Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
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„Herzog Ferdinand, du teurer Held,
schlägst die Franzosen alle aus dem Feld!"
Die letzten Jahrzehnte verlebte er in stiller Zurückgezogenheit meist in Vechelde.
Wie er eins: für seine Soldaten aufs treulichste gesorgt hatte, so war er nun ein
Vater der Armen und Notleidenden: groß als Held wie als Mensch.
20. Karl Wilhelm Ferdinand (1730—1806) war eine ritterliche Erscheinung,
vielseitig gebildet, pflichtgetreu, sparsam und streng, doch wohlwollend gegen jeder-
mann. Damals lasteten große Schulden auf dem Lande, die öffentlichen Kassen
waren erschöpft, die Untertanen waren verarmt, und der Handel war gelähmt.
Nun führte der Herzog die größte Sparsamkeit ein und verwaltete das Land
musterhaft, so daß die Schulden getilgt werden konnten und ein gewisser Wohl-
stand einkehrte. Dem Landmann verminderte er die Zehnten und Herrendienste.
Krankenhäuser wurden errichtet, und für die Armen wurde gesorgt. Viel geschah
auch für das Schulwesen (Minister v. Hardenberg, Schulrat Campe). Braunschweig
wurde nach Schleifung der Festungswerke durch die Wallanlagen verschönert.
Frühzeitig war er in preußische Dienste eingetreten; im Siebenjährigen
Kriege zeichnete er sich durch einen an Tollkühnheit grenzenden Mut aus, so daß
Friedrich der Große ihn in einer Ode besang. Zur Zeit der Revolution führte er
als Eeneralfeldmarschall wenig ruhmvoll das preußische Heer gegen Frankreich.
Im Alter von 71 Iahren übernahm er 1306 auf das Bitten des Königs Fried-
rich Wilhelm Iii. und seiner Gemahlin Luise, die nach Wolfenbütte! gekommen
war, abermals den Oberbefehl gegen Frankreich. Aber gleich im Beginn der
Schlacht bei Auerstedt wurde der tapfere Fürst, der sich unerschrocken dem feind-
lichen Feuer aussetzte, von einer Kugel getroffen, die ihn des Augenlichts beraubte.
„Ich bin ein armer, blinder Mann", klagte er. Über Blankenburg wurde der
todesmüde Herzog nach Braunschweig geführt, wo er seinen jüngsten Sohn Fried-
rich Wilhelm zum Nachfolger bestimmte. Seine Bitte um Gnade für sich und sein
Land wies Napoleon höhnisch ab: „Ich will diese Welfen in die Sümpfe Italiens
zurückscheuchen, aus denen sie hervorgegangen sind". „Das Haus Braunschweig
hat aufgehört zu regieren." So führte man den Herzog dann auf einem Wagen
über Hamburg nach Ottensen, wo er am 10. November 1306 von seinen Leiden
erlöst wurde. 1819 wurde seine Leiche im Braunschweiger Dome beigesetzt. Das
dankbare Volk errichtete ihm auf dem Schloßhofe ein würdiges Reiter-Denkmal.
21. Fremdherrschaft (1806—13). Schon ehe Karl Wilhelm Ferdinand
starb, nahm Napoleon von dem Lande Besitz. l1/2 Millionen Taler Kriegssteuer
mußten gezahlt werden, auch wurden viele Kunstwerke aus Salzdahlum und
Braunschweig und seltene Schätze aus der Wolfenbütteler Bibliothek nach Paris
geführt. 1807 bildete Napoleon aus Braunschweig und anderen Teilen Nord-
deutschlands das Königreich Westfalen, dessen König sein Bruder Hieronymus
wurde, der in Kassel ein lustiges, leichtsinniges Leben führte. Braunschweig und
Umgebung gehörte dem Oker-Departement an. Neue Gesetze traten in Kraft, die
allen Untertanen gleiche Rechte gewährten und manche Verbesserung brachten.
Aber des Königs prunkvolle Hofhaltung verschlang Unsummen, dazu drückten
Einauartierungslasten und Kriegskontributionen schwer, und Handel und Gewerbe
lagen darnieder. Unsere Soldaten wurden zum Kriegsdienste für die Sache des
fremden Eroberers gezwungen. Herrliche Stiftungen, die einst zum Wohle des
Vaterlandes gegründet waren, wurden vernichtet; so wurde 1310 die berühmte
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Karl_Wilhelm_Ferdinand_( Karl Wilhelm Ferdinand Hardenberg Friedrich_der_Große Friedrich Wilhelm Luise Wilhelm Napoleon Karl_Wilhelm_Ferdinand Karl Wilhelm Ferdinand Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Vechelde Frankreich Frankreich Blankenburg Braunschweig Italiens Hamburg Ottensen Paris Braunschweig Westfalen Kassel
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Universität in Helmstedt aufgehoben. Der Braunschweiger Landschaft erklärte
Napoleon: „Weder der General Braunschweig noch seine Kinder werden jemals
wieder über ihre Staaten herrschen". Aber die Schlacht bei Leipzig machte der
Fremdherrschaft ein Ende: drei Wochen darauf ergriff Major Olfermann unter
dem Jubel der Bevölkerung im Namen des Herzogs Friedrich Wilhelm Besitz
von dem Herzogtum.
22. Friedrich Wilhelm, der schwarze Herzog (1313—15). Von den vier
Söhnen Karl Wilhelm Ferdinands starb der älteste kurz vor der Schlacht bei
Jena, und die beiden folgenden Söhne litten an körperlichen und geistigen
Schwächen. Daher wurde Friedrich Wilhelm zur Nachfolge bestimmt. Früh war
er in preußische Dienste getreten und hatte auch den Feldzug gegen Frankreich
1792 mitgemacht. Vermählt war er mit der edlen Prinzessin Marie von Baden,
die ihm zwei Söhne, Karl und Wilhelm, schenkte, aber schon nach fünfjähriger
Ehe starb. Sehnsüchtig wartete er auf eine Gelegenheit, für die Befreiung Deutsch-
lands kämpfen zu können. Sie bot sich, als 1309 Österreich gegen Frankreich
rüstete. Damals war er 33 Jahre alt, „ein tapferer und erprobter Soldat, eine
stolze, reizbare Natur, tief erbittert durch die Schicksale seines Hauses, voll Hasses
gegen Napoleon, in dem er den Zerstörer des Glückes seines Vaterlandes und
seines Hauses erblickte". In Schlesien warb er ein Korps, das mit schwarzem
Schnürenrock und Tschako mit dem Totenkopf und dem wehenden Roszschweif
bekleidet wurde. Aber die Niederlage der Österreicher und der Waffenstillstand
bewogen ihn, mit der kleinen Heldenschar (wenig über 2000 Mann) sich den
Weg durch die Feinde nach der Wesermündung zu bahnen. „Diese Schar glich
einer altdeutschen Gefolgschaft, die es für Ehre hielt, mit ihrem Fürsten zu fallen,
für Schande, ihn zu überleben." Von Zwickau zog er in Eilmärschen über Alten-
bürg, Leipzig. Halle, eroberte das stark verteidigte Halberstadt und wurde am
31. Juli abends in Braunschweig von seinem treuen Volke umjubelt. Betrübten
Sinnes ging er durch sein Schloß und schlief unter freiem Himmel vor dem Petri-
tor. Unter Absingen des Gesanges „Dir trau' ich, Gott, und wanke nicht" (Nr.
349) marschierte er am 1. August nach Olper gegen das 5000 Mann starke
westfälische Korps Reubels. Aber die heldenmütige Tapferkeit vermochte gegen die
Übermacht nichts. Da machte der Feind den Fehler, sich auf das rechte Okerufer
zurückzuziehen, und in Eilmärschen konnte nun das schwarze Korps über Hanno-
ver nach Elsfleth an der Wesermündung gelangen, wo englische Schiffe es auf-
nahmen. In 14 Tagen hatte man 470 km zurückgelegt und 11 meist siegreiche
Gefechte bestanden. Selbst Napoleon bewunderte den heldenmütigen Zug, der in
der Geschichte nur wenige seinesgleichen hat, und nannte seinen Führer einen
tapferen Krieger. In englischen Diensten kämpften dann die Helden in Spanien
gegen Napoleon. Als dessen Macht bei Leipzig gebrochen war, kehrte der Herzog
drei Tage vor Weihnachten 1813 nach Braunschweig zurück, nachdem
Olfermann im November von dem Lande Besitz genommen hatte. 1315 wagte
Napoleon südlich von Brüssel den Entscheidungskampf, und am 16. Juni griff
sein Marschall Ney die Engländer bei Quatrebras an. Nachmittags trafen die
Braunschweiger auf dem Schlachtfelde ein. Als der tollkühne Herzog die Zurück-
weichenden sammeln wollte, erhielt er eine feindliche Kugel, die ihn schnell tötete.
Seine Truppen rächten seinen Tod unter General Olfermanns Führung zwei Tage
später in der Schlacht bei Waterloo. Im Braunschweiger Dome ruht der Hel-
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Major_Olfermann Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Karl_Wilhelm_Ferdinands Karl Wilhelm Ferdinands Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Marie_von_Baden Karl Karl Wilhelm Napoleon August Napoleon Napoleon Napoleon Olfermanns
Extrahierte Ortsnamen: Helmstedt Leipzig Jena Frankreich Frankreich Schlesien Zwickau Eilmärschen Leipzig Braunschweig Eilmärschen Elsfleth Spanien Leipzig Braunschweig
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(3. Klima.) Mitbedingt ist die hohe Fruchtbarkeit durch das aus-
gezeichnete Klima. (Temperaturkarte S. 37): Die Oberrheinische Tief-
ebene hat unter den deutschen Landschaften das mildeste Klima. Die
Mitteltemperatur liegt um 2" höher als diejenige der Süddeutschen Hochebene
(10 gegen 8). Begründet ist das in der Nähe des Oceans und in der vor
rauhen Winden geschützten, niedrigen Lage. Nirgends in Deutschland kehrt
der Frühling mit seinem Grün und seinem Vogelsang so früh ein
als hier. Schon in der ersten Hälfte des April blühen die Kirsch- und
Pflaumenbäume, und bereits Anfang Juni hat man reife Kirschen.
Zusammenstellung der charakteristischen Merkmale: 1. Grabenversenkung.
2. Fruchtbarer Lößboden, ausgezeichnetes Klima, am Gebirgsrand
hohe landschaftliche Schönheit. 3. Zahlreiche Städte.
Städtebilder aus der Oberrheinischen Tiefebene.
(Straßburg, Speyer, Worms, Heidelberg, Mainz und Frankfurt a. M.)
a) Straßburg.
(1. Geschichtliches.) Am 27. September 1870 kapitulierte das von
Werder seit dem 13. August belagerte Straßburg. Ein Freudenschrei durchscholl
die deutschen Lande. „Straßburg ist wieder unser", so tönte es jubelnd von
Mund zu Mund. Es war wie das Aufjauchzen einer Mutter, der ein ge-
ranbtes Kind in die Arme zurückgelegt wird. Und Straßburg war ein geraubtes
Kind, ein Kind des deutschen Vaterlandes. 1681, in jener Zeit, als das durch
den 30 jährigen Krieg verwüstete, politisch zerrissene deutsche Reich sich jegliche
Schmach frevelnder Nachbarn gefallen lassen mußte, raubte Ludwig Xiv. mitten
im Frieden Straßburg, die doch so starke, so kerndeutsche Stadt. Seitdem ver-
hüllte der Deutsche in Trauer sein Haupt, wenn er den Namen Straßburg
nennen hörte. In dieses eine Wort schien all unsere Schmach zusammengedrängt.
Und volle zwei Jahrhunderte Verslossen! O, es dauert etwas lange, bis der
Deutsche sich auf das besinnt, was er der nationalen Ehre schuldig ist! (S.abschnitt
„Der deutsche Volkscharakter" am Schluß des Buches.) Doch endlich kam die
Stunde, wo mit wuchtigen Schlägen die Frevel eines Ludwig und eines Napoleon
gleichzeitig gesühnt wurden, wo denn endlich auch das stolze westliche Bollwerk
Deutschlands, die Festung Straßburg, zurückgewonnen wurde.*)
(2. Aage.) Strafsburg liegt da, wo von altersher zwei große Völker-
strafsen sich kreuzten. Die eine war durch die Oberrheinische Tiefebene
gegeben. Sie führt nordwärts über Frankfurt a. M. nach Mittel- und
Norddeutschland, südwärts durch die Burgundische Pforte ins Rhonethal
und zum Mittelländischen Meer. Die andere, westöstliche, war die alte
Römerstrafse, die von Gallien nach den Kastellen an der Donau führte.
*) „Straßburg ist unser!" O dieses Wort,
Mir in den Ohren klingt's fort, immer fort.
Ist's möglich, daß so lang
Fern du uns bliebst?
Ohn' dich wie entehrt
War unser Gang! (Meißner.)
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Extrahierte Personennamen: August Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig Ludwig Napoleon Strafsburg
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gebracht worden. Das Postament trägt neben anderen Inschriften auch das be-
rühmte Wort: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir, Amen?"
Zu Luthers Füßen sitzen an den vier Ecken des Sockels die vier Vorläufer der
Reformation, der Franzose Peter Waldns (f 1197), der Engländer Johann
Wiklef (f 1387), der Böhme Johann Huß (f 1415) und der Italiener Savo-
narola (f 1498). (Nur letzterer wird auf unserem Bilde sichtbar.) — Ent-
worfen und modelliert wurde das herrliche Denkmal von Ernst Rietschel in
Dresden, einem der größten deutschen Bildhauer (s 1861). 1868 am 25. Juui
wurde es eingeweiht.
(2* Dom») Auch Worms hat einen Dom von ungewöhnlicher Größe und
Schönheit. Derselbe ist im 11. Jahrhundert ganz aus eiuem vorzüglichen roten
Sandstein erbaut und hat gleich dem zu Speyer vier Türme, übertrifft diesen
aber noch an Gefälligkeit und Anmut der äußeren Form. Auch in diesem
Prachtbau haben in den Raubkriegen des wiederholt von uns genannten Ludwig Xiv.
die französischen Söldner schauerlich gehaust. Worms wurde damals gänzlich in
Asche gelegt, der Dom widerstand jedoch dem Feuer wie den Minen.
Worms ist immer eine rechte Kaiserstadt gewesen. Schon Karl dem
Großen war es ein Lieblingssitz. Heinrich Iv. fand, aus Italien zurückkehrend
und von den Fürsten verlassen, hier herzliche Aufnahme. Auch in späteren
Zeiten hielt die Stadt treu zu deu Kaisern, die dafür in reichem Maße ihre
Gunst bezeugten. Zahlreiche Reichstage, Turniere und Versammlungen wurden
hier abgehalten und die Bewohner wohl „des Reiches Liebe und Getreue"
genannt.
6) Heidelberg.
<1. Allht.) Keine andere deutsche Stadt hat eine so liebliche Lage als
Heidelberg. Da,, wo der freundliche Neckar das Gebirge verlcifst, wo sein
warmes, sonniges Thal sich der Tiefebene öffnet, da liegt zwischen Berges-
hang und Fluß hingeschmiegt „Alt-Tieidelberg, das feine". Wie eine Maid
in jungfräulicher Schöne, lacht sie dem Wanderer, der etiva die ßergstrafse
entlang zieht und nun die letzte Biegung umschreitet, entgegen. Wer sie mit
eigenen Augen sah, wird sich immer wieder nach ihr sehnen, und ewig tönt!s
in seinem Herzen fort:
„Alt Heidelberg, du feine,
Du Stadt an Ehren reich,
Am Neckar und am Rheine,
Kein' andre kommt dir gleich."
(Scheffel, Trompeter v. Säckingen.)
(2. Schloß.) Aber es ist, als sollte in den Rheinlanden uns an jeg-
lichem Ort die Freude vergällt werden durch die Spuren französischer Greuel-
thateu, die zugleich die Spuren unserer eigenen Schande sind. Zur Linke» im
Bilde erhebt sich ein gewaltiger Bau, einst Deutschlands herrlichstes Schloß, die
Residenz der Kurfürsten von der Pfalz, jetzt seit 200 Jahren eine Ruine, zur
Ruine verwüstet natürlich durch die Raubgesellen Ludwigs Xiv., jenes „aller-
christlichsten" Königs! Was hätten sie auch geschont, was hätte diesen Horden
auch Achtung einflößen können! — Mehr als je verstehen und empfinden wir die
stammenden Worte der „Wacht am Rhein", wie sie einem zornglühenden Dichter-
herzen entströmten: „So lang ein Tropfen Blut noch glüht, noch eine Faust deu
Degeu zieht, und noch ein Arm die Büchse spannt, betritt kein Feind hier deinen
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Extrahierte Personennamen: Peter_Waldns Engländer_Johann
Wiklef Johann Johann_Huß Johann Ernst_Rietschel Ernst Ludwig_Xiv Ludwig Karl Karl Heinrich_Iv Heinrich Ludwigs_Xiv.
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strahlen müssen gleichfalls zur Erwärmung der Trauben mitwirken, so daß diese
„dreifach angeglüht" zur Reife gelangen. „Nur zweimal noch finden wir in
Europa gleich günstige Bedingungen für den Weinbau wieder, an der Gironde
und im Hegyallyagebirge (bei Tokay)."
(3» Die Schönheit des Aheingaues.) Aber nicht bloß ein fruchtbares
Reben-, Korn- und Obstgebiet ist diese „Perle deutscher Lande", sondern zu-
gleich ein Land voll bezaubernder Schönheit.
Dich grüß' ich, du breiter, grüngoldiger Strom,
Euch Schlösser und Dörfer und Städte und Dom,
Ihr goldenen Saaten im schwellenden Thal,
Dich Rebengebirge im sonnigen Strahl,
Euch Wälder und Schluchten, dich Felsengestein;
Wo ich bin, wo ich gehe, mein Herz ist immer am Rhein!
Wir können dem Sänger (Müller von Königswinter) diese warmen Worte, die
er seiner Heimat widmet, nachfühlen. Der leuchtende Rheinspiegel^ belebt mit
Fahrzeugen aller Art, dehnt sich hier breit wie ein See.*) Liebliche grüne
Eilande, Auen genannt, scheinen in seiner Flut zu schimmen. Im Hinter-
gruud hebt sich die stattliche Wand des Taunus heraus. Zwischen Strom und
Gebirge aber wetteifern zahlreiche Hügel, wer sein rebenumranktes Haupt am
höchsten erheben könne, während zwischen ihnen goldene Saatfelder sich hinziehen.
Und was der Schöpfer nicht direkt gethan, das hat er durch Menschenhand hin-
zugefügt: ein fchmuckes Städtchen schmiegt sich neben dem anderen an die Hügel,
sast ist der ganze Ufersaum von Mainz bis Bingen eine Stadt (s. Karton Karte
Süddeutschland); Schlöffer und zahlreiche Villen, die eine immer schöner als die
andere, leuchten aus dem Grüu hervor, und vom Niederwald her schaut auf alle
diese Pracht herab das hehre Denkmal, das das deutsche Volk zum Andenken
an den Krieg von 1870/71 und an die Wiederherstellung des deutschen Reiches
errichtete (s. Bild S. 132). Wahrlich, keinen schöneren Platz konnte man diesem
edel-stolzen Gebilde deutscher Kunst wählen. -— Wer die Schönheit des Rhein-
gaues recht genießen will, der soll nicht bloß mit dem schnellen Dampfer den
Rhein entlang fahren, er soll vor allen Dingen auch einen der Hügel besteigen
und den Blick schweifen lassen über die unbeschreibliche Herrlichkeit ringsum.
Fromme Andacht ergreift da sein Gemüt. „Vor dir neigt die Erde sich und
bewundert deine Werke!" tönt es durch seine Seele. — Wohl, auch die Natur
ist ein wunderreiches Buch der Offenbarung Gottes.
Aber der leuchtenden Schönheit des Rheingaues fehlt auch der Schatten
uicht. Wer sich nach dem Los der Bewohner umsieht, der wird arg enttäuscht
sein. Hier herrscht durchweg nicht, wie man erwarten sollte, Wohlhabenheit.
Die meisten Bewohner haben nur ein winziges Fleckchen Land, so daß sie nur
mit Mühe und Not ein dürftiges Dasein fristen. Vielfach will auch der Wein-
bau nicht recht mehr den genügenden klingenden Lohn einbringen, weshalb in
den letzten Jahren manche Weingärten in Kornfelder umgewandelt wurden.
Trotz der schweren Existenz sind aber die Rheingäuer wie die Rheinländer über-
Haupt, ein heiteres Volk. Ganz besonders kommt das bei der Weinlese zum
Ausdruck.
*) Bei Rüdesheim 836 m breit (Vergleich!), später durchschnittlich 400 in (beim
Lurlei 166), an der Grenze 734 m.
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TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
lassen sie nur (zur Rechten) eiue schmale Fahrstraße frei, das berühmte Binger
(Durchfahrts-)Loch, dnrch das das Wasser mir größter Geschwindigkeit dahin-
schießt. ^) Eine wirklich genügende Breite bekam das „Loch" erst, seit der Mittel-
rhein an Preußen kam. 1832 wurden hier unter Friedrich Wilhelm Iii. die
letzten Sprengungen vorgenommen und dadurch die Fahrstraße auf das dreifache
der bisherigen Breite erweitert. Aber bei niederem Wasserstand muß der
Schiffer auch heute noch alle Geschicklichkeit aufbieten, damit sein Kahn nicht an
die Klippen geworfen werde. — Wir dürfen kurz zusammenfassen: die Strudel
und Schnellen in der Rheinbiegung, — speziell auch diejenigen des
„Binger Lochs", — sind die letzten Reste eines hingeschwundenen
Wasserfalls.
4. Das Niederwald-Denkmal.
(1. Entstehungsgeschichte.) Die Schlachten vou 1870/71 waren ge-
schlagen, das neue deutsche Reich war errichtet worden. Da empfand man im
Vaterland das lebhafte Verlangen, zur Erinnerung daran und zur Ehrung der
ruhmvoll Gefallenen ein großes, würdiges Denkmal zu errichten. Lange war
man über deu Platz uneinig. Da veröffentlichte der Kurdirektor Ferd. Heyl in
Wiesbaden eine längere, gründliche Arbeit (in der „Gartenlaube"), in der er
nachwies, daß kein Platz in ganz Deutschland für das Denkmal fo geeignet sei,
als der Vorsprung des Niederwald-Deukmals bei Bingen. Und mit dieser An-
sicht drang er durch. Nun entfaltete sich in allen deutschen Gauen ein reger
Eifer. 700 000 Mk. wurden in kurzer Zeit durch freiwillige Beiträge zusammen-
gebracht, den Rest von 500 000 Mk. bewilligte der Reichstag. Die deutschen
Künstler wurden aufgefordert, Zeichnungen und Modelle zu liefern. Die Sieges-
palme errang der Bildhauer Johannes Schilling aus Dresden. Nach seinen
Entwürfen wurde das gewaltige Denkmal ausgeführt. Am 16. September 1871
legte Wilhelm I. den Grundstein, am 28. September 1883 konnte er das fertige
Denkmal im Beisein der deutschen Fürsten und unter dem Jubel ungezählter
Scharen einweihen. „Den Gefallenen zum Gedächtnis, den Lebenden zur Au-
erkennung, den kommenden Geschlechtern zur Nacheiferung! Das walte Gott?"
so lauteten die herrlichen Schlußworte seiner Weiherede.
(3. ^fflijrcüjuug.) „Werfen wir nun einen Blick auf das Denkmal!
Auf 25 m hohem Unterbau erhebt sich das herrliche Standbild der Germania.
Die Linke stützt sich auf das Schwert, die Rechte hält die Krone des deutschen
Reiches hoch empor. Der Sockel unter dem Standbild trägt die Inschrift:
,Zum Andenken an die einmütige und siegreiche Erhebung des deutschen
Volkes und die Wiederaufrichtung des deutschen Reiches 1870j71.' Darunter
befindet sich der Reichsadler, umgeben von den Wappen der deutschen Staaten.
Auf der rechten Ecke des unteren Postaments steht der Engel des Friedens
mit Füllhorn und Palmzweig, auf der linken der Engel des Krieges, das
kämpf bereite Schwert in der Rechten und die Kriegstrompete an den Lippen.
Zwischen beiden als Relief in Lebensgröj'se hält der Kaiser, hoch zu Roj's,
*) „Das Gefäll von Rüdesheim bis Aßmannshausen (s. Karton Karte Süddeutsch-
land links unten) beträgt 26 Fuß."
2) Im ganzen haben die Sprengarbeiten von 1830—1887 2x/2 Mill. Mk. Kosten
verursacht; über 58 000 edm Steinmassen wurden fortgeschafft. — Schon seit Drusus kam
man der Nagearbeit des Wassers zu Hilfe, aber erst seitdem das Pulver erfunden und
benutzt wurde, konnte man etwas Erhebliches leisten.
9*
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Extrahierte Ortsnamen: Rheinbiegung Niederwald-Denkmal Wiesbaden Deutschland Dresden Rüdesheim
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ein eigenhändiger Brief (unter Glas und Rahmen), daneben ein kleiner Bücher-
schrein mit Bibeln, links an diesem die Grubenlampe von Luthers Vater und
rechts die Geldbüchse, welche Luther als Kurrendeschüler getragen haben soll;
etwas weiter rechts, wo die Bretterbekleidung der Wände am Ofen aufhört, ist
die Stelle des berühmten Tintenflecks, weiterhin steht eine Bettstelle u. a. m."
(Berlepsch). — Von
andern Zimmern und
Sälen betrachten wir
etwa noch den Rüst-
saal. Hier bietet sich
uns ein eigentümliches
Schauspiel. Man hat
nämlich die einzelnen
Teile der Rüstungen
vom Fuß bis zum
Kopfe zusammengefügt
und so die „eisernen"
Männer des Mirtel-
alters wieder aufer-
stehen lassen. In Reih
und Glied ausmar-
schiert, schauen sie starr
und stolz auf uns mo-
derne Menschen herab.
Es ist, als wollten sie
uns mahnen, über all
unserer geistigen Ar-
beit nicht die Ausbil-
duug des Körpers zu
versäumen, damit das
Menschengeschlecht
nicht immer zarter und
schwächlicher werde.
Wahrlich, wir Men-
schen des neunzehnten
Jahrhunderts be-
greifen nicht, wie man
mit dem Gewicht einer
solchen Rüstung be- Fig. 4g. Die Wartburg,
lastet doch noch macht-
voll kämpfen, doch noch diese oft manneslangen gewaltigen Schwerter schwingen
konnte! — Ein anderer Raum ist der heiligeu Elisabeth gewidmet. —
Auch in den Sängersaal werfen wir noch einen flüchtigen Blick, dann nehmen
wir Abschied von dem an Erinnerungen so reichen Ban.^)
*) Der Wartburg am Nordende entspricht die Feste Koburg (unmittelbar neben
der Stadt Koburg) am Südende des (eigentlichen) Thüringer Waldes. Auch sie, — eine
der großartigsten Burgen Deutschlands, — ist mit der Geschichte Luthers verknüpft. Er
weilte hier vom 16. April bis 6. Oktober 1530 während des Augsburger Reichstages, den
er als Geächteter nicht besuchen durfte.
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(Thüren) genannt. Vor einer derselben liegt eine Stadt von l] (kleine
Mittelstadt). — Bielefeld Der Ort ist samt seiner Umgebung bekannt durch
Leinenfabrikation. Eingeführt wurde dieselbe durch Niederländer, und der Flachsbau
des Teutoburger Waldes bildete damals die Grundlage. Jetzt werden, wie in
allen Webedistrikten, große Mengen ausländischen Flachses eingeführt. — Viele-
seld ist auch durch die segensreich wirkenden Anstalten Pastor v. Bodelschwinghs
bekannt (event. Näheres darüber). Durch die Bielefelder Scharte führt die Köln-
Mindener Eisenbahn.
Fig. 42. Detmold, Teutoburger Wald.
2. Das Hermanns-Denkmal.
Am Teutoburger Wald schlug Hermann der Cherusker die gewaltige
Schlacht, die die Herrschaft der Römer vernichtete. Man hat deshalb hier dem
Helden ein mächtiges Denkmal gebaut. Dasselbe steht im Lippeschen auf dem
Berg Grotenbnrg (388 m), eine Stunde südlich von Detmold. Wir sehen
in unserem Bild einen Teil der Stadt Detmold. Im Hintergründe erhebt
sich der bewaldete Rücken des Teutoburger Waldes. Auf seiner höchsten
Stelle ragt das mächtige Denkmal in die Luft, weithin die Lande über-
schauend. Auf einem rotundenförmigen Unterbau von 30 m Höhe steht
Hermann, das gewaltige Schwert kraftvoll gen Himmel richtend. Das
Standbild ist ein wahrer Kolofs. Es mifst 28 m (Vergleich!) in der Höhe
und wiegt 76 600 kg. (Die Bavaria auf der Tlieresienwiese bei München
201j2 m, die Germania I21j0 m.)
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Extrahierte Personennamen: Hermann_der_Cherusker Hermann
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(Geschichte des Denkmals, Grnft von Sandel.) Anders als sonst wohl
nationale Denkmäler ist das Hermanns-Denkmal zu stände gekommen. Es ist
nach Plan und Ausführung das Werk eines einzelnen Mannes, des Bildhauers
Ernst von Bändel. Über diesen seltenen Charakter müssen wir einiges er-
fahren. Ernst von Bändel war geboren 1800 als der Sohn eines preußischen
Regierungsdirektors in Ansbach. Er wurde Bildhauer und fand bald lohnende
Arbeit. Etwa seit seinem 25. Lebensjahre bewegte ihn die kühne Idee, seinem
Volke ein Mahnzeichen zu brüderlicher Einigkeit
zu errichten, indem er auf dem Teutoburger
Wald eiu Hermanus-Denkmal erbaue. Mit 38
Jahren trat er mit dem Plane an die Öffent-
lichkeit. Obgleich von vielen Seiten als Phantast
verschrieen, fand er schließlich die nötige Unter-
stütznng. Er pflanzte auf der Spitze der Groten-
bürg ein Fähnlein auf, siedelte nach Detmold
über und begann die Arbeit. Nach zehn Jahren
mühevollen Schaffens und vielfacher Anfeindung
mußte er wieder aufhören, da seine Mittel er-
schöpft waren. Er mußte sich vorläufig wieder
anderen Arbeiten zuwenden, um seine eigene
Existenz zu sichern. Nach 15 Jahren. 1863,
gelang es ihm, wieder Gelder für das Denkmal
flüssig zu machen, u. a. veraulaßte er die deutschen
Schulen zur Beisteuer. 1869 spendete auch
König Wilhelm I. 2000 Thaler. Dann kam der
große Krieg von 1870/71. Das neubelebte
patriotische Empfinden war auch seinem Werke
günstig. Nach Beendigung des Krieges bewilligte der Reichstag 10 000, und
Kaiser Wilhelm schenkte noch einmal 9000 Thaler. Endlich, nach 37 jährigem
Ringen war Ernst von Bändel am Ziel. 1875, acht Jahre vor Einweihung
des Niederwald-Denkmals, wurde das Riesenwerk im Beisein des Kaisers, des
Kronprinzen, vieler Fürstlichkeiten und einer großen Volksmenge enthüllt. Es
war ein hoher Ehrentag für den Meister, der über seiner Arbeit zum Greise
geworden war. Thronenden Auges schaute er auf die große festliche Schar, die
aus allen Teilen des Vaterlandes gekommen war, ihn und sein Werk zu feiern.
Der Kaiser verlieh ihm einen hohen Orden und eine Ehrengabe von 4000 Mk.
jährlich. Aber schon im folgenden Jahr schloß der thatkräftige, uneigennützige
Mann die Augen. Das Denkmal hatte 90 000 Thaler gekostet, dazu hatte
Bändel selbst 40 000 Thaler beigesteuert, sein ganzes Vermögen. — Das Denkmal
Hermanns ist durch seine Baugeschichte zugleich eiu Denkmal deutschen Opfermutes
und deutscher Zähigkeit.
Iii.
Der Vogelsberg.
(1. Kage, Dulkan !t.) Der Vogelsberg liegt zwischen der Wetterau
und der Fulda und gehört 'politisch zu Oberhessen, dem nördlichen Teil
des Gro/sherzogtums Hessen. Auffällig ist seine regelmäfsige (Jcarto-
> Fig. 43, Hermanns-Denkmal.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Ernst_von_Bändel Ernst Ernst_von_Bändel Ernst Wilhelm_I. Wilhelm Wilhelm Ernst_von_Bändel Ernst
Buchen. Auch uiedrige Hügel und Bodenschwellungen ziehen über die Heiden
und helfen etwas Abwechselung in die Landschaft bringen. Aber der Haupt-
charakter derselben läßt sich doch nicht verwischen: Die Lüneburger Heide ist,
im ganzen genommen, eine mit Heidekraut bewachsene Steppe.
Dürftigkeit und Reizlosigkeit sind im allgemeinen ihr Charakter. Aber einmal
im Jahr schmückt auch dieses Aschenbrödel unter den deutschen Landschaften sich
mit einem Kleide voll zarter Schönheit; das ist die Zeit der blühenden Heide,
die Monate Juli und August. Dann schreitet der holde Knabe Frühling —
freilich kommt er zu ihr, der Einsamen, Verschmähten, reichlich spät — auch
über ihre sandigen Ebenen und hängt an die Zweiglein all der unzähligen
Heidepslanzen (Erica) Milliarden und aber Milliarden rot leuchtender, dicht-
gedrängter Blüteuglöckleiu. Ein süßer Honigduft lagert dann über der Heide
und lockt Millionen von Bienen herbei, die auf dem weiten Blumenteppich gc-
schäftig umherfchwebeu und ihre vieltausendstimmigen, sanften Melodien summen,
ein Konzert, dem nicht bloß der Imker gerne lauscht. Gar sinnig sagt man
beim Anblick der zart rot schimmernden Flächen: Die Heide schämt sich.
Wenn nämlich Birke und Buche schou längst im Vollschmuck ihres Laubes
prangen, wenn die Lerche schon lange Wochen beglückt vom Frühling jubilierte,
dann wagt auch die Heide, sich zu schmücken, aber indem sie es thnt, fliegt die
zarte Röte holder Scham über ihr Antlitz. „So si den walt siht grüonen, so
wirts iemer röt," heißt es schon bei Walther von der Vogelweide (S. 168).
Den Zauber, der dann über der Heide ausgebreitet liegt, hat mehr als eiu
Dichter (z. B. Th. Storm) mit innigem Wort besungen und damit Zeugnis ab-
gelegt, daß kein Fleck der Erde so arm ist, daß er nicht des Menschen Herz ge-
fangen nehmen könnte. Und die Herzen ihrer Bewohner hat die Heide in vollem
Maße gefangen genommen. Sie lieben diese ihre Heimat nicht minder als der
Rheinländer seinen herrlichen Strom und seine Weingelände und der Schweizer
seine Berge. Abseits von dem lauten Getriebe der Welt führen sie, nicht reich,
aber auch nicht arm, ein stilles, zufriedenes Leben. Geibel däucht die erquickende
Sabbatstille der Heide so schön, daß er singt: „Es ist ein Hauch, der wunderbar
aus unserer ew'gen Heimat zieht!" — Als eine Eigentümlichkeit der Heide
müssen noch die vielen Hünengräber genannt werden, die man so zahlreich
sonst nirgends in Deutschland findet.
(3. Grwerbszwtige.) Unschwer erkennen wir die Erwerbszweige der
Heidebewohner. 1. Der Ackerbau ist, wie wir sahen, nur von geringer Be-
deutung; fast die einzige Körnerfrucht ist der Buchweizen. 2) Wichtiger sind die
Erwerbszweige, die au das Hauptgewächs der Heide, die Heidepflanze *), an-
knüpfen. Freilich, das Rind verschmäht das grünbraune Strauchwerk, aber die
genügsamen Heideschafe, die Heidfchnncken, nagen eifrig die grünen Seiten-
fproffen von den holzigen Zweigen. Diese kleinen, flinken, gehörnten Schafe
sind für die Heide in demselben Maße charakteristisch wie für die Marfch die
Herden breitgestirnter Ochsen. Man hat sie wegen ihrer dnnklen Farbe (schwarz,
braun oder grau) und wegen ihrer groben, harten Wolle wohl den „Neger-
stamm unter den Schafen" genannt. Im ganzen mögen ihrer wohl an
600 000 Stück die Heide bevölkern. Der Hirte, dessen Obhut sie anvertraut
siud, trägt meist einen langen, weißwollenen Rock mit rotem Futter. Die reiche
x) Es sind die rotblühende Sumpfheide (Erica tetralix) und die meist lila-, sel-
tener weißblühende Gemeine oder Besenheide (Erica vulgaris [Calluna]).
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TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Extrahierte Personennamen: August Erica Geibel Erica Erica