Die Staaten in Arabien. Kultur.
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Waldungen fehlen meistens. An den Küsten sind Fischerei, Schiffbau ».Schiff-
fahrt seil Alters von Bedeutung. Minder wichtig sind Jagd und Bergbau. *) —
2. Arabien ist der antiindustriöseste Centralpunkt der Erde, denn die allgemeine
Abneigung gegen das Handwerk und jede Art von Industrie ist vorherrschend. Doch
verfertigt man Waffen, Kupfer- und Töpfergeschirr und andere gewöhnliche Geräthe.
Baumwollen- und Seidefabriken werden in einigen größeren Städten von Auslän-
dern betrieben. — 3. Lebhafter Karavanenhandel. Nicht unwichtiger Seehan-
del.') — 4. Die geistige Kultur steht auf einer niedrigen Stufe, obgleich es den
noch mehr Mitglieder der verschiedenartigsten schiitischen Sekten, unter denen die
reformatorische Sekte der Wechabiten in der neuesten Zeit die wichtigste Rolle ge-
spielt hat.
s) Physische Kultur. — 1. Wo künstliche Bewässerung und Regen nicht
fehlt, da ist der Boden überaus fruchtbar; der Regen verwandelt sogar die öde
Wüste auf kurze Zeit in üppiges Weideland und macht dem Nomaden einigen Anbau
möglich. Kulturpflanzen: Durra seine Art Hirsej und Dattelpalmen sind die Haupt-
nahrungsmittel; Reis; Weizen; Gerste; Mais; Wein; Oelbäume; indische Feigen-
bäume; Kokospalmen; Pisangbaume; Pistazien; die trefflichsten Südfrüchte und Obst-
bäume; ausgezeichnete Kaffeegärlen im Berglande Dschemens; Zuckerrohr; Baumwolle;
Indigo; Tabak; Mohn; 6at [Catha edfllis], dessen junge Sprossen mau kaut, in
Dschemen rc. — 2. Hausthiere. Treffliche Pferde und Kameele, besonders Drome-
dare, Schafe mit Fettschwänzen und viele Ziegen bilden den Hauptreichthum der Be-
duinen. Esel, Minder und Büffel sind weniger wichtig. Tauben und Hühner in
großer Menge. — 3. Die Waldbäume, welche größere und kleinere Gehölze bilden,
sind Tamarisken, Aloe-, Drachenblut- und Gummibäume sarabifches Gummi von Aca-
cia arabica], Weihrauchbäume [Boswellia papyrifera?] in Hadramaut, Myrrhen-
bäume im Südrand, Balsambäume in Dschemen und im Südraud und andere. Außer-
dem Sennesblättersträuche und andere Arzneigewächse. — 4. Viele wilde Thiere.
Hirsche; Gazellen; Gemsen; Steinböcke; wilde Ziegen; Klippendachse; Hyänen; Scha-
kale; Füchse; Katzen; Löwen; Tiger; Leoparden; Panther; Unzen; Zibethkazen; Affen.
Viele Vögel: Strauße; Adler; Geier; Tauben; Rebhühner; Wachteln; Fasanen; Kie-
bitze; Flamingos; Störche; wilde Enten und andere. Giftige und ungiftige Schlan-
gen; Eidechsen; Salamander. Große Heuschreckenzüge, besonders im Innern. —
5. Großer Fischreichthum der Küsten. Man fängt besonders Haiftsche, deren Finnen,
Schuppen, Haut und Zähne nach China verhandelt werden, Stockstsche, Sardellen,
Makrelen und andere; auch gibt es Wallfische und Robben. Wichtige Perl fisch er ei
im persischen Golf und auch im rothen Meer. Bedeutender Schildkröten fang im
arabischen Meerbusen. — 6. Arabien ist wohl reich an Mineralien, es wird aber
nur wenig Kupfer, Eisen und Blei, dagegen mehr Edelsteine, Schwefel, Salz und
Salpeter gewonnen. Viele Mineralquellen, darunter Thermen, heiße Schwefel-
wasser und andere.
*) Handel. — 1. Der Land- und Seehaudel war einst von großer Wichtig-
keit. Bis zur Entdeckung des Seeweges nach Ostindien wurden alle Waaren Indiens
und Ostafrikas über Arabien und durch den persischen und arabischen Meerbusen nach
Aegypten, Phönicien und Europa gebracht. Noch jetzt ist der Karavanenhandel und
die Schiffahrt, belonders der Küftenhandel, von Bedeutung; doch ist ein großer
Theil des Seehandels in den Händen der Banianen und Europäer. Im Persergolf
nahm der Küstenhandel Ichon seit den ältesten Zeiten die Gestalt der Seeräuberei an,
bis dieselbe durch die Briten 1809 und 1819 vernichtet wurde; seitdem hat sich dort
ein lebhafter Seehandel entwickelt. Besonders aber blüht er in Oman, wo Mas-
kat der Mittelpunkt ist. Im rothen Meere war er einst von außerordentlichem Um-
fange. Noch jetzt ist dasselbe von zahlreichen Kaffeeschiffen befahren und in neuester Zeit
der Weg für die britische Dampfschiffahrtslinie von Bombay nach Suez geworden. Die
Vollendung der Eisenbahn von Alexandrien über Kairo nach Suez und die Durch-
stechung des Isthmus von Suez vermittelst eines Kanals wird die alte Seestraße des
rothen Meeres in künftigen Jahren ungemein beleben und manchen Hafcnort an der
West- und Südküste Arabiens wieder emporbringen. Zahlreiche Karavanenziige,
deren Richtung von Brunnen und günstigen Lagerplätzen abhängig und daher seit
alten Zeiten immer dieselbe geblieben ist, die aber viel von räuberischen Beduinen-
horden zu leiden haben und oft schweren Tribut an dieselben zahlen müssen, durch-
ziehen Arabien nach allen Richtungen. Am wichtigsten sind die Pilgerwege sh adsch-
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Dagegen ffndet sich das Christenthum, mit Ausnahme der wenigen Armenier
in Persien und einiger Nestorianer am Urumia-See, so wie der in neuester Zeit
in das französische Gebiet von Algier versetzten Kolonisten, gar nicht in den
Staaten der westlichen und östlichen Gruppe des muhamedanischen Staaten-
systems. Die Angriffe, welchen seit 2 Jahrhunderten das muhamedanische
Staatensystem ausgesetzt ist von Seiten des europäischen Staatensystems, haben
dasselbe erschüttert und untergraben. Weint diese äußern Angriffe noch dadurch
unterstützt werden, daß die im osmanischen Reich lebende christliche Bevölkerung
von einem neuen christlichen Geiste beseelt tvird und innere Kraft und Haltung
erlangt, so tvird auch das Ende der muhamedanischen Welt gekommen sein.
Die astatischen, so wie ein großer Theil der afrikanischen Lander des muha-
medanischen Staatensystems, haben ein vorherrschendes Trockenklima. Daher
ist in den meisten Ländern der muhamedanischen Staatengruppe der Ackerbau
nicht möglich ohne lünstliche Bewässening. Die meisten Länder haben daher seit alten
Zeiten die großartigsten Bewässeriin^sanstalten, tvelche in Iran größrentheils
unterirdisch geführt werden. So lange die Bewässernngsanstalten tlmerhalten
wurden, trug der Bodeit sehr ergiebige Ernten; noch heute können da die reichsten
Ernten erzielt werden, wo die alten Bewässerungsanstalten unterhalten worden
sind, wie in Turan, wahrend dagegeit z. B. im,osmanischen Reich und in
Iran der Ertrag des Bodens mit der Vernachläßigung der Bewässerungs-
Anstalten abgenommen hat. Außer den verschiedenen Getrcidearten baut man
hauptsächlich Reis, Tabak und Baumwolle. Auch die Kultur der Obstbäume
und der Südfrüchte, der Dattelpalmen und Melonen ist von großer Wichtig-
keit, während dagegen der Weinbau von geringer Bedeutung ist. Alißer dem
Ackerbau ist die Viehzucht und der Seidenbau von großem Umfang-,
besonders ist die Viehzucht für die Nomadenvölker von großer Wichtigkeit.
Viele Randgebirge der Hochländer haben treffliche Waldungen, aber von einer
geordneten Forstkultnr ist keine Rede. Die reichen Mineralschätze der
Gebirge werden wenig ausgebeutet; denn der Bergbau findet sich in einer
sehr traurigen Verfassung.
Die technische Kultur ist von viel geringerer Bedeutung, als die
physische Kultur. Von einem Kunstfleiße, wie er in Europa getrieben wird,
kann hier nicht die Rede sein. Jedoch werden doch manche Kunstgegenstäitde
verfertigt, welche-in der Qualität die europäischen übertreffen- Denn bei den
Völkern dieser Staatengruppe haben manche Jnonstriezweige ihre Heimath und
der rohe Stoff für manche Kunsterzeugnisse ist viel besser, als der in Europa
verarbeitete; er ist m Europa entweder gar nicht zu bekommen oder mir mit
großem Kostenaufwand aus dem Orient zu beziehen. Die Webereien liefern
Teppiche und Shwale, deren Pracht und Dauer, - deren Glanz und Mannig-
faltigkeit der Desseins noch nicht erreicht worden ist. Tie Färbereien, Gerbe-
reien, die Fabrikation von Seidenzeugen und blanken Waffen, behaupten noch
jetzt ihren alten Ruf. Das osmanische Reich und besonders Persien haben
den Vorrang in der technischen Kultur.
Die Läader des muhamedanischen Staatensystems waren im Alterthum und iin
Mittelalter hoch berühint durch ihr.n großartigen Handel. Sie haben nicht
nur ihre eigenen Erzeugnisse in den Occident versendet, sondern auch die Waaren
des fernen Indiens und die rohen Produkte des innern Afrika in ten Handel
gebracht. Seitdem der Seeweg nach Ost-Indien aufgefunden ist, und die tür-
kischen Völker die herrschenden geworden sind, hat der Handel ungemein abge-
nommen- Die despotischen Regierungen, die innere Verwirrting der muhamedani-
schen Reiche, die Unsicherheit der Wege, der Mangel an Straßen und Kanälen,
drückt die physische und technische Kultur, so wie den Handel schwer-darnieder.
Trotz all' dieser Schwierigkeiten findet aber immer noch ein lebhafter Handels-
verkehr Statt, ganz besonders zwischen der seßhaften Bevölkerung und den
Nomaden eines jeden einzelnen Staates, weniger zwischen den Staaten unter
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Extrahierte Personennamen: Turan
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