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1. Kleine braunschweigische Landeskunde - S. 9

1899 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
— 9 — daß Helmstedt in katholischen Zeiten zum Bistum Halberstadt gehörte, dessen Schutzheiliger der Märtyrer Stephanns war (Apostelgefch. 6—7), weshalb auch die Domkirche in Halberstadt St. Stephanskirche heißt. Das I n l e n m ist das ehemalige Universitätsgebäude. Die Universität ist vom Herzog Julius 1576 gegründet und Ostern 1810 vom König Jerome von Westfalen aufgehoben. Das Universitätsgebäude, welches mit seinem hohen Turme von ferne auch wie eiue Kirche aussieht, ist vom Herzog Heinrich Julius erbaut und seinem Vater Julius zu Ehren „Jnleum" benannt worden. Jetzt enthält es den Festsaal (Aula) und die Bibliothek des Gymnasiums. Zn den bekanntesten Pro- fessoren der ehemaligen Universität Helmstedt gehören Conring (f 1681) und Beireis (f 1809). Der berühmte Rechtsgelehrte Conring war nur ein kleiner Mann. Das alte niedersächsische „Dönekenbuch" erzählt von ihm: „De grote gelerde Hogscholmüster Conring to Helmstede was man en lüttik Spugt. Don he eins in den Hörsal gan wolde, slikkerde öm syn Hüft under dem Arme ut. „Hei! lütje Junge!" rep en Bur, de agter öm hergung: „he forlüst syn Schryvbok". Eines Tages wollte ihn der Herzog August d. I. in einer vierspännigen Kutsche nach Wolfenbüttel holen lassen. Als Conring aus seiner Hausthür trat, um in den Wagen zu steigen, fragte ihn der Kutscher, der ihn für einen Knaben hielt: „Na, Lütje! will he dän ok mede?" Eon- ring lachte und sagte: „Ick bin it sülven, de geheme Rad!" Da brummte der Kutscher vor sich hin: „Nu, wäu dat is, so härre ick nig brnked und fer Peerden un Wagen to komen. Deene hädde ick wol in der Tovelkipe na Wulfenbüttel dragen wold!" Beireis war Professor der Physik und Medizin, und auch ein lüchtiger Arzt. Unbemittelte Kranke behandelte er unentgeltlich, unterstützte sie mit Geld und schickte ihnen Arzeneien und Lebensmittel umsonst ins Haus. Beireis hatte zahlreiche mechanische Kunstwerke, so z. B. eine Ente, welche Hals und Flügel bewegte, die Federn sträubte, schnatterte, untertauchte, Körner fraß und Wasser trank, als ob sie lebendig wäre. In seinem Hausflur war eiu großer Magnet aufgestellt. Als ein Bauernbursche demselben einst mit den Metallknöpfen seines Rockes zu nahe kam, wurde er von dem Magneten angezogen und festgehalten, bis der Professor auf sein Geschrei herbeieilte und ihn befreite. Daselbst stand auch ein Holzbild, welches einen Mohren mit einer Tabakspfeife im Munde darstellte. Wenn man die Pfeife anzündete und ein Uhrwerk in Bewegung setzte, so rauchte der Mohr sie aus. Beireis behauptete auch, einen Diamanten zu besitzen, der so groß wie ein Gänseei wäre und 700 Mill. Thaler wert sei. Allein der Stein ist wahrscheinlich gar kein Diamant, sondern ein wasserheller Emmerstedter Kiesel gewesen. £>. Das Kloster Marienberg liegt aus einer Anhöhe w. von Helmstedt. Es wurde 1180 von dem Abte Wolfram von Helmstedt und Werden gestiftet und der Jungfrau Maria zu Ehren benannt. Diese beschützte, wie die Sage erzählt, ihr Kloster und die Stadt vor den Verwüstungen der Feinde. In dem Kriege zwischen den beiden Gegenkaisern Otto Iv. von Braunschweig

2. Kleine braunschweigische Landeskunde - S. 5

1899 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
— 5 — Karten Dörfern zu billigen Preisen überließ, sodaß zahlreiche neue Bauern- kolonien entstanden. Jetzt führt die Eisenbahn von Berlin nach Hannover durch den Drömling, und der Reiseude erblickt statt der früheren Sumpfwildnis fruchtbare Korn- und Kartoffelfelder und grüne Weiden, auf denen wohlgenährte Pferde, Kühe und Schafe grasen. 2. Der Flecken Calvörde liegt am so. Ende des Drömlings an der Ohre, eine Stunde n. von der Eisenbahnstation Flechtingen (Magdeburg- Öbisfelde). Der Ort soll seinen Namen nach einem gewissen Cale haben, der sich zuerst an der Furt ansiedelte, die hier in alten Zeiten durch die Ohre führte. Andere leiten den Namen von „kahle Börde" ab, weil der Drömlingswald hier aufhörte. Da schon in alten Zeiten die Handelsstraße von Magdeburg nach Hamburg an dieser Stelle vorüberführte, fo wurde hier eine Bnrg erbaut, deren Besatzung die Kaufleute schützen und das Sachsenland gegen die Einfälle der Wenden sichern sollte. Da der dicke runde Turm der Burg aus roten Ziegelsteinen erbaut war, weil es in jener Gegend wenig Bruch- steine giebt, so nannten ihn die Leute „den roden Hinrik". Neben dieser Bnrg, von der nur noch wenige Überreste vorhanden sind, entstand der Flecken Calvörde. Ein Teil desselben heißt das Hünerdors, weil sich hier Wenden angesiedelt hatten, die von den Deutschen „Hennen" genannt wurden. Das Amt Calvörde gehörte ursprünglich zur Markgrafschast Brandenburg, kam aber durch Herzog Otto den Milden von Braunschweig an unser Land, da sich dieser 1319 mit Agnes, der Witwe des Markgrafen Waldemar von Brandenburg, verheiratete. Im Amte Calvörde baut man außer Getreide und Kartoffeln auch noch Tabak, während der Hopfenbau, der im Kreise Gardelegen noch vielfach betrieben wird, aufgehört hat. 3» Die Aller entspringt bei Seehausen w. von Magdeburg und fließt zwischen dem Lappwalde (l.) und den Höhen von Neuhaldensleben (r.) in einem lieblichen Thale in nw. Richtung bis Öbisfelde (Eisenbahnknotenpunkt: Berlin, Hannover, Magdeburg, Braunschweig, Salzwedel, Helmstedt). So- dann biegt sie nach W. um und durchfließt das braunschweigische Amt Vors- selde. Hier liegt das Dorf Velpke mit großen Steinbrüchen, in welchen jährlich ca. '/^ Mill. Ctr. Sandsteine gewonnen werden- Man nennt den Ort deshalb „Stein-Velpke" zum Unterschiede von „Kohlen-Bölpke," einem preußischen Dorfe an der Bahn von Schöningen nach Eilsleben, wo man Braunkohlen gewinnt. Der Name des Dorfes Wendschott bei Borsfelde erinnert an die Wenden, die über die Elbe bis hierher vorgedrungen waren, nun aber längst deutsch geworden sind. Ihre Dörfer waren ursprünglich in Hnseisensorm erbaut (Rundlinge). Auf dem freien Platze in der Mitte stand die Kirche, welche von dem Begräbnisplatze umgeben war. Auf der Innen- feite des Hufeisens standen die Biehställe, zwischen welchen der Thorweg auf den Hof führte. Der Hofraum, welcher sich uach rückwärts trapezartig er- weiterte, wurde an den Seiten von den Scheuueu und im Hintergrunde von dem Wohnhause eingeschlossen. Später sind die Wohnhäuser meist an die

3. Kleine braunschweigische Landeskunde - S. 15

1899 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
— 15 — Schlosses ansiedelten. Herzog Heinrich t>. Ä. ließ diese Ansiedelung um das Jahr 1500 mit Mauern und Gräben umgeben und nannte sie „Damm- s e st u u g". Unter seinem Sohne Heinrich d. I. (1514—1568) entstand die Schloßfreiheit, deren Bewohner unter dem fürstlichen Gerichte im Schlosse standen und von der Gerichtsbarkeit des Stadtmagistrats frei waren. 1542 wurde Wolfenbüttel von dem Heere des Schmalkaldischen Bundes unter dem Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen und dem Landgrafen Philipp von Hessen erobert, und der katholische Herzog Heinrich d. I. wurde aus seinem Lande vertrieben. Als er 1547 wieder zurückkehrte, gründete er die Neustadt, die später Heinrichstadt genannt wurde. Herzog Julius (1568—1589) gründete die Juliusfriedensstadt sowie das Gotteslager, das jetzt Juliusstadt genannt wird. Um der Stadt Braunschweig, die den Her- zögen nicht gehorchen wollte, zu schaden, sollte dus Gotteslager (Gutslager) eine großartige Niederlage für Kaufmannsgüter werdeu, die mehrere tausend Häuser nmfaffen follte, von denen aber nur 200 zustande kamen. Damit Wolfenbüttel eine große Handelsstadt werde, ließ Herzog Julius für die Oker ein breiteres und tieferes Bett graben, so daß die Erzeugnisse der Bergwerke (Eisen, Kupfer, Blei), sowie Holz und Steine vom Harze her ans Kähnen uach Wolfenbüttel gebracht werden konnten. Seine Nachfolger {Heinrich Julius und Friedrich Ulrich) ließen die stattliche Marienkirche mit dem alteu fürstlichen Erbbegräbnisse erbauen. Im Jahre 162? wurde Wolfenbüttel von Pappenheim erobert, indem derselbe die Oker zwischen Leiferde und Gr. Stöckheim abdämmen und die Stadt unter Wasser setzen ließ. Erst 1643 zogen die Kaiserlichen wieder ab. 1644 nahm Herzog August d. I., der bis dahin in der Burg Dankwarderode zu Braunschweig ge- wohnt hatte, seine Residenz im Schlosse zu Wolsenbüttel und gründete die Anguststadt sowie die große Bibliothek, die jetzt 300 000 Bücher hat. (Lesfing Bibliothekar 1770—1781.) Als Herzog Karl l. 1754 seine Residenz von Wolfen- büttel nach Braunschweig verlegte, zogen auch 3000 Ew., die bei Hofe ihren Lebensunterhalt verdient hatten, mit nach Braunschweig, sodaß Wolfenbüttel eine stille, einsame Stadt wurde. Durch den Bau der Eisenbahnen nach Braunschweig, Börßum, Jerxheim und Hoheweg hat sich der Verkehr der Stadt wieder bedeutend gehoben, und Wolfenbüttel (16 000 Ew.) ist jetzt die zweitgrößte Stadt unseres Landes. Da Wolsenbüttel wegen seiner späten Entstehung nur eine kleine Feldmark hat (750 da), so wird daselbst nur wenig Getreide gewonnen. Dagegen baut man viele Gartenfrüchte (Erbsen, Bohnen, Kartoffeln, Gurkeu, Kohl, Erdbeeren ?c.), die besonders nach Brannschweig und den Harzstädten gebracht und auf den Wochenmärkten verkauft werden. Wolfenbüttel hat 3 Hauptthore. Das Harzthor führt am Bahnhofe vor- bei nach dem Harze (Goslar); vom Augustthor führt die Chaussee über Gr. Stöckheim, Leiferde und Rüningen nach Braunschweig (Wilhelmithor), und vom Herzogthore geht die elektrische Straßenbahn über Anto i netten- ruh, Ster nh aus, Kl. Stöckheim und Melverode ebendorthin (Augustthor).

4. Kleine braunschweigische Landeskunde - S. 25

1899 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
— 25 — die fürstliche Familie täglich zu speisen Pflegte. An diesen Saal schloffen sich die Wohn- und Schlafzimmer an, die man Kemenaten nannte, weil sie durch Kamine geheizt wurden. Von der Kemenate Heinrichs d. L. führte ein überdeckter Gang nach der Domkirche. Auf der Ostseite der Burg lag die kleine zwei- türmige Burgkapelle, welche zwei Stockwerke hatte, die durch eine Öffnung in der Mitte des Fußbodens verbunden waren. Das obere Stockwerk war für die Herrschaft, das untere für die Dienerschaft bestimmt. Als die Her- zöge ihre Residenz 1308 nach Wolfenbüttel verlegten, geriet die Burg Dankwarderode allmählich in Verfall. Im Jahre 1763 ließ Herzog Karl I. für seinen Bruder Ferdinand, den berühmten Feldherrn des Siebenjährigen l Burg Dankwarderode. Krieges, an der Südseite der Burg den „Ferdinandsbau" aufführen, in welchem Herzog Ferdinand am 3. Juli 1792 gestorben ist. Später wurde die Burg als Kaserne benutzt. Als sie 1873 zum Teil abgebrannt war, sollte sie ganz und gar abgebrochen werden, weil man hier eine Straße durchlegen wollte. Prinz Albrecht, unser Regent, aber ließ die Burg so wiederherstellen, wie sie zur Zeit Heinrichs d. L. gewesen ist. Von der Burgkapelle ist jedoch uur der eine Turm wieder aufgebaut, da es für die andern Teile an Platz fehlt. Auf der West- feite der Burg, wo der herzogliche Vogt ehemals Gericht hielt, steht der eherne Löwe, den Herzog Heinrich d. L. 1166 als Zeichen seiner Macht und als Sinnbild seines Namens erricbten ließ. Er wendet sein Gesicht gen £)., weil dort die Hauptfeinde des Herzogs, die Wenden, wohnten. 1808 hätten die französischen Beamten den Löwen gm? nach Paris ge-

5. Friedr. Bosses kleine braunschweigische Landeskunde für Schule und Haus - S. 33

1914 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
Die Stadt Braunschweig. 38 halten kannte. Unter Herzog Wilhelm (1831 — 1884), der Kunst und Wissen- schaft, Handel und Verkehr kräftig förderte, hielt die Stadt Brannschweig 1861 die Jubelfeier ihres 1000jährigen Bestehens. Nachdem bereits 1797 mit der Schleifung der Festungswerke begonnen worden war, wuchs das Stadtgebiet erheblich, und die Bevölkeruugszifser nahm stetig zu: 1790 hatte Braun- schweig 3o525 Seelen, 1890 mehr als das Dreifache; heute beträgt die Einwohnerzahl etwa 145 Ooo. Das Auge dessen, der sich auf die Baukunst versteht, wird in Alt- Brannschweig durch zahlreiche schöne Holz- oder Steinbauten aus der Zeit vom 12.—18. Jahrhundert erfreut. Noch erzählen manche buntbemalte Fachwerk- häuser mit starken Ständern, weitüberstehenden Stockwerken und anmutig ver- zierten Giebelbalken von den Zeiten der Gotik, des Überganges zur Re- naissance und dieser selbst. Es gibt jetzt noch etwa 900 alte Holzhäuser mit geschmückten Fassaden; besonders viel findet man an diesen den sog. Treppenfries, manchmal mit Inschriften oder Figuren verziert. Unter den Steinbauten des 16. und 17. Jahrhunderts sind eine Reihe durch stattliche Portale ausgezeichnet (Reichsstr. 3, Südklint 15, Gördelinger Str. 43, Bank- platz 1). Manche vortreffliche Bauten verdankte die Stadt seit 1671 ihren Landesfürsten, die tüchtige Baumeister, wie Korb, Fleischer, Langwagen u. a. hierher beriefen. Zu ihnen gehören die Häuser Breite Str. 1, 9, 20, August- straße 6, das Lessiughaus, die Herzogliche Kammer, der Saalbau, das Laud- schaftliche Haus, Dannes Hotel u. a. ursprünglich meist für Hof- oder höhere Staatsbeamten im 18. Jahrhundert geschaffene Gebäude. 2. Die Mitte -er Stadt. Hier sind wir aus dem Burgplatze, an den sich n. der Ruhsäutchen- und s. der Wilhelmsplatz anschließen. Wo sich die 1886 neuerrichtete Burg erhebt, stand vielleicht 1ooo Jahre früher das von Dankward erbaute, mit Erdwall und Graben versehene, strohbedeckte Herrenhaus. Heinrich der Löwe, der Erbe der brunonischen Güter, ließ um 1170 an dessen Stelle eine zweistöckige Burg im romanischen Stil errichten, die dem Kaiserhause zu Goslar ähnlich war. Sie hatte unten einen ein- fachen kleinen Raum für die Dienerschaft und oben einen großen Saal, wo die fürstliche Familie zu speisen pflegte. An diesen schlossen sich die Wohn- und Schlafzimmer an, die mau Kemenaten nannte, weil sie durch Kamine geheizt wurden. Von der Kemenate Heinrichs des Löwen führte ein über- deckter Gang nach der Domkirche. Auf der Ostseite der Burg lag die kleine zweitürmige Burgkapelle, deren zwei Stockwerke durch eine Öffnung in der Mitte des Fußbodens verbunden waren; das obere war für die Herrschaft, das untere für die Dienerschaft bestimmt. Als 1251 hier eine fürstliche Hochzeit gehalten wurde, ging die Burg in Flammen auf. Sie wurde zwar wieder aufgebaut, geriet aber, nachdem die Herzöge ihren Wohnsitz 1308 nach Wolfenbüttel verlegt hatten, allmählich in Verfall. Herzog Karl I. ließ 1763 für seinen Bruder, den berühmten Feldherrn des Siebenjährigen Krieges, an der Südseite den „Ferdinandsbau" anlegen: später diente die Bosse-Hecke, Kleine braunschweigische Landeskunde. 7. Ausl. 3

6. Friedr. Bosses kleine braunschweigische Landeskunde für Schule und Haus - S. 84

1914 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
84 Die Gegenden an der Innerste und an der Leine. Flüssen liegt das braunschweigische Trennstück Ostharingen, weiter w. nahe der Neile der braunschweigische Flecken Lutter a. Barenberge (1800 E.). Dieser hieß zum Unterschiede von Königslutter auch Bischofslutter, weil er von 1323—1523 zum Bistum Hildesheim gehörte. In dem weiten Talkessel der Neile bei Lutter a. B., der im S. vom Harze und im N. von den Heinbergen begrenzt wird, wurde Christian Iv. von Dänemark 1626 von Tilly geschlagen, so daß er nach Wolfenbüttel und weiterhin über Stade in sein Land fliehen mußte. Daher entstand das Sprichwort: „Bon Lutter bis Stade, war das eine Retirade!" In dieser Schlacht wurde der dänische General Fuchs tödlich verwundet. Man brachte ihn nach Nauen (s.), und er starb hier in einer Bauernstube auf einer Bank hinter dem Ofen; an der Heerstraße von Lutter nach Seesen, wo ihn die Kugel getroffen hatte, wurde er begraben. — 2 km n. von Lutter liegt das (br.) Dorf Nenwallmoden, in dem sich an der Stelle eines jetzigen Bauernhofes ehemals eine Burg befunden haben soll, nach der sich ein adeliges Geschlecht nannte. Zn dieser Familie gehörte Thedel von Wallmoden, genannt Un- vorferd, d. h. der Unerschrockene, der zur Zeit Heinrichs d. L. lebte. Als er einst auf die Jagd ritt, begegnete ihm, wie die Sage erzählt, eine Rei- terschar, die von einem schwarzen Ritter auf schwarzem Rosse angeführt wurde. Die Begleiter waren längst verstorbene Männer. Einer von ihnen, der ans einer schwarzen dreibeinigen Geiß ritt, lud Thedel ein, sich hinter ihm auf das Tier zu setzen und die Fahrt nach Jerusalem mitzumachen. Wenn er während der ganzen Reise und auch während des Aufenthaltes in der Grabeskirche schweige, so werde der schwarze Anführer ihm seinen Rappen schenken; wenn er unterwegs aber frage oder antworte, so werde ihm der Teufel den Hals umdrehen. Thedel machte die Fahrt mit, schwieg standhaft und erhielt das schwarze Zauberroß geschenkt. Er mußte es mit glühenden Kohlen und Dornreisern füttern und durfte niemand sagen, von wem er es erhalten habe. Als Thedel später auf diesem Rosse alle seine Gegner im Turniere am Hose Heinrichs d. L. zu Braunschweig überwand, überredeten diese den Herzog, des Morgens ein Federchen in seinen Bart zu stecken und den Ritter Thedel in die Finger zu beißen, wenn er es herausziehen wolle; dann werde man sehen, daß Thedel heftig erschrecke und den Namen „Un- vorferd" nicht verdiene. Als aber Herzog Heinrich den Ritter beißen wollte, gab dieser ihm eine Ohrfeige und sagte: „Hätten mich Euer Gnaden nicht gebissen, so hätte ich Euer Gnaden nicht geschmissen." Herzog Heinrich schämte sich seiner Tat und sagte: „Ich habe eines Narren Rat befolgt, darum habe ich eines Narren Lohn empfangen." Thedel trat später in den Orden der Schwertritter in Livland und besiegte auch hier alle seine Feinde. Als ihn nun der Ordensmeister einst fragte, woher er sein schwarzes Roß habe, mußte ihm Thedel „bei des Gehorsams Pflicht" erzählen, daß er es vom Teufel geschenkt erhalten habe. Da er hiermit sein Geheimnis verraten hatte, starb er nach drei Tagen. Der Jnnerstezufluß Nette entspringt n. von Grund im Harz und fließt im ganzen n. auf der braunschweigischen Grenze; sie ist ein klares, fischreiches

7. Friedr. Bosses kleine braunschweigische Landeskunde für Schule und Haus - S. 42

1914 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
42 Die Stadt Braunschweig und ihre Umgebung. mit dem Teufel (Nickel — Wassergeist) in Verbindung brachte. Der Name der Sackgasse „Rehnstoben" (eigentlich Rodenstoben) bedeutet Hopfendarre. Im Neustadtrathause an der Küchenstraße, das vor seinem 1784 erfolgten Umbau gotische Lauben hatte, waren bis vor kurzem das Archiv und die Bibliothek der Stadt untergebracht; jetzt sind dessen Räume zu einem Schul- museum ausgestaltet. 5. Der nö. Teil der Innenstadt, aus dem das Wenden-, Fallersleber- und Steintor hinausführten, heißt Hagen. Er legt sich bogenförmig um den Hagenmarkt, wo ehedem das Rathaus und das Gewandhaus dieses Weichbildes, später das Herzoglichetheater(S.32) standen. Letzteres wurde 1864 abgerissen; ein Jahrzehnt darauf legte man daselbst den Heinrichsbrunnen an mit dem Standbilde des Fürsten, der einst diesen Stadtteil gegründet und die Katharinenkirche erbaut hat. Heinrich d. L. ist in langem, reichgesticktem Gewände dargestellt; im rechten Arm hält er das Schwert, während er im linken Arme das Modell der Katharinenkirche in ihrer ursprünglichen roma- nischen Form trägt. Im unteren großen Becken befinden sich drei schild- haltende sitzende Löwen. Einen weiteren Springbrunnen in Löwengestalt erblickt man an der Nordseite der Katharineukirche. Wie an der Schauseite des Turmes mit seinem schönen Haupteingang und Rundfenster zu erkennen ist, war diese Kirche anfangs romanisch; später hat man sie gotisch nmgestaltet. Der größere der beiden Türme ist zweimal durch Brand, einmal durch den Blitz arg beschädigt, aber jedesmal bis zu seiner urspünglichen Höhe (69 m) her- gestellt worden. Die am Kanzelpfeiler befestigte Kugel flog bei der Belage- rung am 20. Oktober 1615 während des Gottesdienstes in die Kirche. An der Nordwestecke des Hagenmarktes ist der Eingang in die Markthalle, ein 3700 qm großes Rechteck mit Ständen für Fleisch, Gemüse, Blumen usw. Im Vorderhause befindet sich das Schiedsmannsamt und das Jmpflokal. Den Stadtteil Hagen durchschneidet in ns. Richtung die sehr lange und breite Wilhelmstraße. Sie hieß ehemals by deme graven, weil hier der vom Klinte der Alten Wiek herabrieselnde, zu einem Graben erweiterte Ritterborn floß, der erst nach dem Regierungsantritt Herzog Wilhelms ein- gedeckt wurde, worauf die jetzige Bezeichnung aufkam. Ju dem Hause Nr. 30 dieser Straße wurde der Mathematiker K. Fr. Gauß geboren; das Ge- burtszimmer enthält Andenken an seine Kindheit (Gesangbuch, Sparbüchse), Briefe, Schriftstücke, Fernrohr u. a. Das an der Ecke der Fallersleber Str. liegende Bierbaumsche Haus gehört zu den gotischen Steinbauten edelsten Stils. Das noch weiter s. liegende Konzertlvkal Wilhelmsgarten erinnert mit dem Namen seines Weinkellers daran, daß in diesem Hause 1780—90 der damalige braunschweigische Geheimrat, spätere preußische Staatskanzler Fürst Hardenberg gewohnt hat. Das schräg gegenüberliegende, 1619 im Renaissancestil erbaute, kürzlich durch neue Bemaluug verschönte Patrizier- haus dient seit 1830 als Schulgebäude. In der Gegend der Straße Ritter- brunnen hatten ehemals die Tempelritter ein Besitztum.

8. Friedr. Bosses kleine braunschweigische Landeskunde für Schule und Haus - S. 87

1914 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
Gandersheim. 87 In dem Barfüßerkloster ließ Herzog Julius 1571, nachdem die Re- formation eingeführt war, eine lateinische Schnle einrichten, die jedoch schon 1574 nach Helmstedt verlegt und zwei Jahre darauf iu eine Hochschule ver- wandelt wurde. Der 30 jährige und der 7 jährige Krieg brachten viel Unheil (Plünderung, Brandschatzung, Einquartierung) über Stadt und Stift. Be- sonders rühmlich regierte in dem „Gefürsteten Kaiserlichen evangelischen Reichsstift Gandersheim" die Äbtissin Elisabeth Ernestine Antonie (1713 bis 1765); sie erweiterte die Abtei durch einen neuen Flügel mit dem Kaisersaal und legte eine Gemälde-, Bücher- und Mineraliensammlung an. 1803 wurde das Stift durch Beschluß des Reichstages zu Regensburg aufgehoben und mit dem Herzogtum Braunschweig vereinigt. — Von der ehemaligen Mauerbefestignng Gandersheims sind nur noch geringe Reste vorhanden. Die wichtigsten Gebäude der Stadt liegen am Markt- und Wilhelmsplntz sowie an dem nö. davon ge- legenen Plan. Am Marktplatz erhebt sich das 1581 erbaute, reichverzierte Rathaus mit zwei Flügeln, balkonartigen Ausbauten und einer Freitreppe. Nach dem Wilhelmsplatze blickt das Abteigebäude, das gegen- wärtig die Amtsräume der Kreisdirektion enthält. Es ist im 16. Jahrhundert anstelle der früheren durch Brand zer- störten Abtei errichtet worden. Der Renaifsancegiebel zeigt mit Wappen verzierte Vorsprünge. Ein Teil, das Corps de logis (Wohnhaus), hat als schön ausgestattete Räume ein Speisezimmer, ein Audienzzimmer und den Kaisersaal. Die Decke des letztem ist als Himmelsgewölbe gestaltet; an den Wän- den hängen lebensgroße Bildnisse der Äbtissin Elisabeth, des Kaisers Karl Vi., mehrerer braunschweigischer Herzöge und der lutherischen Äbtissinnen. Von den älteren Abteigebäuden ist das Dormitorium (Schlafhaus) erhalten geblieben. An das Wohnhaus schließt sich die in romanischem Stil erbaute dreischisfige Stiftskirche, die im ganzen noch so aussieht, wie sie 1170 von der Äbtissin Adelheid Iv. erbaut worden ist, nachdem der frühere, von Herzog Ludolf herrührende Bau durch Feuer stark beschädigt war. (Abb. 33.) Das Hauptschiff hat eine flache Holzdecke und empfängt sein Licht auf jeder Seite durch acht kleine Rundbogenfenster. Am Kauzelpfeiler befindet sich eine schöne Seiten- stickerei, Christus darstellend, wie er die Bergpredigt hält. Auf dem Hohen Chor sind ein fünfarmiger Leuchter, ein auf Holz gemaltes Bild, das den ersten Gründer der Kirche nebst seiner Gemahlin Oda darstellt, und geschnitzte Chorstühle zu sehen; darunter ist die Gruft. Unter den Nebenkapellen sind

9. Friedr. Bosses kleine braunschweigische Landeskunde für Schule und Haus - S. 16

1914 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
16 Helmstedr. fragte ihn der Kutscher, der ihn für einen Knaben hielt: „Na, Lüttje! will hei denne ok midde?" Conring lachte und sagte: „Ick bin et sülben, de geheime Rat!" Da brummte der Kutscher vor sich hin: „Nu, wenn dat is, so harre ick nich bruket mit veir Peeren un Wagen tau komen. Dene harre ick wol in der Tovelkepe nah Wulfenbüttel dragen wollt!" Beireis war Professor der Physik und Medizin und galt als tüchtiger Arzt. Unbemittelte Kranke behandelte er unentgeltlich, unterstützte sie mit Geld und schickte ihnen Arz- neien und Lebensmittel umsonst ins Haus. Er hatte zahlreiche mechanische Kunstwerke, so z. B. eine Ente, die Hals und Flügel bewegte, die Federn sträubte, Abb. 7. Das Fuleum zu Uelmstedt. schnatterte, untertauchte, Körner fraß und Wasser trank, als ob sie lebendig wäre. In seinem Hausflur war ein großer Magnet aufgestellt. Als einmal ein Bauern- bursche diesem mit den Metallknöpfen seines Rockes zu nahe kam, wurde er von dem Magneten angezogen und festgehalten, bis der Professor auf sein Geschrei herbeieilte und ihn befreite. Daselbst stand auch ein Holzbild, das einen Mohren mit einer Tabakspfeife im Munde darstellte; wenn man die Pfeife anzündete und ein Uhrwerk in Bewegung setzte, so rauchte der Mohr sie aus. Beireis behauptete auch, einen Diamanten zu besitzen, der so groß wie ein Gänseei und 700 Millionen Taler wert sei. Allein der Stein ist wahr- scheinlich gar kein Diamant, sondern ein wasserheller Emmerstedter Kiesel gewesen. — 1810 wurde die Universität, die seit Herzog Karl I. den Namen

10. Leitfaden beim ersten Schulunterricht in der Geschichte und Geographie - S. 143

1851 - Braunschweig [u.a.] : Westermann
143 Neueste Geschichte. Von der ersten französischen Revolution bis auf unsere Zeit. Von 1789 bis 1851. §. 78. Die erste französische Revolution. Napoleon Bonaparte. Äls Ludwig Xvi., ein milder König, welcher es gut mit seinen Unterthanen meinte, 1774 auf den französischen Thron kam, befand sich der Staat in einer zerrütteten Lage. Wegen der von seinen Vorgängern gehäuften Schuldenlast waren immer neue Abgaben nöthig. Das verarmte Volk konnte sie nicht mehr bezahlen. Dieser Zustand wurde dem König von seinen Rächen verhehlt. Je üppiger und übermüthiger die Adeligen und Vornehmen lebten, desto unzufriedener wurde das gedrückte Volk. Damit dem Elend abgeholfen würde, wurden 1789 Abgeordnete aus dem Reiche zu einer Nationalversammlung zusammenberufen, welche gegen des Königs Willen Beschlüsse durchsetzte. Als die- ser seine Sicherheit hierdurch für gefährdet hielt, zog er ein Heer, meist von Ausländern, gegen Paris zusammen und verabschie- dete den Minister Necker, welcher allgemein beliebt war. Fürch- terlich war die Wuth des Volkes über diese Maßregeln. Be- waffnete Schaaren stürmten das feste Staatsgefängniß, die B a- stille. Erschreckt flüchteten die Vornehmen (Emigranten). Der König wurde auf der Flucht gefangen genommen und nach Pa- ris geführt. Die Klöster wurden aufgehoben; ihre Güter fielen dem Staate zu. Damals wurde das Land in Departements eingetheilt. Es gibt deren jetzt 86; sie haben alle ihre Namen von Flüssen, Gebirgen und Küsten.
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TM Hauptwörter (200)200

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