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1. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 5

1872 - Heidelberg : Weiß
wuchs das Mädchen unter der Aufsicht der Mutter heran. Beim Eintritt in die Ehe brachte die Braut ihrem zukünftigen Manne keine Aussteuer mit; ein Waffengeschenk war ihre einzige Gabe. Dagegen war es Sitte, der Braut Geschenke zu reichen. Die Morgengabe der Braut bestand gewöhnlich in einem Gespann Rinder, einem gezäumten Schlachtroß, Schild und Schwert. Diese Gaben hatten bei den Germanen eine tiefe Bedeutung. Die Frau sollte dadurch an ihre Pflichten erinnert werden. Im Hanse war sie die gebietende Herrin über das ganze Hauswesen; ihr gehorchten Knechte und Mägde, ihr lag auch die Erziehung der Kinder ob. Auch war sie der Arzt des Hauses und kannte heilsame Kräuter für Kranke und Verwundete. Im Krieg folgte sie dem Manne als treue Genossin. In Freude und Leid, in Glück und Gefahren stand sie ihrem Manne zur Seite, mit ihm wollte sie leben ltuo sterben. Daraus erklärt sich die hohe Achtung, welche die Germanen für die Frauen hatten. Man glaubte selbst, es wohne ihnen etwas Heiliges bei, und sie könnten mit prophetischem Blicke die Zukunft enthüllen. Deswegen hörte man ihren Rat und folgte den Aussprüchen weiser Frauen oder Seherinnen, Alnmeit genannt. Eine solche Seherin von übermenschlicher Grö&e soll dem römischen Feldherrn Drusus, der bis an die Elbe vorgedrungen war, erschienen sein. „Wie weit willst du noch vordringen, unersättlicher Drusus!" — ries sie ihm zu; „es ist dir nicht Geschieben, alle diese Länder zu sehen. Weiche von hinnen; deiner Thaten und deines Lebens Ziel ist nahe!" Diese wunderbare Erscheinung erschreckte den römischen Helden; er kehrte um, stürzte aber auf dem Rückwege mit dem Pferde und starb nach wenigen Wochen an den Folgen dieses Unfalles. 7. Tie Religion der alten Deutschen. Unsere Vorfahren waren Heiden. Sie verehrten die großen Kräfte und Erscheinungen der Natur: Sonne und Mond, die Erde und das Feuer. Doch geschah die Verehrung ihrer Götter nicht in Tempeln, sondern in heiligen Hainen und Wäldern; auch machten sie sich keine Bildnisse von ihren Göttern. Ihr höchstes Wesen war Wodan oder Odin, der auch den schönen Namen „Allvater" hatte. Er galt für den Vater der Götter und Menschen; von ihm kam jede gute Gabe; er regierte die Welt und leitete die Schicksale der Menschen. Seine zwei Söhne, Donar und Ziu, unterstützten ihn in der Weltregierung: Donar war der Gott des Donners und des Wetters, und Zin der Kriegsgott. Zu den niedern Göttern gehörten Fro, Freyja und Hertha. Fro war der Gott der Fruchtbarkeit und des Friedens; seine Schwester Frevja die Beschützerin der Ehen, Hertha die ernährende Mutter Erde, welche besonders auf der Insel Rügen verehrt wurde. Die alten Deutschen glaubten fest an die Unsterblichkeit der Seele. Daraus erklärt sich auch die Sitte, den Verstorbenen mit seinen Waffen, feinem Rosse und selbst seinen Sklaven zu verbrennen. Die gefallenen Helden kamen nach Walhalla, Wodans Himmelsburg, wo sie mit Jagen und Kämpfen ein fröhliches Leben führten. Nach den geendeten Kampfspielen schmausten die Helden au langen Tafeln das Fleisch des Skrimer, eines Schweines, welches immer ganz blieb, auch wenn man täglich noch so viele und noch so große Stücke davon abschnitt. Dazu tranken sie köstlichen Gerstensaft, den die Göttinnen herumreichten. Auch Milch war im Überfluß vorhanden; denn die Euter der Heydrun-Ziege versiegten nie. So dachten sich die Germanen Wodans Himmelsburg. Dahin gelangten aber nur die im Kampfe gegen

2. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 69

1872 - Heidelberg : Weiß
— 69 — Zu diesem Riesenkampfe bot Napoleon alle Kräfte auf. Mit 600000 Mann überschritt er im Sommer 1812 die ruf- [1s12 fische Grenze (den Niemen), siegte in mehreren Schlachten und drang bis Moskau vor. Eine unheimliche Stille herrschte in der großen Zarenstadt, als Napoleon sich ihr näherte. Niemand erschien, um ihm die Schlüssel der Stadt zu überreichen; keine neugierige Menge drängte sich herein, den mächtigen Kaiser zu sehen und anzustaunen. Die Stadt war menschenleer. Napoleon bezog den alten Zarenpalast, den Kreml. Aber bald brach Feuer in verschiedenen Stadtteilen aus. Der herbstliche Sturm fachte die Flammen an, und in kurzer Zeit war die ganze Stadt ein großes Flammenmeer. Vergeblich waren alle Versuche, den ungeheuern Brand zu löschen; auch der Kreml ward von den Flammen ergriffen. Die Russen selbst hatten das Feuer angelegt und die prächtige Stadt zum Opfer gebracht, nur um das französische Heer desto sicherer zu verderben. Vergebens bot Napoleon den Frieden an. Da beschloß er endlich den Rückzug. Aber zu allem Unglück trat ein ungewöhnlich früher und strenger Winter ein. Die Lebensrnittel gingen aus, und die russischen Soldaten verfolgten die abziehenden Heere. Die Not war grenzenlos. Viele erfroren an dem Feuer, das sie sich angezündet hatten; viele wurden von den Kosaken eingeholt und niedergehauen; viele erlagen dem Hunger und den Beschwerden dev anstrengenden Märsche. Unter Mühsalen jeder Art kam endlich der Zug Hungriger, Zerlumpter und halb Erfrorener an der Berefina an. Zwei Brücken stellten die Verbindung mit dem jenseitigen ltfer her. Aber gerade jetzt erreichte das Unglück den höchsten Grad. Aus den nächsten Höhen standen die Russen und schossen ununterbrochen auf die Fliehenden. Auf den Brücken entstand ein fürchterliches Gedränge. Jeder wollte der erste sein, der sich rettete, so lauge noch Rettung möglich war; doch die Geländer brachen, viele stürzten hinunter ins Wasser, andere wurden von den Kanonen über-fahren; zuletzt brach die eine der Brücken und unzählige wurden in den Fluten begraben. Alle, die das rettende Ufer nicht erreicht hatten, gerieten in russische Gefangenschaft. Am 5. Dezember verließ Napoleon den traurigen Rest feines Heeres und durchjagte die russischen Schneefelder in einem einfachen Schlitten. Mit Napoleons Flucht wich alle Zucht und Ordnung •*n Heere: Soldaten, Offiziere, Generale, sie alle waren nur aus Rettung ihres eigenen Lebens bedacht. Von dem ganzen großen, gewaltige» Heer, das nach Rußland gezogen war, kehrte etwa der Zwanzigste Teil gesund und waffenfähig zurück.

3. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 4

1872 - Heidelberg : Weiß
— 4 verloren hatten. Die Sklaven waren unbeschränktes Eigentum des Hofherrn, so daß er sie verkaufen, verschenken oder töten konnte. Im allgemeinen wurden sie jedoch mild behandelt und konnten sich durch Ersparnisse loskaufen und in die Reihe der Freigelassenen eintreten. Einzelne Volksstümme der alten Deutschen hatten Könige. Sie wurden aus den edlen Geschlechtern gewählt. Doch war die Macht der Könige nicht unumschränkt; in allen wichtigen Angelegenheiten blieb die Entscheidung der Volksversammlung. Jeder freie Mann war Mitglied dieser Versammlung. Alle erschienen dabei bewaffnet. Die Verhandlungen geschahen gewöhnlich ant Neu- oder Vollmond an einem geweihten Orte, unter einer heiligen Eiche oder £rnde._ Kurz und bündig wurde besprochen, was zu thun oder zu lassen sei. Mißfielen die Vorschläge, so gab die Versammlung dies durch lautes Gemurmel zu erkennen: fanden sie aber Beifall, so schlug man zum Zeichen der Zustimmung die Waffen zusammen. 5. Körperliche Beschaffenheit, Tugenden und Untugenden der alten Deutschen. Die Römer schilderten die alten Deutschen als große, kräftige Gestalten mit blauen Augen und blonden Haaren, und rühmten ihre Treue und Rechtschaffenheit, ihre Gastfreundschaft und ihre große Liebe und Anhänglichkeit zum Vaterland. Gesetzbücher gab es damals nicht; die Ordnung wurde nach altem Herkommen aufrecht erhalten. Ihr einfaches Wort galt mehr als Eidschwur. _ Tacitus, ein römischer Schriftsteller der damaligen Zeit sagt von ihnen: „Bei den Germanen vermögen gute Sitten mehr als anderswo gute Gesetze. Lie halten es für Unrecht, einem Menschen ein Obdach zu verweigern, und bewirten jeden nach Vermögen mit einem einfachen Mahle. Besitzen sie aber selbst nichts, so suchen sie das nächste Haus auf und geleiten den Fremden dahin, wo er mit gleicher Freundlichkeit wie ein alter, lieber Bekannter aufgenommen wird. Verläßt der Gastfreund das Hans, so geben sie ihm mit, was er verlangt; denn auch sie nehmen gerne Geschenke an, ohne sich deswegen zu Gegendiensten verpflichtet zu fühlen." Doch hatten die alten Deutschen auch ihre Fehler, und mit Rech: werfen ihnen die Römer Liebe zum Trunk und zum Spiele vor. Sie hielten es für keine Schande, Tag und Nacht bei Trinkgelagen zuzubringen. Dabei geschah es nicht selten, daß Zank und Streit entstand, der oft mit blutigem Mord endete. — Nicht minder leidenschaftlich wie dem Truuke waren sie dem Würfelspiel ergeben. Wunderbarer Weise trieben sie es uüch-leru wie ein ernstes Geschäft. Nicht selten verloren sie Hab und Gut und setzten zuletzt selbst Leben und Freiheit ein. Ohne Murren und Klagen ging dann der Verlierende in die freiwillige Knechtschaft und ließ sich ruhig binden und verkaufe». 6. Die altdeutschen Frauen. Die Frauen standen bei den alten Deutschen hoch in Ehren. Das deutsche Mädchen erbte von seinem Vater die „Kraft, von seiner Mutter die Milde. Es nahm teil an den Spielen und Übungen der Knaben und erlangte so in der freien Natur einen festen Körper und eilte dauernde Gesundheit. Die Mutter lehrte ihrer Tochter die Arbeiten am Herde, die Besorgung der geringen Bedürfnisse des Hauses, die Bestellung der wenigen Felder, die Pflege der Haustiere und die Fertigung der Gewänder. So

4. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 7

1872 - Heidelberg : Weiß
— 7 — 9. Kriegswesen. Die alten Deutschen waren ein sehr kriegerisches Volk. Jöß» ^üher Juaend an war Übung in den Waffeu ihre Hauptbeschaftilping. ^nde^ waren ihre Waffen sehr einfach: ein Spieß, ein langes, bnffchnctdtgev Schwert, ein Dolch, eine Streitaxt, eine Keule, dann Bogen und Pfelle, dazu gehörte noch ein langer und ziemlich breiter Schild, ans Werden geflochten oder an-,' Lindenholz gefertigt und mit Eisenblech beschlagen. ~em fretett Manne kamen die Waffen nie von der Seite; er trug sie tm Hause, anfdem Felde, bei Gastmählern, vor Gericht und in den Versammlungen; nnt Waffen leg.e er sich schlafen; Waffen gab man selbst den Toten ins Grab. Doch durfte niemand eigenmächtig Waffen tragen. Der herangewachsene ^ingüng erhielt in öffentlicher Gemeindeversammlung von einem Vorsteher oder vom oata Schild und Speer. Das war ein großer Ehrentag. Von letz an war d Jüngling Mitglied der Volksgemeinde, trat m die Reihen de^ Heeres ein nud durfte als wehrhafter Mann an allen öffeechen Verhandlmi^ teil nehmen- Mut und Tapferkeit galten als die höchste Ehre, den oaitlb Stiche lassen für die höchste Schande. _ Wer sich dies ^ Zu ichnlden kommen ließ, dnrfte nicht mehr bei den gemeinschaftlichen Opfermahlen, noch auch in deu öffentlichen Versammlungen erscheinen. . Alle wehrhaften Männer waren verpflichtet, an entern ftnege teu gtt nehmen, der in einer Volksversammlung beschlossen war., _ Man nannte ba» Aufbieten aller wehrhaften Männer den Heerbann. Diesen begleiteten g -wöhnlich auch die Frauen und Kinder, um durch ihre Gegenwart den Mut der Kämpfenden zu erhöhen und die Verwundeten zu pflegen. _ . , Die Anführer im Kriege hießen Herzoge ; sie wurden aus den tapfersten zu dieser Würde erwählt. Sobald der Herzog ernannt war, rief man alle Wehrpflichtige» zum Heerbann ein. Dies geichcih durch "nen Boten oder einen Pfeil, der Tag und Nacht von Hos zu Hof wanderte. Bet drohenden Gefahren erfolgte der Aufbruch ohne allen Verzug. Vor der Schlacht wurde ein Schlachtgesang von den thaten der Vorfahren und dem Ruhme des Vaterlandes gesungen; dabeiichuigeu die Kampfe ihre Schilde im Takte zusammen. Zuerst klang der Gelang dumpf, aver während des Anmarsches gegen den Feind wurde das ^negsgeichret rauher und wilder und endete beim Angriff mit einem furchtbaren Gebrull, vtueu recht kräftigen und stürmischen Schlachtgesang betrachteten die Herzoge als ein gutes Vorzeichen. _ . . nr , . . War ein Krieg glücklich beendigt, so legte der Herzog lettt Jmt tuet ei. Sein Lohn bestand in einem großem Anteil an der Beute und nt dem Ruhme, den er sich durch seine Tapferkeit aufs neue erworben und beseitigt hatte. 10. Entstehung des Lehenswesens. Es gab bei den alten Deutschen zwei Arten der Kriegsführung. Wollten sie neue Wohnsitze aussuchen oder den in ihr Land eindringenden ycmc zurückschlagen, so zog der Heerbann ans; oft aber, besonders „wenn lange Friede war, sammelte ein kühner Anführer die kriegslustigen „junglutge um sich. Diese bildeten dann sein Gefolge. Sie verbanden sich ihm zu unverbrüchlicher Treue; er dagegen mußte für Waffen, Kleidung und Jtahnmg sorgen. Für deu Führer war es eine Schande, an Tapferkeit übertreffen zu werden; für das Gefolge war es Ehrensache, es an Tapferkett dem Führer gleich zu thun. Den größten Schimpf aber luden jene Kampfgenossen auf sich, welche, den Führer überlebend, aus der Schlacht heimkamen^

5. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 27

1872 - Heidelberg : Weiß
— 27 — gegen erklärte Gregor den Kaiser der Krone für unwürdig, sprach den Kirchenbann über ihn aus und entband die Unterthanen des geleisteten Eides. Dieses kühne Verfahren brachte in Deutschland große Bewegung und Verwirrung hervor. Die meisten Fürsten, welche mit Heinrichs gewalttätiger Regierung unzufrieden waren, fielen von ihm ab. Von allen verlassen, zog jetzt der Kaiser mitten im Winter über die schneebedeckten Alpen, um sich mit dem Papste auszusöhnen. Der Papst weilte eben auf dem festen Schlosse zu Canossa, das der Markgräfin Mathilde von Toskana gehörte. Dahin begab sich der Kaiser. Aber erst nach vielen Bitten fand er beim Papst Gehör und wurde in den Schloßhof von Canossa eingelassen. Dort stand Heinrich drei Tage lang im Büßergewande. Jetzt erst wurde er vom Banne losgesprochen, den jedoch der Papst bald wieder erneute. Diese harte Behandlung des Kaisers empörte viele in Deutschland und Italien. Heinrich fand überall treue Freunde und zog nun gegen den Herzog Rudolf von Schwaben, der in seiner Abwesenheit zum Gegenkönig gewählt worden war. Rudolf wurde in der Schlacht bei Grona unweit Gera an der Elster tätlich verwundet. Als man dem sterbenden Gegenkönig seine abgehauene Rechte zeigte, sprach er zu den Umstehenden: „Seht, das ist die Hand, mit welcher ich dem Kaiser Treue gelobt habe!" Allgemein betrachtete man diesen Vorfall als ein Gottesgericht. Die Lage Heinrichs gestaltete sich täglich günstiger, so daß er selbst einen Zug nach Italien unternehmen konnte. Rom wurde erobert und ein anderer Papst eingesetzt. Gregor Vii. entfloh und starb zu Salerno in der Verbannung. —....... Seinen heftigsten Gegner halte Heinrich jetzt überwunden; aber neuer und größerer Schmerz sollte ihn treffen. In Deutschland hatten sich seine eigenen Söhne gegen ihn empört. Sein jüngster Sohn Heinrich nahm ihn selbst gefangen und zwang ihn, der .Krone zu entsagen. Solche Unthat brach ihm das Herz. Er starb zu Lüttich, wohin er sich geflüchtet hatte. Aber nicht einmal seinem Leichnam gönnte man Ruhe. Zweimal wurde er begraben und zweimal wieder aus seiner Ruhestätte gerissen, bis er endlich nach fünf Jahren vom Banne freigesprochen und in Spei er beigesetzt wurde. (1111.) Sein unkindlicher, aber kräftiger Sohn besieg als Heinrich V. den deutschen Thron. Durch den Vertrag on Worms wurde der Kirchenstreit beigelegt. Die Kirchen- [1122 mter sollten durch freie Wahl besetzt werden, der Kaiser behielt das Bestätigungsrecht und die Belehnung mit den weltlichen Gütern. Mit Heinrich V. erlosch das fränkische Hans.

6. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 31

1872 - Heidelberg : Weiß
— 31 — Sachsen. Besonders berühmt waren die wölfischen Herzöge Heinrich der Stolze und sein Sohn Heinrich der Löwe, die ebenfalls nach der Kaiserkrone strebten. Diese beiden mächtigen Geschlechter standen sich zum Unglück für Deutschland meistens feindlich gegenüber und bekämpften sich Jahrhunderte lang ans das hartnäckigste in Deutschland und in Italien. In letzterem Lande waren der Papst und die lombardischen Städte auf Seite der Welfen. 29. Konrad Iii. und die Weiberirene. Nach dem Aussterben des fränkischen Kaiserhauses regierte kurze Zeit der Herzog Lothar von Sachsen. Ihm folgte der erste hohenftanfische Kaiser Konrad Iii. Gleich brach der Kampf zwischen ihm und den Welsen aus. In diesem Streite verteidigte sich die welfische Stadt Weinsb erg tapfer gegen den Kaiser. Erbittert über ihren langen Widerstand, bedrohte Konrad alle Männer mit dem Tode, wenn er hineinkomme. Als sich die Stadt aus Mangel an Nahruugsmitteln endlich ergeben mnßte, gestattete der Kaiser nur deu Frauen freien Abzug; auch bürste jede so viel mitnehmen, als sie tragen konnte. Da nahm die Gräfin Jda ihren Mattn auf die Schultern; ihrem Beispiel folgten auch die übrigen Weiber. Der Kaiser lachte über diesen sonderbaren Aufzug. Viele jedoch aus der Umgebung des Kaisers waren über diese Auslegung der kaiserlichen Zusage ungehalten. Allein Konrad lobte die List der Frauen und ließ alle frei ziehen; denn, sagte er, des Kaisers Wort soll [1140 man nicht drehen, noch deuten. Doch war damit der Friede zwischen beiden Parteien nicht hergestellt. Heinrich der Stolze verlor wegen seiner Widersetzlichkeit gegen den Kaiser seine beiden Herzogtümer Bayern und Sachsen. Konrad Iii. unternahm auf das Andringen des Abtes Beruhn rd von Clairveaux in Frankreich einen Kreuzzug. Aber lauter Unglücksfälle bezeichneten das Unternehmen. Konrad sah wohl Jerusalem und das heilige Grab; der Kreuzzug selbst blieb aber ohne allen Erfolg. Der Kaiser überlebte seine Rückkehr nur wenige Jahre. Zu seinem Nachfolger empfahl er nicht seinen jungen Sohn Friedrich, sondern seinen tapfern Neffen Friedrich von Schwaben, der wegen seines rötlichen Bartes den Beinamen Rotbart oder Barbarossa «hielt.

7. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 32

1872 - Heidelberg : Weiß
— 32 — 30. Friedrich Barbarossa. Friedrich I. oder Barbarossa war seit Karl dein Großen wohl der gewaltigste unter den deutschen Kaisern. Er söhnte sich mit seinen Gegnern, den Welsen, ans und gab Heinrich dem Löwen die beiden Herzogtümer Bayern und Sachsen wieder zurück. Aber der mächtige Welsenherzog dankte dem Kaiser diese Großmut schlecht. Bei einem Heereszng gegen die lombardischen Städte, die sich wiederholt gegen den Kaiser empört hatten, verließ er treuloser Weise den Kaiser. Vergebens bat ihn Friedrich selbst fußfällig, bei ihm auszuhalten. Die Folge davon war, daß das kaiserliche Heer von den Italienern bei Legnano gänzlich geschlagen wurde. Voll Un-mut kehrte der Kaiser nach Deutschland zurück, um den Urheber dieser Niederlage zu züchtigen. Da auch viele deutsche Fürsten laut Klage führten gegen den übermütigen Welsen, so ward die Reichsacht über ihn ausgesprochen und er seiner Länder verlustig erklärt. Bayern kam an den Grafen Otto von Wittelsbach, den Stammvater des jetzigen bayrischen Regentenhauses; das Herzogtum Sachsen aber wurde geteilt. Dem welfischen Hause blieb, nachdem Heinrich der Löwe fußfällig den Kaiser um Gnade angefleht hatte, das Erbland Brauufchweig und Lüneburg, wo jetzt noch seine Nachkommen herrschen. Im hohen Alter unternahm Friedrich noch einen Kreuzzug, da der mächtige Sultan Sa ladin von Ägypten Jerusalem wieder erobert hatte. Mit einem großen Heere zog Friedrich nach Asien. Als er hier aber über den Fluß Seleph setzen wollte, rissen ihn die Wogen mit fort; bis Hilfe herbei kam, war er schon er- 119t)] starrt. Der Jammer bei dem ganzen Heere war unbe- schreiblich. Als die Kunde vou des Kaisers Tod ins Abendland kam, wollte niemand daran glauben. So entstand unter dem Volke die Sage, der Kaiser schlafe im Ky ff Häuser und werde einst wiederkommen, des Reiches Glanz und Herrlichkeit herzustellen. 31. Untergang des hohenstausischen Hanfes. Auf Friedrich I. folgte sein Sohn Heinrich Vi., ein, harter und grausamer Mann, der die hoheitftanfische Herrschaft in Italien nur noch verhaßter machte. Nach feinem Tode würden zwei Könige gewählt: der Herzog Philipp von Schwaben nnb der Welse Otto Iv. von Brauufchweig. Diese verwüsteten in einem zehnjährigen Kampfe die deutschen Länder, bis Philipp von Schwaben von Otto von Wit-lelsbach erstochen würde. Im Jahre 1215 gelangte Friedrich Ii.,

8. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 38

1872 - Heidelberg : Weiß
— 38 — bringen. Indessen setzten Friedrichs Brüder den Krieg gegen den Kaiser fort. Da begab sich Ludwig zu dem gefangenen Friedrich. Dieser versprach, dem Throne zu entsagen und dem Kaiser gegen feine Feinde freizustehen. Könne er aber diese Verabredung nicht halten, so wolle er sich wieder zur Haft stellen. Friedrich wurde nun von Transnitz entlassen. Durch die lauge Gefangenschaft war er so entstellt, daß ihn die ©einigen nicht mehr erkannten. Friedrichs treues Weib Elisabeth hatte sich über das traurige Schicksal ihres Gemahls so gehärmt, daß sie von vielem Weinen erblindet war. Trotz dieser unglücklichen Verhältnisse vermochte er seinen Bruder Leopold nicht zur Anerkennung jener Bedingungen zu bewegen. Deshalb kehrte Friedrich in die Gefangenschaft zurück, obwohl ihn der Papst feines gegebenen Versprechens entbinden wollte. Diese Treue rührte Ludwig. Mit herzlicher Freude empfing er Friedrich und teilte von nun an mit ihm die Regierung des Reiches. Sie lebten fortan in innigster Fenndfchaft, speisten an einem Tische und schliefen in einem Bette, wie sie dies in ihren Jugendjahren gethan hatten. 36. Tie Luxemburger Kaiser. (1347—1437.) Drei mächtige Fürstenhäuser herrschten um diese Zeit in Deutschland: das luxemburgische, das bayrische und das öster- reichische Haus. Die deutsche Königskrone kam 1347 an da-' luxemburgische Haus, welchem das Königreich Böhmen gehörte. Dre Kaiser gelangten aus diesem Hause zur Regierung: Karl Iv. ((Segenkönig war Günther von Schwarzburg), Wenzel, nach dessen Absetzung kurze Zeit Ruprecht von der Pfalz regierte, und endlich Sigismund, Wenzels Bruder. Von Karl Iv. kommt die sogenannte goldene Bulle. (13äß). Diese war ein Reichsgesetz, welches die Bestimmungen über die Wahl des Kaisers enthielt und sieben Kur- oder Wahlfürsten einsetzte, drei geistliche und vier weltliche. (Diese waren die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, der König von Böhmen als Erzmundschenk, der Pfalzgras bei Rhein als Erztruchseß, der Herzog von Sachsen als Erzmarschall, der Markgraf von Brandenburg als Erzkämmerer.) Die Kurfürsten gingen im Range allen andern Fürsten und Ständen vor und erhielten große Vorrechte. Franksurt wurde als Wahlort, Aachen als Krönungsort festgesetzt. Unter Sigismund kam die große Kirchen»erfamntlung zu Consta nz zustande. Nicht nur im deutschen Reiche, auch in der

9. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 60

1872 - Heidelberg : Weiß
— 60 — dem vielgeplagten Bauernstande durch Aufhebung der Leibeigenschaft und Fronen empor; die Schulen erhielten eine zeitgemäßere Einrichtung; die Klöster, welche sich nicht mit Krankenpflege oder Jugendunterricht beschäftigten, wurden aufgehoben und ihr Vermögen zu gemeinnützigen Zwecken verwendet. Dabei suchte er sich durch eigene Anschauung zu überzeugen, ob seine Anordnungen vollzogen wurden. Er bekümmerte sich um alle Verhältnisse des bürgerlichen Gebens, machte sich bekannt mit der Lage der Armen und suchte der Not und dem Elend des Volkes auf jedmögliche Weise zu 'teueru. Bei seinem gutmütigen, herablassenden und gerechten Wesen wurde er bald der Abgott des Volkes. Jedermann in seinem Reiche sollte freie Religionsübung haben, -ues erschreckte den Papst Pins und er reiste selbst nach Wien, um den Kaiser auf andere Wege zu bringen. Joseph holte den heiligen Vater mit den größten Ehrenbezeugungen ein und fuhr mit ihm unter dem Jubel der Wiener in demselben Wagen nach der Haup' Uadt. Vier Wochen verweilte der Papst in Wien und erhielt von Joseph alle möglichen Beweise der Ehrfurcht und Hochachtung; aber cme Änderung der getroffenen Einrichtungen erreichte er nicht. Joseph versuchte auch in all seinen Staaten die gleichen Gesetze, die gleiche Steuer und das gleiche Gerichtsverfahren einzuführen. Vor dem Gesetze sollten alle gleich sein. Aber bei der Verschieden-artigfeit der österreichischen Staaten war dies Streben nach Einheit unmöglich. Der größte Teil des Volkes verkannte hierin die edle Absicht des Kaisers. Viele sahen sich in ihren bisherigen Vorrech-ten beschränkt oder in ihren eigennützigen Bestrebungen gehemmt. Belgien verweigerte die Steuern, lehnte sich auf und erklärte sich unabhängig. In Ungarn benützte der unzufriedene Adel und die erbitterte Geistlichkeit die Abneigung des Volkes gegen die deutsche Sprache und deutsches Wesen, so daß der Kaiser alle bisherigen Änderungen aufheben und die alte Verfassung Ungarns wieder herstellen mußte. Der Schmerz über das Scheitern seiner besten Absichten beschleunigte seinen Tod. Kurz vor seinem Ende schrieb er ddn sich selbst: „Ich kenne mein Herz; ich bin von der Redlichkeit meiner Absichten in meinem Innersten überzeugt und hoffe, daß, wenn ich einst nicht mehr bin, die Nachwelt billiger, gerechter und unparteiischer dasjenige untersuchen und prüfen, auch beurteilen wird, was ich für mein Volk gethan." ^ Joseph Ii. starb im 49. Jahre seines Lebens im Februar 1790. Da er keine Kinder hinterließ, folgte ihm fein Bruder Leopold, der bisher Großherzog von Toseana war. Obwohl Leopold Ii. nur Nttnige Jahre regierte, so gelang es feiner Mäßigkeit, feiner Ruhe

10. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 63

1872 - Heidelberg : Weiß
— 63 — König und seine Familie als Gefangene in bett Tempel bringen. Alle Anhänger des Königs wurden jetzt ebenfalls einzogen und m die Gefängnisse geworfen. Sie blieben nicht lange dort. Mörderbanden zogen von Gefängnis zu Gefängnis und metzelten die G^ fangenen nieder. 50. Frankreich wird eine Republik. (1792.) Auf die gesetzgebende Versammlung folgte der noch schrecklichere National-Konvent. Dieser schaffte schon am ersten Tage seiner Zusammenkunft das Königtum ab und erklärte Frankreich als eine unteilbare Republik. In dieser und der vorhergehenden Versammlung hatten bereits Männer wie Robespierre, Danton, Marat u. a. alle Gewalt iu Händen. Um den gefangenen König zu retten, und die alte Ordnung in Frankreich wieder herzustellen, schlossen der Kaiser von Österreich, der König von Preußen und andere Fürsten ein Bündnis und schickte» ihre Heere nach Frankreich. Dies beschleunigte den Untergang des Königs. Man beschuldigte ihn des Verrates am Vaterland, indem er mit den Feinden Frankreichs in Verbindung stehe; und der National-Konvent verurteilte den König zum Tode. [1793 Der Tag der Hinrichtung war auf den 21. Januar 1793 festgesetzt. Nach einem herzergreifenden Abschiede von seiner Familie trat Ludwig Xvi. in christlicher Demut und Gottergebenheit den letzten Gang an. Auf dem Blutgerüste angelangt, wollte er noch einmal zu dem Volke reden. „Franzosen!", sprach er, „ich bin unschuldig att all den Verbrechen, deren man mich anklagt. Ich verzeihe den Urhebern meines Todes und bitte Gott, daß das Blut, welches Ihr jetzt vergießen wollt, nie über Frankreich komme!" — Seine Rede wurde durch das Wirbeln der Trommeln unterbrochen. Ruhig ließ er sich die Hände binden und unter das Beil legest. Sein Beichtvater rief ihm zu: „Sohn des heiligen Ludwig, steige hinauf zum Himmel!" — Das Beil fiel und machte feinem Leben ein Ende. Manche drängten sich zum Blutgerüst, um einige Tropfen seines Blutes aufzufangen und als heiliges Andenken zu bewahren. — So endete Ludwig Xvi. 3eiu Minister Necker sagt von ihm: „Er war ein herzensguter König. Sein Volk liebte er wie ein Vater seine Kinder. Das Gute that er, wo und sobald matt es ihm zeigte. Er war der leidenden Menschheit Hilfe. Aus der Leibeigenschaft zog er den Landmann »ttb befreite ihn vom Frondienste. Er schaffte die Folter ab und gab den Gefängnissen eine bessere Einrichtung. Die Protestanten setzte er wieder in ihre bürgerlichen Rechte ein, und wo er sah, daß seine Hilfe nötig sei, da half er gern und willig. Sein ganzes
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