Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Neuer Kinderfreund - S. 18

1871 - Einbeck : Ehlers
18 Erzählungen aus dem Leben zur Warnung zu essen, welche ihm nicht gehörten. Wie gut war es, dass ihn August warnte. 3. Die kleinen Diebe. Clausens Kinder hatten bemerkt, dass in dem Garten des Nachbars Ehrmann zwei Birnenbäume standen, welche herrliche Früchte trugen. Sie kamen auf den Gedanken, über den Zaun zu steigen und sich einige Birnen zu holen Was für ein Gedanke war das? Der Nachbar merkte endlich, dass er bestohlen wurde, und versteckte sich eines Tages, als es dunkel wurde, im Garten um den Dieb zu ertappen. Es dauerte auch nicht lange, so sah er Klausens Kinder über den Zaun steigen. Scheu und ängstlich sahen sie umher, und als sie keinen Menschen im Garten er- blickten, liefen sie eilig nach den Birnenbäumen hin. Eben wollten sie mit ihrer Beute davon gehen, als der Herr des Gartens hervor kam und ihnen in den Weg trat. Wie erschrocken und beschämt standen nun die kleinen Diebe da; wie flehend baten sie Ehrmann, dass er ihnen doch die schlechte Handlung vergeben und sie bei ihrem Vater nicht verklagen möchte! Ehrmann ließ sich erbitten, weil sie ihm versprachen, dass sie nie und nimmermehr wieder Etwas stehlen wollten. Aber die bösen Kinder hielten leider nicht Wort; denn nach einigen Wochen fand Ehrmann eines Morgens alle seine reifen Weintrauben abgerissen. Nun ging er zu dem Vater dieser bösen Kinder, und bat chn, dieselben wegen ihrer wiederholten Diebereien zu strafen. Aber diese leugneten hartnäckig, dass sie Obst ge- stohlen hätten rmd der Vater glaubte ihnen. Ehrmann ging seufzend fort und sagte bei dem Weggehen: Kinder, euch wird es in der Welt schlecht gehen; denkt an mich! — Diese Vorhersagung ging auch wirklich in Erfüllung. Die kleinen Diebe blieben bei ihrer schändlichen Gesinnung, wurden Betrüger, und nahmen ein trauriges Ende. 4. Das wohlthätige Kind. Eor einigen Jahren brannte nahe bei der Stadt B. ein ganzes Dorf ab; indem bei einem heftigen Sturme das Feuer mit unbeschreiblicher Schnelligkeit ein Haus nach dem andern ergriff, ehe die Nachbaren zur Rettung herbei

2. Neuer Kinderfreund - S. 26

1871 - Einbeck : Ehlers
26 Erzählungen aus dem Leben Das, was sie eben in der Hand hielt, indem sie hastig lief, um zu sehen, weshalb sich die Leute versammelten. Bei- nahe wäre sie einst dabei ums Leben gekommen, denn in- dem sie in ihrer Unbesonnenheit zusah, wie ein Ochse, der sich losgerissen hatte, und eben wieder gefangen worden war, mit Stricken gebunden wurde, riss sich das wüthende Thier abermals loñ, und nur mit genauer Noth flüchtete sich Mar- garethe in ein Haus, büßte aber doch darüber ihre Schürze ein, welche der Ochse im Vorbeirennen mit den Hörnern fasste und ihr vom Leibe riss. Ihre Neugierde verleitete sie auch, zu horchen, und man sahe sie oft des Abends unter fremden Fenstern stehen, um zu hören, was die Leute in der Stube sprächen. Aber bei diesem Horchen lief sie einst sehr übel an; denn ein Mann, der sie dabei ertappte, züchtigte sie ohne Umstände dafür recht derb, und ließ sie dann mit der Warnung gehen: Künftig horche nicht wie- der, sonst hast du noch etwas Schlimmeres zu erwarten. Dcr Horcher an der Wand Hört seine eig'ne Schand. — 13. Das wiss begierige Mädchen. Caroline zeigte schon in ihrer frühesten Kindheit eine große Begierde zu lernen, und sich nützliche Kenntnisse zu erwerben. Wenn sie etwas Neues sah, so ruhete sie nicht eher, bis sie es genauer kennen gelernt hatte. Konnte sie nicht durch eigenes Nachdenken herausbringen, wozu eine Sache nützlich wäre, und warum sie so sein müsse, wie sie war: so hörte sie nicht auf, zu fragen, bis ihre Wissbe- gierde befriedigt war. Sehr gern ging sie in die Schule, und wenn auch das Wetter noch so schlecht war, so scheuete sie doch nie den weiten Weg nach derselben. Außerordent- lich groß war ihre Freude über ein neues, lehrreiches Buch. Sie blätterte nicht etwa blos darin, wie es viele Kinder thun, sondern sie las es langsam und mit großer Aufmerk- samkeit durch, und daher blieb sie auch me die Antwort schuldig, wenn man sie fragte: was in dem Buche enthal- ten sei? Beinahe in allen weiblichen Arbeiten, und beson- ders im Nähen und Stricken, war sie sehr geschickt, und um es noch mehr zu werden, wurde sie die Gehülfinn ei- ner Frau, welche sie unter der harten Bedingung unter- richten wollte, dass sie ein ganzes Jahr hindurch, vom

3. Neuer Kinderfreund - S. 29

1871 - Einbeck : Ehlers
und zur Beförderung der Sittlichkeit. 29 Als Moritz in die Jahre trat, wo er die Schule ver- lassen hatte, wollte ihn der Vater zur Wirthschaft anführen, und trug ihm also bald diese, bald jene Geschäfte auf; aber Moritz ging lieber seinen gewohnten Lustbarkeiten nach. Anstatt auf dem Felde zu sein, und die Knechte zur Arbeit anzutreiben, ritt er in die Stadt zu seinen Bekannten, spielte, und ließ die Knechte arbeiten, so viel sie wollten. Der Vater schalt ihn deswegen hart, aber es half nichts, und er starb, wie man sagt, vor Verdruss über die Liederlichkeit seines Sohnes. Nun war Moritz Herr des Gutes, und konnte ganz nach seinem Willen handeln. Nach dem Sprüchwort: jung gewohnt, alt gethan, blieb er auch eben so leichtsinnig, wie er vorher war. Er lebte immer in den Tag hinein, ohne sich um die Wirthschaft zu be- kümmern, und in ein paar Jahren war das Gut so ver- schuldet, dass es öffentlich verkauft werden musste. Ein benachbarter Edelmann kaufte es, und Christoph, der bisher als Verwalter auf demselben gestanden, und durch Fleiß und Sparsamkeit sich Etwas erworben hatte, nahm es in Pacht. Das Geld von dem verkauften Gute reichte nicht ein- mal zu, Moritzens Schulden zu bezahlen, und also hätte er ein Landläufer werden müssen, wenn sich Christoph nicht, aus Dankbarkeit und Mitleiden, seiner angenommen, und ihm freie Wohnung und freien Tisch gegeben hätte. Fleiß und Sparsamkeit bewahren vor vielem Bösen, aber Müssiggang ist vieler Laster Anfang. 16. Näscherei. Arie der ike hatte die üble Gewohnheit, Alles zu bena- schen, was sie von Esswaaren und Getränken sah. Sie war deshalb oft von ihren Ältern bestraft worden, weil Näscherei nicht nur sehr unanständig ist, sondern weil sie auch Ursache wird, dass man überhaupt seine Begierden nicht mäßigen und beherrschen lernt. Friederike ließ sich durch keine Strafe abhalten, wenn ihr die Lust ankam, zu naschen. Die Gartenthür musste um ihretwillen beständig verschlossen sein, so lange Obst im Garten war; denn sie pflückte Alles, was sie erreichen konnte, sogar unreif, ab; biss die Äpfel und Birnen an, und warf sie weg, wenn sie noch hart waren. So verdarb

4. Neuer Kinderfreund - S. 30

1871 - Einbeck : Ehlers
30 Erzählungen aus dem Leben zur Warnung sie fast eben so viel Obst, wenn sie einmal in den Garten kam, als das Ungeziefer. . Gar zu gern schlich sie sich in die Milchkammer, wo sie die Sahne (den Flott) mit den Fingern aus den Milch- gefäßen nahm. Anfangs glaubte man, dass die Katze diese Näscherinn wäre, und schaffte sie ab; aber bald entdeckte sich's, dass Friederike den Schlüssel zur Milchkammer sehr gut ju finden wusste. Es war also nicht zu verwundern, dass die Altern gar kein Zutrauen mehr zu ihr hatten, und Alles vor ihr verschlossen, wie vor einem Diebe. Einige Mal war sie sogar über den Wein gerathen, welchen der Vater für Freunde in einem Essschrank stehen hatte, und war davon berauscht und tödtlich krank geworden. Eines Tages war sie in der Stube allein, und solche Zeiten pfiegte sie gern zu ihren Näschereien zu benutzen. Sie sah^sich um, ob irgend ein Schrank offen stände, oder ob Schlüssel da wären; endlich bemerkte sie oben auf dem Schranke ein Näpfchen. . Sogleich machte sie Anstalt, zu sehen, ob Etwas für sie zu naschen in demselben wäre. Sie setzte einen Stuhl an den Schrarck, und da dieser noch nicht hoch genug war, rückte sie auch den Tisch hinan, stieg vom Stuhle auf den Tisch, und nahm das Näpfchen herunter. Es war etwas Weißes darin, wie gestoßener Zucker, sie tunkte die Fingerspitzen ein, und kostete; es schmeckte süß, und sie leckte also begierig. Plötzlich trat die Mutter zur Thür herein. Friederike erschrak so sehr, dass sie fast vom Tische gefallen wäre; aber noch größer war der Schreck der Mutter, da sie sah, dass Friederike Gift aß, welches für die Fliegen hingesetzt war. Unglückskind! rief sie, was machst du?— Sie hob sie gleich vom Tische, schickte zu dem Arzt, gab ihr Milch ein, dass sie brechen sollte, und wandte alle Mittel an, sie von einem schmählichen Tode zu retten. Bald aber fühlte Frie- derike die entsetzlichsten Schmerzen in den Eingeweiden, und schrie, dass man es einige Häuser weit hören konnte. Der Arzt kam, verordnete, dass sie immer noch mehr Milch trinken sollte, gab ihr auch noch andere Arzeneien; allein sie musste doch schon zu viel genascht haben; zwar blieb sie am Leben, behielt aber doch einen sehr schwachen Verstand und ein beständiges Zittern der Glieder. Wer strafbaren Begierden blindlings folgt, den stür- zen sie endlich ins Verderben. Röm. 6. 23.

5. Neuer Kinderfreund - S. 40

1871 - Einbeck : Ehlers
40 Erzählungen aus dem Leben zur Warnung wartete Leonhard; denn ihm gehört es, und nicht uns. Mit gutem Gewissen können wir es nicht behalten, und ich mag mein gutes Gewissen nicht verlieren. Er lieferte es auf der Stelle seinem Herrn ab, imb dieser war dar- über so erfreut, dass er es ihm zum Geschenk machte. Seit dieser Zeit verlor er niemals das Zutrauen seines Wohlthäters, und da dieser keine Kinder hatte, so setzte er den ehrlichen und treuen Leonhard zum Erben seines gan- zen Vermögens ein. ' 23. Mit Schießgewehren soll man nie spielen. Auf einem adeligen Gute bei Joachimsthal, in der Uker- mark, ereignete sich vor einigen Jahren folgender Unglücks- fall. Der Jäger des Edelmannes ging eines Tages auf die Jagd, und da er kein Wild antraf, so hängte er das mit einer Kugel geladene Gewehr, als er nach Hause gekom- men war, in seiner Stube neben einer ungeladenen Flinte auf. Ein junger Bursche von 15 Jahren, der mit dem Jäger auf einer Stube wohnte, kam bald nachher, um Stiefel zu putzen. Dieser Bursche hatte von jeher Lust bezeigt, ein Jäger zu werden, und spielte daher gar zu gern mit Flinten, wo er nur ihrer habhaft werden konnte, so oft man ihn auch schon durch Drohungen u.nd Strafe davon abzubrin- gen versucht hatte. Auch diesmal konnte er es nicht lassen, eine Flinte von der Wand wegzunehmen, den Hahn auf- zuspannen, und den Abzug aufzudrücken, und unglücklicher- weise fällt ihm die beladene Flinte in die Hände. Ehe er sichs versteht, geht die Flinte, weil er unvorsichtig am Hahn gedrückt hatte, los, die Kugel fährt durch das Fenster nach dem Hofe, und ein Kindermädchen sinkt, von der Kugel getroffen, zur Erde; erhebt sich zwar bald wieder, und wankt noch einige Schritte ächzend fort, muss aber doch wieder hinsinken, während ein Kutscher, der in der Nähe ist, ihr zu Hülfe eilt. Sie wird sogleich ins Bett gebracht, und ein reitender Bote nach der Stadt geschickt, um einen Arzt zu holen^ allein sie stirbt nach einer halben Stunde ohne Hülfe. Der Bursche hatte sich, von seinem bösen Gewis- sen geängstigt, aus dem Fenster in den Garten hinabgestürzt, und war entkommen; allein schon am folgenden Tage ward er entdeckt, und musste nun, zur Strafe für seine Unbe- sonnenheit, durch die er zum Mörder geworden war, lange

6. Neuer Kinderfreund - S. 65

1871 - Einbeck : Ehlers
religiöser und tugendhafter Gesinnungen. 65 das Brot aufschnitt, fiel eine Menge neuer Silbermünzen heraus. Die Mutter erschrak und sagte: Gieb das Geld den Augenblick wieder zurück ; denn es ist gewiss aus Ver- sehen in das Brot gekommen. Johanne trug es wieder hin. Aber der edle Wohlthäter sprach: Ich habe das Geld mit Wohlbedacht in das kleinste Brot Hineinbacken lassen, um dich, du gutes Kind, zu belohnen. Bleib immer so friedfertig und genügsam. Wer lieber mit dem kleinern Brote fürlieb nimmt, als um das größere zankt, und da- bei den Dank vergisst, bringt allemal einen Segen damit nach Hause und sollte auch kein einziges Mal Geld in das Brot gebacken sein. 17. Ein guter Mensch ist gern gegen andere dienstfertig. (Sin Hirt in Frankreich saß vor einigen Jahren im Som- mer gegen Abend dicht an der Landstraße unter seinem Baume; neben ihm weidete seine Heerde. Da ging ein Handwerksbursche vorbei, sah den Hirten starr an, aber grüßte ihn nicht; er mochte wol denken: einen armen Hir- ren brauchst du nicht zu grüßen. Nach einer Stunde treibt der Hirt nach Hause. Auf einmal sieht er im Wege et- was Blankes liegen; er hebt es auf, und findet eine große verschlossene Brieftasche, an welcher jedoch der Schlüssel hängt. Erschließt auf, und findet in derselben Briefschaften; auch einen Wechselbrief auf zwei hundert Thaler; und auch eine Kundschaft, die einem Seidenweber-Gesellen zugehörte, Namens Wildrose, aus Cokmar gebürtig. Was gilt's, dachte der Hirt, die hat sicher der grobe Handwerksbursche, verloren, der mir nicht einmal guten Abend geboten hat; — wenn er's doch nur wieder hätte. Er treibt indessen mit seiner Heerde weiter. Aber siehe, jetzt kommt ein Mensch in größter Eile daher gelaufen, und es ist — der Hand- werksbursche wieder. Habt ihr nicht eine Brieftasche ge- funden, mein Freund! rief ihm dieser voller Angst zu. Wie ist euer Namen? fragte der Hirt. Franz Wildrose aus Colmar — Gott, ich bin unglücklich! — Da, mein guter Freund, sprach der Hirt, da hat er Alles wieder, was er verloren hat. Wildrose war vor Freuden ganz außer sich, und wollte ihm ein ansehnliches Geschenk geben. Der Hirt aber dankte, und sagte, ihr habt durch eure Angst ohnehin schon genug gelitten; wir Hirten halten es fur Kin'versrkund. E

7. Neuer Kinderfreund - S. 66

1871 - Einbeck : Ehlers
66 Erzählungen aus dem Leben zur Erweckung unsere Schuldigkeit, Reisenden Dienste zu leisten, und was man zu thun schuldig ist, dafür muss man sich nicht erst bezahlen lassen. Aber eine Lehre, guter Freund, müsst ihr von einem einfältigen Hirten annehmen: „Ins künftige grüßet ehrliche Leute, denen ihr begegnet; ihr wisst nicht, ob sie euch nicht einmal Dienste leisten können." — Der junge Mann ging beschämt davon. — 1 Petr. 4, 10 18. Kind, werde kein Trunkenbold! Ehristoph kam nach Hause und erzählte, dass er einen großen Spaß auf der Straße gehabt hätte. Der alte be- trunkene Schmidt aus der Nachbarschaft hätte an einer Pfütze gelegen, und die muthwilligen Gassenbuben hätten mit ihm sehr übel gespielt. Bald hätten sie ihn mit Koth geworfen, bald mit Wasser begossen, bald seine Mütze in die Gosse geschleudert und ihn hässlich geschimpft. Es ist sehr unrecht und unbesonnen, dass ihr das thut, sprach der Vater. Lasst ihn gehen oder liegen, oder bittet Erwachsene, dass sie ihn nach Hause bringen. Wie sehr ist es zu bekla- gen, wenn es mit einem Menschen dahin kommt, dass er sich durch Trunkenheit zu einem vernunftlosen Thiere macht. Aber einem Betrunkenen muss man auch, wie einem wil- den Thiere, ausweichen; er hätte leicht Jemanden von euch werfen oder erschlagen können. Christoph antwortete: Er konnte nicht aufstehen, noch seine Arme regen, und seine Reden konnte keiner verstehen. — Lerne daraus, mein Dohn, setzte der Vater hinzu, was die Trunkenheit für ein hässliches Laster ist. Und das kann sich der Mensch leicht angewöhnen, wenn er nicht sehr vorsichtig ist. Schmidt fing auch erst im Kleinen an. Zuerst gab ihm seine Mut- ter etwas Branntwein mit Zucker vermischt; als er größer wurde, trank er denselben ohne Zucker, immer etwas mehr; biö er endlich ein Säufer wurde, und es so weit mit ihm kam, wie ihr heute Mittag gesehen habt. — U Umàßi gkelt lähmt alle Kräfte, Bringt Armuth, Krankheit, Zank und Street: Macht träge zum Berufsgcschäfte, Vernichtet jede Thätigkeit; Setzt zu den Thieren uns herab, Und stürzet früher uns ins Grab! —

8. Neuer Kinderfreund - S. 69

1871 - Einbeck : Ehlers
religiöser und tugendhafter Gesinnungen. 69 und lebt noch. Da Hans, das schickt er euch zur Belohnung. Der Amtmann legte sechs Hemden für ihn, eben so viele für seine Frau, und für jedes Kind, auf den Tisch, und Zeug zu vollständiger Kleidung für Jeden. Das Geld ließ er rwch zurück, weil er die Gemüthsbewegungen des Man- nes sehen wollte. Halls stand, wie versteinert, da, wischte sich die Thränen aus den Augen, und fragte endlich, wo- her der Amtmann wüsste, dais er das haben sollte. — Er hat es geschrieben, sagte dieser. — Gott vergelte es ihm, sagte der Bauer weinend, nun schelte mir keiner die Juden mehr für Schelme! — Das sind sie auch nicht, wenigstens nicht alle, sagte der Amtmann.—Nun brachte dieser auch die fünfzig Dukaten und den Brief. Das ist auch euer, sagte der Amtmann, und zählte das Geld hin. Der gute Bauer war nun ganz stumm vor Erstaunen, las den Brief, und rief endlich laut: Nein, Gott, das bin ich nicht werth, für ein bisschen Baumeln am Beine! O Gott, segne ihn, mach' alle Juden selig! — Er ging nun nach Haus. Des Nachmittags kamen auch Frau und Kinder zum Amtmann, und dankten so rührend, dass dieser weinen musste. Hans und der Amtmann schickten nun ein Dank- sagungsschreiben an den Juden, das recht herzlich war. Auch noch jedes folgende Jahr bekam Hans von dem Juden ansehnliche Geschenke. — 21. Was echte Freundschaft vermag. Zu dem Prediger A. in D. kam ein Landmann aus seiner Gemeine und bat ihn um einen Empfehlungsbrief, in welchem er namentlich sagen möchte: dass er in D. Haus und Hof habe und ein ehrlicher Mann sei. Wem soll ich denn schreiben? fragte der Prediger. Der Landmann: Dem Herrn Amtmann Z., zu welchem ich jetzt gehen will wegen eines Anliegens meines Herzens. Es ist aus unserm Dorfe, wie Ihnen bekannt ist, der ehrliche N. ins Gefängniss gelegt, weil er beschuldigt wird, an einer Schlägerei heimlich Antheil genommen zu haben. Ich aber halte den guten Mann für unschuldig, und nur schlechte Menschen sind schuld daran. Nun schon acht Wochen wird der redliche Mann in dem ausländischen Dieosgefängniffe fest gehalten. Ich habe ihn da besucht. Sein gutes Ge- wissen giebt ihm zwar Muth; aber das ging mir sehr zu

9. Neuer Kinderfreund - S. 72

1871 - Einbeck : Ehlers
72 Erzählungen aus dem Leben zur Erweckung rch nun davon das Brot, und die Aussaat, und die herr- schaftlichen Abgaben abrechne, so könnte ich doch wol, wenn es sonst der liebe Gott segnet, 16 bis 18 Thaler in den Beutel bekommen. — Dieses sagte der glückliche Land- mann mit solcher Fröhlichkeit, dass Fielding darüber sehr verwundert und begierig wurde, den Mann näher kennen zu lernen. Er ging mit bis an des Landmanns Haus. Da sprangen ihm zwei Kinder barfuß, aber gesund und fröhlich, entgegen, und riefen: Vater! hast du uns Erd- nüsschen mitgebracht? — Die ganze Tasche voll, antwor- tete er. Da waren die Kinder voll Freude, liefen hinein zur Muttermund riefen: Mutter, weißt du etwas Neues? der Vater ist da, und hat uns Erdnüsschen mitgebracht, Erdnüsschen, eine ganze Tasche voll! Da kam ihm seine Frau mit fröhlichem Gesichte entgegen und sagte: Kommst du, lieber Mann? es ist dir gewiss recht sauer geworden. Die Sonne hat sehr gestochen. Geh hinein und iss; ich will dein Pferd in den Stall bringen; Heu habe ich ihm schon aufgesteckt. Aber der Mann ließ es nicht zu, son- dern führte sein Pferd selbst in den Stall und schirrte es ab. Dann ging er nach der Stube zu, und fragte Herrn Fielding, ob er wolle sein Gast sein? — Fielding nahm die Einladung an. Er musste sich bücken, als er zur Stubenthür einging, so niedrig war sie. Die Stube selbst war seit des Besitzers Hochzeittage nicht geweißt worden; sie hatte zwei niedrige Fenster mit dun- keln Scheiben, wovon zwei ausgestoßen und die dadurch verursachten Öffnungen mit Papier, von Tabackstuten, ver- klebt waren. Statt eines Sopha's stand eine hölzerne Bank da, auf die sich nach Tische insgemein der Hausherr zu legen und eine Pfeife- Taback zu rauchen pflegte. Alle übrigen Möbeln in der Stube waren ebenfalls von gerin- gem Werthe und sehr einfach. Der Tisch war mit einem reinen, saubern, blau und weiß gestreiften, Tuche bedeckt, und mit einer irdenen Schale voll Milch, in welche Brot gebrockt war, etlichen hölzernen Tellern und hölzernen Löffeln, einem Stücke Butter, einigen Käsen und einem schwarzen Brote, wol zwanzig Pfund schwer, besetzt. Komm, lieber Balzer, setz' dich, sagte die freundliche und reinliche Frau, lass dir es gut schmecken, du hast heute einen sauern Tag gehabt. Und er setzte sich und neben ihn

10. Neuer Kinderfreund - S. 74

1871 - Einbeck : Ehlers
7 4 Erzählungen aus dem Leben zur Erweckung zu Boden stürzte. Sogleich fiel der Thäter über ihn her, um ihm das Geld abzunehmen. Allein des Schlachters beiden Hunde ergriffen ihn wüthend und schleppten ihn, schrecklich zugerichtet, in einen nahen Sumpf. Sodann kehrten sie zu ihrem Herrn zurück, und beleckten ihm das Gesicht so lange, bis er aus der Ohnmacht erwachte. Nach- dem er völlig wieder zu sich gekommen war, sein Geld noch vorfand, und seinen Weg fortsetzen wollte, hörte er in der Nähe ein ängstliches Wimmern. Er ging dem Blute nach und sah, dass seine Hunde sich wieder mit jenem Elenden herum zerreten. Sogleich sprang Schnell in den Sumpf, jagte die Hunde fort, und zog den übel zugerichteten Thä- ter auf das Trockene! und nun erst fragte -er ihn um jene mörderische That. Die äußerste Noth, entschuldigte sich dieser, trieb mich zu dieser Handlung. Der Mitleidigen giebt es wenige, und meistens werde ich mit Spott und Verachtung zurückgewiesen. — Der Schlachter antwortete ihm: Ich könnte dich mit Recht dem Gerichte, als einen Mörder, überliefern, ich will es aber nicht thun. Da, nimm das für deine Wunden, welche dir meine Hunde gemacht haben, und gehe deines Weges, — Mit diesen Worten gab Schnell seinem Mörder einige Thaler und verließ ihn mit dem edlen Bewusstsein, das Gebot erfüllt zu haben: Thut wohl denen, die euch beleidigen! 24. Der Gerechte erbarmt sich auch seines Viehes! (As ist unglaublich, wie grausam oft Thiere, sowohl von Kindern als auch von Erwachsenen, gequält werden. Da der Vater der Liebe aber geboten hat, dass die Menschen auch gerecht gegen die Thiere sein sollen, so werden solche rohe und gefühllose Böscwichte, die Thiere unbarmherzig behandeln, gewöhnlich von der Obrigkeit bestraft. In der Stadt Abo, vormals Hauptstadt in Finnland, ward vor einigen Jahren ein Hund übergefahren, und das arme sterbende Thier kroch zu' der Thür eines Lederhänd- lers hin. Der fünfzehnjährige Sohn dieses Mannes, ein gefühlloser unbarmherziger Bube, war so grausam, dass er das leidende Thier erst mit Steinen warf, und ihm dar- auf einen Tops mit kochendem Wasser über den Leib goss.
   bis 10 von 60 weiter»  »»
60 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 60 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 0
5 54
6 0
7 3
8 0
9 0
10 12
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 2
17 0
18 0
19 0
20 0
21 3
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 12
34 0
35 0
36 0
37 47
38 0
39 3
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 11
46 0
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 0
3 6
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 2
13 0
14 0
15 0
16 4
17 36
18 0
19 3
20 0
21 1
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 2
29 0
30 2
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 1
37 0
38 0
39 26
40 0
41 0
42 3
43 0
44 0
45 19
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 5
53 0
54 8
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 3
72 0
73 0
74 0
75 0
76 0
77 21
78 0
79 0
80 0
81 0
82 7
83 1
84 1
85 0
86 0
87 11
88 0
89 0
90 0
91 7
92 15
93 0
94 52
95 0
96 0
97 0
98 6
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 3
1 1
2 4
3 26
4 0
5 0
6 12
7 2
8 9
9 0
10 0
11 4
12 17
13 15
14 5
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 2
23 0
24 29
25 5
26 7
27 0
28 30
29 3
30 0
31 1
32 2
33 155
34 24
35 0
36 4
37 0
38 14
39 6
40 4
41 0
42 43
43 56
44 1
45 2
46 43
47 3
48 0
49 6
50 60
51 58
52 0
53 0
54 0
55 3
56 0
57 0
58 13
59 98
60 0
61 5
62 1
63 2
64 11
65 23
66 5
67 0
68 1
69 0
70 5
71 1
72 2
73 0
74 1
75 11
76 0
77 2
78 20
79 0
80 0
81 118
82 0
83 7
84 72
85 0
86 2
87 4
88 1
89 8
90 1
91 2
92 0
93 8
94 2
95 5
96 2
97 1
98 2
99 0
100 159
101 9
102 15
103 1
104 5
105 0
106 4
107 10
108 0
109 16
110 25
111 81
112 0
113 10
114 18
115 0
116 42
117 0
118 0
119 6
120 0
121 2
122 1
123 12
124 30
125 14
126 0
127 0
128 0
129 3
130 10
131 57
132 0
133 14
134 3
135 3
136 6
137 6
138 3
139 2
140 0
141 0
142 7
143 12
144 1
145 0
146 0
147 0
148 0
149 1
150 0
151 1
152 86
153 8
154 5
155 4
156 1
157 2
158 0
159 4
160 7
161 10
162 0
163 0
164 18
165 1
166 6
167 10
168 6
169 5
170 0
171 4
172 3
173 45
174 11
175 237
176 2
177 30
178 0
179 137
180 8
181 0
182 0
183 91
184 5
185 2
186 2
187 7
188 1
189 4
190 0
191 3
192 0
193 12
194 1
195 38
196 77
197 3
198 0
199 0