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Iv. Keine Geographie.
42,767,600 Mrg. Ackerland, 20,436,060 Mra. Weiden und Wiesen
und 251- Mill. Mrg. Wald sind. Auf die Q.m. kommen im König»
reich Preußen 17,838 Werg, cultivirte Fläche, darunter 8529 Mrg.
Ackerland. Unbedeutend ist der Garten» und Obstbau. An Holz lei«
det Polen zur Zeit noch keinen Mangel, obgleich an eine Forstcultur
dis jetzt nicht gedacht wird; in Preußen ist zwar beinahe ein Viertel
der ganzerooberfläche mit Wald bedeckt, dennoch reicht der Korngewinn
für den Bedarf hin, und Ostpreußen kann sogar noch bedeutende Lasten
ausführen.
Die Viehzucht macht in beiden Ländern den Hauptnahrungs-
zweig aus, da auf den herrlichen Wiesen und in den Waldungen die
schönsten Weiden angetroffen werden; doch ist dieselbe in Preußen weit
blühender als in Polen; das achte Polnische Racepferd wird
immer seltener, und nur noch auf einigen größeren Gestüten gefunden.
Dagegen ist die Schaaf- und Schweinezucht sehr beträchtlich. Ein
wichtiger Gegenstand der Landwirthschaft ist auch die Bienenzucht,
welche vielen Gewinn bringt. Die Jagd ist kein statistischer Gegen«
stand; hingegen ist an Preußens Küsten die Fischerei und das Auf-
suchen des Bernsteins zu erwähnen. Im südlichen Theile des Landes
finden sich Eisen- und Silberbergwerke, auch viel Schwefel, Salpeter
und Salz.
Sonst hat Polen und Preußen alle gewöhnlichen Europäischen Pro-
ducto; eigen sind ihm die guten Pferde. Von den Polnischen Ochsen
werden jährlich viele Taufend ausgeführt.
12. Volk.
Die jetzigen Polen sind Nachkommen der Sarmatcn am Bory-
sthenes, vermischt mit Deutschen, Letten, Rußniaken, Juden, Tataren
rmd Zigeunern. Ihr Charakter zeigte von jeher eine wunderbar elasti-
sche Gediegenheit, zusammengesetzt aus Widerstand und Nachgiebigkeit,
Unterwerfung und Trotz, Sklavensinn und Vaterlandsliebe. Den ersten
Slawischen Stammen, welche schon im 6ten Jahrhunderte die Finne»
vor sich her trieben, den Dniepcr hinauf und die Weichsel herab zogen,
dort Litthauer, am Baltischen Ufer aber Letten und Porussen hießen,
folgten ün 7ten Jahrhunderte die Lechen, ein anderer Slawischer
Stamm, der Cultur schon empfänglicher, als jene rohen Horden, der
bereits das Christcnthum angenommen hatte, auch die Schreibekunst
schon kannte. Diese Lechen hießen am Ende des >10ten Jahrhunderts
Polen, d. i. Slawen der Ebene, und sie machen noch heute das Gros
der Nation aus, etwa 4-§ Mill. Köpfe.
Als die Slawischen Porussen das von den Lechen ihnen dargebo-
tene Christenthum verwarfen, und Conrad von Massovien, ein
Enkel des Herzogs Boleslaw Iii., verwirrt durch den zerrütteten
Zustand Polens, 1230 die Deutschherren gegen die Einfälle dieser
Barbaren zu Hülse rief, unterwarfen die Deutschen sich die Porussen
und ihr Land an der Ostsee, vertilgten sie zum Theil, nahmen aber
selbst den Namen der Besiegten an, und heißen noch jetzt Preußen.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Zweiter Abschn. Ili. Karpathen- u. Balkanlander. 3. Türkei. 195
Obstbau ist sehr beträchtlich, besonders gewinnt man viele Feigen und
Korinthen. Mit dem Weinbau beschäftigt sich nur der Grieche, der
Wlache und Moldauer; in der Moldau und Wallachei ist der Weinbau
sogar sehr ausgebreitet, und gibt 8 Mill. Eimer jährlichen Ertrag. Da
die Bekenner des Islam keinen Wein trinken dürfen, so bauen sie
auch die Rebe nicht; doch schmückt sie alle Hügel des alten Griechen-
lands, die nicht die Olive bekränzt; obwohl man vergebens Deutschen
oder Französischen Weinbau sucht. Dagegen ist der Oliven bau ein
Gegenstand der allgemeinen Sorgfalt, besonders in Griechenland. Ge-
naue Angaben über die Benutzung der Bodenflache und die Production
derselben sind nicht möglich.
Eine Forstcultur kennen die Türken gar nicht, dagegen wird
die Viehzucht mit großer Emsigkeit betrieben, sowohl die Pferde-
als Rindvieh- und Schaafzucht, die beiden letztern besonders in den
Provinzen an der Donau, in Griechenland und in Macedonien. Ueber-
haupt trifft man nicht selten bei den Völkern des Balkanlandes eine
überwiegende Neigung zum Hirtenleben, und in den unermeßlichen
Ebenen der Moldau und Wallachei, wie in den schönen Thalern
Tempe und Arkadien, kennt oft der Landmann die Zahl seines Vieh-
standes nicht. Die Fischerei wird bei allem Ueberfluffe von Fischen
vernachlässiget, und selbst die Hauptstadt kauft einen Theil ihres Be-
darfs von Fremden. Die Bienenzucht wird mit Vorliebe betrieben,
der Seidenbau findet aber blos diesseits der Donau Statt; selbst
auf Morea, wo der Maulbeerbaum so herrlich gedeihet, gewinnt man
Nur sehr mittelmäßige Seide. — Der Bergbau wird von den Tür-
ken^ auf Gold, Silber, Eisen und Blei mit Fleiß betrieben. Sehr ge-
schätzt ist der Parische Marmor, aus welchem einst die Griechischen
Künstler so vortreffliche Werke verfertigten; der Türkische Taback, Seide,
das Rosenöl und der Salpeter aus der Moldau und Wallachei. Das
weiße Salz, welches man gewinnt, ist Meersalz, was in den Baien
angeschlemmt wird.
12. V o l k.
In der Europäischen Türkei leben gegen 10^ Mill. Menschen,
also im Durchschnitte etwa 1028 auf 1 Q.m.; gewiß eine sehr ge-
ringe Bevölkerung für ein Land, das füglich das Vierfache dieses Men-
schencapitals fassen könnte, und einst auch wohl in der glanzenden
Epoche der Byzantiner gefaßt haben mag. Die Volksmenge besteht
aus einem Gemische mehrerer in Abstammung, Sinn und Art ganz hete-
rogener Völker, die theils als Ureinwohner zu betrachten, theils aus
Asien herüber gekommen sind, diese Provinzen erobert und sich ansäs-
sig gemacht haben, ohne die alten Bewohner zu vertreiben, oder sich
mit ihnen zu vermischen. Diese Völker sind :
A. Asiaten.
• 1) Türken, Osmanen, etwa 2'2 Million, aus Hochasiens
Steppen und vom Kaukasus nach Europa herüber gekommen, und
hier seit der Eroberung von Konstanlinopel 1453 unumschränkt ge-
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TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Türkei
Extrahierte Ortsnamen: Griechenland Donau Griechenland Macedonien Donau Morea Moldau Asien Hochasiens Kaukasus Europa