aufstand sich immer mehr zu einer Revolution ausgebildet;
aus Frankreich waren Freiheitsmänner, aus den Provinzen viele junge
Leute herbeigeeilt; die Führer der liberalen und der Pfaffenpartei
hatten sich vereinigt. Schon sprach man von einer Trennung Belgiens
von Hollands, aber unter demselben Könige, und verlangte von dem
Prinzen von Oranien die Zurückziehung der Truppen, was auch ge-
schah, indem der Prinz mit den Truppen am 1. September nach
Vilvorde sich zurückzog. Hier wurde, als der Aufstand sich immer
mehr im Lande organisirte, eine Truppenmacht zusammengezogen, aber
ohne daß entscheidende Schritte gethan wurden. Am 8. Sept. ward
in Brüssel ein Sicherheitsausschuß gebildet. Nachdem die General-
staaten für die Trennung der beiden Länder gestimmt hatten, verlang-
ten die Häupter der Revolutionspartei die Losreisung von der Herr-
schaft des nassauischen Dauses. Endlich sollte, am 23. September,
Prinz Friedrich mit holländischen Truppen nach Brüssel rücken, wurde
aber am Thore mit Kanonenfeuer empfangen. Die Aufrührer wurden
allenthalben zerstreut; um Mittag war der obere Theil der Stadt
mit den Schlössern und dem Parke in der Gewalt der Holländer, wäh-
rend in den anderen Theilen die Volksmassen sich behaupteten. Am
folgenden Tage, 24. September,^ griff das Volk, daß neue Verstär-
kungen erhalten hatte, die Holländer an, und es entspann sich ein
wüthender Kampf bis zum Abend. Am 2b. in der Nacht ließ der
Prinz seine Truppen die Stadt räumen, nachdem er einen Verlust von
600 Mann erlitten hatte. Das ganze Land und selbst die Festungen
gingen bald verloren, und Belgien ward von der Regierungs-Commis-
sion für einen unabhängigen Staat erklärt. Es waren nur noch die
Festungen Antwerpen, Mastricht und Venloo in den Händen der Hol-
28*
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Extrahierte Personennamen: August Napoleons Helena August Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Amerika England Boulogne Paris Frankreich Niederlande Paris Brüssel Gent Antwerpen Frankreich Hollands Brüssel Belgien Antwerpen
— 57 —
Gränzprovinzen, aus England, vom Rhein, von
der Donau ihre Truppen nach Italien rufen. Kaum
sind diese Truppen fort; so brechen dort alle an-
granzenden Volker hervor: die Franken und V u r-
guuder aus Deutschland gehen über den Rhein
nach Frankreich; Vandalen und Sueven nach
Spanien; andere Horden dringen über die Donau
in Italien selbst ein. Jetzt kehrten die Gothen aus
Italien um, überschwemmten Frankreich und Spa-
nien, und stifteten das große Westqothische
Rei ch, vom atlantischen Meere bis zur Loire 416.
Nordwärts von der Loire bis an den Rhein setzten
sich die Franken; südlich um die Saone und Rhone
bis zum Rhein die Burgunder; dievandalen gingen
über nach Afrika , und eroberten das von den Rö-
mern neu erbaute Karthago 429. — Aus England
schifften die alten Britten nach Frankreich über
und bevölkerten Bretagne; und nach England wur-
den die An.g e l sa ch se n aus Holstein gerufen 450,
gegen die Angriffe der Pikten und Skoten aus dem
nördlichen Schottlande. • In den nordöfi lichen Theil
Deutschlands, der durch dieseauswanderungenent-
blößt wurde, kamen Wenden und Slaven.
Auf eine kurze Zeit erschütterte diese neuergründe-
ten Reiche Attila, der König der Hunnen: er er-
oberte ein großes Gebiet, das sich aber gleich nach
seinem Tode 45z wieder auffösie. Seit der Zeit
folgte ein deutsches Volk dem andern nach Italien;
und endlich ward 476 der letzte römische Kaiser Nos
mulus Augustulus abgesetzt, das abendlandiscl-e
Kaiserthum zerfiel in mehrere kleine Staaten, und
in Rom herrschten Deutsche: seit 4yzdieostgothc n.
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Extrahierte Personennamen: Attila
Extrahierte Ortsnamen: England Rhein Donau Italien Deutschland Rhein Frankreich Spanien Donau Italien Italien Frankreich Rhein Rhein Afrika Karthago England Frankreich England Holstein Deutschlands Italien Rom
6o
der Stadt Mekka geboren. Er verlor früh Vater
und Mutter; sein Oheim erzog ihn zur Handlung,
und Mahomed machte als Kaufmann viele Reisen.
Nachdem er sich durch Handel und eine reiche Heirath
ein ansehnliches Vermögen gesichert hatte; gab er
die Handlung auf, zog sich in die Einsamkeit zu-
rück, und trat dann plötzlich als Prophet des
Herrn auf. Der Engel Gabriel fey ihm erschie-
nen, und habe ihm erklärt: Gott habe ihn zu seinem
Apostel auserwahlt. Er fand Anhänger; allein der
Stamm gerade, zu dem er gehörte, feindete ihn an,
und Mahomed mußte von Mekka nach Medina flie-
hen, 622, den 16 Juli. Von diesem Tage an
rechnen die Mahomcdancr ihre Mondjahre der Hed-
schra. In Medina fand er großen Anhang, so daß
er bald bewaffnete Schaaren gegen seine Feinde fuh-
ren konnte. Mekka mußte sich unterwerfen, ganz
Arabien wurde besiegt, Mahomed drang in Syrien
ein, und fodcrte selbst den Kaiser von Konstantino-
pcl auf, seine neue Lehre anzunehmen. Er starb
632 an Gift, und zu seinein Sarge in der Moschee
von Medina soll jeder Mahomedaner wallfahrten.—
Die Lehren des Mahomeds, glaubtman, feyen ent-
halten im Koran: darin wird besonders empfohlen
zu beten, zu fasten und Almosen zu geben; keinen
Wein zu trinken, sich oft zu waschen, sich beschnei-
den zu lassen, und kein Glücksspiel zu spielen. Für
die neue Lehre, Islam genannt, zu fechten, fey ei-
nes der größten Verdienste; und nach dem Tode hat-
ten alle Moslemim die höchsten Freuden zu erwarten.
Unter den Nachfolgern Mahomeds, Ka lifen
genannt, folgten Eroberungen auf Eroberungen:
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TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]