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1. Bergische Sagen - S. 25

1911 - Elberfeld : Bacmeister
Bäuerin nicht verstand. Auch machten sie die Mutter auf mancher- lei aufmerksam, das sie die Kleinen lehren konnte. „Niemals", so ermahnten sie, „sollen die Kinder einen Hollunder oder einen Fliederbaum beschädigen. Ein Messer muß nie so auf dem Tisch liegen, daß die Schneide nach oben zeigt. Aus der Waldquelle sollen sie gebückt trinken. Nach dem bunten Bogen, der bisweilen am Himmel zu sehen ist, darf kein Kind mit dem Finger zeigen ' und ihn nicht Regenbogen, sondern Himmelsring nennen. Wenn es donnert, soll keins sagen „der Herrgott zürnet", sondern „der Herr waltet". Doch als das siebente Kind geboren wurde, blieben die Jungfrauen aus. Es war ein hätzlicher, ungestalteter Knabe. Alle nannten ihn „das Unglückskind". Die Landwirtschaft gedieh auf dem Oberbüscherhofs in wunderbarer Weise. Jede Arbeit, die man am Tage begonnen, wurde, während alles schlief, vollendet. Hatte der Bauer am Tage angefangen, das Korn zu schneiden, so sah man am andern Morgen das ganze Getreide in Reihen abgemäht liegen. Bei der Kartoffelernte brauchte der Bauer nur die erste Furche aus- Zunehmen, so standen tags darauf die Kartoffeln des ganzen Ackers in zahlreichen Säcken da. Jedes Körnlein, das der Bauer säte, ging auf und trug vielfältige Frucht. Das Korn auf dem Speicher nahm nicht ab, die Vorräte im Keller wurden niemals alle, wie viel auch die Bauersleute verkauften oder verschenkten. Die größte Freude erlebten sie an ihren Kindern. Diese gediehen prächtig und wuchsen zu tüchtigen Jünglingen und schöne Jungfrauen heran. Die Söhne wurden zu Edelleuten erhoben, und die Töchter heirateten adelige Männer und wohnten in prächtigen Schlössern. Nur die jüngste, die in ihrem Spieg- lein alles sehen konnte, was die Menschen dachten, nahm keinen Mann. Sie wurde Äbtissin in einem Kloster. Die Bäuerin, die wohl wußte, woher all der Segen kam, er- wies den unsichtbaren Helfern viel Gutes. Sie besaß eine Menge Töpflein und Näpflein. Die füllte sie mit den besten Speisen und stellte sie am Abend und am Morgen in der Scheune, auf dem Speicher und auf dem Felde auf. Sie legte kleine Messer, Gabeln und Lössel neben die Schüsselchen. So oft sie die Näps- lein leer fand, wusch sie dieselben aufs sorgfältigste und füllte sie aufs neue mit köstlichem Obst, mit Milch oder Honig.

2. Bergische Sagen - S. 24

1911 - Elberfeld : Bacmeister
— 24 — sich die barmherzige Bäuerin des Unglücklichen an. Sie schickte ihm täglich Speise und Trank aufs Schloß, bis er starb. Doch auch nach dem Tode sollte er noch nicht Ruhe finden. Manche wollen ihn gesehen haben, wie er, vor dem Burgtore sitzend, Brei aus einem Topfe aß. (Brei nannte man in jener Gegend „Zopp".) Das Schloß zerfiel. Die Überreste führten noch lange den Namen „Zoppsmauer". Der Bäuerin aber waren die drei Waldjungfern hold. So oft sie in den Wald trat, flogen drei wunderschöne Vöglein vor ihr her. Sie zeigten der Frau den Weg und sangen die schönsten Weisen. Die Leute, die die Bäuerin begleiteten, hörten den Gesang, sahen aber die Tierlein nicht. Eines Tages herrschte in dem Bauernhause große Freude. Kmdtaufe sollte gefeiert werden, und schon stand der Kindtaufs- schmaus bereit. Da traten plötzlich die drei Waldjungfern in die Kammer. Freundlich begrüßten sie die erschreckte Bäuerin. Sie nahmen das Kind aus der Wiege, zogen ihm ein feines Kleidchen an, das sie außer andern Geschenken mitgebracht hatten, und spielten mit dem Kleinen. Jedesmal nun, wenn der Bauernfamilie ein Kind geschenkt wurde, erschienen die drei Jungfrauen zum Kindtaufsschmaus. Sie brachten Windeln und Kleidchen aus der allerseinsten Lein- wand mit. Die Kindlein blieben darin von Krankheiten ver- schont, und Wunden, die man mit dieser Leinwand bedeckte, heilten. — Auch andere Geschenke wundersamer Art erhielten die Kinder. Ein Knabe bekam eine Flöte, die erklang so lieblich, daß alle Waldvögelein herbeiflogen und sich wie zahme Tierchen fangen ließen. Ein anderer Knabe erhielt einen Bogen, mit dem er das schnellste Reh erlegen konnte. Dem dritten schenkten sie ein Netz, in das die Fische von selbst hineingingen, sobald er es in die Wupper legte. Das älteste Mädchen befaß ein Spinn- rad, das sich von selber drehte und die feinsten Fäden spann. Dem zweiten Mädchen schenkten die freundlichen Jungfrauen einen Webstuhl, auf dem sie kunstvoll gemusterte Stoffe anfertigen konnte. Dem jüngsten Töchterchen, das zur schönsten Jungfrau an der ganzen Wupper erblühte, hatten sie einen silbernen Spiegel gebracht. In diesem konnte man alles sehen, was die Leute dachten. Wenn die Wassernixen das Bauernhaus verließen, segneten sie die Kindlein und sagten dabei allerlei Sprüchlein, die die

3. Bergische Sagen - S. 14

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 14 - Tagsüber arbeitete der Schmied wieder fleißig, und am Abend lagen die Eisenklumpen da, die am nächsten Tage zu Stangen geschmiedet werden sollten. Im stillen dachte der Schmied: „Wenn du sie morgen fertig vorfändest, das wäre doch schön!" Wie er's gedacht, so geschah es! Am Morgen fand er sein Tagewerk wieder getan. Die Stangen lagen tadellos ge- schmiedet und sauber aufgeschichtet da. So ging's eine Weile fort. Dem guten Schmied lachte allemal das Herz im Leibe; aber er hätte doch gar zu gerne gewußt, wie die Sache eigentlich zuging. Eines Abends, als die Lichter im Hammer ausgelöscht waren, legte er sich auf die Lauer und spähte durch eine Mauerspalte. Da sah er, wie gegen Mitternacht das Männlein mit dem silbernen Hütchen in die Werkstätte trat. In der Hand trug's ein Bündel- eben und ein seines silbernes Hämmerlein. Mit dem hatte das Männlein gegen die verschlossene Tür der Werkstatt geklopft, und sie hatte sich aufgetan. Das Männlein zündete Licht an und sachte das Kohlenfeuer zu heller Glut an. Es band sich ein ledernes Schurzfell um, das es aus dem mitgebrachten Bündlein zog. So zur Arbeit gerüstet, wälzte es die Eisenklumpen ins Feuer und plagte sich dabei so, daß ihm die hellen Schweißtropfen auf der Stirne standen. Als es den letzten Klumpen im Feuer hatte, zog es den ersten wieder heraus, und zwar mit einer goldenen Schlinge. Der Zwerg bearbeitete ihn mit seinem silbernen Hämmerlein, da formte das Eisen sich so leicht, als wäre es weiches Wachs, und wurde eine seine Stange. So ging's mit allen Klumpen, bis auch der letzte aus dem Feuer genommen war. Dann wusch sich das Männlein, packte seine Sachen wieder in ein Bündelchen, setzte sein Hütchen auf und verschwand ebenso still, wie es gekommen war. Da sagte der Schmied bei sich: „Ei, Männlein, wenn du aus Dankbarkeit nachts mein Geselle sein willst, so soll es dir an Arbeit nicht fehlen." Von nun an machte er am Tage mit seinen Gesellen die Klumpen fertig und legte sie hin. In der Nacht kam dann der Zwerg und schmiedete sie zu Stangen. Die waren so fein, daß man sie gut bezahlte, und der Schmied wurde bald ein reicher Mann. Eines Tages, als er sich so recht von Herzen über seinen Reichtum freute, dachte er bei sich: „All dein Hab und Gut ver- dankst du dem Zwerglein und hast doch nichts anderes dafür getan, als daß du das Hütchen aus der Wupper gefischt hast.

4. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 123

1873 - Elberfeld : Bädeker
— 123 — dieses Volkes zu geben. Sie waren klein von Wuchs, von starkem Knochenbau, breitschultrig, braungelb von Farbe, hatten kleine, tiefliegende Augen, einen dicken Kopf, einen fleischigen Hals und krumme Beine. Ihr Aussehen war so scheußlich, daß man sie eher für Bestien als Menschen hielt und man sie mit roh zugehauenen Brückenpfosten vergleichen konnte. Dabei war ihre Lebensweise so roh, daß sie weder Feuer noch zubereiteter Speisen bedurften, sondern Wurzeln, wilde Kräuter und halbrohes Fleisch beliebiger Thiere genossen, welches sie zwischen ihren Schenkeln und dem Rücken der Pferde mürbe machten. Häuser kannten sie nicht, flohen sie vielmehr wie Gräber; nicht einmal mit Rohr gedeckte Hütten fand man bei ihnen. Unstät durchstreiften sie Berge und Wälder, lernten von frühester Jugend an Frost, Hunger und Durst ertragen. Sie kleideten sich in leinene Gewänder, oder nähten sich solche aus den Fellen der Hamster und Feldmäuse zusammen, hatten beständig dasselbe Kleid und hielten es so lange am Leibe, bis es verschlissen war und in Fetzen auseinander fiel. Auf dem Kopfe trugen sie gekrümmte Mützen, um die Schenkel Bockshäute, an den Füßen formlose Schuhe, die keinen sichern Tritt zuließen. Eben darum waren sie auch zum Kämpfen zu Fuß ungeeignet; ihren häßlichen, aber dauerhaften Pferden waren sie dagegen wie angewachsen und verrichteten so ihre gewöhnlichen Geschäfte. Auf dem Pferde aßen und tranken sie, trieben Kauf und Verkauf und schliefen, an den Hals ihrer Thiere gelehnt. Auf ihnen hielten sie auch ihre Berathungen. In der Schlacht schaarten sie sich keilförmig zusammen und stürmten mit gräßlichem Geschrei auf den Feind los; hatten sie ihn geworfen, dann zerstreuten sie sich absichtlich und sprengten mordend und Alles uiedermetzelud über das Feld dahin. Ihre Waffen waren Wurfspieße, vorn mit harten Knochen versehen, im Nahkampf Schwerter und eine Schlinge, die sie plötzlich über den Feind warfen und ihn so kampfunfähig machten. Ackerban und Pflug kannten sie nicht, hatten keine festen Wohnsitze und keine Gesetze, zogen umher mit ihren Karren, in denen die Weiber mit den schmutzigen Kindern hausten und den Männern die Kleider verfertigten. Sie waren treulos, unbeständig, durch jede neue Hoffnung erregbar, völlig unbekannt damit, was Recht und Unrecht sei, ohne Religion und Glauben, brennend vor Begierde nach Geld und so

5. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 11

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 11 - tau,md Menschen sechs Jahre gearbeitet haben, und der Kaiserrief, als er das Werk vollendet sah, in Bege.sterung ans: „Gelobt fei Gott! Ich habe dich überwunden, Salomo." Auch Handel und Gewerbe suchte Justinian zu heben, unter ibm wurde der Seidenbau in Europa eingeführt. Die alten Griechen und Römer kannten bereits die Seide, die sie durch den Karawanenhandel aus dem Innern Asiens erhielten; aber über den Ursprung derselben und die Art des Gewinnes waren sie tm Unklaren, durch die beständigen Kriege mit den Persern der Handel nach Indien und China unterbrochen wurde und in Folge dessen keine Seide mehr zu haben war, kamen zwei Mönche, welche auf ihrer Misstons-reise jene Länder besucht hatten, zum Kaiser Justinian, brachten ihm Puppen der Seidenraupe, die man Cocons nennt, und machten ihn mit dem Geheimniß des Seidenbaues bekannt. Auf den Wunsch des Kaisers wiederholten sie ihre Reise und brachten bei der Rückkehr Eier der Seidenraupen, deren Ausfuhr in China bei Todesstrafe verboten war, in hohlen Stäben mit. Die Eier wurden an der Sonne ausgebrütet und die jungen Raupen mit den Blattern des in Griechenland wachsenden Maulbeerbaumes gefüttert. Nachdem ste sich verpuppt hatten, ließ man einen Theil der Fortpflanzung wegen sich zu Schmetterlingen entwickeln, von einem anderen Theile gewann man den Faden, der dann auf die gehörige Weise weiter verarbeitet wurde. Von Constantinopel aus verbreitete sich der Seidenbau bald über ganz Griechenland und von da später nach Italien und dem übrigen Europa. Viele Noth verursachten dem Justinian die religiösen Streitigkeiten, mit denen sich bald die Parteien der Rennbahn verbanden. Die Wettfahrten im Circus waren eine Leidenschaft der Griechen und Römer; man stritt sich mit Heftigkeit um den Sieg, und die einzelnen Parteien, die sich durch Farben abzeichneten, wetteiferten, denselben ihrer Partei zuzuwenden. Die Hanptparteien waren die der Blauen und der Grünen, und da diese auch in religiöser Hinsicht Gegner waren, so verfolgten sie sich gegenseitig mit Haß und Erbitterung. Justinian war so unklug, sich in diese Händel zu mischen und sich für die Blauen zu erklären, die nun über die Grünen hersielen und ein schreckliches Blutbad unter ihnen anrichteten. Als der Kaiser, um diesen Unordnungen zu steuern, die

6. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 44

1872 - Elberfeld : Bädeker
- 44 — Schlacht, die, anfangs für die Christen ungünstig, endlich durch die zeitige Dazwischenkunft Gottfrieds gewonnen wurde. In der glühendsten Sonnenhitze zogen die Pilger weiter, stets mit Noth und Gefahren. kämpfend; dazu brachen Zänkereien und Streitigkeiten aller Art unter ihnen aus, die zur Trennung eines Theiles der Mannschaft vom Hauptheere führten. Man gelangte vor Antiochia in Syrien; die Stadt war stark befestigt und Monate vergingen, ehe man etwas ausrichtete. Dazu trat der empfindlichste Mangel an Lebensmitteln, so daß man sich vom Fleische der Pferde, die auf zweitausend herabgeschmolzen waren, von Leder, Baumrinde und noch ekelhafteren Dingen nähren mußte. Viele verließen das Heer, unter ihnen auch Peter, der jedoch auf der Flucht ergriffen und zurückgeführt wurde. In den Einzelkämpfen mit den Türken gab Gottfried Proben seines Muthes und seiner Körperkraft, indem er z. B. einen riesenhaften Türken vom Wirbel bis zum Sattel zerspaltete. Bald aber erschien eine Flotte aus Genua und brachte Lebensrnittel herbei; es zeigte sich jeboch noch immer keine Hoffnung auf Uebergabe, und der Sultan Kerboga nahte mit einem Heere von zweirnalhunberttausenb Selbschucken. Da gewann Bohemunb einen Mann in der Stadt, Namens Pyrrhus, der ihm einen der festen Thürme überlieferte. In der Nacht bemächtigten sich die Christen desselben und drangen in die Stadt, deren sie unter furchtbarem Gemetzel Meister wurden (1098). Die Belagerung hatte acht Monate gedauert. Jetzt aber kam Kerboga herbei und belagerte die Christen selbst in der Stadt. Die Noth in berselben war bereits aufs Höchste gestiegen, als ein Priester, Petrus Bartholomäus, zum Grafen Raimunb kam mit der Melbung, der Apostel Andreas sei ihm im Traum erschienen und habe ihm angezeigt, wo in der Kirche des Apostels Petrus die H. Lanze verborgen sei, mit der die Seite des Heilandes durchstochen sei; durch diese würden sie siegen. Diese Lanze wurde denn auch wirklich gesunden, und die Christen, von neuer Kampfbegierde beseelt, machten einen Ausfall auf die zahllosen Schaaren der Feinde, die den wüthenden Angriffen nicht widerstehen konnten und eine vollständige Niederlage erlitten. Kerboga floh mit den Trümmern seines Heeres dem Euphrat zu.

7. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 120

1868 - Elberfeld : Volkmann
120 waren sie auch zum Kämpfen zu Fuß ungeeignet; ihren häßli- chen, aber dauerhaften Pferden waren sie dagegen wie ange- wachsen und verrichteten so ihre gewöhnlichen Geschäfte. Aus dem Pferde aßen und tranken sie, trieben Kauf und Verkauf und schliefen, an den Hals ihrer Thiere gelehnt. Auf ihnen hielten sie auch ihre Berathungen. In der Schlacht schaarten sie sich keilförmig zusammen und stürmten mit gräßlichem Geschrei auf den Feind los; hatten sie ihn geworfen, dann zerstreuten sie sich absichtlich und sprengten mordend und Alles niedermetzelnd über das Feld dahin. Ihre Waffen waren Wurfspieße, vorn mit harten Knochen versehen, im Nahkampf Schwerter und eine Schlinge, die sie plötzlich über den Feind warfen und ihn so kampfunfähig machten. Ackerbau und Pflug kannten sie nicht, hat- ten keine festen Wohnsitze und keine Gesetze, zogen uniher mit ih- ren Karren, in denen die Weiber mit den schmutzigen Kindern hausten und den Männern die Kleider verfertigten. Sie waren treulos, unbeständig, durch jede neue Hoffnung erregbar, völlig unbekannt damit, was Recht und Unrecht sei, ohne Religion und Glauben, brennend vor Begierde nach Geld und so wankelmüthig, daß sie an demselben Tage ohne Grund sich mit ihren Bundesgenossen entzweiten und ohne Veranlassung sich wieder versöhnten. Unter diesem Volke trat Attila auf, ein Mann von entschiedenem Talente zum Herrschen, ganz Hunne in seiner äußern Erscheinung, von untersetzter Statur, nckt wild rol- lenden Augen, deren zorniger Blick kaum zu ertragen war, übri- gens schlicht, einfach und müßig in seiner Lebensweise; denn während er, nachdem das Reich der Hunnen vergrößert und be- festigt war, seiner Umgebung erlaubte, in Pracht und Ueppigkeit zu leben und von den zusammengeraubten Reichthümern zu schwel- gen, begnügte er sich mit einfachen Speisen, und während jene sich goldener und silbener Geschirre bedienten, gebrauchte er höl- zerne Gefäße und Schüsseln. Seine Residenz hatte er in Un- garn zwischen Donau und Theiß, in Form eines großen Dorfes; sie war kreisförmig, mit Pfahlwerk umgeben und zeigte allen Luxus der Höfe von Constantinopel und Ravenna. Von seinen Hunnen wurde er wie ein höheres Wesen angesehen, sie hielten ihn für unbesiegbar und glaubten, der Kriegsgott selbst habe ihm

8. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 119

1868 - Elberfeld : Volkmann
119 § 3. Attila, der König der Hunnen. (450 n. Chr.) Als ein Mann, der eine gewaltige Bewegung zu seiner Zeit hervorrief und auch auf die Verhältnisse der deutschen Völker- schaften mächtig einwirkte, ist Attila zu nennen. Die Hunnen, von denen wir oben schon gehört haben, waren nach ihrem er- sten Erscheinen in Europa in den Ländern zwischen Don und Donau, also in Ungarn, Siebenbürgen, Bessarabien und dem südlichen Rußland geblieben; von dort aus hatten sie mehrere Raubzüge nach verschiedenen Richtungen gemacht, waren aber nicht besonders gefährlich geworden, weil ihre Macht zwischen zahlreiche Stammfürsten getheilt war. Dies änderte sich aber, als um das Jahr 430 einer der Hordenführer Attila in Ver- bindung mit seinem Bruder Bleda die übrigen Fürsten theils tödtete, theils verjagte und so eine Vereinigung der Hunnen zu Stande brachte. Uebrigens möchte es hier an der Stelle sein, nach einem alten Schriftsteller jener Zeit eine kurze Schilderung dieses Volkes zu geben. Sie waren klein von Wuchs, von star- kem Knochenbau, breitschultrig, braungelb von Farbe, hatten kleine, tiefliegende Augen, einen dicken Kopf, einen fleischigen Hals und krumme Beine. Ihr Aussehen war so scheußlich, daß man sie eher für Bestien als Menschen hielt und man sie mit roh zugehauenen Brückenpfosten vergleichen konnte. Dabei war ihre Lebensweise so roh, daß sie weder Feuer noch zubereiteter Speisen bedurften, sondern Wurzeln, wilde Kräuter und halb- rohes Fleisch beliebiger Thiere genossen, welches sie zwischen ih- ren Schenkeln und dem Rücken der Pferde mürbe machten. Häuser kannten sie nicht, flohen sie vielmehr wie Gräber; nicht einmal mit Rohr gedeckte Hütten fand man bei ihnen. Unstät durchstreiften sie Berge und Wälder, lernten von frühester Ju- gend an Frost, Hunger und Durst ertragen. Sie kleideten sich in leinene Gewänder, oder nähten sich solche aus den Fellen der Hamster und Feldmäuse zusammen, hatten beständig dasselbe Kleid und hielten es so lange am Leibe, bis es verschlissen war und in Fetzen auseinander fiel. Auf dem Kopfe trugen sie ge- krümmte Mützen, um die Schenkel Bockshäute, an den Füßen formlose Schuhe, die keinen sichern Tritt zuließen. Eben darum

9. Abth. 2 - S. 8

1823 - Elberfeld : Büschler
K Die Airchentrennung. lichen Standes, wenigstens inseinen meisten Gliedern, —- denn einzelne weise, kcnntrußreiche Männer konnten die Finsterniß der größeren Menge nicht erhellen. Und wie aus der Finsterniß des Geistes immer das Laster folgt, welches nur durch L icht zu verscheuchen ist, so waren auch damahls eine Menge Geistlicher von Sünden befleckt, den Guten ein Abscheu, dem Bolke ein Aergerniß. Im Jahr 1503, also geraume Zeit ehe Luther auftrat, schilderte einer der ersten Theologen Deutschlands das Sinken des geistlichen Stan- des mit starken Zügen. »Das Studium der Gottesgeiahrt- heit ist verachtet, sagteer, das Evangelium Christi, wie die herrlichen Schriften der Vater, "vernachlässigt; vom Glauben, von der Frömmigkeit, Mäßigkeit und andern Tu- genden , welche selbst die bessern Heiden gepriesen, von den Wundern der Gnade Gottes gegen uns, und von Jesu Ver- diensten ist bei ihnen ein tiefes Stillschweigen. Und sol- che Leute, die weder Philosophie noch Theologie verstehen, werden zu den höchsten Würden der Kirche, zum Hirtcnamt über die Seelen erhoben! Daher der jammervolle Verfall der christlichen Kirchen, die Verachtung der Geistlichen, der gänzliche Mangel an guten Lehrern! Das ruchlose Le- den der Geistlichen schreckt gutgesinnte Ettern ab, ihre Söhne diesem Stande zu widmen. Sic setzen die Erfor- schung der heiligen Schrift gänzlich hintan, verlieren bcu Geschmack an ihrer Schönheit und Kraft, werden träge und lau in ihrem Amt und begnügen sich, wenns nur gcthan, gesungen und gepredigt, und bald Wiederaus ist! Mit ei- nem Menschen, der ihnengeld schuldig ist, reden sie ernst- hafter und besonnener als mit ihrem Schöpfer. Aus langer Weile bei ihrem Amt verfallen sie, anstatt auf Bücher, auf Spiel und Schwelgen und u u z ü ch tigcs Leben, ohne sich aus der allgemeinen Verachtung im mindesten et- was zu machen. Wie ist es also nur möglich , das bei sol- chem Zustande die Laien sie und die Religion irgend achten können?. Das Evangelium nennt den Weg' zum Himmel enge, sie aber machen ihn breit und lustig.« Daß solche Schilderung nicht zu stark war, sehen wir aus hundert andern, unverdächtigen Zeugnissen. Und ob- gleich die Mönche eben jenen Lehrer, dersieso hart getadelt, beim Papste Julius H. anklagten, so hatte er doch die Wahr- heit so sehr auf seiner Seite, daß ihn die päpstlichen Com- mißaricn selbst lossprachen. Völlig einstimmig, mit jenen Klagen redet der fromme Bischof von Augsburg, Christoph von Stadion, in einer Synodalrede an seine Geistlich- keit; er wirft ihnen die gröbsten Laster vor, durch welche die Kirche und das Volk mit verschlimmert werden müßten;

10. Abth. 2 - S. 92

1823 - Elberfeld : Büschler
%2 Vi« Ztr. Karl V. bis zum westph. Fried. 1520 —* 1648. jahre selbst durch neue Zwiste in seinem Hause. Seinen Bruder Matthias betrachtete er mit Widerwillen; auch von den Uebrigcn war 7hm keiner lieb, außer dem schon erwähn- ten Leopold, Bischof von Paffau; diesem wünschte er sein letztes Land Böhmen zu verschaffen, und ließ deshalb, nach übel berechnetem Plane, im Jahr 1611 geworbenes Kriegs- volk aus Passau in Böhmen einrücken. ' Die böhmischen Stände, welche dabei eine feindselige Absicht gegen ihre Religion vermutheten, griffen zu den Waffen, schloffen den Kaiser in seiner Burg zu Prag ein, und riefen den Mat- thias, welcher schon früher die Anwartschaft auf die böh? milche Krone erhalten hatte, herbei. Unter lautem Jubel zog er in Prag ein, und Rudolf mußte, nach bitrern und kränkenden Verhandlungen, auch diese Krone seinem Bru- der abtreten. In diesen trüben Tagen soll er cinmahl im Unmuthe das Fenster seines Zimmers aufgerissen und diese Worte hinausgerufen haben, welche wie eine böse Verkün- digung angesehen werden können: „Prag, du undankbares Prag, durch mich bist du erhöht worden, und nun stoßest du deinen Wohlthäter von dir! Die Rache Gottes soll Dich verfolgen, und der Fluch über dich und ganz Böhmen kommen!" Es blieb ihm von allen seinen Kronen nur noch die kai- serliche; vor der Schmach, auch diese zu verlieren, wie es nicht ohne Anschein war, bewahrte ihn der Tod, wel- cher ihn bald nachher, in seinem Oosten Jahre, den 20 Ja- nuar 1612, wegnahm. ; Er sah demselben mit Ruhe und sogar mit Freudigkeit, als einen Befreier aus tausendfachen Sorgen, entgegen. 23. Matthias. 1612 — 1619 Die Wahl des neuen Kaisers fiel auf den Aeltesten des östreichischen Hauses; sie geschah zu Frankfurt den 13. Juni und die Krönung, mit fast nie gesehener Pracht^, den 24sten. Außer dem Churfürsten von Brandenburg waren alle andere Ehurfürsten und eine große Menge von Fürsten zugegen; es war, wie ein Geschichtschreiber sagt, als wolle man für immer Abschied von einander nehmen; denn so sind die deutschen Fürsten nachher nie wieder zusammen gewesen. Der König Matthias hatte allein in seinem Gefolge 3000 Menschen, 2000 Pferde und 100 sechsspännige Wagen; und dre andere Fürsten erschienen nach ihrem Vermögen fast mit gleichem Aufwande. Feste folgten auf Feste, und wer die große, glanzende und fröhliche Versammlung sah,
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