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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. 2 - S. 452

1856 - Breslau : Leuckart
452 Vom Ackerbau. Als noch die Erde wenig bevölkert war, baute man den Boden nicht so sorgfältig an.. Man konnte die fruchtbarsten Stellen wählen, und diese brachten unter geringer Anstrengung dasjenige im Ueberflusse hervor, was die einfach lebenden Menschen bedurften. Bei ihrer Vermehrung wurden sie jedoch gezwungen, durch Arbeit und Kunst einen größcrn Gewinn aus dem Acker zu ziehen, das weniger ergibige Land zu bearbeiten und dem erschöpf- ten neue Fruchtbarkeit zu verschaffen. Diese Kunst stieg immer höher und ist in neuerer Zeit von denkenden Männern mit Beihilfe der Naturkunde außerordentlich vervollkommnet worden. Dasjenige, was der Landwirth zunächst beobachten und untersuchen muß, ist die Beschaffenheit des Bodens seiner Grundstücke. Nur die obere Schicht der Erde, so tief als die Wurzeln der Pflanzen eindringen, und so weit sie von Luft, Wärme und Regen durchdrungen werden kann, ist zum Anbau geschickt; die tiefer liegende wird nur dann erst fruchtbar, wenn sie eine Zeit lang auf der Oberflache der Witterung ausgesetzt worden war. Aber auch nicht überall taugt die Erdrinde zum Anbau. Oft besteht sie aus Sand, in dem keine Gewächse gedeihen; oft hat sie zu viel Feuchtigkeit, ist moorig oder torsig und bringt nur Moose oder schlechte Gräser hervor. Manche Landstriche liegen steil und hoch, andere an den Ufern austretender Flüsse, und werden deshalb nicht als Feld, sondern als Wald und Wiese benutzt. Der Boden enthält mehrere Erdartcn, die verschieden mit einander gemischt sind. Die gewöhnlichsten sind: Thon-, Sand-, Kalk- und Dammerde. Keine derselben ist für sich allein geeignet Früchte zu tra- gen, nur ihre Vermischung macht sie dazu fähig, und diese muß auch so be- schaffen sein, daß eine Erdart nicht zu sehr vorherrscht. Ein Boden, der größtenthcils Thonerde enthält, läßt sich schwer bearbeiten und nimmt Regen und Feuchtigkeit nur langsam an. Er wird bei trockner Witterung hart und bekommt Spalten; die zarten Wurzelfasern der Saaten können nicht durchdringen; sie werden bei dem Aufbersten zerrissen. Besteht der Acker meist aus Sand, so wurzeln darin die Pflanzen nicht fest; er saugt zwar das Wasser schnell ein, trocknet aber bald wieder aus und versengt leicht die dürftigen Gewächse. Viel Kalkerde schadet durch ihre Schärfe. Das Uebermaaß von Dammerde verursacht ein zu üppiges Wachsthum; die Pflan- zen kommen selten zur Blüthe und tragen wenig oder gar keine Früchte- Die Dammerde ist aus verweseten Pflanzen und Thieren entstanden, sieht schwarzbraun aus, läßt sich leicht zu einem feinen Staube zerreiben und gibt den Gewächsen die meiste Nahrung. Ein Feld, das nur den zehnten Theil derselben besitzt, gehört schon zu den fruchtbarsten. Auf der Oberflache des Bodens in den Waldungen bildet sich aus dem Laube, den Nadeln und andern Abfällen eine beträchtliche Lage Dammerde. In manchen Niederungen ist sie häufig, jedoch nicht tragbar, weil sie von einer Säure durchdrungen wird, welche die Verwesung des darin befindlichen Moders und Wurzelwer- kes verhindert. Kommt eine solche Suinpfcrde längere Zeit an die Luft, so verwandelt sie sich in eine fruchtbare.

2. 2 - S. 456

1856 - Breslau : Leuckart
456 Vom Ackerbau. siederasche, welche mit Kalk verseht und in benachbarten Städten leicht zu erhalten ist, befördert das Wachsthum der Futterkräuter und zerstört das Moos auf den Wiesen. Der Kalk wirkt vortrefflich auf Thonboden; er gibt den Pflanzen einen üppigen, frischen Trieb; dem leichten Acker aber, oder einem solchen, der schon Kalktheile besitzt, ist er schädlich. Der Gips eignet sich ausnehmend für Kleefelder und Grasplätze; doch im sauren, kal- ten und lehmigen Erdreich hindert er das Wachsthum der Saaten. Die Frage: wie oft muß ein Feld gedüngt werden? läßt sich nicht wohl beantworten, weil hier vieles von der Güte und Menge des jährlich zu ge- winnenden Düngers abhängig ist. Als eine allgemeine Regel kann man aber den Satz annehmen: wenig und oft gedüngt, gibt die reichsten Ernten. Auch in der Düngung hat die Landwirthschaft in der neuesten Zeit große Fortschritte gemacht. — Guano, der Auswurf der zahllosen See- vögel auf den nackten Felseninseln, kommt in ganzen Schiffsladungen nach Europa; dieknochen dcrthicre werden zu einem feinen Pulver — Knochen- mehl — blos als Düngungsmittel bereitet; Schwefelsäure, Salpeter und andere sind entweder durch wissenschaftliche Forschungen oder durch die Er- fahrung als solche Stoffe erkannt worden, die den Pflanzen diejenigen Nah- rungsmittel darbieten, welche sie brauchen. Ohne Bearbeitung liefert der beste Acker keinen bedeutenden Ertrag; er muß also zu den Gewächsen, die er hervorbringen soll, zweckmäßig zuge- richtet und während des Fruchttragens selbst, je nach Beschaffenheit der Saa- ten, gehörig behandelt werden. Die Bebauung des Lodens bewirkt haupt- sächlich zweierlei: das Auflockern und Zertheilen der tragbaren Erde, und die Säuberung des Landes von Unkraut. Dies geschieht durch Pflügen, Eggen, Graben, Hacken und Jäten. Es kommt dabei sehr viel auf Fleiß, Genauigkeit und Zeit an. Macht man die Arbeit nur leicht hin, bei zu groß- ßer Feuchtigkeit oder Dürre, so hat man davon mehr Schaden als Nutzen. — Der Pflug ist das wichtigste und unentbehrlichste Ackerwerkzeug. In mehreren Gegenden gebraucht man statt seiner den Haken. Zu manchen Feldarbeiten ist dieser sehr gut; doch erfordert seine Handhabung viel Uebung. Man muß sich beim Pflügen, so wie bei allen Ackcrgeschäften nach der Beschaffenheit des Bodens und der Witterung richten. Schweres, tho- m'ges Erdreich darf man nicht pflügen, wenn es naß und schlammig ist, weil es sich dann nicht schüttet, sondern in Schwarten umlegt; aber auch nicht, wenn es ausgetrocknet ist, weil es harte Schollen gibt, die man kaum zerschlagen kann. Man muß den mittlern Zeitpunkt wahrnehmen, welchen die Erfahrung kennen lehrt. Im Herbste kann man solchen Acker auch in der Nasse pflügen; denn der Winterfrost macht, daß er hernach im Frühjahr unter der Egge leicht zerfällt. Lockern, lehmigen Boden pflügt man fast zu allen Zeiten, ausgenommen nach lange anhaltendem Regen; sandigen dagegen, wenn er feucht ist, damit ihn bei trockncr Witterung der Wind nicht unter dem Pfluge fortnehme. Die Egge dient vorzüglich, die aufgepflügte Erde zu zertrümmern, zu ebenen, die Wurzeln des Unkrauts

3. 2 - S. 458

1856 - Breslau : Leuckart
458 Vom Ackerbau. ihren blaßgrünen Aehren, welche statt der Körner einen dunkelbraunen Saft enthalten, der bis zur Reife des guten Weizens zu einem schwarzen Staube eintrocknet und beim Dreschen alle guten Körner verunreiniget. Am sicher- sten vermeidet man das Uebel, wenn man alten Weizen säet, welcher bereits ein Jahr auf dem Boden dünn ausgebreitet gelegen und gut erhalten wor- denist; man muß ihn jedoch etwas starker säen, weil nicht alle Körner aufgehen. Der Roggen, gewöhnlich Korn genannt, ist die Hauptbrotfrucht der Deutschen. Ein Scheffel vollkommener Körner wiegt 82 bis 83 Pfund. Er wächst fast auf jedem Acker, nur darf dieser nicht zu naß sein. Selbst ein schlechter Sandboden trägt zuweilen gutes Korn, und in besserem Lande kann man es sogar mehrmals nach einander säen. Es erschöpft den Boden bei weitem nicht so als der Weizen, ist also in manchen Gegenden mit grö- ßerem Vortheil zu bauen. Der Roggen wird im Spätherbst gesäet. Eine günstige Blüthezeit entscheidet seinen reichen Ertrag; starke Regen, kalter Thau, Sturmwinde während der Blüthe vernichten oft alle Hoffnungen. Das Sommerkorn ist nur ein Nothbehelf, jedoch geräth es oft auf magerem Sandboden zur Verwunderung schön, wenn es ihm an Feuchtig- keit und Wärme nicht fehlt. Man säet es im Frühjahr so zeitig als möglich. Die Gerste liebt ein lockeres Land, das nicht leicht austrocknet; im zähen, kalten Boden kommt sie schlecht fort. Man säet sie oft nach Roggen und Weizen; allein nach Kraut, Rüben und Kartoffeln gedeiht sie noch besser. Es gibt mehrere Arten. Die große zweizeilige Gerste ist für guten Boden die vorzüglichste; ihr Korn ist groß und mehlreich, ein Scheffel da- von wiegt 72 Pfund. Sie bestaubet sich sehr, darf daher nicht zu dick ge- fäet werden. Die kleine fechszeilige kann man später säen; denn sie bedarf nur 10 Wochen zu ihrem Wachsthum und kommt bei warmer, feuchter Wit- terung auch auf magerem Acker gut fort. Sie ist leichter und gibt weniger Mehl als die zweizeilige. Der Hafer muß oft mit dem schlechtesten Boden fürlieb nehmen; er gedeiht auch auf Höhen, wo keine andere Getreideart mehr wächst. — Im frisch umgebrochenen Graslande, so auch auf Moorgründen kann man ihn mehrere Jahre nach einander säen. Für strengen Boden paßt er besser als Gerste. Von gutem Hafer wiegt der Scheffel 48 bis 30 Pfund. Der Hirse ist eine vorzüglich ergibige, nahrhafte Frucht. Man hat Rispen- und Kolbenhirse. Der erstere trägt größere Körner und ist des- halb allgemeiner; er fällt aber auch leicht aus und wird von den Sperlingen sehr heimgesucht. Er fordert einen warmen, sandigen Boden, der nicht kraftlos ist. Da die Rispen selten zu gleicher Zeit reifen, so muß man ihn ernten, sobald der größte Theil reif ist. Die vollkommensten Rispen schnei- det man besonders, legt.sie dünn auf luftige Böden und nimmt davon zur künftigen Aussaat. Unter Hülsenfrüchten versteht man diejenigen Pflanzen, deren Samen in Schoten eingeschlossen sind, als Erbsen, Linsen, Bohnen. Sie haben einen rankenden Stengel und breite saftige Blätter. Das Stroh

4. 2 - S. 462

1856 - Breslau : Leuckart
462 Vom Ackerbau. jäten. Das Kraut von ihnen verdient keiner Erwähnung; das Vieh liebt es nicht. Unter den Futterkräutern gehört dem rothen Klee die erste Stelle. Man baut ihn auf einem guten, schwarzen, thonigen, kalkigen und feuchten Boden. Wer indeß kein passendes Erdreich besitzt, der halte sich lieber an Wicken und Haidekorn. Vor der Aussaat des Klees muß man sich erst von der Güte des Samens überzeugen, und diese ist an der schwefel- gelben Farbe, an dem mehlreichen Inhalt der Körner und an ihrer Voll- ständigkeit zu erkennen. Zuweilen unternimmt man, um sicher zu sein, eine Keimprobe, indem man einige Körner 24 Stunden im Wasser einweicht, sie dann auf Leinwand abtrocknen läßt und in einen mit guter Erde angefüll- ten Blumentopf streut, wo die guten Körner nach 2 Tagen ausgekeimt haben. Man säet den Klee am besten im April und Mai mit der Sommer- srucht unter Gerste oder Hafer. Diese/à?ermischung geschieht deshalb, weil der Klee im ersten Jahre niedrig bleibt und, ohne Schutz einer andern Pflanze, zu sehr der Sonne und den Insekten ausgesetzt ist. Er wird ent- weder zu Heu gemacht, oder grün verfüttert. Bei der grünen Fütterung ist Vorsicht zu empfehlen, weil er anfänglich das Vieh aufblähet. Man muß daher, so lange die Thiere im Frühjahr an diese Speise noch nicht ge- wöhnt sind, den Klee nicht in Menge auf einmal reichen, sondern die Krip- pen und Raufen nur nach und nach anfüllen. Eben so darf man ihn nie vorlegen, wenn er naß oder sehr bestaubt ist. Am gedeihlichsten ist der junge Klee mit Siede vermengt. Wenn er indeß schon blüht, so kann er dem Vieh ohne Gefahr gegeben werden. Im ersten Jahre schneidet man ihn nur einmal, im zweiten und dritten kann er vier mal gehauen werden. Er wächst überhaupt drei Jahre, im vierten stirbt seine Wurzel ab. Die Luzerne liebt Kalkboden. Da ihre Wurzeln 3 Fuß tief in die Erde dringen, so muß der Untergrund des Ackers gut sein und keinen todten Sand oder Wasser halten. Sie dauert gegen 10 Jahre. Ihr Futterertrag ist im ersten Jahre sehr gering, im dritten und den folgenden außerordentlich. Die Esparsette wächst in demselben Boden und wird auf gleiche Art wie die Luzerne behandelt. In Niederungen hält sie nicht lange aus, auf Bergen hingegen 13 bis 20 Jahre; dort verjüngt sie sich durch den herausgefallenen Samen. Sie kann jährlich drei mal gemäht und grün oder als Heu verbraucht werden; bei Kühen giebt sie reichliche Milch. Der Raps ist eine Rübenart, die starke vielzweigige Stängel treibt, hellgelb blüht und in langen dünnen Schoten zahlreiche runde Samen- körner trägt, aus denen Oel bereitet wird. Er fordert einen guten, stark gedüngten Acker, der oft gepflügt und gereinigt werden muß. Es gibt Winter- und Sommerraps oder Rübs. Eine ungünstige Witterung verursacht oft Mißwachs. Auch hat die Pflanze zahlreiche Feinde. Rau- pen, Käfer und Feldmäuse richten sie nicht selten völlig zu Grunde. In früherer Zeit wurde der Anbau des Rapses wenig betrieben; gegenwärtig ist er für den Landwirth sehr wichtig, seitdem der Verbrauch des Oeles durch

5. 2 - S. 457

1856 - Breslau : Leuckart
Anbau der Feldfrüchte. 457 herauszuziehen und den ausgestreuten Samen in die Erde zu bringen. Man hat Eggen mit hölzernen Zinken, deren man sich auf Sandboden be- dient. Die eisernen Zähne sind häufig nach einer Richtung hin gebogen. Spannet man das Pferd so an, daß die gekrümmten Spitzen vorwärt's stehen, so greifen sie tiefer ein. reißen die Wurzeln heraus und zertheilen die Klöße. Will man aber das Feld blos ebenen, oder den Samen einbrin- gen, so dreht man die Egge auf die entgegengesetzte Seite um, wo dann die Zinken blos schleifen. Das Eggen in die Länge ist bei schmalen Stücken am gewöhnlichsten; doch pflegt man auch in Schlangenlinien zu eggen, welches von guter Wirkung ist. Sind die Felder breit, so egget man sie sowohl in der Länge, als in der Quere, und zieht zum Schluß nochmals um das ganze Stück herum. — Die Walze ist ein vortreffliches Werkzeug. Sie wird nicht nur angewandt, um Klöße zu zerbröckeln, sondern auch um die Samenkörner an die Erde zu drücken, im Frühjahr die durch den Frost locker gemachten Weizen- und Roggenpflanzen wieder zu befestigen und die Feuchtigkeit eines frisch gepflügten Ackers zu erhalten. Anbau der Feldfrüchte. Der Landmann muß die Beschaffenheit und die Behandlungsarten der Gewächse kennen, die er anbauen will. Diejenigen, welche bei uns erbaut werden, kann man abtheilen in Getreide, Hülsenfrüchte, Erdgcwächse, Futter-, Oel-, Gewerbs- und Handelspflanzen. Die Getreidearten gehören, mit Ausnahme des Haidekorns, zu den Gräsern. Einige davon säet man im Herbste; sie überwintern und neh- men fast ein volles Jahr ihre Stelle auf dem Felde ein; andere werden im Frühjahr gesäet und reifen nach wenig Monaten. Erstere nennt man Win- tergetreide: Weizen und Roggen; letztere Sommergetreide: Gerste, Hafer, Hirse. Der Weizen ist die vorzüglichste Halmfrucht. Ein Scheffel nach dem preußischen Maaße wiegt ungefähr 90 Pfund. Er gedeiht nur in gut ge- düngtem, kraftvollem, lehmigem Boden, aber nicht in losem, sandigem, und verlangt ein oft gepflügtes, gut zubereitetes Land. Er zieht mehr Nahrungssäfte aus dem Acker als andere Getreidearten, erschöpft ihn also leichter als diese. Nach Erbsen und Kartoffeln geräth er nicht sonderlich, und Weizen nach Weizen noch weniger. Im Mittelboden, nach gedüngter reiner Brache, und ebenso nach dicht bestandenem Klee gedeiht er vortreff- lich. Die beste Zeit zum Säen ist von der Mitte des September bis zur Mitte des Oktober; er verträgt aber auch eine etwas spätere Aussaat. In gutem Boden und bei günstiger Witterung erhält man oft sechzehnfältige Frucht. Eine der schlimmsten Krankheiten dieser Getreideart ist der Brand. Er entsteht, wie man glaubt, aus unreifen und nicht völlig gesunden Sa- menkörnern. Ein solches Samenkorn geht auf und wächst mit den andern gesunden Pflanzen gleich hoch; man erkennt aber die Brandhalme bald an

6. 2 - S. 471

1856 - Breslau : Leuckart
Von einigen Gewerben. 471 Triebe und das trockene Holz weggeschnitten. So lange die Bäume klein sind, kann man das Land umher graben, mit Gemüse besetzen und zuweilen etwas kurzen Mist daran bringen; nur muß man sich vor dem Verletzen beim Graben hüten. Unter den Futterkräutern wäre der Klee zum Besäen des Gartens am geeignetsten. Junge Bäume leiden oft am Brande, die Rinde springtauf, trennt sich vom Holze, dieses wird schwarz und das Uebel frißt um sich. Der Brand entsteht durch Fröste, Verletzungen und frischen Mist. Man schneide die brandige Stelle bis auf die gesunde Rinde weg und verschmiere die Wunde mit einer Mischung von Lehm und Kuhdünger. Eine noch gefähr- lichere Krankheit ist der Harzfluß; vorzüglich sind demselben die Stein- obstarten, als Pfirsich - und Kirschbäume, unterworfen. Die Ursache dieses Uebels ist ein Andrang von Saft, durch Dünger oder zu starkes Beschneiden herbeigeführt. Man schneidet auch hier den Schaden aus und belegt die Wunde mit Baumwachs; indeß kann ein davon ergriffener Baum nur selten, gerettet werden. Achte Abtheilung. Von einigen Gewerben. .Alses, -was der Mensch bedarf, liefert zwar die Natur, allein die meisten ihrer Erzeugnisse muss er zu seinem Gebrauch anders gestal- ten, oft in ihre Bestandtheile zerlegen, und dies erfordert Mühe, Geschick und! Nachdenken. Der Schöpfer hat aber den Menschen nicht umsonst mit so vorzüglichen Kräften des Geistes und Körpers ausgestattet; es war dem göttlichen Willen gemäss, dass er dieselben anwende, um seinen Zustand zu verbessern und zu veredeln. Das Gebiet menschlicher Thätigkeit ist gegenwärtig ausserordentlich gross; in alten Zeiten hatte es einen geringen Umfang und be- schränkte sich bloss auf das Erlangen der dringendsten Bedürfnisse. Anfangs machte der Menseh fast alle Arbeiten selbst, dann nahm er Thiere zu Gehilfen, und weiterhin bediente er sich auch des Feuers und Wassers; jetzt gebietet er über ein Heer von Kräften und Werkzeugen zu den mannigfachsten Leistungen. Eine Kenntniss der verschiedenen Gewerbe ist für jeden nützlich» Er lernt über die Erzeugnisse des Fleisses, über ihre Entstehung, mühsame Zubereitung und allmälige Vervollkommnung richtiger urtheilen, wird die Menschen, welche oft schwere und mit Unrecht "verachtete Arbeiten verrichten, besser schiätzen, die Ausdauer und

7. 2 - S. 4

1856 - Breslau : Leuckart
4 Geschichte. Nässe sich zusammendrehen und dadurch an Festigkeit gewinnen sah, so kam er vielleicht auf Spinnen und Weben. Aber das unstäte Leben verursachte, daß er in jeder Gegend ein Fremdling blieb; machte er ja Erfindungen, so waren seine Genossen viel zu entfernt, um dieselben kennen zu lernen; die ge- genseitige Hilfsleistung, welche die Ackerbauer verbindet, blieb ihm fremd, und Zank und Streit um Weideplätze waren nicht selten. Jeder war frei und unabhängig, nur dem Oberhaupte, dem Aeltesten des Stammes, gehorchte er; dieser ist der König, und die Bibel zeigt uns die anmuthigsten Bilder des Hirtenlebens in Abraham, Isaak und Jakob. Immer weiter gehende Wanderungen führten manche Men- schen in Gegenden, die weder zum Ackerbau noch zur Viehzucht taugten. Große, endlos scheinende, unfruchtbare, wasserlose Step- pen waren unter unsäglichen Beschwerden durchzogen, sie grenzten an ungeheure, dichte Wälder, worin zahllose kleine und große Thiere hausten. Umkehr war unmöglich — da griff der Mensch, durch die Noth kühn und erfinderisch gemacht, zur Waffe, und wurde ein Jäger. Das rohe Fleisch des erlegten Thieres stillte seinen Hunger, die abgezogene Haut bekleidete ihn. Er suchte seine Waffe zu verbessern, und sann auf allerlei List; lauerte im Hinterhalte, lief über Berg und Thal, wohnte in Höhlen und Klüften, wie sie die Natur bot. Bald scheuten ihn die Thiere und flohen seine Nähe, er mußte ihnen folgen, und er that es. Darum baute er keine Hütte, schlug kein Zelt auf; stilles Familienglück, geselliges Zusammenleben kannte er nicht, es war ihm nur hinderlich; mußte doch der erwachsene Sohn sein eigenes Jagdgebiet aufsuchen, und sich von den Seinen trennen, oft auf Nimmerwiedersehen. Wie der Jäger Herrscher über die Thierwelt war, so wollte er über Menschen gebieten, die sich ihm ja näherten; wie er hart und herzlos gegen die Geschöpfe des Waldes war, so war er es gegen seinen Nebenmenschen. Bei reicherem Fange unmäßig, zu den großen Anstrengungen Stärkung und Aufregung suchend, kannte er nur rauhe, ungestüme Vergnügungen, und eine allmälige Verwilderung war die Folge. Unter den Volksstämmen wurden die zuerst groß, bei welchen der Ackerbau die Quelle des Unterhaltes war. Schon oben wurde gesagt, daß bei ihnen auch die ersten Begriffe von Recht vorkamen. Wollten Alle bestehen, so durfte nicht jeder nur sein Bestes wollen, sondern er mußte darauf achten, daß dadurch dem Nachbar und Genossen kein Schaden erwuchs. So entstand nach und nach Her- kommen, Sitte, Gesetz, und danach mußten alle Bewohner eines Ortes, eines Landes leben; den Uebertreter strafte man, oder

8. 2 - S. 11

1856 - Breslau : Leuckart
Babylonier. Assyrer. Meder. Ii kendsten Datteln im Ueberfluß. Es läßt sich leicht denken, daß gleich bei der ersten Ausbreitung der Menschen ein solches Land vorzugsweise zum Wohnplatze gewählt wurde. Hier fand der Hirt die trefflichsten Weiden, der Landmann die fruchtbarsten Aecker. Durch die reine Luft strahlten die Gestirne an dem klaren, wolken- losen Himmel im herrlichsten Glanze und reizten zu Beobachtungen. Bald machte man die Erfahrung, daß, wenn der Acker beim Er- scheinen gewisser Sterne gepflügt und besäet wurde, er eine reich- lichere Ernte gab; deshalb verlegte man sich auf die Sternkunde. Leider führte diese bald zur Abgötterei. Der fromme Landmann betrachtete die schönen Sternlein als himmlische Schutzengel seiner Felder. Er betete sie an, und weihete ihnen aus Dankbarkeit Feste und Opfer; er baute Tempel, und stellte dort zur Anbetung die Bilder des Mondes und der Sterne hin. Spuren solcher Ab- götterei finden wir auch bei andern alten Völkern. Nimrod, dessen die heilige Schrift erwähnt, ist als Stifter des babylonischen Reiches zu betrachten, etwa 2000 Jahre vor Christus. Fast um dieselbe Zeit entstand das assyrische Reich. Hier war Ninus einer der ersten Könige, der mehrere umliegende Länder unterwarf. Er baute die Stadt Ninive, von der man Folgendes erzählt. Sie hatte 12 deutsche Meilen im Umfange; die Mauern waren hundert Fuß hoch und so breit, daß oben be- quem drei Wagen neben einander fabren konnten. In der Mauer standen 1500 Thürme, jeder von 200 Fuß Höhe. Wir würden alles dies für Uebertreibungen halten, wenn wir nicht von den un- geheuren Trümmern der Stadt Theben in Aegypten gehört hätten. Zwar scheint es sonderbar, daß von dem großen Ninive fast keine Spur mehr übrig ist; allein man muß bedenken, daß es dort an Bausteinen fehlt, und die Gebäude aus Ziegeln, die zum Theil nur in der Sonne gedörrt waren, gebaut wurden. Ninus eroberte auch das babylonische Reich, und seine Frau, Semirumis, die nach seinem Tode die Regierung führte, soll die Stadt Babylon erweitert und verschönert haben. Die Mauern umschlossen ein Geviert, dessen Seite zwei Meilen betrug; sie waren hundert Fuß hoch und mit 250 Thürmen besetzt. Hundert eherne Thore führten in die Stadt, deren schnurgrade Straßen sich rechtwinklig durchschnitten. Ueber den Euphrat, der sie durch- strömte, ging eine prächtige Brücke von ungeheurer Länge, und an jedem Ende stand ein königlicher Palast. Diese Paläste trugen auf hohen, vorspringenden Gewölben, welche mit Erde bedeckt waren, die schönsten Gärten, voll Blumen und Bäume, die frei in der Luft zu schweben schienen. Die wunderbaren Anlagen nennt man deshalb wohl die schwebenden Gärten der Semiramis. An der östlichen Seite der Brücke erhob sich der 600 Fuß hohe Belus-

9. 2 - S. 267

1856 - Breslau : Leuckart
Das Riesengebirge. 267 senkrecht. An seine Gipfel reiht sich eine Kette von ausserordentlich hohen, spitzen Granitfelsen, deren Zwi- schenräume mit Eis und Schnee gefüllt sind und so ein in den höchsten Regionen schwebendes Eismeer bilden. Die Natur ist einzig in ihrer Art, ihre Grösse Furcht und Schauder erregend. Eine unbezwingbare Bangigkeit ergreift den Be- schauer, wenn er die starre Eismasse und die hohen Felsen- säulen anstaunt, welche gleich Stützen des Himmelsgewöl- des hinaufsteigen. Von jenen grossen Felsen blicken vier besonders merkwürdige Gletscher herab. In den Gletschern befinden sich Spalten und tiefe Ab- gründe, welche ein trügerischer Schnee deckt und die selbst dem vorsichtigsten Wanderer mit dem Tode drohen. Im Ganzen starren 17—18 Gletscher mit ihrem eisigen Antlitz auf den Thalbewohner herab. Aus ihren finstern Eiskammern dringt Wasser hervor, welches sich in einem Flusse dahin- wälzt, Thäler aushöhlt, Seen füllt und die Felder erquickt. Oft stürzen grosse Schneelawinen mit fürchterlichem Ge- töse und unglaublicher Gewalt von den hohen Felsen in die Tiefe herab. Diese furchtbaren Massen reissen alsdann Bäume, Felsen und Erdstücke in ihrem Sturze mit sich fort und begraben nicht selten Menschen und ihre Wohnungen unter ihrer Last. Jeder, der menschlich fühlt, muss von erhabenen Gefühlen ergriffen werden beim Anblicke dieses Berges, der seit Jahrtausenden sein Haupt weit über die Wolken himmelan hebt. In seiner Nähe sinkt der Mensch in Demuth und heiliger Andacht vor dem allmächtigen Wesen nieder, welches das kleine Sandkorn so wie diese gewaltigen himmelhohen Säulen seines Erdballs aus dem Nichts her- vorrief. * Das Riesengebirge. Das berühmteste und längste Gebirge des preussischen Staates und nächst den Alpen das höchste und ansehnlichste in ganz Deutschland ist das Riesengebirge. Zwischen Böh- men und Schlesien erhebt es sich majestätisch mit seinen weiten Verzweigungen und seinen schäumenden Gewässern, die, in schwachen Bächlein den steilen Felsengipfeln entquel- lend, bald als mächtige Flüsse den fernen Meeren zuströmen. Unzählige Wanderer eilen alljährlich während der sommer- lichen Zeit dieser Zierde ostdeutscher Gaue zu, theils um an dem Fusse des Gebirges in heilkräftigen Bädern die ge- schwundene Gesundheit wieder herzustellen, theils um sich

10. 2 - S. 269

1856 - Breslau : Leuckart
Der Sinai. 269 Betrachten wir nun die Flüsse, die auf dem Riesenge- birge entspringen, so finden wir, dass von ihm wie vom Fichtelgebirge Flüsse nach allen 4 Weltgegenden ausströmen. Gegen Süden Hiesst die March, die alle vom mährischen Gebirge kommenden Gewässer aufnimmt; gegen Südwesten Hiessen Iser und Elbe; letztere wendet sich näch Nordwesten und nimmt die ganze Wassermasse der böhmischen Flüsse auf; gegen Norden und Osten gehen die Nebenflüsse der Oder, die Oppa, die Neisse, die Weistritz, die Katzbach, der Queis, der Bober und die Lausitzer Neisse. Das Hirschherger Thal ist eine der freundlichsten Par- tieen des Riesengebirges, das vom Bober durchströmt wird. Hier sind die merkwürdigen Orte: Warmbrunn, das weltbe- rühmte Bad, dem so mancher Gichtkranke seine Heilung verdankt — Fischbach, der liebliche Sommeraufenthalt des verstorbenen Prinzen Wilhelm — und Erdmannsdorf, das Friedrich Wilhelm Iii. zu einem Lustorte umgeschaffen und der Fürstin von Liegnitz als Wittw ensitz verliehen hat * Der Sinai. In seltsamen Umrissen, düster und drohend, steigen die Vorberge des Sinai in die Höhe, steil und wild durcheinander geworfen, als wollten sie jeden Zutritt zu dem innern Heilig- thume verwehren. — Das eigentliche Gebirge besteht aus Porphyr und Granit. Von der Glutb der Sonne geschwärzt, von dem Anprall der Gewitterstürme zerrissen, bald über- hängend, bald senkrecht aufgerichtet, nehmen die Felsen immer wundersamere Formen an. Ueber die rothbraunen Flächen der Granitwände sieht man hier und da wilde Strei- fen von dunkelblauer Stahlfarbe gezogen, gleich als hätte der Blitz darin seine Feuerbahn durchlaufen, als hätte der Finger Gottes auf diese Felsen seinen Namen geschrieben. Die Thäler des Sinai sind zum Theil wüst und öde, mit unge- heuren Steinblöcken und Felsengeröll überlagert oder mit Triebsand überdeckt; andere dagegen sind fruchtbar und wohl bewässert. In den Betten der Winterströme wächst Gebüsch und Weide genug für die Heerden eines wandernden Hirtenvolkes. Ein Thal besonders, welches sich durch die Bergstrecken windet, ist lieblich. Dort blüht die vaterlän- dische Königskerze auf sonnigen Hügeln; hochstämmige Dattelpalmen treten am Quell gesellig zusammen; prachtvolle Schmetterlinge gaukeln durch die klare Luft; und während das freigelassene Kameel des Pilgers am Ginster rupft, lockt
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TM Hauptwörter (200)200

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