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einigermaßen sicher. Jedes Streben nach Erwerb wird durch dies System erstickt. Kunst
und Handwerk sind in den tiefsten Verfall geraten. Einem geschickten Handwerker wird
seine Geschicklichkeit zum Fluch: er muß gegen schlechten Lohn für den Kaid oder den
Sultan arbeiten. Alte Familien mit ererbtem Reichtum gibt es kaum noch. Jeder sucht
zu verstecken, was er besitzt. Der Reiche vergräbt sein Geld, der Bauer verbirgt seine
Getreidevorräte und was er sonst an wertvoller Habe besitzt iu unterirdischen Behältern,
die er in dunklen Nächten herstellt und deren Spuren er so sorgsam verwischt, daß kein
anderer sie auffinden kann. Aufstände der gequälten, bis aufs Mark ausgesogenen
Bewohner der einzelnen Provinzen gegen ihren Kaid oder den Sultan sind an der Tages-
ordnung. Um sie zu verhindern, wird geflissentlich der Haß und die Eifersucht von Stamm
zu Stamm, von Provinz zu Provinz genährt und gelegentlich eine Provinz der andern
zum „Aufessen", wie der Kunstausdruck lautet, überlassen .... Einer der furchtbarsten
Blutsauger war der Kaid von Haha, einer Landschaft sw. von Mogador. Da er aber
einen großen Teil der Erpressungen an den Sulian ablieferte, konnte er sich lange
behaupten. Sich stetig erneuernde Ausstände wurden mit unerhörter Grausamkeit unterdrückt.
Einmal wurden Hunderte von Aufständischen mit dem sogen. „Lederhandschuh" bestraft.
Es wird dabei dem beklagenswerten Opfer die eine Hand mit einer Kette auf dem Rücken
befestigt, in die andere gibt man ein Stück ungelöschten Kalk, schließt sie, umwickelt sie
fest mit einem Stück rohen Leders und taucht sie in Wasser. Nach neun Tagen wird die
gefesselte Hand sreigegeben. Ist inzwischen noch nicht der Brand eingetreten und befreit
der Tod nicht den Unglücklichen von seinen Qualen, so ist er für sein Leben ein Krüppel.
Endlich zwang ein Ausstand den zugleich in eine Fehde mit dem Kaid der Nachbarprovinz
verwickelten Biedermann zur Flucht. Es gelang ihm aber mit Hilfe eines andern
benachbarten Kaid nicht nur sich selbst und seinen Harem, sondern auch seine Schätze
in Sicherheit zu bringen. Er kam glücklich nach Marrakesch, opferte dem Sultan die
Hälfte seines Blutgeldes und verbrachte den Rest seiner Tage in Frieden."
3. Algerien.
(375 000 qkm, 5,6 Mill. E., 10 auf 1 qkm).
Das Land. Algerien gliedert sich in drei natürliche Landschaften: das sog.
Tell im N., das Hochland der Schotts zwischen den beiden Zügen des Atlas
und die Algerische Sahara im S.
Mit dem Namen Tell bezeichnet man die gebirgige, 60—200 km breite
Küstenlandschaft Algeriens. Der Tellatlas, der sie durchzieht, besteht aus
einer Menge von kleinen, meist in der Richtung der Küste verlaufenden Ketten,
deren höchste 2300 m erreicht. Zwischen den einzelnen Bergzügen liegen
stufenförmig hintereinander kleinere und größere Talebenen, die durch meist
schluchtenartige Quertäler miteinander verbunden sind. Die bedeutendsten dieser
Ebenen sind die Metidscha bei Algier, die 95 km lang und im Durchschnitt
15 km breit ist, und das noch größere Tal des Schelisf. Die Flüsse, da-
runter als größter der Scheliff, sind wegen ihrer Wasserarmut zur Schiffahrt nicht
geeignet, aber wichtig, weil sie der künstlichen Bewässerung dienen. Die 1000 km
lange Küste hat meist hohe, felsige User und eine Menge von Felsvorsprüngen
und kleinen Buchten, von denen aber nur wenige brauchbare Häfen bilden.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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— 47 —
fahrt hindern oder unmöglich machen und oft Überschwemmungen verursachen.
Mit großen Kosten arbeitet die Regierung seit Jahren daran, wenigstens eine
Fahrrinne für die Schiffe freizuhaltend) Der Ostsudan ist bei seiner Regen-
armut fast ganz Steppe. An den Flüssen zieht sich frischgrüner Uferwald hin.
Sonst gibts nur lichte Trockenwälder, die hauptsächlich aus Gummiakazien
bestehen. Doch ist das Land noch einer großen wirtschaftlichen Entwicklung
fähig, da weite Strecken künstlich bewässert und zum Anbau von Getreide und
Baumwolle verwendet werden können. Heute besteht die Ausfuhr hauptsächlich
aus Klebegummi (1911 für 9,1 Mill. Mk.), Elsenbein und Straußenfedern.
Die Bewohner sind überwiegend Neger, im N. Nubier, ein semitisch-
arabisches Mischvolk. Von großem Einfluß auf die Bevölkerung sind die
Araber gewesen. Sie haben dem Lande eine höhere Kultur gebracht und den
Islam eingeführt, sind aber durch den von ihnen betriebenen Sklavenhandel
lange Zeit, bis zum Erscheinen der Engländer, eine furchtbare Landplage
gewesen.
Staatszugehörigkeit und Siedlungen. Der Ostsudan, auch Ägyptischer Sudan
genannt, gehört dem Namen nach zu Ägypten, kann aber als englisches Gebiet bezeichnet
werden. Die Eroberung durch Ägypten begann 1822 unter Mehmed Ali. Das neu-
gegründete Khartum entwickelte sich rasch zu einem ansehnlichen Handelsplatz für Sklaven,
Vieh und Elfenbein. Später wurden die Eroberungen über das ganze Nilland bis zum
Alberlsee ausgedehnt. Der schändlicke Sklavenhandel aber und die Bedrückung durch die
ägyptischen Beamten und Soldaten führten 1882 zu einem allgemeinen Ausstand. Ein
kühner Abenteurer, der sich für einen Mahdi, d. h. Propheten, ausgab, gewann rasch eine
beherrschende Stellung. Er zog gegen die englifch-ägyptischen Heere ins Feld, schlug sie und
belagerte und eroberte Khartum, wobei der englische General Gordon seinen Tod fand.
Khartum wurde zerstört und am linken Nilufer eine neue Sladt, Omdurman, als
Herrschersitz gegründet. Erst 1899 gelang es, den Mahdistenausstand niederzuwerfen, und
seitdem ist England Herr im Lande. 1898 und 99 machte auch Frankreich den Versuch,
sich am Nil, bei Faschoda, festzusetzen, gab aber auf die Drohungen Englands hin seine
Pläne wieder auf.
Die Hauptstadt Khartum (21000 E.), am Zusammenfluß des Weißen und Blauen
Nils, soll vor der Zerstörung 60000 E. gehabt haben. Seit 1900 ist sie durch eine Eisen-
bahn über Berber mit Wadi Halsa und mit Suakin am Noten Meere verbunden. Die
Engländer sind bemüht, „sie in europäischer Weise auszubauen und zum politischen und
wirtschaftlichen Mittelpunkte" des Landes zu machen. Omdurman (40000 E.) gilt jetzt
als Vorstadt von Khartum. W. vom Nil liegen die Landschaften Kordosan und Darfur,
ehemals selbständige und dichtbevölkerte Reiche, mit den Hauptstädten El Obe'id und
Fascher, rechts vom Flusse Senaar mit der gleichnamigen Hauptstadt am Blauen Nil.
*) In letzter Zeit hat sich eine englische Gesellschaft gebildet, welche die Grasbarren
nach einem von dem Berliner Chemiker Prof. Or. Haering erfundenen Verfahren zu
Briketts (Suddit) von hohem Heizwert verarbeitet. Da dem tropischen Afrika Kohlen
fehlen, ist die Erfindung von großer Tragweite für die Entwicklung der Dampfschiffahrt
und des Eisenbahnwesens.
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Extrahierte Personennamen: Mehmed_Ali Gordon Haering
Extrahierte Ortsnamen: Khartum Khartum Khartum England Frankreich Faschoda Englands Khartum Khartum Darfur Afrika
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führte die Verwaltung. Sie gliederten sich in 9 Rangstufen und mußten, um
die Befähigung zur Anstellung zu erlangen, langwierige Prüfungen ablegen.
Ihr Einkommen war aber gering, und sie waren beim Volke als betrügerisch
und bestechlich verrufen. Jetzt hat man einen Freistaat nach amerikanischem
Muster mit einem Präsidenten an der Spitze eingerichtet. Doch ist dem Kaiser
die Stellung als religiöses Oberhaupt belassen worden.
Die Anfänge des chinesischen Staates reichen bis ins S. Jahrtausend v. Chr. zurück.
Die abgeschlossene Lage des Landes ermöglichte eine lange ungestörte Entwicklung. Als
dann später kriegerische Mongolenstämme von der Wüste Gobi her räuberische Einfälle
machten, baute man zum Schutze des Landes die Große Mauer, die ganz China
gegen N. abschließt. Sie ist das gewaltigste Bauwerk der Erde, 2430 km lang, 16 m hoch
und mit mächtigen Türmen, Zinnen und Schießscharten versehen. Die Anfänge der Mauer
stammen aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., in ihrer jetzigen Gestalt ist sie aber erst im
späteren Mittelalter gebaut worden. Große Teile sind noch wohl erhalten, andre verfallen.
Aber die gewaltige Landwehr vermochte das Land doch nicht dauernd zu schützen. Um 1280 wurde
es von Kublai, dem Enkel des großen Mongolenfürsten Dfchingiskhan, erobert. Etwa
hundert Jahre dauerte die Fremdherrschaft. Den wichtigsten Abschnitt in der Geschichte
des Reiches bildet indessen die Eroberung des Landes durch die Mandschu um 1644. Diese
zwangen die Chinesen, als Zeichen der Knechtschaft den Zopf zu tragen, der dann feste
Landessitte geworden ist. Trotz zahlreicher Erhebungen haben die Mandschu, denen auch
die meisten Beamten angehören, ihre Herrschaft bis zum Jahre 1912 aufrecht erhalten. Die
Berührung mit den fremden Kulturvölkern aber mehrte im Lande die Unzufriedenheit mit
der bisherigen Regierung. Viele gebildete Chinesen haben in Europa und Nordamerika
studiert und von dort neue Anschauungen über die Regierung und die Staatsverwaltung
mitgebracht. Sie erblickten in der bisherigen Regierungsweise die Ursache der Rückständigkeit
Chinas. So wuchs mehr und mehr die Unzufriedenheit, und obwohl die Herrscherfamilie
schon viel zur Befferung der Verhältnisse getan hatte und Neuerungen durchaus nicht
abgeneigt war, richtete sich der Haß doch vornehmlich gegen die Mandschuherrschast. So
brach denn 1911 ein fast das ganze Land ergreifender Aufstand aus, der mit dem Siege
der Empörer endete und die Einrichtung eines Freistaates nach dem Muster der Vereinigten
Staaten von Nordamerika zur Folge hatte. Doch ist bis jetzt noch keine Ruhe im Lande
eingetreten, und wie sich die Verhältnisse im einzelnen gestalten werden, ist noch ungewiß.
Wirtschaftliche Zustände. Chinas Wirtschaftsleben beruht ganz ans dem
Ackerbau. Welche Bedeutung man diesem beimißt, erhellt aus dem Umstände,
daß der Bauer im Range über dem Handwerker und Kaufmann steht, und daß
der Kaiser, um den Beruf zu ehren, jedes Jahr eigenhändig ein Ackerstück um-
pflügte. Alles Kulturland ist Eigentum der Krone und wird in kleinen Gütern
an die Bauern als Lehen verteilt. Jeder Inhaber behält sein Landstück so lange,
wie er es bearbeitet und die darauf ruhenden Abgaben zahlt (3—14 Mk. für
1 lia). Bei seinem Tode geht es an den ältesten Sohn über. Der meist über-
aus fruchtbare Boden wird mit großer Sorgfalt bebaut. Daher liefert der
Ackerbau auch so überaus reiche Erträge, daß China trotz seiner sehr dichten
Bevölkerung bis in die neuste Zeit imstande war, fast seinen ganzen Bedarf an
Nahrungsstoffen mit den Erzeugnissen des eignen Landes zu decken.
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Extrahierte Ortsnamen: China Mongolenfürsten_Dfchingiskhan Europa Nordamerika Chinas Nordamerika China
— 172 —
deutend. In letzter Zeit hat das Wirtschaftsleben unter dem Einfluß der
Japaner einen raschen Ausschwung genommen. Eine die ganze Halbinsel durch-
ziehende Eisenbahn, die mit der Mandschurischen Bahn in Verbindung steht und
noch mehrere Seitenlinien entsendet, erleichtert den Binnenverkehr. Der Außen-
Handel hat sich von 1902—1907 verdreifacht und hatte im letztgenannten
Jahr einen Wert von 122 Mill. Mk. (A. 34, E. 88). Die wichtigsten Aus-
fuhrgegenstände find Gold (9 Mill.), Reis, Hülsenfrüchte und Häute.
Staatliches, Siedlungen. Korea war bis zum Jahre 1910 ein Kaiser-
reich, dessen Herrscher unumschränkte Gewalt besaß. In dem genannten Jahre
hat sich Japan, nachdem es schon vorher die Verwaltung in seine Hände
gebracht hatte, des Landes bemächtigt und es zu einer japanischen Provinz
gemacht. Der Kaiser wurde nach Tokio geführt und wird dort in „goldener
Gefangenschaft" gehalten.
Korea stand lange Zeit in Abhängigkeit von China und mußte an dieses eine jährliche
Abgabe zahlen. Seit Ende des vorigen Jahrhunderts gewannen aber auch die Japaner
Einfluß in Korea. Fast der gesamte Handel geriet in ihre Hände. Als nun 1894 ein
gegen die Fremden gerichteter Aufstand ausbrach, rückten zu dessen Dämpfung nicht nur
chinesische, sondern auch japanische Truppen ins Land, die die Hauptstadt besetzten. Das
führte zu einem Kriege zwischen Japan und China, der mit dem Siege der Japaner endete.
Im Frieden von Schimoniseki mußte China die Unabhängigkeit Koreas anerkennen. Nun
stieg natürlich der Einfluß Japans. Inzwischen waren aber die Russen in die Mandschurei
vorgedrungen, hatten Port Arthur gewonnen (S. 157) und dehnten ihre Macht bis zum
Jalu, dem Grenzflusse Koreas, aus. Das machte die Japaner besorgt; sie sahen sich in
einem Lande, das sie schon ihrem Machtbereich zurechneten, bedroht, und da Rußland auch
seine Kriegsflotte in Wladiwostok verstärkte, mußten sie für ihre Herrschaft fürchten. Da
Verhandlungen mit Rußland zu keinem Ziele führten, kam es zum Rusfisch-Japanischen
Kriege (1904 u. 5), der mit einer völligen Niederlage der Ruffen endete. Seitdem war
Korea eigentlich nur noch ein Schutzstaat Japans, bis es dann 1910 diesem förmlich
einverleibt wurde.
Die Hauptstadt Söul (200000 E.) ist von hohen Mauern umgeben und hat breite,
ungepflafterte und schmutzige Straßen, an denen unansehnliche Lehmhäuser stehen. Ein
neuer Stadtteil wird von Japanern bewohnt. 40 km von ihr entfernt der Hafen
Tschemulpo (40000 E.). Andre Häfen sind Fusan an der Südküste, Wönsan im O.
4. Japan.
<382000 qkm, 52 Mill. E., 139 auf 1 qkm.)
(Das Japanische Reich: 674000 qkm, 70 Mill. E., 103 auf 1 qkm.)
Übersicht. Japan ist ein Jnselreich wie England. Es besteht aus drei
großen, die Ostküste Asiens begleitenden Jnselbogen, die das Ostchinesische, das
Japanische und das Ochotskische Meer vom Großen Ozean scheiden. Sie erstrecken
sich von Formosa im S. bis Kamtschatka im N>, vom 22. bis zum 51. Breiten-
grade. Das entspricht in Afrika-Europa der Breitenerstreckung von Wadi-Halsa
an der Südgrenze Ägyptens bis Dresden. Es sind im ganzen über 600 Inseln
von einiger Bedeutung mit einem Gesamtflächeninhalte von 417 000 qkm, etwas
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Extrahierte Personennamen: Schimoniseki Arthur
Extrahierte Ortsnamen: Korea Japan Tokio Korea China Korea Japan China China Koreas Japans Koreas Wladiwostok Korea Japans Tschemulpo Wönsan Japan Japan England Formosa Kamtschatka Afrika-Europa Wadi-Halsa Ägyptens Dresden
— 349 —
kerne und Elfenbein, Erzeugnisse der Pflanzungen bis jetzt hauptsächlich
Kakao, neuerdings auch Kautschuk, Palmöl, Bananen, Kolanüsse und Tabak
(Abb. 69).
Der^Kautschnk wurde bis vor einigen Jahren ausschließlich aus wildwachsenden
Pflanzen gewonnen. Die Urwälder, besonders die Südkameruns, enthalten gewaltige Be-
stände sowohl an Kautschukbäumen (Kickxia) als auch an Gummilianen (Landolphia).
Aber die Art, wie die Eingebornen die Pflanzen behandeln, hat meist deren Vernichtung zur
Folge und in weiten, früher gummireichen Bezirken sind sie schon ganz ausgerottet. So muß
die Kautschukgewinnung in absehbarer Zeit stark zurückgehen, wenn es nicht gelingt, die
Sammler durch Belehrung und scharfe Aufsicht zu einer schonenden Behandlung der Bäume
Abb. 69. Niederlassung im Urwalde Südkameruns,
wohin die Eingebornen Kautschuk, Palmöl, Palmkerne und Elsenbein bringen.
zu bringen und durch Anlage von Pflanzungen, mit denen man bereits einen guten Anfang
gemacht hat, Ersatz für den Ausfall zu schaffen. Bis jetzt hat die Ausbeute noch stetig
zugenommen (1906: für 4,7, 1910 für 11 Mill. Mk.). Überaus reich sind die Urwälder
an Olpalmen (S. 41), aber die Olgewinnung leidet bis jetzt noch unter den nnge-
nügenden Verkehrswegen. Im Innern des Landes verfaulen ungeheure Mengen von
Früchten und Kernen. Erst die weitere Erschließung des Landes durch Eisenbahnen wird
die Ausnutzung der noch ungehobenen Schätze ermöglichen (A. 1906: 2, 1910: 4,8 Mill.
Mk.). Die Aussuhr von Elfenbein ist bereits stark zurückgegangen, da die rücksichtslose
Verfolgung unter den Elefanten stark aufgeräumt hat. Die von der Regierung erlassenen
Jagdgesetze, die der Vernichtung der Tiere Einhalt tun sollen, werden den weiteren Rück-
gang wohl nur verlangsamen, nicht aufhalten. (A. 1906: 905000 Mk., 1910: 625000 Mk.).
Neben den Gütern der Sammelwirtschaft gewinnen nun auch die Erzeugnisse der
Pflanzungen eine von Jahr zu Jahr steigende Bedeutung. Das Hauptgebiet des Plan-
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— 302 —
dem Unterhalt der Kranken, Witwen und Waisen, des Heeres und der Beamten dienende,
darauf gesondert, aber in wechselseitiger Hilfe, das der einzelnen Familien und endlich das
des Inka bestellt. Wie alles Land, waren auch die so wichtigen Lamas Eigentum des
Staates; sie dienten den einzelnen als Lasttiere, auf Befehl des Inka fanden besonders
bei Festen Schlachtungen und Fleischverteilungen statt; die Wollschur geschah in gemein-
samer Fronarbeit. Die gewonnene Wolle wurde den Einwohnern nach ihrem Bedarf zur
Weberei zugeteilt, doch mußten sie einen Teil des Gewebten auch wieder abliefern. Auch
das übrige Handwerk wurde im Frondienst betrieben, ebenso der Bergbau, dessen Ertrag-
nisse aber eigentlich nur dem Schmuck dienten, da man Geld nicht brauchte, ferner die Her-
stellung öffentlicher Bauten, von Wegen und Brücken und endlich der Kriegsdienst, ein-
schließlich des Besatzungsdienstes in unterworfenen Gebieten. Die Staatsleistung des
Peruaners bestand also in seiner Arbeit, Müßiggang war ein Verbrechen, die Arbeitspflicht
dauerte bis zum 50. Lebensjahre; dafür war jedermann gegen Not durchaus gesichert,
aber diese Sicherung wurde erkauft durch die völlige Aufhebung der persönlichen Freiheit
und Selbstbestimmung, durch die Unmöglichkeit, sich, abgesehen vielleicht von Schmucksachen
und dergl., Eigentum zu erwerben und sich in eine höhere soziale Lage hinaufzuarbeiten"
(Baldamns).
Die einzelnen Staaten.
/ 1. Kolumbien (1,1 Mill. qkm, 5 Mill. E., 4 auf 1 qkm) reicht von
der Landenge von Panama bis zum Äquator und umfaßt außer den Kordilleren
auch noch große T?ile der Llanos (S. 303) und des Urwaldgebietes der
Amazonenstromtiefebene (S. 312). Die Kordilleren von Kolumbien be-
stehen aus drei Hauptketten und einem niedrigen Küstenzuge, die nach N. hin
fächerförmig auseinandertreten. Dazwischen liegen große Längstäler, das des
Magdalenenstroms und seines Nebenflusses Kauka. Die Küstenkette zieht zur
Landenge von Panama hinüber, die West- und Mittelkordilleren enden im Tief-
lande, während sich die Ostkette in zwei Züge spaltet, deren einer nordwärts
verläuft und an der Küste mit dem kleinen, bis 5300 m ansteigenden Hoch-
gebirge der Sierra Nevada de Santa Marta in Verbindung steht. Dieses
bildet eine selbständige Erhebungsmasse von viel höherem Alter als die Kor-
dilleren. Der zweite Arm hat nö. Richtung und geht in das Küstengebirge
von Venezuela über (2800 M). Zwischen beiden Ästen liegt das Einbruchs-
seld des Sees von Marakaibo. Die höchste Erhebung enthält die Mittelkordillere,
die in dem erloschenen Vulkan Tolima 5600 in erreicht.
Kolumbien ist durch seine Lage an zwei Weltmeeren und an der Landenge
von Panama, durch seine Fruchtbarkeit und seinen Reichtum an Bodenschätzen ein
von der Natur sehr begünstigtes Land. Aber die Trägheit der Bewohner, innere
Unruhen und staatliche Mißwirtschaft haben die wirtschaftliche Entwicklung sehr
zurückgehalten. Infolge der wechselnden Höhenlagen des Landes gedeihen nicht
nur tropische und halbtropische Kulturgewächse, sondern auch solche der gemäßigten
Zone. Die fruchtbarsten Landschaften sind die Längstäler der großen Flüsse.
Das Haupterzeugnis des Anbaus ist Kaffee, von dem 1911 für 38 Mill. Mk.
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Extrahierte Personennamen: Inka Kauka Marakaibo
Extrahierte Ortsnamen: Kolumbien Panama Kolumbien Panama Venezuela Kolumbien Panama
— 131 —
Fürsten angehören, bilden den Schwertadel, den Rittern des Mittelalters vergleichbar. Sie
sind im Besitz großer Güter und führen jetzt ein sorgenfreies Dasein, da die innern Kriege
ziemlich ausgehört haben, seit das Land im Besitz der Engländer ist. Die Waisja, die
Ackerbauer und Gewerbetreibenden, machen die große Masse der Bevölkerung aus. Als
Handwerker und Kaufleute besitzen sie oft große Reichtümer, aber da ihnen ein Aufsteigen
in höhere Kasten versagt ist, bleiben sie von dem höheren Geistesleben ausgeschlossen. Zur
Kaste der Sudras gehören außer der nichtarischen Bevölkerung auch alle aus den oberen
Klassen Verstoßenen. Sie sind von der religiösen Gemeinschaft ausgeschlossen und werden
allgemein verachtet. Sie erwerben sich ihren Unterhalt meist als Dienstboten. Am ver-
achtetsten sind die Tschandala und Parias, denen u. a. das Geschäft der Leichen-
Verbrennung und der Hinrichtung obliegt. Sie wohnen abgesondert in kleinen Dörfern;
j was sie berühren, gilt als unrein, selbst Wasser, das durch ihren Schatten gelausen ist.
Reden sie mit einem Hindu, so müssen sie die Hand vor den Mund halten;» vor einem
Brahmanen müssen sie die Flucht ergreifen, denn schon ihr bloßer Anblick verunreinigt
diesen. Doch hat sich ihr Los wesentlich gebessert, seit die Engländer Indien in Besitz haben,
wie sich denn überhaupt unter dem Einfluß der Europäer, insbesondere auch der christlichen
Mission, der starre Kastengeist zu lockern beginnt. Für Europäer macht das Kastenwesen
das Halten einer großen Dienerschaft nötig, weil jeder nur die Arbeiten seiner Kaste ver-
richten darf., So sehr nun auch diese Standesgliederung — die von der Bevölkerung als
etwas Selbstverständliches und Unabänderliches angesehen wird —, indem sie die Berufe erblich
macht, gewiß viel zur Förderung des Ackerbaus und Gewerbes beigetragen hat, so bildet
sie doch jetzt einen Hemmschuh für jede freie Entfaltung der Volkskräfte und hält die Be-
völkerung in den altgewohnten Bahnen des Lebens fest.
Zu den Schattenseiten des indischen Volkslebens gehört die Stellung der Frau.
Sie ist vom öffentlichen, gesellschaftlichen Leben völlig ausgeschlossen und führt ein Sklaven-
dasein. „Jahrelang", schreibt Dalton, „kommt die Frau nicht aus ihrer Zeuana, dem Frauen-
gemach, heraus; glaubwürdige Missionarinnen haben mir versichert, Unglückliche getroffen zu
haben, die noch keinen blühenden Baum gesehen hatten. In dieser Unwissenheit verbringt
sie ihre Tage und Jahre. Auf der Straße kann man wohl ab und zu Träger sehen, die
eisenden Schrittes auf ihren Schultern ein Ding tragen, nicht unähnlich einem mit Teppichen
dicht verhüllten Hühnerkorb. Darin kauert mit untergeschlagenen Beinen eine Frau, die
vielleicht nur über die Straße eine Leidensgenossin besucht oder im heiligen Strom eine
Waschung vollziehen will". Die Frauen der untern Stände sind übrigens besser daran.
Sie gehen mit aufs Feld, auf die Straße und helfen mit zum Lebenserwerb. Besonders
hart ist das Los der Witwen. In früherer Zeit wurden sie vielfach mit der Leiche des
Mannes verbrannt. Die Engländer haben aber diesen Greueln ein Ende gemacht. Die
Witwe fällt der tiefsten Verachtung anheim. Sie gilt als von den Göttern gestraft, weil
sie in einem früheren Leben schwere Schuld auf sich geladen habe. Nicht selten wird sie
Hülflos und mittellos auf die Straße gestoßen. Doppelt schwer trifft das Geschick kleine
Kinder. Denn schon in der Wiege wird das Mädchen verheiratet. Stirbt nun der Ver-
lobte, so gilt das Kind als Witwe und ist für zeitlebens geächtet. Man schert ihm das
Haupthaar ab, legt ihm Trauerkleider an, entzieht ihm allen Schmuck, alle wohlschmeckenden
Speisen und Näschereien, läßt es fasten usw., ohne daß es selbst weiß, warum ihm das
alles widerfährt. Erst im Alter von 11 Jahren wird ihm Aufklärung über sein trauriges
Los gegeben. Viele der indischen Witwen verkommen im Elend oder machen ihrem Leben
durch Selbstmord ein Ende.
Die Inder haben schon sehr früh eine hohe Kultur entwickelt. Nicht nur Ackerbau,
Gewerbe und Handel blühten, sondern auch Kunst und Wissenschaft wurden gepflegt. Sie
9*
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
— 136 —
stellt sind außerdem die Inselgruppen der Andamanen und Nikobaren (S. 142)
und Aden (S. 116), während die Insel Ceylon eine eigene Kolonie bildet.
Der Träger der Krone ist der jeweilige englische König, der darum auch den
Nebentitel eines Kaisers von Indien führt. An seiner Stelle regiert das
Land ein General-Gouverneur, der gewöhnlich als Vizekönig bezeichnet wird.
Der Regierungssitz war bisher Kalkutta, ist aber 1912 nach Delhi verlegt worden.
Das Indische Kaiserreich besteht teils aus unmittelbaren, teils aus mittelbaren
Besitzungen. Jene umfassen ungefähr 8/5 der ungeheuren Landfläche, aber 4/5 der Be-
wohner. Sie sind in Provinzen eingeteilt und werden von englischen Beamten verwaltet.
Das übrige Gebiet besteht aus über 600 Schutzstaaten, die ihre eignen Fürsten und freie
innere Verwaltung haben. Aber an jedem Hose befindet sich ein englischer Beamter, der
dem Fürsten als „Berater" zur Seite steht und ihn nötigenfalls überwacht.
Schon im Altertuiu wurde Indien wegen seiner reichen Erzeugnisse als „Wunderland"
bezeichnet. Angelockt durch seine Reichtümer, sind mehrfach fremde Völker erobernd in die
Halbinsel eingedrungen, so besonders im Mittelalter Mongolen. Einem mongolischen
Herrscher (Babur) gelang es 1525, Delhi zu erobern und eine dauernde Herrschaft, das
mohammedanische Reich des Großmoguls, zu gründen, das unter seinen Nachfolgern
fast die ganze Halbinsel umfaßte und erst 1788 zusammenbrach. Schon im Mittelalter
wurden auch indische Erzeugnisse, namentlich Gewürze, nach Europa gebracht. Persische,
arabische und ägyptische Kaufleute vermittelten diesen Handel. Die Waren kamen auf dem
Landwege mit Karawanen an die Mittelmeerküste, von wo italienische Kaufleute sie weiter-
beförderten. Die ungeheure Verteurung der Waren, die durch die weite Landbeförderung,
die Zölle und den Gewinn der Kaufleute entstand, trieb dazu, den Seeweg nach Indien zu
suchen. 1498 landete der Portugiese Vasco da Gama als erster Europäer im Hafen von
Kalikut. In der Folge erwarben dann die Portugiesen durch Verträge mit den Fürsten
große Besitzungen an der Westküste Indiens, die aber später fast sämtlich an die Holländer
verloren gingen. Diese, wie auch die Franzosen, die in der zweiten Hälfte des 17. Jahr-
Hunderts Niederlassungen an der Ostküste gründeten, sind aber nach und nach von den
Engländern verdrängt worden. Im Jahre 1600 wurde in England die Ostindische
Kompagnie gegründet, eine Handelsgesellschaft mit einem Kapital von 600000 Mk. Sie
erwarb vom Großmogul die Erlaubnis zur Anlage von Handelsniederlassungen und erzielte
bald Gewinne von 100—200 °/0. Durch kluge Benutzung der Streitigkeiten unter den ein-
heimischen Fürsten verstand es die Gesellschaft, ihren Einfluß immer mehr zu erweitern
und ihre Nebenbuhler zu verdrängen. Als 1857 ein großer Aufstand ausbrach, griff die
englische Regierung ein, auf die dann der ganze Besitz der Kompagnie als Indisches Vize-
königtum überging. 1876 wurde dieses zum Kaisertum erhoben.
Die Engländer haben in Indien eine große Kulturarbeit verrichtet. Das Land ist unter
ihrer Verwaltung emporgeblüht. Sie haben Wege, Eisenbahnen und Häfen gebaut und
durch Bewässerungsanlagen gewaltige Flächen für den Anbau gewonnen. Die Erzeugnisse
sind auf das Mehrfache ihres früheren Wertes gestiegen. Wenn auch die englische Herrschaft
nicht frei geblieben ist von Härten und Grausamkeiten, so kann sie doch für das indische
Volk als ein Segen bezeichnet werden. Sie hat den beständigen Kriegen der zahlreichen
Staaten ein Ende bereitet und für Ruhe und Ordnung gesorgt. Sie hat auch der mitunter
sehr harten Bedrückung der Untertanen durch verschwenderische Fürsten gesteuert, das Los der
verachteten untern Volksklassen verbessert und durch Verbreitung von Bildung das ganze Volk
gehoben. Großes ist auch zur Bekämpfung der Cholera, der Pest u. a. Landeskrankheiten
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Extrahierte Ortsnamen: Ceylon Indien Kalkutta Indien Europa Indien Indiens England Indien
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Eisenbahnen führen ihr die Erzeugnisse des Landes zu. Eine andre bedeutende Hafenstadt,
die besonders Tiekholz ausführt, das auf dem Saluen herabgeflößt wird, ist Molmen
(60000 E.). Im Binnenlande, am Jrawadi, Mandale (185000 E.), die alle Hauptstadt
Barmas. Auf einer Insel an der Südspitze Malakas liegt Singapur (230000 E.), das
infolge seiner überaus günstigen Lage an der verkehrsreichen Malakastraße in wenigen
Jahrzehnten zu einem der ersten Welthandelsplätze geworden ist und von allen nach Ostasien
und Australien führenden Dampferlinien berührt wird. Es ist zugleich der Stapelplatz
für eiuen großen Teil der Erzeugnisse der Sundainscln. Jetzt wird die Stadt auch
zu einer großen Seefestung umgeschassen, wodurch die Engländer zu Beherrschern der
Malakastraße werden. Die Bevölkerung besteht zur Hälfte aus Chinesen, die den größten
Teil des Handels in Händen haben. Die Europäer, etwa 20000, bewohnen ein eigenes,
prächtig nach europäischer Weise gebautes Stadtviertel. — Zu Britisch-Hinterindien ge-
hören auch die im Bengalischen Busen gelegenen Jnselreihen der Andamanen und
Nikobaren (8300 qkm, 25000 E.).
2. Das Königreich Siam (600000 qkm, 7 Mill. E., 11 auf 1 qkm)
nimmt die Mitte der Halbinsel ein. Engländer und Franzosen haben in den
letzten Jahrzehnten von dem früher viel größeren Reiche fortgesetzt Teile abge-
rissen, und nur der Eifersucht beider Völker verdankt es noch sein Bestehen als
„Pufferstaat". Die eingeborene, ziemlich träge Bevölkerung wird immer mehr durch
einwandernde Chinesen, deren Zahl schon 2 Mill. beträgt, Barmanen, Malaien
usw. zurückgedrängt. Der n. Teil des Landes ist waldreich und. noch zum großen
Teil Wildnis, der s. dagegen, besonders das weite Tiefland am Menam, vor-
züglich angebaut. Die Haupterzeugnisse sind auch hier Reis, von dem 1911
für 102 Mill. Mk. ausgeführt wurden, Tiekholz (10 Mill.), Zinn, Saphire
und Rubine.
Der König von Siam regiert mit unumschränkter Gewalt. Die frühere, oft grausame
Willkürherrschaft hat aber geordneten Zuständen Platz gemacht. Das Herrscherhaus steht
schon seit Mitte des vorigen Jahrhunderts unter dem Einflüsse europäischer Kultur. Der
1910 verstorbene König Tschulalongkorn war ein wissenschaftlich gebildeter Mann,
unter dessen 42jähriger Regierung das Land gewaltige Fortschritte gemacht hat. Aus
eignem Antriebe hat er seinem Volke immer größere Rechte und Freiheiten gewährt und
1897 auch die Sklaverei aufgehoben. Unter dem Beistande europäischer, besonders deutscher
Berater hat er eine geordnete Verwaltung eingeführt, ein stehendes, gut geschultes Heer
von 40000 Mann errichtet und den Grund zu einer kleinen, aber tüchtigen Kriegsflotte
gelegt. „Das von ihm errichtete Verkehrsministerium schuf ein modernes Eisenbahn-
Telegraphen- und Fernsprechwesen. Gegenwärtig ist Bangkok Ausgangspunkt von sechs
verschiedenen Eisenbahnen (1100 dm), und in den nächsten Jahren kommen noch mehrere
Strecken hinzu. Das Postwesen steht ans der Höhe der Zeit, der Telegraph (11000 km)
umspannt das ganze Land, und der Fernsprecher steht im Begriff, sich Bangkok zu erobern.
Elektrische Straßenbahnwagen befahren die Hauptstadt nach allen Richtungen. Das Schul-
wesen, das schon stüher recht gut war, hat solche Fortschritte gemacht, daß Siam jetzt leine
Fachlehrer auf den verschiedenen Gebieten selbst ausbilden kann."
Die Haupt- und einzige große Stadt Siams ist Bangkok (630000 E.) am Menam,
ein bedeutender Handelsplatz. Die Stadt wird von zahllosen Kanälen durchschnitten, und
die Häuser sind meist auf Pfählen erbaut, weshalb man Bangkok auch als das „asiatische
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die englische Abkunft, in ihrer geistigen Eigenart aber stehen sie in vielem in scharfem
Gegensatz zu ihren Vettern in Europa. Ohne Zweifel haben mancherlei Umstände dazu
beigetragen, diese Wesensänderung herbeizuführen: das Klima, die schweren Kämpfe der
Kolonisten um ihr Dasein, die Mischung mit fremdem Blute.
Was beim Amerikaner zuerst auffällt, ist sein unruhiges, hastiges Wesen. „Es scheint
dem Amerikaner ganz unmöglich, seine Zeit ohne Beschäftigung zu verbringen. Er vermag
nicht ruhig auf einem Stuhle zu sitzen, sondern schaukelt sich darauf hin und her. Ihm
ganz unbewußt beschäftigen sich seine Hände mit irgend etwas, was sie gerade erfassen, sei
es auch nur ein Stück Papier, das sie zerknittern. Das in deutschen Städten zu beobachtende
bedächtig langsame Schlendern ist in Amerika nie zu sehen. Alles rennt. Doch glaube
man nicht, daß alle diese Leute ungeheuer beschäftigt seien. Im Gegenteile, viele hocken
sich urplötzlich auf einen Zaun, einen Pfahl oder sonstwo hin, wo sie sich nur durch fort-
währendes Balancieren, das die Beine beschäftigt, sitzend erhalten. Binnen kurzem ziehen
sie ein Messer aus der Tasche, und ihre Hände fangen an, was ihnen in den Wurf kommt,
sei es der Zaun selbst, zu zerschneiden." (von Hellwald.)
Eine zweite Eigentümlichkeit ist ein kühner, ja schrankenloser Unternehmungs-
g eist, gepaart mit Mut, Umsicht, Entschlossenheit. Keine Gefahr, kein noch so großes Hindernis
schreckt den Aankee zurück, das Wort unmöglich gibt es nicht in seinem Wörterbuche. Damit
hängt zusammen seine Borliebe für das Ungewöhnliche, Großartige, Übertriebene. Man
denke nur an die Riesenbauten mit ihren zwanzig, dreißig, vierzig und mehr Stockwerken.
Nicht mit Unrecht bezeichnet man Amerika als das „Land der unbegrenzten Möglich-
leiten".
Der Amerikaner ist in seiner Denkweise durchaus nüchtern und aus das
Praktische gerichtet und übertrifft darin noch weit seinen englischen Vetter. Viel Geld
verdienen, möglichst rasch reich werden, darum dreht sich sein ganzes Sinnen und Denken.
Um ideale Güter, Kunst und Wissenschast, soweit sie nicht dem praktischen Leben dienen,
kümmert er sich wenig. Rücksichtslos, ohne Bedenken darum, ob andere dabei zugrunde
gehen, verfolgt er sein Ziel. Man denke an die großen Eisenbahngesellschaften. Um
möglichst viel Gewinn heransznschlagen, werden die Bahnen schlecht und billig gebaut, und
selbst die notwendigsten Sicherheitsvorrichtungen zum Schutze der Reisenden fehlen. Bahn-
Wärter gibts natürlich auch nicht, die würden zu viel Geld kosten. So sind Unglücksfälle
an der Tagesordnung, aber man kümmert sich nicht viel darum. Man denke weiter an die
Trusts, die Verbände und Ringe der Fabrikanten und Großkaufleute, die die Erzeugung
und den Verkauf ganzer Warengattungen, wie des Eisens, des Petroleums, des Tabaks,
in ihre Hände gebracht haben und die Preise willkürlich zu ihrem Nutzen in die Höhe
treiben. Kein Wunder daher, daß in Amerika Summen verdient werden wie in keinem
andern Lande, und daß man den Reichtum vieler Personen nicht mehr nach Millionen,
sondern nach Milliarden berechnet.
Eine sehr anerkennenswerte Seite der amerikanischen Denkweise ist die Hochschätzung
aller Arbeit, auch der körperlichen. Der Industriearbeiter und der Bauer sind dort
nicht durch eine solche Kluft von den „höheren" Ständen geschieden wie in Europa. Es
ist darum auch Leuten geringer Herkunft viel leichter möglich, zu Reichtum, Ansehen und
hoher Stellung zu gelangen als bei uns. Man fragt dort nicht: Aus welchen Kreisen
stammst du? Welche amtlich beglaubigten Zeugnisse über deine Schulbildung kannst du
vorzeigen? sondern lediglich: Was kannst und was leistest du? Eine große Zahl nicht
nur der reichsten, sondern auch der geistig hervorragenden Männer Nordamerikas sind
Männer eigner Kraft, die sich aus den untersten Ständen emporgearbeitet haben.
Die großen Erfolge, die Nordamerika auf allen Gebieten des Wirtschaftslebens
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Amerika Hellwald Amerika Petroleums Amerika Europa Nordamerika