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1. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 13

1904 - Cöthen : Schulze
— 13 — die Erhaltung der Habsburgischen Universalmacht und die Unterdrückung des Protestantismus war ihm nicht gelungen. Er zog sich in klösterliche Einsamkeit nach Spanien zurück, wo er zwei Jahre darauf starb. — Zweiter: Abschnitt: Die Ieil 6er Gegenreformation, per dreißigjährige Krieg (1555—1648). So viel auch durch den Religionsfrieden von 1555 erreicht worden war, so barg derselbe doch wieder Keime zu neuen Zwistigkeiten, da über wichtige Fragen eine Einigung nicht erzielt war. Es galt für die Evangelischen, sich fest zusammenzuschließen in einer Zeit, in der die katholische Kirche wieder innerlich erstarkte. Das Tridentiner Konzil, mit Unterbrechungen von 1545—1563 und nicht immer in Trient tagend, ließ den Katholicismus wieder mächtiger werden. Der katholische Lehrgehalt wurde im Gegensatz gegen die Lehreder Reformation genau festgelegt und begründet; manche Mißbräuche wurden abgestellt; den Geistlichen wurde ein streng sittliches Leben zur Pflicht gemacht; die Machtstellung des Papstes gekräftigt. Das Konzil war je länger je mehr von Jesuiten beeinflußt und geleitet worden. Der Jesuitismus ist die schärfste Waffe des Katholicismus in der Zeit der Gegenreformation gewesen. Von Ignatius Loyolas gegründet und 1540 vom Papste bestätigt, hat der Orden eine außerordentliche Tätigkeit in Deutschland und nicht nur in Deutschland entwickelt durch eine straffe Organisation, durch x) Ignatius Loyola einem vornehmen spanischen Geschlecht entsprossen, geb. 1491 (1493 ?), Bei der Verteidigung Pampelonas gegen die Franzosen (1521) verwundet, wird auf dem Krankenlager durch Lektüre von Heiligenlegenden für den Dienst Gottes gewonnen; gibt sich eifrigen Studien hin und ftest sich Ende der dreißiger Jahre des 16. Jahrhunderts mit seinen Genossen dem Papste zur Verfügung. — Das innere Erstarken des Katholicismus.

2. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 17

1904 - Cöthen : Schulze
— 17 — auf dem Reichstage in seiner Mehrzahl evangelisch zu machen. Aus dem Reichstage von 1594 stellte Kurpsalz und Branbenburg eine Reihe von Beschwerben auf. Kursachsen hielt sich auch bieses Mal fern. Die katholischen Stäube stellten damals Gegensorberungen auf, u. a. das Verlangen, daß alle feit 1552 säkularisierten Gebiete wieder restituiert werben sollten. — Trotz der vielen Spaltungen und politischen Fehler der Evangelischen hat der Protestantismus in den beiben nöchsten^g1"^*^® Jahrzehnten nach dem Religiousfrieben noch immer an Boben ߣan?T gewonnen. Noch würden viele Klöster und Stifter von evan-gelischen Lanbesherren säkularisiert. Die Domkapitel nicht weniger^Ean n. Bistümer wählten Administratoren. Unter der Bevölkerung manches katholischen Fürsten verbreitete sich die Reformation, wenn auch die Lanbesherren selbst bei der alten Religion blieben. Selbst in Bayern und in beit Habsburgischen Lauben fanb das Evangelium Verbreitung. Besonders auch in den Reichsstäbten würde der protestantische Geist mächtig. Um 1570 hat die evangelische Kirche in Deutschland ihre größte Ausbehnung gewonnen; ja es staub zu erwarten, daß bei einem kräftigen Zusammenhalten der Evangelischen und bei klugem Benutzen der politischen Verhältnisse der Katholicismus aus Deutschland verbrängt werben würde. Dieses Wachstum des Protestantismus war nur möglich, weil es auch die Gegner zunächst an einer festen und sicheren Politik mangeln ließen, und unter Kaisern, wie sie Ferbinanb und Maximilian waren. Ferbinanb I. (1556—1564) würde 1558 römischer Kaiser. Er hatte in seiner Wahlkapitulation gelobt, den Religiousfrieben zu wahren; er hielt sein Versprechen im ganzen, obwohl er persönlich ein treuer Katholik war und blieb. Rom nahm bamals wieber einmal Gelegenheit, sich in die Angelegenheiten der beutschett Königswahl zu mischen, unter dem Vorwanbe, daß im Falle der Abbankung eines Kaisers1) der Kurie allein das Recht der Bestellung eines neuen Kaisers zustehe. Doch hatte Weber bei Ferbinanb noch bei Maximilian2) das Papsttum rechten Erfolg. Die Wahl Maximilians Ii. zum römischen Könige war Ferbinanb im Jahre 1563 geglückt. Maximilian (1564—1576) war der *) Vgl. Sz. 36 a, 36 b, 36 c. 2) Vgl. Sz. 36 d. Strnbt, Quellensätze. (Blume, Quellensütze Iv).

3. Quellensätze zu den staatlichen Zuständen - S. 437

1904 - Cöthen : Schulze
— 437 — eingeführt wird, indem nicht allein alle und jede dem H. R. Reich Angehörige, Hoch und Niedern Stands, Geist- und Weltliche, Arm und Reiche ... in gebührenden gleichförmigen Proportionen konkurriren - sondern auch aller Güter, Einkommen, Gewerbschafften und Nutzungen . . ., und nicht nur die arme Bauren und Unterthanen . . . darein gezogen werden . . . Vitr. 111. Iii, S. 386 n. a. 328d. S. Sz. 257. 329. (1722/23. Instruktion für das Generaldirektorium unter 2^tb0e“en Friedrich Wilhelm I.) Art. 10, § 5: An den Orten unserer Lande, wo die Accise noch nicht eingeführet ist, solches aber mit unserer Avantage und ohne größeren oder auch nur gleichmäßigen Abbruch unserer Domainen-Revenüen geschehen kann, muß das General-Direkt. zu Einführung der Accise ohne den geringsten Anstand schreiten. — Art. 11, § 1 u. 2. Das General-Direkt, wird allen ersinnlichen Fleiß anwenden, . . daß die Commerden . . empor . . gebracht, unsere Zölle auch nicht abnehmen . . (Vgl. Sz. 128). — Art. 13. § 2. 3. 5. In specie soll weder von Reichen noch von Armen einig Memorial angenommen werden, noch bei unseren General-Krieges- und Domainen-Kassen aus Quittungen Geld und Besoldung gezahlet werden, wann die Quittungen nicht gestempelt sind. In allen unseren Landen sollen auch keine ungestempelte Karten geführet noch gebrauchet werden . . Art. 18, § 13: Wenn auch das letzte Quartal von Rem. bis Trinit. zu Ende, müssen die Forstgelder völlig bezahlet sein . . Art. 22, § 4. Woferne an einigen Orten neue Statioues (Poststationen) gemacht werden können, dergestalt daß unsere Po st-Revenüen dadurch vermehrt werden, so muß man es daran nicht ermangeln lassen. — Art. 23, § 5 u. 7. Das General-Direkt, wird auch gute Acht geben müssen, damit die zu dem Salz-Commercio . . gehörende Gebäude in gutem Stande erhalten, aber nicht zu sehr große Baukosten wie bishero dazu verwendet werden, maßen dieselben zeithero meist die Halbschied unserer Salz-Revenüen absorbiret haben. — Das Gen.-Dir. soll auch ... examiniren lassen, ob von dem Kohlenbergwerk zu Wettiu nicht mehr Ausbeute könne gewonnen werden als bisher. Dann ob zwar dieses Bergwerk jetzt nicht mehr als jährlich 20000 Thlr. giebet, so sind wir doch persuadiret, daß es 30000 Thaler Pacht tragen könne. — Art. 28. § 1. Findet sich Gelegen-

4. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 7

1906 - Cöthen : Schulze
Art aern auf abgesonderten Hofstätten. Die Schwaben hingegen kannten bereits bequemeres und geselligeres Wohnen. Von jetzt ab entstanden un Schwabengaue, also in den heutigen Kreisen Bernburg, Aschersleben und Ballenstedt, blühende Dörfer, meist schon mit den Namen, tue sie heute noch führen. Städte gab es zunächst noch nicht. — Die alte» Lttönamen germanischen Ursprungs zeigen fast alle m ihrem^erster^elle emen namen, h B. Bero, Asgar, Ballo, ein Zeichen, daß sich bte ersten Dörfer aus der Hofstätte eines einzelnen entwickelten. Der zweite ^eü der Doch namen, die Endung, hat folgende Bedeutung: -leben ^mt”lajlen^a1tt: Erbe, Erbgut, -stedt Stätte, Hotstatte, -mgen Anjredlung, -i0äs Wald-ausrodung, -dorf Dorf, -berge Ort auf dem Berge, -born Ort am Brunnen, -bürg (erst in späterer Zeit) Ort an der Burg. § 6. Die Einführung des Christentums durch die Karolinger. 1 Da das Königsgeschlecht Chlodovechs in Schwäche versank, folgten auf dasselbe die ebenfalls fränkischen Karolinger und zwar als erster Pippin der Kurze, der Vater Karls des Großen. Nachdem er bte Nordschwaben und die nordthüringischen Sachsen von neuem unterworfen hatte, führte er das Christentum auch im Schwabengaue ein. Damals lebte noch um der große deutsche Missionar Bonifatius, der Apostel Mitteldeutschlands. Der Saae nach hat er in der Gegend von Heeslingen das Evangelium gepredigt. Wenn er auch wohl nicht selbst nach dem Schwabengaue gekommen ist, so hat er doch ohne Zweifel feine Jünger dorthin gesandt. Nock aber hatte das Christentum keinen festen Bestand. Die nordthunngi-fchen Sachsen fühlten sich, obgleich den Franken schon untertan, noch immer eins mit dem Hauptstamme der Sachsen, der am längsten an der alten Freiheit und am Heidentume festhielt. Dreißig ^ahre lang hat Karl der Große gegen ihn blutige Unterwerfungskriege führen müssen. Als im ^ahre 783 die Bewohner des Schwabengaus einen Ausstand der Sachsen unterstützten, verheerte er ihr Land. 2. Seit diesem Strafgerichte faßte das Christentum auf onhaltischem Gebiete für immer feste Wurzel, zumal da für die kirchlichen Verhältniße durch die Errichtung von Bistümern eine feste Ordnung eingeführt wurde. Der Schwabengau gehörte wie das ganze mittlere Deutschland zu dem von Bonifatius gegründeten Erzbistums Mainz und feit den Karolingern ttn besonderen zum Bistume Halberstadt. Vom benachbarten Halberstadt aus wurden nun Priester nach Westanhalt gesandt, Kirchen und Klöster gegründet. 3. Mit kluger Behutsamkeit knüpfte man bei der Ausbreitung des Christentums an den früheren Götterglauben an. Wo man ehemals die Heidengötter verehrt hatte, entstanden christliche Gotteshäuser. . tfretltch wurden die Opferstätten der Heiden auch als Plätze verschrien, wo bose Geister ihr Wesen treiben. a Das Rest der Frühlingsgöttin Ostara wurde zum christlichen Auferstehungsfeste, behielt'aber den altheidnischen Namen bei. An den Tagen der Sonnenwende, wo die yieiben dem abnehmenden Sonnenlichte lebewohl sagten (Ende ^um) und das wieder zunehmende begrüßten (Ende Dezember), durften auch m christlicher gett die^teuto Teuer weiter aufflammen, aber nunmehr zu Ehren des Johannes und des Christkindes. Wiederum wurden heidnische Festzeiten, über die sich ein christliches Fest nicht breiten ließ, als Zeiten der bösen Geister verrufen. An die Stelle der heidnischen Gottheiten

5. Quellensätze zur Geschichte der Zustände unseres Volkes - S. 234

1913 - Cöthen : Schulze
— 234 — Mit laubgrünen Ästen_________ Man sah da, was man gerne sah. Die sah'n nach schönen Frauen, die gingen tanzen schauen, Die sahen buhurdieren, die andern tiostiren__________ Tristan und Isolt S. 15 ff. ed. Massmann*) 278. (1175.) Graf Konrad, der Sohn des Markgrafen Dietrich (von der Lausitz), wurde am 17. Nov. bei einer ritterliche» Übung, die man gewöhnlich Turnier nennt, durch einen Lanzenstoß getötet. Damals hatte sich nämlich dieses verderbliche Spiel in unserer Gegend so sehr eingebürgert, daß innerhalb eines Jahres 16 Ritter dabei umgekommen sein sollen. Deshalb belegte der Erzbischof Wichmann (von Magdeburg) alle Teilnehmer an dem Turniere mit der Strafe der Excommunikation. Chron. Montis Sereni ad a. 1175. Mencken tom. Ii p. 194. 279. (13. Jahrh. Eine Tjost wird beschrieben.) Ihr Roß trieben beide mit den Sporen aus dem Galopp in Carriere. Sie zeigten ritterliche Kraft und trafen in der Tjost aufeinander. In die Lüfte flogen die Splitter von des kühnen Hiutegers Speere, und der, der ihm den Streit gewährte, (Gahmuret, Parzivals Vater,) warf ihn hinter das Roß.... Nun hielt Gahmuret sich zur andern Tjost bereit. An seinem Speere war die eiserne Spitze breit und der Schaft fest. Parzival I vs. 1102 ff. 280. (13. Jahrh. Der alte Meier Helmbrecht beschreibt ritterliches Treiben.) Die Ritter hatten Bräuche, damit machten sie sich bei den Frauen beliebt...; der eine wird buhurdieren genannt.... Als wollten sie ernstlich kämpfen, so ritten sie, die eine Schar hin, die andere her, dieser und der tat, als wollte er den andern stoßen. Meier Helmbrecht vs. 925 ff. 281. (Zeit Friedrichs ü. Markgraf Heinrich der Erlauchte, Landgraf von Thüringen.) Dieser berühmte, des größten Lobes werte Fürst, der unter allen Fürsten Deutschlands der reichste und durch seine Mannhaftigkeit ausgezeichnetste war, ließ bei der königl. Stadt Nordhausen in Thüringen einen Forst aus grünen Bäume« in wunderbarer Schönheit aufbauen**). Wie ein anderer Ahasver *) Die Übersetzung habe ich mit einigen geringen Änderungen aus K. Sirnrock, Tristan und Isolde, 1855 Bd. 1 S. 23 ff. entnommen. **) Es scheint, als ob die Bäume nur für dieses Fest in die Erde gesetzt, nicht gepflanzt waren. Vgl. übrigens Freytag, Bilder aus der deutschen Vergangenheit, n, i ©. i7 s.

6. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der Zustände unseres Volkes - S. 16

1913 - Cöthen : Schulze
[ — 16 — Sachsen erklärten sich für Heinrich. Auch diesmal brachte Willigis von Mainz die Entscheidung. So kräftig er Heinrichs des Zänkers Bestrebungen entgegengetreten war, so nachdrücklich förderte er jetzt die Sache des Sohnes, für welchen das. Erbrecht sprach. In Mainz wurde Heinrich Ii. von fränkischen, bayrischen und lothringischen Großen 7. Juni 1002 zum Könige gewählt und vom Erzbischöfe gesalbt und gekrönt. Im Juli huldigten ihm in Merseburg die Sachsen, deren Landrechte zu bewahren er versprechen mußte. Und auch Hermann aab seine Pläne auf und unterwarf sich am 1. Oktober zu Bruchsal dem Könige. Nicht viel anders als Heinrich I. hatte der zweite dieses Namens von Stamm zu Stamm werben müssen, ehe ihm die allgemeine Annerkennung zuteil wurde: eine schwere Verurteilung für Otto Iii., den romsüchtigen Sachsen. Und eine andere schlimme Erbschaft mußte der neue König von seinem Vorgänger übernehmen. Als der schwärmerische Jüngling in abgöttischer Verehrung für den toten Adalbert von Prag iias Erzbistum Gnesen gegründet, hatte er ein letztes Band zerrissen, daß Polen an Deutschland fesselte. Nicht mehr vom Erzstifte Magdeburg abhängig und wahrscheinlich auch von Otto Iii. der Tributpflicht entledigt, schloß sich Polen fest zusammen und wurde unter seinem Herzoge Boleslav Chabry eine schwere Gesahr für Deutschland, dessen Grenzmarken Meißen und die Lausitz der tatkräftige Fürst an sich zu bringen trachtete, wie auch das vom Reiche abhängige Böhmen. In drei schweren Kriegen 1004—1005, 1007—1013r 1014—1018 rang Heinrich Ii. mit dem Polen, und als zu Bautzen der endgültige Friede 1018 geschlossen wurde, da war er nicht »wie der Hoheit des Reiches geziemte, sondern wie er der Zeitlage gemäß zustande gebracht werden konnte."*) Die Lausitz wenigstens blieb in Boleslavs Händen. — Die Wenden, die fast 20 Jahre hindurch in Feindschaft und Krieg mit ihren ehemaligen Herren gelebt, schlossen sich Heinrich Ii. wieder enger an. Auch sie hatten den eroberungslustigen Boleslav zu fürchten. Aber wenngleich sie in eine gewisse Abhängigkeit zum Reiche zurückkehrten, so erschienen sie doch mehr als Bundesgenossen, benn als Unterworfene, und das Joch des Kirchentumes wagte ihnen Heinrich Ii. nicht wieder aufzudrängen. Hatte das Auftreten Boleslavs der feinbfeligen Beunruhigung der Slavengrenzen ein Z et gesetzt, so erweckte es aubrerseits in dem *) . .. pax sacramentis firmata est. . . non ut decuit, set sicut tune fieri potuit. Thietmari Chron. Viii, 1.

7. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der Zustände unseres Volkes - S. 26

1913 - Cöthen : Schulze
— 26 — und die Mitwirkung des Königs nur wie ein persönliches Zugeständnis behandelte. Synodalbeschlüsse gegen Laieninvestitur, Simonie und Priesterehe bereiteten den Kampf vor, den nachmals Hildebrand gegen das deutsche Königtum unternehmen sollte. Im Juli desselben Jahres belehnte Nicolaus Ii. die Normannen „mit ganz Apulien und Kalabrien und den Ländern des heiligen Petrus, die sie sich vordem angemaßt hatten, nur Benevent ausgenommen, und ließ sie die damit verbundenen Lehenspflichten beschwören." So gewann das Papsttum, das vor kaum mehr als zehn Jahren durch den deutschen König aus tiefem Verfalle emporgehoben war, in den normannischen Abenteurern eine Rückendeckung für den Kampf mit dem deutschen Königtume. Auch die Pataria, eine aus den niedrigsten Volksschichten der Lombardei, namentlich Mailands gebildete Revolutionspartei, welche mit roher Gewalt die verheirateten Priester verfolgte und zugleich de« nationalen Haß gegen die deutsche Herrschaft nährte, fand eine wichtige Stellung in dem Kriegsplane des Mönches Hildebrand. Was einst Nicolaus I. erstrebt, als das Kaisertum Karls d. G. auseinanderbrach, die Weltherrschaft des Papsttums über alle weltlichen und hierarchischen Gewalten des Abendlandes, das war das Ziel, welches er zu er* reichen gedachte. „Freiheit der Kirche" nannten er es und seine Anhänger. — Wie jene „Freiheit der Kirche", so verlangten die deutschen Großen „Freiheit des Fürstentums". Erzbischof Anno an der Spitze, scheuten sie kein Mittel, der Kaiserin die Herrschaft zu entwinden. Sie verleumdeten den guten Namen der Regentin, welche sich ausschließlich des Beirates Heinrichs von Augsburg bediente; sie regte« das Volk gegen sie auf; endlich wagten sie einen ruchlosen Gewaltstreich. In Kaiserswerth, wo der königliche Knabe mit seiner Mutter 1062 weilte, erschienen Anno von Köln, Otto von Nordheim und Graf Ekbert I. von Braunschweig, ein Vetter Heinrichs Iv. Sie lockten das Kind auf Annos Rheinschiff. Die Ruderleute triebe« das Fahrzeug schnell vom Ufer ab. Erschrocken über die plötzliche Gefangenschaft, sprang Heinrich Iv. in den Strom. Nur mit Mühe rettete ihn Ekbert. Hatte Anno die Absicht gehegt, die Zügel der Regierung allein zu führen, so sah er sich bald genötigt, die Herrschaft mit dem übrigen hohen Klerus zu teilen. Der Bischof, r« dessen Sprengel der junge König weilte, sollte — so wurde bestimmt — die Regierungsgeschäfte verwalten. In Wahrheit lag die Regierung doch in Annos Hand, neben welchem Siegfried von Mainz und Adalbert von Bremen großen Einfluß übten. Eigennützig genug verwalteten

8. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der Zustände unseres Volkes - S. 60

1913 - Cöthen : Schulze
— 60 — Se§ Franke") (vgl. Sz. 10» Seite 8). — Nach dem Zeugnisse des Sachsenspiegels leistete er dem Reiche den Eid, daß er Recht stärken, Unrecht Der dem Jränfen des Reiches Ehre und Wohlfahrt nach allem Vermögen Könige ge- vertreten wolle. — Der Eid, welchen der König entgegennahm, war lerstete Eld. der Rechtstitel, auf Grund dessen allein er sein Königsamt mit Nach-druck führen konnte (vgl. Bd. Ii, 2 S. 72 den Satz aus Bruno, De a6äei$en. bello feaxon. cap. 114). — Außer dem kostbaren Mantel, außer Krone, Scepter und Schwert (Quellensätze Bd. I, 1 S. 99) gehörten Armspangen und Ring, Lanze, Kreuz und Reichsapfel zum Königs-Lewahr^ng schmucke. — Führte der König sie in älterer Zeit stets mit sich, so ^ obzeichen. tdurbeti sie später in festen Reichsburgen, wie in Hammerstein und Königs Trifels, aufbewahrt. —■ Auf Gottes Gnade und freie Gabe führten unsere Könige und Kaiser ihre erhabene Würde zurück, und die Volksgenossen sahen bis in die Zeit Heinrichs Iv. im irdischen Herrscher den Stellvertreter des himmlischen Königs. Zwar wurde bereits im sächsischen Zeitraume Widerspruch gegen die volle Königsgewalt laut; aber es bedurfte erst der Revolution, die, von Sachsen ausgehend, in Gregor Vii. und seinen Nachfolgern eifrige Schürer fand, um das Königtum seines alten Machtinhaltes zu berauben. Der König blieb in Wirklichkeit nur der Erste unter Gleichen. Es kam wesentlich auf seine Persönlichkeit an, wieweit er die Fürsten für seine Gedanken zu gewinnen, wieweit er sie mit sich fortzureißen ^herrschende vermochte. — Das Kaisertum wies dem deutschen Könige die höchste ®tensaifers8 Stellung unter den christlichen Herrschern des Abendlandes an. über die Fürsten einiger Nachbarländer übte er die Rechte eines Oberherrn. Er verlieh ihnen Königskrone und Königsnamen. Freilich gewannen auch hier seit der Revolution gegen Heinrich Iv. die deutschen Fürsten die Mitentscheidung. Wenn Friedrich I. durch klug berechnende Politik sich Anerkennung zu verschaffen suchte, so hinderte seinen Sohn Heinrich Vi. nur ein unzeitiger Tod, dem röm. Kaisernamen die weltgebietende Kaisermacht mit den Waffen in der Hand *) Roth, Feudalität und Untertanverband S. 6 f.: „Franken (ant Main, am Rhein und an der Mosel) bildete den Kern des deutschen Reichs, nicht bloß in Folge eines Ehrenvorzugs, in Erinnerung an die herrschende Stellung des Stammes in früheren Zeiten, sondern auch in Folge seines natürlichen Über, gewichts an Umfang, Bevölkerung und Wohlstand. Hier lagen außerdem die ausgedehntesten Reichsdomänen, die auch später noch in den großen Reichs-vogteien hervortraten. Daß der deutsche König mit seiner Thronbesteigung ohne Rücksicht aus seine Abstammung als Franke betrachtet wurde, hatte also zugleich eine sehr materielle Grundlage."

9. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der Zustände unseres Volkes - S. 93

1913 - Cöthen : Schulze
— 93 — Greueltaten. Mit der Anklage, die Juden hätten Christenkinder geschlachtet, um ihr Blut zu rituellen Zwecken zu gewinnen, warfen sich fanatisierte Haufen auf die angeblichen Verbrecher. Und wenn Friedrich Ii. die Klage genau prüfen ließ und keinen Anhalt für die schwere Beschuldigung fand, so vermochte das der weit verbreitete Judenhaß nur aus einer niedrigen Bestechlichkeit des Kaisers zu erklären. — Seit der hohenstaufischen Zeit galten die Juden als des Reiches ®?§Sen. Kammerknechte. Die Papstkirche suchte sie möglichst scharf von der christlichen Bevölkerung abgesondert zu hallen. Zu dem Ende sollten sie sich schon durch eine auffällige Tracht von den Christen unterscheiden. — Die Juden waren von jeher geschätzte Ärzte und blieben Anfügung es auch, obwohl die Klerisei ihnen die Ausübung der Heilkunst anbec 9ubetl Christen unmöglich zu machen suchte. — Es mochte zu dem allgemeinen Hasse gegen die Juden beitragen, daß sie nicht allein Sklavenhändler waren, sondern auch als Geldverleiher ungeheure Wucherzinsen nahmen. Anhang. Das Heer der Fahrenden, der Schauspieler und Spielleute, der Fahrend-Tanz- und Spielweiber nahm keineswegs ab. Sie drängten sich antieute' vornehme Herren heran und sanden bei dem schaulustigen Volke allezeit ein Publikum, das sich an ihren plumpen Späßen ergötzte. Iii. Weligioses Leben. Mit großer Zähigkeit behaupteten sich in manchen Gegenden Einleitung unseres Vaterlandes Reste des Heidentums. — Das hinderte nicht, Mission, daß von Deutschland aus die kirchliche Religion nach zum Teil entlegenen Heidengebieten verbreitet wurde. Schon in karolingischer Zeit war Hamburg-Bremen der Ausgangspunkt der Mission unter den nordischen Völkern. Jetzt entsandte auch der vielgenannte Zeitgenosse Heinrichs Iii. und Iv., Erzbischof Adalbert, Prediger zu den entferntesten Inseln des Nordmeeres. Mit besonderem Eifer griff Bischof Otto von Bamberg im 12. Jahrhundert das Missionswerk unter den Slaven Pommerns an, wie Vicelin (Sz. 3) in Holstein und Mecklenburg tätig war. Handelsfahrten deutscher Kaufleute

10. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der Zustände unseres Volkes - S. 99

1913 - Cöthen : Schulze
— 99 — eine längere oder kürzere Blüte. Den beiden zuletzt genannten Mönchsgemeinschaften war besonders die Bekämpfung des Ketzertums zur Aufgabe gestellt (Sz. 138). — Dem Mönchsleben nachgebildet Kanoniker, war das der Kanoniker, und Laien wenigstens vermochten keinen Unterschied zwischen Mönchen und Regularkanonikern zu machen. — Auch in Laienkreise drang das Streben, nach mönchischer Art diefsceben, eigene Habe, den eigenen Willen aufzuheben und der Ehe zu entsagen. — In Städten wohnten zahlreiche ehelose Frauen, Beghinen, „welche Beghinen. sich zu frommem Zusammenleben ohne Klostergelübde und Klosterzwang vereinigt hatten"*). — Ein tiefes Sündengefühl erregte jesceri= zuweilen die Volksmassen. Tausende von Büßern zogen alsdann, die Geißel über dem entblößten Rücken schwingend, von Kirche zu Kirche. — Die Verfassung der Gesamtkirche erfuhr eine derartige |,ae^gunb Entwickelung, daß gegen den Schluß des vorliegenden Zeitabschnittes für den Papst eine nahezu unumschränkte Herrschaft beansprucht wurde. — Das Verhältnis von Kaiser und Papst erlitt eine völlige Kaiser und Umwälzung. War in karolingischer Zeit der Papst trotz seiner hoch-geachteten Stellung doch nur ein Untertan des Kaisers, übten die Ottonen und später noch Heinrich Iii. den entscheidenden Einfluß auf die Erhebung des römischen Bischofs, so trat mit der minderjährigen Regierung Heinrichs Iv. die alles verkehrende Wendung ein. Das dem Kaiser zustehende Einsetzungsrecht wurde zunächst eingeengt und fiel später ganz dahin. Ja, Gregor Vii. zog die Schlußfolgerungen aus dem System der pseudoisidorischen Dekretalen und machte sich zum obersten Richter auf Erden,zum Richter auch über den Kaiser. — Es war „Stell, nur eine folgerichtige Weiterbildung der päpstlichen Ansprüche, wenn ©ottetauf Innocenz Iii. sich nicht mehr mit der Stellvertretung Petri begnügte,Grbcn" sondern der irdische Stellvertreter Jesu Christi sein wollte. — In- Bann, dem matt die Banngewalt nicht bloß als die Beauftragung, von Sünden loszusprechen oder offenkundige Sünder aus der Kircheu-gerneinschast auszuschließen, auffaßte, gestaltete sie sich in der Hand des römichen Bischofs zu einem politschen Mittel, das im Kampfeseifer auf die gottloseste Weise gemißbraucht wurde. Selbst die grundlegenden Gebote der Sittlichkeit verloren in dem wütenden Kriege des Papsttums gegen das deutsche Königtum ihre Unbedinglheit. Treulosigkeit war an der Tagesordnung, und Blutvergießen galt nicht bloß als entschuldigt, sondern unter Umständen als ein verdienst- *) Gieseler, Kirchengeschichte Ii, 2 ©. 337. 7*
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