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führte die Verwaltung. Sie gliederten sich in 9 Rangstufen und mußten, um
die Befähigung zur Anstellung zu erlangen, langwierige Prüfungen ablegen.
Ihr Einkommen war aber gering, und sie waren beim Volke als betrügerisch
und bestechlich verrufen. Jetzt hat man einen Freistaat nach amerikanischem
Muster mit einem Präsidenten an der Spitze eingerichtet. Doch ist dem Kaiser
die Stellung als religiöses Oberhaupt belassen worden.
Die Anfänge des chinesischen Staates reichen bis ins S. Jahrtausend v. Chr. zurück.
Die abgeschlossene Lage des Landes ermöglichte eine lange ungestörte Entwicklung. Als
dann später kriegerische Mongolenstämme von der Wüste Gobi her räuberische Einfälle
machten, baute man zum Schutze des Landes die Große Mauer, die ganz China
gegen N. abschließt. Sie ist das gewaltigste Bauwerk der Erde, 2430 km lang, 16 m hoch
und mit mächtigen Türmen, Zinnen und Schießscharten versehen. Die Anfänge der Mauer
stammen aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., in ihrer jetzigen Gestalt ist sie aber erst im
späteren Mittelalter gebaut worden. Große Teile sind noch wohl erhalten, andre verfallen.
Aber die gewaltige Landwehr vermochte das Land doch nicht dauernd zu schützen. Um 1280 wurde
es von Kublai, dem Enkel des großen Mongolenfürsten Dfchingiskhan, erobert. Etwa
hundert Jahre dauerte die Fremdherrschaft. Den wichtigsten Abschnitt in der Geschichte
des Reiches bildet indessen die Eroberung des Landes durch die Mandschu um 1644. Diese
zwangen die Chinesen, als Zeichen der Knechtschaft den Zopf zu tragen, der dann feste
Landessitte geworden ist. Trotz zahlreicher Erhebungen haben die Mandschu, denen auch
die meisten Beamten angehören, ihre Herrschaft bis zum Jahre 1912 aufrecht erhalten. Die
Berührung mit den fremden Kulturvölkern aber mehrte im Lande die Unzufriedenheit mit
der bisherigen Regierung. Viele gebildete Chinesen haben in Europa und Nordamerika
studiert und von dort neue Anschauungen über die Regierung und die Staatsverwaltung
mitgebracht. Sie erblickten in der bisherigen Regierungsweise die Ursache der Rückständigkeit
Chinas. So wuchs mehr und mehr die Unzufriedenheit, und obwohl die Herrscherfamilie
schon viel zur Befferung der Verhältnisse getan hatte und Neuerungen durchaus nicht
abgeneigt war, richtete sich der Haß doch vornehmlich gegen die Mandschuherrschast. So
brach denn 1911 ein fast das ganze Land ergreifender Aufstand aus, der mit dem Siege
der Empörer endete und die Einrichtung eines Freistaates nach dem Muster der Vereinigten
Staaten von Nordamerika zur Folge hatte. Doch ist bis jetzt noch keine Ruhe im Lande
eingetreten, und wie sich die Verhältnisse im einzelnen gestalten werden, ist noch ungewiß.
Wirtschaftliche Zustände. Chinas Wirtschaftsleben beruht ganz ans dem
Ackerbau. Welche Bedeutung man diesem beimißt, erhellt aus dem Umstände,
daß der Bauer im Range über dem Handwerker und Kaufmann steht, und daß
der Kaiser, um den Beruf zu ehren, jedes Jahr eigenhändig ein Ackerstück um-
pflügte. Alles Kulturland ist Eigentum der Krone und wird in kleinen Gütern
an die Bauern als Lehen verteilt. Jeder Inhaber behält sein Landstück so lange,
wie er es bearbeitet und die darauf ruhenden Abgaben zahlt (3—14 Mk. für
1 lia). Bei seinem Tode geht es an den ältesten Sohn über. Der meist über-
aus fruchtbare Boden wird mit großer Sorgfalt bebaut. Daher liefert der
Ackerbau auch so überaus reiche Erträge, daß China trotz seiner sehr dichten
Bevölkerung bis in die neuste Zeit imstande war, fast seinen ganzen Bedarf an
Nahrungsstoffen mit den Erzeugnissen des eignen Landes zu decken.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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TM Hauptwörter (200): [T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Ortsnamen: China Mongolenfürsten_Dfchingiskhan Europa Nordamerika Chinas Nordamerika China
— 278 —
der Spitze eines jeden stand ein von der englischen Regierung ernannter Statthalter, dessen
Machtbefugnis aber durch eine von den Kolonisten gewählte Volksvertretung sehr ein-
geschränkt wurde. Wirtschaftlich dagegen suchte England die Kolonien gründlich für sich
auszunutzen. Ein- und Ausfuhr durfte nur von englischen Schiffen besorgt werden, und
um die Industrie des Mutterlandes zu heben, wurde in den Kolonien zwar die Erzeugung
von Rohstoffen begünstigt, aber die Anlage von Fabriken verboten. Nach dem langen
Kriege mit Frankreich, der viel Geld gekostet hatte, suchte dann England die Kolonien zu
Staatslasten heranzuziehen, indem es verschiedene Handelsgegenstände mit Zöllen belegte
und verfügte, daß alle Urkunden, kaufmännischen Abschlüsse und die Zeitungen durch Ver-
Wendung von Stempelpapier besteuert werden sollten. Die Amerikaner betrachteten das
als einen Eingriff in ihre Freiheit, und da ihre Vorstellungen ohne Erfolg blieben, erklärten
sich die 13 Kolonien am 4. Juli 1776 für unabhängig. Nach achtjährigem erfolglosem
Kampfe sahen sich die Engländer gezwungen, die Unabhängigkeit der „Vereinigten Staaten
Abb. 54.
Farmhaus im Süden der Vereinigten Staaten.
von Nordamerika" öffentlich anzuerkennen. Zum ersten Präsidenten des neuen Staatswesens
wurde Georg Washington gewählt, der sich nebst Benjamin Franklin das größte
Verdienst um die Befreiung des Landes erworben hatte.
Seit jener Zeit ist die Bevölkerung der V. St., die damals 3 Mill. betrug, durch
Vermehrung im Lande, besonders aber durch Einwanderung aus Europa stetig und rasch
gewachsen. Immer neue Gebiete wurden besiedelt, Besitzungen fremder Staaten, wie
Louisiana, das den Franzosen, Florida, das den Spaniern gehörte, durch Kauf erworben
oder wie Texas, Neumexiko und Kalifornien, die mexikanischer Besitz waren, im
Kriege erobert, bis endlich 1859, wo der 49. Breitenkreis als Grenze gegen Britisch-Nord-
amerika festgelegt wurde, das Gebiet seinen heutigen Umfang erreichte. Später wurden
auch noch auswärtige Besitzungen erworben: 1867 Alaska durch Kauf von Rußland, 1898
die Hawaiiuseln und im selben Jahre durch den siegreichen Krieg gegen Spanien die
Philippinen, die Marianeninsel Guam, Portoriko und die Schutzherrschaft über
Kuba, 1966 endlich die beiden ö. Samoainseln.
Die innere Entwicklung des jungen Staatswesens vollzog sich nicht immer friedlich.
Von Anfang An bestand ein Gegensatz zwischen den Südstaaten, die überwiegend von reichen
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich England Vereinigten_Staaten Europa Louisiana Florida Texas Kalifornien Alaska Spanien Marianeninsel_Guam Kuba
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schwierig, weil das Bett des Jordans wie das der meisten seiner Zuflüsse zu tief liegt.
Doch wird der Fluß selbst von einem dichten, aus immergrünen Bäumen und Sträuchern
bestehenden Waldstreifen begleitet. Auch gibt es einzelne fruchtbare Oasen, wie die von
Jericho. Hier gedeihen tropische Gewächse, vor allem die Dattelpalme. Im Altertum
waren weit größere Gebiete angebaut, doch lag außer Jericho keine größere Stadt im Tale.
Th. Fischer macht darauf aufmerksam, daß das Ghor sich zum größten Teile in einen
Garten verwandeln ließe. Der Stand des Tiberiassees sei durch ein großes Stauwerk zu
regeln, und an den Nebenflüssen des Jordans, die allenthalben aus Engtälern heraustreten,
könnten leicht Talsperren errichtet werden, deren Wasser zur Berieselung und für elektrische
Abb. 19. Das Ostufer des Toten Meeres.
Anlagen ausreiche. So könne man dem Ghor in wirtschaftlicher Beziehung eine Zukunft
voraussagen, die die Blütezeit des Altertums übertreffe.
Das Tote Meer ist fast doppelt so groß wie der Bodensee, 76 km lang und bis
16 km breit. Sein Spiegel liegt 396 m unter dem des Mittelmeeres, und feme Tiefe
beträgt 406 m. Es ist ohne Abfluß. Die Waffermaffen, die ihm der Jordan und andere
Flüsse zuführen, verdunsten in der heißen und trockenen Lust. Sein Wasser enthält etwa
25 °/0 verschiedener Salze und ist so schwer, daß ein Mensch darin nicht untersinkt. Kein
Fisch oder anderes Wesen vermag darin zu leben. Auch in der Umgebung des Sees
findet sich Salz. Zudem ist die Gegend reich an Erdpech (Asphalt), und bei Erdbeben
werden oft große Schollen vom Boden des Sees losgerissen und treiben dann auf der
Oberfläche. Jni O. und W. ist das Tote Meer von hohen, kahlen, bis 1000 m ansteigenden
Felsbergen begrenzt (Abb. 19). Die ganze Landschaft ist öde und unbelebt. Doch gibt es
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
— 46 —
sein Reichtum, denn um so mehr Ackerstücke kann er bebauen. Die Frau hat bei den
meisten Stämmen eine durchaus untergeordnete Stellung. Ihr allein liegt die Feldarbeit
ob, sie hat die Lebensmittel zu beschaffen und zuzubereiten, häusig muß sie auch die
Hütten bauen.
Die Religion der Neger, soweit sie nicht schon Mohammedaner oder Christen sind,
besteht in dem Glauben an gute und böse Geister, die den Menschen auf mannigfache Weise
beeinflussen können, in der Verehrung der Ahnen, gewisser Tiere, wie z. B. der Schlangen,
usw. Weitverbreitet ist der Fetisch dien st. Unter Fetisch (abgeleitet vom portugiesischen
Worte Zauberei) versteht man irgend einen Gegenstand, einen Baum, einen Strauch,
einen Stein, ein Stiick Holz, einen Knochen, ein Tier oder auch ein Götzenbild, von dem
man glaubt, daß er die Wohnstätte eines Geistes sei und dem man darum Verehrung ent-
gegenbringt. Vielfach baut man den Fetischen eigne Hütten und bringt ihnen Weihegeschenke
und Opfer. Eine große Rolle im religiösen Leben der Neger spielen die Zauberer. Sie
gelten als die Vermittler zwischen den Geistern und den Menschen; durch ihre Weihe wird
ein Gegenstand zum Fetisch; sie sind Regenmacher und Ärzte, und vor Beginn eines Krieges
werden sie über den Ausgang befragt. Da man die Krankheiten auf Behexung zurückführt,
so wird von ihnen verlangt, daß sie den Urheber der Krankheit ausfindig machen. Diese
Art ihrer Tätigkeit verleiht ihnen große Macht, weil sie leicht ihnen mißliebige Personen
ins Verderben bringen können. Doch ist ihr Amt auch für sie selbst nicht ohne Gefahr.
Haben sie mit ihren Voraussagungen öfter Unglück, sind sie außerstande, die verlangte Hilfe
zu bringen, so fallen sie nicht selten der Volkswut zum Opfer.
Das staatliche Leben ist bei den Negern im allgemeinen noch wenig entwickelt.
Die Völker gliedern sich in Stämme, an deren Spitze je ein Häuptling steht, der meist
unumschränkte Gewalt besitzt. Doch haben es die Neger auch hin und wieder, besonders
im Sudan, zu wirklichen Staatsbildungen gebracht. Aber nur selten hat ein solcher
Staat längeren Bestand. Er wird gewöhnlich durch einen ungemein kräftigen Häuptling
gegründet, der dann seine Herrschaft über die Nachbarstämme ausbreitet. Nach seinem
Tode entstehen in der Regel Thronstreitigkeiten, die bald zum Verfall des Staatswesens
führen und neuen Gründungen Platz machen. So fehlt es an aller geschichtlichen Ent-
Wicklung, umfomehr, als ja die Neger auch keine Schrift besitzen, durch die geschichtliche
Ereignisse der Nachwelt überliefert werden können.
Der Ostsudan bildet eine riesige flache Mulde von mehr als der dreifachen
Größe des Deutschen Reiches. Vom Mittelsudan wird er durch die Gebirgs-
landschast Darfur (1830 in) getrennt. Der Nil durchfließt das Becken von
L ado (5° n. Br.) bis Khartum (16"). Sein Gefälle ist hier außerordentlich
schwach und beträgt auf der ganzen Strecke, die der Rheinlänge gleichkommt,
nur 80 m. Der Fluß ist daher sehr breit; mehrfach entsendet er Arme, die
sich später wieder mit ihm vereinigen, und die meist sumpfigen Ufer sind mit
Wald oder Schilf- und Rohrdickichten bestanden. An Nebenflüssen empfängt der
Nil von rechts aus Abessinien den Sobat, von links den Gazellenfluß (.Bachr
el Ghasal), dem strahlenförmig von S. und W. eine ganze Menge von Wasser-
lausen zuströmt. Diese Flüsse bilden in ihrem Unterlaufe ein gewaltiges,
60000 qkm umfassendes Sumpfland. Der Gazellenfluß wie auch der Nil
sind auf weite Strecken ganz von Grasbarren oder Sedds erfüllt, fest
zusammenhängenden Geweben von Papyrus u. a. Sumpfpflanzen, die die Schiff-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
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— 119 —
Die Perser, die Nachkommen der alten Perser und Meder, haben schöne, regelmäßige
Gesichtszüge und eine braune Hautfarbe. Sie legen großen Wert auf feine, verschwenderische
Kleidung. Kennzeichnend ist die hohe schwarze Lammfellmütze (Abb. 23). Die Perser sind
geistig regsam und das gebildetste Volk Vorderasiens. Sie haben Sinn für Dichtung,
Musik und Gesang, fassen rasch auf und verstehen es, mit geschickter Hand europäische
Fabrikate nachzumachen. Aber es fehlt ihnen die Erfindungsgabe und die Ausdauer bei
der Arbeit. Wenig schmeichelhaft äußern sich die Reisenden über die sittlichen Eigenschaften
der Perser. Man rühmt ihnen allerdings große Höflichkeit nach und hat sie wohl als die
Franzosen des Morgenlandes bezeichnet. „Sie sind höchst liebenswürdig im Umgange,
redselig, geschwätzig, zungenfertig; ihre Rede duftet von poetischen Blumen, ist aber zugleich
voller Übertreibung und Unwahrhastigkeit." Sie gelten in hohem Grade als lügnerisch,
unzuverlässig, eitel und feig, katzbuckelnd nach oben, herrisch nach unten. Insbesondere
werden die Beamten als bestechlich geschildert. Vielleicht sind die schlimmen Eigenschaften
eine Folge der langen Knechtung des Volkes; denn ihren Vorfahren, den alten Persern,
wurden hohe Tugenden nachgerühmt. Noch bis jetzt haben sich Reste dieses Volkes, die
Parsen oder Gebern (Feueranbeter), unvermischt erhalten und dienen noch in alter
Weise dem Lichtgott Zarathustra. Sie halten sich abgesondert von der andern Bevölkerung
und verehren ihren Gott unter dem Sinnbilde des heiligen Feuers, das beständig in ihren
Tempeln brennt. Sie verabscheuen gleich ihren Vorfahren die Lüge und führen als fleißige
Ackerbauer ein zurückgezogenes Leben.
Geschichtliches. Im Altertums war Iran das Stammland des durch Cyrus
(f 525 v. Chr.) gegründeten großen Perserreiches, das ganz Vorderasien und Ägypten
umfaßte. Von den großen Städten jener Zeit, Egbatana, Susa, Persöpolis, sind
heute noch die Trümmer vorhanden. Durch Alexander den Großen (-j- 323 v. Chr.) kam
Iran unter mazedonische Herrschaft, und nach seinem Tode wurde es ein Teil des syrischen
Staates der Seleuziden. Dann folgten das Parthifche und das Neupersische Reich (226—642
n. Chr.) mit der glänzenden Hauptstadt Ktesiphon am Euphrat. 642 kam dieses unter
arabische Herrschaft und wurde ein Teil des großen Kalifenreiches. Nach dessen Zerfall
war Iran lange Zeit eine Beute wilder Mongolenhorden, bis um 1500 das jetzige Persische
Reich entstand, das anfangs ganz Iran umfaßte. Innere Unruhen führten später zur
Lostrennung von Afghanistan und Belutschistan.
a) Das Persische Reich.
(1650000 qkm, 3 mal D. R., 9 Mill. E., 6 auf 1 qkm.)
Der Staat. Persien umsaßt die Westhälfte Irans nebst einem Teil Ar-
meniens (S. 94). Der Herrscher führt den Titel Schah und besaß früher un-
umschränkte Macht. Die Wittkürherrschaft und namentlich auch die Habsucht der
Beamten führten 1906 zu einer Empörung, die die Einrichtung einer Verfassung
und Volksvertretung zur Folge hatte. Die innern Unruhen dauern aber noch
fort und haben Russen und Engländern Gelegenheit zur Einmischung gegeben.
Die wirtschaftlichen Zustände find sehr rückständig. Der größte Teil des
Landes besteht aus Wüsten, kahlen Gebirgen und Steppen. Eine sehr fruchtbare,
reich bewässerte Landschaft ist Mafenderan am Kafpifchen Meere, die u. a.
große Mengen von Reis, Seide, Baumwolle und Tabak erzeugt. Sonst
beschränkt sich der Ackerbau auf die Oasen in den Mulden und Gebirgstälern.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Zarathustra Cyrus Alexander Alexander D._R.
— 131 —
Fürsten angehören, bilden den Schwertadel, den Rittern des Mittelalters vergleichbar. Sie
sind im Besitz großer Güter und führen jetzt ein sorgenfreies Dasein, da die innern Kriege
ziemlich ausgehört haben, seit das Land im Besitz der Engländer ist. Die Waisja, die
Ackerbauer und Gewerbetreibenden, machen die große Masse der Bevölkerung aus. Als
Handwerker und Kaufleute besitzen sie oft große Reichtümer, aber da ihnen ein Aufsteigen
in höhere Kasten versagt ist, bleiben sie von dem höheren Geistesleben ausgeschlossen. Zur
Kaste der Sudras gehören außer der nichtarischen Bevölkerung auch alle aus den oberen
Klassen Verstoßenen. Sie sind von der religiösen Gemeinschaft ausgeschlossen und werden
allgemein verachtet. Sie erwerben sich ihren Unterhalt meist als Dienstboten. Am ver-
achtetsten sind die Tschandala und Parias, denen u. a. das Geschäft der Leichen-
Verbrennung und der Hinrichtung obliegt. Sie wohnen abgesondert in kleinen Dörfern;
j was sie berühren, gilt als unrein, selbst Wasser, das durch ihren Schatten gelausen ist.
Reden sie mit einem Hindu, so müssen sie die Hand vor den Mund halten;» vor einem
Brahmanen müssen sie die Flucht ergreifen, denn schon ihr bloßer Anblick verunreinigt
diesen. Doch hat sich ihr Los wesentlich gebessert, seit die Engländer Indien in Besitz haben,
wie sich denn überhaupt unter dem Einfluß der Europäer, insbesondere auch der christlichen
Mission, der starre Kastengeist zu lockern beginnt. Für Europäer macht das Kastenwesen
das Halten einer großen Dienerschaft nötig, weil jeder nur die Arbeiten seiner Kaste ver-
richten darf., So sehr nun auch diese Standesgliederung — die von der Bevölkerung als
etwas Selbstverständliches und Unabänderliches angesehen wird —, indem sie die Berufe erblich
macht, gewiß viel zur Förderung des Ackerbaus und Gewerbes beigetragen hat, so bildet
sie doch jetzt einen Hemmschuh für jede freie Entfaltung der Volkskräfte und hält die Be-
völkerung in den altgewohnten Bahnen des Lebens fest.
Zu den Schattenseiten des indischen Volkslebens gehört die Stellung der Frau.
Sie ist vom öffentlichen, gesellschaftlichen Leben völlig ausgeschlossen und führt ein Sklaven-
dasein. „Jahrelang", schreibt Dalton, „kommt die Frau nicht aus ihrer Zeuana, dem Frauen-
gemach, heraus; glaubwürdige Missionarinnen haben mir versichert, Unglückliche getroffen zu
haben, die noch keinen blühenden Baum gesehen hatten. In dieser Unwissenheit verbringt
sie ihre Tage und Jahre. Auf der Straße kann man wohl ab und zu Träger sehen, die
eisenden Schrittes auf ihren Schultern ein Ding tragen, nicht unähnlich einem mit Teppichen
dicht verhüllten Hühnerkorb. Darin kauert mit untergeschlagenen Beinen eine Frau, die
vielleicht nur über die Straße eine Leidensgenossin besucht oder im heiligen Strom eine
Waschung vollziehen will". Die Frauen der untern Stände sind übrigens besser daran.
Sie gehen mit aufs Feld, auf die Straße und helfen mit zum Lebenserwerb. Besonders
hart ist das Los der Witwen. In früherer Zeit wurden sie vielfach mit der Leiche des
Mannes verbrannt. Die Engländer haben aber diesen Greueln ein Ende gemacht. Die
Witwe fällt der tiefsten Verachtung anheim. Sie gilt als von den Göttern gestraft, weil
sie in einem früheren Leben schwere Schuld auf sich geladen habe. Nicht selten wird sie
Hülflos und mittellos auf die Straße gestoßen. Doppelt schwer trifft das Geschick kleine
Kinder. Denn schon in der Wiege wird das Mädchen verheiratet. Stirbt nun der Ver-
lobte, so gilt das Kind als Witwe und ist für zeitlebens geächtet. Man schert ihm das
Haupthaar ab, legt ihm Trauerkleider an, entzieht ihm allen Schmuck, alle wohlschmeckenden
Speisen und Näschereien, läßt es fasten usw., ohne daß es selbst weiß, warum ihm das
alles widerfährt. Erst im Alter von 11 Jahren wird ihm Aufklärung über sein trauriges
Los gegeben. Viele der indischen Witwen verkommen im Elend oder machen ihrem Leben
durch Selbstmord ein Ende.
Die Inder haben schon sehr früh eine hohe Kultur entwickelt. Nicht nur Ackerbau,
Gewerbe und Handel blühten, sondern auch Kunst und Wissenschaft wurden gepflegt. Sie
9*
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
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sich diese zu einem Staatenbund zusammengeschlossen, zu dem außer dem
Festlande auch die Insel Tasmanien, der britische Anteil von Neu-Guinea
und einige kleinere Inselgruppen an der Ostseite des Erdteils gehören (Norfolk-
Inseln u. a.). An der Spitze steht ein vom Könige von England ernannter
Statthalter (General-Gouverneur); im übrigen aber ist Australien ein durchaus
unabhängiges Gemeinwesen, das alle seine Angelegenheiten selbst ordnet.
Von den heute bestehenden 6 Staaten sind drei als besondere Kolonien von England
aus gegründet worden: Neu-Südwales 1788, Westaustralien 1829 und Südaustralien 1836.
Neu-Südwales umfaßte ursprünglich den ganzen O. des Erdteils nebst Tasmanien. Die
mit der Zeit immer mehr hervortretende Verschiedenheit der wirtschaftlichen Interessen sowie
die Schwierigkeiten, die sich bei der großen Ausdehnung des Landes für die Verwaltung
ergaben, bewirkten aber, daß sich nach und nach einzelne Gebiete abtrennten: 1825 Tas-
manien, 1851 Viktoria, 1859 Queensland. Die Kolonien waren anfänglich ganz vom
Mutterlande abhängig und wurden von Gouverneuren verwaltet, die mit großer Macht
ausgestattet waren. Nach und nach aber erlangten sie größere Freiheit und wurden zu fast
selbständigen Staaten. Jede Kolonie erhielt ihre eigne, der englischen nachgebildete Ver-
fassung. Untereinander hatten sie keinerlei staatsrechtlichen Zusammenhang, ja der Gegen-
satz der wirtschaftlichen Interessen führte sogar dahin, daß sie sich durch hohe Zollschranken
gegeneinander abschlössen. Mit der Zeit machte sich jedoch das Gefühl der Zusammen-
gehörigkeit mehr und mehr geltend, und nach langen, mehrmals unterbrochenen Verhand-
lungen führten die Einheitsbestrebungen, die vom Mutterlande lebhast unterstützt wurden,
zum Ziele. Mit dem 1. Januar 1901 ist der Australische Staatenbund (Common-
welth of Australia d. h. Gemeinwohl, Gemeinwesen von Australien) ins Leben getreten,
und die ehemaligen Kolonien führen seitdem die Bezeichnung Staaten. Die Verfassung ist
der von Kanada nachgebildet. Dem von England ernannten General-Gouverneur zur
Seite steht ein Ober- und ein Unterhaus. Der Bundesregierung unterstehen nur die
gemeinsamen Angelegenheiten: das Zollwesen, Post und Telegraphie, Ein-und Auswanderungs-
Wesen, die Landesverteidigung usw. Von den Einnahmen darf nur ein Viertel für die
Zwecke des Bundes verwendet werden; der Rest steht den Einzelstaaten zu und dient als
Ersatz sür den Ausfall an Zöllen, die früher von diesen erhoben wurden. Um die Emp-
sindlichkeit der einzelnen Staaten zu schonen, hat man als Bundeshauptstadt keine der
jetzt bestehenden Regierungshauptstädte gewählt, sondern nach langen Verhandlungen 1908
die Gründung einer neuen Stadt im Jaß-Kantarrabezirk, im sö. Winkel von Neu-Südwales,
beschlossen. Im März 1913 wurde unter großen Feierlichkeiten der Grundstein gelegt und
der bis dahin geheim gehaltene Name, Kanberra, verkündigt. Die Stadt wird eine eigne
Verwaltung erhalten und keinem Staate angehören. Der Platz, eine von Hügeln umrahmte
Hochebene, ist günstig gewählt und bietet W besten Voraussetzungen für eine mustergültige
Stadtanlage.
Die Einzelstaaten.
1. Queensland (kwiensländ), d. h. Königinnenland, (1,7 Mill. qkm,
615000 E., 0,3 auf 1 qkm) umfaßt den N-.-O. des Erdteils mit der Halb-
insel Jork. Es hat die dreifache Größe Deutschlands, aber nicht mehr Ein-
wohner als München. Im tropischen N. sind der Zuckerrohr- und der Bananen-
bau von Bedeutung. Das trockene Innere dient der Viehzucht, in der
Queensland alle andern Bundesstaaten übertrifft. Der S.-O. erzeugt Weizen,
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Personennamen: Neu-Guinea Viktoria
Extrahierte Ortsnamen: Tasmanien England England Westaustralien Tasmanien Queensland Australien Kanada England Jaß-Kantarrabezirk Kanberra Deutschlands Queensland
— 182 —
Geschichtliches. Die einigermaßen beglaubigte Geschichte Japans reicht bis 660 v.
Chr. zurück. In diesem Jahre, dem ersten der japanischen Zeitrechnung, soll das jetzige
Kaiserhaus zur Regierung gekommen sein. Im Mittelalter entwickelte sich Japan zu einem
Lehnsreiche, ähnlich den damals in Europa bestehenden Lehnsstaaten. Die Kaisermacht
sank, während sich die Lehnsfürsten allmählich fast alle Gewalt aneigneten. Unter diesen
erlangte mit der Zeit eine Familie eine ähnliche Stellung wie die Pippiniden im Mero-
wingerreiche. Wie hier der Hausmeier, so besaß dort der Schogun (= der die Barbaren
unterwerfende große General) die eigentliche Regierungsgewalt, während dem Mikado der
Hauptsache nach nur die Würde des geistlichen Oberhauptes verblieb. Der Schogun stützte
seine Macht hauptsächlich auf den Schwertadel, die Ritter oder Samurai, die er mit Vor-
rechten und Lehnsgütern ausstattete. Der Mikado wurde in seinem Palaste fast wie ein
Gefangener gehalten. Er sei zu heilig und zu erhaben, als daß er mit der Welt in Be-
rührung treten dürfe. Nur von seinen Frauen, von Priestern und Hosbeamten war er
umgeben. Selbst seine Verwandten durfte er nur einmal im Jahre sehen, und bei Audienzen,
die nur selten vorkamen, saß er hinter einem Vorhang. Einmal im Jahre durste auch
das Volk ihm nahen. Der Kaiser ging in einem Räume auf und ab, dessen Fußboden
kleine Löcher hatte, und durch diese durften die Untertanen bewundernd und verehrend
seine Fußsohlen anschauen. Das Land wurde nach außen vollständig abgeschlossen, das
Christentum, das int 16. Jahrhundert viele Anhänger gesunden hatte, völlig ausgerottet
(S. 177), alle Fremden wurden vertrieben. Nur die Holländer erhielten unter sehr
demütigenden Bedingungen die Erbanbnis, sich auf einer kleinen Insel niederzulassen und
Handel zu treiben. Sie blieben bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts die einzigen Ver-
mittler des Handels zwischen Japan und Europa. 1854 aber gelang es den Nordameri-
kanern, mit Japan einen Handelsvertrag zu erzwingen, und bald wurden Häfen auch für
andere Völker geöffnet. So drangen fremde Einflüsse ins Land. 1868 brach ein Aufstand
aus, der zur Beseitigung des Schogunats und zur Wiedereinsetzung des Mikados in die
volle Regierungsgewalt führte. Nach niancherlei inneren Unruhen erfolgte dann 1889 die
Einführung der jetzt bestehenden Verfassung.
Der „ruhmreiche" Abschnitt der japanischen Geschichte seit 1868 hat eine völlige Um-
gestaltung des Staatswesens und Volkslebens herbeigeführt und steht in der Geschichte
wohl einzig da. Eine der ersten großen Taten des Kaisers Mutsuhito (f 1912) war die völlige
Beseitigung des Lehnswesens. 1870 begann man mit dem Bau von Eisenbahnen; 1871
wurde das Münzwesen nach amerikanischem Muster umgestaltet, 1872 die allgemeine Wehr-
Pflicht eingeführt und das ganze Heerwesen nach deutschem Vorbilde eingerichtet. Dann
folgte die Einführung der allgemeinen Schulpflicht und die Gründung von Hochschulen, an
die man deutsche u. a. Gelehrte berief. 1873 wurde der Gregorianische Kalender eingeführt
und der Sonntcig als Ruhetag festgesetzt. Es folgten Bestimmungen über die öffentliche
Gesundheitspflege, ein Jmpfgefetz wurde erlassen, die Niederlassung von Fremden geregelt,
völlige Religionsfreiheit gewährt usw. Mit diesem innern Aufschwung ging Hand in
Hand eine Ausbreitung der Macht nach außen. 1894—95 trug Japan einen leichten Sieg
über das volkreiche China davon und nahm diesem die wertvolle Insel Formosa ab, und
1905 bezwang es sogar das mächtige Rußland und vernichtete dessen Flotte (S. 172),
wodurch es halb Sachalin und Einfluß auf Korea erlangte, das es sich dann 1910 einverleibte.
V. Hlordasien.
Übersicht. Nordasien erstreckt sich von den Nandgebirgen Hochasiens und
Irans bis zum Nördlichen Eismeer und vom Kaspischen See und Uralgebirge
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Extrahierte Ortsnamen: Japans Japan Europa Mero- Christentum Japan Europa Japan Japan China Formosa Sachalin Korea Nordasien Nandgebirgen_Hochasiens Irans Kaspischen_See
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S. stark zugespitzten Dreiecks, dessen rechter Winkel nach O. gerichtet ist. Bei beiden zieht
an der Westküste jiit hohes Faltengebirge entlang, an das sich nach O. große, von Riesen-
strömen durchzogene Tiesländer anschließen, die durch niedrigere Bergländer voneinander
getrennt sind. Trotz dieser mehr äußerlichen Ähnlichkeiten bestehen aber zwischen Nord- und
Südamerika tiefgreifende Unterschiede und Gegensätze im Klima, in der Tier- und Pflanzen-
welt, in der Bevölkerung und den wirtschaftlichen und staatlichen Zuständen, so daß, abge-
sehen von der räumlichen Trennung, auch aus diesen Gründen beide als eigne Erdteile
dastehen.
Name. Es ist bekannt, daß Kolumbus bis zu seinem Tode glaubte, daß die von
ihm entdeckten Länder zu Indien gehörten. Da man sie auf dem Wege nach W. gefunden
hatte, nannte man sie „die Westlichen Indien" (las Indias occidentales). Der Name blieb,
auch als man den Irrtum erkannt hatte, und wurde auf den ganzen Erdteil übertragen,
schließlich aber auf das heutige „Westindien" eingeschränkt. Der Name „Amerika" stammt
von dem deutschen Schulmann Waltzemüller zu St. Die in Lothringen. Dieser gab 1507
eine Kosmographie und als Anhang dazu die Reiseberichte des Italieners Amsrigo Vespucci
(-Putschi) heraus, der 1498—1504 in spanischen und portugiesischen Diensten das ö. und
n. Südamerika bereist hatte. Waltzemüller machte den Vorschlag, die Neue Welt nach dem
Vornamen dieses ihres ersten Beschreibet „Amerika" zu nennen, wobei er zugleich darauf
hinwies, daß die Bezeichnung sich im Klange den Namen der andern Erdteile gut anschließe.
Trotz der wenig stichhaltigen Begründung fand der Name rasch Verbreitung, wurde aber
anfangs nur für Südamerika gebraucht, bis er gegen Ende des 16. Jahrhunderts auch auf
Nordamerika übertragen wurde und im folgenden Jahrhundert die andern Bezeichnungen
ganz verdrängte.
Nordamerika.
I. Übersicht.
Lage. Nordamerika liegt ganz auf der Nördlichen Halbkugel. Über 4/5
seiner Landmasse gehören der gemäßigten Zone an, nur ein kleiner Teil der
heißen, ein größerer Teil der kalten Zone. Die Lage entspricht also mehr der
von Asien als Europa, das in beträchtlicher Entfernung vom Wendekreis bleibt.
Nordamerika reicht aber um 4—5 Breitengrade weiter nach N., um 26 weniger
weit nach S. als Asien. Ein Vergleich mit Südamerika ergibt, daß es bedeutend
mehr nach W. liegt. Der 80. Meridian, der den vorgeschobensten Teil der
Westküste Südamerikas berührt, schneidet von Nordamerika nur ein Verhältnis-
mäßig kleines Stück im O. ab.
Gliederung. Im Gegensatze zu den einförmigen Umrissen Südamerikas
zeigt Nordamerika eine reiche Küstengliederung. Am günstigsten gestaltet ist die
atlantische Seite. Von S.-O. her greift der große Busen von Mexiko, im O.
durch die Halbinsel Florida begrenzt, halbkreisförmig in den Erdteil ein. Weiter
n. zeigt die Küste zahlreiche Einschnitte, Buchten, trichterförmige Flußmündungen
und Landvorsprünge. Durch den St. Lorenzbusen, dem die Insel Neufund-
land vorgelagert ist, wird die Halbinsel Neuschottland, durch die große, von N.
her eingreifende Hudson(hödsn)-bai die Riesenhalbinsel Labrador abgegliedert.
Die Eismeerküste ist ebenfalls buchtenreich und bildet zwei größere Halbinseln,
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7. Der Vater (pater familias) herrscht allein und unumschränkt, nur den Göttern verantwortlich und gebunden nur durch Religion und Sitte (fas), nicht durch Rechtssatzungen (ins), über die Familie, auch über die verheirateten Söhne (patria potestas); neben ihm schaltet die ihm in heiliger Ehe (confarreatio) verbundene Frau (matrona) sittsam und thätig als Herrin im Haus. Zur Familie gehören auch die Sklaven (servi, famuli), welche freigelassen werden konnten (libertini), und die Schutzgeuoffen (cli-entes), welche der Hausherr als patronus vertritt (S. 15).
8. Den Grundzug der römischen Religiosität bildet die Furcht vor unbekanntem göttlichen Walten. Von der Geburt bis zum Tode fühlt sich der fromme Bauer in allen Regungen des Lebens umgeben und beeinflußt von einer zahllosen Schar das All durchdringender göttlicher Wesen. Und wie jeder einzelne, so steht jede Familie und Geschlechtsgemeinschaft, die Gemeinde, das ganze Volk unter der Obhut seines Genius. Nach echt bäurischer Art besteht eine Art gegenseitiger Verpflichtung zwischen Menschen und Göttern, welche dem Menschen die Sorge für die gewissenhafteste Erfüllung aller Verbindlichkeiten auferlegt (religio) und zwar unter peinlichster Beobachtung aller von alters her vorgeschriebenen gottesdienstlichen Formen (cerimoniae) und aller Zeichen des Götterwillens (omina, prodigia); daher die Abhängigkeit von den Priestern, welche allein im vollen Besitz der hierzu nötigen Kunde sind.
Ii. Die Zeit der Republik.
509—31 v. Chr.
J. Von dev Gründung dev Republik bis pm Beginn dev punifchen Rviege: Wevfusiungsenlwickelung und Vvwevbnng dev Pevvschsfl übev Italien.
509- 264 v. Chr.
1* Ständekampf und Aufsteigen Noms zur Vormacht Mlttelitaliens 509-366 (358).
1. Aas Mngen der Wteös um wirtschaftliche und rechtliche Sicherung bis zum Sturz des Decemvirats 509—449.
1 Die Begründung der Republik, a) Konsulat und Diktatur.
1. Das Ergebnis des Sturzes des Königtums war nicht sowohl ein Umsturz der bisherigen Berfassung, als vielmehr eine Umbildung derselben zur patrieischen Aristokratie. Die höchste Gewalt wird beibehalten, aber unter Formen, die ihren Mißbrauch ausschließen: an Stelle des monarchischen Prinzipes tritt dasjenige der Kollegialität. Träger der königlichen Gewalt werden mit denselben Insignien zwei alljährlich in den Centnriatkomitien aus den Patriciern zu wählende und völlig gleichberechtigte Konsuln als oberste magi-
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