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Das Klima gleicht dem der s. Länder Europas. Heiße, trockene Sommer und
milde, regenreiche Winter sind die hervorstechenden Merkmale (Iii, S. 124). Die Trockenzeit
dauert aber länger als in Südeuropa. Die mittlere Jahreswärme beträgt in Tanger
und Alschier 18, in der Stadt Marokko 21,7 °. Während im atlantischen Gebiet durch den
Ozean die Sommerhitze gemäßigt, die Winterwärme erhöht wird, nehmen nach O. und be-
sonders nach dem Innern hin die Gegensätze zu. Alschier hat noch eine Januarwärme von
12,1 °, aber mitunter sinkt das Thermometer bis auf 5 0 unter Null, und im algerischen
Binnenlande sind Frost und Schneefälle eine gewöhnliche Erscheinung. Der Regen fällt
in den Küstengebieten noch reichlich (50—100 cm), nimmt aber nach dem Innern zu rasch
ab und sinkt an den Grenzen der Sahara bis auf weniger als 20 cm. Die lange Trocken-
zeit im Sommer läßt die meisten Flüsse versiegen und alle zarten Pflanzen, soweit sie nicht
künstlich bewässert werden können, verdorren.
Die Pflanzenwelt trägt ebenfalls südeuropäisches Gepräge (Iii, S. 124). Immer-
grüne Hartlaubgewächse, Ölbaum, Lorbeer, Myrte, Oleander usw., sind überall ver-
breitet. Vorzüglich gedeihen Südfrüchte und Wein. Im S. treten noch afrikanische
Pflanzen hinzu, besonders die Dattelpalme. An eigentlichen Wäldern, die u. a. auch
Korkeichen und Zedern enthalten, sind die Atlasländer arm. Sie bedecken überwiegend die
dem Meere zugekehrten Bergabhänge. Viel weiter verbreitet ist der Buschwald
(Macchie Iii, S. 125).
Die Tierwelt enthält eine Anzahl großer Raubtiere, die aber immer mehr ver-
schwinden. Der früher häufig vorkommende stattliche berberische Löwe ist ganz ausgerottet.
Der Bär findet sich nur noch im Atlas, und auch der Panther ist selten geworden. Sehr
zahlreich dagegen sind die Hyäne und der Schakal, die man schont, weil sie sich durch
Vertilgung des Aases nützlich machen. Von andern Tieren seien noch erwähnt verschiedene
Antilopen, mehrere Affenarten, zahlreiche Eidechsen und giftige Schlangen und
die oft große Verheerungen anrichtende Wanderheuschrecke.
Die Bevölkerung der Atlasländer setzt sich aus zwei Hauptbestandteilen
zusammen, den alteingesessenen Berbern, die an Zahl weit überwiegen, und
Arabern, die erst später als Eroberer eingedrungen sind und das Land dem
Islam unterworfen haben. Die Bewohner der Städte, ein Mischvolk aus
Arabern, Berbern und den Bewohnern der alten römischen Siedlungen, bezeichnet
man als Mauren. Dazu kommen dann noch als Sklaven eingeführte Neger
und zahlreiche Juden, die sich zum großen Teil zur Zeit der Verfolgungen
aus Spanien hierher geflüchtet haben.
Die Berber, in Algerien Kabilen genannt, sind ein Zweig der hamitischen
Völkerfamilie. Sie bewohnten bereits im frühen Altertum die Atlasländer und wurden
damals als Libyer bezeichnet. Der Name Berber ist späteren Ursprungs und aus
„Barbaren" entstanden, womit die Griechen und Römer alle nicht griechisch oder lateinisch
redenden Völker bezeichneten. Im Laufe der Zeit haben die Berber manche fremde Bei-
Mischung erfahren, im Altertum durch die Phönizier, die im heutigen Tunis die blühende
Handelsstadt Karthago gründeten, und durch die Herrschaft der Römer, im Mittelalter
durch den germanischen Stamm der Vandalen und die Araber, deren Einbruch jedenfalls
am folgenreichsten gewesen ist. Doch haben sich die Berber in ihrer Mehrheit, besonders
in den Gebirgsgegenden, rein erhalten, und ihre Sprache wird neben der arabischen, der
herrschenden Landessprache, noch heute in mehreren Mundarten gesprochen.
Die Berber sind ein großer, kräftiger Menschenschlag von edler Körperhaltung, heller
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Extrahierte Ortsnamen: Europas Südeuropa Tanger Marokko O. Sahara Spanien Algerien Tunis Karthago
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einem unten zugespitzten, im Feuer gehärteten Grabstock versehen, mit dem sie die Erde
nach Wurzeln und kleinem Getier aufwühlen. Die Männer tragen als Waffe Bogen und
Pfeile, deren aus Knochen hergestellte Spitzen oft vergiftet sind.
Hauptsächlich die mangelhaste Nahrung ist wohl schuld daran, daß die Buschmänner
körperlich so verkümmert sind. Doch hat die Schwierigkeit, den Lebensunterhalt zu erwerben,
bei ihnen auch wieder bestimmte Eigenschaften zu hoher Vollkommenheit ausgebildet. Sie
haben ungemein scharfe Augen und besitzen in hohem Grade die Fähigkeit, die Spuren von
Tieren und Menschen zu erspähen. Sie können lange Hunger und Durst ertragen, und
bei ihrem leichten und sehnigen Körperbau sind sie schnelle und dauerhafte Läufer. Manche
Wildarten werden von ihnen zu Fuß sogar so lange verfolgt, bis sie, gänzlich ermüdet,
Abb. 13. Hottentottenkraal. (Nach Kolb.)
ihnen zur Beute werden. Auch List und Verschlagenheit sind ihnen in hohem Grade eigen,
und als verwegene Diebe und Räuber haben sie sich den Haß der andern Eingeborenen
und der Weißen zugezogen. In früheren Jahren hat man förmliche Treibjagden auf sie
gemacht und schonungslos jeden Buschmann erschlagen, dessen man habhast wurde. Ihre
Zahl ist deshalb auch sehr zusammengeschmolzen, und sie haben sich immer mehr in nn-
wirtliche Gegenden zurückziehen müssen. Nur etwa 5000 Köpfe sollen noch vorhanden sein,
und wenn die Kolonialregierungen nicht schließlich dazu übergehen, ihnen bestimmte Gebiete
einzuräumen, werden sie wohl rasch dem Aussterben entgegengehen.
Die Hottentotten sind etwas größer und kräftiger als die Buschmänner. Als die
Europäer mit ihnen bekannt wurden, trieben sie hauptsächlich Viehzucht, aber noch keinen
Ackerbau. Sie wohnten in niedrigen, halbkugelförmigen Hütten, die aus einem Gestell von
Stäben bestanden, die in die Erde gesenkt, gebogen, zusammengebunden und mit Binsenmatten
Fick, Erdkunde. Iv. Band. r
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der Wüste erschienen mir häufig als eine glänzende Wasserfläche. Das ist aber auch alles.
Wer sich trotz der Hitze und Beschwerden beständig einen klaren Kopf zu bewahren versteht,
wird derartige Truggebilde nie sehen oder zu sehen glauben".
Die Pflanzenwelt der Sahara ist naturgemäß sehr dürftig. Doch fehlt es
selbst in der Fels- und Sandwüste nicht an allerdings sehr kümmerlichen
Gewächsen. Die Pflanzen sind dem Klima angepaßt. Sie haben stark entwickelte,
die Feuchtigkeit festhaltende Wurzeln und kleine, lederartige Blätter oder statt
deren nur Dornen, wodurch die Verdunstung auf das geringste Maß eingeschränkt
wird (Iii., S. 125). Am meisten verbreitet sind dornige Ginsterarten,
Akazien, Mimosen, Tamarisken u. a. Dorngesträuch. Wenn es einmal
regnet, sprießen auch wohl Gras und Kräuter empor, die aber rasch wieder
verdorren. In den schon besser befeuchteten Randgebieten im N. u. S. geht die
Wüste allmählich in Steppenland über. Eigentliches Kulturland aber gibt
es nur in den Oasen, den beckenartigen Vertiefungen, in denen das Grundwasser
entweder in natürlichen Quellen zutage tritt oder durch Brunnen erschlossen ist.
Das Wasser befruchtet das dürre Land und macht die Oasen zu „Gärteu der
Wüste". Die weitaus wichtigste Nutzpflanze ist hier die Dattelpalme, die
ganze Wälder bildet. Außerdem baut man Südfrüchte und einige Getreidearten,
namentlich Gerste und Mais. Die Oasen liegen weit zerstreut in der Wüste,
oft mehrere Hundert km voneinander entfernt, bald einzeln, bald in Gruppen
zusammen. Manche umfassen nur einige qkm mit einer kleinen Dorsansiedlung,
andre haben die Größe von deutschen Fürsten- und Herzogtümern mit kleinen
Städten und zahlreichen Dörfern.
Noch ärmlicher als die Pflanzenwelt ist die Tierwelt. Von größeren
Raubtieren findet sich die Hyäne überall, der Löwe nur iu den Randgebieten,
der Panther in Fessan. Andere Wüstentiere sind der Schakal, der Wüsten-
fuchs (Feunek), das Mähnenschaf, einige Gazellenarten, mancherlei Vögel
wie Aasgeier, Tauben, Raben, endlich Eidechsen, Schlangen und beson--
ders häufig Skorpionen.
Die Dattelpalme wird 15—20 m hoch und trägt eine Krone von 40—80
gefiederten Blättern, die eine Länge von 3 in erreichen. Zwischen ihnen hängen 8 — 12
große Trauben herab, deren jede etwa 200 Früchte enthält und 8—20 kg schwer wird.
Die Dattelpalme liebt einen sandigen und wasserreichen Boden. Andauernden Regen kann
sie nicht vertragen. Sie gedeiht daher nur in regenarmen, aber gut bewässerten Gegenden,
in der Sahara, in Ägypten, Arabien, Syrien und Südspanien. Ihr Nutzen ist sehr
mannigfach. Der Stamm dient als Bau- oder Nutzholz. Die Blätter werden zu allerlei
Flechtwerk und zum Bedecken der Häuser benutzt. Aus dem Faserngewebe fertigt man
haltbare Stricke. Die Blütenkolben und Gipfelknospen werden als Gemüse <Palmkohi^
gegessen; der Saft des Stammes liefert den Palmwein. Am wichtigsten aber sind die
Früchte. Sie bilden in Ländern, wo die Palme heimisch ist, das Hanptnahrungsmiltel
nicht nur der Menschen, sondern dienen auch den Haustieren als Futter. Ein schlechtes
Datteljahr ist dort ein ebenso großes Unglück wie bei uns ein schlechtes Getreidejahr. Die
Datteln werden roh wie auch in verschiedener Weise zubereitet gegessen. Eine gute Haus-
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um der wertvollen Federn willen. Veranlassung dazu gab der Umstand, daß die wilden
Strauße infolge der unablässigen Jagd, die man auf sie machte, immer seltener wurden,
die Federn also gewaltig im Preise stiegen. 1864 wurden im Kaplande mit zwei gefangenen
Straußen die ersten Versuche gemacht. Einen größeren Aufschwung aber nahm die Zucht
erst, als es 1869 gelang, durch künstliche Bebrütung der Eier die Zahl der zahmen
Strauße erheblich zu vermehren. Gegenwärtig soll ihre Zahl 700000 betragen. Der
Preis der Federn ist infolgedessen erheblich zurückgegangen und die Straußenzucht weniger
lohnend als früher. Während z. B. 1882 das Kz Federn 172 Mk. kostete, erhält der
Züchter heute nur noch 75—80 Mk. dafür. — Wenn die Straußenzucht gedeihen soll,
müssen den Tieren möglichst die Bedingungen geschaffen werden, unter denen sie im
wilden Zustande leben. Das am besten geeignete Gebiet ist die Karru. Quadratkilo-
metergroße Flächen sind hier mit Drahtgittern umzäunt und bieten den Straußen Raum,
sich frei umherzutummeln. Alle 6—8 Monate werden den erwachsenen Tieren die für
den Verkauf geeigneten Federn „abgepflückt". Man treibt die Vögel einzeln in einen engen
Verschlag, damit man vor ihren gefährlichen Schnabelhieben sicher ist, und schneidet die
Federn mit einem scharfen Meffer dicht über der Haut ab, so daß die Tiere keinen
Schmerz empfinden. Die großen langen Federn, die sogen. Amazonen, sitzen an den
Flügeln und am Schwanz. Ihre blendendweiße Farbe bekommen sie allerdings erst durch
sorgfältiges Bleichen, denn in natürlichem Zustande haben sie einen gelblichen Ton.
Ebenso sind die Federn von Natur glalt und flach. Die Kräuselung erhalten sie erst
unter den geschickten Händen der Arbeiterinnen. Der Hauptmarkt für Straußenfedern ist
London, wo jährlich für über 20 Mill. Mk. verkauft werden.
Einen gewaltigen Reichtum besitzt Südafrika an Bodenschätzen, besonders
Gold und Diamanten, in geringerem Maße an Kohlen, Kupfer und
Silber.
Das meiste Gold liefert Transvaal, wo man zahlreiche Fundstätten erschlossen hat.
Weitaus am ergiebigsten sind die bei Johannisburg am Witwatersrand, einem
niedrigen, wö. verlaufenden Höhenzuge. Das edle Metall wird fast durchweg bergmännisch
aus festem Gestein gewonnen. 1908 belief sich die Golderzeugung in Transvaal auf rund
600 Mill. Mk., mehr als ein Drittel der Gesamtausbeute der Erde (1700 Mill. Mk.).
Daneben kommt noch Rhodefia in Betracht (52 Mill. Mk.), während die andern Gebiete
nur geringe Mengen liefern. Diamanten sind über ganz Südafrika verbreitet. Man
kennt bis jetzt nicht weniger als 90 Fundbezirke. Die Edelsteine finden sich teils in losen
Schottermassen, namentlich zu beiden Seiten des Vaalslusses, teils in einem festen, tuff-
artigen Ergußgestein. Den ersten Diamanten fand 1867 ein Bur, der beim Verkauf
20000 Mk. daraus löste. Einen zweiten, bedeutend größeren, den man später als den
„Stern Südafrikas" bezeichnete, erhandelte er von einem Negerhäuptling für 500 Schafe,
12 Rinder und 2 Pferde im Werte von 5400 Mk. und erhielt dafür auf der Londoner
Industrieausstellung 220000 Mk. Geschliffen hatte er einen Wert von 500000 Mk. Die
Nachricht von diesen u. a. Funden lockte ganze Scharen von Gräbern herbei. 1870 waren
am Vaalslusse 10000 Diamantsucher tätig, die aus den alten Schottermassen die wertvollen
Steine auswuschen. Als man dann auch Diamanten in festem Gestein entdeckte, besonders
bei Kimberley, ging man zum Bergwerksbetrieb über. Dieser lag anfangs in den
Händen kleiner Gesellschaften, die aber nicht über genügende Mittel verfügten, die nötigen
Anlagen zu machen. Einen großartigen Aufschwung nahm die Diamantengewinnung erst,
als es dem damals in Südafrika mächtigsten Manne, Eecil Rhodes, gelang, mit Hilfe des
Hauses Rothschild in London die kleinen Gesellschaften aufzukaufen und zu der großen
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tierischen und Pflanzlichen Stoffe und höhlen sogar die Pfosten und das Balkenwerk derart
aus, daß nur ein zerbrechliches Gerüst übrig bleibt, das bei dem geringsten Stoß zusammen-
stürzt. Sie zerfressen in einer Nacht den Boden einer Holzkiste und verderben den gesamten
Inhalt an Kleidungsstücken, Ledersachen, Büchern usw. Doch hat man im Naphthalin ein
Mittel gefunden, die verderblichen Plagegeister zu vertreiben oder abzuhalten.
Die Tsetsefliege hat etwa die Größe einer Stubenfliege, aber einen viel längeren
Rüssel. Sie ist über ganz Mittelafrika verbreitet, findet sich aber meist nur in bestimmten
Landstrichen, namentlich an buschigen Flußufern. Ihr Stich ist zwar für den Menschen un-
gefährlich (S 82), aber für sämtliches Vieh meist tödlich. Wo die Tsetsefliege vorkommt, ist darum
Viehzucht unmöglich, und wo sie, wie das nicht selten vorkommt, neu erscheint, sind die
Bewohner genötigt, mit ihren Tieren eiligst die Flucht zu ergreifen.
Abb. 8. Negerdorf in Togo; in der Mitte ein Häuptling.
Die Bevölkerung des Sudaus besteht überwiegend aus Negern. Von
N. her sind hamitische Stämme eingedrungen, von denen die Fulbe im West-
sndan große Verbreitung und Macht erlangt haben. Aus der Vermischung von
Negern und Fulbe sind die Haussavölker hervorgegangen, die den mittleren
Sudan bewohnen.
Die Neger (Abb. 8 und 9) sind nach Volkszahl und Verbreitung die
Hauptrasse Afrikas. Sie bewohnen geschlossen den Erdteil von den Grenzen
der Sahara an südwärts mit Ausnahme des sw. Teils, den Hottentotten und
Buschmänner in Besitz haben. Ungeachtet mancher Verschiedenheiten, bilden sie
eine nach ihren körperlichen Merkmalen und ihrer seelischen Eigenart im großen
und ganzen einheitliche Völkerfamilie. Die Sprache scheidet sie aber scharf in
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angenommen hat, sondern wie Iran (S. 116) ein Faltenland, dessen Hohlräume
durch den Verwitterungsschutt ausgefüllt und eingeebnet worden sind. Zahlreiche
Gebirgsketten, Abzweigungen des Kwenlun und des Karakornm, die man erst in
neuster Zeit, namentlich durch die Forschungsreisen Sven Hedins, kennen gelernt
hat, durchziehen das Land in ö. Richtung. So verläuft z. B. unter dem
34. Breitengrade die Duplexkette, die 8000 in Höhe erreicht, und im S. hat
Sven Hedin einen gewaltigen, mit dem Himalaja gleichgerichteten Zug erforscht,
den er als Transhimalaja bezeichnet, der aber nach einem Beschlüsse des
Geogravhentages den Namen Hedingebirge führen soll. Der größte Teil
Tibets ist abflußlos. Die meist kleinen Flüsse münden fast alle in salzige See-
becfen, die in ungeheurer Zahl über das Land verstreut liegen und wahrscheinlich
die Reste einer einst viel größeren Wasserbedeckung sind. Die größten sind der
Knknnor im N.-O. und der Tengrinor im S. Die wasserreichen Flüsse der
s. und ö. Grenzlandschasten durchbrechen die Randgebirge in engen, z. T. noch
unerforschten Schluchtentälern: so der Indus und der Brahmaputra, der
Mekong, der Jangtsekiang und der Hoangho, die ihren Weg nach O. nehmen.
Das Klima ist infolge der hohen Lage und der Gebirgsumrandung des Landes rauh
und trocken. Die Winter sind bitter kalt, und fast die Hälfte des Jahres ist der Boden
mit Schnee bedeckt. Im kurzen Sommer aber wird es recht heiß. Die Pflanzenwelt
ist sehr dürftig. Bäume finden sich nur in den tieferen Tälern bis etwa 3000 m Höhe.
Weiter hinauf gibt es nur noch Sträucher, Kräuter und Gräser. Steppen wechseln mit
Sümpfen, Seen, Stein-, Kies-, Sand- und Salzwüsten. Der Kulturboden ist fast ganz
auf die großen Täler im S. und O. beschränkt. Reich entwickelt ist die Tierwelt, nament-
lich in dcr grasbedeckten Landschaft, wenn auch die Zahl der Arten nicht groß ist. Am
stärsten vertreten sind die Huftiere: Antilopen, Hirsche, Wildesel, wilde Schafe
(16 Arten), das Moschustier und der Jak oder Grunzochse, der auch als Haustier ge-
halten wird. Von Raubtieren finden sich Tiger, Panther, Bär, Wolf, Luchs und
Fuchs. .
Die Bewohner, die Tibetaner, gehören zu den Mongolen. Sie leben
in einer Art Halbkultur. In den n. und w. Steppenlandschaften sind sie
Nomaden, züchten Jaks, Schafe, auch Pferde und Rinder, und wohnen in Zelten,
deren Decken aus dem schwarzen Haar der Jakochsen hergestellt werden. In
den tiefer gelegenen Tälern des S. und S.-O. dagegen sind sie seßhaft und
treiben Ackerbau und Gewerbe. Sie fertigen grobe Wollstoffe, Teppiche und
allerlei Metallwaren. Ihre Kleidung besteht aus einem kastanartigen Rock aus
Wolle oder Schaffell, der durch einen Gürtel gehalten wird. Die Reicheren
kleiden sich in chinesische Seidenstoffe. Die Häuser sind rohe Bruchsteinbauten.
Unter den Nahrungsmitteln spielt der aus China eingeführte Ziegeltee, der als
Suppe mit Butter und Salz angerichtet wird, eine große Rolle. Von bestim-
mendem Einfluß auf das Volk ist die Religion. Tibet ist der Hauptsitz des
Buddhismus (S. 130), aber in einer entarteten Form, den man als Lamais-
mus bezeichnet. Das geistliche und zugleich weltliche Oberhaupt ist der Dalai
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
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Extrahierte Personennamen: Sven_Hedins Sven_Hedin Wolf
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Knollen, Pilze, Nüsse usw., die den wenig wählerischen Eingeborenen als Nahrung dienen;
aber Nährpflanzen, die sich unsern Getreidearten oder dem amerikanischen Mais vergleichen
ließen, besitzt der Erdteil nicht, und auch unter den Baumfrüchten finden sich keine, die von
den Ansiedlern des Anbaus für wert gehalten worden sind. Dagegen haben die europäischen
Ansiedler eine Menge von Nutzpflanzen eingeführt und mit Erfolg angepflanzt. Allerdings
Bäume mit zarten Blättern, wie die Buche und die Linde, vermögen das trockene Klima
nicht zu ertragen, aber Obstbäume aller Art, Südfrüchte, Getreide, Wein, Tabak
und Baumwolle haben sich leicht und gut eingebürgert, wenngleich auch ihr Anbau auf
verhältnismäßig kleine Gebiete beschränkt bleiben wird.
Die Tierwelt. Viel mehr noch als die Pflanzenwelt trägt die Tierwelt
Australiens ein eigenartiges Gepräge. Es fehlen fast alle höher entwickelten
Säugetiere. Diese sind nur vertreten durch 30 Arten von Ratten und
Mäusen, 24 Arten von Fledermäusen und den Dingo, den australischen
Hund. Der Dingo ist aber wahrscheinlich in gezähmtem Zustande von außen
eingeführt worden und dann verwildert, und auch die andern genannten Tier-
gattungen sind als Einwanderer zu betrachten. Von ursprünglich einheimischen
Säugetieren gibt es nur zwei Ordnungen niedrer Entwicklungsstufe: Beutel-
tiere und Schnabeltiere, die, eine Beuteltierfamilie in Südamerika aus-
genommen, fönst nirgends mehr auf der Erde vorkommen, „während sie noch im
Tertiär überall verbreitet waren". Man kann daraus mit Bestimmtheit schließen,
daß Australien schon seit undenklichen Zeiten von Asien getrennt ist, so daß
keine Einwanderung höherer Tiere mehr stattfinden konnte.
Der Dingo hat die Größe eines Schäferhundes und ist von fuchsroter Farbe. Er
kommt meist wild vor, wird aber auch von den Eingeborenen gezähmt gehalten. Da er
den Schafherden gefährlich ist, hat man ihn in den bewohnten Gegenden fast gänzlich aus-
gerottet. Die Beuteltiere sind in etwa 150 Arten über den ganzen Erdteil verbreitet
und zeigen in Gestalt, Größe und Lebensweise außerordentliche Verschiedenheiten. Manche
sind echte Raubtiere, andre Grassresser; die einen leben auf der Erde, andre in Erdlöchern,
wieder andre klettern auf den Bäumen umher. Die bekannteste und verbreitetste Familie
sind die pflanzenfressenden Springbeutler oder Kängurus, von denen es 9 große und
etwa 40 kleinere Arten gibt. Das Riefenkänguru erreicht ein Gewicht von 100 kg.
Früher waren die Kängurus sehr zahlreich. In den bewohnten Gegenden werden sie aber
immer mehr ausgerottet, weil sie den Ansiedlern durch ihre Gefräßigkeit viel Schaden zu-
fügen und namentlich in dürren Jahren den Schafen das ohnehin spärliche Futter weg-
nehmen. Die Schnabeltiere sind nur durch zwei Arten vertreten. Das Wasserschnabel-
tier, vom Körperbau des Bibers, aber kleiner, lebt in Höhlen am Wasser, legt, obwohl
Säugetier, Eier und hat einen Schnabel, der dem der Ente gleicht und mit dem es seine
Nahrung im Schlamme sucht. Das Landschnabeltier oder der Ameisenigel gleicht an
Größe und Gestalt unserm Igel, hat aber einen langen, walzenförmigen Schnabel, aus dem
die lange, wurmförmige Zunge hervorgestoßen werden kann, und nährt sich von Ameisen
und anderen Kerbtieren.
Sehr mannigfaltig und ebenfalls eigenartig ist die Vogelwelt (630 Arten). Eigen-
tümlich sind dem Erdteil zwei Strauße, ein nur im tropischen N. vorkommender Kasuar
und der gänzlich flügellose Emu, ferner der Riesenstorch, der über 1 m hoch wird, der
herrliche Leierschwanz und ein schwarzer Schwan. Sehr zahlreich sind die färben-
— 251 —
wie die Tundren Rußlands und Sibiriens (S. 185, Iii, S. 334). Baumlos ist auch ein
großes regenarmes Gebiet am Ostfuße des Felsengebirges, etwa vom 60.° an f., die Ka-
nadische Prärie, eine Fortsetzung der Prärien der Vereinigten Staaten (S. 262), sowie
der größte Teil der Kolumbischen Ebene (S. 246). Das ganze übrige Gebiet, eine Fläche von
über 3 Mill. qkm, war ursprünglich Waldland und ist noch heute eins der größten zu-
sammenhängenden Waldgebiete der Erde. In den s. Strichen sind zwar weite Flächen gerodet
und in Acker und Wiesenland umgewandelt worden, aber weiter n. steht der Urwald noch
unberührt in seiner großartigen Wildheit da. Am üppigsten gedeiht er in den feuchten
Küstenlandschaften am Großen Ozean. Überwiegend sind Nadelhölzer verschiedener Art. In
den s. Gebieten mischen sich damit Laubbäume: Birken, Eichen, Ulmen, Eschen, Ahorn.
Zwergbirken und Zwergweiden findet man sogar in den höchsten Breiten, bis zur Tundra.
Tie Tierwelt ist nicht durch viele Arten vertreten, aber desto reicher an Zahl. Die
Wälder beherbergen Bären, Wölfe, Füchse, Luchse, Vielfraße und wertvolle Pelztiere
(S. 252). Von Wiederkäuern finden sich Hirsche und Rehe und die auf den hohen Bergen
kletternden Bergziegen und Bergschafe, und Flüsse und Seen wimmeln von Fischen.
Dazu kommen in der Tundra noch Elen- und Renntiere, auf den Inseln Eisbären
und nordische Seevögel, im Eismeer Robben und Walfische. Kein Wunder daher,
daß Kanada das gelobte Land der Jäger, Fallensteller und Fischer ist.
3. Bevölkerung und Wirtschaftsleben.
Bevölkerung. Der weitaus größte Teil Britisch - Nordamerikas war
ursprünglich von Indianern (S. 266) bewohnt, der hohe Norden von
Eskimos. Durch die europäischen Ansiedler sind jene aber aus den wirtlichen
Gegenden mehr und mehr verdrängt worden, und ihre Zahl ist stark zurück-
gegangen. Ein Teil von ihnen hat europäische Lebensweise angenommen, die
andern streifen noch jetzt als Jäger und Fischer umher. 1901 wurden nur noch
128000 Indianer gezählt. Unter der weißen Bevölkerung sind am zahl-
reichsten die Franzosen (1,6 Mill.), die hauptsächlich in den Landschaften am
St. Lorenzstrom wohnen; dann folgen Engländer (1,3 Mill.), Jrländer (1),
Schotten (0,8), Deutsche (0,3) u. a. Europäer.
Wirtschaftsleben. Erst ein verhältnismäßig kleiner Teil Kanadas wird
wirtschaftlich ausgenutzt, und das Land ist noch einer großen Entwicklung fähig.
Ackerbau und Viehzucht sind auf die s. Gebiete beschränkt, bilden aber heute
die weitaus wichtigsten Erwerbsquellen der Bevölkerung, und noch immer neue
Landstriche werden für die Kultur gewonnen. Die angebaute Fläche ist in den
letzten 30 Jahren auf mehr als das doppelte gewachsen und betrug 1901
121 000 qkm. Was das bedeutet, ergibt ein Vergleich mit Deutschland, das
mit seiner damals 11 mal so starken Bevölkerung nur etwas mehr als das
Doppelte an Ackerland besaß. Das Hauptgebiet des Bodenbaus war früher das
Becken am Lorenzstrom. Von da ist er immer weiter nach W. vorgerückt und
hat neuerdings in den Prärien w. vom Winnipegsee (Manitoba) und nach N.
hin bis über den Saskatschewan ein sehr fruchtbares, für den Getreidebau ge-
eignetes Gebiet in Anspruch genommen. Die Haupterzeugnisse sind Weizen
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Extrahierte Personennamen: Fischer
Extrahierte Ortsnamen: Sibiriens Großen_Ozean Kanada Nordamerikas Deutschland Lorenzstrom Manitoba Saskatschewan
(1911: 5,9 Mill. t; D. 4), Hafer (5,5; D. 7,7), Kartoffeln (1,8; D. 34,4)
und Gerste (0,9; D. 3,1). In Ontario wird auch viel Obst gebaut, nament-
lich Äpfel von vorzüglicher Güte, ferner Tabak und Wein. Auch der Vieh-
bestand, namentlich an Pferden (2,3 Mill.; D. 4,3) und Rindern (7; D. 20,6),
ist bedeutend und liefert einen wichtigen Beitrag zur Ausfuhr.
Der Wald bedeckt in Kanada einen Flächenraum von fast der sechsfachen
Größe Deutschlands. Die Holzgewinnung wird besonders in Ontario, Quebeck
und Kolumbien betrieben, von wo der Versand am bequemsten ist. Von einer
geordneten Forstpflege sind kaum Anfänge vorhanden. Man treibt Raubbau und
überläßt den Nachwuchs sich selber. Die Bäume werdeu im Winter von Holz-
knechten, die ost in größerer Zahl in Blockhänfern zusammenwohnen, gefällt, in
Blöcke von 4—6 m Länge zerschnitten und an die Flüsse geschafft, auf denen
man sie im Frühjahre nach ihrem Bestimmungsorte flößt. Hier werden sie zu
Balken und Brettern zerschnitten oder zu Holzstoff verarbeitet. Die Hauptaus-
fuhr geht nach England. — Die Pelzgewinnung liegt hauptsächlich in den
Händen der Hudsonbaigesellschaft (S. 254), deren Verwaltungsrat in London
feinen Sitz hat. Die meisten Jäger sind Indianer oder Mischlinge französischer
und indianischer Herkunft. Die Gesellschaft besitzt etwa 150 über das ganze
unbewohnte Gebiet verstreute Posten oder Forts, wo man die Pelze sammelt,
um sie dann nach den Hanptniederlagen, besonders Montreal und Viktoria, zu
bringen. Die Hauptausbeute liefern Bisamratten (jährl. 75—90 000 Stück),
Biber (17 000), Zobel (16 000), Nerze, Luchse, Ottern, Füchse, Bären,
Hermeline, Iltisse, Stinktiere (Skunkse) und Vielfraße, im Beringmeer Seeottern.
Der Hauptverkaufsplatz der Pelze ist London.
Sehr bedeutende Erträge liefert die Fischerei sowohl an den Küsten wie
in den Binnengewässern. 1906 belief sich der Wert der gefangenen Fische auf
124 Mill. Mk. Am stärksten beteiligt daran waren Neuschottland mit 33 und
Britisch-Kolnmbien mit 37 Mill. Mk. Den höchsten Ertrag ergibt der Lachssang
(36 Mill. Mk.), nächst ihm der Kabeljaufang (14 Mill.) bei Neufundland (S. 256).
Einen großen Reichtum besitzt Kanada an Bodenschätzen, deren Ausbeute
sich 1906 auf 320 Mill. Mk. belief. Sehr bedeutend ist die Goldgewinnung
(1910: 15356 kg). Am ergiebigsten sind Felder am Fraserflufse und die erst
1896 entdeckten am Klondike (klondeik), einem Nebenflühchen des Jnkon, nahe der
Grenze von Alaska. Der Ertrag der Klondikeselder erreichte 1900 den Höchst-
wert von 95,5 Mill. Mk., ist seitdem aber beständig zurückgegangen. Reich ist
auch die Ausbeute an Silber, Kupfer und Nickel, besonders in den Landschaften
an den Kanadischen Seen; auch Eisen ist vorhanden, und an Asbest enthält
Kanada die größten Lager der Erde. Am Ostfuße des Felsengebirge?
und in Kolumbien gibt es große Kohlenlager, aus denen 1911 10 Mill. t
gefördert wurden, und in Ontario hat man ergiebige Erdölquellen erschlossen.
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Extrahierte Personennamen: Zobel
Extrahierte Ortsnamen: Ontario Kanada Deutschlands Ontario Kolumbien England London Viktoria Beringmeer_Seeottern London Neufundland Kanada Alaska Kanada Kolumbien Ontario