Zeit erneuter Rückströmung. — § 54. Wiederherstellung d. Bundestags. 153
zvvungen, gleichfalls einzurücken, hält sich nach einem bedeutungslosen Zusammenstoss (zu Bronzell* bei Fulda) von Feindseligkeiten fern. Drohungen Russlands und die eigenen ungenügenden Rüstungen bestimmen es zum Nachgeben. Graf Brandenburg stirbt, v. Rado witz , der eifrige Förderer der Unionspolitik, legt sein Amt nieder; der ruheliebende Manteuffel folgt. Dieser lässt sich nach Olmütz bescheiden, wo Fürst Schwarzenberg seine Absicht, Preussen zu demütigen, erreicht**. In dem Vertrag von Olmütz (29. Nov. 1850) verpflichtet sich Preussen zu sofortiger Abrüstung, ohne dass Österreich ein gleiches verspricht, lässt die Bundesexekution in Kurhessen und Holstein zu und giebt die Union auf.
Vi. Folgen, a) In Kurhessen werden den widerspenstigen Steuerzahlern „Bequartierungen“ (die „Straf-bayern“. Vgl. die Dragonaden Ludwigs Xiv.) ins Haus ge-legt, die Unterthanen dem Willkürregiment des Kurfürsten überantwortet.
b) Österreichische Truppen machen den Kämpfen in Schleswig-Holstein ein Ende und liefern die Herzogtümer den Dänen aus.
c) Das zu London 1852 von den Grossmächten vereinbare Protokoll stellt fest: die gesamte dänische Monarchie solle auf den Prinzen Christian von Sonderburg-Glucksburg aus der jüngeren (weiblichen!) Linie übergehen. Der Herzog v. Augustenburg verzichtet auf die Erbfolge.
d) Die freien Konferenzen, welche zu Dresden über die Neugestaltung des deutschen Bundes beraten, endigen bei den Umtrieben Österreichs ergebnislos.
1851 Wiederherstellung des alten Bundestages in vollem Umfange.
e) In weiterem Verfolg: Neue Unterordnung Preussens
unter Österreich und Rückströmung in den meisten Bundesstaaten.
Vii. Fortschritte Preussens. Schon 1840 Vergrößerung durch Hohenzollern-Hechingen und Hohen-zollern-Sigmaringen, deren Fürsten ihre Länder abtreten. 1851 Erweiterung des Zollverereins durch Aufnahme des unter Hannovers Führung bestehenden Steuervereins. 1853
* ..Der Schimmel von Bronzell“.
,,I1 saut avilir la Prusse et apres demolir“.
(29 Nov.) 1850
1852
11*
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— 183 —
9. Geographisches:
Metz, Toul und Verdun seit 1552 dem deutschen Reich entrissen; Metz seit 1870 wieder deutsch.
Übergang der Kurwürde und der Kurländer von der älteren Erneftinisch en auf die jüngere Albertinische Linie. Der ersteren verblieben die Ämter: Gotha, Weimar, Eisenach, Coburg, woraus die jetzigen Sächsischen Herzogtümer in Thüringen entstanden; aus den Ländern der Albertinischen Linie entstand das jetzige Königreich Sachsen.
Iv. 1. Der Schmalkaldische Krieg (1547) und der Religio nssriede zu Augsburg (1555).
Reihe der Thatsachen mit Jahreszahlen. 1 m r ttt
Kurze Zusammenfassung der Hauptsachen. / '
2. Der Augsburger Religionsfrieden ist der Abschluß vieler Reichs-tags-Kämpse und Verhandlungen, insbesondere der Beschlüsse von Nürnberg (1523), Speyer (1525), Nürnberg (1532), Passau (1552); denn er stiftete endgiltig Frieden zwischen den beiden Religionsparteien und galt als unabänderliches Reichsgesetz. Durch ihn wurden also die Beschlüsse von Worms (1521), Speyer (1529), Augsburg (1530) und das Augsburger Interim (1548) aufgehoben.
Bis zum Jahre 1555 waren protestantisch geworden: Ganz Norddeutschland mit Ausnahme der rheinischen und westfälischen Bistümer, und Süddeutschland mit Ausnahme der Fürstentümer Bayern und Österreich und der Bistümer am Rhein und Main und im Donau-, gebiet.
4. Die Reformation, ein Geisteskampf und zuletzt auch ein Waffen kämpf, lehrt uns: Es ist unmöglich geistige Wahrheiten auf die Dauer mit Gewalt zu unterdrücken. Apg. 5, 38. Ist der Rat oder das Werk aus den Menschen . . . „Das Wort sie sollen lassen stahn . .
5. Die Reformation als der siegreiche Kampf eines schwachen Mönches gegen einen gewaltigen Kaiser lehrt uns als ein Gesetz der Weltgeschichte: Wer für das Wohl vieler oder aller lebt und strebt, schafft Großes und Unvergängliches; wer aber nur für sein eigenes Wohl lebt, schafft nichts Großes und nichts Dauerndes. 1. Kor. 13, 8. Die
Liebe höret nimmer auf. 1. Joh. 4, 16. Gott ist die Liebe, und wer
in der Liebe bleibet, der bleibet in Gott, und Gott in ihm.
6. Auch in dem Abschluß der Reformationsgeschichte zeigt sich die alte Wahrheit: Des Herrn Rat ist wunderbar und führet es herrlich hinaus. Jef. 28, 29.
7. Die rechte Religionsfreiheit gewährt jedem einzelnen Menschen die Freiheit des Glaubens und des Gottesdienstes. Sie geht
hervor aus der christlichen Liebe. 1. Joh. 4, 16. Gott ist die Liebe.. .
Joh. 15, 35. Dabei will ich erkennen, daß ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe unter einander habt.
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den Franzosen, in Osnabrück mit den Schweden und den deutschen Fürsten.
Diese Verhandlungen dauern an die vier Jahre, denn groß sind die Schwierigkeiten der Einigung. Jede Partei und jeder Fürst verlangt möglichst viel (Frankreich das ganze Elsaß, Schweden das ganze Pommern, die protestantischen Fürsten volle Religionsfreiheit und den Besitzstand von 1618), und diese Forderungen steigert und fallen, je nachdem Siegesnachrichten vom Kriegsschauplatz eintreffen. Zuletzt einigt man sich doch über ein gewisses Mittelmaß aller Forderungen. Doch der Kaiser will diese Bestimmungen immer noch nicht genehmigen. Erst als auch Bayern verloren ist und der Feind siegreich in die österreichischen Erbländer eiudriugt, giebt der Kaiser nach und fügt sich in das Unvermeidliche. Am 24. Oktober 1648 unterzeichnen sämtliche Unterhändler im Rathaussaal zu Münster den Friedensvertrag zwischen dem Kaiser, den Franzosen, den Schweden und den Ständen des deutschen Reiches. Dieser Friede wird der westfälische Friede genannt. Unermeßlicher Jubel herrscht in Deutschland, als dieser Friede verkündigt wird, Danklieder erschallen („Nun danket alle Gott . . „Gottlob, nun ist erschollen . . ." und heiße Dankgebete dringen zu Gott empor.
2. Die Friedensbestimmungen.
a. Gebietsveränderungen.
Frankreich erhält das seither österreichische Ober-und Unterelsaß, die Schutzherrschaft über die in diesem Gebiet liegenden 10 Reichsstädte (ausgenommen Straßburg, die betreffenden Städte bleiben aber deutsche Reichsstädte); Bestätigung des Besitzes von Metz, Toul und Verdun (1552 geraubt).
Schweden erhält statt des verlangten ganzen Pommern Vorpommern mit Rügen, Usedom und Wollin und außerdem noch das Stiftsland Bremen (nicht die Stadt), alles als Reichslehen: dazu noch 5 Millionen Thaler für Kriegskosten.
Brandenburg erhält nur Hinterpommern (trotz feines Erbrechtes auf ganz Pommern) und zur Entschädigung dafür die Stiftsländer Magdeburg, Halberstadt und Minden.
Kursachsen behält die beiden Lausitzen und erhält einige Stücke des Bistums Magdeburg.
Bayern behält die Oberpfalz.
Die Pfalz wird nur im Umfang der Unterpfalz (Rheinpfalz) wieder hergestellt, erhält aber die neu geschaffene achte Kurwürde.
Die kleineren Fürstentümer, welche auf der Seite Schwedens gestanden, werden durch eingezogene geistliche Güter entschädigt.
Die Schweiz und die Niederlande, welche schon längere Zeit thatsächlich nicht mehr zum deutschen Reiche gehörten, werden als selbständige Länder anerkannt.
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Extrahierte Personennamen: Metz
Extrahierte Ortsnamen: Osnabrück Schweden Frankreich Schweden Schweden Deutschland Frankreich Verdun Wollin Bremen Brandenburg Hinterpommern Pommern Magdeburg Halberstadt Minden Magdeburg Rheinpfalz Niederlande
448
hatte er mit Napoleon eine persnliche Zusammenkunft bei Tilsit, in einem schwimmenden Bretterhuschen auf der Memel. Napoleon hatte den schwrmerischen und ehrschtigen russischen Kaiser bald durch Schmeicheleien und allerlei verlockende Bilder von einer Teilung der Weltherrschaft so fr sich gewonnen, da er nicht allein zum Frieden sich bereit erklrte, sondern auch sogar den von Preußen abgetretenen Grenzbezirk Bialystock von Napoleon als Belohnung fr seinen Abfall von seinem treuen und vormals so vertrauensvollen Bundesgenossen annahm.
Unser König wurde erst spter zu den Verhandlungen hinzu-gezogen. Voll Hoheit und ungebeugt trat er dem stolzen Sieger gegen-ber; der Hohn und die Krnkungen desselben blieben scheinbar wirkungslos. Der Kaiser Alexander, welcher fr seinen Bundesgenossen doch ein gutes Wort eingelegt hatte, bewog zudem die Knigin Luise, durch eine mnd-liehe Bitte die harten Bedingungen fr Preußen zu mildern. Nach langem, schwerem inneren Kampfe brachte sie ihrem Lande auch dies Opfer. Weil sie dies Unglck fr Preußen vorausgesehen hatte, fofern es isoliert blieb, gehrte sie frher zu der schon erwhnten Kriegspartei in Berlin; Napoleon hatte sie deswegen schon mehrere Male ffentlich beleidigt; dennoch begab sie sich zu ihm. Als er zu ihr sagte: Aber wie konnten Sie es wagen, mit mir, der ich schon mchtigere Nationen besiegt habe, Krieg anzufangen?" entgegnete ihm die Knigin voll Wrde: Sire, dem Ruhme Friedrichs des Groen war es wohl erlaubt, der unsere Krfte uns zu tuschen." Am Schlsse der langen Unter-rednng zeigte er sich geneigt, Preußen gnstigere Bedingungen zu stellen, doch schon am anderen Tage widerrief er alles.
Am 7. Juli erfolgte zu Tilsit der Friedensschlu zwischen Frankreich und Rußland, am 9. zwischen Frankreich und Preußen.
Aus Achtung vor dem Kaiser Alexander" behielt Preußen die Hlfte feiner Lnder; es trat ab: alle Besitzungen links von der Elbe mit Magdeburg, welche zu dem neu errichteten Knigreich Westfalen mit der Hauptstadt Kastel geschlagen wurden; alle polnischen Lnder aus der zweiten und dritten Teilung Polens, das hieraus gebildete Herzogtum Warschau erhielt der König von Sachsen als Lohn fr feinen Beitritt zum Rheinbnde; Danzig wrbe zu einer freien Stadt mit franzsischer Besatzung gemacht, Erfurt wrbe kaiserlich franzsisches Gebiet, um so die Heerstraen durch Preußen und Mitteldeutschland zu beherrschen. Auerdem wurde der ausgesogenen Lnderhlfte noch eine hohe Krieg-steuer auferlegt, die man erst spter auf 120 Millionen Francs normierte; bis zu deren Zahlung blieben die Festimgen Stettin, Kstrin und Glogan im Befitze Napoleons und 200000 Franzofen im Lande.
Preußen wurde durch diesen unglcklichen Frieden von seiner Gromachtstellung zu einem kleinen Staate herabgedrckt; es behielt nur 2868 Quadratmeilen mit kaum 5 Millionen Einwohner. Dazu blieb die Lage Preuens durch die fortgesetzte Bedrckung der Franzosen noch lange eine verzweifelte. Hren wir hierber das Urteil Jorks; er schreibt in einem Briefe gegen Ende des Jahres 1807: Unsere Lage ist wahrhaft verzweiflungsvoll. Die franzsische Armee steht immer noch
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Alexander Alexander Napoleon Friedrichs Friedrichs Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Tilsit Berlin Frankreich Frankreich Magdeburg Westfalen Kastel Polens Sachsen Rheinbnde Danzig Erfurt Mitteldeutschland Stettin Napoleons
Vi
seinen Urtheilen und Charakteristiken von Personen und Be-
gebenheiten durchaus selbständig verfahren*) und kann sich das
Zeugniß ertheilen, daß er nur nach seiner vollen Ueberzeugung
die historische Kritik geübt hat. Möge dieses Werkchen zur
Erweckung der Liebe für das Studium der vaterländischen
Geschichte, welches für jeden Sachsen unentbehrlich und heilige
Pflicht ist, das Seinige beitragen!
Der Verfasser.
*) Zuweilen hat der Verfasser sich bei Anführung älterer Ausdrücke Aender-
ungen erlaubt, so 19. Der ursprüngliche Text des dort angeführten Volks-
reimes findet sich in seinem Sagenschatz des Königreichs Sachsen Nr. 377.
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55
Nassau, ein gesegnetes blühendes Land, erzeugt die besten
Rheinweine, und hat einen Ueberfluß an Gesundbrunnen, von
denen die bekanntesten in Wiesbaden, Ems und Selters sind.
Von Preußen, Hannover und Hessen sind eingeschlossen die
Fürstenthümer Waloeck und Lippe, und von Würtemberg die bei-
den Fürstenthümer Hohenzollern.
3. Wie schon srüher erwähnt, giebt es in Deutschland 4 freie
Städte, die keinen Fürsten haben und sich selbst durch gewählte
Obrigkeiten regieren. Die wichtigste ist H ambur g an der Elbe;
die drittgrößte Stadt Deutschlands, und eine der größten Han-
delsstädte der Welt. Es sendet Schiffe in alle Erdtheile und in
seinem Hafen sieht man stets Schiffe aller Völker.
Br em e n an der Weser treibt namentlich Handel mit Ta-
bak, und von hier fahren die meisten Auswanderer von Deutsch-
land nach Amerika.
Frankfurt am Main ist eine reiche, schöne Stadt. Sonst
wurden die deutschen Kaiser hier gewählt; dann versammelten
sich hier die Gesandten des deutschen Bundes, und im Jahre 1848
das Deutsche Parlament. Göthe war hier 1749 geboren.
Lübeck an der Trave, nicht fern von der Ostsee, war sonst
eine mächtige Stadt, und hat schöne alte Gebäude. Man baut
hier viele Schiffe.
Fragen: Wodurch ist Nassau so merkwürdig und gesegnet?
Welches sind die freien Reichsstädte? Warum heißen diese Städte
freie Reichsstädte? Wodurch zeichnen sich alle freien Reichsstädte aus?
Wodurch ist Hamburg besonders wichtig? Wodurch Frankfurt so
merkwürdig?
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Extrahierte Personennamen: Würtemberg
Extrahierte Ortsnamen: Rheinweine Wiesbaden Selters Hessen Deutschland Deutschlands Amerika Frankfurt Main Ostsee Nassau Hamburg Frankfurt