Das Obererzgebirge.
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Krieger zu Gesicht gekommen war, das Dasein feindlicher Soldaten mehr als
zu sehr fühlbar wurde. Für sich durften übrigens die Preußen nicht wirt-
schaften, sondern mußten ausgezeichnet gute Manneszucht halten.
3. Die ersten Lieferungen.
Die erste Lieferung, welche nach dem Einrücken der Preußen in Chemnitz
im ganzen Erzgebirge ausgeschrieben wurde, bestand darin, daß jede Hufe im
Gebirge täglich liefern mußte: 6 Pfund Brot, 3 Pfund Fleisch, 3 Kannen
Bier, 12 Pfund Hafer, 13 Pfund Heu, 3 Metzen Häckerling und 20 Pfund
Stroh. Es wurden bald Lieferanten angestellt, ein Hauptlieferant und ein
Aufkäufer für das Gebirge verordnet. Anfänglich wurde zwar alles bezahlt,
aber im Monate Oktober mußte alles unentgeltlich in das zu Freiberg für
die Preußen errichtete Vorratslager abgeliefert werden.
4. Aushebungen im Erzgebirge.
Die 16000 Mann Sachsen, welche unter die preußischen Regimenter ge-
steckt worden waren, entliefen scharenweise dem aufgedrungenen, widernatür-
lichen Joche. Da gab der preußische König Befehl, daß die sächsischen Land-
stände 10000 Rekruten für das Heer schaffen sollten. Am 23. November
rückten 100 preußische Husareu uach Schneeberg ins Winterquartier. Am
25. desselben Monats wurden in aller Stille alle ledigen Männer von 18
bis 30 Jahren aufgeschrieben und am 30. November nachts aus den Betten
geholt und zur Aushebung abgeführt. Man kaufte in Städten und in Dörfern,
man fing sich gegenseitig die Leute weg. Es entstanden tausenderlei Beschwerden
und Feindschaften. Wenn aber ein Ort mit seinen Rekruten in Rest blieb, so
drangen Abteilungen preußischer Krieger ein und griffen schonungslos auf, wen
sie tauglich fanden, nicht achtend, ob er Familienvater oder durch seine bürger-
liche Stellung vom Soldatendienste frei sei. Um das häufige Ausreißen zu
verhindern, erging aus dem zu Torgau errichteten Kriegs-Direktorium der
Befehl, daß kein Sachse, welcher vom Regiment gewichen sei, in seiner Heimat
geduldet, sondern an den nächsten preußischen Truppenteil abgeliefert werden
solle. Wer einen solchen Flüchtigen verberge oder ihm zur Flucht behilflich
sei, sollte selbst als ein Ausreißer behandelt werden. Dagegen sollten alle,
welche sich freiwillig wieder stellten, Begnadigung erhalten.
Ungestört vom Feinde blieb von der 146157 Mann starken preußischen
Armee der größte Teil während des Winters in Sachsen stehen. Wenn wir
hören, daß zu ihrer Erhaltung monatlich 911080 Thaler nötig waren, so kaun
man sich denken, welche Kosten unserem Vaterlande entstanden.
Vorzüglich konnte es nicht fehlen, daß Lebensmittel aller Art im Preise
stiegen, besonders im Erzgebirge, da aus Böhmen nichts heraus durfte. Als
die preußischen Husaren im November in Schueeberg zum Winteraufenthalt
einrückten, kostete ein Brot bereits 4 Groschen.
5. Nach der Schlacht bei Rottn 1757.
1757 im Frühlinge begann das preußische Heer zum Teil durch das Erz-
gebirge in Böhmen einzubrechen. Kleinere Abteilungen blieben zur Eintreibung
der Lieferungen zurück. Allein nach der Schlacht von Kolin verfolgten die
Österreicher ihre fliehenden Gegner nach Sachsen. Das Gebirge bekam nun
plötzlich auch einzelne Heeresteile seiner Freunde und Beschützer zu Gesicht, die
aber wie die eigentlichen Feinde schalteten und walteten. Bei den Preußen
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Das Obererzgebirge.
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außerdem zu seiften. Die Preußen verfuhren mit einer Strenge, wie man sie
nicht von ihnen gewohnt war. Mord und Brand waren sofort die Losung,
wenn das Geforderte nicht geschafft werden konnte. Im Mai kamen die Kaiser-
lichen wieder, die sich als Retter geehrt wissen wollten.
9. Das Ende des Krieges.
Im Juli 1762 hatten aber die Preußen unter dem General Kleist
schon wieder bei Zwickau ein Lager aufgeschlagen. Die Kaiserlichen zogen
sich zurück, ohne den Angriff abzuwarten.
Die Kriege zwischen Österreich und Preußen drückten mit Einquartierungen
und Kosten schwer auch auf Geyer und schlugen die Nahrung der Stadt
vollends nieder. In einer Urkunde von 1762 bekannte der Stadtrichter Chri-
stian Porges mit den Ratsherren, Viertelsmeistern und einem Bürgerausschuffe,
daß die Gemeinde, um die von den Preußen auferlegte Brandschatzung von
6000 Thalern, die in 3 Teilen von 8 zu 8 Tagen gezahlt werden sollte, aus-
zubringen, von Hofrat Karl Friedrich Trier, Oberhosgerichtsaffessor in Leipzig,
6000 Thaler aufgenommen habe, unter der Bedingung, daß die anderen 3000
Thaler durch jährliche Lieferung von 100 Schrägen Holz, jeder Schrägen drei
Ellen hoch und nenn Ellen breit, an das Geyersche Vitriol- und Schwefelwerk
vom Jahre 1763 an verzinst und abgezahlt werden sollten. Schon im folgenden
Jahre fand eine neue Anleihe statt. Ein Eintrag vom 15. Januar 1763 be-
richtet, daß die Preußen binnen wenigen Tagen wieder eine Summe von
6265 Thalern verlangt hätten; um dieses Geld aufzubringen, hätten sich die
Bürger insgesamt verbindlich gemacht, alle bei währenden Kriegsdrangfalen
erborgten und zu erborgenden Gelder samt Zinsen künftig ans eigenen Mitteln
und Vermögen wieder zu bezahlen, insoweit solches nicht durch Holz, Stöcke
und Kohlen geschehen könnte. Dieser öffentlichen Verpflichtung der gesamten
Bürgerschaft folgte, um der gedrohten Ausplünderung zu entgehen, am 19.
Januar 1763 das Bekenntnis einer neuen Anleihe von 2000 Thalern bei
Hofrat Trier mit 112 Thaler Zinsen, die durch Lieferung von Stöcken an
das Vitriolwerk bezahlt werden sollten. Dieser Urkunde folgte am 3. Februar
das Bekenntnis der Gemeinde über eine Gesamtschnld von 10000 Thaler bei
Hofrat Trier mit dem Versprechen, die kurfürstliche Anerkennung binnen 3/i
Jahr bei Perfonalarrest zu beschaffen. Die letzten 2000 Thaler waren infolge
einer dritten Kriegsforderung von 3480 Thaler unter denselben Bedingungen
aufgenommen worden.
Im Juli 1762 ist ein preußischer Truppenteil unter Generalleutnant
von Seydlitz, gegen 7000 Mann Kavallerie, Infanterie und Husaren, teils
durch Tannenberg durchmarschiert, teils haben sie auf den Feldern gerastet.
Das ganze Kriegsvolk marschierte durch den Pfarrhof und hat der damalige
Geistliche 3 Schock Korn, ein Fuder Heu und l1/2 Schrägen Holz eingebüßt.
Vom 28. Dezember 1762 bis zum 2. Februar 1763 hat eine Eskadron
schwarzer Husaren unter Rittmeister Franz v. Sorini in Tannenberg und
in Dörfel gelegen. Auch haben zu dieser Zeit zwölf Husaren in Tannenberg
das heilige Abendmahl genommen. Bon einem Husaren ist sogar ein Altar-
tuch der Kirche verehrt worden.
Am 24. November 1762 schloß Friedrich Ii. mit den Österreichern einen
Waffenstillstand, worauf ein Teil des Obergebirges in der Gewalt der Kaiser-
lichen blieb. Am Fastnachtstage, den 15. Februar 1763, kam endlich der er-
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Extrahierte Personennamen: Geyer Karl_Friedrich_Trier Karl Friedrich Franz_v Franz Friedrich_Ii Friedrich