383
das Tier weder zum Lasttragen
noch zum Reiten verwendet wer-
den kann. Der ungemein lange
Hals, der den kleinen Kopf 5—6
Meter hoch über den Boden hebt,
wird von kräftigen Muskeln be-
wegt. Den Blättern hochstäm-
miger Bäume kann die Giraffe
mit Hilfe des langen Halses bei-
kommen, und mit der schmalen,
wurmförmigen Zunge, die leicht
beweglich ist, kann sie die Blätter
wohl ergreifen. Bewegt sich die
Giraffe, so setzt sie die beiden
Füße derselben Seite zugleich
vorwärts. Dieser Gang ist sehr
eigentümlich. Er wird Paßgang
genannt. Wird die Giraffe ver-
folgt, so läuft sie im Galopp.
Hierbei wirft sie, zur Erhaltung
des Gleichgewichtes, den Hals
vor- und rückwärts.
Schutzmittel. Merkwürdig
ist die Deckfarbe der Giraffe. Die
Grundfarbe ist fahlgelb. Auf
dieser hat sie braune Flecken.
Selbst in ganz kurzer Entfernung kann man die Giraffe nicht von einem von
Schlingpflanzen umwachsenen Baumstamme unterscheiden. Wird die Giraffe be-
merkt, so sucht sie ihr Heil in schnellster Flucht. Mittelst ihren mit .Haut über
zogenen Stirnzapsen vermag sie sich gut zu wehren.
Der Löwe.
Ein Bild aus dem Leben des Königs der Tiere. Leise senkt der Abend sich
auf die Tropenlandschaft nieder. Der Nomade hat soeben seine Herde eingehürdet
in dem 3 in hohen und 1 in dicken Zaune. Er glaubt sich hier gesichert. Doch,
da hat er ohne den Löwen, den Herdenwürger, gerechnet. Hunde halten die treue
Wacht. Eben schickt sich der Nomade an, zu Weib und Kind ins Zelt zu gehen,
um von den Anstrengungen des Tages auszuruhen, da durchdringt ein schauerliches
Gebrüll die Nacht, welches das eintönige Geblök der Rinder und Schafe bei weitem
übertönt. Das Kälbchen schmiegt sich eng an die Mutter. Die geängstigten Tiere
rotten sich mit lautem Geblök zu wirren Haufen zusammen. Selbst die sonst so
mutigen Hunde, die sogar Leoparden und Hyänen bekämpfen, flüchten sich winselnd
und heulend in den Schutz ihres Herrn. Das Kamel zerrt an den Fesseln, um zu
entfliehen. Ein Löwe ist's, der diesen Schrecken und diesen Aufruhr durch sein
lautes, donnerartiges Gebrüll hervorruft. Da, über der Dornenmauer, durchsaust
plötzlich ein mächtiger Körper die Luft, um sich mitten in einer Schar Rinder nieder-
zulassen. Mit einem Schlage seiner Pranke fällt der Löwe ein junges Rind. Das
starke Gebiß zerbricht dem armen Tiere die Wirbelknochen. Nun läßt er das ver-
endende Tier auf einen Augenblick los, um sich dann wieder dumpf grollend auf
feine Beute zu stürzen. Endlich regt sich das Rind nicht mehr. Jetzt tritt deü
Räuber feinen Rückzug an. Mit Aufwendung aller Kräfte gelangt er über das
35
Venedig. Diese wieder erhielten sie von Arabern. Gern hätte man die Waren
unmittelbar ans .Indien selbst geholt. Der Landweg war aber zu beschwerlich
und zu gefährlich. Da unternahmen es portugiesische Seefahrer, den Seeweg
nach Indien §u suchen. Bartholomäus Diaz kam 1486 bis an die Süd-
spitze Afrikas, zum Kap der guten Hoffnung. Endlich erreichte Vascodagama
12 Jahre später Indien selbst.
Roluinbus. „Indien muß auch durch eine Seefahrt nach Westen zu er-
reichen sein." Diesem Gedanken ging Christoph Kolumbus nach und
wurde der Entdecker Amerikas. Er war in der Nähe von Genua geboren.
Durch Fleiß arbeitete er sich vom Matrosen zum Kapitän empor. Zahlreiche
Reisen und mancherlei Erscheinungen brachten ihn zu der Überzeugung, daß
die Erde eine Kugel sei.
Er faßte deshalb den Plan,
das schätzereiche Indien ans
einem westlichen Wege zu
erreichen. Lange mußte er
warten, bis ihm vom spani-
schen Könige drei kleine
Schisse und 120 Schifss-
lente zur Verfügung gestellt
wurden.
Erste Reise. Am
3. August 1492 segelte Ko-
lumbus mit drei Schissen
ab und erreichte glücklich
die Kanarischen Inseln.
Von da ging es weiter in
die unermeßliche Wasser-
wüste. Nach langer Fahrt
kam man an eine Stelle,
wo dichte Seepflanzen das
Meer weithin bedeckten.
Nur mit Mühe bahnten
sich die Schisse den Weg.
Die Angst der Schifssleute
stieg aufs höchste. Schon
waren seit der Abfahrt mehr
als sechzig Tage verflossen,
als deutliche Anzeichen des
nahen Landes erschienen:
frische Beeren, ein Rohr,
ein kleines Brett und ein künstlich geschnitzter Stab. Endlich, in der Nacht des
siebzigsten Tages, schimmerte von fern ein Licht; am Morgen erscholl der freudige
Ruf: „Land, Land!" Eine herrliche Insel bot sich den Blicken der Schiffsmann-
schaft dar. Kolumbus sprang zuerst ans Land und nahm es für den König
von Spanien in Besitz. Er gab der Insel den Namen San Salvador, d. h. Er-
löserinsel. Nachdem er noch andere Inseln entdeckt hatte, kehrte er nach Spanien
zurück, wo er mit unendlichem Jubel empfangen wurde.
Fernere Reisen. Kolumbus unternahm noch mehrere Reisen nach den:
neuentdeckten Lande. Er wurde jedoch beinr spanischen Könige verleumdet. Mit
Ketten gefesselt, mußte er die Heimreise antreten. Zwar gelang es ihm, sich
glänzend zu rechtfertigen, aber der Gram nagte an seinem Herzen. Im Jahre
3*
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Extrahierte Personennamen: Bartholomäus_Diaz Christoph_Kolumbus August Kolumbus Kolumbus
Extrahierte Ortsnamen: Indien Afrikas Indien Amerikas Genua Indien Spanien Spanien
140
3u Afrika rechnet man auch die Insel St. Helena, obschon sie sehr >veit vom
Festlande gelegen ist. 1821 starb hier Napoleon I.
Boöengestalt und Bewässerung. Das Innere Afrikas enthält fast nur
Hoch- und Tafelländer. Diese fallen zum Meere terassenförmig ab und
lassen nur einen schmalen Küstenstreifen übrig. Die Randgebirge Südafrikas
sind im Süden und Osten am höchsten, der Kilimandscharo steigt bis 6000 m
aus. Zusammenhang der drei großen, vom Hochlande kommenden Flüsse mit
den drei großen Seen? Südafrika geht allmählich in die niedrigeren Hoch-
flächen Nordafrikas über. Das Gebiet des Sudan erhebt sich im Westen
zu einem Berglande, das der Niger durchbricht. Im Osten türmt sich das Hochland
von Abessinien aus. (Nil?) Die gewaltige Sahara hat keine nennenswerten Er-
hebungen. Der Atlas weist nach den Gebirgen der Pyrenäischen Halbinsel hinüber
wie die Sahara nach der Wüste der arabischen Halbinsel.
Afrika ist noch immer der wenig erforschte Erdteil. Die Flüsse können nreistens
nicht als Zugangsstraßen benutzt werden, da sie viele Stromschnellen und Wasser-
sülle bilden (Randgebirge!). Dennoch sind mutige Männer quer durch Afrika
gedrungen; sie haben die Gefahren und Entbehrungen nicht geachtet, und ihren
Reisen verdanken wir die Kenntnis vom Innern des dunklen Erdteils. Wir kön-
nen stolz daraus sein, daß auch Deutsche an diesen Forschungsreisen teilnahmen;
die Namen Barth, Nachtigall, W iß mann sind mit der Geschichte des
Erdteils unzertrennlich verbunden.
Tier- urtò Pflanzenwelt. Afrika breitet sich vorzugsweise in
der heißen Zone aus und besitzt darum das heißeste, aber auch das trockenste Klima
aller Erdteile. Urwälder gibt es meist an den Küsten und den Flüssen, im Innern
aber folgen weite Steppen. Bon Nutzpflanzen werden verhältnismäßig nur wenige
angebaut: Ölpalme, Dattelpalme, Baumwolle, Tabak, Kaffee, Mais, Weizen.
Reichhaltiger als die Pflanzenwelt ist die Tierwelt; das sagen schon die Namen:
Elefant, Nashorn, Löwe, Leopard, Pelikan, Flußpferd und Krokodil. In den
Wäldern und Steppen hausen zahllose Affenherden, Zebras und Strauße. Die
Bewohner züchten Rinder und Schafe, Ziegen und Schweine, Hühner, viele
Strauße. Das Kamel ist das Schiss der Wüste. In Süd- und Mittelasrika
werden Menschen und Tiere von schädlichen Insekten viel geplagt. Die Stiche der
Tsetsefliege sind oft tödlich. Sehr schädlich sind die großen Schwärme von Heu-
schrecken und die weißen Ameisen (Termiten). Großen Nutzen bringt der Elefant,
aus den seiner Stoßzähne wegen Jagd gemacht wird. In den Ländern des Nordens
erinnern Tier- und Pflanzenwelt an Südeuropa. Hier sind auch die Hanpt-
winterplätze unserer Zugvögel.
Die Bewohner. In früherer Zeit wurden viele Neger aus dem Lande
geholt und als Sklaven verkauft. So finden wir namentlich in Amerika viele
Schwarze. Heute, nachdem das Christentum und europäische Herrschaft Eingang
gefunden, werden die Sklavenjagden seltener. Aber ganz ausgerottet ist der Sklaven-
handel, der zumeist von den schlauen Arabern betrieben wird, auch heute noch
nicht. Die Mehrzahl der Bewohner steht auf einer sehr niedrigen Stufe der
Bildung und Gesittung. Der größte Teil der Bewohner von Mittel- und Süd-
afrika steckt noch im tiefsten Heidentum, so daß den christlichen Missionaren noch
sehr viel zu tun übrig bleibt. Im Norden ist der Islam vorherrschend.
Manche Neger machen sich aus Holz oder Stein ein Götzenbild, in dem eine
Gottheit wohnen soll. Dieses Götzenbild heißt Fetisch (= das Gemachte). Wenn
der Fetisch dem Verehrer keine Erhörung bringt, so wird er oft verprügelt, manch-
mal sogar ins Wasser geworfen oder verbrannt und durch einen neuen ersetzt.
Es gibt auch Baum- und Schlangenfetische. Letztere werden in elenden Lehm-
tempeln verehrt. Bei manchen Negervölkern werden den Göttern alljährlich viele
Menschenopfer gebracht. Starb ein „König", z. B. in Dahome, so wurden jedes
Jahr 500 Neger abgeschlachtet, um dem Verstorbenen im Jenseits zu dienen.
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Extrahierte Personennamen: Helena Napoleon_I. Barth
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Nordafrikas Niger Afrika Afrika Afrika Süd- Südeuropa Amerika Mittel- afrika Dahome
141
Nordafrika.
Nordafrika ist das Gebiet der Sahara mit den Atlas- und Nillandschaften
und des Sudan.
Die Wüste Sahara nimmt den größten Teil ein. Sie ist fast so groß wie
Europa und nicht, wie gewöhnlich angenommen wird, ein ebenes Sandland, sondern
von vielen Höhenzügen und Taleinschnitten durchzogen. Die Regenarmut hat
ihren Grund in den trockenen Winden, die fast stets die Wüste bestreichen. Daraus
erklärt sich auch die große Pflanzenarmnt. Da der mäßigende Einfluß des
Meeres fehlt, so bilden Tag und Nacht große Gegensätze. Der Verkehr wird durch
Karawanen vermittelt. Lebensgefahr entsteht für diese, wenn der Glutwind oder
Samum weht. Seine Hitze ist oft so groß, daß das in den Schläuchen mitgeführte
Wasser verdunstet. Die Kamele werfen sich nieder, den Kopf die Windrichtung
entlang, und hinter ihnen ducken sich die Beduinen und warten das Ende des
Sturmes ab. Er kann eine ganze Karawane im Sande begraben. Die Stationen
an den Karawanenstraßen sind die Oasen, wo eine Quelle sprudelt, die die Wüste
in fruchtbares Land umbildet. Hier wächst die Dattelpalme, von deren Früchten
die Wüstenbewohner zum Teil leben. Die Franzosen, die von Algier aus in die
Sahara vordrangen, haben viele Brunnen erbohrt und so künstliche Oasen geschaffen,
an denen Haine von Dattelpalmen Schatten und Nahrung bieten.
Von Tripolis (= Dreistadt) im Norden führt eine Karawanenstraße
durch die Oase Fessan nach dem Tsadsee. Die räuberischen Wüstenbewohner, die
Tuareg überfallen und berauben auch wohl die Karawanen. Sie haben keine blei-
bende Wohnstätte, sondern sind immer unterwegs. Um den Kopf tragen sie ein baum-
wollenes Tuch gewunden. Ein faltenreiches, weißes Gewand hüllt den Körper
ein, um die sengende Hitze abzuhalten. Wenige Teile der großen Wüste bilden
kleine Staaten. Die Lybische Wüste gehört zu Ägypten. Türkisch sind die Land-
schaften Fessan Barka (und Tripolis), französisch ist der Westen.
Die Atlasländer sind nach dem Gebirge Atlas benannt, das sich in der
doppelten Länge unserer Alpen
dort hinzieht. Die Landstriche
haben meist regenreiche Winter
und regenarme Sommer. Wenn
auch die Hochflächen öde sind,
so zeichnen sich die Täler durch
Fruchtbarkeit aus. Den Wüsten-
rand im Süden bedecken Haine
von Dattelpalmen, Wein und
Südfrüchte gedeihen vortrefflich.
Berber und Araber sind
die Bewohner. Von den großen
Reichen, die einst die Araber
hier gründeten, ist heute nur
Marokko selbständig. Wenn die
Bewohner, anstatt sich immer zu
"bekriegen, den fruchtbaren Bo-
den besser bewässerten, so hätten
sie eines der reichsten Länder
der Erde. Bisher schloß sich die-
ses Land von anderen Staaten und von: Verkehr ab, so daß es für den Welthandel
wenig in Betracht kam. Seit neuerer Zeit werden aber auch hier europäische
Kaufleute, Fabrikanten und Unternehmer —■ nicht zuletzt Deutsche — mehr und
mehr zu tun bekommen. Das Land ist nämlich reich an allerlei Erzen, besonders
an Eisen. Aus dem Lande kommen u. a. kostbare Gewänder und Teppiche. Die
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Extrahierte Personennamen: Barka
Extrahierte Ortsnamen: Nordafrika Nordafrika Europa Algier Sahara Tripolis Tripolis Marokko
142
Residenz des Sultans ist Marokko, in herrlicher Gegend am Fuße des Atlas
gelegen. Tanger an der Straße von Gibraltar ist wichtig als Hafenstadt.
Hier wohnen auch die Vertreter der europäischen Mächte. Algier (größer als
das Deutsche Reich) steht unter französischer Herrschaft. Das Land ist ein wohl-
angebautes und ertragreiches: Gemüse, Wein, Südfrüchte, Pferde sind Haupt-
erzeugnisse. Unter französischer Oberhoheit steht Tunis, ein arabisches Für-
stentum.
In der ,,Fremdenlegion", wie die Franzosen einen Teil der algerischen Armee
nennen, dienen leider auch viele Deutsche, namentlich Deserteure. Das Leben bei
derselben ist aber so hart, daß viele schon bald wieder desertieren.
...„22.Algier.
Aus den Inseln im Atlantischen Ozean gedeihen Südfrüchte aller Art. Die
Inseln haben ein mildes Klima und werden viel von Brustkranken ausgesucht.
Die Insel Madeira liefert einen berühmten Wein. Von den Kanarischen
Inseln stammen die Kanarienvögel.
Den Osten der Sahara durchströmt der Nil. Nachdem der Weiße
Nil bei Chartum den Blauen Nil ausgenommen hat, durchfließt der
mächtige Strom des Steppenland Nubien, wo Kamel- und Rindviehzucht
die Hauptbeschäftigung der Bewohner sind. In dem großen Nilknie bereiten
eine Reihe Stromschnellen der Schiffahrt Hindernisse. Bei Assuan beginnt
der ruhige Unterlauf des Flusses. Hier wurde ein 2000 m langer Staudamm
gebaut, um das befruchtende Nilwasser auch zu höher gelegenen Teilen des Landes
leiten zu können. Das Tal des Nils hat eine Breite von 20—30 km. Der Nil
ist fast fünfmal so lang als der Rhein und der längste Fluß der Alten Welt.
Von Juli bis Oktober, in welcher Zeit im Quellgebiete des Nils große Regen-
massen niederfallen, überschwemmt der Fluß das Tal, so daß es einem großen
See gleicht. Tritt das Wasser dann zurück, so hinterläßt es große Mengen von.
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143
Dorf ia;i stairo.
fruchtbarem Schlamm, in dem Weizen, Reis, Mais, Baumwolle und Zuckerrohr
gar trefflich gedeihen. So ist es zu erklären, daß hier schon so früh ein mächtiger
Ackerstaat, Ägypten, entstehen konnte, in dem volkreiche Städte lagen: M e m-
phis im Mündungsge-
biete und Theben wei-
ter stromaufwärts. Zwi-
schen beiden Städten
erheben sich die gewal-
tigen Pyramiden, die
ägyptische Könige alsgrab-
stätten erbauen ließen.
Von der alten Herr-
lichkeit ist heute wenig
mehr übrig. Das Land
steht unter einem Vize-
könig, dem Khediv, der
dem türkischen Sultan
tributpflichtig ist. Die
eigentlichen Herren im
Lande aber sind die Eng-
länder. Sie müssen dort Einfluß haben, um den Suezkanal als ihre Hauptstraße
nach Ostindien beherrschen zu können. Die Hauptstadt des Landes ist Kairo
(= die Siegreiche), dort gelegen, wo der Nil sich teilt und das sehr fruchtbare
Delta bildet. Auf den Straßen Kairos sieht man Leute ans aller Herren Länder,
und alle Weltsprachen dringen an unser Ohr. Alexandria am Meere ist als
Hafenstadt wichtig. In dem Stadtviertel der Franken, wie hier die Europäer
genannt werden, sieht es gerade so aus wie in einer europäischen Stadt. Suez
und Port Said sind die Endhafenstädte des Suezkanals.
Dieser 160 1cm lange Kanal wurde 1859—1869 von dem französischen
Ingenieur Lesseps erbaut. Weil die Unterhaltungskosten des Kanals so große
sind, so muß jedes durchfahrende Schiss hohen Zoll bezahlen. Aber es spart viel
an Zeit und Kohlen. Ein Dampfer, der von Hamburg nach Ostindien fährt, spart
24 Tage. Von den 4267 Schissen, die 1907 den Kanal benutzten, waren 2651
englische Schiffe.
Der Sudan (— Land
der Schwarzen) ist halb
so groß wie Europa. Der
Westen, der H ochsn dan,
empfängt reichlich Nieder-
schläge und ist darum quel-
len- und waldreich. Laus
linb Mündung des Niger?
In Tim buk tu (— Höhle)
laufen mehrere Karawa-
nenstraßen zusammen, de-
ren Fortsetzung der Niger
darstellt. Das heißfeuchte
Klimaderküstevon Ober-
guineas— ginea) ruft eine
üppige Pflanzenwelt und
damit auch großen Tier-
Straße in Alexandrien. reichtum hervor. Die Küste,
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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144
Hafeneinfahrt in Port Said.
die nur wenige brauchbare Häfen hat, ist französischer, englischer und deutscher Besitz.
(Deutsche Kolonien?) Doch läßt die gefährliche Fieberluft der Küste größere euro-
päische Siedelungen kaum aufkommen. Nach dem Juireru zu senkt sich der Sudan
zum Flachsudan. Der Tsadsee bezeichnet wohl die tiefste Stelle. Von Südosten
eilt der Scharr herbei, der dem See zur Regenzeit gewaltige Wassermassen
zuführt. Doch wird der See infolge der starken Verdunstung immer kleiner
Nach dem Nil zu hebt sich der Sudan wieder etwas, um jenseits des Niltales zu
dem schwer zugänglichen Berglande Abessinien aufzusteigen. Die Abessinier ge-
hören einer altchristlichen Irrlehre an, und dank der Abgeschlossenheit des Landes
wußten sie Selbständigkeit und Christentum zu bewahren. In neuerer Zeit erschließt
sich das Land für europäische Kultur. Der ganze Sudan wird von Negern be-
wohnt, die meist Mohammedaner sind.
Südafrika.
Südafrika begreift in sich das Kongobecken und das O st a f r i k a n i s ch e
Seenhochland, ferner das S t ep p e n h o ch l a n d im Süden.
Nach dem Kongobecken leitet der Flachsudan über. An den Ufern des
wasserreichen Kongo und seiner Nebenflüsse stehen Urwälder voll tropischer Pflan-
zenfülle. Dem Walde schließen sich weite Grasflüchen an, auf denen Asfenbrot-
bäume gedeihen, die 20—30 m Umfang erreichen. Da tummeln sich Antilopen-,
Büffel-, Giraffen- und Zebraherden. In den Wäldern Hausen Elefant und Nas-
horn, in den Flüssen Flußpferd und Krokodil. Dazu verbreiten Löwen und Panther
ihre Schrecken. — Wie vielfach, so findet man auch hier unter den Negern sehr
geschickte Schmiede, Schnitzer und Töpfer. Einzelne Stämme sind gefürchtete
Menschenfresser. Die europäischen Pflanzer, die namentlich Kaffee und Kakao,
Zuckerrohr und Tabak anbauen, haben sehr viel unter dem heißfeuchten Klima
zu leiden. Dem Verkehr kommen manche und lange Schiffahrtswege zustatten.
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145
Doch wird die Kongoschiffstraße mehrmals unterbrochen. Warum vor der Mün-
dung? Stromfchnellen und Wasserfälle werden aber von Eisenbahnen umgangen.
Das Kongogebiet fällt ungefähr mit dem Kongostaat zusammen, der Belgien gehört.
Nur mit der Kongomündung reicht er ans Meer. Der übrige Teil des Flach-
landstreisens am Meere, der Niederguinea heißt, gehört Frankreich und Portugal.
Östlich vom Kongobecken steigt das O st afrikanische Hochland auf
(s. Deutsch-Ostafrika).
Das südliche S t e p p e n h o ch l a n d hat im Osten und Süden ansehn-
liche Randgebirge, an denen sich die Wolken vom Indischen Ozean abregnen. Der
vorgelagerte Küstensaum erzeugt daher auch reichlich Wein, Weizen, Obst, Süd-
früchte und Mais, während das Innere regenarm bleibt und sogar eine Wüste,
die Kalahari, aufweist. Nur Sambesi und Orange führen ständig Wasser, während
andre Flüsse in regenarmer Zeit ganz versiegen. Die Wärme wird durch die
Höhenlage gemildert, so daß auch dauernde Ansiedelungen von Europäern möglich
waren. Die ursprünglichen Bewohner waren zumeist Hottentotten und Buschmänner.
Letztere sind kleine und hagere Neger mit äußerst scharfem Gesicht und Gehör.
Mit den Nachbarstämmen leben sie in beständiger Feindschaft. Ihre vergifteten
Pfeile sind äußerst gefährlich. Zur Zeit des Überflusses essen diese Neger sehr viel;
in der Not begnügen sie sich mit allerlei Knospen und Zwiebeln, mit Schlangen,
Würmern, Eidechsen und Ameisen oder hungern tagelang.
Während anfangs die Niederländer Herren Südafrikas waren, haben heute die
Engländer ganz Südafrika in Besitz. Vor einigen Jahren haben sie auch die beiden
Republiken Transvaal und Oranjefreistaat, die von Niederländern oder Buren
gegründet worden waren, unterworfen. Nur Portugal und das Deutsche Reich
haben noch ihre Kolonien. Der ganze Landstrich eignet sich besonders zur Vieh-
zucht. Groß ist der Reichtum an Gold und Diamanten. Der Verkehr im Lande
ist aber sehr erschwert, da fahrbare Straßen fehlen und die Randgebirge die Zu-
gänglichkeit sehr erschweren. Das Hauptsahrzeug ist der plumpe Ochsenwagen,
vor den man wohl bis 16 Paar starke Ochsen spannt. Kapstadt am Fuße
des 1100 ni hohen Tafelberges treibt gewaltigen Handel mit Schafwolle,
Straußfedern und Kapwein. Auch Port Elizabeth ist wichtiger Han-
delsplatz. Eine Eisenbahn führt von hier nach Johann esburg (Gold-
felder) und Pretoria, von da zum portugiesischen Hafen Lorenzo
Marquez. Die Engländer planen eine Eisenbahn, die vom Kaplande
bis nach Ägypten Afrika der ganzen Länge nach durchschneiden soll. Die Insel
Madagaskar (= Insel der Wildschweine), ganz von Gebirgen erfüllt, ist
größer als Deutschland und steht unter französischer Herrschaft.
Vergleichende Übersicht von Afrika.
Europäische Besitzungen.
Länder qkm Einwohner Größenvergleich
Britischer Besitz lohne Ägypten) 5 Mill. 38 Mill. 7- Europa
Französischer Besitz .... 480 Mill. 25 „ 9 X Frankreich
Deutscher Besitz 22|s Mill. 11.7 „ 4 7r X Deutsches Reich
Portugiesischer Besitz.... 2 Vio Mill. 6 72 „ fast 4 x Deutsches Reich
Türkischer Besitz ..... 4 Mill. 2074 „ Europa ohne Rußland und Balkanhalbinsel
(Tripolis'' . l „ 1 „ Deutsch Reich u.schweden
Ägypten (unter brit Einfluß) 3 „ 19 '/4 „ 7» Europa
Sudan 2 10 „ Deutsch. Reich, Österreich- Ungarn u.skandinavien
Italienischer Besitz .... 490 000 680 000 l3/4 Italien
Spanischer Besitz ..... 214 000 300 000 7» Spanien
Belgischer Besitz ..... Kamp, Realienbuch. 2 74 Mill. 14 Mill. 4 X Deutsches Reich. 10
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Extrahierte Personennamen: Elizabeth Johann Johann Lorenzo
Marquez
Extrahierte Ortsnamen: Belgien Niederguinea Frankreich Portugal Deutsch-Ostafrika Transvaal Portugal Kapstadt Pretoria Afrika Madagaskar Deutschland Afrika Europa Frankreich Europa Tripolis Europa
Sudan Ungarn
— 146 —
Nil . . . -
Kongo . . .
Niger . . .
Flüsse und Seen.
6 200 km Sambesi ....... 2 700 km
4 600 „ Oranje.................. 2 000
Ukeröwe (Viktoria) 66 000 qkm (Bayern) Tsadsee . . 27 000 qkm (Westpreußen)
Tanganikasee 40 000 qkm (Ostpreußen) Nyassasee . 27 000 „
Kairo . - .
Alexandria
Tunis . . .
Johannesburg
Algier . . .
340 000
170 000
190 000
97 000
Kapstadt . .
Marokko . .
Sansibar - -
Daressalam
85 000 Einw.
50 000 „
50 000 ,
13 000
Städte.
650 000 Einw-
Australien.
Übersicht?)
Australien (= Südland), das im 16. Jahrhundert entdeckt wurde, ist an
Flächeninhalt der kleinste Erdteil. Er besteht aus dem Festlande und zahlreichen
Inseln, die sich zu ersterem wie 1: 6 verhalten. Neuguinea und T a s m a n i a
sind nur durch seichte Meeresstraßen vom Festland getrennt. An hohen Gebirgen
und schiffbaren Flüssen ist Australien ärmer als jeder andere Erdteil. Obgleich
Australien als der älteste der jetzigen Erdteile anzusehen ist, so ist es doch am
spätesten bekannt geworden. Das ist hauptsächlich seiner ungünstigen Lage zuzu-
schreiben. In der Mitte der großen Wasserhalbkugel gelegen, fern von Europa,
konnte es erst seit der Entwicklung der überseeischen Dampfschiffahrt in den Kreis
des Weltverkehrs gezogen werden. Seit Eröffnung des Suezkauals ist Austra-
liens Beziehung besonders zu Europa eine sehr rege.
Das Festland.
Wie Afrika, so weist auch das australische Festland wenig Gliederung auf.
Der Osten hat Randgebirge. Dort liegen die Australischen Alpen, die bis
2200 m emporsteigen, und die Blauen Berge. Das Klima ist trocken und
heiß. Die vorherrschenden Südostwinde verlieren schon an der Ostküste ihre
Feuchtigkeit. Das westliche Flachland bekommt von Osten her keine Niederschläge,
weshalb das Land dürr ist. Die Flüsse führen meistens nur zur Regenzeit Wasser,
dauernden Flüssen gibt nur das Gebirge im Osten ihren Ursprung. Dorther
kommen der Murray (mörre) mit dem Darling (derling), die nur mit kleinen
Schiffen zu befahren sind. Im Innern herrscht die Steppe vor.
Manche Bäume und Sträucher tragen lederharte, immergrüne Blätter, die
die schmale Seite der Sonne zukehren, so daß sie kaum Schatten spenden. Andere
haben nur schachtelhalmartige Zweige, so daß es aussieht, als hätten sie ihre
Wurzeln nach oben gekehrt.
An der Küste gedeiht der Brotfruchtbaum, die Kokos- und Sagopalme, der
Gummibaum, das Zuckerrohr, die Baumwolle und der Weizen. In der Tierwelt
finden sich Formen, die man sonst nicht mehr findet: Riesenkänguruh, Schnabel-
tier, weiße Adler, schwarze Schwäne, zahlreiche Papageien und Kakadus. Schaf-
zucht wird im großen betrieben. Ein einziger Bauer besitzt oft mehr als 100 000
Schafe. Weidetiere und andere Tiere sind meist von Europa eingeführt worden.
0 Größe und Bevölkerung s. S. 124.
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Extrahierte Personennamen: Murray
Extrahierte Ortsnamen: Niger Viktoria Kairo Johannesburg
Algier Kapstadt Marokko Sansibar Daressalam Australien Neuguinea Europa Europa Afrika Europa
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Bantunegern. Sie zerfallen in viele Stämme, von denen der der kampflustigen
Dualla der zahlreichste ist. Sie unterhalten sich auf weite Entfernungen durch
die Trommelsprache.
Orte. Der Sitz der Negierung befindet sich in dem gesunden Buöa. von
Duala am Kamerunhafen führt eine Nordlandbahn über (00 km ins Land
hinein. Von hier aus wird auch eine Mittellandbahn gebaut. Eine von Kribi
ausgehende Südbahn ist bewilligt. Kamerun hat bereits ^ Regierungsschulen.
Die Missionen entfalten eine ungemein rege und gesegnete Tätigkeit. Die katholische
Mission dieses Gebietes liegt in den fänden der j)allotiner.
h Deutsch-Südwestafrika.
Lage und Gröfle. Die innere Grenze bildet zumeist der 20. Grad, doch
springt ein schmaler Streifen (Taprivizipsel, 70—(00 km breit) nach Osten
bis an den Sambesi vor. Im Süden bildet der Oranje-, im Norden der Kunene-
Fluß die Grenze. Die Größe beträgt 835 000 qkm, das Land ist also um die
bsälste größer als das Deutsche Reich.
Boöengestalt und Bewässerung. Die sandige, hafenarme Küste hat
eine starke Brandung, so daß sich in Swakopmund und Lüderitzbucht lange Lan-
dungsbrücken nötig machten. Die englische lvalsischbai ist stark versandet. An
den breiten Dünensaum schließt sich felsige wüste, deren Durchquerung
mehrere Tagereisen beansprucht, chie steigt zum Randgebirge aus, dem
dann eine Steppenhochebene folgt. Aus ihr steigen Granitkuppen und
Tafelberge auf (in der Mitte des Landes der quellenreiche lvaterberg, im Süden
die Karasberge). Nach Osten fällt das lhochland zu der Kalaharisteppe ab,
deren Westen deutsch ist. Sämtliche Flüsse können zu Verkehrszwecken nicht benutzt
werden. Nur der Oranje und Kunene haben das ganze Jahr hindurch fließendes
Wasser.
Klima und Produkte. Das Klima ist im Sommer heiß, aber trocken
und gesund. Der Winter ist gemäßigt, und Nachtfröste sind im Innern nicht
selten. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt (?o Telsius. Die Dürre — man
nennt Südwestafrika nicht mit Unrecht das „Land des Durstes" — macht eine
geregelte Ackerbestellung meist unmöglich. Abgesehen von dem regenreicheren
Ovamboland im Norden eignet sich das Gebiet mehr zur Zucht von Rind-
vieh, Schafen, Ziegen und Straußen. Der Wasserarmut will man durch Tal-
sperren und Ouellenbohrungen entgegenwirken. Aüch der Erzbergbau wird be-
deutungsvoll. Das reiche Kupferlager <Dtawi (im Norden), durch Bahn mit
Swakopmund verbunden, lieferte (908 für mehr als 6 Millionen Mark Kupfer.
Auch der Bleibergbau ist aussichtsvoll. An der von der Lüderitzbucht aus-
gehenden Bahn find wertvolle Diamantenfelder erschlossen. Schon im
ersten Schürsjahr konnten für 5( 000 Mark Diamanten ausgeführt werden.
Außerdem steht ein gewaltiges Marmorlager vor der Ausbeute.
Bevölkerung. Die Zahl der Bewohner wird auf 200 000 geschätzt, dar-
unter über (2 000 Europäer, von denen über 9000 Deutsche sind. Den Norden
bewohnen Ovambo, arbeitsame Ackerbauer. Im mittleren Teile leben die hoch-
gewachsenen bsereros, die Viehzüchter find. Den Süden bevölkern die bjotten-
totten, Leute kleinen Wuchses. Sie sind vorzügliche Jäger und Krieger, aber
treulos. In drei harten Kriegsjahren von (903—(906 haben uns die bjereros
und die bjottentotten viel zu schaffen gemacht.
Samuel M a h e r e r 0 , der feige Gberhäuptling der bs e r e r 0 , hatte das
vertrauen der Deutschen schändlich mißbraucht und in aller Stille einen Ausstand
vorbereitet. Am (2. Januar (90^ brach das Unwetter mit furchtbarer Gewalt
los. Die weißen Bewohner innerhalb des bjererolandes, mit Ausnahme der
Engländer, ^vurden, soweit sie sich nicht in die festen Plätze zu retten vermochten,
ermordet. Ihre bsabe wurde geraubt oder zerstört.
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