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1. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 26

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
26 843 Der Vertrag von Verdun wird geschlossen. Lothar erhält Nord-italren, das Land östlich der Rhone und Sa6ne. das Elsaß, das Maasgebiet bis zur Scheldemündung, die Mosellande, Ripuarien, Friesland, Karl der Kahle Frankreich, Ludwig erhält Deutsch land, rechts vom Rhein außer Friesland, links vom Rheine Mainz, Worms und Speier. «na Das Frankenreich umfaßte die ganze früher römische Provinz Gallien und das alte Germanien mit Ausnahme des nördlichen Teiles (Sachsen und Friesland). Jtrl Die germanische Bevölkerung des Reiches hatte ihre heidnische rung. Religion, ihre Tracht und Sitte beibehalten; die in romanische Länder eingedrungenen Germanen gaben dem unterworfenen Teile germanisches Gepräge, weil die ursprüngliche Bevölkerung meist getötet oder vertrieben war; wo sie sich indes im Kriegssturme erhalten hatte, bewahrte sie ihre romanische Eigenart. Namentlich trat dies in den Städten hervor; während der germanische Charakter den nördlichen und östlichen Teil des Reiches fast ausschließlich beherrschte, behielt der romanische im Süden und Westen die Oberhand. Sprache. Auch die Sprache erlitt bedeutende Veränderungen. Die Sprache der Beamten, des Hofes, der Geistlichen und im Süden auch die der Richter war die lateinische; es fehlte der fränkischen Volkssprache (lmgua theodisca) an Schriftzeichen, daher mußten alle Kapitularien oder Verordnungen in lateinischer Sprache abgefaßt werden. Aus verdorbenem Latein und germanischen Elementen entstand das Romanische oder das Französische. Wie die Franken, so verloren allmählich auch die Goten, die Langobarden und die Burgunder ihre Volkssprachen. Ja, die Franken int Osten gaben freiwillig ihre Sprache preis und nahmen die alemannische an. Dieses erschien von nun an dem Sächsischen und Friesischen gegenüber als hoch- oder oberdeutsch, während jene Sprachen die niederdeutschen genannt werden. 843 schwört Karl d. K. in fast rein alemannischer Sprache. Weil diese nun die herrschende wurde, so bezeichnete man sie nach dem Reiche, in welchem sie gesprochen wurde, als die fränkische. (Otfried. Ver-sger ^Q^‘er ^er "^vangelienharmonie" sagt, er dichte »in franzisca zungün«.) häitnis Anfangs standen sich Sieger und Besiegte schroff gegenüber, da je-Sieger doch die Franken milde Herren waren, die den Unterworfenen wenig

2. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 27

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
27 von ihren Gütern nahmen, ihnen auch ihre Gesetze und ihre Freiheit ließen, so hatten sie alle diejenigen bald zu Freunden, die untersten, einer härteren Herrschaft geseufzt hatten, namentlich die stammverwandten Kelten. Der Übertritt des Königs und der meisten Franken zum katholischen Christentume führte auch die Geistlichkeit mit ihrem gewaltigen Einflüsse auf das Volk in das Lager der Sieger, die ihr dafür manche Vorteile zuwandten. Ganz selbstverständlich verlieh ferner die höhere Bildung den Romanen ein Übergewicht über die Franken, die im Hof- und Staatsdienste bald vor den klügeren Römern zurücktreten mußten. Endlich trug auch der Umstand, daß der König in Paris wohnte, also inmitten der romanischen Bevölkerung, viel dazu bei, die Gegensätze auszugleichen. In der westlichen Reichshälfte vollzog sich die Ausgleichung zu Gunsten der romanischen Volkselemente, in der östlichen behaupteten die germanischen das Übergewicht. — Das Frankenreich bestand ans drei Teilen: Anstrasien (Ostreich),Bestaa»-Neustrien (Wesireich) und Burgund. Einzelne große Teile, wie Alemamiien und Bayern, standen unter eigenen Herzogen. Der ganze Staat zerfiel in Gaue, die von Grafen verwaltet wurden. Mehrere Gaue standen manchmal unter der Oberaufsicht eines Herzogs. Das germanische Königtum hatte sich bei den Franken allmähliche®"^ umgewandelt; die einzelnen Stämme dieses Volkes wurden durch Fürsten regiert, die man als Gaukönige bezeichnet. Aus ihnen ging |’J^n der Herrscher für das ganze Volk hervor. Die Auffassung, welche in rums, der Urzeit vorherrschte, daß der Führer des Stammes nicht unbeschränkter Herr desselben sei, außer im Kriege, hatte sich im Laufe der Zeit in die geradezu entgegengesetzte umgewandelt: Der König ist nicht der Beauftragte des Volkes, sondern der ganze Staat ist persönliches Eigentum des Herrschers, und die Verpflichtung desselben seinen Unterthanen gegenüber besteht einzig und allein darin, daß er sie schützt, indem er für die Erhaltung des Friedens sorgt. In seiner Hand liegt die Ausführung richterlicher Urteile, er allein verhängt den Bann, entzieht den Königsschutz oder verleiht ihn Einzelnen besonders. Er ist der Kriegsherr, er entscheidet über Krieg und Frieden, er ernennt die Beamten, läßt die Polizei ausüben, Gericht halten; ihm gehören alle Einkünfte des Staates, er übt feine Hoheit auch über die Kirche aus. Seine Person ist eine geheiligte; wer ihm die Treue bricht, indem er Hochverrat und Landesverrat begeht, oder ohne Erlaubnis zu einem andern Könige übertritt, wird mit dem

3. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 123

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
123 Man hätte glauben sollen, daß^eine so vorsichtig den Verhält-G-sese. niffen angepaßte Rechtspflege jedem Bedürfnisse des Volkes vollauf genügt hätte. Aber die Klagen über Selbsthilfe belehren uns eines andern. Es kam immer häufiger vor. daß Leute, die in Streit gerieten oder sich geschädigt glaubten, zu den Waffen griffen und sich mit Gewalt Recht zu verschaffen suchten. Der Friede wurde dadurch so oft gestört, daß die Reichstage sich immer von neuem mit der Frage beschäftigen mußten, wie diesem Übel zu steuern sei. Zwar standen die alten Volksrechte und die karolingischen Kapitularien noch überall in gesetzlicher Geltung, nur waren sie der Eigenart der verschiedenen Stämme mehr angepaßt worden und hatten somit einige Veränderungen erlitten, aber ihre Bestimmungen gegen Landfriedensbrecher schienen nicht scharf genug mehr zu sein. Wiederholt verkündete daher der Reichstag sogen. „Land- und Gottesfrieden" und setzte auf die Störung derselben die schwersten Strafen. Auch wurde bestimmt, daß solche Verordnungen ausgezeichnet, den Gesetzen der früheren Kaiser und Könige eingereiht und als immerwährendes Recht gehalten werden sollten. Nichtsdestoweniger klagte man zu Anfange des dreizehnten Jahrhunderts, daß die Deutschen sich wenig an die geschriebenen Reichsgesetze kehren. Die Weiterbildung des Rechtes geschah durch die praktische Rechtsübung und Urteilsfindung. Erst Eike von Reppichau unternahm es. die im Sachsenstamme leben- 1230 digen Rechtsgewohnheiten in umfassender Darstellung zusammenzuordnen. Sein „Sachsenspiegel" erwarb sich bald ein außerordentliches Ansehen. „Er wanderte in alle Gebiete der deutschen Zunge, von Livland bis in die Niederlande, von Bremen und Hamburg bis nach Straßburg und Salzburg, ja über sie hinaus in den slavischen Osten." Während der „Sachsenspiegel" vorzugsweise das in Norddeutschland geltende Recht zusammenstellte, bot der „Schwabenspiegel", eine 1273 entstandene Erweiterung desselben, auch süddeutsche Rechtsbräuche. Das gebotene Gericht wurde beläutet und beschreit. Die Glocke rief alle Freien und die Urteiler insbesondere zu ihrem fad£ren-Rechte, wie die Kirchenglocke zum Gottesdienst, die Sturmglocke gegen Feind, Mörder und Feuer aufrief. Der Gegner dagegen wurde in der ältesten Zeit ohne Einmischung des Richters gerufen; der Kläger selbst sortierte feinen Schuldner, im Beisein von Zeugen, vor Gericht

4. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 131

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
131 Für die Kolonisation im Südosten des Reiches ist Bayern der Ausgangspunkt geworden. Heinrich, Ottos d. Gr. Bruder, brach mit unerschütterlicher Ausdauer deutschem Wesen Bahn. Seine Arbeit führten in späterer Zeit die babenbergischen Herzöge (seit 1156) von Österreich weiter, sie sind die eigentlichen Verbreiter deutscher Kultur im Südosten. Der Strom der deutschen Einwanderung flutete bis in die östlichen Alpenthäler, bis an den Karst und bis nach Istrien, die äußersten Grenzen erreichte sie wohl in Siebenbürgen und am Südabhange der Karpathen. Aber hier blieb das slavische Element mitbestimmend, es bildete sich eine Mischung von deutschen und slavischen Elementen, während im Norden eine rein-deutsche Bevölkerung entstand. (Meist nach Müller.) Alles staatliche Leben hat seine Grundlage im Familienleben, dieses ist der Keim, aus welchem jenes sich entwickeln muß, und die Ent- le6cn-Wicklung wird schneller oder langsamer, gedeihlich oder kümmerlich von statten gehen, je nachdem das Familienleben seinen eigenen Gesetzen folgt oder dieselben verleugnet und somit der Vernichtung entgegentreibt. Daß deutsche Kultur so hoch geschätzt wurde, erfolgreich in die fernsten Länder eindrang und deren schlummernde Kräfte zu mächtiger Entfaltung und hoher Blüte zu bringen wußte, ist jedenfalls nur eine Folge der gesunden Erziehung, welche das deutsche Kind im Elternhause empfing und die es befähigte, die größten körperlichen Anstrengungen zu ertragen, klaren Blickes auch in der Fremde sofort die Anknüpfungspunkte zu finden, welche leibliches wie geistiges Wohlergehen forderten, und mit unerschütterlicher Ausdauer die als richtig erkannten Wege stetig zu verfolgen. Schon im Altertume waren die deutschen Frauen wegen ihrer Keuschheit berühmt, und die Treue deutscher Ehegatten fand in ergreifenden Liedern die schönste Verherrlichung. Im wesentlichen gilt das auch von dem Eheleben in dieser Periode. „Auf Grund einer Eheberedung der beiderseitigen Verwandten ge-1s-|erä schah die Verlobung von Braut und Bräutigam vor Zeugen. Der nächste männliche Verwandte der Jungfrau führte sie herzu. Sie sprach ihre Zustimmung aus. Der Bräutigam küßte sie und wechselte mit ihr die Ringe. Die Vermählung wurde unter gleichen Förmlich- Ber-keiten vollzogen. Die Verwandten versammelten sich. Man bestimmte Iu"a-das Heiratsgut. Das Brautpaar trat in den Kreis, welchen Geschlechtsgenossen und Freunde schlossen. Ein des Brauches kundiger 9*

5. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 154

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
154 mächtiger Strom neuen Lebens durch die Völker, die sich mehr und mehr zu festen staatlichen Verbänden zusammengeschlossen hatten. Überall regte sich das Dankgefühl gegen den gnädigen Gott, welcher der sündigen Menschheit noch Frist zur Buße gab. Aus diesem Gefühl heraus entsprang der Trieb zu neuen Kirchenbauten. Leiter der Bewegung waren die Geistlichen, namentlich die Mönche, die Pläne und Risse entwarfen und die Arbeiten der Bauhandwerker überwachten. Aus der Vereinigung der letzteren sind die sogenannten „Bauhütten" entstanden, die ihre Mitglieder nach festen Regeln aufnahmen und ausbildeten. Wer seine Lehrzeit beendigt hatte, mußte eine Probearbeit anfertigen und mit feinem Merkzeichen versehen. Dieses Zeichen wurde hinter seinem Namen in das Gesellenbuch eingetragen-und diente ihm. trenn er wandern wollte, zur Beglaubigung seiner Fähigkeit. «km; das Christentum seinen Ausgang im Oriente nahm und dar- ^ auf zunächst die südlichen Länder Europas seinem Gebote unterwarf, da ferner Rom sehr bald der Hauptsitz der Kirche ward, erklärt es sich leicht, daß die christlichen Bauwerke von Kirchen und Klöstern nach dem Muster römischer oder griechischer (byzantinischer) Häuser errichtet wurden. Die ersten christlichen Bethäuser wurden „Basiliken" genannt. Eine „Basilika" war ein längliches Viereck mit flach aufliegender Decke. Diese Grundform der Kirchen, „romanischer", auch wohl „byzantinischer" Stil genannt, herrschte in Deutschland bis zum dreizehnten Jahrhundert vor. dann ward er durch den in Frankreich aufgekommenen „gotischen" oder „germanischen" Baustil verdrängt. Italien, das Land der Antike, blieb den romanischen Formen, die in abertausend Bauwerken das ganze Denken und Sinnen der Menschen gefangen nahmen, bis auf geringe Veränderungen getreu. manisch- Wie vorhin erwähnt, „ist die altchristliche Basilika der Ausgangs-®til Punkt für die mittelalterliche Architektur (Baukunst). Das Langhaus erstreckt sich als breites, hohes Mittelschiff zwischen zwei nur halb so hohen und breiten Seitenschiffen. Am Ende desselben scheidet gewöhnlich ein kräftig vorspringendes Querhaus von der Höhe und Breite des Langhauses dasselbe vorn Chore, die Kreuzesgestalt der Kirche klar ausprägend. Bisweilen tritt allerdings das Ouerfchiff nicht über die Seitenschiffe vor, oft bleibt es sogar ganz weg. Die wesentlichste Umgestaltung erfuhr nun vorerst der Chorraum. In der altchristlichen Basilika schloß derselbe als eine halbrunde Nische

6. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 40

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
40 gegen diejenigen fremder Länder. Gemünztes Geld war wenig im Umlauf. Statt des Edelmetalles dienten Vieh, Waffen. Jagdfalken, vielleicht auch Getreide als Tauschmittel. Erst nach der Erwerbung der Provence fingen die fränkischen Könige an, den Goldsolidus mit ihrem eigenen Namen auszuprägen. Er wog 4,55 gr, später nur noch 3,88 gr. Auf den Goldsolidus gingen 40 oder 12 Silberdenare. Ein Solidus zuerst — 12,50 Ji, später — 10,71 Jk Er war zunächst Rechnungsmünze, thatsächlich wurde meist in Vieh gezahlt, wobei ein Rind 1 bis 3 Soldi galt. (Unser Pfennigzeichen ^ ist der erste Buchstabe des Wortes Denar.) Christen- Als das Frankenreich unter Chlodovech die Erbschaft des 476 beiden untergegangenen weströmischen Reiches antrat, fiel ihm naturgemäß man-n au$ die Aufgabe zu, für die Christianisierung der großen germani-ijeutiflnifchen Volksstämme zu sorgen, welche rechts vom Rheine bis zur Elbe Dkeck>-hin wohnten, insbesondere der Friesen, Sachsen, Thüringer und Hessen. Unter den Stürmen, welche nach Chlodovechs Tode das Reich der Franken durchtobten, konnte indes die friedliche Arbeit der Mission nicht gedeihen, auch fehlte es den Franken an der zu diesem schwierigen Werke durchaus erforderlichen Opferwilligkeit und Bildung. Wenn diese indes auch vorhanden gewesen wären, würden die Missionsbestrebungen doch Hindernissen begegnet sein. die von den heidnisch gebliebenen Stämmen selbst ausgingen und ihrer Natur nach nur durch unentwegte Standhaftigkeit und Treue im Dienste des Welterlösers überwunden werden konnten. „So leicht es inmitten der römischen Bevölkerung und unter ganz veränderten Lebensbedingungen den ausgewanderten Ostgermanen werden mußte, sich dem Glauben Christi zuzuwenden, eben so schwer war es den Westgermanen, in der alten Heimat, welche tausendfältige Erinnerungen an den alten Glauben bewahrte, in Verhältnissen, die unverändert und noch ganz von heidnischen Anschauungen durchdrungen waren, auf den geheiligten Glauben der Väter zu verzichten und einer neuen Lehre sich zuzuwenden, welche in fremdem Gewände, in der Sprache des römischen Feindes, zu ihnen redete und als eine Lehre des Friedens vor allem von ihnen Ablegung jener kriegerischen Gesinnung forderte, welche ihr Leben durchdrang und noch den Todwunden mit der Hoffnung auf Walhalla freudig erhob. Es mußte also die Annahme des Christentums nicht bloß als ein Wechsel des Glaubens, sondern auch als ein Aufgeben des alten Volkstums erscheinen. So erklärt sich die Hartnäckigkeit.

7. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 46

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
46 Thüringen südlich vom Walde und Eichstädt für den Südosten. Die wichtigste und segensreichste seiner Stiftungen aber wurde Fulda, das er durch seinen Schüler. Abt Sturmi, einrichten ließ. Neben St-Gallen und Corvey wird Fulda stets als ein Ort genannt werden müssen, wo für die Bildung des Volkes Großes geleistet ist. Zu seinem erzbischöflichen Wohnsitz hatte Bonisacius Köln bestimmt, aber die Rücksicht auf die Wünsche Pippins (Karlmann war in ein Kloster ge-748 gangen) zwang ihn. 748 nach Mainz zu gehen. Von dort aus könne er, wie Pippin glaubte, die kirchliche Ordnung in dem eben erst fränkischer Herrschaft unterworfenen Alemannenreiche besser überwachen. Wenig erfreute diese Bestimmung des weltlichen Herrschers den im Dienste der kirchlichen Mission ergrauten Bischof. Er trat bald von seinem Amte zurück, das nun sein Schüler Lullus übernahm, und wandte sich mit einigen Begleitern Friesland, seinem ersten Arbeits-selde, wieder zu. Nachdem er dort in großem Segen gewirkt und 754 Tausende getauft hatte, wurde er am 5. Juni 754 in der Nähe des heutigen Dokkum mit allen seinen Gefährten von den ergrimmten Heiden erschlagen. Sein Leichnam ward in Fulda beigesetzt. Erter, der verdienstvolle Quellenforscher, schließt seine Darstellung des Lebens und Wirkens von Bonisacius mit folgenden Worten: „Bonisacius hat dem deutschen Volke das Christentum verkündet und ihm damit die Bahnen höherer Gesittung erschlossen, das ist sein erstes großes Verdienst. Aber er hat auch durch Begünstigung der Wissenschaft den Weg zu den Schätzen des klassischen Altertums gewiesen und damit dem deutschen Geistesleben auf Jahrhunderte die Richtung gegeben. Endlich aber ist durch seine Mission die Einheit des deutschen Volkes mächtig gefördert worden. Die deutschen Stämme jenseits des Rheines waren von den noch selbständigen Völkern diesseits des Stromes durch nichts mehr geschieden als durch den Glauben, und wie hier das Beharren im Heidentums jede Entwicklung hemmte, so war der christliche Glaube dort ein mächtiger Hebel zur Romanisierung. Boni-sacius hat in Bayern und Franken, in Hessen und Thüringen dem Christentum zum Siege verholsen und die kirchliche Organisation durch das ganze Frankenreich im Bunde mit Karlmann und Pippin durchgeführt. und diese Gemeinsamkeit des Glaubens hat die deutschen Stämme enger aneinander geschlossen, hat hier das deutsche Volkstum gegen Verwelschung gestärkt und dort höhere Gesittung und Bildung verbreitet. Darum verehrt auch heute noch mit Recht das deutsche

8. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. IX

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
Inhattsverrzeichnis. Erste Periode. Deutsche Urgeschichte. Zum ersten Anstkkten brr Deutschen in brr Geschichte bis aus dir Zeit brr Fnnkrn. Politische Übersicht: A. Die älteste Zeit. 1. Römer und Germanen Seite 1 — 2. Die Völkerstämme Germaniens 3. B. Die Völkerwanderung. 1. Die Völkerwanderung im engeren Sinne 4 — 2. Gründung neuer Germanenherrschaften 5 — 3. Untergang des weströmischen Reiches und Bildung der Ostgotenherrschaft in Italien 5 — 4. Untergang der Germanenherrschaften 6. Kulturgeschichte: Das Land 6 — Die Bewohner 6 — Beschäftigung 7 — Nahrung 7 — Kleidung 8 — Wohnung 9 — Gewerbthätigkeit 9 — Handel 10 — Handelswege 10 — Tauschmittel 10 — Häusliches und Familienleben 10 — Sippschaft 11 — Gastlichkeit 11 — Totenbestattung 12 — Standesverhältnisse 12 — Gericht und Stammesversammlung 14 — Religion und Götterdienst 14 — Kriegführung und Bewaffnung 17 — Das Christentum bei den Germanen außerhalb des alten Germaniens 18. Zweite Periode. Das Hrankenreich. Don brr Gründung des fränkischen Stiches bis zum Drrtragr nun Derbun. Politische Übersicht: 1. Chlodowech 23 — 2. Die Merovinger 23 — 3. Die Hausmeier 24 — 4. Pippin, der erste König aus dem Karolingischen Hause 24 — 5. Karl der Große 24 — 6. Ludwig der Fromme und seine Söhne 25. Kulturgeschichte: Grenzen des Frankenreiches 26 — Bevölkerung 26 — Sprache 26 — Verhältnis der Sieger zu den Besiegten 26 — Bestandteile 27 — Entwicklung des germanischen Königtums 27 — Einnahmen und Ausgaben des Königs 29 — Wergeld 30 — Ausbildung des Lehnswesens 30 — Kriegswesen 31 — Wohnung und Lebensweise 31 — Kleidung 32 — Haartracht 32 — Das Bad 32 — Vergnügungen 32 — Religiöses Leben 33 — Geistiges Leben 35 — Ackerbau 36 — Handwerk 39 — Handel 39 — Das Christentum bei den Germanen in dem heutigen Deutschland 40 — Bonifacius 43 — Gregor Iii. 45 — Karl der Große als Landesvater 47.

9. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 1

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
Erste Periode. Deutsche Urgeschichte. Vom ersten Auftreten der Deutschen in der Geschichte bis auf die Zeit der Franken. A. Die älteste Aeit. 1 ♦ Römer und Germanen. v. Chr. Unsere Vorfahren — die Germanen oder die Deutschen — arischer (indogermanischer) Abstammung verlassen ihre Urheimat, H o ch a s i e n *) *) Dieser lange säst allgemein angenommenen Ansicht widersprechen in neuester Zeit einige Forscher. Sie suchen die Urheimat der arischen Sprachen nicht in Asien, sondern in Eur op a und weisen zur Begründung ihrer Ansicht auf folgendes hin: Es ist eine Thatsache, daß sich unter den arischen Völkern zwei grundverschiedene Typen l Musterformem und zwischen diesen wieder mannigfache Mischungen erkennen lassen. Während im Norden Europas blaue Augen, blonde Haare, weiße Hautfarbe und großer Wuchs vorwiegen, herrschen im Süden Europas und im arischen Asien schwarze Augen und Haare, bräunliche Hautfarbe und kleiner Wuchs, in Mitteleuropa dagegen braune Augen und Haare und gemischte Hautfarbe und Statur vor. In der äußern Erscheinung stehen die südeuropäischen und asiatischen,.Jndogermanen" den sogenannten Semiten weit näher als ihren nordeuropäischen Sprachverwandten. Auffallend erscheint auch, daß die ältesten Götterlehren der Germanen, Griechen, Perser und Inder, trotzdem diese Völker weit voneinander entfernt wohnen, näher miteinander verwandt sind als mit den alten Glaubenslehren der ihnen räumlich und sprachlich näherstehenden Italiker, Kelten und Slaven. Anders liegt die Sache bei der Sage, soweit sie sich nicht auf die Götter bezieht, und in betreff der volkstümlichen Sitten und Gebräuche: auf diesen Gebieten nähern sich die europäischen Völker einander mehr als ihren asiatischen Sprach verwandten. Selbst aus sprachlichem Gebiete tritt eine Wechselbeziehung hervor, die der Forschung noch viele und schwierige Rätsel bietet. Nahe Berührungen der indogermanischen mit den semitischen und den uralaltaischen Sprachen stehen großen grammatikalischen und etymologischen (zur Wortforschung gehörenden) Verschiedenheiten gegenüber, die sich trennend zwischen die einzelnen sprachen schieben. Auch in Bezug aus den Wortschatz durchkreuzen die Sprachen einander, so daß sie von verschiedenen Forschern auf ganz verschiedene Weise gruppiert sind. Aus dieser Darlegung ergiebt sich, daß die Fragen nach der Heimat und Der Abstammung der arischen Völker noch lange nicht endgültig gelöst sind. Immerhin aber gewinnt die Ansicht, daß die Arier in i&rer Urheimat ihre Sprache selbst geschaffen und erobernd nach Südeuropa und Südasien vorgedrungen sind, mehr und mehr an Wahrscheinlichkeit. (Nach Henne am Rhyn.) Deutsche Kulturgeschichte. I. 2te Aufl. i

10. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 8

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
8 Klei- dung. zwungen, sich anderswo anzusiedeln." Cäsar hat hier wohl zunächst die suevischen Stämme im Auge. Zur Zeit des Tacitus hatten sich die wirtschaftlichen Zustände Germaniens in wichtigen Punkten bereits geändert: an Stelle der Gleichheit des Besitzes unter allen Mitgliedern des Stammes wurden jetzt die Äcker nach gewisser Abstufung verteilt, ferner ward ein Teil des Grund und Bodens als Gemeindebesitz von der Verteilung ausgeschlossen. Diese Einrichtung hat sich bis in die neueste Zeit hinein erhalten. (Adeliger und bäuerlicher Besitz; Markgenossenschaft.) Damit war der Übergang von dem wechselnden zum dauernden (Privat-) Besitz geschehen, die nomadische Lebensweise wich der seßhaften, und der Ackerbau trat in den Vordergrund. Tacitus nennt verschiedene Getreidearten: Hafer, Gerste und Korn; er spricht von dem Obstbau der Germanen, rühmt ferner die auffallende Größe der Rettiche. Am Rhein und an der Donau werden auch Gemüse, z. B. Spargel und Mohrrüben, gebaut, ebenso wird dort der Weinbau angefangen. Das Vieh der Germanen war unansehnlich, den Kühen fehlten nach Tacitus' Behauptung sogar die Hörner, die Pferde waren klein und zeichneten sich weder durch Gestalt noch durch Schnelligkeit aus. Mit dem Hervortreten des Ackerbaues erfuhr naturgemäß auch die Reihe der Nahrungsmittel eine Vermehrung. Zu Milch, Käse, Fleisch (Wild, Fische) traten Gemüse, Obst und Getreide hinzu, letzteres mehr in der Form des Breies als in der des gebackenen Brotes. Als Getränk diente ein Gebräu aus Gerste, außerdem der aus Honig bereitete Met, Wein ward seltener getrunken. Die Kleidung bestand bei Männern und Frauen aus einem Mantel von Tierfellen, mit einer Spange oder einem Dorn auf der Achsel festgehalten, bei den Frauen außerdem aus einem Hemd, welches Arme, Hals und einen Teil der Brust frei ließ. Beinkleider und Kopfbedeckungen scheinen die Deutschen erst im Verkehr mit den Römern und Galliern kennen gelernt zu haben. Der Haartracht wendeten die Germanen besondere Aufmerksamkeit zu, sie banden es entweder wie die Sueven auf dem Scheitel in einen Knoten zusammen, oder sie drehten sich Locken und bestrichen ihr Haar mit künstlichen Salben, besonders zu dem Zwecke, um demselben einen rötlich blonden Glanz zu geben. Die Römerinnen ahmten diese Sitte nach. Langes, lockiges Haar galt bei den Germanen als der Schmuck des Freien, die Sklaven
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