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1. Länderkunde von Europa ohne das Deutsche Reich, Die koloniale Stellung der europäischen Mächte - S. 22

1909 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
22 Europa. vielverzweigte Handelsverbindungen. In unseren Tagen hat Belgiens Industrie, dank der großen Schätze an Kohle und Eisen, welche das Ardennengebirge in sich schließt, eine erstaunliche Blüte erreicht. Möns, Charleroi, Namur und Lüttich im Sambre- und Maas-Kohlengebiet sind Fabrikorte allerersten Ranges, wie sie sich im Deutschen Reich nur im Rheinland und in Westfalen, in Sachsen und Schlesien wieder finden. Brüssel ragt hervor durch seine Luxuswaren, besonders Spitzen, durch solche auch Mecheln, Verviers durch seine Tuche, Tournai durch Teppiche, Gent durch Baumwollwaren, ganz Flandern durch Leinwandfabrikation. Durch seine Gewerbetätigkeit zählt Belgien zu den ersten Industriestaaten Europas. Die schwungvolle Industrie hat naturgemäß einen äußerst lebhaften Handel und Verkehr zur Folge, der durch die Nähe der größten Kultur- staaten Europas aufs vorteilhafteste unterstützt wird. Mit 6]/2 Milliarden Mark nimmt Belgien im Welthandel bereits den vierten Platz ein; es über- trifft in dieser Beziehung Großmächte wie Österreich-Ungarn, Rußland und Italien. Unter Berücksichtigung der Bevölkerungsziffer Belgiens behauptet dessen Handel unter allen Ländern der Erde sogar den ersten Rang. Zum Beweise für die gewaltige Größe seines Handels mag ferner dienen, daß Antwerpen an der breiten Trichtermündung der Schelde neben Hamburg die wichtigste Seestadt des Kontinents und das belgische Eisenbahnnetz das engmaschigste aller Länder der Erde ist. Ein sehr ansehnlicher Teil des belgischen Handels ist allerdings Durchgangshandel. Bei solchem Stande der Erwerbsquellen erklärt es sich zur Genüge, daß Belgiensich großer Wohlhabenheit erfreut und an Dichte der Bevölke- rnng (250 auf 1 qkm), das Königreich Sachsen ausgenommen, alle Staaten Europas übertrifft. Leider herrscht zwischen den einzelnen Ständen eine große Zerklüftung und die geistige Bildung der unteren Schichten des Volkes steht noch auf tiefer Stufe. Siedelungen. Ein volles Drittel der überwiegend industriellen Bevölkerung lebt in Städten, deren größte, die Hauptstadt Brüssel, mit Vororten 625000 Einwohner zählt. Dem Jndnstriebezirke des Sambre- und Maastales gehören an: Charleroi, Namur, Seraing, Lüttich; ö. von diesem Verviers. Antwerpen, 300000 Einw. Als Seebad und Vermittler des Personenverkehrs von und nach England ist Ostende bekannt. Kolonien. Belgische Kolonie ist der afrikanische Kongostaat mit 2,4 Mill. qkm und lö:l2 Mill. Einw. Auch wissen die belgischen Industriellen und Finanz- gruppen in auswärtigen Gebieten mit gutem Erfolge vorzugehen. Beziehungen Belgiens zum Deutschen Reiche. Gleich Lothringen ist Belgien ein Übergangsland zwischen Deutschland und Frankreich; daher hat es auch im Verlaufe seiner Geschichte bald zum Deutschen Reiche, bald zu den romanischen Ländern gehört. Zwischen Deutschland und Belgien pulsiert noch heute ein sehr lebhafter Verkehr. Insbesondere bildet Belgien für die gewerbtätigften Provinzen Deutschlands vielfach den Weg zum Meere (Antwerpen).

2. Länderkunde von Europa ohne das Deutsche Reich, Die koloniale Stellung der europäischen Mächte - S. 4

1909 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
4 Europa. Maulbeerbaum, dann Lorbeer, Myrte und Oleander, endlich die Zitronen- und Orangenbäume. In Süditalien und Sizilien treten auch die stachlichten Agaven auf. Große Strecken sind indes auch mit Getreide und Reben angepflanzt. Besondere Bedeutung hat die Pflanzenwelt Südeuropas insbesondere dadurch, daß sie schon frühzeitig den Kunstsinn der Völker angeregt hat. Das Akanthns- blatt wurde zum Vorbild der Arabesken an der korinthischen Säule, das Laub des Lorbeers schmückte die Stirn des Siegers und der Zapfen der Pinie krönte den Thyrsusstab. Das vorherrschende Wirtschaftssystem ist in den nördlicheren Teilen noch Ackerbau und Wiesenkultur, in den südlichen Gartenbau mit künstlicher Be- Wässerung. Rinder und Pferde werden hier.von Büffeln und Maultieren ersetzt. Statt der fehlenden Butter verwendet man Ol. Bevölkerung. Auf der Pyrenäenhalbinsel gesellten sich zur alten Bevölke- rung der Kelten i. W. und der Iberer in den übrigen Teilen — von diesen stammen die Basken in Navarra und im Kantabrischen Gebirge ab — phöni- z ische, griechische und römische Kolonisten. Im Mittelalter folgten neue Überflutungen durch die Sueven, Alanen, Vandalen und Westgoten, 711 endlich der Einfall der Mauren. In Italien verschmolzen mit den lati- nischen Stämmen in der Mitte der Halbinsel die Etrusker in Toskana, die Ligurer, der östliche Ausläufer des iberischen Volksstammes, die Gallier in der Po-Ebene, die griechischen und phönizischen Kolonisten im S., später die Goten und Langobarden im N., die Normannen in Süditalien und die Mauren auf Sizilien. Von der deutschen Einwanderung sind nur noch ein paar kleine Sprachinseln übrig geblieben, die S6tte communi (7 Gemeinden) nördlich von Vicenza und die tredeci communi (13 Gemeinden) nördlich von Verona; am Südabhang des Monte Rosa finden sich ebenfalls noch einige kleine deutsche Gemeinden. Die Bevölkerung ist aus der Pyrenäen- und Apenninen- Halbinsel in weit überwiegender Zahl romanisch, aber stark gemischt. Die Balkanhalbinsel bewohnen Griechen, Slaven, wozu die Serben und Bulgaren gehören, Romanen (in der Walachei) und Türken. Sie zeigt das bunteste Völkergemisch. Die Mittelmeerländer bekunden im ganzen eine gewisse Einheitlichkeit in Bezug auf ihre geographischen, Wirtschaft- lichen und ethnographischen Verhältnisse. \ Die Pyrenäen-Halbinsel. (600000 qkm, 23 Mill. Einw.) Das Königreich Spanien. (500000 qkm, 20 Mill. Einw., auf 1 qkm 39.) Beziehungen Spaniens zu Afrika. Infolge seiner Annäherung an Afrika, von dem es sich erst in den letzten geologischen Epochen losgelöst hat, ward Spanien von dorther zweimal zum Schauplatz der Weltgeschichte gemacht. Um seiuem von Rom bedrängten Vaterlande einen Ersatz für Sizilien,

3. Länderkunde von Europa ohne das Deutsche Reich, Die koloniale Stellung der europäischen Mächte - S. 19

1909 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
Frankreich. 19 Französisch-Lothringen. Dessen Mittelpunkt ist Nancy (Nanzig) mit 100000 Einw. Außerdem gehören ihm, da die von W. kommenden Straßen- züge zwei Flüsse (Mosel und Maas) überschreiten müssen, viele Schlachtfelder an, so jene westlich von Metz und bei Sedan, ferner die Festungen Toul und Verduu (Birten). Westlich dieser Landschaft erstreckt sich die Champagne, deren edelstes Er- zengnis ein köstlicher Schaumwein ist, der Champagner. Der wichtigste Wohnplatz des Gebietes und zugleich die Krönungsstadt der französischen Könige, Reims (110000 Einw.), besitzt eine prächtige Kathedrale, in der der Frankenkönig Chlodwig zum Christen getauft wurde. Mit Lothringen teilt die Champagne den Reichtum an Schlachtfeldern. Eines der berühmtesten ist die Ebene bei Chälons an der Marne, wo Attila mit seinen Hunnenscharen aufs Haupt geschlagen wurde. Die nordöstlichen Landschaften Französisch-Hennegan, Französisch-Flandern, Artois und Picardie) zählen zu den fruchtbarsten und bestangebauten Gegenden Frankreichs und enthalten überdies gegen die belgische Grenze hin noch große Kohlenlager, weshalb in diesen Gebieten auch eine hochentwickelte Textil- Industrie ihren Sitz hat, vor allem in Lille (210000 Einw.). Von den See- städten Calais und Voulogne aus erfolgt meist die Überfahrt nach England. Die Normandie, das Münduugsland der Seine, ist ganz vorzugsweise das Land der Obstweine, des cidre (Apfelweins) und poire (Birnenweins). Ihren Namen trägt die Landschaft von den Normannen, denen Karl der Einfältige dieses Gebiet überließ, um ihren Räubereien ein Ziel zu setzen. Die Bretagne, von den Briten der gegenüberliegneden Küste besiedelt (daher auch der Name des Gebietes), liefert sehr tüchtige Seeleute. Die Bevölkerung spricht teilweise noch heute eine dem Gälischen in Wales verwandte Sprache und bewahrt überhaupt in Gebräuchen und Vorstellungen manche Spuren keltischen Heidentums. Im Herzen des Seinebeckens, in Jsle de France, wo sich die Straßen von allen Seiten kreuzen, entstand Paris, die drittgrößte Stadt der Erde (2,7 Mill. Einw.), der Mittelpunkt des geistigen, geselligen und politischen Lebens sowie die erste Industriestadt Frankreichs (vorzüglich in Modeartikeln). Den größten Schmuck der Stadt bilden die Boulevards, schöne breite Straßen mit Alleen und eingefaßt von Palästen. Der schönste Platz von Paris ist die Place de la Concorde, zwischen dem Tuileriengarten und den Charnps Elysees gelegen und geschmückt mit dem Obelisken von Luxor und den Kolossalstatuen der 8 größten Städte Frankreichs, zu denen noch Straßburg gerechnet wird. — 3n seiner Umgebung ist St. Denis, bemerkenswert durch Maschinenindustrie, Sevres durch Porzellan- und Versailles durch Uhrenfabrikation. . A v b) Das Hinterland des Ozeans. Das Tiefland der Loire ist durch seine Fruchtbarkeit und seinen sorgsamen Anbau die „Kornkammer Frankreichs". Die lieblichen Gegenden der Landschaft Touraiue heißen geradezu der „Garten Frankreichs". Doch stehen die Haupt- siedelungen des Gebietes, Orleans, Tours und Nantes (130000 Einw.),

4. Länderkunde von Europa ohne das Deutsche Reich, Die koloniale Stellung der europäischen Mächte - S. 20

1909 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
20 Europa. vielen anderen Städten Frankreichs an Bedeutung nach. Südlich vom Mün- dungsgebiete der Loire erstreckt sich die Vendee, deren Küstengebiet ganz wie die deutsche Nordseeküste Marschland ist mit vorgelagerten Düneninseln. Eine Hauptschlachtenebene Frankreichs ist die Gegend zwischen Tours und Poitiers. Oftmals stießen hier von Nord und Süd feindliche Heere aufeinander. Von welthistorischer Bedeutung ist insbesondere der von Karl Martell i. I. 732 über die Araber errungene Sie^ ^ ^ Das Garonne-Becken ist im allgemeinen äußerst fruchtbar und besonders in den Flußtälern sehr weinreich. Nur der Küstenstrich am Golf von Biscaya ist öde infolge des hier durch den Westwind zu Dünen aufgehäuften Meersandes. An der Mündung der Garonne (Gironde) liegt Bordeaux, die viertgrößte Stadt Frankreichs (250000 Einw.) und der Hauptausfuhrplatz für die berühmteu Bordeauxweine, die namentlich an den Ufern der Gironde gedeihen. Ein wich- tiger Verkehrsmittelpunkt ist Toulouse mit 150000 Einw. Dem Flußgebiet der Garonne gehört auch das Vorland der Pyrenäen an mit seinen zahlreichen Schweselthermen; hier liegen die Badeorte Pau, Ba reges, Lourdes. Ein reizvoller Ausenthalt ist das Seebad Biarritz am Biskayischen Meerbusen. In der Mitte Frankreichs erhebt sich das vulkanische Zentralplateau, dessen Hauptmasse das wenig fruchtbare Hochland der Anvergne bildet. An dessen Nord- seite Clermont, von dem die Bewegung der Kreuzzüge ihren Ausgang nahm, und das durch seine Heilquellen berühmte Vichy. Frankreich als Kolonialmacht. Frühzeitig verstand es Frankreich, sich See- geltung zu verschaffen. Es erwarb ausgedehnte Ländereien in der Neuen Welt, in Kanada und am Mississippi, die indes wieder an England verloren gingen. Außer dem wertvollen Fischereirecht ans den Neufundlandbänken besitzt es nur noch einige Inseln im westindischen Archipel (Guadeloupe, Martinique u. a.) und Französisch-Gnayana. Zu seinen Besitzungen in Hinterindien gehören Eochin- china, Kambodscha und Tonkin. Der Schwerpunkt der französischen Kolonial- macht liegt aber in Afrika, wo es neben Algerien- in der jüngsten Zeit Tunis, den größten Teil des Sudan und Madagaskar erworben hat, so daß Frank- reichs Kolonialbesitz heute bereits eiuen Flächenraum von fast 11 Mill. qkm mit 50 Mill. Einw. umfaßt und sich über alle Erdteile erstreckt. Nächst England ist Frankreich die größte Kolonialmacht der Gegenwart. Beziehungen Frankreichs zu Deutschland. Deutschland und Frankreich sind durch Grenzlage aufeinander angewiesen. Süddeutschland und Nordfrankreich ent- sprechen einander in der Zonenlage und daher auch im Klima und vielfach in den Produkten. Aber im Wettstreite um die Vorherrschaft in Europa war die Berührung beider Länder häufig kriegerisch. In den wirtschaftlichen Beziehungen Deutschlands zu den europäischen Staaten folgt Frankreich erst an 4. Stelle. Die Großstaaten England, Rußland und Österreich-Ungarn gehen ihm in dieser Hinsicht voran. Sehr groß und tiefgehend dagegen war und ist noch heute der geistige Verkehr beider Staaten, doch mit dem Unterschiede, daß Deutschland in früherer Zeit der überwiegend empfangende Teil gewesen, während es sich nach den 70 er Jahren mehr zum gebenden entwickelte. Auf das geistige Leben der romanischen wie auch der slavischen Völker übt aber Frankreich noch heute einen maßgebenden Einfluß aus."^/

5. Europa ohne das Deutsche Reich - S. 40

1911 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
40 Europa. T i e östlichen Randgebiete des S e i n e b e ck e n s. M a r n e t a l. Im Bordergrunde die Marne unterhalb Epernan, das Plateau durchbrechend. Tas Aiarnetal ist mit Getreide, Rüben, Kohl, Hanf, Alachs, Llgetvächsen und £bst wohlbebaut, die Gehänge tragen Wein. Ter Anbau von Futterkrautern unterstützt die Rinder- und Schafzucht. Turch dieses Tal zieht die geschichtlich so wichtige Heeresstraße von Chalons nach Paris. Tie Champagne bei Reims. Sie bildet eine eintönige, flachwellige Ebene von loo—200 in Höhe, baumlos und mit dünner Ackerkrume auf jireidefels, daher auch arm an Getreide und Champagne pouilleuse (lausige Champagne) genannt, aber reich an köstlichem Wein. Weinausfuhr jährlich im Werte von 60—80 Mill. Mk.

6. Europa ohne das Deutsche Reich - S. 34

1911 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
Französische Kreideküste bei Letröports w.von Boulogne am Kanal. Vgl. die deutsche Kreideküste bei Rügen. Die Küste verlaust meist geradlinig und hafenarm. Im Vordergrunde die Stadt Le Tröport in der Picardie und die Mündung eines Küstenflusses. Höhe der Steilküste und des Plateaus 80 in. Die Küste hing ursprünglich mit der eng- tischen Kreideküste zusammen, wurde aber allmählich durch Senkung des Bodens und Sturmfluten von dieser abgesprengt. Proven?alische Küste („Azurküste"). Französische Riviera. Sie ist eine buchtenreiche, steile Zackenküste an den Ausläufern der Alpen, durch Einbruch entstanden. In den Villengärten gedeihen Palmen, daneben die ganze Mittelmeerflora: Ölbäume, Lrangen-, Feigen-, Zitronen» bäume, Magnolienbäume, Agaven, auf den Felsenhängen Kaktusgewäclne.

7. Europa ohne das Deutsche Reich - S. 36

1911 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
* Tas Plateau der C öte d'or, der westliche Höhensaum von Burgund. Am Fuße des Kalkplateaus die Stadt Alise-Sainte-Reine, das alte Al^sia, westlich von Tijon. Auf der Höhe das Denkmal des Vercingstorix, des gallischen Heerführers gegen Cäsar. An den Gehängen vielfach Weinbau. Ojincil einer Pholonruphic der ^tiotofllublsu., Zürich > Französisches Zentralplate an. Trachutkegel des Pny de T>>me (Tomvulkan 1400 in) in der Auvergne. Tas Platean, ein Schiefergebirge wie die Eifel, ist wegen seiner Höhe (bis 10u0 111) rauh, öde und wenig ergiebig. Es hat vorwiegend Wiesentäler und Manltierzncht.

8. Europa ohne das Deutsche Reich - S. 37

1911 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
Westeuropa. 37 nach Cjten den P o üout Monte Biso mit seinen Nebenflüssen Dorariparia und Tora Balten und nach Westen die schon erwähnten Rhonezuslüsse D u - r a n c e und I s cre. — Mitten durch die Westalpen sührt die M o n t C e n i s - B a h n (Jsere-Dora Riparia) nach Italien, die nächste Verbindung zwischen Süd- Frankreich und Italien. Tie Landschaften der Westalpen, Tavoyen und Tanphine, sind zusolge ihres viel- fach unwirtlichen Charakters wenig bewohnt und ihre Bevölkerung sucht deshalb vielfach in anderen Teilen Frankreichs Erwerb (Savoyarden). Im Tale der Jsere, wo die Bahn zum Mvnt Cenis aufsteigt, liegt G r e n o b l e, eine Festung. Ii. Das Ientralplateau. a t u r. Das französische Zentralplateau bildet die Fortsetzung der deutschen Mittelgebirgsschwelle, ist aber geschlossener als diese. Es erhebt sich steil aus der Rhoneebene und senkt sich allmählich nach Westen und Norden; nach diesen Rich- tungen entsendet es auch seine größten Flüsse: die Loire mit ihrem Hauptneben- flnffe Allier und die zur Garouue gehenden Flüsse Tarn, Lot und D o r - d o g n e. Die Hauptmasse des Gebirges bildet das wenig fruchtbare, der Eifel ähn- liche Hochland der Anvergne mit zahlreichen erloschenen Vulkanen, deren höchster, der M ontdore (1900 m), zugleich der höchste Punkt des inneren Frankreich ist. Tie Armut des Plateaus nötigt die Bewohner vielfach zur Auswanderung nach den großen Städten Frankreichs, wo sie wegen ihrer Treue und ihres Fleißes gern gesehen sind. Gegen das Rhonetal und die Ebene von Languedoc begrenzen das Hochland die Cevennen, ein schluchtenreicher Gebirgszug. Das Zentralplateau gehört zu den unwirtlichsten Landschaften Frankreichs. Es nimmt V« des ganzen Landes ein. Bodenschätze, E r w e r b und S i e d e l u u g e u. Die Hauptschätze der Landschaft bestehen, wie in: Rheinischen Schiefergebirge, in K o h l e n - u u d E r z - lagern. Tie reichsten umschließt das Gebirge westlich von Lyon; daher hier groß- artige Eisenindustrie, besonders Massenfabrikation, deren Mittelpunkt St. Etienne ist. Nordwärts folgen die Kohlen- und Eisenlager bei L e C r e n z o t, das die größten Maschinenwerkstätten und Wasfenfabriken in Frankreich hat (das „französische Esse n"). Im Norden der Auvergne E l e r m o n t. Nach Nordosten bilden die Fortsetzungen des Zentralplateaus die Cöte d'or, das quellenreiche Aalkplatean von Langres und die Tichelberge, die an den Vo- geseu endigen. C. Die französische Tiefebene. Ausdehnung u u d Natu r. Sie erstreckt sich von den Pyrenäen bis Belgien. Im Gegensatz zur Norddeutschen Tiesebene hat sie meist welligen Charakter, liegt südlicher und ist daher auch milder und sruchtbarer. Leichte Bodeuanschwel- lungen scheiden sie in drei Becken: das der Seine, der Loire und der Garonne. Mit dem Rhone-Saönegebiet bestehen natürliche Verbindungen:

9. Europa ohne das Deutsche Reich - S. 38

1911 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
38 Europa. 1. durch den Tieflandstreifen zwischen den Pyrenäen und den: zentralen Pla- teau und 2. durch die Senken nördlich und südlich der Cöte d'or. All diesen Verbindungswegen folgen bereits seit langem Kanäle. So zieht der C a n a l d u M i d i von der Garonneebene nach dem Mittelmeer, dercaual d u C e n t r e von der Loire zur Saöue, der K a n a l v o n B u r g u n d vom Seine- gebiet zur Saöne. Der Rhein-Marne-Kanal verbindet das Seinegebiet mit dem Rheine, der Rhein-Rhone-Kanal Jll und Doubs. Demnach de- stehen zwischen dem Atlantischen Ozean, dem Kanal und der Nordsee einerseits und dem Mittelmeer anderseits ununterbrochene Wasserstraßen. 1. Das Seine-Gebiet. L a g e u u d N a t u r. Das Seine-Gebiet ist das Herz land Nordfrankreichs. Wafferfpenderin ist die Sei n e. Diese nimmt in der Nähe von Paris rechts die Marne und bald daraus die O i s e mit der Aisne aus und wendet sich nun gegen Nw. zur erweiterten Mündung bei L e H a v r e. — Das K l i m a der Seineebene ist wegen der tiefen Lage (Paris 30 m) und der Nähe des Meeres mild; auch im Januar bleibt die Temperatur meist noch über dem Gesrier Punkt; man trifft daher schon hier wie im Süden Kaminheizung. Die Bevölkerung obliegt zum größten Teile der Landwirtschaft, i n s b e f o n d e r e dem W e i z e n b a u, der infolge des günstigen Klimas reichliche Erträgnisse abwirst. Hohe Vorzüge der Natur zeichnen das Teinebecken aus. Tie Randgebiete des Seinebertens. 1. Den Osten des Seinegebietes erfüllt die wein- reiche Champagne, ein teilweise ödes Kalkplateau wie die Rauhe Alb; doch liefert sie den köstlichsten Schaumwein, den Champagner. Mittelpunkt der Champagnererzeugnng und des Champagnerhandels ist Reims, die alte Krönungsstadt der französischen Könige. 2. Im Norden des Seinebeckens zeigen Französisch-Hennegau und französisch- Flandern bereits niederländische Natur und Kultur: sie sind flach, reich an Wiesen, sorg- fältig angebaut und von zahlreichen Kanälen durchzogen. Da das Kohlenbecken am No rd faume der Ard enn e n über Aachen, Lüttich und Namur noch nach Frankreich hinüberzieht, so blüht auch hier, wie im Belgischen und im Rheinland, die Spinnerei und Weberei. Die wichtigste Fabrikstadt ist L i l l e, zngleich, da hier die Grenze offen, eine starke Festung, 210 000 Einw. Dünkirchen, dessen Name noch den flämischen, d. i. niederdeutschen Ursprung der Stadt verrät, ist ein befestigter Hafen. 3. An der steilen Kreideküste des Kanals ziehen die getreide- und obstreichen Pro- vinzen Artois, Pieardie und Normandie hin. Die Seestädte Calais und Boulogne vermitteln die Überfahrt nach England. An der wenig zugänglichen normannischen Küste liegt der bereits erwähnte Kriegshafencherbourg zum Schutze der französischen Kanal küste. Nor der breiten Trichtermündung der Seine ist L e H a v r e emporgewachsen, durch seine Verkehrsbeziehungen zu Paris und sein reiches Hinterland der erste französische Handels- Hafen am Kanal. A m i e n s hat Seidesabriken, Ronen an der Seine ist der Hauptsitz der französischen Baumwollindustrie. Im .Herzen des Seinebectens, in der reichbewässerten, vorzüglich angebauten Land- schaft Jsle de France liegt Paris an den beiden Ufern der Seine, umgeben von sanften Höhen, inmitten von Gärten, Villen, Schlössern und kleinen Städten, die viertgrößte Stadt der Erde, 3 Mill. Einw. Hier vereinigen sich die Straßen von der untern Seine und von der Loire, dann ans dem südöstlichen Frankreich und aus Nord- und Süddentschland (Köln

10. Europa ohne das Deutsche Reich - S. 39

1911 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
Westeuropa. 39 und Straßburg). Paris ist der Mittelpunkt des geistigen, geselligen und politischen Lebens sowie die erste Industriestadt Frankreichs (vorzüglich in Modeartikeln). Es ist außerdem reich an herrlichen Bauwerken, Palästen und Kirchen, Museen und Denkmälern (Notre Dame-Kirche, Louvre). Das regste Leben herrscht aus den Boulevards. Um den ganzen Stadtkoloß läuft ein Kranz von Forts, so daß Paris zu den gewaltigsten Festungen der Erde zählt. Wsw. von Paris Versailles mit dem Residenzschlosse Ludwigsxiv. und seiller Nachfolger. In diesem wurde König Wilhelm I. am 18. Januar 1871 zum Deut- schen Kaiser ausgerufen. Östlich der Champagne erstreckt sich als selbständige Landschaft die Hochfläche von Französisch-Lothringen^), das Übergangsland zwischen Deutschland und Frankreich, vielumstritten und darum geschichtlich so wichtig. Loth- ringen, ein Tafelland wie Franken und Schwaben, dacht sich, wie der Lauf seiner beiden Hauptflüffe Mosel und Maas lehrt, nach Norden ab und sendet seine Ge- Wässer dem Rhein zu. In seinen tiefeingeschnittenen Tälern erzeugt es Obst, Wein und Getreide wie das Neckartal, die Berge find reich an Wald und Wiesen, Kohlen, Eisen und Salz. Lothringens Mittelpunkt bildet Nancy, an der Hauptstraße von Straßburg nach Paris (Rhein-Marne-Kanal) gelegen, die alte und freundliche Hauptstadt des ehedem deut- schen Herzogtums Lothringen. Die von W. kommenden Straßenzüge überschreiten hier Mosel und Maas; deshalb finden sich hier die Festungen Epinal und Toul an der Mosellinie und Verduu an der Maaslinie, serner viele Schlachtfelder, so bei Metz und S e d a n. Ii. Das Loire-Gebiet. — Natur. Das Tiesland der Loire ist durch seine Fruchtbarkeit und seinen sorgsamen Anbau „die Kornkammer Frankreichs"; die lieblichen Gegenden der obstreichen Landschaft Touraine heißen geradezu der „Garten Frankreichs". Die Loire betritt das Tiefland bald, nachdem sie den Allier aufgenommen, fließt dann noch eine Strecke nordwestlich und biegt dann nach Westen um zum Meere. S i e d e l u n g e n. Tie wichtigeren Wohnorte an der Loire sind Orleans, am nördlichsten Punkt des Flusses, ein Kreuzungspunkt wichtiger Bahnen; Tours, im Mittelpunkt des weiten Beckens, und, bereits zur Bretagne gehörend, Nantes an der Mündung, bedeutend durch Handel und Industrie. Die eigentliche Hafenstadt ist St. N a z a i r e. Nach Norden ist die Ebene nicht völlig offen. Das Bergland der Bretagne^) schließt das Loiregebiet hier ab. Die Bretagne, eine rauhe, 200 m hohe Hochfläche, hat eine reich- gegliederte Küste, weshalb sich die Einwohner hauptsächlich dem Fischfang und der Schiff- fahrt zugewendet haben. An ihrer hafenreichen Westküste liegt der Kriegshafen Brest, 80 000 Einw. Iii. Das Garonne-Gebiet. — Natur. Das Tieslandbecken der Garonne ist, abgesehen von der Küste, sruchtbar und besonders in den Flußtälern sehr weinreich, ja es ist Frankreichs größtes Weinland. Mit dem Loire-Gebiet steht es durch die Senke von Poitiers (Karl Martell 732) in Verbindung. Nur der Küstenstrich am ') Lothringen — Reich des Lothar. 2) Bretagne — Land der (keltischen) Acetonen.
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