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1. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 19

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
Nibelungen. 1. „Siegfrieds Schwert." Jung Siegfried war ein stolzer Kuab', Ging von des Vaters Burg herab. Wollt' rasten nicht in Vaters Haus, Wollt' wandern in alle Welt hinaus. Begegnet ihm manch Ritter wert Mit festem Schild und breitem Schwert. Siegfried nur einen Stecken trug, Das war ihm bitter und leid genug. Und als er ging im finstern Wald, Kam er zu einer Schmiede bald. Da sah er Eisen und Stahl genug, Ein lustig Feuer Flammen schlug. „O Meister, liebster Meister mein! Laß du mich deinen Gesellen sein! Und lehr' du mich mit Fleiß und Acht, Wie man die guten Schwerter macht!" Siegfried den Hammer wohl schwingen knnnt', Er schlug den Amboß in den Grund. 2*

2. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 6

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 6 — als er einmal von der Schauenbnrg herab ritt, da saß ein Töpfer, Namens Reinhart, bei einem großen Brunnen. Von dem vernahm der Graf, daß er alle Nacht zwei schöne Lichter-brennen sähe. Da gedachte der Graf an sein Gelübde, ließ alsobalb die Stätte räumen und die Bäume abhauen. Als das Gebäude fertig war, nannte er es von dem Töpfer und Brunnen „Reinhartsbrunnen;" da liegen die alten Landgrafen von Thüringen mehren-teils begraben. 6. per tzartgeschmiedete Landgraf. Landgraf Ludwig zu Thüringen war anfänglich ein gar milder und weicher Herr, demütig gegen jedermann, und ließ jeden seines Willens leben. Da huben seine Edelleute an, stolz zu werden und mißachteten seine Gebote; aber die Unterthanen drückten sie aller Orten. Sie Plagten die Leute mit Fronden, hielten unrecht und falsch Gericht, machten Straßen und Wege für die Kaufleute unsicher und verdarben allen Handel und Wandel im Lande. Es trug sich nun einmal zu, daß der Landgraf jagen ritt auf dem Walde, und traf ein Wild an; dem folgte er nach so lange, daß er sich verirrte, und es wurde Nacht. Da gewahrte er eines Feuers, richtete sich danach und kam in die Ruhla zu einer Waldschmiede. Der Fürst war mit schlichten Kleidern angethan, hatte fein Jagdhorn umhängen und den Jagdspieß in der Hand. Der Schmied fragte, wer er wäre. Ludwig antwortete: „Des Landgrafen Jäger." Da sprach der Schmied: „Pfui des Landgrafen! Wer ihn nennet, sollte sich allemal das Maul wischen, — des barmherzigen Herrn!“ Ludwig schwieg, und der Schmied sprach zuletzt: „Herbergen will ich dich heut, aber nicht um deines Herrn willen. In dem Schuppen da findest du Heu, da behilf dich mit deinem Pferde." Der Landgraf ging beiseit und legte sich auf die Streu, konnte

3. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 65

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
Jetzt wandte sich Kriemhild an ihre Recken: „Ihr habt es gehört, er leugnet es nicht." Die Hunnen sahen einander an, aber keiner wagte, die beiden Helden anzugreifen. Das war der Königin bitterlich leid. Sie kehrte um mit ihren Mannen. Nun erhoben sich Hagen und Volker und gingen festen Schrittes zu ihren Herren, um sie in den Königssaal zu begleiten. 25. Wie Kagen mt> Wotker Schildwacht standen. Die Bnrgnnden wurden vom König Etzel überaus freundlich und mit hohen Ehren empfangen. In goldenen Schalen ward den Gästen Wein gereicht, und ein Prunkvolles Mahl begann. Darauf wollten die müden Helden zur Ruhe gehen. Man führte r sie in einen weiten Saal. Da waren prächtige Betten mit feiner : Seide und weichem Pelz für sie bereitet. Doch Giselher klagte: „Wehe uns dieser Nachtherberge! Wohl hat mich meine Schwester freundlich begrüßt, aber ich fürchte, sie führt gegen uns alle Böses im Sinn." „Laßt euer Sorgen sein!" sprach da Hagen. „Ich will selbst heute nacht Schildwache halten und euch wohl behüten."E Dafür dankten ihm die Helden und gingen zu Bett. Zu Hagen gesellte sich noch Volker. Beide jergriffen ihre Waffen und stellten sich vor die Thüre auf die obersten Stufen der Treppe. Volker lehnte seinen Schild an die Wand und nahm jetne Fidel. Mächtig erklang sein kunstreiches Saitenspiel durch das ganze Hans. Dann begann er sanfter und süßer zu spielen, und so spielte er seine sorgenvollen Freunde in den Schlaf. Es ward ruhig im Saal. Volker ergriff wiederum seinen Schild und at zu Hagen. Stumm und still standen die beiden Helden vor Thüre. Mitten in der Nacht sah Volker Helme leuchten. Es waren innen, welche den Hagen im Schlaf ermorden sollten. Als sie Staude u. ©opfert, Lesebuch. t

4. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 38

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 38 — 25. Die Schule der Stutzer. In solchem Staat, ihr Herrn vom Rat, mit Seide, Gold und Bändern? Wohl ziemt der Glanz zu Spiel und Tanz, zu Reigen oder Ländern; zu ernsten Dingen ziemt er nicht, drum halt ich heute kein Gericht; „Auf laßt uns fröhlich jagen!" Das Hifthorn schallt im grünen Wald, an Seilen bellt die Meute, dem Frendenschall erjauchzen all die flinken Jägersleute. Der Kaiser weist sie manchen Pfad, wo sich viel Wilds verborgen hat: „Nur zu durch dick und dünne!" Ihm folgen gern die schmucken Herrn, wie ließen sie sich mahnen? Doch mancher Dorn nimmt sie aufs Korn und zerrt an ihren Fahnen. Viel bunte Flitter flattern fort, ein Läppchen hier, ein Läppchen dort, sie müssen Wolle lassen. Im schlichten Rock hat manchen Bock der Kaiser abgefangen. Sie trafen nie, stets blieben sie an einem Dornbusch hangen. Der Kaiser lacht: „Ach, wie zerfetzt! ihr wurdet heute selbst gehetzt; ein andermal seid klüger!" K. Simrock.

5. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 60

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 60 — die glänzenden Speere und die hohen Reitersleute an und denkt wohl in seinem Herzen: Wie prächtig sieht das aus! Aber Plötzlich biegen die Reiter von der sich krümmenden Straße ab und kommen querfeldein auf die Stelle zugeritten, wo er hütet. Das ist ihm zu arg; denn das Feld ist keine Straße, und das Feld gehört seinem Vater. Er besinnt sich kurz, geht deu Rittern entgegen, stellt sich ihnen in den Weg und ruft ihnen mit dreister Stimme zu: „Kehrt um, die Straße ist euer, das Feld ist mein!" Ein hoher Mann, auf dessen Stirn ein majestätischer Ernst thront, reitet an der Spitze des Zuges und sieht ganz verwundert den Knaben an, der es wagt, sich ihm in den Weg zu stellen. Er hält sein Roß an und hat seine Freude an dem mutigen Jungen, der so kühn und furchtlos feinen Blick erwidert und nicht vom Platze weicht. „Wer bist Du, Knabe?" „Ich bin Hermann Billings ältester Sohn und heiße auch Hermann, und das ist meines Vaters Feld; ihr dürft nicht hinüberreiten." „Ich will's aber", erwiderte der Ritter mit drohendem Ernst, „weiche, oder ich stoße dich nieder!" Dabei hob er den Speer. Der Knabe aber bleibt furchtlos stehn, sieht mit blitzenden Augen zu dem Ritter hinauf und spricht: „Recht muß Recht bleiben, und ihr dürft nicht über das Feld weiter, ihr reitet denn über mich weg." „Was weißt Du von Recht, Knabe?" „Mein Vater ist der Billing", antwortete der Knabe, „vor einem Billing darf niemand das Recht verletzen." Da ruft der Ritter noch drohender: „Ist das denn Recht, Knabe, Deinem König den Gehorsam zu versagen? Ich bin Otto, dein König." „Ihr wäret Otto, unser König, von dem mein Vater uns so viel erzählt? Nein, ihr seid es nicht! König Otto schützt das Recht, und ihr brecht das Recht; das thut Otto nicht, sagt mein Vater." „Führe mich zu beinern Vater, braver Knabe!" antwortete der König, und eine ungewöhnliche Milde und Freundlichkeit erglänzte auf seinem ernsten Angesicht.

6. Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg - S. 18

1895 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 18 — „Meine Brüder im Kloster waren mir gram darum, daß ich studierte; sie sagten: Es gehe dir wie mir, Sackum per Nackum! Darum hänge man ihm den Sack über'« Rücken und lasse ihn betteln gehen von Haus zu Haus, durch die Stadt und auf dem Lande." — „Als junger Mönch mußte ich terminieren und nach Käse gehen auf die Dörfer." „Weil er aber ein löblich Glied der Erfurtischen Schule und ein Magister war, nimmt sich die löbliche Universität ihres Gliedes an und bittet für ihn bei seinem Prior, so daß man ihn der unflätigen Beschwerung zum Teil überheben mußte." (Malthesius.) „Als ich noch im Kloster ein Mönch war, hatte ich so viel zu schaffen mit Lesen, Schreiben, Predigen und Singen in der Kirche, daß ich dafür meine horas canonicas nicht beten konnte. Darum, wenn ich sie die sechs Tage über in der Woche nicht beten konnte, so nahm ich den Sonnabend für mich, verschloß mich in meine Zelle und blieb ungegessen den Mittag und auf den Abend und betete den ganzen Tag über. Also waren wir arme und geplagte Leute." Endlich aber, fährt Luther fort, wäre er durch Geschäfte und Schwachheit seines Leibes so beschwert und verhindert worden, daß er sie nicht hätte erfüllen können; da habe er es ans Verzweiflung unterlaßen. Luther erzählt weiter, er habe oft drei Tage lang keinen Bissen gegessen und keinen Tropfen getrunken. (Tischreden.) „Da ich jung war, gewöhnte ich mich zur Bibel, las dieselbe oftmals und machte mir den Text vertraut; da ward ich darin also bekannt, daß ich wußte, wo ein jeglicher Spruch stünde und zu finden war, wenn davon geredet ward." „Wahr ist's, ein frommer Mönch bin ich gewesen und habe so streng meinen Orden gehalten, daß ich's nicht aussagen kann. Ist je ein Mönch gen Himmel kommen durch Möncherei, so wollte ich auch hinein kommen fein; das werden mir bezeugen

7. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 84

1893 - Dresden : Ehlermann
84 Einmal war der Abt, Sebaldus mit Namen, auch so nach Nahmitz gekommen. Da hörten es die Männer, die am See waren und fischten und kamen mit Nuderstangen gelaufen und wollten dem Abt zu Leibe' Der hatte noch zur rechten Zeit Kunde davon bekommen und flüchtete durch » " N «wald, der zwischen Nahmitz und Lehnin lag, wo auch noch jetzt stattliche Baume stehen, dem Kloster zu. In seiner Angst kletterte er auf En Baum; aber vergeblich hoffte er den Verfolgern zu entgehen. Sein Schlüsselbund war ihm entfallen, oder nach andern verriet ihn sein Hündchen welches ihm gefolgt war und den Fuß des Baumes umkreiste. Die Heiden When ihn, und als der Abt nicht herunterkommen wollte, fällten sie den Baum und schlugen ihn tot. m rrben Mönchen der Mut gesunken sein, und sie wollten die Oegend verlassen. Im Traum erschien ihnen aber die Jungfrau Maria und forderte sie auf zu bleiben. Das thaten sie denn auch, und Markgraf S cn c • ^uges Gericht, daß es keinem mehr beikam, sie zu stören. ^ie Nahmitzer verloren all ihren Acker an das Kloster; deshalb ist das Dorf noch heutzutage so arm. In der Kirche zu Lehnin aber befinden sich noch heutigen Tages zwei Bilder, welche das erzählte Ereignis darstellen. 15. Das Kloster Chorin. Nach W. Schwartz. Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg. Das Kloster Chorin hat nicht immer an der Stelle gestanden wo man noch jetzt die schönen Ruinen desselben sieht, sondern es lag ehemals m der Nähe des großen Parsteinschen Sees auf dem Rosmarinberge. —>arum es aber von dort fortgekommen ist, weiß man nicht nun neue Kloster an dem Mariensee gebaut wurde, da haben sieben Baumeister lange Jahre daran gearbeitet, bis sie endlich das herrliche Werk vollendet sahen. Es war aber freilich eine gar schwere Arbeit indem sie auch einen weiten unterirdischen Gang nach dem Kloster zu' Angermünde bauten. Das Bauwerk hat dann lange Zeit gestanden in seiner Pracht, gehegt und gepflegt von den anhaltinischen Markgrafen deren etliche auch in seiner Kirche begraben worben sinb. Zuletzt aber ist es wie viele anbere Klöster in Verfall geraten. Aber die Ruine der einst so stattlichen Klosterkirche steht noch und gewährt in ihrer Waldumrabmuna einen herrlichen Anblick. Alte Leute erzählen freilich, daß das Kloster noch immer bewohnt wird. Die Unterirdischen sinb in die verwünschten Räume eingezogen und kommen balb hier balb ba in ihrer grauen Kleibung und mit drei-eaigeni Hute zum Vorschein. Aber nicht jeber kann sie sehen, sonbern nur wer des Sonntags geboren ist. ©inen Böttcher haben sie einmal zu sich heruntergeholt, der ihnen neue Bänder um ihre Fässer legen mußte. In der Nacht nämlich hatte es ihn

8. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 91

1893 - Dresden : Ehlermann
und Blücher brachte möglichst unvermerkt sein Fleckchen Leinwand in seine Säbeltasche. Er wurde jedoch bei diesem Manöver ertappt und hatte sich nun wegen Unterschlagung zu verantworten. Er entschuldigte sich damit, daß er aus den Leinwandfleckchen die Charpie zu Hause habe zupfen wollen und ward gegen die Versicherung, sein Pflichtteil Charpie am nächsten Tage abliefern zu wollen, begnadigt. Natürlich hielt Blücher sein Versprechen; ob er aber die Charpie wirklich selbst gezupft oder von Frauenhänden hat zupfen lassen, mag dahingestellt bleiben. 23. Warum Kaiser Wilhelm I. die Kornblumen liebte. Nach F. ü. Koppen. Die Hohenzollem und das Reich. Im Jahre 1807 wurde Königsberg zum zweiten Male von den Franzosen bedroht. Die Königin Luise mußte deshalb abermals diesen Ort verlassen und sich wiederum nach dem äußersten Zufluchtsorte, nach Memel, begeben. Die Reise ging diesmal im Sommer auf der großen Straße zwischen wogenden Kornfeldern dahin. Da ereignete es sich, daß an dem Reisewagen der Königin ein Rad brach, wodurch diese nebst den beiden ältesten Prinzen genötigt wurde, auszusteigen. Da der Unfall fern von einem bewohnten Orte geschehen war, so wartete die hohe Frau, auf einen Feldrain sich niederlassend, die Ausbesserung des Schadens ab. Die kleinen Prinzen waren müde und hungrig. Sie drückten dies nicht durch Klagen aus, aber sie schmiegten sich zärtlich an die Mutter, als ob sie bei ihr Linderung suchten. Die Königin erkannte ihre Bedürfnisse, aber sie vermochte nicht ihnen zu helfen. Um sie zu zerstreuen, erhob sie sich von ihrem Platze und begann im Felde Kornblumen zu suchen, sie so durch ihr Beispiel ermuuternd das Gleiche zu thun. Die Knaben sprangen wieder umher und brachten der Mutter Blumen in Fülle. Die Königin aber flocht, auf dem Rasen sitzend, die Blumen zum Kranze. Während dieser Beschäftigung mochten ihr wohl trübe Gedanken über die Lage des Vaterlandes und das künftige Schicksal ihrer Söhne durch die Seele ziehen, denn ihre Augen umflorten sich und ließen eine Thräne wie eine Tauperle auf die Blumen in ihrer Hand fallen. Der kleine Prinz Wilhelm sah diese Thräne und ahnte wohl ihre Bedeutung; denn er schmiegte sich noch einmal mit ganzer Zärtlichkeit, als wollte er sie trösten, an die Mutter. Diese aber nahm den vollen Kranz, drückte ihn auf das blonde Haupt des Knaben und blickte ihn mit dem treuen Mutterauge, durch Thränen lächelnd, an. Man sagt, die Erinnerung an diese liebliche Begebenheit in der Kinderzeit sei dem Sohne der Königin Luise durch sein ganzes späteres Leben treu geblieben.

9. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 76

1893 - Dresden : Ehlermann
76 weilt Kaiser Friedrich der Rotbart mit Utchen, seiner Tochter, und dem ganzen wunderlichen Hofstaate. Im unterirdischen Saale sitzt er nachdenkend und sinnend an marmornem Tische. Zu Zeiten gelingt es einem Sterblichen, in jenes Gemach zu driugen. Dann wacht der Kaiser aus seinem Schlummer aus, schüttelt den roten Bart und begehrt Kunde, ob noch krächzende Raben den Kyffhäuserberg umkreisen. Solange die schwarzen Vögel noch um die Felsenkrone flattern und ein Adler sie nicht Hinweggetrieben hat, so lange — meldet die Sage — verharrt auch der Alte noch in seiner verzauberten Burg. Vernimmt er, daß sie noch kreischen so bückt er düster vor sich hin, seufzt tief und spricht: „Schlaf wieder ein,' müde fceele! Noch muß ich wieder hundert Jahre harren, bevor ich aufs neue unter meinem Volke erscheine." Zuletzt soll den schlummernden Kaiser ein Hirt gesehen haben, der seine Ziegen durch die goldene Aue trieb und sich am Kyffhäuserberg verirrte. Der Bart des Kaisers war beinahe um den Marmortisch geschlungen. Wenn er denselben ganz bedeckt, dann erwacht Friedrich Barbarossa und die Raben sind verscheucht. Das Reich soll dann in neuer Herrlichkeit erstehen. 2. D> os Brautpaar von Nennungen. Von H. Prvhle. Deutsche Sagen. Der Sauhirt von Nennungen wollte sich ein Weib nehmen. Die Braut vermochte wohl eine kleine Hochzeit zuzurichten; aber das Tafelgeschirr mußten sie von Utchen aus dem Kyffhäuser borgen und auch den Hochzeitswein von ihr erbitten. Als sie nun auf den Berg kamen, that sich eine Thür vor ihnen auf, und eine schöne Musik scholl ihnen entgegen. Utchen aber füllte ihnen ihren Korb mit Tellern, Schüsseln, Messern, Bechern und kostbarem Wein. Darauf zeigte ihnen Utchen die Schönheiten des unterirdischen Schlosses, und sie sahen auch den Kaiser Friedrich in seiner Herrlichkeit. Zuletzt gingen sie wieder nach ihrem Dorfe hinunter, und wiewohl es ihnen lange gedeucht hatte, so glaubten sie doch nur eine Rächt im Kyffhäuser gewesen zu sein. Sie schritten in den hellen Morgen hinein nach Nennungen zu. Da aber war ihnen alles fremd, und die Leute sahen sie lange verwundert an. Endlich trat einer näher und fragte: „Seid ihr denn aus Nennungen?" — „Ei wohl," antwortete die Braut, „wir wollen Hochzeit machen, sind schon zweimal dort in der Kirche aufgeboten und haben uns nur das Geschirr und den Wein vom Kaiser Rotbart und von Utchen geholt." Darüber lachten die Leute, denn das Brautpaar war steinalt geworden, und die ältesten Männer und Frauen hatten nicht mehr so altfränkische Kleidung gesehen, wie die beiden trugen. Wegen des Lachens wurde der Bräutigam fast böse und sprach: „Ei, ich bin ja hier ein Hirt in Nennungen!" Darüber lachten alle noch lauter, denn er hatte einen eisgrauen Bart bekommen. Nun gingen die beiden Leutchen zum Pfarrer, denn sie verlangten sehnlich, ein Ehepaar zu werden.

10. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 79

1893 - Dresden : Ehlermann
79 flüchtigen Laufes den Ur im Dickicht ereilen und kämpfend mit dem Speer erlegen. Stolz auf solche glücklich bestandenen Kämpfe tragen sie die Zeichen ihrer Siege an ihrem Leibe, es sind die Häute des erlegten Wildes, mit denen sie sich bekleiden. Wer sind die Männer? Es sind die Ureinwohner unseres Vaterlandes, die Sueven, und zwar die edelsten Stämme derselben, die Sem-nonen, welche zwischen der Elbe und Oder wohnten, und ihre Nachbarn, die kriegerischen Longobarden aus der Altmark. Sie und noch andere freie deutsche Männer sind gekommen, um das Frühlingsfest zu feiern zur Ehre ihrer Göttin Hertha. Schon ist diese — das haben die Priester geschaut und verkündet — herabgestiegen auf ihrem Wagen im heiligen Hain; schon haben die Priester den Wagen mit den geweihten Kühen bespannt und mit köstlichen Teppichen bedeckt. Erwartungsvoll steht die Menge; da naht der Zug der Priester mit dem Wagen der Göttin, welche unbemerkt von dem Volke sich sreut über ihre Schöpfung und über die Zeichen der Verehrung, die man ihr zollt. So fährt sie auf der Insel umher. Da waren denn die Tage fröhlich und die Orte festlich, welche die Göttin mit ihrer Gegenwart beglückte. Man zog in keinen Krieg, ergriff keine Waffe zum Kampf, alles Eisen ruhte, man kannte nur Friede und Freude. War der Wagen mit der Göttin vorüber, dann belustigte man sich aus mancherlei Weise. Dort tanzten nackte Jünglinge zwischen aufgestellten Schwertern, hier unterhielt man sich durch das beliebte Würfelspiel; da saßen sie und tranken aus dem Horn des Ur den berauschenden Met und horchten auf den Gesang des Skalden, welcher in Liedern die Heldenthaten der Tapsersten besang. Wenn aber die Göttin des Umgangs mit den Sterblichen müde war, dann führten die Priester den Wagen zurück in das Innerste des Hains; dort wurde sie nebst Wagen und Teppichen in dem geheimnisvollen See gebadet; die Sklaven, welche man dabei gebrauchte, kehrten nie zurück, sie wurden von dem See verschlungen Daher entstand denn ein geheimes Grauen und eine heilige Scheu vor dem Heiligtum, das nur die schauen durften, welche starben. Jene Insel des heiligen Meeres liegt noch im Meere; sie ist das lieblichste Eiland der Ostsee, ihr Name ist Rügen. Noch zeigen die Ein- geborenen dem Fremdling den heiligen Hain, wo einst freudige und freie Menschen zum Frühlingsfest der Mutter Erde sich versammelten und die Priester mit dem Wagen den fröhlichen Umzug hielten. Noch ruht der kleine, von Rohr und Binsen umkränzte Herthasee mit seinem tiefen Wasser zwischen bemoosten Hügeln, von dunklen Buchen beschattet, und in dieser stillen Natur umwehen uns noch immer heilige Schauer.
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