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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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den Armen des Todes zu entgehen, die sich hinter ihm auftun. In allen Klüften zerstreut liegen Abteilungen, um Atem zu schöpfen, erkrankte und erschöpfte Menschen, ermüdete und erlahmte Lasttiere. Wie viele hier dem Tod ein Opfer geworden sind, weil der letzte Funke der Willenskraft ausging, ehe sie das Ziel erreichten oder weil ein falscher Tritt sie zerschmetternd in Abgründe stürzte, sagt uns kein Bericht. Aber noch zu dieser Stunde gedenkt das Landvolk jener Täler dieses beispiellosen Zuges mit Teilnahme und Bewunderung.“ Und nun denke man sich die Empfindungen Suworoffs, als er, im Muottatal angelangt, vernehmen mußte, daß Korsa-koffs und Hotzes Truppen bei Zürich vernichtet und letzterer selber im Kampfe geblieben sei! Nun war der ganze Weg zwecklos geworden und nichts anderes blieb übrig, als über den noch höheren Pragei ins Klöntal nach Glarus und weiter das Sernftal hinauf über die eisigen Schneefelder des sogar 2 500! m hohen Panixerpasses ins obere Rheintal zu ziehen. Fast alle Geschütze und Wagen gingen verloren. Verhungert und in Lumpen kam man ins Graubündtnertal. Die Armee war vernichtet! Und doch war der Marsch der letzten drei Wochen moralisch fast einem Siege vergleichbar, da er bis zum Schluß zeigte, was Willenskraft und Bedürfnislosigkeit auch unter den schwierigsten Umständen zu leisten vermögen.
Inzwischen war Erzherzog Karl den Rhein hinuntergezogen, hatte Philippsburg entsetzt und zuletzt auch Mannheim genommen, Erfolge, die rühmlich waren, aber den großen Verlust in der Schweiz doch nicht ausglichen. — Eine weitere Folge dieser Ereignisse war das Aufgeben der Unternehmungen zur Eroberung Belgiens, da Erzherzog Karl am Oberrhein und in der Schweiz näherliegende Landschaften zu decken hatte.
Nr. 5. Zweite Koalition: 1800.
Während die Oesterreicher, die in Deutschland mit 110 000 Mann kämpfen wollten, es aber nur langsam auf 65 000 Mann brachten, und die in Italien unter dem alten Melas statt 100 000 Mann nur 70 000 Mann wirklich aufstellten, schon zu ermüden begannen, entwickelten die Franzosen jetzt eine feurige Tatkraft;
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Auch dieser größte und aussichtsreichste Versuch hatte also aufs neue gezeigt, daß die Ausbruchsbemühungen erfolglos bleiben mußten. Schon das Angreifen, das doch immer von den Franzosen auszugehen hatte, war natürlich mit größeren Verlusten verbunden. Die Deutschen wichen dann, wenn sie sich nicht behaupten konnten, jedesmal in eine etwas weiter zurückliegende und meist höhere Stellung zurück. Hier kam wieder, zumal bei der Ueberlegenheit der deutschen Artillerie, der Vorteil des Verteidigens zur Geltung. Der Feind wurde hingehalten, und darüber die Zeit gewonnen, Unterstützungen von rechts und links heranzuziehen. Auf die Dauer wurden ihm auch die Beschwerden des ungewöhnlich kalten Winters immer unerträglicher. Und noch weniger konnten diese rasch zusammengestellten Truppenkörper es vertragen, daß nicht sofort ein sichtbarer Erfolg sie belohne. Schnell im Angriff, waren sie auch immer schnell im Verzagen.
Und doch fanden die Pariser, die immer gern das Günstigste glaubten, nach einiger Zeit wieder den Mut, einen neuen Ausweg zu suchen. Weshalb der Ausfall im Südosten nicht hatte glücken können, wurde ihnen jetzt klar. Es war das Aufsteigen des Geländes im Rücken ihrer Gegner; sie hatten immer den Berg hinaufzustürmen gehabt. Besser waren die Verhältnisse bei Le Bourget, wo das ganze Land eben sei. Dazu bildete sich gerade jetzt im Norden eine Armee, die unter Faidherbe das Beste erwarten ließ. So wurden um dieselbe Zeit, als dieser seine zähen Kämpfe an der Hallue bestand, die Angriffe auf Le Bourget und sein Hinterland wieder aufgenommen. Etwas geschehen mußte ja. Das „Volk“ verlangte immer dringender nach Taten, und wieder hörte man drohen, daß sonst die Kommune komme. Für Trochu hatten solche Gründe viel Ueberzeugendes.
So wurde am 21. Dezember nochmals ein sorgfältig vorbereiteter Angriff auf Le Bourget unternommen, diesmal hauptsächlich von St. Denys aus. Gleichzeitig sollte Ducrot von Bondy aus nordwärts vorgehen und damit eine etwaige Unterstützung Le Bourgets auf sich ziehen. Anfangs hatten die Franzosen wieder Erfolge. Sie nahmen den nördlichen Teil des Dorfes, auch den Kirchhof, und machten hier sogar einige Gefangene. Seit 10 Uhr aber wurde ihr Anstürmen
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bleiben in dem verödeten Moskau unmöglich wurde, da ward ein Rückzug angetreten, der an Elend kaum seinesgleichen gesehen.
Man will den trostlosen Hinweg nicht wiederholen; man will unbedingt einen ändern Weg und zwar über Kaluga gehen. Als aber die Schlacht bei Malo Jaroslawicz zeigt, daß Kutusow noch lange nicht überwunden, kehrt die Armee doch zur alten, näheren Straße zurück und genießt so noch einmal die Eindrücke des entsetzlichen Schlachtfeldes von Borodino. Schon bei Wiasma beginnt die Auflösung der Armee. Im ödesten Lande, ohne Lebensmittel, vom Feinde stets bedrängt, ziehen sie dahin, verdrossen und mutlos. Da stellen sich die eisigen Winde bei einer Temperatur von 18 Grad Reaumur ein. Fast noch schlimmer werden darnach die Schneestürme. Die Pferde, die keine Weide mehr finden, sterben zu Tausenden. Wagen und Geschütze müssen stehengelassen werden. Die Krieger werfen vor Kälte ihre Waffen von sich und Napoleon, der sonst für seine Befehle nur zu winken pflegte, legt sich jetzt vergebens aufs Bitten; er will wenigstens die äußerste Ordnung aufrecht erhalten. Als man an die Beresina kommt, besteht die Armee noch aus „12 000 Bewaffneten und 50 000 Isolierten“. Dazu die westlich gebliebenen Korps von Oudinot und Viktor, das heißt 18 000 Mann. Diese decken den Uebergang über den Fluß bei Studianka; als aber hinter den noch leidlich geordneten Scharen immer noch weitere Nachzügler und Versprengte über die zwei Brücken sich drängen und diese dann von den Russen zusammengeschossen werden, steigert sich in den Eismassen des Flusses das Elend bis zum Uebermaße. Unter noch zunehmender Kälte (Anfang Dezember 25 Grad Reaumur) schleppt sich der Rest der großen Armee nach Wilna weiter. Auch solche Truppen, die jetzt erst frisch aus dem Westen kommen, werden nun in die Auflösung mit hineingezogen. Zuletzt sind es noch etwa 5000 Mann, meist Offiziere und Unteroffiziere, mit denen Murat in leidlicher Ordnung aus Wilna abzieht.
Im ganzen entkamen ungefähr 20 000 Mann, dazu noch etwa 100! Pferde. Die Kanonen und Wagen waren alle verloren.
Das war die „Große, glänzende Armee“, die vor einigen Monaten zu 600 000 Mann ausgezogen!
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Völker, im Norden die wenig gestörten Ovambos, in der Mitte als herdenreicbe Eroberer die Hereros, im Süden die Hottentotten. Alle Einwohner zusammen zählen nur 200 000.
Da das Land eine äußerst schwache Besatzung hatte und von dem kolonialmüden Heimatland eine Verstärkung nicht zu erreichen war, hatte der Gouverneur Leutewein die Einwohner auf das rücksichtsvollste und nachgiebigste behandeln müssen. Das hatte bei den kriegerischen Hereros den Wahn erzeugt, daß sie das Joch leicht abschütteln könnten, zumal als ein Aufstand der Bondelzwarts im äußersten Süden den Abzug der kleinen, 729 Mann starken Besatzung nach diesem Süden nötig machte. So, sich selbst überlassen, begannen sie den Aufstand mit einer bestialischen Vergewaltigung der überraschten Farmer.
Daraus entstand ein Krieg, für den nach und nach 17 000 deutsche Soldaten in das ferne, unwirtliche Land gesendet werden mußten. Man möchte glauben, daß diese mit den 7 — 8000 Männern der Hereros leicht hätten fertig werden müssen. Und doch waren fast unsagbar die Leiden und Anstrengungen, die den Kriegern aufzuerlegen waren. Schon die Landung in dem unzugänglichen Swakopmund, die Fahrt auf der kümmerlichen Eisenbahn, der Zug durch das wasser- und weidenarme Land, die Hitze bei Tag und die Kälte bei Nacht und dann der Kampf in dem von dem zähesten Dorngestrüpp besetzten Felde: alles dies stellte die größten Anforderungen an die Kraft, die Ausdauer und den Mut der Krieger. Das Schlimmste aber war, daß das wenige W asser in den Pfützen meist verdorben war und nun bald Typhus und Herzkrankheiten um die Wette die Reihen der Krieger lichteten.
Glücklicherweise kämpften die Feinde nicht gleichzeitig gegen die Deutschen. Erst waren es die Hereros, dann, nach deren Überwältigung weiter südlich die Witbois und andere Hottentotten und ganz zum Schluß noch im äußersten Süden der kühne Morenga.
Die Hereros waren die zahlreichsten Feinde. Sie hatten sich am Waterberge mit Weibern, Kindern und Herden gesammelt und sollten nun, ähnlich wie es bei Sedan mit den Franzosen geschah, eingekreist und bezwungen werden. Zur Umschließung gehört aber eine Ueberzahl, und die war hier auf der anderen Seite. Die einzelnen Züge der Deutschen waren
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115. Der Sturz des Lwen. Die Macht, die der trotzige Welfe seinem kaiserlichen Vetter verweigert hatte, verwandte er inzwischen zur Ausdehnung seiner Herrschaft im slawischen Osten und Norden; Christentum und Deutschtum folgten seinen Spuren.
Aber schwer legte sich auf den ungetreuen Herzog die Hand des Kaisers. Vergeblich zu dreien Malen vor einen Reichstag gefordert, wurde der Lwe gechtet und seiner Herzogtmer entsetzt. Nach kurzem Widerstande sah er sich von allen verlassen. Verzweifelt warf sich Heinrich in Erfurt zu Barbarossas Fen. Dieser hob ihn unter Trnen auf und verzieh. Doch blieben ihm -l-lol on seinen Landen nur die Stammgter Braunschweig und Lne-brg; Bayern dagegen kam an das Haus Wittelsbach, das noch heute dort regiert, und Sachsen wurde zersplittert. In der Ver-bannung, am Knigshofe von England, trauerte der Lwe um die verlorene Macht.
11. Kaisertage. Nichts Glnzenderes hatte die Welt je ge-sehen als das groe Reichsfest, das um Pfingsten 1184 zu Mainz den Frieden des Reiches verkndete. Die beiden ltesten kaiserlichen Prinzen Heinrich und Friedrich empfingen hier aus des Vaters Hnden den Ritterschlag. 70 000 Herren wohnten als Gste des Kaisers in einer bunt bewimpelten Zeltstadt am Rhein, und das An-denken an die Pracht der Kirchgnge, Aufzge und Ritterspiele lebte noch lange fort in Lied und Gesang des Volkes.
Zwei Jahre spter boten die Mailnder zum Zeichen ihrer wiedererwachten Treue dem Kaiser ein nicht minder herrliches Fest: es war zur Feier der Vermhlung seines Sohnes Heinrich mit K o n st a n z e, der Erbin des Normannenreiches im sonnigen Unteritalien. Der Kaiser stand auf der Hhe seiner Macht; er ahnte nicht, da er den italienischen Boden nie wieder betreten sollte.
8117. Der Dritte Kreuzzug. Jerusalem gefallen!" Wie ein Donnerschlag wirkte diese Schreckenskunde, im Abendlande. Der greise Barbarossa glaubte den Ruf des Herrn zu erkennen und nahm ohne Zgern das Kreuz. Die Könige von England und Frankreich taten ein gleiches.
Es war um Ostern 1189, als der Kaiser mit dem stattlichsten Heere der Ritterzeit von Regensburg aus gen Osten zog. Glcklich gelangte er der den Bosporus; bei der heutigen Stadt Kniah in Kleinasien sprten die Trken die Wucht des deutschen Schwertes. Aber der Zug durch das wste, feindliche Land war voll Mhsal und Entbehrung; viel Steine gab's und wenig Brot". Und das Schreck-lichste kam bald: in den reienden Wassern des Bergstromes Saleph fand der Kaiser einen jhen Tod. Ertrank er etwa bei dem Versuche, den gefhrlichen Flu zu durchreiten, oder traf ihn beim Baden der
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Das Reich war zum Lehnsstaat geworden, und das Lehnswesen bildete schlielich die Grundlage des gesamten mittel-alterlichen Staatslebens.
72. Die Hrigkeit. Anderseits sehen wir, wie mancher arme Freie, um dem Drucke der Kriegspflicht zu entgehen oder Schutz gegen Gewalttat und Bedrngnis zu haben, mit, seinem Gut in Abhngigkeit von einem geistlichen oder weltlichen Groen tritt: er beugt vor Zeugen seinen Kopf unter dessen Arm und wird von ihm, zum Zeichen der Herrengewalt, an Haar oder Bart gezupft. Nun ist er ein halbfreier, hriger Mann, er gehrt seinem Herrn. Diesem, der fr ihn die Wehrlast bernimmt, mu er fortan bestimmte Abgaben und Frondienste leisten. Auch seine Familie wird hrig; der Sohn darf ohne des Herrn Erlaubnis nicht fortziehen, die Tochter nicht ohne sie heiraten; Eltern und Kinder kleben an der Scholle". Stirbt der Vater, so gehen Grund und Habe nur gegen Entrichtung des Besthauptes" an den Sohn der; das beste Haupt" von jeder Art Vieh wandert in den Besitz des Herrn.
Die Hrigkeit, die gewissermaen an die Stelle der von der Kirche unterdrckten Sklaverei trat, breitete sich unaufhaltsam aus. So schmolz der alte freie Bauernstand immer mehr zusammen, während die Macht der Groen wuchs: beides zum Schaden des Reiches.
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sprengte feindliche Reste entkamen in die Wälder östlich von Suwalki. Am 15. Februar stand kein bewaffneter Russe mehr auf deutschem Boden: jubelnd klangen die Glocken. Zum zweiten Male war Ostpreußen frei. Aber schrecklich genug hatten die Russen bei ihren Einfällen gehaust. Etwa 30—40 000 Häuser lagen in Trümmern, und auf über 1 Milliarde schätzte man den angerichteten Schaden.
Die verfolgenden Truppen stießen unerwartet auf neue feindliche Massen bei Grodno und Lornza; heftige Kämpfe tobten hier im Februar und März um die Stadt Prasznysz nördlich von Warschau. Dann folgte bis zum Sommer eine Zeit der Ruhe.
Durch starke Feldbefestigungen wurden die Grenzen von Ostpreußen inzwischen gesichert. Nur in den nördlichen Zipfel der Provinz glückte räuberischen feindlichen Heerhaufen, die aus sog. „Reichswehr" (Landwehr) bestanden, vorübergehend ein letzter Einfall. Memel wurde geplündert; aber deutsche Bataillone warfen die zuchtlosen Scharen, von deren Greueltaten man mit Entsetzen in den Zeitungen las, bald wieder über die Grenze. Die russische „Dampfwalze" gen Westen stand endgültig still.
16. Die Karpathenkämpfe. War der Kriegsplan der Russen bisher auf Berlin gerichtet gewesen, so gaben sie ihrem Ziel jetzt eine andere Richtung: über Ungarn auf Wien. Zu diesem Ende mußten die Karpathen, das „Dach Ungarns" und sein Grenzwall gegen Norden, überstiegen werden. Das nördliche Vorland des Gebirges, Galizien, war schon im Besitz der Russen; in der Hauptstadt Lemberg hatten sie sich häuslich eingerichtet. Nur die Festung Przemysl erwehrte sich heldenhaft aller Angriffe. Alles stand auf dem Spiel: überstieg der Feind die Karpathen, dann lag Ungarn offen vor ihm. In wenigen Tagemärschen konnte er in der Hauptstadt Budapest sein, und von da bis Wien ist nicht weit. Unabsehbar wäre die Wirkung auf dem Balkan gewesen. Der Ausgang des großen Krieges hing an den Karpathenkämpfen.
Immer wieder stürmten die Russen gegen den mächtigen Wall vor, und um die Höhen und Pässe des Gebirges, besonders den Dukla- und Jablonika-Paß, wurde tage- und wochenlang mit der größten Erbitterung gestritten.
Von dem General von Linsingen geführt, rangen deutsche Truppen, unter ihnen die neugebildeten Schneeschuhkompagnien, in echter Nibelungentreue Schulter an Schulter mit den österreichischen Brüdern. Fast übermenschlich waren die Anstrengungen, besonders beim Marsch auf den verschneiten, steil ansteigenden oder in zahlreichen Krümmungen auf die Paßhöhen sich windenden Straßen. Eis und Schnee, Glätte, tief ausgefahrene Gleise erschwerten ihn auf Schritt und Tritt. Ins Ungeheure aber wuchsen die Hindernisse,
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sobald eine Truppe die Straße verlassen und sich zum Angriff entwickeln mußte. Steile, glatte Schneeabhänge waren zu überschreiten, vereiste Sturzbäche zu überwinden. Häufig sanken die Schützenlinien bis zur Schulter in den Schnee ein. Dadurch gestaltete sich der Angriff zu einem unerhört schweren, mühsamen Voranarbeiten in Schnee und Eis; der einzelne Schütze mußte sich seinen Weg gegen die feindliche Stellung oft irrt Feuer des Verteidigers durch den tiefen Schnee schaufeln. Der Gegner aber türmte zum Schutze seiner Stellungen ausgedehnte, breite Schneewälle auf, und dicht vor den Drahthindernissen versanken die Angreifer in der weichen, trügerischen Masse. Wochenlang erwartete die Armee zum Angriff auf Paß- und Gebirgs-höhen von über 1000 Meter, häufig in eiskaltem Winde bei 20 Grad unter Null, den anbrechenden Tag.
Anfang Februar 1915 setzte wie in Ostpreußen eine stürmische Angriffsbewegung der verbündeten Truppen ein; die gebrand-fchatzte Bukowina mußte von den Russen geräumt werden. Aber wieder fluteten neue feindliche Heeresmassen heran, und am 2. März fiel in Ehren die Festung P r z e m y s l. Die dadurch frei gewordene russische Belagerungsarmee griff nun ebenfalls in die Karpathenkämpfe mit ein. Bis Mitte April währte der vergebliche russische Ansturm. Über 300 000 Mann zarischer Truppen, die rücksichtslos vorangetrieben wurden, hatten sich daran verblutet. Da erlahmte langsam des Angreifers Kraft. —
Der erste große Abschnitt des Weltkrieges in West und Oft war vorbei. Die heimische Erde war gesichert; auf fast ganz Belgien, beträchtlichen Teilen von Frankreich, Polen und weiten Strichen von Litauen lag die starke deutsche Faust.
Drittes Kapitel.
Der Krieg in West und Ost vom Frühjahr 1915 bis - Frühjahr 1916.
17» Zu beiden Seilen der Maas. Als Teil des lothringischen Tafellandes nördlich in die Ardennen, westlich in die Tiefebene der Champagne übergehend, erstreckt sich in einer Länge von 40 km und einer Breite von 10 km das weglose Waldgebirge der Argonnen. Bis zu 500 m steigt es empor. Dichtes Jungholz und unentwirrbares Gebüsch, Sümpfe und Lehmtümpel machen es zu einer natürlichen Festung. Hier lagen die Truppen des deutschen Kronprinzen in Schützengräben, besonders den Höhen der starken Maasfestung Verdun gegenüber.
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Dort, wo die deutsche Linie um die bereits früh eroberten Punkte St. Mihiel und Camp des Romains herumgreift, versuchten die Franzosen in den Ostertagen 1915 von Toul und Verdun aus einen stürmischen Vorstoß. Im Mittelpunkte der Kämpfe standen der hochgelegene Priesterwald südwestlich von Metz, bei dem von 1870 her berühmten Dorfe Pont ä, Mousson, und die E o m b r e s -h ö h e im Maasgelände. Neun Tage nacheinander stürmten sie in das Feuer der Deutschen vor, aber durch die Eroberung der blutgetränkten Höhe schoben sich die Unsern nur noch näher an das Maastal heran, und erfolglos rannte der Feind immer wieder gegen die wichtige Stellung vor.
18. In den Bogesen. Seit den vergeblichen Durchbruchsversuchen nach dem Rhein, Ende 1914, tobten im Sundgau erbitterte Kämpfe, besonders um den Hartmannsweilerkopf bei Sennheim und den Reichsackerkopf im Münstertal. Beide talbeherrschenden Höhen kamen im Frühling 1915 in unsern Besitz und werden von Landwehr- und Landsturmleuten dem furchtbarsten Granatfeuer zum Trotz, das den Baumbestand der Höhen völlig zerschmettert hat, gehalten. Besonders gefährliche Gegner sind hier die französischen Alpenjäger: sie schaffen auf Mauleseln ihre zerlegbaren Kanonen behend von einem Abhang zum andern und bauen diese gewandt ein hinter Baum und Fels; sie erklettern mit Stutzen oder Maschinengewehr hochragende Tannen und entsenden unsichtbar aus dem grünen Versteck Tod und Verderben. Aber auch mit ihnen wird die Tapferkeit unserer Soldaten, unter denen Schneeschuhabteilungen auf ihren Erkundungen die gefährlichsten Schluchten und Hänge zu überwinden gelernt haben, in kühnem Wagemut fertig.
19. Bei Arras. In den Maitagen 1915 rafften Franzosen und Engländer, um die in Galizien bedrängten Russen zu entlasten, sich abermals zu einem gewaltigen Vorstoß auf.
Mit furchtbarem Geschützfeuer auf die bayrischen Stellungen nördlich des uralten Arras (Atrecht) begann am 9. Mai der Angriff: an Zahl nur um zwei Divisionen schwächer waren die Angriffstruppen als die gesamten deutschen Heere von 1870. Hunderte von Kanonen spieen ihre Geschosse in die deutschen Gräben, und Wolken von Qualm und Staub lagen über der bebenden Erde. Truppen auf Truppen quollen immer wieder aus den feindlichen Stellungen heran, trotzdem Maschinengewehre reihenweise die Stürmenden niedermähten. Die deutschen Grabenbesatzungen wurden teilweise überrannt und unsere Stützpunkte Neuville, Souchez, Carency und die nach einer Kapelle benannte Lorettohöhe besetzt. Aber mit Todesverachtung stürzten sich die süddeutschen Regimenter dem Feinde entgegen und brachten den Anprall zum Stehen. Ungeheuer waren
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unserer zweiten Linie vor; weiter kamen sie nicht. Ein nächtlicher Gegenangriff entriß ihnen namentlich bei Hnlluch Teile des eroberten Geländes; nur in einer Breite von 3 km behaupteten sie einstweilen ein Stück Gelände.
Auch bei H o o g e unweit Ypern stießen die Engländer nach einem Höllenfeuer ihrer Geschütze am 25. September vor. Aber nur bei dem Dorfe Zillebeke gelang es ihnen für kurze Zeit, in unsere Stellungen einzubrechen; deutsche Ersatztruppen warfen sie zurück.
Ungeheuer waren die britischen Verluste: an der Themse entsetzte man sich. Der Oberbefehlshaber French wurde bald hernach abgelöst-aber helfen konnte es nicht.
22♦ Berdun. Am 21. Februar 1916, nach langer, sorgfältiger Vorbereitung, donnerten plötzlich die deutschen Kanonen gegen die festen Höhen an, die das tief in die Talrinne der Maas gebettete Verdun beschirmen. Es ging um den „Eckpfeiler" von Frankreich. Die ganze Umgebung der bis zur Mitte des 16. ^ahrhundertv deutschen Stadt (Verden), wo der berühmte Karolingervertrag von 843 geschlossen wurde, war von den Franzosen zu einem riesigen Bollwerk umgeschaffen: jede Höhe, jeder Wald eine Festung für sich. Die Beschießung war das Gewaltigste, was die Kriegsgeschichte kennt: unzählige Geschütze, unter ihnen die schwersten Kaliber, überschütteten mit ihrem krachenden Eisenhagel ohne Aufhören die selbst feuerspeienden feindlichen Stellungen, und bis nach Westfalen war das furchtbare Getöse vernehmbar.
Tags darauf begann auf einer 10 km breiten Linie des rechten Maasufers der Angriff der deutschen Massen. Mit unwiderstehlicher Tapferkeit drangen sie vor; am 25. stürmten brandenburgische Regimenter die Panzerfeste Douaumont und legten die erste große Bresche in den Kranz der Verteidigungswerke. Division auf Division zog der französische Befehlshaber Petain in das mörderische Feuer; schon in den ersten Tagen büßte er über 15 000 Mann an Gefangenen ein. Dann griff der heiße Kampf in die Wotzvreebene über und dehnte sich im Süden über die alte Nationalstraße Metz-Paris hin aus. Auf dem westlichen Maasufer folgte Mitte März die 'Eroberung von Forges, Regnieville, der Höhe „Toter Mann" und der festen Stellung bei Avocourt am Ostrand des Argonnen-waldes: schon drückten die deutschen Truppen aus die rückwärtige Verbindung Verduns mit Paris, und der Fall der großen Maasfeste erschien wie ein Gespenst vor den Augen des erschreckten Frankreich.
23. Der Luftkrieg. Nicht wenig hatten die Franzosen vor dem ' Kriege mit der Überlegenheit ihrer „vierten Waffe", der Flugzeuge,
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Extrahierte Personennamen: Hnlluch März
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Verden Westfalen Paris Frankreich