Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bergische Sagen - S. 29

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 29 - und wollte sie gerne zur Gemahlin haben. Eines Tages machte er sich daher auf nach Schloß Hammerstein und bat den Herrn von Kettler um die Hand seiner Tochter Mechthilde. Der Vater wollte die zarte Jungfrau dem rauhen, wilden Ritter nicht an- vertrauen und gab dem Freier eine abschlägige Antwort. Der aber stieß drohende Worte aus und kehrte voll Ingrimm auf seine Burg zurück. Er sammelte seine Kriegsgesellen und be- lagerte die Burg Hammerstein, um die Jungfrau zu rauben. Er wurde aber zurückgeschlagen. Da der Vater fürchtete, daß der wilde Ritter nicht ruhen würde, bis er sein Ziel erreicht hätte, so brachte er seine Tochter in das Kloster zu Gräfrath und ließ sie Nonne werden. Aber Wolfgang von Kronenburg gab sich auch jetzt noch nicht zufrieden. Er sann einen Plan aus, wie er die Jungfrau in seine Gewalt bekommen könnte. Eines Tages gingen die Nonnen von Gräfrath in einer Prozession in den Wald. Wolf- gang von Kronenburg hatte davon gehört und hielt sich mit seinen Spießgesellen im Dickicht des Waldes versteckt. Die Jung- srauen gingen, fromme Lieder singend, nichts ahnend, dahin. Da mit einem Male brachen die Raubgesellen aus dem Dickicht hervor. Eine unbeschreibliche Verwirrung entstand unter den andächtigen Nonnen. Wolfgang aber hob die zitternde Mecht- Hilde auf sein Roß und jagte mit seiner Beute und seinen Kriegs- knechten davon. Der Klostervogt eilte mit seinen Knechten dem frechen Räuber nach und holte ihn am Ufer der Wupper ein. Als Wolfgang merkte, daß die Verfolger ihm dicht auf den Fersen waren, gab er die geraubte Jungsrau einem seiner Spieß- gesellen, damit er sie nach der Kronenburg in Sicherheit bringe. Er selbst riß sein Pferd herum, jagte seinen Verfolgern entgegen und schlug den Klostervogt mit seinem Schwerte nieder. Die Begleiter dieses wackeren Manne? ergriffen feige die Flucht. Der Nonnenräuber ritt nach seiner Burg und machte Mechthilde zu seiner Gemahlin. Die Äbtissin des Klosters von Gräfrath wollte den Frevel nicht ungerächt lassen und verklagte den Räuber bei dem Bischof von Köln, unter dessen Schutz ihr Kloster stand. Der Bischof sprach den Kirchenbann über den Ritter von Kronenburg aus. Der aber verhöhnte ihn und weigerte sich, Buße zu tun. Seine Burg wurde von dem Bischof und seinen Kriegsknechten belagert, aber hinter seinen Mauern trotzte Wolfgang den Angriffen der Feinde. Sie zogen endlich ab.

2. Bergische Sagen - S. 44

1911 - Elberfeld : Bacmeister
_ 44 - Traurig zog Graf Adolf -in seine Berge zurück. Tag und Nacht dachte er darüber nach, wie er es anfangen solle, um den geliebten Bruder wieder in seiner Nähe zu haben. Endlich hatte er einen Ausweg gefunden. Er ließ sein Schloß Berg in ein Kloster umwandeln. Dort zog Graf Eberhard als Mönch mit zwölf andern Mönchen ein. Graf Adolf aber baute sich ein neues Schloß: Burg an der Wupper. Jetzt waren die Brüder nur eine kleine Strecke von einander entfernt und konnten wie in ihrer Jugend oft bei einander sein. Als Graf Adolf alt geworden war, ließ er seine Söhne regieren und wurde auch Mönch. Nun waren die beiden Brüder in Liebe vereinigt und führten ein stilles, frommes Leben bis an ihr Ende. Im Dom zu Altenberg wird noch jetzt die Stelle gezeigt, wo die beiden Brüder be- graben sind. 24. Gottesgericht auf Schloß Burg. Der Graf Heinrich von Berg hielt einst auf seinem Schlosse Burg an der Wupper einen Gerichtstag. Unter einer mächtigen Eiche am südlichen Ende des Schloßberges waren alle Richter, Schöffen genannt, um einen langen Tisch versammelt. Neben dem Grafen stand ein Edelknabe, der ein bloßes Schwert in der Hand hielt. Auch jeder Schöffe trug ein solches. Als das Gericht anfangen sollte, nahm der Graf dem Edelknaben das Schwert aus der Hand, schlug dreimal auf den Tisch und legte dann die Waffe vor sich nieder. Ein Herold des Grafen rief nun den Versammelten zu: „Wer eine Klage hat, soll sie vorbringen!" Da trat der junge Engelbrecht vom Boltenberge vor die Schöffen hin, hob seine rechte Hand empor und sprach: „Ich klage den Ritter Gerhard von Steinbach einer schmachvollen Tat an. Im Schwelmer Walde hat er den edlen Gerlach von Scherven hinter- rücks überfallen und ermordet. Wir fanden den Leichnam des Erschlagenen und hatten ihn kaum in Sicherheit gebracht, als unser Feind, der Graf von der Mark, uns überfiel und zehn unserer besten Männer erschlug. Gerhard von Steinbach hatte uns dem Feind verraten. Zwölf Männer aus unserer Ritter- schast können bezeugen, daß Gerhard von Steinbach ein feiger Verräter und Mörder ist." Kaum hatte der Ankläger ausgeredet, als sich ein lautes Murren unter den Rittern erhob. Alle liebten Gerhard von

3. Bergische Sagen - S. 1

1911 - Elberfeld : Bacmeister
1. Die Schatzgräber auf dem Engelnberg. Vor vielen, vielen Jahren war es auf dem Engelnberg recht öde. Da wuchs nur niederes Gestrüpp zwischen den Steinen. Auch gab es dort manche Schluchten und dunkle Höhlen.' In diesen Schlupfwinkeln hielten sich Räuber auf und versteckten dort ihre Schätze. Wenn nun in Elberfeld den Leuten etwas abhanden kam, so sagten sie: „Et geiht dem Engelenberg herop?" Später erzählten sich die Leute auch, man könne auf dem Engeln- berg Schätze in der Erde finden. Nun wohnte am Rommelspütt ein Mann, der wollte mit seinem Sohn auf dem Engelnberg einen Schatz graben. Vor Mitternacht brachen sie auf und gingen hinauf zum Engelnberg. <£§ war eine stürmische, düstere Nacht. Die beiden Schatzgräber kamen an einzelnen kleinen Bauernhäusern vorbei, und vor jedem bellte ein Hund. Sie gingen ganz still weiter, denn wenn man einen Schatz graben will, darf man nicht sprechen. Auf einmal merkten sie, daß ein schwarzes Ungetüm wie ein großer Hund mit feurigen Augen ihnen nachging und immer um sie herum- lief. Sie hatten beide so große Angst, daß ihnen die Schweiß- tropfen auf der Stirne standen. Keiner aber wollte es den andern merken lassen, und so gingen sie mutig vorwärts. Als sie fast oben waren, kam wieder das Ungetüm mit den feurigen Augen ganz dicht an sie heran. Da wurde ihnen so unheimlich zumute, daß sie umkehrten und schnurstracks den Berg hinunter- liefen. Die Lust zum Schatzgraben war ihnen vergangen. Sie arbeiteten aber von nun an fleißig und wurden wohlhabende Leute. Da lernten sie, daß die Arbeit der beste Schatz ist.

4. Bergische Sagen - S. 6

1911 - Elberfeld : Bacmeister
Stadt und Land als Lehen erhalten. Nur dem Kaiser will ich dienen." Da der Kaiser sah, daß durch Güte der Streit nicht bei- zulegen war, befahl er, daß ein Gottesurteil entscheiden solle. Die beiden Feinde stellten sich einander gegenüber, zogen die Schwerter und drangen hart aus einander ein. Lange dauerte der Kampf, bis endlich Drost Brüning seinen Gegner mit einem gewaltigen Schlag zu Boden streckte. „Drost Brüning ist Sieger," erscholl es aus den Reihen der Umstehenden, „und er bleibt des Kaisers Lehensmann." 5. Vom treuen Schildknappen. Wo jetzt die beiden Städte Elberfeld und Barmen liegen, war vor vielen hundert Jahren dichter Wald. Ein silberhelles Bächlein floß hindurch. Buchen spiegelten sich in dem klaren Wasser. An einer Stelle war ein besonders schönes Fleckchen. Ein Wiesental zog sich am Berge hin. Blumen leuchteten aus dem Grase hervor, und Nachtigallen sangen im nahen Gebüsch ihr Lied. , Nicht weit von diesem Wiesental wohnte ein Ritter. Ihn: diente ein treuer Knappe, der seinen Herrn auf jeder Jagd und in jedem Streite begleitete. — Einst waren sie zur Jagd an den Rhein ausgezogen. Plötzlich bemerkten sie hinter sich eine Schar Feinde. Vor ihnen rauschte der Fluß. An ein Entfliehen war nicht zu denken. Der Ritter verzagte. Doch sein treuer Schild- knappe flüsterte ihm zu: „Mut, mein Herr, ich weiß eine Furt im Rhein und führe Euch sicher hinüber." So geschah es. Ehe die Feinde es merkten, war der Ritter mit seinem Knappen am anderen Ufer des Rheins. Zornig blickten die Feinde ihnen nach. Sie konnten sich nicht erklären, wie der Ritter entkommen war, und meinten, der treue Knecht sei ein böser Geist, der durch Zauber seinem Herrn geholfen habe. Nicht lange darnach wurde die Gemahlin des Ritters sehr krank. Kein Arzt konnte sie heilen. Der Jammer aller Burg- bewohner war groß. Da erklärte ein weiser Mann: „Ja, wenn die Burgfrau Löwenmilch tränke, dann würde sie gesund." Dies hörte der Schildknappe. Es verging noch keine Stunde, und der treue Knecht war mit Löwenmilch zur Stelle. Die Frau des Ritters trank und wurde bald gesund, zur großen Freude ihres

5. Bergische Sagen - S. 23

1911 - Elberfeld : Bacmeister
— 23 - bert, Erzbischos von Cöln. Die Quelle bewässerte eine Wiese, die man den Jungserntanzplatz hieß; denn hier führten in Voll- Mondnächten drei schöne Jungfrauen kunstvolle Tänze auf, die sie mit lieblichem Gesänge begleiteten. Manche Wanderer haben die herrlichen Gestalten in ihren blendendweißen Kleidern gesehen und viel Wunderbares von ihnen erzählt. An heißen Sommertagen badeten die drei Jungfrauen im Heribertsborn. Sie tauchten unter, plätscherten, neckten einander und spielten wie die Kinder. Ihre goldenen Haare kämmten sie mit goldenem Kamme. Waren sie vom Bade ermüdet, so lagerten sie auf weichem Moose unter den schattigen Eichen. Mit sanften Weisen sangen sie sich in den Schlummer. Ihre Ge- wänder pflegten sie während des Bades am Rande der Quelle niederzulegen. Man sagte, wer sie ihnen entwenden könnte, der erhielte viel Lösegeld, und zeitlebens würden die Jungfrauen ihm dienen. Nun wohnte in dem benachbarten Leiensiepen ein Ritter, der ein gar wüstes Leben führte. Alle Tage lud er sich viele gleichgesinnte Kameraden ein. Sie schmausten und tranken dann aufs beste und durchstreiften wie wilde Jäger den Wald. Bei solchem Leben hatte der Ritter bald sein Hab und Gut durch- gebracht. Um neue Reichtümer zu erlangen, gedachte er, den Jungfrauen am Heribertsborn die Gewänder zu rauben. Eines Mittags sah er von fern, wie die Jungfrauen aus dem Bade stiegen und sich zum Schlummer niederlegten. Leise schlich er sich in ihre Nähe. Schon hatte er seine Hand nach den Gewändern ausgestreckt, als ein lauter Angstruf durch den Wald ertönte. Eine junge Bauernfrau vom Oberbüscherhof Hatte sich im Dickicht verirrt. Sie kam in die Nähe des Brunnens, sah, wie der Ritter die Gewänder stehlen wollte und weckte durch ihren Schrei die schlafenden Jungfrauen. Diese sprangen er- ichreckt auf, tauchten in der Quelle unter und bespritzten den Frevler über und über mit Wasser. Von Stund' an war er blind und tappte nach den Bäumen, ob er wohl den Heimweg finden möchte. Die Bäuerin, die Mitleid mit ihm sühlte, führte ihn nach seinem Schlosse zurück. Nicht Weib und Kind hatte er, die ihn pflegten. Nur ungetreue Dienstleute umgaben ihn. Sie verschwendeten, was der Ritter noch besaß, gingen davon und ließen ihren blinden Herrn in bitterster Armut zurück. Da nahm

6. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 8

1873 - Elberfeld : Bädeker
weigerte, das Vließ herauszugeben, holte Jason sich dasselbe in der Nacht selbst im Haine, nachdem er den Drachen, der es bewachte, durch ein Zaubermittel eingeschläfert hatte, und entfloh mit der Medea. Der Vater eilte ihnen nach, sie gewannen aber einen weiten Vorsprung, da Medea ihren kleinen mitgenommenen Bruder Ab-syrtus zerstückelte und die Glieder auf Felsen des Meeres vertheilte. Der Vater wurde aufgehalten, indem er sie zusammensuchte, und so entkamen sie glücklich nach Griechenland. §. 6. Die Sage von Hedipus. Laius, König von Theben, hatte ein Orakel erhalten, daß seine Gemahlin Jokaste einen Sohn gebären würde, der den Vater todten und die Mutter heirathen werde. Um diesem Schicksal zu entgehen, ließ er das Kind, sobald es geboren war, mit durchstochenen Füßen (daher der Name Oedipns d. h. Schwellfuß) auf dem Gebirge aussetzen. Hier fand es ein Hirt des Königs Polybus von Korinth, nahm es mit sich und brachte es seinem König. Am Hofe b eff eiben würde der Knabe auferzogen; als er Jüngling geworben war, würde ihm einst von einem Genossen feine dunkle Herkunft vorgeworfen. Beunruhigt befragte er beßhalb das Orakel zu Delphi; von biefern würde er ermahnt, fein Voterlanb zu meiben, und er begab sich in dem Glauben, er stamme aus Korinth, auf den Weg nach Theben. Ans biefem begegnete er in einem Hohlwege einem Greis, der auf einem Wagen fuhr; als ein Streit barüber entstaub, wer dem andern ausweichen sollte, erschlug Oebipus in der Hitze des Kampfes den Greis. Bei seiner Ankunft in Theben war das Laub in großer Bebrängniß; ein Ungethüm, halb Jungfrau, halb Thier, Sphinx genannt, hatte sich in der Nähe der Stadt gelagert und gab jebem Vorübergehenben ein Räthsel auf; konnte er es nicht lösen, so töbtete es beufesben. Oebipus löste das Räthsel, welches so lautete: „Was ist das, das Morgens aus vier, Mittags auf zwei und Abenbs auf bret Beinen geht?" inbem er erklärte, daß sei der Mensch, und erhielt zur Belohnung die Hand der Königin; beim jener Greis, den Oebipus erschlug, war Laius gewesen und mithin der Königsthron erlebigt. So war bettn das Orakel in Erfüllung gegangen. Oebipus regierte das Laub mit Weisheit und Milbe, und es würden ihm zwei Söhne und zwei Töchter geboren. Nach

7. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 56

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 56 - war und daher auch der Einäugige genannt wurde. Sein Bruder Rudolph war gestorben und hatte einen Sohn, Johann von Schwaben, hinterlassen. Diesem gab Albrecht nach seiner Mündigkeit die Güter seines Vaters nicht heraus, und so faßte der junge Mann den Plan, sich an seinem Oheim zu rächen. Er verband sich mit mehreren Rittern, und die Verschworenen führten ihren Plan, Albrecht zu ermorden, aus, als dieser bei Windisch über die Reuß setzte, um seiner Gemahlin entgegenzugehen (1308). Die Mörder flohen; einige derselben fielen in die Hände der Gemahlin Albrechts, Elisabeth, und wurden aus qualvolle Weise hingerichtet. Johann, der in der Geschichte unter dem Namen Porricida, b. h. Vater- ober Verwandtenmörder besannt ist, verscholl gänzlich.*) In das Todesjahr Albrecht's fällt die Gründung der schweizerischen Eidgenossenschaft. Die drei sogenannten Walbstätten**): Schwyz, Uri und Unterwalben am Vierwalbstätter See stauben unter der Schutzherrschaft des Reiches; Albrecht trachtete banach, sie dem Hause Habsburg unter -thanig zu machen und schickte Lanbvögte mit bewaffneter Macht hi", namentlich den Hermann Geßler, der zu Küßnacht hauste, und Geringer von Lanbenberg aus der Burg zu Sarnen. Beibe waren herrschsüchtige, übermüthige Männer, die das Landvolk drückten und seine alten Rechte mit Füßen traten. Ein freier schwyzer Mann, Werner Stauffacher, baute sich ein schönes Haus; als Geßler einst vorbeiritt, sagte er: Ich will nicht, daß die Bauern sich Häuser bauen ohne meine Bewilligung, und daß sie so frei leben, als ob sie hier Herren wären. Noch schlimmer machte es Landenberg; er ließ einem Bauer tu Unterwalden um geringer Ursache willen zwei schöne Ochsen vom Pfluge nehmen und dabei sagen, die Baneru könnten selbst den Pflug ziehen. Da schlug der Sohn des Bauern, Arnold, dem Knechte mit dem Stocke zwei Finger entzwei, und als er des- halb entfloh, ließ der Vogt dem alten Vater beide Augen ausstechen. Arnold hielt sich bei Walther Fürst von Attinghaufen im Lande Uri verborgen; zu diesem kam auch Stauffacher, und die bret Männer beriethen sich, wie sie die Freiheit des Volkes retten und sich vom unerträglichen Joche befreien könnten. **) fttdft Waldstüd?/^ ^brachte et feine übrigen Tage in einem Kloster zu Pisa.

8. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 9

1868 - Elberfeld : Volkmann
9 den Greis. Bei seiner Ankunft in Theben war das Land in großer Bedrängniß; ein Ungethüm, halb Jungfrau, halb Thier, Sphinx genannt, hatte sich in der Nähe der Stadt gelagert und gab jedem Vorübergehenden ein Räthsel auf; konnte er es nicht lösen, so tödtete es denselben. Oedipus löste das Räthsel, wel- ches so lautete: „Was ist das, das morgens auf vier, mittags auf Zwei und abends auf drei Beinen geht?" indem er erklärte, das sei der Mensch, und erhielt zur Belohnung die Hand der Königin; denn jener Greis, den Oedipus erschlug, war Laius gewesen und mithin der Königsthron erledigt. So war denn das Orakel in Erfüllung gegangen. Oedipus regierte das Land mit Weisheit und Milde, und es wurden ihm Zwei Söhne und wei Töchter geboren. Rach vielen Jahren brach eine Pest in Theben aus, und als das Orakel deßwegen befragt wurde, ver- kündigte es, daß der Mörder des Laius gelobtet und aus der Stadt vertrieben werden müsse. Durch sorgfältige Untersuchung und zufälliges Zusammentreffen verschiedener Umstände trat die Wahrheit ans Licht. Jokaste erhängte sich; Oedipus stach sich selbst die Augen aus und Zog dann an der Hand seiner Tochter Antigone in die Fremde. Rach langer Wanderung fand er end- lich im Hain der Eumeniden (Göttinnen der Rache) bei Athen den Tod und das Ende seiner Leiden. Die Söhne des Oedipus, Eteokles und Polynices, vereinig- ten sich dahin, daß sie abwechselnd, ein Jahr um das andere, die Regierung führten. Nachdem Eteokles ein Jahr regiert hatte, wollte er die Herrschaft seinem Bruder nicht abtreten. Dieser floh nach Argos, vermählte sich mit der Tochter des dortigen Königs und erhielt das Versprechen der Hülfe Zur Erlangung seines Rechts. Fünf andere Helden gesellten sich noch zu ihnen und so entstand der Krieg der Sieben gegen Theben. Da sich Eteokles hinter den Mauern der Stadt vertheidigte, und der Krieg sich in die Länge zog, so kam man endlich darin überein, daß er durch einen Zweikampf der beiden Brüder ent- schieden werden sollte. In demselben tödteten sie sich gegenseitig; den Leichnam, des Polynices verbot Kreon, der die Regierung Thebens übernahm, zu beerdigen. Antigone aber, die Schwester des Polynices, that dieses dennoch; deßhalb wurde sie verurtheilt,

9. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 8

1868 - Elberfeld : Volkmann
8 Liebe der Medea, der Tochter des dortigen Königs Aeetes, und mit ihrer Hülfe vollführte er glücklich die Arbeiten, die ihm Aee- tes auftrug und von deren Vollendung dieser die Herausgabe des Vließes abhängig gemacht hatte. Er bändigte feuerspeiende Stiere, spannte sie vor den Pflug, beackerte ein Saatfeld und säete Drachenzähne hinein, aus denen geharnischte Männer hervor- wuchsen, die er bekämpfen sollte. Medea hatte ihm den Rath gegeben, einen Stein unter sie Zu werfen, worauf sie gegenseitig in Kampf gerathen und sich erschlagen würden. Also geschah es; als der König sich aber dennoch weigerte, das Vließ herauszugeben, holte Jason sich dasselbe in der Nacht selbst im Haine, nachdem er den Drachen, der es bewachte, durch ein Zaubermittel eingeschläfert hatte, und entfloh mit der Medea. Der Vater eilte ihnen nach, sie ge- wannen aber einen weiten Vorsprung, da Medea ihren kleinen mitgenommenen Bruder Absyrtus zerstückelte und die Glieder auf Felsen des Meeres vertheilte. Der Vater wurde aufgehalten, indem er sie Zusammensuchte, und so entkamen sie glücklich nach Griechenland. 8 6. Die Sage von Oedipus. Laius, König von Theben, hatte ein Orakel erhalten, daß seine Gemahlin Jokaste einen Sohn gebären würde, der den Va- ter tödten und die Mutter heirathen werde. Um diesem Schick- sale Zu entgehen, ließ er das Kind, sobald es geboren war, mit durchstochenen Füßen (daher der Name Oedipus d. h. Schwell- suß) auf dem Gebirge aussetzen. Hier fand es ein Hirt des Königs Polybus von Corinth, nahm es mit sich und brachte es seinem König. Am Hose desselben wurde der Knabe auferzogen; f als er Jüngling geworden war, wurde ihm einst von einem Ge- nossen seine dunkle Herkunft vorgeworfen. Beunruhigt befragte er deßhalb das Orakel Zu Delphi; von diesem wurde er ermahnt, sein Vaterland zu meiden, und er begab sich in dem Glauben, er stamme aus Corinth, auf den Weg nach Theben. Auf die- sem begegnete er nn einem Hohlwege einem Greis, der auf einem Wagen fuhr; als ein Streit darüber entstand, wer dem andern ausweichen sollte, erschlug Oedipus in der Hitze des Kampfes

10. Abth. 2 - S. 136

1817 - Elberfeld : Büschler
»36 Iii. Ztr.karl der Große bisheinrich I. 768 — 919. wurde, haben wir früher erzählt; und so spiegelt sich .der Eindruck seiner persönlichen Größe in seinem gan- zen Zeitalter wieder, sowohl in der Schilderung de- rer, die ihm nahe standen, als in der Ehrfurcht ent- fernter Herrscher und Völker; und mit Recht sagt sein eigener Enkel, Nithart, der die Zwistigkeiten der Sohne Ludwig des Frommen beschrieben hat, von ihm: „Karl, mit Recht von allen Völkern der große Kaiser genannt, ein Mann, der durch jegliche Weisheit und Tugend über das Menschengeschlecht seiner Zeit so hei vorragt, daß er Allen gleich schreck- lich und liebenswürdig, Allen gleich bewundernswür- dig zu seyn schien." In den folgenden, von seiner Ehrfurcht noch er- füllten, Menschenaltern wurde sein Bild durch Sage und Dichtung wunderbar verherrlicht, so daß selbst seine Leibeögestalt riescnartig vergrößert erscheint. So wird er z. B in einer plattdeutschen Legende ge- schildert: ,, Kaiser tzarl war ein schöner, langer, star- ker Mann, mit mächtigen Armen und Beinen; sein Antlitz war anderthalb Spannen lang, sein Bart eines Fußes breit; seine Augen schienen ihm so klare, wen er ernstlich ansah, der mußte sich erschrecken. Seine Stärke war so groß,daß er einen gewappneten Mann mit Einer Hand hoch über sein Haupt empor heben konnte." Und voll seinem Zuge gegen den König Deside- rius erzählt eine alte Chronik: „Als der Longobar- denkönig von seinem Thurme zu Pavia das ganze, gegen ihn anrückende, fränkische Heer betrachtete und in jedem Haufen ihn suchte, erschien zuletzt König Karl auf seinem Streitrosse, welches wie von Eisen an Muth und Farbe war; er selbst mit ehernem Helm auf dem Haupte, mit eisernen Schienen an den Armen und Beinen, und mit glänzendem Pan- zer die Brust und breiten Schultern gewappnet, in der Linken die eiserne Lanze aufrecht haltend, und die starke Rechte immer bereit, das gewaltige Schwerdt zu fassen; — und als nun Notker, ein von Karl vertriebener Großer, der neben dem Könige stand,
   bis 10 von 17 weiter»  »»
17 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 17 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 2
1 3
2 71
3 2
4 14
5 64
6 2
7 41
8 6
9 1
10 180
11 6
12 8
13 3
14 9
15 3
16 45
17 1
18 0
19 6
20 9
21 0
22 6
23 18
24 3
25 9
26 15
27 22
28 110
29 0
30 7
31 9
32 2
33 8
34 48
35 12
36 30
37 187
38 8
39 2
40 3
41 4
42 20
43 17
44 0
45 26
46 32
47 12
48 50
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 11
2 0
3 0
4 0
5 0
6 0
7 3
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 5
17 10
18 0
19 0
20 0
21 4
22 3
23 2
24 0
25 0
26 1
27 0
28 2
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 5
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 1
55 1
56 0
57 0
58 3
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 1
69 0
70 0
71 0
72 0
73 1
74 0
75 1
76 0
77 6
78 0
79 0
80 0
81 0
82 9
83 1
84 0
85 0
86 0
87 0
88 3
89 0
90 0
91 0
92 1
93 0
94 5
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 10
3 1
4 12
5 0
6 2
7 0
8 0
9 0
10 4
11 0
12 2
13 3
14 0
15 1
16 1
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 3
23 5
24 1
25 0
26 3
27 0
28 0
29 1
30 1
31 0
32 1
33 13
34 5
35 0
36 0
37 1
38 0
39 0
40 0
41 7
42 2
43 2
44 0
45 1
46 2
47 1
48 0
49 0
50 8
51 9
52 0
53 0
54 0
55 0
56 5
57 0
58 0
59 22
60 0
61 0
62 2
63 2
64 6
65 0
66 1
67 0
68 13
69 0
70 0
71 0
72 0
73 0
74 0
75 3
76 0
77 0
78 0
79 0
80 2
81 41
82 0
83 0
84 1
85 2
86 0
87 0
88 0
89 2
90 0
91 3
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 10
98 1
99 1
100 6
101 0
102 9
103 0
104 0
105 1
106 4
107 0
108 1
109 0
110 1
111 0
112 47
113 0
114 0
115 0
116 6
117 0
118 0
119 0
120 7
121 22
122 0
123 0
124 0
125 2
126 0
127 1
128 2
129 0
130 0
131 7
132 1
133 0
134 0
135 0
136 0
137 0
138 1
139 0
140 0
141 0
142 2
143 6
144 0
145 1
146 1
147 0
148 0
149 0
150 0
151 3
152 7
153 0
154 1
155 1
156 14
157 0
158 1
159 0
160 0
161 0
162 1
163 1
164 0
165 0
166 1
167 2
168 0
169 2
170 0
171 7
172 0
173 2
174 0
175 9
176 0
177 8
178 0
179 0
180 0
181 6
182 4
183 3
184 0
185 0
186 0
187 0
188 0
189 0
190 15
191 2
192 4
193 0
194 0
195 0
196 4
197 2
198 0
199 0