Australien. Neucaledonien rc. 295
zehren, und zuweilen ihre Sklaven schlachten, um sich
mit ihrem Fleische gütlich zu thun. Doch treiben sie
einigen Ackerbau, bewohnen Dörfer und zeigen große
Geschicklichkeit in Verfertigung von Geweben aus dem
Neuseeländischen Flachse, ihrer Waffen und ihrer Fahr-
zeuge oder Piroguen. Auch haben sie einige Neligions,
Vorstellungen. Die Dritten, welche daselbst eine Kolo«
nie errichtet haben, suchen zugleich das Christenthum
unter diesen rohen Menschen zu verbreiten, und haben
bereits eine bedeutende Anzahl zum Christenthum bekehrt.
— Nordöstlich von Neuseeland liegt die noch wenig be,
kannte Gruppe kleiner Inseln, Kerm.andec genannt.
Neucaledonien.
Eine fast so große Insel wie das Königreich Wür,
temberg, liegt nordwestlich von Neuseeland und östlich
von Neuholland, in der heißen Zone, wird im Innern
von einer Bergkette durchzogen, und hat die gewöhnli-
chen Australischen Produkte. Die Ein wohn er, wel-
che zu der negerartigen Race gehören, sind sehr roh,
gehen nackt und genießen das Fleisch der erschlagenen
Feinde, so wie auch eine gewisse große, schwarze Spinne,
die sie auf Kohlen rösten und eine Art weichen
Steins, der Speckstein heißt und fett anzufühlen ist.
Die Neuhebriden oder der Heiligegeistarchipel.
Eine Inselgruppe, nordöstlich von Caledonien und
östlich von Neuholland, in der heißen Zone, mit einem
schönen Klima, fruchtbarem Boden und mit bewalde,
len Hügeln besetzt, hat die Australischen Produkte und
ist von der negerartigen Nace bewohnt. Auch hier gehen
die Einwohner nackt, und scheinen zum Theil Men-
schenfresser zu seyn. Die größte unter diesen Inseln
beißt Heiligegristinsel, und ist so groß wie das Herzog-
thum Modena in Italien.
Der Archipel von Santa Cruz oder die Königin
Charlotteninseln.
Sie liegen nördlich von den Neuhebriden, in der
heißen Zone, sind klein, bergig, aber fruchtbar an de»
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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303
49. Das Herz des Vaters bekehret durch die Kinder.
In einer Gemeinde in der Schweiz, welche Gott mit
einem frommen, in seiner Zucht und Gnade stehenden Pfar-
rer gesegnet hat, war, als der Pfarrer im Gebet und Ver-
trauen zu Gott sein Amt antrat, das Fluchen und Schwö-
ren und der Mißbrauch des Namens Gottes gar sehr ein-
gerissen. Der Pfarrer sprach dagegen mit Nachdruck und
Ernst auf der Kanzel. „In diesem heiligen Namen," so
sprach er, „liegen Kräfte, daß, wenn wir ihn auf rechte
Weise im Gebet brauchen, Himmel und Erde durch ihn be-
wegt, Herzen durch ihn ergriffen, und die schon im Tode
Entschlafenen neu belebt werden. Mißbraucht ihr diesen groß-
ßen Namen, so raubt ihr ihm für eure Herzen und eure
Zunge die Himmelskräfte, die er für euch haben könnte; ja
den einzigen Quell und Brunnen des Lebens, der euch hie-
nieden gegeben ist, vergiftet ihr euch ! Denn dieses, wenn
es wohl gebraucht wird, wohlthätige, allbelebende Feuer,'
wird durch den Mißbrauch für euch zur allverheerenden, furcht-
baren Flamme, welche ewig nicht verlöschet." — Bei jeder
Gelegenheit sprach denn bald so, bald anders, der liebe,
fromme Pfarrer gegen jene eingewurzelte Gewohnheitssünde.
Alle seine Worte schienen nicht zu fruchten. Da ging er in
die Schule zu den kleinen, unschuldigen Kindern. Diesen
stellte er die große Sünde des Fluchens, des Schwörens,
des Mißbrauchs des Namens Gottes in ihrer ganzen Ab-
scheulichkeit so klar, so eindringend, so einfach dar, daß die
Kinder ganz ernst und bewegt wurden. Und was geschah
nun? Wenn zu Hause die Kinder ihren Vater oder Groß-
vater oder gar die Mutter den großen Namen mißbrauchen
hörten, erschraken sie und sagten bittend: „O Vater, o Mut-
ter, thut das nicht, denn das ist große Sünde, und Gott
wird es strafen!" — Das half. Einige Alte sagten, sie wä-
ren wie vom Donner gerührt gewesen, da sie einen solchen
Verweis, eindringlicher und beweglicher noch, als der Pfarrer
ihn gegeben hätte, aus dem Munde ihrer unschuldigen Kin-
der vernommen. Von nun an war in Kurzem das Fluchen
und der Mißbrauch des Namens Gottes aus der Gemeinde
ßanz ausgerottet, so auffallend, daß, wenn die Bauern auö
jenem Dorfe in der Stadt zu Markte standen, die Bauern
aus andern Gemeinden ihren Spott mit ihnen, als mit
Klausnern und Zausnern trieben, weil sie nie, nach der lei-
digen Gewohnheit jener Gegenden, mehr fluchten. Es war
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
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306
iente Knospe hervor, auf die sich der Thau des Himmels
reichlicher niedersenkt.
Das Kind, von welchem hier erzählt werden soll, war
eins von denen, von welchen es heißet: ,,Seine Seele ge-
fällt Gott wohl, darum eilet er mit ihm aus diesem bösen
Leben." Es war, da es starb, noch nicht neun Jahr alt.
Ein frommer Prediger, der das Kind im Leben und- im
Sterben gekannt, Christian Gerber, erzählt von ihm
also:
Die kleine Rosina war das einzige Kind sehr armer,
aber gottesfürchtiger Eltern. Der Vater lebte als Tagelöh-
ner zu Nickern, in der Pfarrei Lockwitz bei Dresden. Er
hatte zwar ein eigen Häuslein, aber Nichts darinnen, als
was seine Hände von Tag zu Tag, von Woche zu Woche
erwarben, so Viel als eben zur Nahrung und Kleidung für
ihn und die Seinen' hinreichte. Aber diese seine fleißigen
Hände hatten nicht blos gelernt zu arbeiten, sondern auch
sich gern zum Gebet zu falten; er betete oft und aus Her-
zensgründe mit den Seinen, denn er war fromm. Dieser
gute Vater war erst dreißig Jahr alt, da führte ihn Gott
zum Krankenlager, von welchem er nicht wieder aufstand.
Die Krankheit dauerte einige Wochen. Der Pfarrer Ger-
der und sein adjungirter Hohn besuchten ihn oft in seinen
letzten Tagen, um ihn zu trösten und zu stärken. Ihm sel-
der war der Trost nicht so vonnöthen als seiner armen
Frau; denn er war ruhig und gottergeben; die Frau aber
sollte von dem lieben Mann und Versorger scheiden, und
es war weder Geld noch Brot in dem Hause, als was
mitleidige Seelen in's Haus brachten. In dieser Zeit der
Leiden war das Töchterlcin des Tagelöhners, damals noch
nicht acht Jahr alt, den armen Eltern zum besondern Trost.
Wenn der Seelsorger weg war, blieb das Kind an des
Vaiers Bette sitzen, sang ihm Lieder vor und betete ihm die
Sprüche, die es vom Pfarrer gehört oder in der Schule ge-
lernt hatte.
Der Vater starb. — Die Wittwe trauerte sehr um ih- •
reu frommen, fleißigen Ehemann, und weinte oft viel. Da
tröstete das Mägdlein immer die Mutter, wenn sie diese so
weinen sah, mit schönen Troftsprüchen aus der heil. Schrift,
die sie in der Schule gehört hatte, oder mit Versen auö
guten christlichen Liedern, z. B. mit dem Vers aus dem
kinderfrommen Liede des Hans Sachs: „Warum betrübst
du dich, mein Herz," mit dem Vers: ,„Äch Gott, du bist
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TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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314
Genua, und Beide leben vermuthlich noch in England, wo
ihr Gemahl nach einiger Zeit die reichen Güter eines Ver-
wandten erbte.
Ich will aufrichtig gestehen, was mich selber an dieser
Geschichte am meisten rührt. Am meisten rührt mich, daß
der liebe Gott dabei war, als die sterbende Mutter ihre Toch-
ter segnete, und daß er eine vornehme Kaufmannsfrau in
Rotterdam in Holland und einen braven reichen Engländer
am welschen Meere bestellt hat, den Segen einer armen ster-
benden Wittwe an ihrem frommen Kinde gültig zu machen.
Weg' hat Er aller Wege,
An Mitteln fehlt's Ihm nicht. §t6ei
54. Sanftmuth.
In einer bedeutenden Provinzialstadt Frankreichs lebte
ein biederer Pfarrer, der nicht nur ein wackerer Prediger,
sondern auch ein treuer Hirt, ein liebender Vater seiner Ge-
meinde war. Trost, Hülfe und Beruhigung zu bringen, wo
es Noth that, dies war des edlen, frommen Mannes eifrig-
stes Bemühen. Obgleich er indeß zu den eingesammelten
Almosen den größten Theil seines eigenen Einkommens hin-
zuthat, so fehlte cs ihm doch nicht selten an Mitteln, um
der Noth der zahlreichen Armen seines Sprengels abzu-
helfen. r\
Einst suchte eine verheerende, ansteckende Krankheit die
Gemeinde des wackern Mannes heim. Tod und Verderben
bringend waren ihre Wirkungen. Keine Familie blieb ohne
Krankheit; in jedem Hause, in jeder Hütte lag ein Todter
oder ein Sterbender; aber überall auch erschien der treue
Pfarrer, den Leidenden helfend mit Speise, Pflege und Arze-
nei. Sein tröstendes Wort beruhigte die Verzweifelnden,
seine Hülfe rettete Manche vom Tode.
Indessen vermochte er doch nicht die große Anzahl von
Kranken aus der arbeitenden Klasse, von denen die Meisten
in gesunden Tagen sich und ihre Familien nur durch ihrer
Hände Arbeit ernährten, mit allen erforderlichen Bedürfnissen
zu versehen. Was that der edle Mann? Sich selbst ver-
gessend, verkaufte er seine besten Habseligkeiten, selbst sein
entbehrlichstes Kirchengeräthe, um den Notleidenden mit dem
Ertrage zu helfen, und der siegreichen Gewalt, welche die
einfache, schmucklose Frömmigkeit nie ohne glücklichen Erfolg
ausübt, verdankte er ansehnliche Beisteuern seiner bemiltel-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Sanftmuth
Extrahierte Ortsnamen: Genua England Rotterdam Holland Frankreichs
58
Klöstern die schrecklichsten Greuel verüht wurden. Dem Papste
waren sie indessen immer sehr willkommene Leute, weil sie
durch keine Familienbande an den Staat gefesselt waren, und
daher ganz zu seiner Verfügung standen. Vorzüglich erge-
den waren ihm die sogenannten Bettelordcn, d. i. diejenigen
Mönche, welche außer dem Gelübde der Keuschheit auch noch
das der Armuth und des unbedingten Gehorsams leisteten:
die Franziskaner (gestiftet von dem h. Franziskus, geb.
1200) und die Dominikaner (von Dominikus 1170
—1221). Diese Letzteren bildeten das eigentliche streitbare
Heer der Päpste, durch welches sie die Ketzer auf eine
schreckliche Weise verfolgten. Den Dominikanern war die
sogenannte Inquisition, ein Ketzergericht, anvertraut,
welches Diejenigen schon vor sich forderte, welche auch nur
in einem verbotenen Bucke gelesen hatten, durch die fürchter-
lichsten Martern sie zu jedem beliebigen Geständnisse brachte
und dann auf die grausamste Weise hinrichtete. In Spa-
nien sollen allein 34000 Menschen durch dieses Gericht ver-
brannt worden sein.
Zu den von den Päpsten verbotenen Büchern gehörte
aber auch die Bibel. Arme Leute waren damals freilich
gar nicht einmal im Stande, sich eine Bibel anzuschaffen,
denn sie kostete wohl 300 Gulden; wenn aber nun Einer
mit vielen Kosten eine solche erlangt hatte, so durfte er bei
Todesstrafe nicht darin lesen. Und warum nicht? Damit
die Leute in der tiefsten Unwissenheit erhalten würden und
nicht merkten, daß die Päpste wider Gottes Wort redeten
und thaten. Und die Finsterniß wurde denn auch über alle
Beschreibung groß. Die Geistlichen konnten selten lesen, viel
weniger predigen. Ihr Geschäft in der Kirche war, daß sie
unter unverstandenen lateinischen Gebeten, vielem Bekreu-
zen und Kniebeugen vorgeblich den Leib Christi für Leben-
dige und Tode opferten (vergl. Hebr. 10, 12—14.), was
man die Messe nannte. Das Volk zählte dann an dem
Rosenkränze, einer Schnur von Kügelchen, die Hunderte
von Vater-Unsern ab, die es sprach, rief nicht Christum,
sondern die Jungfrau Maria und alle Heiligen, deren Zahl
die Päpste täglich vermehrten, in schwärmerischer Andacht
an; und schätzte sich selig, wenn es recht viele Reliquien be-
kommen konnte, unter denen man z. B. selbst eine Sprosse
von der Leiter, die Jakob im Traume gesehen hatte, und
einen Strahl von dem Sterne der Weisen aus dem Mor-
genlande vorzuweisen sich nicht scheute. Seine Sünden
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe]]
Extrahierte Personennamen: Dominikus Maria Maria Jakob
78
Tropfen wahrer Liebe ist mehr werth, als ein ganzes Meer
der Wissenschaft aller Geheimnisse." Auch er verbreitete
durch sein gottseliges Beispiel, - durch seine eindringlichen bi-
blischen Predigten und durch seine wahrhaft erbaulichen Schrif-
ten einen weithin reichenden Segen, und vor Allem hat
er sich einen unsterblichen Namen durch die Stiftung des
Waisenhauses in Halle gemacht. Mit 4 Thlr. Ih Gr.,
welche ihm zur Unterstützung armer Kinder eingehändigt wa-
ren, fing er das Werk an; und jetzt bilden die Gebäude des
Waisenhauses zwei über 800 Fuß lange Straßen und viele
Tausende armer Waisenkinder haben hier Obdach und Nah-
rung und eine christliche Erziehung erhalten. Und dies Werk
hat er allein durch seinen Glauben und durch das Gebet
vollbracht. Oft hatte Francke nicht einen Groschen, um die
vielen beim Bau beschäftigten Arbeiter zu bezahlen. Da
pflegte er zu sagen: „Das ist ein Zeichen, daß Gott helfen
will!" Und er ging in sein Kämmerlein und betete, und
nie blieb die Hilfe aus. Aus diesem Waisenhause und den
damit verbundenen Anstalten sind viele fromme Leute her-
vorgegangen, welche zur Wiederbelebung der Kirche beige-
tragen haben; und unter sie gehört auch der Graf Nico-
laus Ludwig von Zinzendorf. Er war 1700 zu
Dresden geboren, und hatte schon als Kind eine solche Liebe
zum Heilande, daß er immer Briefe an ihn schrieb. In
seinem zehnten Jahre kam er nach Halle, und harte hier
eine sonderliche Freude an Francke's Predigten und Umgänge.
Vorzüglich ergriff ihn der Gedanke, den Dieser, wie früher
schon Spener, oft äußerte, daß die Verbesserrrng der Kirche
von kleineren frominen Vereinen in derselben ausgehen müsse.
Und er ist nun auch Stifter eines solchen Vereins gewor-
den, den man die „Brüdergemeinde" nennt. Die äu-
ßere Veranlassung dazu gaben arme Flüchtlinge der Nach-
kommen der alten Waldenser in Böhmen, böhmische und
mährische Brüder genannt, welche auf seinem Gute Ber-
thelsdorf in der Oberlausitz freundliche Aufnahme fanden.
Diese bauten an der Seite des Hutberges das Dorf Herrn-
hut, und führten hier ein stilles, fleißiges und frommes Le-
den; zu ihnen sammelten sich bald viele Gleichgesinnte, und
der Graf beschloß, diese Alle nun zu einer Gemeinde zu
vereinigen, die nach dem Muster der apostolischen Kirche
eingerichtet werden sollte. Zu dieser Gemeinde sollte Jeder
gehören können, der den Heiland von ganzem Herzen lieb
-habe, er sei nun lutherisch oder reformirt oder habe den
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
Extrahierte Personennamen: Francke Ludwig_von_Zinzendorf Ludwig Spener
170
nicht allein überall hin Empfindung verbreiten, sondern mit-
telst dieser auch auf die Muskeln wirken, durch welche das
Thier sich bewegt. Die Pflanze hat im Allgemeinen Em-
pfänglichkeit für äußere Einwirkung: aber das vollkommene
Thier hat auch Sinne, um diese in bestimmter Weise zu ver-
nehmen. Es ist daher ein sehr bestimmter Unterschied zwi-
schen der Pflanze und dem vollkommenem Thiere; aber eben
darum, weil den Pflanzen und den Thieren doch innner das
Leben gemeinschaftlich ist, welches die Steine nicht haben, sind
auch die Uebergänge vom Pflanzen- und Thierreiche viel un-
merklicher, als die vom Steinreiche zum Pflanzenreiche.
Man theilt die Thiere gewöhnlich in 8 Klassen ein:
1. Die Säugethiere. 2. Die Vögel. 3. Die Amphi-
bien. 4. Die Fische. 5. Die Weich- und S cha alen -
thiere. 6. Die Insekten. 7. Die Würmer. 8. Die
Strahlenthiere, oder Pflanzen- und Aufguß thiere.
Wir fangen bei den letzteren, den Aufguß- und Pstan-
zen thi eren an, weil sie dem Pflanzenreiche am Nächsten
stehen. Wenn man nämlich jedes verdorbene und nicht ganz
reine Wasser, worin Pflanzen- oder thierische Theile enthal-
ten waren, unter ein Vergrößerungsglas bringt, so bemerkt
man darin unzählige kleine lebendige Wesen, welche entwe-
der die Gestalt von einfachen oder an einander gereihten Kü-
gelchen haben, die sich immer bewegen, oder von unendlich
kleinen Stäbchen, welche sich auch wieder zu einem lebendi-
gen Ganzen so verbinden, daß sie im Kleinen ein Bild der
Sonne mit ihren Strahlen geben. Das sind die niedrigsten
Anfänge des Thierreichs, lauter kleine Gallertpünktlein, die
ihre Nahrung in sich aufnehmen, wie das Löschpapier die
Feuchtigkeit in sich saugt. Man nennt diese Thiere auch
Infusionsth iere. Etwas mehr in die Augen fallend
ist der Armpolyp. Das Thierchen sieht aus wie ein beleb-
tes Pflänzchen; mit seinen unteren Stammenden ist es z. B.
auf ein Wassergewächschen wie fest gewachsen; nach oben
zertheilt es sich in mehrere Arme, oder lebendig bewegliche
Zweiglein, womit es andere Wasserthierchen erhascht und
dann zu einem zwischen den Armen stehenden Munde bringt,
der zu einem Därmchen führt, das sowohl zum Aufnehmen
der Speise, als zur Abführung des Unraths dient. Es pflanzt
sich fort, wie eine Pflanze, und der eine Polyp wächst aus
dem andern hervor, so daß man deren viele antrifft, die
alle einen gemeinschaftlichen Stamm haben. Im Meere gibt
es unzählige solche polypenartige Thierchen, welche in groß-
m
der Schwalbenschwanz, der Trauermantel, theils Dämme-
rungsfalter, wie der Todtenkopf, der Glas-, Kolben- und
Hopfenschwärmer, theils Nachtvögel, welche aus Raupen
entstehen, die, wie die Seidenwürmer, ein schönes Gespinnst
machen, wenn sie sich verpuppen; in die Fliegen oder
Zweiflügler, die unter den beiden größeren Flügeln noch ß
kleine haben und zu denen außer unseren gewöhnlichen Flie-
gen auch die Mücken und Bremsen gehören, und endlich
in ungeflügelte Insekten, wie die Laus, der Floh, die
Spinne, der Scorpion und der Krebs.
Die Klasse der Weich- und Schaalenthiere ist
unter allen Klassen der Thiere, die kein Rückgrat haben, die
vollkommenste, denn man findet bei ihnen ein ordentliches
Herz, Blutgefäße, ein Nervensystem, -das dem der vollkom-
meneren Thiere etwas ähnlicher ist, bei einigen auch Sinnes-
organe. Am Meisten aber zeichnen sich diese Thiere durch
die Gehäuse aus, in welchen sie leben, und welche der liehe
Gott ihnen gegeben hat, weil sie sonst wohl bald umkom-
men würden, da sie meist einen so weichen Körper haben.
Danach theilt man sie denn auch gewöhnlich ein: in viel-
schaalige Muscheln, weil ihr Häuschen aus mehreren,
z. B. bei der Meereichel aus 6 Schaalen besteht; in Mu-
scheln, welche meist nur 2 Schaalen haben, wie ihr sie an
unserer Teichmuschel oder an der Auster wohl schon gesehen
habt, die aber bei anderen Muschelarten, z. B. der Riesen-
muschel, so groß sind, daß sie wohl 6 Cenlner wiegen, und
so schön, daß sie sehr hoch geschätzt werden, wie z. B. die
Perlenmuttermuschel, von der die eigentlichen ächten Perlen
herkommen, und welche die Leute mit großer Lebensgefahr
tief aus dem Meere holen. Die Schnecken sind euch auch
nicht unbekannt; im Meere aber leben deren gar Biele, die
ihr noch nie gesehen habt, und derm Häuser eine gar schöne
Gestalt mit prächtigen Farbm haben; man will aber be-
merkt haben, daß grade die, welche am meisten durch ihr
äußeres Ansehen locken, ein schädliches giftiges Fleisch in sich
führen, wodurch die Natur, wie sie oft thut, uns lehren
will, daß auf den äußern Schein nicht gar Biel zu geben
sei. -Das Fleisch vieler Schnecken dient aber den Menschen
zur gesunden Nahrung; die Schnecken versäumen indeß auch
ihre Nahrung nicht, denn sie gehören eigentlich zu den
Raubthieren, indem sie mit-ihrer scharfen Zunge andere
Schaalenthiere anbohren und aussaugen. Die Kuttel-
oder Tintenfische rechnet man ebenfalls zu dieser Thier-
176
auch oft die Fischer mit seinem breiten stachlichten Leibe, um-
spannt und erdrückt sie. Kleinere Arten sind das bei uns
auch bekannte Neunauge und der Stör. Die Gräten-
fische haben Rippen, dachziegelförmig über einander lie-
gende Schuppen, eine an beiden Seiten des Körpers her-
unterlaufende Linie und eine Schwimmblase. Nach Ver-
hältniß der Flossen theilt man sie in mehrere Ordnungen.
Den Kahlbäuchen fehlen die Bauchflossen ganz; und zu
ihnen gehört der Aal, der starke elektrische Schläge austhei-
len kann; der Seewolf, der mit seinen starken Zähnen Mu-
scheln und Seckcebse zermalmt; der Schwertfisch, der zuwei-
len 10 lallen lang wird. Zu den Halsflossern, bei
denen die Flossen an der Kehle sitzen, rechnet man die ver-
schiedenen Arten des Stockfisches, der ein sehr wohlschme-
ckendes Fleisch hat, als den Leng, den Kabeljau, den Schell-
fisch, den Dorsch und den Schleimfisch. Die Brust flös-
se r, bei denen die Hinterflossen vorn an der Brust, grade
unter den Vorderflosten stehen, begreifen neben einigen bei
uns bekannten Fischen, wie dem Flußbarsch, auch die sehr
merkwürdigen kletternden Fische, welche an Palmbäumen und
anderen Bäumen hinanklettern und hier Gewürme suchen.
Zu den Bauchflossern, deren Flossen wie Hinterfüße
hinter den Brustflossen stehen, gehören die meisten der bei
uns bekannten Fische, wie die Schmerle, der Wels, der
Häring, deren jährlich wohl 1000 Millionen gefangen wer-
den, der Lachs, der Karpfen und der Hecht, welcher oft
ein Alter von mehreren hundert Jahren erreicht, denn ein
Hecht, den man 1494 in Heilbronn fing, war, wie eine
Inschrift in einem Ringe, den er in einer Flosse hatte, sagte,
schon im Jahre 1230 vom Kaiser Friedrich 11. ins Wasser
gesetzt worden.
Die Klasse der Amphibien begreift Thiere, welche
äußerlich einander sehr unähnlich sind, die aber alle schon
durch Lungen Athem holen, obgleich das Athemholen nicht
so regelmäßig bei ihnen geschieht, wie bei den Säugethieren,
und sie auch ohne dasselbe ziemlich lange fertig werden kön-
nen, wie sie denn der Nahrung auch sehr lange zu entbeh-
ren vermögen, denn sie sterben noch nicht, wenn sie gleich
mehrere Jahre z. B. in Eisschollen eingefroren sind. Viele
von ihnen können im Wasser so gut, wie auf dem Lande
leben; sie brauchen nicht täglich zu schlafen; und Einige
legen Eier, Andere bringen lebendige Junge zur Welt. Un-
ter allen Amphibien sind für den Menschen die ekelhaftesten,
180
ihre langen Beine Ms, und sind sehr nützliche Thiere, weil
sie allerlei Ungeziefer, und in heißen Ländern besonders die
Schlangen wegfangen; es gehören zu ihnen der Kiebitz, die
Schnepfen, der Storch, der Kranich und der Ibis, den die
alten Egypter sogar göttlich verehrten. Die Schwimm-
vögel haben Schwimmfüße, deren Zehen durch Haute mit
einander verbunden sind. Außer der Gans und der Ente
zählt man dazu die Möve, die schneller fliegt als die Taube,
und den armen Küstenbewohnern und Seefahrern durch ihre
Eier sehr nützlich ist, gleichwie auch der Pinguin, und der
Pelikan, der in einem großen Beutel unter dem Unterschna-
bel seinen Jungen, die in trockenen Felsklüften ausgebrütet
werden, das Wasser zuträgt, das zuweilen auch dem dür-
stenden Kamcel der Wüste zu Gute kommt, wie denn ein
Thier immer für das andere arbeitet.
Wir kommen nun zu der Klasse von Thieren, in wel-
cher die bildende Kraft der Natur durch ihres Schöpfers
Hand die höchste Stufe der Vollkommenheit erreicht, und
welche dem Menschen am Nächsten stehen, der ja seinem
Leibe nach selbst zu ihnen gehört, nämlich zu den Säuge -
thieren. Wir finden bei ihnen freilich nicht jene bewun-
derungswürdigen Kunsttriebe, wie bei den Insekten, dafür
aber eine Vorbildung jener höheren Seelensähigkeiten, die
der Mensch hat. Sic haben rothes warmes Blut, das
jenen vollkommenen Umlauf hat, von dem schon oben die
Rede war. Sie gebühren lebendige Junge, die sie an den
Brüsten säugen, und ernähren sich theils aus dem Pflan-
zen-, theils aus dem Thierreiche. Bei der Eintheilung der
Säugethiere sieht man auf das Vorhandensein und die Bil-
dung der 3 Arten von Zähnen, der Schneide-, Eck- und
Backenzähne, und die Beschaffenheit der Füße. Die Affen
haben alle 3 Arten von Zähnen, Füße, welche gebildet sind,
wie Hände, und manche haben statt der fünften Hand den
Wickelschwanz, in dem sie viel Geschicklichkeit besitzen. Sie
sehen dem Menschen freilich sehr ähnlich, und manche ha-
den sie für eine besondere Art von Menschen halten wollen.
Aber es ist doch noch ein großer Unterschied zwischen ihnen
und dem Menschen, denn sie haben weder den Verstand des
Menschen, noch seine grade Stellung, noch auch seine
Stimme und Sprachfähigkeit. Zu den klügsten und ge-
schicktesten Affen gehört aber der ungeschwänzte Orang-
Outang, der auch die meiste Aehnlichkeit mit dem Menschen
hat. Er geht gewöhnlich aufrecht, wiewohl er seine Knieen
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]