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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. VI

1888 - Berlin : Hertz
Vi Vorrede zur ersten und siebenten Auflage. durchgängige Selbstständigkeit der Darstellung gern verzichtet habe, so war ich dagegen bemüht, die Einheit des Tones und Wesens darunter nirgends leiden zu lassen, besonders aber in der sittlichen, politischen und religiösen Beurtheilung einen sicheren und festen Standpunkt durchweg zu behaupten und mich hierin von den im Einzelnen beachteten Autoritäten nirgends ganz abhängig zu machen. Nicht ohne Ueberwindung großer Bedenken sind die neuesten Zeiten in den Bereich dieser Darstellung ausgenommen worden; folgende Betrachtung hat dabei den Ausschlag gegeben. So wenig der reiferen Jugend, wie dem übrigen Publikum sind die Bewegungen der jüngsten Vergangenheit im Einzelnen fremd; gerade der Zusammenhang der ganzen preußischen Geschichte aber giebt erst einen angemessenen Standpunkt zur Beurtheilung dieser Bewegungen. Die Darstellung dieser Geschichte würde daher für das historische und patriotische Bewußtsein in gewisser Beziehung ohne den nothwendigen Abschluß geblieben sein, wenn nicht das Urtheil der Leser von der früheren Geschichte auf die wichtigen neueren Vorgänge hinüber geleitet worden wäre. Für die Jugend insbesondere schienen mir derartige Andeutungen in dem hier vorliegenden Zusammenhange durchaus zweckmäßig und nützlich, um so mehr, als dieselbe jene Ereignisse anderweitig meist nur aphoristisch und von einseitigen Standpunkten besprechen hört. Möchte das vorliegende Buch, wie es mit warmen patriotischen Gefühlen geschrieben ist, als ein willkommenes Hülfsmittel aufgenommen werden, um die Kenntniß unserer schönen und ruhmwürdigen Geschichte und damit lebendige Begeisterung für König und Vaterland verbreiten zu helfen. Im Oktober 1854. Vorrede zur siebenten Äufiage. Der „Geschichte des preußischen Vaterlandes" ist in der vorliegenden siebenten Auflage ein Ueberblick über die Ereignisse der letzten drei Jahre, dieses wunderbaren Beitrags zu Preußens „Geschichte ohne Gleichen" hinzugefügt worden. Weniger als bei irgend einem Zeitraume der neuesten Geschichte konnte es bei diesem zweifelhaft sein, daß derselbe auch alsbald in eine für die preußische Jugend und für die weitesten Kreise bestimmte Darstellung aufzunehmen sei. Wer möchte in einem preußischen Geschichtsbuche jetzt die Thaten von Düppel und Alfen, wer möchte Podol und Gitschin, Nachod, Trautenau und Königgrätz, wer den Feldzug der Mainarmee missen? Wie sollte man von der glorreichen Regierung König Wilhelm's, vom

2. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 93

1888 - Berlin : Hertz
Joachim Hektor's und Johann von Küstrin's verschiedener Charakter. 93 Fortbestand der Reformation in Brandenburg ohne jede innere Erschütterung blieb. Ganz von innen heraus, durch das Volk selbst, war hier der neue Glaube begründet worden, und durch keine äußeren Umstände konnte er fernerhin gestört oder wankend gemacht werden. Er ist fortan mit Preußens innerem Leben tief verwachsen und ist in vollem Sinne Preußens geistiges Lebensprincip geworden. Aber auch die Milde, welche Joachim Ii. bei der Einführung bewies, die ächt evangelische Schonung und Achtung fremder Glaubensüberzeugung ist ein Erbtheil der preußischen Regenten und des preußischen Volks geblieben, und gerade hierdurch war es unserem Staate vergönnt, später das schönste Beispiel friedlicher Vereinigung verschiedener Con-sessionen unter einem milden und gerechten Scepter zu geben. 13. Kurfürst Joachim H. Hektor und Markgraf Johann von küstrin (1535 —1571). Der beiden Fürsten verschiedenes Wesen. Nachdem wir den Verlauf der Kirchenverbesserung in Brandenburg im Zusammenhange dargestellt haben, müssen wir noch einen Blick auf die sonstigen Regierungshandlungen der beiden Fürsten werfen, welche nach dem letzten Willen Joachim's I. die Marken unter sich getheilt hatten. Die beiden Brüder Joachim Ii. und Johann, welcher letztere als Markgraf der Neumark seinen Sitz in Küstrin nahm und daher auch den Namen Johann von Küstrin führt, waren durchaus verschiedenen Charakters. Joachim offenen, fröhlichen Gemüths, wünschte, daß auch um ihn her Alles glücklich und heiter sei; gutmüthig bis zum Uebermaß, wollte er, so viel von ihm abhing, gern alle Wünsche erfüllen, mit vollen Händen theilte er aus, was er besaß, und wo er nicht geben konnte, ertheilte er wenigstens Versprechen, welche er freilich nicht immer zu erfüllen vermochte. Nicht selten geschah es, daß er mehreren Bittstellern die Anwartschaft auf dasselbe Amt, dasselbe Lehen gab; da es daun nur einer erhalten konnte, suchte er die anderen durch Geld schadlos zu halten. Mit diesem überaus gutmüthigen, wohlwollenden Wesen Joachim's hing es zusammen, daß er in allen Dingen die Versöhnlichkeit und Vermittelung den gewaltsamen Maßregeln vorzog, wiewohl er eines kräftigen Entschlusses durchaus fähig war, wo die Umstände ihn erheischten. Sein Bruder Johauu dagegen war rasch und entschieden in Allem, was er that; weit entfernt von dem milden, vertrauensvollen Sinn Joachim's war er streng, oft abstoßend, und über seinem Schlafgemach standen die bezeichnenden Worte: „Unter Tausenden trau kaum Einem recht, bis du erkennst ihn treu oder schlecht." Während Joachim das üppigste und glanzvollste Leben an seinem Hose einführte und Festlichkeit auf Festlichkeit folgte, ohne daß man oft wußte, woher die Mittel zu solchem Aufwand genommen werden sollten, war Johann sparsam bis zum Geiz und ein abgesagter Feind alles unnützen Glanzes. Als einer seiner Räthe öfter an Wochentagen mit seidenen Strümpfen bei ihm erschien, sagte er ihm ungehalten: „Ich habe auch seideue Strümpfe, aber ich trage sie nur des Souu^ und Festtags." — Trotz solcher Verschiedenheit in Sinnesart und Neigungen trafen beide Brüder doch in dem ernsten Bestreben zusammen, ihre Unterthanen glücklich zu machen, sowie in edler Geradheit, in dem Sinn für strenge Gerechtigkeit,

3. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 186

1888 - Berlin : Hertz
186 Des Kurfürsten Ende. men, und die Sanduhr meines Lebens wird bald abgelaufen sein. Was für eine langwierige, mühsame und mit schweren Kriegen stets beunruhigte Regierung ich gehabt, ist aller Welt zur Genüge bekannt. Hierburch haben meine lieben Unterthanen wiber allen meinen Willen nothwenbig gar sehr mitgenommen werben müssen. Dem allen ungeachtet hinterlasse ich Euch durch Gottes Gnade anjetzo Eueren Staat in Frieden und ziemlichem Wohlstände wenigstens weit blühender, als mir berselbe von meinem in Gott nihenben Herrn Vater hinterlassen worben. Mein Ziel war baraus gerichtet, mein kurfürstliches Haus in Ruf, Flor und Ansehen zu bringen. Ich zweifle nicht, mein Sohn, Ihr werdet, wie in der Regierung, also auch in denen Staats! maximen, wodurch ich den Staat glücklich beherrschte, mein Nachfolger sein, vor allen Dingen Gott vor Augen haben, Euere Unterthanen herzlich liebes treue Räthe hören und ihnen folgen, und das Heft der Waffen nicht aus den Händen lassen, benn baburch muß nächst göttlicher Hülfe die Sicherheit Euerer Länber und der so sauer erworbene Ruhm des Kurhauses Branbenburg hauptsächlich maintenirt werben. Mit allem Fleiße seib baraus bebacht, den Ruhm, welchen ich Euch als ein Erb theil hinterlasse, zu wahren und zu mehren." Hieraus zu den Räthen gewandt, dankte er ihnen für die ihm bewiesene Treue und redlichen Dienste und sorberte sie auf, solche hinsüro auch seinem Sohne zu erweisen. „Ich hätte herzlich gewünscht," fügte er hinzu, „meinen armen Unterthanen noch vor meinem Ende einige Erleichterung zu schaffen; daß ich aber dazu nicht gelangen können, ist den bisherigen trübseligen Zeiten und anhaltenben Unruhe, wie Ihr selbst am besten wisset, zuzuschreiben." Alle Anwesenben waren tief ergriffen. Der Kurprinz konnte vor Weh-muth und Schluchzen seine Danksagung nicht vollenben und der alte Herzog von Schömberg als Erster im Rathe, nach ihm alle Uebrigen, nahmen unter Thränen Abschieb von dem geliebten Herrn. Dieser war bavon so gerührt, daß er nicht mehr sprechen konnte und nur mit der Hand seine große Freube über ihre Anhänglichkeit zu erkennen gab. Daraus schritt man noch zum Vortrag einiger wichtiger Staatsangelegenheiten, welche der geistesstarke Mann mit so gelassenem Gemüthe und so scharfsinnigem Verstaube beurtheilte, als wäre er bei vollkommener Gesuubheit. Nach beenbigter Rathssitzung ließ er sich wieber in sein Schlafgemach bringen, wohin er den Kurprinzen allein berief. Mit nachdrücklichen und rührenden Worten ermahnte er benfelben hier nochmals, Allem genau nachzukommen, was er ihm aus väterlichem, treumeinenbem Gemüthe theils munblich vorgestellt, theils schriftlich hinterlassen habe, sofern er der göttlichen Gnabe und der Kraft des väterlichen Segens theilhaftig werben wollte. Der Kurprinz warf sich zu seinen Füßen und bat ihn um Verzeihung der Fehler, die er begangen, und um seinen Segen. Der Vater segnete ihn. Dann schenkte er allen Angehörigen und Dienern werthvolle Gaben der Erinnerung und suchte seine in lauten Schmerz ansbrechenbe Gemahlin zu trösten, inbem er zu ihr sprach: „Wie nun, liebste Gemahlin, ich bitte, faßt Euch ein wenig! es muß bcch einmal geschieben sein und eins dem anbetn vorangehen. Vor mich habe ich genug gelebt und von meinem Gotte unzählige Wohlthaten empfangen. Wäre es benn nicht billig, daß ich bemjenigen die Seele wiedergebe, von dem ich sie erhalten? Ich bin bereit, dieses sterbliche Leben nach

4. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 187

1888 - Berlin : Hertz
Des Kurfürsten chnmches Streben. 187 meines Gottes Willen zu beschließen, und seid versichert, daß wir uns dermaleinst in der frohen Ewigkeit gewiß wiederum vereinigen werden." Am Nachmittage kamen die beiden Hosprediger aus Berlin zu dem Kranken nach Potsdam. Er empfing sie mit den Worten des Apostels: „Ich habe einen guten Kampf gekämpset, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten. Hinsort ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der Herr geben wird an jenem Tage." „Allerdings," erwiderte der eine Geistliche, „sei es eine große Glückseligkeit für einen Regenten, wenn er auf seinem Sterbebette mit Hiskia sprechen könne: Gedenke doch, Herr, wie ich vor dir gewandelt habe in der Wahrheit mit vollkommenem Herzen," — der Kurfürst aber fiel ihm in die Rede und bekannte sich als einen sündigen Menschen, der seiner Schwachheit gar wohl eingedenk sei, der aber auch wisse, daß seine Sünden mit dem Blute Jesu Christi, auf besten Verdienste er einzig und allein sein Vertrauen gesetzt, ab-gewaschen wären. Am Atienbe trafen auch die übrigen kurfürstlichen Kinder und die Kur-Prinzessin aus Berlin ein: der Kranke ließ sie alle zu sich ins Gemach treten, ermahnte sie, Gott vor allen Dingen stets vor Augen zu haben und im Glau-ben zu verharren. Dann ließen sie sich auf die Kniee nieder, küßten seine Hände und empfingen seinen väterlichen Segen. Der folgende Tag verging unter geistlichen Gesprächen. Während der Andachtsübungen verfiel der Fürst in eine tiefe Ohnmacht; beim Erwachen wünschte er seine Kinder nochmals zu sehen und erholte sich in den innigsten Liebesbezeugungen gegen dieselben. Dann gedachte er nochmals der verfolgten Protestanten, die er in sein Land ausgenommen. „Ich habe," sagte er, „noch eine andere Familie, eine, die ich nach dem Gebote der Nächstenliebe angenommen, die mir aber nicht weniger thener ist, als meine natürliche Familie. Das ist die große Zahl der Flüchtlinge, deren Kirchentrümmer ich aus Frankreich gerettet und welche ich nach dem unglücklichsten kirchlichen Schiffbruche in meine Staaten, wie in einen sicheren Hasen, aufgenommen habe." Auch klagte er noch über den Mangel an Duldsamkeit, welcher noch immer zwischen den protestantischen Parteien herrsche. Die Nacht über blieb er allein und stärkte sich von Zeit zu Zeit in brünstigem Gebete. Da seine Kräfte zusehenbs abnahmen, ließ er seine tiefbetrübten Kinder zum letzten Male zu sich rufen, und als sie weinenb um ihn stauben, sagte er mit gelassener Miene: „Er käme sich ansetze nicht anders vor, als wie der Erzvater Jacob, ba er seine Kinder segnete, dann ries er: „Wann werbe ich boch bahin kommen, daß ich Gottes Angesicht schaue? Komm, Herr Jesu, ach komm, Herr Jesu, ich bin bereit!" Gott erhörte das Verlangen seiner Seele, benn schon gegen 9 Uhr besselbigen Morgens unter dem herrlichen Bekenntnisse: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt," entschlummerte er so sanft, daß er nach Neigung des Hauptes sich selbst die starren Augen zubrückte. So starb am 29. April 1688 nach 48jähriger Regierung der große Kurfürst vou Brandenburg. Wohl trägt er den Beinamen des Großen mit gutem Fug und Recht; denn er hat dem Staate, welchen er in der tiefsten Zerrüttung fand, alle die Triebe einer großen Entwickelung eingepflanzt, welche unter seinen Nachfolgern zur Reife kamen imb Preußen zu einem

5. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 377

1888 - Berlin : Hertz
Patent vom 24. Juli 1807. 377 mein Hans. Unsere heißen Wünsche für Euer Wohl begleiten Euch zu Euerm neuen Landesherrn; seid Ihm, was Ihr mir wäret. Euer Andenken kann kein Schicksal, keine Macht aus Meiuem und der Meinigen Herzen vertilgen." Von vielen Seiten gingen die rührendsten Antworten auf diesen edlen, einfachen Abschied ein; besonders ist die treuherzige Erwiderung der Bauern der Grafschaft Mark it. s. w. bekannt geworden. Sie schrieben dem Könige: „Das Herz wollte uns brechen, als wir Deinen Abschied lasen, und wir konnten uns nicht überreden, daß wir aufhören sollten, Deine treuen Unterthanen zu sein, wir, die wir Dich immer so lieb hatten. So wahr wir leben, es ist nicht Deine Schuld, wenn Deine Feldherren und Räthe zu betäubt und verwirrt waren, um die zerstreuten Schaaren zu uns herzuführen, und sie mit unseren Landknechten vereint zu einem neuen Kampfe aufzurufen. Leib und Leben hätten wir daran gewagt, denn Du mußt wissen, daß in unseren Adern das Blut der alreu Cherusker noch feurig rollt, und wir noch stolz darauf sind, Hermann und Wittekind unsere Landsleute zu nennen. Auf unserem Grunde und Boden liegt das Siegesfeld, wo unsere Vorfahren die Feinde, welche das Deutsche Gebiet verwüsten wollten, so schlugen, daß sie das Ausstehen vergaßen. Wir hätten sicher das Vaterland errettet, denn unsere Landknechte haben Mark in den Knochen, und ihre Seelen sind noch nicht verderbt. Unsere Weiber säugen selbst ihre Kinder, unsere Töchter sind keine Modeaffen, und der Zeitgeist hat seine Pestluft noch nicht über uns ausgegossen. Indessen können wir dem Willen des Schicksals nicht entgehen. Lebe denn wohl, alter, guter König! Gott gebe, daß der Ueberrest Deines Landes Dich treuere Feldherren und klügere Räthe finden lasse, als die waren, die Dich betrübten. Ihrem Rathe mußtest Du zuweilen wohl folgen, denn Du bist ja nicht allwissend, wie der große Geist der Welten. Können wir aufstehen gegen den eisernen Arm des Schicksales? Wir müssen alle mit männlichem Muthe dulden, was nicht in unserem Vermögen ist zu ändern. Gott stehe uns bei. Wir hoffen, daß unser neuer Herr auch unser Landesvater sein, und unsere Sprache, unseren Glauben und unseren Bürgerstand eben so erhalten und achten werde, wie Du, guter, lieber König, es immer gethan hast. Gott gebe Dir Frieden, Gesundheit und Freude." Von den Landestheilen, welche Preußen im Tilsiter Frieden abtreten mußte, wurden Südpreußen, fast ganz Neuostpreußen, der südliche Netzdistrict und Culm zu dem neugebildeten Großherzogthume Warschau gewiesen, welches dem Könige von Sachsen zum Lohne seiner Dienste gegen Napoleon übergeben wurde. — Einen Theil von Neuostpreußen, nämlich den District Bialhstock, erhielt Rußland, welches es ungeachtet des früheren Bündnisses mit Preußen nicht verschmähet^ sich an der Beute aus Preußens Fall zu betheiligen. Die Stadt Danzig sollte unter Preußens und Polens Schutz eine freie Stadt werden, aber da ein französischer Befehlshaber dort blieb, konnte die Unabhängigkeit nur eine scheinbare sein. Cottbus kam an Sachsen, welches dagegen andere Bezirke (seinen Antheil an Mansfeld u. a.) Frankreich zur Verfügung überließ. Das Fürstenthum Baireuth gab Napoleon (jedoch erst 1810) anbaieru. Erfurt, welches der Kaiser als einen trefflichen Stützpunkt in der Mitte Deutschlands für die Entfaltung seines

6. Geschichte - S. 18

1913 - Berlin : Oehmigke
— 18 — wurden Zisterziensermönche nach der Mark berufen, die, neben der Bibel auch Axt und Spaten in den Händen haltend, als betriebsame Kulturträger in das rauhe, noch ziemlich unbebaute Land kamen, bald durch Lehre und Beispiel der christlich germanischen Gesittung Einlaß verschaffend. Leicht hatten es die ersten Mönche keineswegs. Die wendischen Bauern des Dorfes Nahmitz hingen zu starr an ihren heidnischen Gebräuchen und Sitten. Sie wollten von der neuen Christenlehre nichts wissen. Als der erste Abt des Klosters, Sibold, an einem Sommertage die Frauen von Nahmitz in der Kirche um sich sammelte, indessen die Männer dem Fischfang nachgingen, kehrten diese plötzlich unerwartet zurück und drangen, mit Ruderu bewaffnet, in das Gotteshaus. Sibold flüchtete in den nahen Wald. Schon glaubte er in den dichten Zweigen eines Baumes Schutz gefunden zu haben, als sein Hündchen, das ihm gefolgt war, ihn verriet. Die Bauern, fällten den Baum und erschlugen den Abt. Nach dieser Schreckenstat rüsteten sich die Mönche, das Kloster zu verlassen; doch die heilige Jungfrau gebot ihnen zu bleiben und ferner segensreich für die Mark zu wirken. Allmählich wurde dann auch die Bedeutung der Mönche anerkannt. Bereiteten sie doch den: Christentum wie deutscher Kultur und Gesittung immer siegreicher den Weg. Noch vor Ablauf eines Jahrhunderts waren — einschließlich der Nonnenklöster — 20 Zisterzienserklöster in der Mark und in der Lausitz entstanden, darunter Chorin, Himmel-pfort, Paradies usw. Der Name „Lehnin" ist aus dem wendischen Worte: Lanie oder Elentia gebildet. Die Klosterbrüder trugen ein weißes Ordenskleid mit schwarzem Gürtel und schwarzem Skapulier. Auch die Kappe der Mönche, die in eine lange Spitze auslief, war schwarz. Von der Bedeutung des Klosters zeugt die päpstliche Auszeichnung, daß die Äbte den Bischofsrang besaßen. Einer von ihnen, Heinrich Stich (gest. 1439), spielte eine große Rolle in den Quitzowschen Händeln. Als Luther im nahen Wittenberg die evangelische Lehre predigte, war der Zweck Lehnins längst erfüllt. Der Christenglaube hatte das Heidentum überwunden. Überall im Gebiete der Zauche leuchtete das Kreuz als Zeichen der Erlösung, erzählte der wachsende Segen von der reich entwickelten Kultur.

7. Geschichte - S. 159

1913 - Berlin : Oehmigke
— 159 — 6. Jene Schmach hast du vergolten längst mein tapfrer Vater, bu; aber Frankreich wirft aufs neue heute uns den Hanbschuh zu. 7. Wieber sitzt ein Bonaparte ranfeöoll auf Frankreichs Thron, und zum Kampfe zwingt uns heute wieber ein Napoleon. 8. Tret' ich benn zum neuen Kampfe wiber alte Feinde ein, dann soll's mit dem alten Zeichen, mit dem „Kreuz von Eisen" sein. 9. Der Erlösung heilig Zeichen leuchte vor im heiligen Krieg, und der alte Gott im Himmel schenk' dem alten König Sieg. 10. Blicke segnenb, Mutterauge! Vater, sieh, bein Sohn ist hier, und auch bu, verklärter Bruder, heute ist bein Herz bei mir!" 11. Leise weht es durch die Halle — König Wilhelm hebt die Hand; all die golbnen Sprüche funkeln siegverheißenb von der Wanb. 12. Zu Charlottenburg im Garten aus dem büstern Fichtenhain tritt der König, hoch und mächtig, um sein Antlitz Sonnenschein. George Hesekiel.

8. Geschichte - S. 4

1913 - Berlin : Oehmigke
— 4 — Drei Geschlechter hindurch hielt sich nach diesen: großen Siege die Macht der Wenden unerschüttert; Kämpfe fanden statt, sie rüttelten an der wiedererstandenen Wendenmacht, aber sie brachen sie nicht. Erst mit dem Eintritt des 12. Jahrhunderts gingen die Dinge einer Wandlung entgegen. Die Wendenstämme, untereinander in Eifersüchteleien sich aufreibend, zum Teil auch uneins durch die rastlos weiterwirkende Macht des Christentums, waren endlich wie ein nnterhöhlter Bau, der bei dem ersten ernsteren Sturme fallen mußte. Die Spree- und Havellandschaften waren, so scheint es, die letzten Zufluchtsstätten des alten Wendentums. Nachdem rund umher immer weiteres Land verloren gegangen, war Brennabor mehr und mehr der Punkt geworden, an dessen Besitz sich die Frage knüpfte, wer Herrscher sein solle im Lande, Sachse oder Wende, Christentum oder Heidentum. Das Jahr 1157 entschied über diese Frage. Albrecht der Bär erstürmte Brennabor; die letzten Aufstände der Brizaner und Stodoraner wurden niedergeworfen, und mit der Unterwerfung des Spree-und Havellaudes empfing das Wendenland zwischen Elbe und Oder überhaupt den Todesstoß. Rhetra war schon vorher gefallen, wenigstens seiner höchsten Macht entkleidet worden. Nur der Swautewittempel auf Arkoua hielt sich um zwanzig Jahre länger, bis der Dänenkönig „Waldemar der Sieger" auch diesen zerstörte. Ii. Die Wenden hausten keineswegs in verpalifadierten Erdhöhlen, um sich gleichzeitig gegen Wetter und Wölfe zu schützen; sie hatten vielmehr Bauten mannigfacher Art, die durchaus wirklichen Häusern entsprachen. Daß von ihren Gebäuden, öffentlichen und privaten, kein einziges bestimmt nachweisbar auf uns gekommen ist, könnte dafür sprechen, daß diese Bauten von einer minderwertigen Beschaffenheit gewesen wären. Wir dürfen aber nicht vergessen, daß die siegreichen Deutschen natürlich alle hervorragenden Gebäude, die sämtlich Tempel oder Festen waren, sei es aus Rache oder zu eigner Sicherheit, zerstörten, während die schlichten Häuser und Hütten im Laufe der Jahrhunderte sich natürlich ebensowenig erhalten konnten wie deutsche Häuser und Hütten aus jener Zeit. Die Wenden, soviel steht fest, hatten verhältnismäßig wohl-

9. Geschichte - S. 10

1913 - Berlin : Oehmigke
— 10 — war eben ein Arbeiterort schon damals. Wenn aber unser größter Dichter in seinem größten Werk als das Ideal der Menschheit einen Mann hinstellt, der in stiller Arbeit, im Kampf allein mit der Natur dem Meere eine Provinz entreißt, so ist bereits die Arbeit des Fischerdorfs Berlin nicht klein zu nennen. Wenn nicht dem Meere, so war doch dem Sumpfe das Land zu entreißen. Keine Weide, kein Acker wurde unsern Vorfahren von der Natur geschenkt. Schritt vor Schritt mußten sie sich alles das erobern, und das gab den Menschen dieses Landes eine Tradition, deren Früchte wir jetzt genießen können. Das Bild der altslawischen Siedeluug steht uns noch heute vor Augen im Wendendorfe der Mark. Man muß solch ein Dorf zur Winterszeit betrachten, wenn das Land umher verschneit liegt und die Hütteu mit ihren steilen Zeltdächern den Boden zu berühren scheinen. Eine wunderbare historische Stimmung geht von solchem Bilde aus. Man meint ein Zeltlager zu sehen, das Winterquartier irgendeines Heldenstammes, der nur den Frühling erwartet, um weiter zu ziehen ins geheimnisvolle Land der Sonne. Und tatsächlich mögen es bloß vorläufige Quartiere gewesen sein, von denen die Geschichte der Städte ausging, verlorne Posten, die den Hauptzug weiterziehen ließen. Freilich mehr als den allgemeinen Eindruck darf man vom alten Berlin im neuen Wendendorf nicht sucheu. Die letzte Hütte bietet heute eine Einrichtung, die den Bewohnern Köllns verschwenderisch erscheinen mußte. Mögen sie in den Dörfern noch hier und da ihre Mauern mit Stroh bedecken, so sind die Mauern selbst doch solides Fachwerk mit Mörtelfüllung. Auch das war den ältesten Berlinern unbekannt. Ihre Siedlung war ein Dorf aus Holz und Stroh. * * * Fünfhundert Jahre sind vorüber. Und wieder ist es ein andrer Stern, der dort seine Länder und Meere um die Sonne dreht. Die deutschen Urwälder sind gefallen oder doch stark gelichtet. Die mittelalterliche Stadt ist entstanden. Das Fischerdorf Altkölln hatte an Bedeutung gewonnen als Führ- und Schifferort am Verbindungswege wichtiger slawischer Städte. Zwei weitere Sandhügel der Spree in der Nähe von Kölln (an der Nikolaikirche und am Molkenmarkt) wurden an-

10. Geschichte - S. 12

1913 - Berlin : Oehmigke
— 12 — nicht wie die übrigen bloße Holzbauten unter einem Dache von Schindeln oder Stroh, sondern aus guten Steinen geschichtet und mit Ziegeln gedeckt. Auch bekamen die Einwohner ihr Licht nicht durch die alten Hornscheiben, sondern durch die bleigefaßten runden Glasstücke, die der Handel in das Land gebracht hatte. Nacht für Nacht standen vor den Giebeln der steinernen Eckhäuser kleine Leuchtpfannen mit brennendem Kien, wie sie anfangs nur vom Rathaus niederbrannten. Alle Wohnhausbesitzer waren verpflichtet, derartige Leuchtpfannen bereitzuhalten und sie auf die Warnung der Sturmglocke hin auf die Straße zu stellen und zu entzünden. In der altgermanischen Hütte konnte von einer regelmäßigen Arbeit keine Rede sein. Der Germane war vor allen Dingen Krieger. Von seiner Wohnung verlangte er nicht mehr als der Soldat von seinem Lager. So kam es, daß man gegen den Steinbau eine Abneigung hatte, auch wo er bekannt war, da er die Bewegungsfreiheit hemmte, und daß die festen Bauten auch auf Jahrhunderte hinaus mit ihren steilen Dächern hölzernen Zelten gleichen konnten. Selbst in ihrer Einrichtung waren sie Zelte geblieben. Die Stallungen hatte man wohl vom Wohnort getrennt; dieser selber aber mußte (bis ins 12. Jahrhundert hinein) gleichmäßig als Schlafraum wie als Arbeits-, Speise-itnö Empfangsraum dienen. Das änderte sich, als die Häuser enger mit dem Boden und untereinander zusammenwuchsen. Es war weniger Kraft für den Krieg nötig, es wurde mehr frei für die Arbeit im Hause. Langsam fing sie an, sich einen Körper anzusetzen in der feineren Gliederung, die sie allmählich dem Hause schuf. Die Küche tuen; der erste Raum, den man selbständig machte durch eigene lim-Wandung. Der Arbeitsraum folgte. Wohl ließ sich nicht daran denken, jeder einzelnen Art der Arbeit ihre eigene Werkstatt einzuräumen ; doch wußte man sich damit zu behelfen, daß man auf die verschiedenen Häuser verteilte, was in den einzelnen Wohnungen nicht zu vereinen war. In einem Hause wurde nur Leder verarbeitet, im andern nur Tuch, an einer dritten Stelle das Metall für die Waffen oder der Ton für das Geschirr. Das war eine Zeit, in der die äußere Gefahr so weit gehoben war, daß die Verteidigung der Städte und Dörfer einem Bruchteil der männlichen Bevölkerung überlassen werden konnte.
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