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des Volks zu erwerben und stürzte stch dadurch in große Schulden.
Nachdem er kurze Zeit ein obrigkeitliches Amt in Portugal
bekleidet hatte, wählte ihn das Volk zum Erstaunen aller, da
er das gesetzliche Alter noch nicht hatte, zum Oberpriester. Er
ging dann als Statthalter nach Spanien, wo er nicht nur
seine Schulden zahlte, sondern sich auch unermeßliche Reich-
thümer erwarb. In Rom verband er sich später aufs engste
mit Pompesus und Crassus (Triumvirat, Dreimännerherrschaft),
und jeder nahm eine einträgliche Provinz: Cäsar Gallien,
Pompesus Spanien und Crassus Syrien. In Gallien ent-
wickelte er sein großes Feldherrntalent und zeigte eine ungemeine
Thätigkeit. Er eroberte es nach und nach ganz, besiegte den
deutschen Fürsten Ariovist, machte zwei Streifzüge nach Deutsch-
land, jedoch ohne Erfolg, zwei Züge nach England, und er-
warb sich dadurch nicht nur Ruhm und Geld, sondern auch ein
wohlgeübtes, ihm treuergebenes Heer. Crassus war indeß ge-
storben , und Pompesus hatte in Rom höchst willkührlich ge-
herrscht und gegen das Gesetz neben seiner Statthalterschaft
die höchste obrigkeitliche Stelle in Rom bekleidet. Cäsar
forderte nun für sich ein Gleiches. Dagegen erklärten sich
Pompesus und der von ihm bestochene Senat und von Cäsar
wurde verlangt, daß er sein Heer abdanke und nach Rom
komme. Da rückte Cäsar mit seinem Heere in Italien ein,
setzte, während Pompesus unthätig blieb, über den Rubicon
und erklärte dadurch dem Pompesus und dem Senate den Krieg.
Pompesus floh mit seiner Parthei nach Griechenland und Cä-
sar unterwarf sich binnen 60 Tagen ganz Italien und Sicilien.
Darauf wandte er sich nach Griechenland, schlug den Pompesus
(48 v. Ch.) bei Pharsalus und zerstreute dessen Heer. Dieser
begab sich nach Aegypten, wo er von dem Könige Ptolemäus
Beistand erwartete. Aber Ptolemäus wagte, aus Furcht vor
dem Sieger, nicht, den Besiegten zu beschützen und ließ ihn
ermorden. Cäsar soll Thränen der Rührung vergossen haben,
als man ihm das Haupt des Ermordeten zeigte.
Nachdem auch die übrigen Anhänger des Pompesus in
Afrika und Spanien nicht ohne große Mühe besiegt waren,
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Extrahierte Ortsnamen: Portugal Spanien Rom Gallien Spanien Syrien Gallien Deutsch- England Rom Rom Rom Italien Griechenland Italien Sicilien Griechenland Afrika Spanien
28
18jähnge Octavian, der von Cäsar adoptirte Enkel seiner
Schwester und sein Hanpterbe, als Gegner des ihm sein Erbe
vorenthaltenden Antonius auf. Das eigenmächtige Betragen
des Antonius und Lepidus bestimmte den Senat, beide sammt
ihren Anhängern für Feinde des Vaterlandes zu erklären, der
Bürgerkrieg brach aus, und dem Octavian wurde der Ober-
befehl gegen Antonius anvertraut; aber statt ihn zu bekriegen,
versöhnte er sich mit ihm und Lepidus. Sie zogen gemein-
schaftlich in Rom ein und wütheten mit der wildesten Grau-
samkeit gegen ihre Feinde. 300 Senatoren, 2000 Ritter und
eine unzählige Menge Bürger wurden in diesen Tagen hin-
geschlachtet; selbst Cicero, der Wohlthäter Octavians, wurde
gemordet. Die 3 Mächtigen hatten schon, ehe sie in Rom
einzogen, das zweite Triumvirat (43) geschlossen, und sich auf
5 Jahre zu Oberherrn des Staats erklärt. Als sie sich mit
dem Blute ihrer Feinde gesättigt, und die Provinzen unter
sich vertheilt hatten, erklärten sie den Mördern Cäsars den
Krieg. Brutus und Cassius, welche sich inzwischen aller mor-
genländischen Provinzen bemächtigt hatten, sielen in Griechen-
land ein, wurden aber von Antonius und Octavian bei Phi-
lippi in Macedonien geschlagen, und gaben sich beide selbst
den Tod. (42 v. Ch.)
Nun theilten sich die Triumvirn so in das römische Reich,
daß Octavian den Occident, Antonius den Orient, und Le-
pidns die Provinz Afrika erhielt. Während Octavian nach
Rom zurückkehrte, ordnete Antonius die Angelegenheiten des
Orients, wo er die Königin von Aegypten, Cleopatra, kennen
lernte, und statt sie zu bestrafen, weil sie den Cassius unter-
stützt hatte, von ihr gefesselt wurde und ein schwelgerisches
Leben mit ihr führte. Hierauf folgte er ihr nach Aegypten
und machte sich durch ein ausschweifendes Leben entnervt und
verächtlich. Indessen suchte sich Octavian durch Schlauheit
und Freigebigkeit der Hauptstadt und der Legionen zu versichern
und zerfiel mit Antonius. Dieser kam aber nach Rom, ver-
söhnte sich mit Octavian und heirathete, nach dem Tode der
schlechten Fulvia, dessen Schwester, die edle Octavia. Eine
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Extrahierte Personennamen: Octavian Cäsar Antonius Antonius Antonius Cicero Cäsars Brutus Antonius Octavian Antonius Antonius Cleopatra Antonius Octavian
Extrahierte Ortsnamen: Rom Rom Macedonien Occident Rom Rom
30
germanische Freiheitssinn. Armin oder Herman, der Fürst der
Cherusker, lockte mit Lift den römischen Heerführer Quinc-
tilius Varus, obgleich dieser von Segest, dem Schwiegervater
Armins, gewarnt war, tiefer in's Land, und vernichtete durch
dreitägiges Morden im Teutoburger Walde (im Fürstenthum
Lippe) das ganze 30000 Mann starke römische Heer. Varus
stürzte sich in sein Schwert (9 I. n. Ch.). Diesem großen
Siege verdankt Deutschland seine Freiheit vom römischen Joche.
Obgleich die Römer 7 Jahre später unter des Drusus Sohn,
Germanicus, noch einmal bis an die Weser siegreich vordrangen
und die Gemahlin Armins, Thusnelda, gefangen nach Rom
führten, hörten doch von dieser Zeit an die Angriffe der
Römer auf Deutschland auf. Armin soll von seinen eigenen
Unterthanen ermordet worden sepn. — In seiner Familie war
Augustus sehr unglücklich. Seine dritte Frau, die böse Livia,
wüthete gegen alle seine Lieblinge und nöthigte ihn endlich, ihren
Sohn erster Ehe, Tiberius, zum Mitregenten und Nachfolger
anzunehmen. Von Kummer gebeugt und von Allen verlassen,
starb er zu Nola im 14. Jahre nach Christi Geburt und im
76. seines Alters.
§. 18. Entstehung des Christenthums.
Dreißig Jahre nach Entstehung des römischen Kaiserthums
und vierzehn Jahre vor dem Tode Augusts wurde Jesus
Christus, der von den Juden längst erwartete Messias,
zu Bethlehem im jüdischen Lande zur Erlösung des Menschen-
geschlechts geboren. Durch Jesus wurde eine neue, göttliche
Religion — die christliche gegründet, welche die Verehrung
eines Gottes im Geiste und in der Wahrheit einführte und
für alle Völker der Erde bestimmt ist. lieber die Lehren,
Thaten und Schicksale Jesu Christi wird im christlichen Religions-
unterrichte gehandelt. Bald nach Jesu Hingange kam der hei-
lige Geist über die Jünger, und sie faßten den Entschluß,
für die Verbreitung des Evangeliums thätig zu sepn. Es
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Extrahierte Personennamen: Armin_oder_Herman Varus Schwiegervater
Armins Varus Germanicus Armin Augustus Livia Tiberius Augusts Jesus
Christus Jesu_Christi Jesu_Hingange
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Thusnelda Rom Deutschland Christi Bethlehem
\
33
Er baute in Rom das Mausoleum (ein Grabmal), das jetzt
Engelsburg heißt.
Antonin der Fromme (138—161), ein tugendhafter,
thätiger, friedliebender Fürst, unter desten Regierung das
römische Reich am glücklichsten war. Er wollte lieber Einen
Bürger erhalten, als tausend Feinde tödten und erhielt mit
Recht den Namen „Vater der Menschen."
Marcus Aurelius, der Philosoph (161 — 180), ein
Weiser in Lehre und Leben, streng gegen sich und mild gegen
andere. Unter ihm erlitt das Reich den ersten nachdrücklichen
Stoß von deutschen Völkern (Markomannen).
Co mm od us, Sohn des Marcus Aurelius (180—193),
ein unsinniger Wütherich, der seine Stärke in der Fechtkunst
öffentlich zeigte und sich durch den Namen des römischen
Herkules geehrt fühlte. Er erkaufte schimpflich von den Mar-
komannen den Frieden. Er wurde ermordet.
Auf ihn folgten fast 150 Jahr lang, mit wenigen
Ausnahmen, lauter schlechte Regenten, von denen einige wahre
Unmenschen waren. Die Meisten verdankten ihre Krone den
Soldaten, welche sie willkührlich wieder stürzten. Es gab
Kaiser, die nur wenige Wochen oder Tage den Thron be-
haupteten; es gab sogar 3, 4 und 6 Kaiser zu gleicher Zeit,
so daß das Reich in fortdauerndem Bürgerkriege war. Diese
Kaiser waren meistens zufrieden, wenn nur die alten Gränzen
des Reichs beibehalten werden konnten. In diesen Zeiten wurde
das römische Reich am meisten von den Germanen erschüttert.
Die bessern Kaiser dieses Zeitraums sind:
Alexander Severus (222—235), einer der besten
Fürsten, der die Kriegszucht herzustellen suchte, aber darum
von den Soldaten ermordet wurde.
Aurelian (270—275), ein tapferer Soldat, der die
Gothen, Alemannen und Perser besiegte, die Zenobia, Königin
von Palmyra, überwand und im Innern Ordnung herzustellen
suchte. Auch er wurde von den Soldaten ermordet.
Probus (276—282). Nachdem er seine Feinde besiegt
und den Frieden wieder hergestellt hatte, gebrauchte er seine
3
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Extrahierte Personennamen: Marcus_Aurelius Marcus_Aurelius Alexander_Severus Alexander Zenobia
35
gegen die Perser. Jovian (363—364) war ein eifriger
Christ. Unter Valentinian I. (364—375) beginnt die
Völkerwanderung. Gratian nahm den Spanier Theodo-
sius zum Mitregenten an. Dieser gelangte nach blutigen
Kämpfen mit seinem Gegner (394) zur Alleinherrschaft. Bei
seinem Tode (395) theilte er das Reich nnter seine zwei
Söhne, Honorius und Arkadins Der erstere erhielt das
Abendland oder daö römische Reich, der letztere das Morgenland
oder das griechische Reich. Das morgenländische Reich erhielt
sich, obgleich es größtentheils elende und schwache Regenten
hatte, bis zum Jahr 1453, wo seine Hauptstadt Constantinopel
von den Türken eingenommen wurde. Das abendländische
hingegen erlag weit früher den Angriffen barbarischer Horden
(476).
§. 21. Die alten Germanen.
Unser Vaterland war vor 2000 Jahren ein rauhes,
kaltes und neblichtes Land, voll Ungeheuern Waldungen,
Sümpfen und öden Strecken. Der große herzynische Wald
dehnte sich, nach Casars Angabe, von den Alpen in einer Länge
von 60 und einer Breite von 9 Tagereisen durch dasselbe
hin. Der Boden des Landes war wenig angebaut, aber
nicht unfruchtbar. Von Getreide baute man nur Gerste und
Hafer. Spargeln und große Rettige waren allgemein ver-
breitet; edle Obstarten kannte man nicht. Der deutsche Flachs
wurde gerühmt. Viele und grasreiche Weiden hatten die
Deutschen; Pferde und Rindvieh waren zwar klein, aber von
guter und dauerhafter Art. Unter den wilden Thieren be-
fanden sich Pferde, Wölfe, Bären, Auerochsen, Elennthiere
und große Raubvögel. Von Mineralien kannte man nur
das Salz und das Eisen. Der Heilquellen thnn die Römer
Erwähnung.
Die alten Germanen unterschieden sich von andern
Völkern durch blaue Augen, blondes Haar und riesenhafte
3 *
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Extrahierte Personennamen: Jovian Gratian Honorius Honorius Casars
J . •
37
sie die Mutter Erde, Hertha genannt. Auf Vorbedeutungen
und Weissagungen hielten sie viel, und sehr hoch wurden
heilige Seherinnen geehrt. Sie glaubten an Unsterblichkeit
und gaben ihren Todten Waffen und Geld mit in's Grab.
Den Aufenthalt der verstorbenen Helden hießen sie Walhalla.
Die alten römischen Schriftsteller, namentlich Cäsar und
Tacitus, berichten uns von einem deutschen Hauptstamme,
welcher viele einzelne Völker umfaßte, dem der Sueven. Die
Völker suevischen Stammes wohnten im Halbkreise vom Ober-
und Mittelrhein durch die Mitte Deutschlands bis an die
Ostsee, so daß sie die Flußgebiete des Neckars, Mains, der
Saale, Havel, Spree und Oder inne hatten. Im nordwest-
lichen Deutschland wohnten viele einzelne Völkerschaften, welche
von den Römern mit keinem gemeinschaftlichen Namen be-
zeichnet werden. Im dritten Jahrhunderte breitete sich das
Volk der Sassen oder Sachsen aus Holstein oder Nieder-
deutschland in diesen Gegenden aus und gab den Völkern,
die es mit sich vereinigte, seinen Namen. Von einzelnen
Völkerschaften werden von den Römern unter vielen andern
folgende genannt: die Brukterer, Marsen, Sigambrer, Cherus-
ker, Chauken, Friesen, Cimbern, Katten (Hessen), Semnonen,
Longobarden, Hermunduren, Markomannen, Ouaden, Gothen,
Rugier, Vandalen. Diese Völker lebten meistens in Uneinig-
keit und bekriegten sich gegenseitig.
Im dritten Jahrhunderte verschwanden die alten Namen
größtentheils und es bildeten sich mehrere große Völkerbiindnisse
— die Allemannen, Franken, Sachsen, Gothen, unter welchen
letzter» der Bischof Ulphilas (um 370 n. Ch.) die Bibel in's
Gothische übersetzte; außerdem die Böser, Burgunder, Longo-
Larden und Vandalen.
Aus der Geschichte der alten Germanen ist Folgendes
zu erwähnen. Zuerst wurden sie im Kriege der Cimbern und
Teutonen, dann bei den Eroberungsziigen Cäsars in Gallien
bekannt. Unter Augustus erneuerte Drusus den Krieg gegen
die Deutschen (12—0 v. Ch.), und die folgenden Kaiser
setzten denselben fort. 5 n. Ch. zog der Markomannenfürft
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Extrahierte Personennamen: Cäsar Cäsars Augustus Drusus
Vorwort
Diese kleine Schrift verdankt ihren Ursprung dem
Wunsche, der Jugend ein Lehrbuch in die Hand zu
geben, welches nach Art des bekannten, weitverbreiteten
Schriftchens von Bredow („Merkwürdige Begebenheiten
aus der allgemeinen Weltgeschichte"), aber mit möglichster
Vermeidung der Mängel desselben, die wichtigsten Be-
gebenheiten aus der Universalgeschichte in einfacher,
anschaulicher Weise erzählt. Ich verhehlte mir bei der
Abfassung dieses Buches die Schwierigkeit nicht, welche
in der Verbindung einer gewissen Vollständigkeit des
Erzählten mit der erforderlichen Kürze und Gedrängtheit
des Ausdrucks liegt. Eine aphoristische Darstellung des
Historischen wird keinen bleibenden Eindruck auf die
Seele des Kindes machen, welche ein anschauliches, wenn
auch nur skizzirtes Bild des Gegebenen begehrt. Wenn
nun ein solches Lehrbuch für den ersten Unterricht bei
einem kleinen Umfange die Thatsachen anschaulich vor-
tragen und ohne umständliche Erklärung von Seiten
des Lehrers verständlich seyn muß, so ist es keine ganz
leichte Sache, bei der Bearbeitung der Weltgeschichte
beiden, einander beschränkenden Forderungen Genüge
zu thun. Nur die Hoffnung, in der Darstellung der
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41
ergriff die Flucht. Nach dreijährigem Kampfe hatte sich Theodorich
nicht nur Italiens, sondern auch Deutschlands bis an die Donau
und Frankreichs bis an den Rhone bemächtigt. Unter seiner
Herrschaft lebten die Römer glücklich, denn er war ein milder,
gerechter, weiser und friedliebender Regent und stand bei allen
Nachbarn in hohem Ansehen. Er starb nach einer fast 40jäh-
rigen Regierung (526). Seine Nachfolger waren unfähige
Regenten; daher richtete der griechische Kaiser Justinian 1.
(527 — 565), der die ersten Seidenwürmer aus Indien nach
Europa bringen ließ, sein Auge auf Italien. Als sein vor-
trefflicher Feldherr Belisar das vandalische Reich in Afrika
zerstört hatte, setzte er (536) nach Italien über, und eroberte,
von den Italienern begünstigt, Rom. Aber hier belagerte
ihn, der nur 8000 Mann bei sich hatte, ein Heer von 150000
Mann; dennoch hielt er sich 14 Monate lang, bis Verstärkung
aus Griechenland kam, und die Gothen mußten abziehen.
Sie zogen sich in das nördliche Italien zurück und trugen
Belisar die Krone an. Er stellte sich willig, zog in die feste
Stadt Ravenna ein, schlug aber dann die Königswürde ans
und bemächtigte sich der Anführer der Gothen. Aber gleich
darauf wurde Belisar von seinem eifersüchtigen und undank-
baren Kaiser zurückgerufen. Nun sammelten sich die Gothen
wieder unter dem tapfern Totilas und eroberten den größten
Theil Italiens, selbst Rom. Belisar wurde zum zweitenmale
geschickt, aber ohne Geld und Truppen; obgleich er Rom
wieder nahm, konnte er doch nichts ausrichten und ging miß-
vergnügt und mit Undank belohnt in sein Vaterland zurück.
(549.) An seiner Stelle wurde Narses mit einem starken
Heere geschickt, besiegte die Gothen (552) und Totilas weihte
sich dem Tode. 555 unterwarfen sich die letzten Ueberreste der
Gothen und nun wurde Italien unter dem Namen Erarchat,
d. h. Statthalterschaft, griechische Provinz.
Die griechische Herrschaft behauptete sich aber nicht lange:
schon 568 brachen die wilden und kriegerischen Longobarden
unter ihrem Könige Alboin in Italien ein, und unterwarfen
sich nach und nach fast ganz Italien, wodurch die Griechen
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Extrahierte Ortsnamen: Italiens Deutschlands Donau Frankreichs Indien Europa Italien Afrika Italien Rom Griechenland Italien Ravenna Italiens Rom Rom Italien Italien Italien
43
tinopel zweimal, das nur durch die Erfindung des griechischen
Feuers gerettet wurde. 711 gingen die Araber, die auch
Sarazenen und Mauren genannt werden, nach Spanien über,
und eroberten das ganze Land, wodurch das westgothische Reich
gestürzt wurde. Hierauf überstiegen sie die Pyrenäen, um
nicht nur Frankreich, sondern auch Deutschland und Italien zu
erobern. Schon waren sie tief in Frankreich eingedrungen
und das Christenthum in Europa stand in Gefahr; da wurden
sie von dem fränkischen Herzog Karl Märtel 732 bei Tours
so entscheidend geschlagen, daß sie eilig zurückflohen und nie
wieder in Frankreich einzudringen wagten. Ueber Spanien
behaupteten sie ihre Herrschaft 500 Jahre lang; doch stand
das Land unter ihnen in schöner Blüthe.
§. 25. Die christliche Kirche.
Der Uebertritt römischer Kaiser zum Christenthume, ihre
Anstalten und Anordnungen für dasselbe, die Mönche und die
Völkerwanderung beförderten die Ausbreitung der Kirche sehr.
Die weltlichen Regenten ließen den Kirchen und ihren Vor-
stehern gewisse Vortheile, Freiheiten und Rechte znfließen.
Die Kirchengebäude wurden prachtvoller, die Gottesdienste feier-
licher und pomphafter. Die Synoden oder Kirchenversamm-
lungen wurden ein Band für die Kirchen, aber die Lehrstrei-
tigkeiten heftiger und zahlreicher. Von besonderer Wichtigkeit
ist das Mönchswesen, das in der Mitte des dritten Jahrhun-
derts in Aegypten aufkam.
Einige Christen gefielen sich darin, sich von der Welt
zurückzuziehen und in der Einsamkeit, in Gebirgen oder Wüsten
nur sich selbst und der Andacht zu leben. Einer der ersten
christlichen Einsiedler oder Eremiten war Paul von Theben,
der zur Zeit einer Christenverfolgung in die Wüste floh und
unter Entbehrungen ein sehr hohes Alter erreichte. Um die
Mitte des vierten Jahrhunderts vereinigte Pachomius eine
Anzahl Einsiedler in eine gemeinschaftliche, eingeschlossene Woh-
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Extrahierte Personennamen: Karl_Märtel Karl
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Frankreich Deutschland Italien Frankreich Europa Frankreich Christenthume Theben
45
der römischen oder katholischen Kirche von der griechischen
erfolgte in der Mitte des 11. Jahrhunderts.
§. 26. Das Christen thum in Deutschland.
Deutsches Volksthum.
Der erste Prediger des Christenthums unter den heid-
nischen Deutschen war der Irländer Columban. Nachdem er
das burgundische Reich besucht hatte, begab er sich (610) in
die Gegend von Bregenz am Bodensee, wo er eine Zeitlang
predigte und viele bekehrte. Als er hierauf nach Italien ging,
ließ er seinen Schüler Gallus am Bodensee zurück, welcher
das Kloster St. Gallen und das Bisthum Kostnitz oder Kon-
stanz stiftete. Der eigentliche Apostel Deutschlands ist Boni-
sacius, eigentlich Winfried, ein englischer Benediktiner. Nach
einer vergeblichen Reise zu den Friesen (715), begab er sich
nach Hessen, wo er nicht ohne Erfolg predigte. Der Pabst
ernannte ihn zum Bischöfe der deutschen Kirche und empfahl
ihn dem fränkischen Könige. Er konnte setzt dreister verfahren;
unter andern: hieb er die heilige Eiche des Thor bei Geismar
mit eigener Hand um, und ließ aus dem Holze derselben eine
Kapelle bauen, wodurch er eine Menge Anhänger gewann.
Daraus wandte er sich nach Thüringen und Baiern, stiftete
allenthalben Bisthümer und Klöster und legte dadurch den
Grund zu Städten, z. B. Salzburg, Regensburg, Würzburg,
Eichstädt, Erfurt. Zum Lohn für seinen Eifer wurde er zum
Erzbischof von Mainz ernannt. Zm späten Alter unternahm
er noch eine neue Reise nach Friesland, taufte hier viele
Tausende, wurde aber von räuberischen Heiden überfallen und
sammt seinen Gefährten erschlagen. (755). Sein Leichnam
wurde in Fulda, wo er ein Kloster gestiftet hatte, begraben.
Die Völkerwanderung und die Einführung des Christen-
thums blieben nicht ohne vielfachen Einfluß auf die Sitten
und Einrichtungen der Deutschen. Das Volk bestand noch
aus Freien und Unfreien. Die Kriegsanführer wurden Herzöge
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