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der Schmied aber vorsichtig gehen," meint eine Kleine, die immer
noch beschäftigt ist, die Geschichte vom „Zwergjunkerlein an der
Kohlfurt" sich an Ort und Stelle abspielen zu lassen. — „Hat hier
der Schmied gewohnt?" fragt eine andere, auf einen verfallenen
Schleifkotten zeigend, dessen Schleifsteine untätig in der Wupper
liegen. „Solche Steine haben sie dem starken Hermel um den
Hals geworfen," ruft eine aus der Schar. Ihr Denken wurde
durch den Anblick der Steine zum bergischen Siegfried geführt.
Doch die Worte: „War die Wupper früher auch so tief? Dann
konnte ja der Schmied das Zipfelmützchen nicht wiederfinden,"
bringen uns zum Zwergjunkerlein zurück. — Lange könnten wir
uns an diesem interessanten Orte aufhalten, wenn nicht die Zeit
zum Heimmarsche mahnte. — Eine Gegend aber, in der die
Kinder so mit ihrem Denken, mit ihrem Interesse verweilen,
muß ihnen lieb und traut werden. — Die sagenumwobene Heimat
gewinnt Leben. Ein Kind, das mit den bergischen Sagen ver-
traut ist, wird nicht an der Kluse vorübergehen, ohne der fleißigen
Zwerge zu gedenken, die in der Vorzeit, als noch keine Bahnen
die Gegend beunruhigten, freundlich und harmlos mit den
Menschen verkehrten. — Bei einem Gang über den Engelnberg
wird es etwas spüren von dem Gruseln der „Schatzgräber". —
An dem Rathaus kann es nicht vorübergehen, ohne durch die
Geschichte „vom treuen Schildknappen" daran erinnert zu werden,
wie Elberfeld seinen Namen erhalten hat. — Ein Gang durchs
Kipdors mag sein Denken zurückführen in die Zeit, da die
Schmiede hier noch hämmerten oder kippten. — Eine gelegentliche
Neifa nach Solingen weckt das Verlangen, auch den Ort „am
Rüden" aufzusuchen, und Leichlingen gewinnt an Interesse, weil
sich in der Umgegend die traurige Geschichte des Ritters Wirich
von Nesselrat abgespielt hat. — Doch genug der Beispiele. Wir
sehen, die Gegend ist belebt, nicht mit Menschen der Gegenwart,
die dem Kinde unbekannt und darum seinem Herzen fremd sind,
nein, mit Gestalten, die der Vorzeit angehören, die ihm auch
die Zukunft nicht entreißen wird, weil es sie verwebt in sein
Leben mit dem warmen Pulsschlag einer mitfühlenden Seele,
mit dem ganzen Farbenreichtum seiner Phantasie.
Verweilen wir noch etwas bei der Wirkung auf die Phan-
tasie. — Sind Märchen und Sagen nicht eine wahre Fundgrube
für die Phantasie unserer Kinder? Darin gewiß liegt zum
großen Teil der geheimnisvolle Zauber, mit dem Märchen und
Sagen unsere Kleinen gesangen halten. Daß dem so ist, wird
keiner leugnen, der je das Aufleuchten in den Blicken gesehen,
wenn der Bitte aus Kindermund: „Bitte, eine Geschichte er-
zählen," entsprochen wurde. Welcher Lehrer wünschte sich nicht
bei allen Unterrichtsstoffen eine gleich ungeteilte Aufmerksamkeit,
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wie sie den Märchen und Sagen entgegengebracht wird? Wie
geschäftig die Phantasie der Kinder weiter arbeitet, zeigen sie
bei ihren Spielen: Zwerge, Ritter, Elfen, gnte und böse Geister,
alles suchen sie spielend wiederzuzestalten. — „Hat denn aber
diese ganze Phantasterei irgend welchen Nutzen fürs praktische
Leben?" werden manche kopfschüttelnd fragen. Diesen möchten
wir entgegnen: Laht nur unsere Kleinen ihren Märchenglauben,
die Begeisterung für ihre Sagenhelden mit hineinnehmen ins
Leben. Sie verstehen schon, sich von ihrer Traumwelt eine Brücke
zu schlagen zur Wirklichkeit. Wenn das Kind sich sür das Treiben
der Zwerge, Riesen, Elfen begeistert, wenn es mit den Helden
der Sage kämpft und leidet, wenn es sich mit ihnen über ihre
Erfolge freut und über Mißerfolge mit ihnen trauert, ist es sich
wohl bewußt, daß alle diese Gestalten der Wirklichkeit nicht so
angehören, wie die Sage berichtet, und doch hat es ein Ver-
gnügen an diesen Erzählungen, weil seine Phantasie mit ihnen
spielen kann. Märchen und Sagen helfen dem Kinde, sich für
das ganze Leben etwas von Poesie und Idealen zu bewahren. —
Und all ihr Großen, die ihr leidet unter der Nüchternheit des
Alltags, unter der Bürde nie endenwollender Arbeit, unter dem
Hasten und Jagen eurer Zeit, ist es nicht erquickend, so etwas
von Poesie und Idealen in eurem inwendigen Menschen zu
spüren? — Auch darf man nicht einwenden, die Beschäftigung
mit Märchen und Sagen erziehe tatenlose Träumer. Warum
sollen Kinder, die wirklich in ihren Märchen und Sagen zu
Hause waren, im späteren Leben nicht tatkräftig zugreifen, wenn
es heißt, anderen zur Hilfe beizuspringen oder in schweren Prü-
fungszeiten mutig vorwärts zu schreiten? Arme Kinder, denen
das Wunderland der Märchen und Sagen verschlossen bleibt!
Mit um so größerer Freude sei darum das Streben begrüßt,
l.it'se Stoffe dem Lehrplan unserer Schulen einzufügen. Natur-
genwfj wird man die Märchen als das Leichtere und am meisten
Kindlich? dem ersten Schuljahr, die heimatlichen Sagen als die
stärkere Sp"ise dem zweiten und dritten Schuljahr zuweisen,
und die rein historischen Sagen späterer Zeit vorbehalten.
Die Schule wird um so bereitwilliger sein, die Sagen und
Märchen als Erzählstoffe im Unterricht zu verwenden, je mehr
die Lehrenden den großen Wert erkannt haben, den diese Stoffe
auch für das Erzählen und Sprechen der Kinder haben. —
Klagen über die Zaghaftigkeit der Kleinen beim Antworten, über
den großen Mangel an Sprechsc?twkeit, über die Unfähigkeit,
etwas im Zusammenhang zu berichten, versiurnmen, sobald ein
Märchen, eine Sage wiederzugeben ist. Daß die durch die
Märchen und Sagen gewonnene Sprechfertigkeit allen anderen
Unterrichtsstoffen zugute kommt, wird kein erfahrener Schulmann
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Iv
Bücher von Ludwig Stacke und Carl Schwarz fortlaufende, das jugendliche Gemüth fesselnde Erzählungen, angeknüpft an die Persönlichkeit hervorragender Männer, enthalten, aber in kürzerer und knapperer Form, so daß die alte Geschichte etwa auf acht Druckbogen enthalten sei, der dann, wenn die Sache Anklang fände, die mittlere und neuere in einem Buch von etwa zwölf Bogen folgen würden. Da ich zugleich die höheren Klassen der Elementarschulen irvs Auge faßte, so war für mich auch die Rücksicht aus den Preis maßgebend. Meine Absicht war es ferner nicht; den Sehr er vöm Buche abhängig zu machen; ihm bleibt der mündliche Vortrag unverkümmert überlassen, der beispielsweise in der Datstellung der griechischen Sagen ausführlicher ausfallen kaun, 'als es hier geschehen ist. Ich wollte vielmehr die bedeutendsten Erscheinungen des Alterthums in kleinen Charaktergemälden der Jugend zugänglich und ihr lieb machen Und schloß daher Manche Partieen, z. B. die Rabulisten des pelöponnesischen Krieges und den Alcibiades, ganz aus?) Wie große Unwissenheit 'bei unserer Zugend in historischen Dingen herrscht, seitdem der Geschichtsunterricht in den unteren Klassen ^aufgehört hat obligatorisch zu sein, kann jeder Lehrer des Lateinischen wissen, wenn in dem Uebungsbuche Sätze über Miltiades, Marathon, Salamis, Hannibal u. s. w. vorkommen.
Möge dem das Buch den Zweck erfüllen, den der Verfasser berichtigte.
*) Das Beste, was wir aus dem Studium der Geschichte davon tragen, ist der Enthusiasmus, sagt Göthe einmal, freilich in etwas einseitiger Anschauung von der Sache; hat indeß der Geschichtsunterricht bei der Jugend diesen Enthusiasmus für alles Schöne und Große geweckt, so hat er seine Pflicht gethan,
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Stacke Ludwig Carl_Schwarz Hannibal Göthe
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zu sein, sich 'zum Alleinherrscher machte, wie wir das bei Pisistratus sehen. Der griechische Name für diese Leute ist Tyrann. Dieses Wort bezeichnet also ursprünglich einen Mann, der sich die Herrschaft in einem Staate anmaßte, der früher frei gewesen war, und man muß sich hüten, damit den Begriff zu verbinden, den es jetzt hat, wo man darunter einen Menschen versteht, der seine Gewalt mißbraucht und zur Bedrückung und Mißhandlung der Bürger verwendet. Es kam indeß nicht selten vor, daß diese griechischen Tyrannen, die ja ihre Macht gegen den Willen des Volkes besaßen, dieselbe durch Gewaltmittel zu behaupten gezwungen wurden, so daß schon damals bisweilen das Wort Tyrann zur Bezeichnung eines gewaltthätigen Menschen gebraucht wurde. Diese Tyrannen traten namentlich im siebenten und sechsten Jahrhundert v. Chr. auf, und einer der berühmtesten unter ihnen ist Polykrates von Samos.
Samos war im Alterthum eine reiche und blühende Insel; sie liegt an der Küste von Kleinasien und gehört zu den sogenannten Sporaden. Hier herrschten die vornehmen Geschlechter, gegen die sich Polykrates in Verbindung mit seinen zwei Brüdern erhob. Als einst die Bürgerschaft einen großen Festzug zum Tempel der Hera hielt und während des Opfers die Waffen ablegte, überfielen seine Brüder die Wehrlosen mit einer Schaar Söldner, während er selbst sich der Burg bemächtigte und so in Besitz der Gewalt kam dies geschah um 532 v. Chr. G.
Anfangs regierte er in Gemeinschaft mit seinen Brüder»; bald darauf aber ließ er den einen todten, verjagte den jungem und wurde so Alleinherrscher der Insel. Seine Macht wuchs schnell heran, und sein Name wurde bald in Asien und Griechenland bekannt. Was er unternahm, das gelang ihm; er besaß hundert Schiffe von fünfzig Rudern und außer anderen Söldnertruppen eine Schaar von tausend Bogenschützen. Diese Macht benutzte er, um verschiedene Inseln des ägäischen Meeres und Städte in Kleinasien zu erobern. Dadurch kam er in den Besitz unermeßlicher Reichthümer, die er verwandte, um großartige Bauwerke in seiner Residenz zu errichten und seinen Hof auf das Prächtigste auszustatten. Er war auch Beförderer der Künste und Wissenschaften und Freund von Dichtern und Gelehrten, die sich an seinem Hofe aufhielten; ebenso legte er eine Büchersammlung an.
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Extrahierte Ortsnamen: Samos Samos Kleinasien Asien Griechenland Kleinasien
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des Heeres rettete sich theils nach dem Hellespont, theils floh er nach dem befestigten Lager, das von den Griechen erobert wurde. Eine unermeßliche Beute fiel diesen in die Hände, von der der zehnte Theil den Göttern geweiht wurde. Von dem Reste erhielt Pan-sanias ein Zehntel, das Uebrige wurde unter die Kämpfer vertheilt.
An demselben Tage erfocht die vereinigte athenische und spartanische Flotte einen Seesieg über die Perser am Vorgebirge Mykale in Kleinasien. Pansanias setzte dann den Krieg fort, um die Perfer von den Inseln und den Küsten des Hellespont zu vertreiben. Als bei der Eroberung von Byzanz (dem jetzigen Constantinopel) Verwandte des Perserkönigs in seine Hände gefallen waren, suchte er dadurch, daß er dieselben heimlich entfliehen ließ, sich die Freuud-schast des Königs zu erwerben und versprach ihm, Griechenland unter seine Oberherrschaft zu bringen. Zugleich fing er an, üppiger und schwelgerischer zu leben, und beleidigte die übrigen Griechen durch Härte und tyrannischen Stolz, so daß die meisten derselben den Oberbefehl der Flotte den Athenern übertrugen. Pansanias setzte indeß sein verrätherisches Spiel fort. Sobald die Spartaner hiervon Kunde erhielten, riefen sie thu zurück; sie wagten aber nicht eher, etwas Entscheidendes zu thun, als bis er sich selbst verrathen hatte. Ein Brief, den er einem Sclaven an den persischen Statthalter gegeben hatte, wurde von diesem den Behörden in Sparta mitgetheilt; dieselben veranlaßten ihn, sich in einen Tempel zu flüchten; dorthin eilte auch Pansanias. Ans dem Gespräch, das er mit dem Sclaven führte und welches von den Ephoren belauscht wurde, ging die Gewißheit seiner Verrätherei hervor. Pansanias sollte nun auf dem Heimwege verhaftet werden. Von einem Ephoren gewarnt, floh er in einen Tempel; da man ihn aus demselben nicht gewaltsam herauszureißen wagte, so vermauerte man das Heiligthum. Als er dem Hungertobe nahe war, trug man ihn hinaus und wenige Augenblicke nachher gab er den Geist aus.
Auch Themistokles hatte mit rvibrigen Schicksalen zu kämpfen. Nach der glücklichen Besiegung der Feinde war er unablässig bemüht, seine Vaterstadt zu heben und ihr eine größere Macht zu verschaffen. Das Nächste, was er that, war, daß er die Gebäude Athens wiederherstellen ließ und einen Volksbeschluß bewirkte, nach welchem die Stadt mit einer starken Mauer umgeben werben sollte. Die Spar-
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Bild dessen, was er sich in seiner Seele vorgenommen Chatte. Er schaute nach Afrika hinüber und beschloß, mit einem dortigen Könige, mit Namen Syphax, Beherrscher eines Theils von Nnmidien, Verbindungen anzuknüpfen. Dies gelang ihm auch, indem er selbst sich zu thut begab und ihn durch einschmeichelndes Wesen ganz für sich gewann. Nachdem er nach seiner Rückkehr noch einen Soldatenaufstand und eine Empörung der spanischen Völkerschaften gedämpft hatte, ging er nach Rom und erstattete Bericht über seine Kriegsthaten; ein Triumph wurde ihm zwar nicht zuerkannt, aber das Cousulat für das nächste Jahr ertheilt mit der Weisung, nach Ablauf desselben nach Sicilien zu gehen. Diese Provinz übernahm er im Jahre 204 und dachte schon damals daran, den Krieg von hier nach Afrika zu spielen. Dagegen setzte sich aber ein großer Theil des Senats, dem es bedenklich vorkam, einen Feind im Lande zu lassen und selbst auf einen Krieg in Feindeslandeu auszuziehen. Endlich, da Scipio drohte, die Sache vor die Volksversammlung zu bringen, erlaubte man ihm, nach Afrika hinüber zu gehen, wenn er es sür zweckmäßig hielte. Nun traf er seine Anstalten; zunächst knüpfte er Verbindungen mit Massinissa, einem anderen Fürsten von Nnmidien, an, der sich von den Karthagern beleidigt glaubte, da sie feine Braut, die schöne Sophonisbe, dem Syphax, seinem verhaßten Nebenbuhler, bestimmt hatten. Aber während Seipio noch mit seinen Rüstungen beschäftigt war, erschien eine Commission ans Rom, wo matt allerlei Anklagen gegen ihn vorgebracht hatte, namentlich, daß er den Soldaten zu viel Freiheit lasse uttd die Kriegszucht verderbe. Diesen Abgesandten zeigte er seine ganze Land- und Seemacht, seine Vorräthe und gefüllten Zeughäuser, und dieselben wurden von einer solchen Bewunderung des Ganzen, wie des Einzelnen erfüllt, daß sie mit der Ueberzeugung nach Rom zurückkehrten, Carthago könne nur von diesem Feldherrn und diesem Heere besiegt werden. So stand ihm denn nichts mehr im Wege, und im Herbste des Jahres 204 ging er hinüber und landete nach kurzer Fahrt unsern Uttea an der afrikanischen Küste.
Der erste Buudesgenosse, der ihm freilich nur eine geringe Mannschaft zuführen konnte, war Massinissa. Dagegen hatte sich Syphax den Carthagern wieder angeschlossen und kam ihnen mit nicht unbedeutenden Streitkrästen zur Hülfe. Seipio, der schon ziemlich weit in's Land vorgedrungen war, mußte sich zurückziehen;
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die Athener bald ihr Unrecht und stellten ihn wieder an die Spitze der Geschäfte; doch kurz darauf wurde er von der Seuche ergriffen. Als seine Freunde sich am Todtenbette über seine großen Thaten unterhielten, sagte er: „Ihr vergaßt das Schönste und Größte, nämlich, daß nie
einer meiner Mitbürger durch meine Schuld iu Trauer versetzt ist."
Nach seinem Tode fand sich in Athen kein bedeutender Mann, der in seinem Geiste hätte fortwirken können. Die wichtigsten Angelegenheiten kamen in die Hände gemeiner, halbfüchtiger Menschen, die das Volk zu den unsinnigsten Maßregeln verführten; unter ihnen machte sich namentlich der Gerber und Lederhändler Kleon bemerkbar. Später trat ein gewisser Alcibiades auf, ein junger Mann von glänzenden Talenten, aber einem Leichtsinn, der nicht blos ihn, sondern auch den Staat in's Verderben stürzte.*) Der peloponuesische Krieg dauerte indeß mit abwechselndem Glücke fort; endlich erlagen die Athener der Tapferkeit und Umsicht des spartanischen Feldherrn Lysander, der ihre Flotte bei Aegoö Potamoi in Thracien schlug, dann Athen belagerte und es 404 zur Uebergabe zwang. Die Athener mußten darein willigen, daß die Mauern der Stadt und des Piräus niedergerissen wurdeu ; sie mußten ihre Schiffe bis auf zwölf ausliefern und mit den Spartanern gleiche Freunde und gleiche Feinde haben. Die Volksherrschaft wurde gestürzt und eine Regierung von dreißig Beamten, gewöhnlich die dreißig Tyrannen genannt, eingesetzt. Da diese aber höchst willkürlich verfuhren, so flohen viele Bürger aus der Stadt; diese sammelten sich um einen gewissen Thrasybulus, dem es gelang, die Herrschaft der Dreißig zu stürzen.
§. 15. Sokrates, (f 399.)
Mitten in diesen verworrenen Zuständen Griechenlands und diesen blutigen Kriegen lebte zu Athen ein Mann, der fern von Ruhmsucht und Streben nach äußeren Ehren seine ganze Thätigkeit verwandte, darüber nachzudenken, wie der Mensch tugendhaft und gottgefällig leben könne, was er zu thun habe, um seine Pflichten gegen die Gottheit und die Nebenmenschen zu erfüllen, wie er zur Selbsterkenntniß gelangen könne. Dieser Mann war Sokrates, der Sohn eines Bildhauers Sophrouiscus und einer Hebamme. Er war einfach in seiner Lebensweise und hatte seinen Körper früh schon
*) Er verleitete namentlich das Volk zu dem unfinnigen Feldzug nach Sicilien.
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Cäsar erhielt nun das Confulat für das Jahr 59, zugleich mit ihm ein gewisser Bibulus, dessen Wirksamkeit er indessen so lähmte, daß derselbe nichts zu unternehmen wagte, und man spottweise dieses Consulat das des Julius und des Cäsar nannte. Er leistete dem Pompejus den Dienst, daß er bewirkte, daß alles dasjenige bestätigt wurde, was derselbe tu Asien angeordnet hatte; das Volk gewann er aber dadurch, daß er durch ein Ackergesetz 20,000 Unbemittelten Ländereien und Versorgung verschaffte. Zur Befestigung des geschlossenen Bundes vermählte er seine Tochter Julia mit Pompejis. Nach Ablans des Consulats erhielt er die Verwaltung der Provinzen 3(Ihnen, Gallien diesseits der Alpen (Oberitalien von Rom aus gerechnet) und des transalpinischen Galliens (Provence, Languedoc und Dauphins). Cäsar benutzte die Zeit seiner Statthalterschaft .dazu, um ganz Gallien unter die Oberherrschaft der Römer zu bringen, und führte zu dem Ende dort von 58—51 eine Reihe von Kriegen, die er selbst in einem noch vorhandenen Werke: „Commentarien oder Gedenkbücher über den gallischen Krieg," dargestellt hat.
Wir können hier nur Einzelnes aus der großen Menge der Begebenheiten anführen. Damals, als Cäsar nach Gallien kam, wollten die Helvetier (in der heutigen Schweiz) aus ihrem Lande nach Gallien auswandern und hatten bereits ihr Gebiet verlassen, als Cäsar sie bei dem jetzigen Autün einholte, sie schlug und in ihr Land heimzukehren zwang. Um dieselbe Zeit drang ein deutscher Fürst, Ariovist, mit seinen Schaaren über den Rhein in Gallien ein, indem er sich in Streitigkeiten gallischer Völkerschaften einmischte und dann, als er sich festgesetzt hatte, willkürlich herrschte und die Unterworfenen hart bedrückte. Auf Cäsars Aufforderung, davon abzustehen, ertheilte er eine trotzige Antwort, indem er ihm bedeutete, Cäsar habe ihm in dem von ihm eroberten Theile des Landes nichts zu befehlen. Jetzt mußten die Waffen entscheiden. Da Cäsar bemerkte, wie in seinem Lager eine große Angst vor den Germanen, ihrer Tapferkeit und riefenhaften Körpergröße herrschte, hielt er ■ eine Anrede an die Soldaten, sprach ihnen Muth ein, hielt ihnen das Unbegründete ihrer Furcht vor und entflammte ihren Ehrgeiz so, daß sie im muthig folgten.
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richten, verbannen und am Vermögen bestrafen, wen er wollte, und nicht blos Schuldige, sondern auch Solche, bei denen er auf reiche Beute hoffen durfte. Auch bei den Nachbarvölkern, namentlich den Latinern, machte er sich verhaßt, indem er treulos ihre Freiheit unterdrückte. Die Stadt Gabii brachte er durch den Verrath seines Sohnes Sextus in seine Hände; er führte noch andere glückliche Kriege und verschönerte aus der gemachten Beute Rom durch Tempel und andere Anlagen. In dem Tempel des Jupiter auf dem Capitol wurden auch die sogenannten sibyllinischen Bilder aufbewahrt. Mit diesen hatte es folgende Bewandtniß. Eines Tages kam ein altes Weib, daß sich Sibylla, d. h. Prophetin, nannte, zum Tarquinius (Andere erzählen dies vom älteren Tarquinius) und bot ihm neun Bücher für einen ungeheuren Preis an. Als der König sie abwies, verbrannte sie drei der Bücher und forderte für die übrigen sechs denselben Preis. Der König verlachte sie; da verbrannte sie abermals drei Bücher und bot die letzten drei noch einmal unter gleichen Bedingungen an. Nun wurde Tarquinius aufmerksam, ließ die Bücher untersuchen, und es faud sich, daß sie wichtige Ausschlüsse über die künftigen Schicksale des römischen Reiches enthielten. Da kaufte sie der König und setzte eine besondere Behörde ein, die für dieselben Sorge zu tragen hatte und in zweifelhaften Fällen in den Büchern nachschlagen mußte, um sich Rath zu holen und den Willen der Götter zu erforschen.
Das Volk wurde indeß immer mehr erbittert durch den Druck der auswärtigen Kriege und die Frohndienste, die es bet den kostspieligen Bauten des Königs zu leisten hatte.
Endlich brachte eine Frevelthat seines übermüthigen Sohnes Sextus ihn und die Königsherrschaft überhaupt zu Falle.
Als das römische Heer die Stadt Ardea belagerte und sich die Belagerung in die Länge zog, vertrieben sich die Söhne des Königs und andere vornehme Jünglinge die Zeit mit Trinkgelagen und Schmausereien. Bei einer solchen Gelegenheit entstand ein Streit über die Vorzüge ihrer Frauen; als derselbe heftiger wurde, rief Tarquinius Cvllatinus, ein Verwandter des königlichen Hauses: „Meine Gattin Lucretia ist die vorzüglichste von allen; das können wir heute noch erfahren; laßt uns die Pferde besteigen und die Sache selbst untersuchen!" Die Frauen der königlichen Prinzen fanden sie
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bei Mahl und Pracht mit ihren Freundinnen; die Lncretia aber,
als sie spät in der Nacht nach Collatia kamen, wo sie wohnte, saß
im Kreise ihrer Mägde mit Weben beschäftigt. Ihr erkannte man
den Preis zu. Die Schönheit und Aumuth der Lucrelia reizte aber
die Begierde des Sextus; nach einigen Tagen kehrte er zurück und forderte Ungebührliches von ihr; als sie standhast widerstrebte, wandte er Gewalt an und mißhandelte sie. Als er fortgegangen war, schickte sie im gerechten Schmerz über die angethane Schmach Boten an ihren Vater und ihren Mann mit dem Aufträge, sie mochten sich sofort zu ihr begeben. Mit ihnen kam auch Lucius Juuius Brutus, ein Schwestersohn des Tarquinins, der durch verstellte Einfalt den Verfolgungen des argwöhnischen Königs bisher entgangen, während sein Bruder von demselben ans dem Wege geräumt war. Lucretia theilte ihnen mit, was Sextus verübt hatte, und durchbohrte sich daun selbst mit einem Dolche. Diesen zog Brutus aus der Wunde und schwur, den Frevel rächen zu wollen und den König sammt seinem ganzen Geschlechte aus Rom zu vertreiben. Dann eilte er nach Rom, versammelte hier das Volk und schilderte in einer kräftigen Rede die Tyrannei des Königs, den Uebermnth seiner Söhne und die schändliche That des Sextus. Das Volk, durch diese Rede aufgeregt, beschloß die Entsetzung des Königs und t)ie Verbannung seiner ganzen Familie. Hieraus begab Brutus sich ins Lager bei Ardea, und das Heer stimmte freudig den Beschlüssen des Volkes bei. Tarquinins Superbus war nach Rom geeilt; da er aber die Thore der Stadt verschlossen fand und ihm die Verbannung angekündigt wurde, ging er nach Etrurien, und ihm folgte seine Familie. In Rom wurde nach 244jähriger Dauer die Köuigsherrschaft abgeschafft, die republikanische Verfassung eingeführt und statt der Könige zwei verantwortliche Consuln jedesmal für ein Jahr als die Leiter des Staates eingesetzt. Die beiden ersten Consuln waren Lucius Juuius Brutus und Tarquiuius Collatiuus.
§ 5. ^orjennl.
Der verbannte Tarquinins ließ kein Mittel unversucht, die Herrschaft wieder zu erlangen. Zuerst ließ er heimlich durch Abge- * sandte eine Verschwörung unter den jungen vornehmen Römern stiften, die seine Wiedereinsetzung zum Zwecke hatte. Dieselbe wurde
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