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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Heimatkunde von Altona und Umgegend - S. 57

1893 - Altona : Uflacker
— 57 — 114034 kommen. Ovelgönne zählt 533, Othmarschen 937 und Bahrenfeld 2203 Einwohner. (Für die Schüler genügen abgerundete Zahlen). In den Dörfern sind die Häuser klein und liegen zer- streut; in der Stadt sind sie groß und stattlich und liegen nahe beieinander in geraden Reihen. Manche Häuser in den Dörfern haben Strohdächer. Solche Bedachung kommt in der Stadt nicht vor; nur im Stadtteil Ottensen giebt es noch mehrere alte Häuser mit Strohdach. Dies kommt daher, daß Ottensen noch vor mehreren Jahrzehnten ein Dorf war. (S. 43). Die Hauptbeschäftigungen der Dorfbewohner, der ländlichen Bevölkerung, sind Ackerbau und Viehzucht. Soll der Ackerbau gedeihen, so ist dreierlei erforderlich: fruchtbarer Boden, hinreichende Feuchtigkeit und genügende Wärme. Der Sandboden des Höhenzuges nördlich von Bahrenfeld ist zu trocken, um Getreide erzeugen zu können. Das übrige Gebiet vou Bahrenfeld und Othmarschen ist guter Ackerboden, der reiche Ernten liefert; daher der Wohlstand der Bewohner dieser Dörfer. Wo der Ackerbau blüht, da wird auch Viehzucht getrieben; am besten gedeiht diese in solchen Gegenden, wo sich viel Wiesenland findet, wie in Othmarschen. Von den Bewohnern der Stadt gehören viele dein Beamten- stände an (Bürgermeister, Senatoren, Post-, Eisenbahn-, Zoll- beamte, Prediger, Lehrer u. s. w.). Andere bereiten und ver- fertigen aus dem, was die Erde hervorbringt (aus den Produkten der Erde) vielerlei Gegenstände. Aus dem Ge- treide mahlt der Müller das Mehl; aus diesem bereitet der Bäcker das Brot. Die Haut des Rindes wird vom Gerber zu Leder verarbeitet, und aus diesem verfertigt der Schuh- macher das Fußzeug und der Sattler andere Lederwaren. Tischler, Zimmerleute, Maurer, Töpfer, Schmiede, Schlosser u. s. w. Die Thätigkeiten aller dieser Leute bezeichnet man als Gewerbe. Wenn sie bloß mit den Händen oder mit Hülfe einfacher Werkzeuge verrichtet werden, so nennt man das Gewerbe ein Handwerk. Werden jedoch Maschinen da-

2. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 107

1843 - Altona : Schlüter
107 56. Die Krone des Alters. Wen der Schöpfer ehrt, warum sollen den nicht auch die Menschen ehren? Auf des Verständigen und Tugendhaften Haupte ist graues Haar eine schöne Krone. Drei Greise feierten zusammen ihr Jubelfest und erzählten ihren Kindern, woher sie so alt geworden. Der Eine, ein Leh- rer und Priester, sprach: „Nie kümmerte mich, wenn ich zu lehren ausging, die Länge des Weges, nie schritt ich anmaßend über die Häupter der Jugend hinweg, und hob die Hände nie auf zum Segnen, ohne daß ich wirklich segnete und Gott lobte; darum bin ich so alt geworden." Der Andere, ein Kaufmann, sagte: „Nie habe ich mich mit meines Nächsten Schaden be- reichert; nie ist sein Fluch mit mir zu Bette gegangen; darum hat mir Gott die Jahre geschenkt." Der Dritte, ein Richter des Volkes, sprach: „Nie nahm ich Geschenke; nie bestand ich starr auf meinem Sinn; im Schwersten suchte ich mich jederzeit zuerst zu überwinden; darum hat mich Gott mit einem Alter gesegnet." — Da traten ihre Söhne und Enkel zu ihnen, küß- ten ihre Hände und kränzten ihr Haupt mit Blumen, llnb die Väter segneten sie und sprachen: „Wie Euere Jugend, sei auch Euer Alter! Eure Kinder seien Euch, was Ihr uns seid: auf unserm greisen Haare eine blühende Rosenkrone." Das Alter ist eine schöne Krone; man findet sie nur auf dem Wege der Mäßigkeit, der Gerechtigkeit und Weisheit! Herder. 57. Die Pfeife. Als ich ein Knabe von sieben Jahren war, füllten mir einst, an einem Feiertage, meine Verwandten die Taschen mit Kupfer- münze.- Ich wußte nun nichts eiliger zu thun, als damit nach einem Kaufladen zu gehen, wo man Kinderspielwaaren verkaufte. Schon auf dem Wege dahin begegnete ich aber einem andern Knaben mit einer Pfeife, deren Ton mir so wohl gefiel, daß ich ihm freiwillig all' mein Geld dafür bot. Vergnügt über mei- nen Handel eilte ich wieder heim, und durchzog pfeifend das ganze Haus, denn meine Pfeife machte mir eben so viele Freude, als ich damit die ganze Familie belästigte. Als meine Brüder, Schwestern, Vettern und Basen von meinem Handel hörten.

3. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 373

1843 - Altona : Schlüter
373 möge seiner Schwere abwärts senke. Er blch't aus und bildet auf diese Weise einen länglich runden Körper — eine Blase — dem er durch Schwenken in der Luft, wie durch Hin- und Herrollen auf einer Marmorplatte beliebige Formen zu geben vermag. Darauf wird das in so weit fertige Glas, das noch lange heisi und verarbeitbar bleibt, durch mancherlei Werkzeuge, z. B. durch Haken, Zangen, Scheeren rc. in eine gefällige Gestalt gebracht und von allen Ansätzen und Unregelmäßigkeiten befreit. So werden Flaschen, Gläser, Fensterglas und selbst kleine Spiegel geblasen. Der Flasche gibt man einen stachen oder hohlen Boden, jenachdem man sie auf ein Eisenblech oder auf einen eisernen Kegel aufdrückt. Die Gläser mit verzierten Rändern, wie sehr künstliche Glaswaaren überhaupt, werden in hiezu verfertigten eisernen und thönernen Formen gebildet. Die Vertiefungen in manchen Trinkgläsern drückt man mit einem Eisen ein. Die Kelchgläser werden aus drei Theilen zusammen- gesetzt: aus dem Fuße, aus dem Stiele und Halse und aus dem Glase. Die schlangenförmigen Windungen in dem Fuße mancher Gläser entstehen durch Ziehen und Blasen. Die Taschen- uhrengläser werden mit einem glühenden Eisen aus hohlen Glas- kugeln geschnitten. — Auch das Tafelglas (zu Fenstern rc.) machr man aus hohlen, durch das Blasen entstandenen walzen- oder birnförmigen Tuten, welche mit einem glühenden Eisen im Streckofen der Länge nach aufgeschnitten und zu Tafeln ausgebreitet werden. — Das geformte Glas darf nicht an der freien Luft erkalten, weil es sonst sehr spröde werden und beim schnellen Wechsel von Hitze und Kälte leicht zerbrechen würde. Man bringt es daher in einen mäßig geheizten verschlossenen Ofen, den Kühlofen, und läßt diesen mit dem Glase nach und nach kalt werden. — Das Spiegelglas ist das reinste und feinste Tafelglas. Die Bereitung desselben erfordert große Sorg- falt, und die größeren und besseren Spiegel werden nicht ge- blasen, sondern gegossen. Man gießt nämlich die geschmolzene Glasmasse auf eine metallene, durch untergelegte Kohlen zuvor erwärmte, mit messingenen Leisten eingefaßte Platten, rollt sie mit einer heißen, metallenen Walze, um sie zu ebnen, und bringt sie dann in den Kühlofen. Ist sie hier gehörig abgekühlt, so wird die Tafel, weil sie noch nicht eben und blank genug ist, geschliffen und polirt. Zum Schleifen nimmt man feinen Sand und Schmirgel, streut diesen zwischen zwei auf einander gelegten Tafeln und reibt diese über einander ab. Um die ge-

4. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 410

1843 - Altona : Schlüter
410 übertreffen, nur mit Erstaunen ansehen können. Die einen kommen vom Felde mit Materialen und Verrathen beladen, während die andern ans- fliegen, um dergleichen zu sammeln, und noch andere da drinnen schal- ten und walten und bauen. Und höher steigt die Bewunderung, wenn man sie in ihren Stöcken selbst beobachtet, 'ihre Waben, ihre Arbeiten, wann sie ausruhen, Ketten bilden, indem die eine mit ihren Vorder- süßen sich an den Hintertheil der andern hängt, wobei man kaum be- greifen kann, wie die obere im Stande ist, die vielen unter ihr hängen- den zu tragen, ohne los zu lassen. Will man aber den Arbeiten zusehen, so muß man statt der Bie- nenstöcke aus 4 Brettern oder statt der glockenförmigen Bienenkörbe aus Weiden oder Stroh Glasfenster anbringen, worauf man erst in der neuern Zeit gekommen ist. Die meiste Zeit des Jahres wird man nur einerlei Bienen in der Beschäftigung wahrnehmen, nämlich die sogenanntenarbeitsbienen; zu Zeiten steht man aber größere mit dickerem und runderem Kopfe, die sogenannten Drohnen, weil sie lauter summen als die andern. Es sind Männchen, welche man nur vom Anfang Mai bis Ende Juli be- merkt, aber in viel kleinerer Zahl, als die Arbeitsbienen. Die Arbeits- bienen haben keine andere Bestimmung, als nur Honig und Wachs ein- zutragen und die Zellen zu bauen. Man wußte schon seit alten Zeiten, daß in den Stöcken eine größere Biene vorkommt, welche man den Bienenkönig oder Weisel nannte; es ist aber ein Weibchen, und daher die Königin des Stocks, die alle Eier legt, woraus die verschiedenen Bienen kommen. Die Königin ist weit länger als die andern, und be- sonders ragt der Hinterleib bis zur Hälfte über die Flügel hervor; sie ist übrigens immer dünner als die Drohnen und gleicht an Gestalt den Arbeitsbienen. Die Bienen sammeln die Wachsmaterie bloß in den Blumen, nur im Vlüthenstaub, womit man auch die Bienen oft bedeckt sieht. Wenn sich die Biene in einer Blume herumtummelt, so bleibt zwischen den blättrigen Haaren der Blüthenstaub hängen, so daß sie säst unkenntlich dadurch wird; dann bürstet sie sich mit ihren Füßen ab und bringt ihn in die Körbchen an den Hinterfüßen in der Gestalt von dicken, länglichen Ballen, welche man Höschen nennt. Sie bringt den Staub von den vordem auf die mittleren Füße und von diesen auf die hintern mit einer Geschwindigkeit, fast wie ein Taschenspieler. Auf dieselbe Weise sammeln sie auf andern Pflanzentheilen eine harzige Materie, was ihnen aber mehr Mühe macht. Auch diese Harzballen werden mit den Füßchen in das Körbchen gebracht. Die Höschen sind meistens gelb; cs gibt aber auch rothe, weißliche und selbst grüne, weil cs solchen Bluthenstaub gibt. Im Mai sammeln sie den ganzen Tag, im heißen Juni und Juli aber nur bis 10 Uhr. Außerdem sammeln sie noch Honig aus den sogenannten Honig- drüsen und Honigbehältern der Blumen, verschlucken denselben und tra- gen ihn nach Hause, in welchem Falle sie ohne Höschen ankommen. Solche dürfen daher nicht für faul gehalten werden. Zum Sammeln des Honigs bedienen sie sich des Säugrüssels. (Nach Oken.) Daö Bienchen ist in vieler Hinsicht ein Lehrmeister für uns.

5. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 34

1843 - Altona : Schlüter
34 Hörst du die Glocken läuten? Hast du den Kukkuk schon rufen hören? Zur Übung im richtigen Sprechen und Schreiben. Den Menschen achten, den Vcrräthcr ächten, den Edlen adeln, das Vergehen ahnden (tadeln, rügen, strafen), das Unglück ahnen, den Furchtsamen ängstigen (ängsten) —: angeln, äußern, backen, baden, bannen, bauen, befestigen, beginnen, beißen, beizen, beichten, bergen, berichten, berichtigen, beschwichtigen, bestatten, bestechen, bestellen, betrachten, beneiden, beschneiden, betrü- gen, bewegen, beugen, biegen, bieten, billigen, binden, blenden, braten, brauchen, brauen, brechen, brennen, bringen, büßen, decken, dehnen, denken, deute», dichten, dingen, dörren, drängen, drechseln, drehen, dreschen, drücken, drucken, dulden, ehren, empfangen, empfehlen, empfinden, engen, beengen, erweitern, erküren, erkiesen, erwägen, entern, erben, erndtcn, essen, anfachen, fahren, fällen, falten, sangen, färben, fassen, fegen, feilen, fertigen, fesseln, finden, flechten, flicken, fliehen, folgern, foltern, fordern, fördern, formen, fressen, freuen, erfreuen, erfrischen, fühlen, führen, füllen, furchen, futtern, füttern,gängeln, gerben, gätcn, gebrauchen, gefährden, geißeln, geleiten, begleiten, genießen, gestalten, gewahren, gewinnen, gießen, glauben, graben, greifen, grüßen, gürten, halten, hängen, Haschen, haspeln, hassen, hauen, heben, hecheln, heften, heißen, heischen, heizen, henken, her- zen, Hetzen, hobeln, erhöhen, hoffen, höhnen, holen, hören, hudeln, hüten, iinpfen, jagen, kappen, kauen, kaufen, kehren, keilen, keltern, kennen, kerben, ketten, kitten, kitzeln, klemmen, knacken, knebeln, kneifen, kneten, knicken, knüpfen, kochen, ködern, kräftigen, kratzen, kreuzigen, kriegen (erhalten, bekommen), kritzeln, krümeln, kühlen, kündigen, kürzen, küssen, laben, laden, lassen, lähmen, lästern, läugnen, läutern, lagern, lecken, leeren, legen, lehnen, lehren, leiden, leihen, leimen, leiten, lenken, letzen (kühlen), lieben, lindern, loben, locken, lockern, löschen, lösen, löthcn, lüften, machen, mähen, malen, mahlen, mäßi- gen, mästen, martern, meiden, melken, merken, messen, metzeln, miethen, mildern, mindern, mischen, misten, morden, mustern, nähen, nähren, nageln, nagen, narren, naschen, nehmen, nennen, nöthigen, nutzen (nützen), ordnen, packen, peinigen, pfeffern, pflastern, pflegen, plündern, polstern, preisen, prellen, pressen, prüfen, prügeln, putzen, quälen, quetschen, rädern, räuchern, rechtfertigen, reiben, reimen, rei- nigen, reißen, richten, riechen, pachten, pfänden, pflanzen, pflücken, pflügen, pfropfen, rösten, rollen, rücken, rühmen, rühren, ründen, rütteln, rufen, rupfen, rünzeln, säen, sägen, sättigen, säubern, saufen, säugen, saugen, säuern, sagen, salben, salzen, sammeln, satteln, schaben, schälen, schänden, schärfen, schätzen, schauen, schaffen, schüren, scheuen, scheuchen, scheuern, scheiden, schicken, schieben, schießen, schinden, schlach- ten. schlagen, schleifen, schleppen, schleudern, schlichten, schließen, schlingen, schlucken, schlürfen, schmähen, schmälern, schmecken, schmelzen, schmieden, schmieren, schminken, schmücken, schnallen, schneiden, schnitzen, schnüren, schärfen, schrauben, schreiben, schürzen, schütteln,

6. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 142

1843 - Altona : Schlüter
142 75. Mutter und Kind auf dem Jahrmarkt. Kind. 0, sieh, Mutter, den schönen Schrein, mit Gold ver- ziert und Elfenbein, von köstlichem Holze, so glatt und nett! Ach, wer doch so ein Kästchen hätt'! Mutter. Von reichem Geräthe kein Glück uns kommt. Was ist es, das endlich den Menschen frommt? Von allen Bäu- men, der Wälder Stolz, nur wenig Bretter von schlechtem Holz, draus zimmert der Tod uns den letzten Schrein, und schließt die vergänglichen Wünsche ein. K. Ach, Mutter, die schönen Gewänder schau! eins rosen- rotst, eins himmelblau! Wer solche Kleider tragen könnt', dem wär' wol ein schönes Glück gegönnt! M. Das Glück wohnt tief in des Herzens Grund, den Leib umflattern die Bänder bunt; nichts haben Gewand und Seele gemein, drum können Gewänder kein Glück verleihn. K. Zn jenem Gewölbe schimmert es fein von Perlen und köstlichem Edelstein; solch Halsgeschmeide zur Festtagszier, das wünscht' ich vor allen Dingen mir! M. Mein Kindlein, kennst du die Sage noch nicht, die uns vom Ursprung der Perle spricht? Der Unschuld Thränen auf Erden geweint, die sind zu Perlen und Demant versteint; und der Rubinen funkelnde Gluth entstand aus schmählich vergossenem Blut. Es birgt die Fabel wol tiefen Sinn, d'rum wünsche dir nimmer Perl' und Rubin! K. Sieh' dorthin, Mutter, den schönen Pokal, die zier- lichen Becher von Hellem Kristall; wär'einer der niedlichen Becher mein, dann schmeckte Wasser besser als Wein. M. Ein Wassertrank aus geringem Thon ist Himmels- gabe dem Durstigen schon. Am Kreuze schmachtete sterbend der Herr, er wollte trinken, ihn dürstete sehr. Die Mörder reichten den Schwamm ihm hin, mit bitterem Wermuth und Essig drin. — Wer lebt auf Erden, der solches hört und noch eines reichen Bechers begehrt? K. Was aber, Mutter, kaufst du mir wol? Von schönen Dingen ist Alles voll; es glänzt und winket mir nah und fern, und Etwas hätt' ich doch, gar zu gern.

7. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 149

1843 - Altona : Schlüter
149 Und ging es gleich damit langsam, so kamen doch nach Monaten ansehnliche Bündel unvermerkt znsammen. Im Herbste nun gar gabs für die drei Knaben vollauf zu thun. Wo es erlaubt war, suchten sie das wilde Obst zusammen, woraus verständige Haushaltungen Essig, Most und andere nütz- liche Sachen bereiteten; im Walde suchten sie eine außerordent- liche Menge von Samen der Eichen, Buchen, Hagebuchen, Birken, Erlen, Ulmen und dergleichen zusammen, der ihnen von den Oberförstern und Samenhändlern theuer bezahlt ward, lin- ter den wilden Kastanienbäumen lasen sie die Kastanien in ihre Säcke auf, ließen sie in einer Mühle mahlen, wo man sie zwar auslachte, weil der Müller meinte, sie wollten das Mehl von diesen bittern Kastanien essen, die kein Thier und kein Mensch genießen mag; aber die kleinen Söhne des Hansjörg ließen den Müller lachen und verkauften ihr Kastanienmehl schön an die Buchbinder, Tapezierer und andere Handwerker zu Kleister und Pappe. — Und wenn es nichts zu thun gab, so wuchsen doch nach einem warmen Regen Pilze und Schwämme für die Leckermäuler in der Stadt, oder es gab Moos zu scharren, an. der Sonne wohl auszudörren, und an die Kaufleute zum Packen, zum Sesselausstopfen und anderen Dinge zu verhandeln. Im Winter beschäftigten sich die Kleinen damit, Besen zu binden, aus Weidenruthen zierliche Körbe zu flechten, oder alte auszubessern, oder von Stroh Teller und Körblein zu flechten (darin war der alte Hansjörg Meister), oder Sessel zu flechten. Genug, das Haus des armen Mannes, bei welchem Hans- jörg wohnte, war wie ein großes Magazin von allerlei Zeug, daß es kaum Platz hatte. Denn die Knaben schleppten alle Tage, die Gott werden ließ, von links und rechts zusammen, wie die kleinen Vögel, welche sich ein frisches 8?est bauen wol- len. Sie wurden nach und nach mit ihren Kaafleuten immer bekannter, wußten, wie man die Waaren am liebsten hatte und wurden dabei immer geschickter. Als nun das Jahr zu Ende war, rechnete der Vater Hanssörg zusammen, und siehe, es ergab sich, daß die drei Knaben etwas mehr als einen Batzen des Tags zusammen gearbeitet hatten; denn in der Kasse lagen von allem Verkauften, wobei es dann und wann von den Herren in der Stadl noch ein artiges Trink- geld gegeben hatte, hundert und vier Gulden, drei und zwanzig Kreuzer.

8. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 148

1843 - Altona : Schlüter
148 zwei gesunde Arme, geh' und schaff! — Du, Veit, bist elf Jahre alt, hast zwei gesunde Beine, lauf' nach deinem Brot! Da riefen Alle verwundert: Vater, wo sollen wir Brot suchen, ohne es zu betteln?" Hansjörg antwortete und sprach: „Ob wir gleich in der Welt nicht eigen Haus und Hof haben, eigen Wald und Gär- ten, so fällt doch Manches hin, was Keinem gehört und was Keiner will, und daraus machet Geld. Ich will's euch lehren, denn viele Hundert verstehen dieß Kunststück nicht. Und wenn ihr euch damit Geld erworben habt, so sammelt es und verzehrt es nicht. Bringet ihr es nur erst dahin, daß ihr alle Tage ge- gessen und getrunken habt, und alle Tage nur einen Batzen erübriget von eurem Verdienste, so hat Jeder von euch in einem Jahre schon vier und zwanzig Gulden gewonnen. In zehn Jahren sind das schon zweihundert und vierzig Gulden." Darauf führte Hansjörg seine drei Söhne durch Dorf und Stadt und Feld und Wald. Er ließ sie alle große Beine und Knochen sammeln, die weggeworfen waren, und an geschickte Dreher verkaufen, die der- gleichen zu mancherlei verarbeiteten. Desgleichen lasen sie alles alte Glas in große Säcke zusammen, und verkauften es an die Glaser. Im Sommer brachten sie große Päcke von gesammel- ten Wachholderbeeren, Salbei, Rosenblättern, Hollunderblüthen u. dergl. in die Apotheke und wurden schön bezahlt, und bekamen frische Bestellung. Alle Kuhhaare sammelten sie und Roßhaare, wo solche zu finden waren. Hatten sie einen Haufen beisam- men, so trugen sie die Kuhhaare zu den Tapezierern, die Roß- haare zu den Sattlern, Stuhl- und Wagenmachern, und das Alles brachte Geld ein, und war doch nur im Vorbeigehen — außer der Schulzeit — gesammelt. Ebenso suchten sie Schweins- borsten zusammen für Bürstenbinder, alles Gedärme von geschlach- tetem Vieh, so sie fleißig auswuschen, trockneten und den Sai- tenmachern brachten, die dergleichen gern kauften. Wo man ihnen Asche gab, schleppten sie solche zusammen. Da waren denn immer Seifensieder und andere Handwerker, die dieselbe gern hatten. — Wollene und leinene Lumpen hoben sie sorgfältig auf, je größer ihr Haufen war, den sie an den Papierer verkauften, je dicker schossen die Batzen aus dessen Taschen hervor. — Ja, keine Feder, die zur Bettfeder taugte, keine Feder aus einem Gansflügel, die zur Schreibfeder taugte, durfte verloren gehen.

9. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 152

1843 - Altona : Schlüter
152 daran, und fragte mit lauter Stimme: „Wohnt hier im Dorfe der Herr Hans Georg Schmid?« Die Bauern verwunderten sich und sprachen: „Za freilich, er trinkt sein Schöppli unter der alten Linde." Da drehte der Bediente das Roß um, und schnell wieder zurück im vollen Galopp, llnb die Bauern gingen alle zum Hansjörg, und erzählten, was sie gehört und gesehen, und mie- then hin und her, was es bedeuten könne? Siehe, da kamen zwei prächtige Kutschen in's Dorf und hielten vor der Wohnung des alten Hansjörg still. Dann stiegen drei junge Herren und zwei schöne Frauenzimmer in reichen Klei- dern heraus, und Alle fielen mit offenen Armen an den Hals des alten Hansjörge, der nicht wußte, wie ihm geschah. „Va- ter! kennt ihr uns nicht?" rief der Älteste, „ich bin Euer Peter, und dermalen ein Specerei- und Gewürzhändler in Warschau, und dieses Frauenzimmer ist meine Frau!" Darauf sprach der zweite Herr: „Und ich bin Euer Ga- briel, und dieß ist meine Frau, und ich habe bisher großen Korn- handel in Warschau getrieben. — Nachher sprach der Dritte: „Und ich bin Euer Veit und komme aus Ostindien, wohin ich dreimal mit allerlei Waaren reis'te; ich habe aus den Zei- tungen den Aufenthalt meiner Brüder erfahren, und mir ein Landgut bei Warschau gekauft. Nun kommen wir und wollen Euch mit uns nehmen, und Euer im Alter pflegen." Da weinte der graue Hansjörg Freudenthränen am Halse seiner vielgeliebten Kinder, und segnete sie und ihre Weiber. „Za," riefen die Söhne: „Ihr müßt bei uns wohnen; denn Euch nur sind wir unser Glück schuldig. Hättet Ihr uns nicht gelehrt, Moos und Lumpen, Knochen und Haare, Kräuter und Federn, Baumsamen und Rosenblätter und dergleichen sammeln und benutzen: so wären wir noch heute arme Bettler. Aber wir haben Euren Spruch uns oft vorgebetet, wenn's uns sauer ward: Bettelb rot ist bitt're Noth; Diebesbrot bringt Galgentod, Aber Arbeit segnet Gott! und dann gings!" Also sprachen die frommen Söhne, und nahmen ihren hochbeglückten Vater mit sich, und vermachten das Geld, so er beim Kaufmann hatte, an die Gemeindekasse

10. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 374

1843 - Altona : Schlüter
374 schliffene Tafel zu poliren, bestreut man sie erst mit feingerrebe- nem Bolus, geschlämmtem Lrippel, auch mit Zinnasche, und reibt sie sodann mittelst eines mit Filz überzogenen Brettchens. Nun fehlt aber der Glastafel, um Spiegel zu sein, noch die Folie. Man nimmt deßhalb eine dünne, zinnerne Platte (Staniel, Blattzinn), glättet sie auf einem steinernen Tische, schüttet Quecksilber darauf, welches sich mit dem Zinne vereinigt (amalgamirt) und legt dann die Glastafel darauf, die man mit Gewichten, Stein- oder Metallplatten — beschwert. In 24 Stunden hat sich die Folie an dem Glase festgesetzt — die Tafel ist foli irt. Hierauf gibt man dem Tische eine schiefe Lage, damit das überflüssige Quecksilber ablaufe, nimmt sodann den Spiegel heraus und faßt ihn in einen Rahmen. Zch glaube Dir nun das Wichtigste über die Glasbereitung mitgetheilt zu haben, und ich würde mich sehr freuen, wenn Dich meine Beschreibung nicht gelangweilt hat. Besuchst Du mich während der nahe bevorstehenden Ferien, so wollen wir einen Spaziergang nach der Glashütte machen, was Dir gewiß sehr angenehm sein wird. Es grüßt Dich Dein treuer Fritz. 191. Das Buch der Natur. Wir sind jetzt in der Morgenröthe des künftigen Lebens, denn wir fangen an, wiederum zu erlangen die Erkenntniß der Creaturen. Jetzt sehen wir die Creaturen gar recht an, mehr denn im Pabstthum. Wir beginnen, von Gottes Gnaden, seine herrlichen Werke und Wunder auch aus den Blümlein zu erken- nen, wenn wir bedenken, wie allmächtig und gütig Gott sei; darum loben und preisen wir und danken wir ihm. In seinen Creaturen erkennen wir die Macht seines Wortes, wie gewaltig es sei. Da er sprach, so stand es da. ,,Gott redet andere Worte, denn wir Menschen. Jedes Geschöpf ist ein ausgesprochenes Wort Gottes.^ Auch in einem Psirsichkern: derselbige, obwol seine Schale sehr hart ist, doch muß sie sich zu seiner Zeit aufthun, durch den sehr weichen Kern, so drinnen ist. Viele achten dieß nicht und sehen die Creaturen an, wie die Kühe das neue Thor. Luther. (Tischreden.) Mögen die Menschen demüthig und mit Ehrfurcht das Buch der Creaturen aufschlagen, in dasselbe ausdauernd sich ver- %
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