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1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 5

1885 - Dortmund : Köppen
— 5 — Verschieden. Auf Hochebenen von kleinerem Umfange trifft man Fels- oder Steinboden. Sandboden finden wir hauptsächlich in der Wüste. Nur hier und da sind in der Wüste einzelne fruchtbare Stellen, Oasen, vorhanden. Ist der Sand wenigstens soweit mit erdigen Teilen vermischt, daß er Heidekraut oder auch Fichten und Kiefern trägt, so nennt man die Gegend Heide. Fehlt aller Baumwuchs und trägt weit und breit die Ebene nur Gras und Kraut, so eut- steht die Form der Steppe. Soll Sandboden Getreide tragen, so muß er schon stärker mit erdigen Teilen versetzt sein; er heißt dann Geestland. Der eigentliche Erdboden ist vorzugsweise für das Wachstum der Pflanzen geeignet. Sehr' fetter Boden am Waffer und von diesem teilweise durchzogen, führt den Namen Marschland. Strecken, die oben eine scheinbar feste Grasrinde haben, die aber unter dem Fußtritt wegen des darunter stehenden Wassers erbeben und erzittern, heißen Moore, Oft besteht diese Decke aus Torf, der sich noch fortwährend aus verwesenden Pflanzenteilen, besonders Torfmoosen, erzeugt. 4. Das Wasser. Es giebt fließende und stehende Gewäffer, erstere in Quellen, Bächen, Flüssen und Seen, letztere in Sümpfen, Seen und Meeren. Der Ort, wo ein fließendes Gewässer aus der Erde kommt, heißt Spring oder Quell, wo es sich in ein größeres Gewässer ergießt, Mündung, die Vertiefung, in welcher es fließt, Bett, deffen schiffbarster Teil die Stromrinne, oder der Thalweg, dessen Ränder oder Seiten- wände die Ufer (rechtes und linkes). Der Abstand eines Ufers von dem andern giebt die Breite, der des Wasser- spiegels vom Grunde die Tiefe des Gewässers au. Wie im Meere, so giebt es auch in fließenden Gewässern seichte Stellen oder Untiefen, wo man durch dieselben gehen kann; solche Stellen nennt man auch Furten. Unter dem Gefälle ver- steht man den Unterschied zwischen der Höhe der Quelle und der Mündung, oder die Neigung des Bettes. Je größer das Gefälle, desto schneller die Strömung. Die fließende Linie, welche ein Gewässer von der Quelle bis zur Mündung bildet, heißt sein Lauf. Aus einer oder mehreren Quellen entsteht ein Bach, aus mehreren Bächen ein Fluß, aus mehreren Flüssen ein Strom. Hanptslüssenehmennebenflüsse auf. Bei großen Strömen

2. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 68

1885 - Dortmund : Köppen
— 68 — Burgen genannt, mit dicken hohen, steilen Mauern, um vor feindlichen Angriffen gesichert zu sein. Zu einer solchen Burg führte gewöhnlich nur ein Hauptweg, und weil der- l selbe mit Wehren wohl versehen war, so hielt es schwer, die Burg einzunehmen. Eine solche war auch die Ravensburg. Wann sie erbaut ist. weiß man nicht genau. Die Sage erzählt verschieden. So heißt es: Als vor Chr. Geb. die Römer unser Angererland durchzogen, ließ der römische Feldherr Drusus auf dieser Berghöhe ein Kastell oder eine Burg bauen. Den römischen Adler auf dem Kastell sah das Volk für einen Raben an und nannte deshalb das Gebäude die Rabeusburg, woraus Ravensburg entstanden ist. Drusus soll am Fuße des Berges eine Stadt angelegt und Cleve genannt haben, die später zerstört wurde, wovon aber die jetzige Bauerschaft Cleve noch als Überbleibsel angesehen wird. Eine andere Sage spricht: In grauer Vorzeit herrschte über die Lande am Osning ein alter, mächtiger Fürst, Namens Rawo oder Rabo. Er hatte drei blondgelockte Töchter, die Iva, Tekene und Ravena. Jeder derfelben erbaute er eine Burg auf Berghöhen. Für Iva war die Iburg, in dem heutigen Osnabrückschen, für die Tekene die Tekenen- oder Tecklenburg und für die Ravena die Ravens- bürg bestimmt. Jedenfalls ist sie eine der ältesten Burgen Westfalens. Von ihr hat die ganze Grafschaft ihren Namen erhalten. Gegenwärtig sind nur noch Reste von der Umfas- snngsmaner der früheren schönen Burg vorhanden. Nur der „glatte Lug ins Land", der Wartturm, in welchem man auf einer Wendeltreppe emporsteigen kann, ist gut erhalten und steht als ein Wahrzeichen alter Zeit kräftig da. Der ungefähr 195 Meter tiefe, in den Felsen gehauene Brunnen auf dem Schloßhofe soll nach der Sage von zwei Gefangenen, die sich dadurch ihre Freiheit erkauften, hergestellt worden sein. Als sie aber ihre Arbeit vollendet hatten und ans Licht kamen, starben sie beide. In der Nähe von Halle liegt das Dorf Stockkempen. Neben der Kirche befindet sich das mit einem einfachen Denk- male gezierte Grab des Dichters Friedrich Leopold Stol- berg. Er wurde geboren im Jahre 1750 in Holstein, war eine Zeitlang dänischer Gesandter in Berlin und gehörte zum Göttinger Dichterbunde. Im Jahre 1819 starb er auf dem Gute Sondermühlen bei Osnabrück. — In dem Kreise Halle liegen außerdem noch die Städte Versmold und Werth er.

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 81

1885 - Dortmund : Köppen
— 81 — Hütte, in welcher Lehm- und Sandgußwaren aller Art an- gefertigt werden. Dorsten, 3560 Einw., hat eine Kattun- und Nesseldruckerei, mit Weberei verbunden, eine Papierfabrik, Ölmühlen-, Holz- und Leinwandhandel; in Maerl, einem Dorfe zwei Meilen östlich von Dorsten, befindet sich eine Papier- und Damastfabrik. 4. Der Kreis Korken. Während in den vorigen Kreisen große Waldungen sind und sich größtenteils Thon- oder Lehmboden vorfinoet, er- blickt man hier, nämlich im Süden, bedeutende Heide- und Sand flächen, die sich bei Haltern und Dülmen in den Kreis Coesfeld erstrecken. Jene zeigen das braune Heidekraut mit den kleinen rötlichen Blüten; Pflanze steht an Pflanze, nur selten finden sich Moose, oder harte Flechten, oder düstere Wacholdersträucher; nirgends grün belaubtes Buschwerk. Alles Leben scheint hier verschwunden zu sein, nur hier und da weiden kleine Schafe, Heidschnuckeu genannt, welche selbst im Winter die dürren Zweiglein aus dem Schnee hervorscharren. Auch erblickt man wohl hin und wieder einen Mann, der das Heidekraut abschlägt und es auf einem Wagen nach Hause fährt, um es zur Winternahrung für seine Schafe, oder zur Streu für seine Kuh zu benutzen. Mehr ergötzt sich der Blick an den kleinen, bunten Schmetterlingen, die durch die Luft dahin schweben, an den Eidechsen, die aus dem Boden dahin huschen, an den zahllos summenden Bienen, welche die Heide- blümchen umschwärmen. Die Sandflächen dagegen sind voll- ständig öde und kahl, und an stürmischen Tagen treibt hier der Wind den Sand in großen Wogen vor sich her und wirft denselben bald hier, bald dort zu einem Hügel zusammen. Der nördliche Teil dieses Kreises hat Lehmboden und große Venne, unter anderen das weiße und schwarze Venn. Venne sind Torsmoore. Durch die verfaulten Pflan- zen, welche hier alljährlich angehäuft werden und wieder mit den Wurzeln neuer Pflanzen durchwachsen, oft auch mit Erdöl durchdrungen, hat sich der Torf gebildet. Fußtief, ja 2, 3 bis 6 Meter tief liegt derselbe und liefert ein reichliches Brennmaterial. Sobald im Sommer der Tag graut, sieht man auf dem Moore geschäftige Hände. Die Männer graben mit einem länglich breiten, zweischneidigen Messer, Spaten gmannt, die länglich viereckigen Torfstücke aus der Erde, wäh- rend Frauen oder auch erwachsene Knaben dieselben mittelst c

4. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 16

1885 - Dortmund : Köppen
— 16 — bedarf, in jedem Orte gemacht werden kann, so sorgt de Handels- oder Kaufmannsstand für die Herbeischaffung der fehlenden Gegenstände. Der Künstlerstanb hat die Auf- gäbe, zur Verschönerung des Lebens beizutragen und Auge, Ohr und Herz des Menschen zu erfreuen. Der Beamten- stand sieht auf gute Ordnung und strenge Befolgung der Gesetze im Lande. Der geistliche Stand lehrt die Leute, wie sie nach Gottes Willen leben sollen. Der Lehrerstand sucht durch Erziehung und Unterricht die Kinder zu braven und brauchbaren Menschen heranzubilden. Der Wehrstand endlich schützt das Volk gegen streit- und eroberungssüchtige Nachbarvölker. We stfalia. Wie heißt das Land, das schon in grauen Zeiten Bewundrnng sich vor aller Welt errang? Das mit der Weltbeherrscherin zu streiten Vermocht und einst das stolze Rom bezwang? Ihr kennt es wohl, ihr alle wißt es ja: Das tapfre Land, es heißt Westfalia. Wo schlug Arminius die Legionen? Wo hat sich Varns in sein Schwert gestürzt? Wo sieht man nach zweitausend Jahren wohnen Den Stamm noch rein und unverkürzt? Ihr kennt den Stamm; ihr alle wißt es ja: Das deutsche Land, es heißt Westfalia. Wo hat einst Wittekind dem großen Kaiser Getrotzt ein ganzes Menschenalter durch? Wo fand das deutsche Reich stets treue Weiser, Wo deutscher Mut stets eine Waffenburg? Ihr kennt das Land, ihr wißt es alle ja: Das deutsche Land, es heißt Westfalia. Wo ist die heil'ge Feme einst erstanden, Die unsichtbare, strenge Rächerhand, Damals die Mächtigste in deutschen Landen, Der sich kein Frevler ungestraft entwandt? Das Land der roten Erde kennt ihr ja: Es ist kein andres als Westfalia. Ihr kennt die Weser, die von Kampf und Siegen Die Kunde fröhlich in die Lande rauscht. Ihr kennt die Lippe, die von Römerkriegen Erzählt dem Volke, das der Sage lauscht. Ihr kennt die Ströme, wißt es alle ja: Sie wogen stolz durchs Land Westfalia.

5. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 588

1910 - Dortmund : Crüwell
588 Feld kommend, von weitem schon deinen hohen, rundlichen Wip- fel mir entgegenwinken sähe. Mögest du mir bis an mein Ende in schönen Sommertagen deine duftenden Blüten auf den Pfad streuen ! Habt ihr daheim noch einen alten Baum am Hause stehen, dann grüßt ihn von mir und haltet ihn in Ehren. Mache dir eine Ruhebank an seinem Stamm — mit ein paar schlichten Brettern ist es ja getan — und dort laß dich nieder an stillen warmen Sommerabenden, wenn die Feierglockenklänge weither über das fruchtschwere Feld schwimmen. — — Dort möchte ich wohl an deiner Seite sitzen. 271. Wenn die Natur straft. Von Raoul Francs. (As gibt in Österreich, kaum einige Bahnstunden von den Stätten des Weltverkehrs uitd größten Luxus entfernt, ein ganzes Land, dessen Menschen dahinleben wie vor vielen Jahrhunderten, dessen Städte gestorben sind und dessen Natur anmutet wie ein schauerlich schöttes Heldengedicht von der Armut und den Schrecken der Welt. Das ist der Karst. Ursprünglich war das ein Name für eüt Gebirge; dann aber gesellte sich wie ein Kainszeichen der Nebenbegriff der Verwüstung und Verarmung dazu, und heute nennt man die öden und unfrucht- baren Teile von vielen großen Ländern allgemein so und spricht auf der ganzen Welt von „Verkarstung", wenn eüt Landstrich sein lebend Kleid verliert und bis zum Felsgerippe zerstört wird. Mitten in dem blühenden Garten Europas stellt der Karst den einzigen toten, wüsten Fleck dar. Er brennt ihm am Leibe wie eine Wunde, die die Kultur verschuldet hat. Denn von selbst hätte sich der Karst nie gebildet. Unter natürlichen Verhältnissen verwan- delt sich der bleiche Kalk [einer Berge durch die auslösende Macht des Regens in eine seine siegelrote fruchtbare Erde, die sich rasch mit Pflanzen besiedelt. Vorzeiten waren auch hier schwere und üppige Wälder aus der roten Erde: immergrüne Eichen und Lor- beer aus den südlichen Abdachungen gegen die blaue Adria, hoch- stämmiger schwarzer Nadelwald aus den Bergrücken, die gegen die Schneelasten des Alpenhinterlandes blicken. Diese Bäume sind noch zu sehen: als Pfahlrost in Venedig, als jahrtausendalter schwarzer durch das Wasser eisenhart gewordener Block, versenkt in den

6. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 611

1910 - Dortmund : Crüwell
611 neu Kennzeichen der Giftigkeit der Pilze sind samt und sonders un- zuverlässig. Man muß die Pilze an ihren eigentümlichen Merkmalen un- terscheiden lernen, wenn man sich nicht der größten Gefahr aussetzen will; Kenntnis ist das beste Mittel. Deshalb beschränke man vor- erst den Pilzgenuß auf enge Grenzen und wähle aus der großen Masse nur die leicht bestimmbaren heraus. 3. Wie man Pilze sammelt. Man sammelt die Pilze am besten im Spätsommer und Herbst, einige auch im Frühjahr, wie es eben die Wachstumszeit mit sich bringt. Im Walddickicht oder ans modrig riechendem Boden suche man keine Pilze. Am besten sind junge Pilze, die in Nadelwäldern auf sandigem, mit niedrigem Moos überzogenem Boden oder auf Wiesen und Triften stehen. Übelriechende oder durch Maden ganz zerfressene sowie durch anhaltenden Regen erweichte sind auf jeder: Fall schädlich. Man lasse die eingesammelten Exemplare nicht etwa bis zum nächsten Tage ungereinigt stehen, sondern putze sie unver- züglich beim Nachhausekommen. Der Pilzkenner lernt die bevorzugten Plätze der Pilze rasch kennen. Er weiß, daß sie an den Südseiten der Berge, wo Wärme und Feuchtigkeit vorherrschen, häufiger zu finden sind als an andern Stellen, wo das Faulen von Holz und Laub den Boden nicht be- fähigt für das Gedeihen guter Pilze. Man findet den Eierpilz ans kahlen, aber schattigen Waldplätzen, aber auch in dichtem Heidekraut. Man sucht den Steinpilz in lichten, aber grasigen Laubwäldern, besonders in Eichenwaldungen; im Nadelholz ist er weniger zu fin- den. Die Standorte des Champignons entdeckt das geübte Auge des Pilzsuchers sowohl im Laubwald als auch in den Parkanlagen, auf Wiesen, Triften und Waldrändern. Vorzügliche Ernte in Cham- pignons gibt es auf Triften, wo Pferde und Kühe geweidet haben- Zum Sammeln selbst ist ein Beutel oder Sack keineswegs empfehlenswert, weil darin die Pilze zu sehr gedrückt werden. Viel besser eignet sich ein Korb oder ein fester sogenannter Pilzkoffer aus Pappe zur Aufnahme der gesammelten Exemplare; auch lege man die Pilze mit dem Stiel nach oben. Nachdem nun die sorgsam gesammelten Pilze der Küche zuge- führt sind, richte man sie baldigst an, damit keine Zersetzungen eintreten können. Alle alten, wässerigen und fauligen Exemplare 39*

7. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 624

1910 - Dortmund : Crüwell
624 man förmlich mit Spannung auf, wenn ein Wassertropfen vom Gestein der Decke mit hohlem hellen Klang in eine Pfütze des Bodens fällt. Man vernimmt die Schläge des eigenen Herzens und die schnelleren Atemzüge der eigenen Brust. Hunderte, nein, Tausende von Bergleuten sind hier und dort, weit zerstreut, in icnserer Zeche und in den anstoßenden soeben bei der Arbeit. Sie sprengen und brechen, sie hacken und schaufeln, sie werfen die polternden Kohlenstücke in die Wagen und rollen diese fort; rast- los sausen im Schachte die Förderkörbe aus und nieder. Aber von all diesen Geräuschen dringt nichts bis zu unserm stillen Platze, dessen Abgeschiedenheit uns zu sinnender Betrachtung über die Entstehungsgeschichte der Steinkohle anregt. Unermessene Zeit- räume ziehen da am geistigen Auge vorüber. Unter der Zone der Flöze lagert in gewaltigen Massen der Kohlenkalk. Er ist offenbar eine Bildung vorzeitlicher Meere und reich an Einschlüssen und Abdrücken der ehemaligen tierischen und pflanzlichen Organismen. Zwischen den einzelnen Flözen liegen mächtige Schichten, die entweder aus Kohlenschiefer oder Sand- stein bestehen. Ersterer hat die Überhand. Auch in ihm finden sich die Spuren der Flora und Fauna jener fernen Erdperiode in oft erstaunlicher Menge. Die Masse der Steinkohle selbst aber, welche die Flöze bildet, besteht bekanntlich überhaupt nur aus den verkohlten Resten untergegangener Pflanzengeschlechter. Aber wäh- rend in den umgebenden Gesteinen die Abdrücke und Einschlüsse meist von wunderbarer Klarheit und Deutlichkeit sind, so daß ihre Bestimmung in der Mehrzahl der Fälle ein leichtes ist, kann in der Steinkohle oft nur mit Hilfe des Vergrößerungsglases noch der pflanzliche Bau dieser organischen Massen nachgewiesen werden Zweifellos war es ein rein tropischer Pslanzenwuchs, der sich dazu- mal über unsere Gegenden und vermutlich gleichzeitig über den größten Teil der Erde ausbreitete. Die Mehrzahl der Gewächse gehörte in jenen Zeiten den blütenlosen an. Hohe, wunderliche Baum- gestalten aics der Familie der heute nur mehr krautartigen Schachtel- halm- und Bärlappgewächse, eine Fülle von Farnkräutern, darunter eine Menge von palmartigem Wuchs, daneben aber auch schon wirkliche Palmen, Araukarien und andere Nadelhölzer besiedelten in üppigen urwaldartigen Beständen das Land. Die höheren Blüten- gewächse aus der Familie der Zweikeimblätterigen fehlten oder waren selten; und auch die Tierwelt stand, nach allen Funden zu schließen, aus einer sehr tiefen Stufe und setzte sich vorwiegend aus Fischen, Reptilien, Amphibien, Insekten, Schal- und Weichtieren zu- sammen. Mit Staunen betrachtet man in den Sammlungen die

8. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 244

1910 - Dortmund : Crüwell
244 hier angefertigt werden, während früher alles dies aus Europa einzeln bezogen werden mußte. Wir folgen dem Meeresstrande und erreichen das Haus des Gouverneurs. Ich habe es vier Jahre bewohnt und täglich mit Be- hagen die praktische Anordnung und Einrichtung des Hauses empfun- den. Und welch reizende, harmonisch und lustig verlaufende Feste wurden hier gefeiert! In den Tropen lebt man im allgemeinen mit der großartigen Natur, die den Menschen umgibt und ihm ihre Eindrücke unwider- stehlich aufprägt, llm 6 Uhr morgens wirft der riesige Feuerball, der in wenigen Augenblicken über dem Horizont erscheint und alle Räume mit einer überwältigenden Fülle von Licht durchdringt, den Schläfer aus dem Bett. Bad, Frühstück, Spaziergang, Tagesarbeit von 8 bis 5 Uhr, unterbrochen durch ein kräftiges warmes Früh- stück und vielleicht eine kurze Mittagsruhe, füllen den Tag in gleich- mäßiger, wenig aufregender Folge. Mit 5 Uhr abends beginnen die Erholungs- imb Genußstunden. Da wird geritten, gefahren, Tennis gespielt, Boot gefahren, und was es sonst an körperlichen Bewegungen gibt. Bald nach 6 Uhr wird es dunkel. Um 7 Uhr wird die Hauptmahlzeit eingenommen, und dann folgt das süße Nichtstun, dessen volles Behagen nur der zu fassen vermag, der einige Vollmondnüchte in den Tropen, womöglich am Meeresstrande, durchlebt hat. Es kann kaum ein so rohes Gemüt geben, das nicht sich immer wieder wie ein Kind auf die vierzehn Tage vor und nach dem Vollmond freute. Das silbern glänzende Gestirn, das sich im Meer kristallklar spiegelt, die starke und doch zauberhaft gedämpfte Helle, der wunderbare Glanz der Blätter von Palmen, Mangos und andern Bäumen, der pechschwarze Schlagschatten, den die Bäume werfen, dazu das unendliche, unaufhörliche Ge- summe und Gezirp der tropischen Jnsektenwelt üben aus den sin- nigen Menschen eine ganz unerklärliche Wirkung, die einem sanften Einlullen in reizende Träumereien gleichkommt. Gerade diese stillen Stunden friedlicher Einkehr in sich selbst oder behaglichen Plauderns mit lieben Genossen unter dem vollen Eindruck der so gewaltigen Tropennatur knüpfen den Europäer mit festen Ketten au das Leben in den Tropen und hinterlassen, wenn er zur Rückkehr in die nordische Heimat genötigt ist, eine unauslöschliche Sehnsucht nach dem Palmengestade, dem silbern glänzenden Meer und dem endlos sich dehnenden, von keiner Wolke bedeckten Himmelsgewölbe. Lebe wohl, du Hafen des Friedens! Auch ich hoffe dich dereinst noch wiederzusehen!

9. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 268

1910 - Dortmund : Crüwell
268 moagruppe ist auch auf friedlichem Wege fast ganz in unsern Besitz gekommen. Schon ehe die deutsche Flagge über der Südsee wehte, haben Missionare das Kreuz nach den Inseln gebracht. Bei der Grün- dung der ersten katholischen Mission im Jahre 1845 wurde der Bischof alsbald ermordet, weil die wilden den glänzenden Bischofsring haben wollten. Jetzt wirken mehrere Missionsgesellschaften auf den weitzer- streuten Inseln, und Tausende von Eingeborenen haben das Christen- tum angenommen. Land und Leute sind je nach den Inseln sehr verschieden. Auf Neu-Pommern, wo ich zwölf Jahre als Missionar tätig gewesen bin, sehen wir herrliche Kokospalmen, von denen jede jährlich wohl 200 Nüsse hervorbringt. Der mächtige Brotfruchtbaum hängt zweimal im Jahre voll von Früchten. Palmen wechseln mit wilden Feigenbäumen und mit Gummibäumen ab. Der Wipfel des Niesenbaumes Euka- lyptus würde noch über euern Kirchtum hinwegsehen, weil er an die 70 in hoch werden kann. Zwischen diesen Tropenbäumen ranken malerische Lianen, deren wurzeln bis auf den Boden hangen. In den Bäumen treiben zahlreiche Vögel ihr munteres Spiel,- aber so bunt und farbenprächtig sie sind, so liederarm sind sie auch. Vierfüßer sind nur spärlich auf den Inseln vertreten: Wildschweine, kleine Känguruhs, zwei Arten von Baumbären, Beutelratten, kleine, häßliche Haushunde, große und kleine Fliegende Hunde und sehr viele große Mäuse, das ist ungefähr alles. Vas tropische Klima bringt uns das ganze Jahr eine Wärme von 28—34° C. Bei solcher Temperatur gedeiht der Pflanzenwuchs herrlich; viele Fruchtbäume tragen zweimal, manche das ganze Jahr hindurch. Man lebt in einem wahren Paradiese, zu- mal gar keine wilden Tiere, keine giftigen Schlangen die Sicherheit des Lebens und Besitzes stören. Aber die Menschen, die auf diesen herrlichen Eilanden geboren sind, entsprechen der Natur nici)t; sie verdienen wirklich, solange sie noch ihren alten Gewohnheiten nachleben, den Namen wilde, den die Europäer ihnen beigelegt haben. Ihre Hautfarbe ist braun-schwarze sie haben breite, platte Nasen, etwas geschwollene Lippen und krauses, wolliges haar. In schmutzigen, niedrigen Hütten liegen einige Einge- borenen-Stämme von Neu-Pommern des Nachts auf der bloßen Erde, zusammen mit Hunden und Schweinen. Einige Stämme essen sogar Schlangen, Hunde- und Mäusefleisch- manche Kinder verspeisen leben- dige Eidechsen; Heuschrecken werden einen Augenblick an einen heißen Feuerstock gehalten und dann verzehrt. Größer noch ist das geistige Elend. Es fehlt den Eingeborenen völlig die Kenntnis Gottes und göttlicher Dinge,- sie sind abgestumpft gegen alles, sogar gegen den Tod. Die erste Folge davon ist eine

10. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 274

1910 - Dortmund : Crüwell
274 Tiefgänge von 100 m und in einer Breite von 90 km genau unter der Gleicherlinie in den Atlantischen Ozean; 450 km weit ins Meer hinaus empfindet der Schiffer noch die Gewalt der Strömung. An der Mündung kämpft die Flut des Ozeans mit dem urgewaltigen Strome. Sie tritt in das ungeheure Strom- bett und wälzt sich wie eine Festungsmauer den Flug auf- wärts. Die Wellen steigen 5 m hoch, und das Getöse ist zwei Stunden weit hörbar. Ebbe und Flut des Meeres machen sich bis auf 900 km landeinwärts bemerkbar, aber der Stromriese hat seit den Tagen der Schöpfung noch immer wieder über den Ozean gesiegt. An den Ufern des Amazonas wölbt der größte Urwald der Erde sein Laubdadi in einer Ausdehnung, die ganz Deutsch- land weit übertrifft. Der Urwald tritt zu beiden Seiten hart an den Strom, so dag der bunt gewirkte Teppich zahlloser farbenprächtiger Schlingpflanzen über die hohen gelben Lehm- ufer bis auf den Wasserspiegel niederfällt. Oft sieht man schlanke Palmen von 20—30 m Länge wie Angelruten mit ihren rauschenden Wedeln über dem Wasser hangen. Auf Stämmen und Ästen wurzeln und treiben die verschiedensten Pflanzen, und jede macht der nächsten ihren Plag streitig. Nur an den Außenseiten und oben in den hohen Wipfeln, wo Licht und Luft zutreten können, glühen Tausende von Blütenkelchen in sprühenden Farben auf. Unter den Kronen des Urwaldes ist von der bunten Blütenpracht oft stundenweit nichts zu sehen; dort herrscht schwarzgrüne Dämmerung. Selbst um Mittag dringt nur ein gemildertes Licht durch das dichte Laubdach. Feuchter, beklemmender Dunst und Modergeruch verwesender Pflanzen umfängt den von Stämmen und Schlingpflanzen um- schlossenen Wanderer. Und nun erst die tausend und aber tausend Tierarten, mit denen die Allmacht Gottes diesen Wälderozean belebt hat! Den Morgen im Urwalde verkündet das Geheul der Brüllaffen, die sich jagend von Krone zu Krone schwingen. Mit den ersten Strahlen der Sonne erwacht das Heer der Taginsekten. Bunt- farbige Schmetterlinge und goldflügelige Käfer flattern und schwirren in den Lüften; Scharen von Kolibris funkeln um die Rispen und Dolden; in den Zweigen schaukeln sich krächzend und schreiend grüne, blaue, rote und atlasschimmernde Papa- geien. Eidechsen, groß und schillernd, suchen einen Sonnen- strahl, und Schlangen ringeln sich an den Bäumen empor, um sich in den Wipfeln zu sonnen und ihre Beute zu erhaschen.
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