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1. Vaterländische Geschichte - S. 78

1909 - Nürnberg : Korn
— 78 — nahm in Bayern rasch überhand. Tausende von Gulden wanderten für das Rauchkraut ins Ausland; das wurde anders mit dem Anbau des Tabakes. In Nymphenburg ließ Maximilian eine Porzellanfabrik errichten. Auch die Salinen und Bergwerke wurden verbessert und vervollkommnet. Durch seinen Kanzler Kreittmeyr ließ er drei neue Gesetzbücher ausarbeiten, welche noch heute wegen ihrer Einfachheit gerühmt werden; das Strafgesetz war freilich von grausamer.härte. Große Sorgfalt wendete Maximilian auf die Verbesserung des Schulwesens, des höheren wie des niederen. Er erließ eine Schulordnung, gründete das Kadettenkorps, sowie eine Maler- und Zeichenschule und stiftete die Akademie der Wissenschaften in München. Für Erforschung der bayerischen Geschichte war er begeistert und sprach dabei das schöne Wort aus: „Ohne Vaterlandsgeschichte keine Vaterlandsliebe!" Mit der Billigung des Papstes minderte er die vielen Feiertage. Für die kranken Soldaten ließ er ein Lazarett errichten. Um die Bedürftigen vor Wucher zu schützen wurde ein Leihhaus eingerichtet. Alle Jahre wurden 40 000 Gulden an Hausarme verteilt; arme Studenten erhielten unentgeltlich Brot aus der Hofbäckerei. Seine Untertanen nannte er „Kinder", sie ihn den „guten Vater Max". Einst war eine große Teuerung im Lande. Maximilian wußte wohl von der allgemeinen Not; aber die Größe derselben batte man ihm verhehlt. Als er eines Tages von der Kirche zurückfuhr, umringte ein Haufen bleicher, hungernder Menschen seinen Wagen. Mit erhobenen Händen flehten sie: „Brot, gnädiger Herr, wir verhungern!" Entsetzt vernahm nun der Kurfürst das gräßliche Elend. Er gab den Umstehenden sogleich all das Geld, das er bei sich trug und sprach: „Dem Volk muß geholfen werden!" Alle Vorratsräume wurden geöffnet. Er selbst gab zwei Millionen Gulden und ließ 15 000 Schäffel Getreide aus Italien kommen. Das Wild in feinen Forsten ließ er massenhaft erlegen und das Fleisch an die Notleidenden verteilen. „Ich will mit Freuden all das Meine hergeben: ich kann solch Elend nicht ansehen!" sagte er. Um jeder ferneren Hungersnot vorzubeugen, forgte er für Einführung des Kartoffelbaues. Damit nach seinem Tode kein Streit um sein Land entstünde, bestimmte der kinderlose Maximilian den Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz zu seinem Nachfolger. München sollte fortan die alleinige Residenzstadt sein. Noch während der Verhandlungen in dieser Angelegenheit erkrankte Maximilian bedenklich an den Blattern. Täglich kamen Boten aus den verschiedensten Teilen des Landes, um nach seinem Befinden zu fragen. Die Nachricht über fein Ergehen wurde dann mit Windeseile oon Dorf zu Dorf weiter getragen. Einmal hieß es, dem Vater Max geht es besser, und heiße Dankgebete stiegen zum Himmel empor. Aber bald wendete sich die Krankheit wieder zum Schlimmeren und des Kurfürsten Zustand wurde hoffnungslos. Mit einem Segenswunsche für sein geliebtes

2. Vaterländische Geschichte - S. 29

1909 - Nürnberg : Korn
•29 — Kreuzzüge erhalten. Ströme Blutes haben sie gekostet. Zu hundert-tausenden zagen die Männer aus, wenige fönten zurück. ^.rotz oller Anstrengungen blieb Jerusalem niemals längere Zeit in den Händen der Christen. Auch von Bayern aus setzte sich unter Kaiser Konrad Iii. ein solcher Zug in Bewegung, an dem der Bayernherzog Heinrich Jasomirgott teilnahm (1147). Selbst die Kinder ergriff eine kaum glaubliche Begeisterung. Sie scharten sich zusammen wie die Vöglein im Herbste, wenn sie in wärmere Länder ziehen. Viele entliefen sogar ihren Eltern und schlossen sich einem Kinderkreuzzug au. Derselbe gelangte bis über die Alpen an das Mittelländische Meer bei Genua. Die Kleinen glaubten, das Wasser werde zurückweichen wie einst vor den Israeliten das Rote Meer, damit sie trockenen Fußes ins gelobte Land kommen könnten. Aber das Wasser blieb und sie konnten nicht weiter. Man kann sich denken, welch ein klägliches Ende das Unternehmen fand. Schon auf dem Hinwege waren taufende und abertaufende dem Hunger und den Anstrengungen der Wanderschaft erlegen. Als sie nun am Meere nicht weiter konnten und gezwungen waren umzukehren, wurden die Entbehrungen noch größer. Die Engpässe der Alpen, die Wälder Süddeutschlands wurden ihr frühes Grab. Nur wenige fahen ihre Heimat wieder. — Obgleich die Kreuzzüge in bezug auf chreu Zweck (Eroberung Jerusalems) im ganzen erfolglos blieben, so waren die Folgen derselben in staatlicher, gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Beziehung doch fehr wichtig. Die kirchliche und fürstliche Macht wuchs auf Kosteu der kaiserlichen, die kirchliche durch erhaltene Geschenke und Vermächtnisse, die fürstliche durch Heimfall erledigter Lehen. Das Rittertum entwickelte sich zur Blüte. Die Städte bereicherten sich durch lebhafteren Handelsverkehr; viele Leibeigene wurden frei, da sie sich an den Kreuzzügen beteiligten und der Bauernstand wurde gehoben. Mau sah fremde Länder und Völker und dadurch konnten die geographischen Kenntnisse erweitert werden. Die Kreuzfahrer lernten neue Tiere und Pflanzen kennen und brachten auch solche nachhause. Fremde Sprachen wurden studiert, die Werke der gelehrten Griechen und Araber durchforscht und der Dichtkunst neue Stoffe geboten. — Wie fah es aber wohl zur Zeit der Kreuzzüge auf dem Dorfe bei den Bauern und in der Stadt bei den Bürgern aus? Die Mehrzahl der Bauern war leibeigen. Sie mußten ihrem Herrn dienen und standen noch gauz m seiner Gewalt. Doch gab es auch freie Bauern. Die Häuser der letzteren waren aus Holz, oft sogar aus Stein und unterschieden sich schon äußerlich von den mit Stroh gedeckten, aus Holz und Lehm gebauten armseligen Hütten der Leibeigenen. Der Bauern Kleidung bestand ans grobem Tuch oder aus Leder. Sie hatten Filzhüte auf dem Kopf und große Bundschuhe an den Füßen. Die Hütte war meist ein einziger Raum. Erst nach uut> nach fing man an, Stube und .Küche zu trennen. Die Fenster-

3. Vaterländische Geschichte - S. 112

1909 - Nürnberg : Korn
— 112 — 23. König Htto I. und Krinzregenl Knitpotd. „Laß es, Himmel, wohl ergehen Unserm Schirmherrn Luitpold, Den mit Stolz wir walten sehen Väterlich uns allen hold." Martin Greif. Nach dem Tode König Ludwig Ii. am 13. Juni 1886 übernahm Prinzregent Luitpold für seinen kranken Neffen, den König Otto, die Regierung Baherns. Mörtig ^tto ist der Bruder Ludwigs Ii. ($r dringt feine Tage auf dem Schlosse Fürstenried bei München zu. Dort wird ihm die sorgfältigste Pflege in seiner schweren geistigen Krankheit zuteil. Selten hat ein Fürst unter so schwierigen Verhältnissen die Regierung eines Landes übernommen als Prinzregent Luitpold. Aber es ist ihm gelungen, sich die Liebe feines Volkes in reichern Maße zu erwerben. Einen glänzenden Beweis hierfür brachte sein siebzigster Geburtstag am 12. März 1891, der im ganzen Lande mit großer Begeisterung gefeiert wurde, obwohl sich der Prinzregent prunkvolle Feste verbeten hatte. In München wurde ein großer Festzug veranstaltet, an dem Abgesandte aus alleu Kreisen des Landes teilnahmen. Auch die Schuljugend Münchens durfte eine Huldigung darbringen. Freundlich unterhielt sich der Fürst init den Kleinen und ließ ihnen im Hoftheater eine Oper ausführen. Aus Anlaß dieses Geburtsfestes wurde im Lande auch eine Geld-fammlung veranstaltet. Das Erträgnis derselben wurde in jedem Kreise zu einer Stiftung verwendet, die bedürftigen Leuten zugute kommt. Auch feinen 80. Geburtstag bat unser Prinzregent in voller geistiger Frische und körperlicher Rüstigkeit begangen. Prinz Lnitpold wurde am 12. März 1821 im Residenzschloß zu Würz-burg geboren. Er war der dritte Sohn des späteren Königs Ludwig I. L>eine Mutter hieß Therese und war eine geborene Prinzessin von Sachsen» Hildburghausen. Die ersten vier Lebensjahre brachte der kleine Prinz im Winter zu Würzburg und im Sommer zu Brückenau zu. Als sein Vater König wurde, siedelte die ganze Familie nach München über. Luitpold erhielt wie seine Brüder eine sorgfältige Erziehung. Er war für den Soldatenberuf bestimmt. Seine liebste Waffengattung war die Artillerie. Im Turnen, Reiten und Fechten eignete er sich eine große Gewandtheit an. Er war ein so vorzüglicher Schwimmer, daß er durch den Starnberger See von Schloß Berg bis Possenhofen zu schwimmen vermochte. Im Bergsteigen tat es ihm an Ausdauer keiner gleich. Eine Universität besuchte der Prinz nicht. Aber er erhielt von den ausgezeichnetsten Professoren der Hochschule Unterricht.

4. Vaterländische Geschichte - S. 46

1909 - Nürnberg : Korn
46 - sich mehr an den Körper an und sind reich mit Borten besetzt. Immer enger und enger wird der Rock der Herren, so daß man schließlich mit dem Kopfe voraus nimmer durchkommen konnte. Man schnitt ihn an der Brust auf und machte Knöpfe daran — das war der Übergang zu unserer heutigen Tracht. Die Zeit, in der die Männer Zöpfe trugen und sogar ihren Schnurrbart flochten, war vorüber. Aber schon begann eine neue Tollheit. Der Bart, des Mannes Schmuck, kam aus der Mode. Das Haar wurde lang getragen und fiel in Locken auf die Schultern herab. Bei den Herren zeigte sich überhaupt das Bestreben, den Damen m der Tracht ähnlich zu werden. Zudem kamen die Schnabelschuhe auf und die Schellentracht und bei den Damen die Schleppe. Das Rittertum giug rückwärts, wie in allem, so auch im Geschmack an der Kleidung. Viele Ritter legten sich auf den Straßenraub. Sie plünderten die Wagen der reisenden Kaufleute und schleppten diese in die Gefangenschaft. Die Raubritter wurden eine Plage für das deutsche Laud. Wenn ein kräftiger Kaiser zur Regierung kam, so war sein erstes, ihrem Treiben Einhalt zu tun. Die Raubburgen wurden erobert, verbrannt und die Besitzer, wie es ihnen gebührte, aufgehängt. Bei den großen Ritterfesten erschienen häufig auch fahrende Sänger. Sie sangen Lieder, eigene oder von anderen gedichtete, bald ernsten, bald heiteren Inhalts und waren stets gern gesehene Gäste. Früher wurde, wie ich schon erwähnte, die Gelehrsamkeit ausschließlich in den Klöstern von den Geistlichen gepflegt. Im Laufe der Zeit und namentlich im 13. Jahrhundert nahm sich der Ritterstand um sie au und pflegte insbesondere die Dichtkunst. Bayern nimmt in dieser Beziehung unter allen deutscheu Ländern den Ehrenplatz ein. Die beiden größten Dichter dieser Zeit gehören unserem Volke au. Wolfram von E s ch e n b a ch , ein fränkischer Ritter, dessen Heimat das Städtchen Eschenbach zwischen Ansbach und Guuzenhauseu ist, schuf das tiefsinnige Heldengedicht Parsival. In Eschenbach liegt Wolfram auch begrabeu. Walther Don der Vogelweide, ein Tiroler, sang seine Lieder, von Fürstenhof zu Fürstenhof ziehend. Er liegt iu Würzburg begrabeu. Um zu zeigen, wie unsere deutsche Sprache damals gesprochen und geschrieben wurde, will ich hierher eiu Gedicht Walthers vou der Vogelweide setzen. Die Übersetzung ist ebenfalls beigefügt. Selbstüberwindung. Wer sieht1) den lewen? wer sieht den risen? Aver überwindet jenen und diesen ? Daz2) tuot3) jener, der sich selber twinget4) x) schlägt 2) das 3) tut 4) zwinget.

5. Vaterländische Geschichte - S. 103

1909 - Nürnberg : Korn
— 103 fein; bei Krieg löste die Frage der Vorherrschaft. Preußen war bestrebt, die beiden Länder Schleswig und Holstein für sich 31t gewinnen. Österreich wollte das nicht zugeben, und so kam es zum Bruderkrieg zwischen Süd- und Norddeutschland 1866. Die Österreicher wurden in der Hauptschlacht bei Königgrätz (Sadowa) in Böhmen vollständig besiegt. Auch die Bayern hatten kein Kriegsglück, trotz Entfaltung der allberühmten bayerischen Tapferkeit. In den Gefechten bei Kissingen (wo General Zoller fiel), Tauberbischofsheim, Heimstatt und Roßbrunn mußten sie sich zurückziehen. Würzburg und Nürnberg wurden von den Preußen besetzt. Mit schweren Opfern mußte Bayern den Frieden erkaufen. Das Bezirksamt Gersfeld und das Landgericht Orb wurden an Preußen abgetreten und noch 30 Millionen Gulden Kriegskosten bezahlt. An dem Feldzuge hatten fünf bayerische Prinzen teilgenommen: unser nunmehriger Prinz-regeut Luitpold mit seinen beiden Söhnen Ludwig und Leopold und die Prinzen Otto und Karl. Auch Österreich schloß Frieden. Preußen erhielt Schleswig-Holstein, Hannover, Kurhesfen, Nassau und die freie Stadt Frankfurt a. M. Österreich schied aus Deutschland aus und Preußen schloß mit den Staaten nördlich des Mains den Norddeutschen B u n d. Die süddeutschen Staaten aber vereinbarten mit Preußen ein Schutz- und Trutzbündnis. Bald sollten die Deutschen Gelegenheit finden, ihre Einigkeit zu bewähren. Die französische Regierung sah mit Sorge die günstige Entwicklung der Dinge in Deutschland, namentlich die des Königreichs Preußen. Ein Hohenzollernprinz sollte nun gar König vou Spanien werden. Das gab Frankreich Veranlassung vom König von Preußen zu verlangen, er solle dem Prinzen die Annahme der Krone Spaniens verbieten. Als der letztere die drohende Verwicklung sah, verzichtete er freiwillig darauf. Nun glaubte alle Welt, daß die Sache beigelegt fei. Aber Frankreich forderte nun eine schriftliche Erklärung vom König von Preußen, daß auch in Zukunft niemals ein hohenzollerischer Prinz König von Spanien werde, und als dem Drängen nicht entsprochen wurde, erklärte es den torieg au Preußen (19. Juli 1870). Was die Franzosen nicht vermutet hatten, das fand nun statt: Deutschland war einig von der Nordsee bis zu den Alpen. Mit Begeisterung zogen die deutschen Brüder in den Krieg. Ohne zu zögern stellte völlig Ludwig sein ganzes Heer der deutschen Sache zur Verfügung und wies die Lockungen Frankreichs zurück. Heute läßt sich übersehen, daß Preußen auch ohne Bayern wahrscheinlich den Sieg davon getragen hätte. Wie wäre es aber dann dem alleinstehenden und verlassenen Bauernlande ergangen? Unwillkürlich muß man an das Schicksal des letzten Tassilo und Heinrichs des Löwen denken. Durch seine entschlossene Tat rettete Ludwig Bayern und sicherte ihm eine Ehrenstellung im ueuemchteteii Deutschen Reiche.

6. Vaterländische Geschichte - S. 106

1909 - Nürnberg : Korn
— 106 — Am 25. August 1880 wurde mit dem Geburtstag des Königs auch das 700-jährige Bestehen der Regierung des Hauses Wittelsbach über Bayern gefeiert. Das ganze Land nahm freudigsten Anteil daran. In einem eigenhändig geschriebenen Erlasse lehnte der König eine große Jubelfeier, die ihm angeboten worden war, ab. Das Schreiben enthält wahrhaft königliche Worte. Es heißt da: „Ich weiß Mich und Mein Haus auch ohne Entfaltung äußeren Glanzes mit Meinem Volke eins und spreche demgemäß als Meinen königlichen Wunsch aus, daß vou der Durchführung kostspieliger Unternehmungen hi Meiner Haupt- und Residenzstadt, wie in den übrigen Orten Meines Landes, Umgang genommen werde. Mit Freuden würde ich dagegen begrüßen, wenn ein Teil der hierfür benötigten pekuniären Mittel einer den Namen der Wittelsbacher tragenden Landesstiftung gewidmet würde, deren Begründung besonders geeignet wäre, der denkwürdigen Feier einen unvergänglichen und fortdauernd segenspendenden Charakter zu verleihen. Auf leuchtenden Blättern der Ehre ist die unwandelbare Treue Meines Volkes in den Annalen der Geschichte eingezeichnet. Möge die Wiederkehr des Tages, an welchem vor sieben Jahrhunderten die Geschicke Meines Hauses sich mit jenen des bayerischen Volkes untrennbar verknüpften, der Ausgangspunkt einer reichen Zukunft werden, welche, beglückt von den Segnungen des Friedens, das schöne Band zwischen König und Volk immer fester schlingt zum Wohle Bayerns." Im Lande war eine Geldfammluug veranstaltet worden. Dieselbe hatte eilt glänzendes Ergebnis. Mit dem bedeutenden Betrag derselben, der ihm zur Verfügung gestellt wurde, gründete König Ludwig die Wittels-bachstiftuug zur „Hebung des Handwerkes in Stadt und Land." Eifrigst ließ sich dieser Fürst die Förderung der Tonkunst angelegen sein. Dem größten Tonkünstler der Neuzeit, Richard Wagner, war es nur durch die äußerst freigebige Unterstützung des Königs möglich, seinen Plan durchzuführen, ein eigenes Gebäude zur Aufführung seiner Tondichtungen (in Bayreuth) herzustellen. Die Wagner-Festspiele in Bayreuth haben einen Weltruf erlangt. Besonders pflegte König Ludwig Ii. die Baukunst. Dies erforderte ungeheure Summen; die hierbei geschaffenen Sw£rfc stehen aber heute da in kaum je gesehener Pracht, so das riesige, leider unvollendete Schloß Herrenchiemsee, das friedliche Schloß Linderhof und die auf einer Fels-fuppe bei Hohenschwangau wundervoll gelegene Burg Neuschwanstein. König Ludwig war ein großer Wohltäter. Was er Gutes getan, ist nicht alles auszuzählen. Gelehrte, Schriftsteller und Künstler hatten sich feiner reichsten Unterstützungen zu erfreuen. Dabei wurden die Spenden so gegeben, daß nur der Beglückte es wußte. Selten erfuhr die Öffentlichkeit etwas davon.

7. Vaterländische Geschichte - S. 55

1909 - Nürnberg : Korn
55 — willkommene Gäste; deswegen werden auch jetzt die neuen Straßen in Den Städten breit augelegt und die Häuser oft auch mit Vorgärtchen versehen. Damals standen die Häuser meist so, daß der Giebel auf die Straße blickte; die Dächer waren sehr hoch und mit Ziegeln gedeckt. Auch ganze Gebäude wurden schon mit Backsteinen ausgeführt, während man anfangs nur mit Bruchsteinen gebaut hatte. Besondere Sorgfalt und viel Geld wurde auf den Bau von gotischen Kirchen und Kapellen, die in fast jeder Stadt entstanden, verwendet; doch gab es auch gar stattliche Bürgerhäuser mit zierlichen Erkern und der päpstliche Gesandte Äneas Sylvins (gestorben als Papst) hatte recht, als er den Ausspruch tat, daß die Könige Schottlands glücklich sein würden, wenn sie so wohnten, wie ein Nürnberger Bürger. Die Einrichtung der Häuser war einfach aber schön. Zu ebener Erde lag ein weiter Hausflur. Durch eiu großes Tor konnte man in denselben fahren. Hier hantierten die Dienstleute; hier wurden ihnen Befehle erteilt und Aufträge entgegengenommen. Gewöhnlich führte eine Wendeltreppe in das erste Stockwerk, wo sich die eigentlichen Wohnränme befanden. Ein weiter Vorplatz, einem Tanzsaal ähnlich, dessen Boden mit Steinplatten belegt war, dehnte sich vor der Eingangstüre des Wohn-gemaches aus. Dieses selbst war mit einfachen festen Möbeln aus hartem Holz ausgestattet und im Hintergründe stand ein riesiger Kachelofen, dessen Wärmeentwicklung nicht in richtigem Verhältnis zu feinern Umfange stand. Wer glaubt, daß zu jener Zeit der Aufwand recht gering gewesen sei, der irrt sehr. Es wurde üppig gespeist, wacker gezecht und großer Putz entfaltet. Gegen die überhandnehmende Kleiderpracht und Verschwendung haben Fürsten und Städte wiederholt Verordnungen erlassen müssen. In München z. B. war besohlen, daß zur Taufe eines Kindes nicht mehr als 10—12 Frauen, zu einer Hochzeit nicht über 24 geladen werden dürfen. In Nürnberg war es verboten, die Kinder in feidenen oder mit Perlen geschmückten Tüchern zur Kirche zu bringen; auch durfte kein größeres Patengeschenk als 32 Pfennig nach damaligem Geld gegeben werden. Das Nachschleifen der Rocksäume (die Schleppe) war den Frauen verboten. Daß auch im Trinken des Guten zuviel getan wurde, sehen wir aus der Tatsache, daß in der Reichsstadt Nürnberg ein eigener Wagen vorhanden war, um morgens die Betrunkenen von der Gasse heimzuschaffen. Die Straßen der größeren Städte wurden schon reinlicher gehalten und fast auenuärts fing man an, dieselben nach dem Beispiele Nürnbergs, Münchens und Ingolstadts zu pflastern. Nächst den Kirchen war das hervorragendste Gebäude einer Stadt das Rathaus. Es lag in der Mitte des Ortes und war meist mit einem Turm geziert, ans dem, wie auf den Kirchtürmen, ein Schlaguhrwerk die Stunden verkündete. Vordem gab es nur Sonnenuhren, bei denen man aber bekanntlich nur dann weiß,

8. Vaterländische Geschichte - S. 65

1909 - Nürnberg : Korn
14. Don der Unteilbarkeit Mayerns öis zum Tode des Kurfürsten Maximilian I. (1 50f>—1651.) „Wo früher üppig grüne Auen Geglänzt in holder Frühlingspracht, Liegt nun das Elend, liegt das Grauen, Liegt öde kalte Winternacht." L. Wohlmuth. Einen neuen Beweis, wie Uneinigkeit im eigenen Hanse den Gegnern desselben zugute kommt, lieferten die Söhne Albrechts des Weisen; aber sie bewiesen dann auch, wie Eintracht die Anschläge der Feinde zunichte macht. Letzteres waren in diesem Falle die Adeligen in Bayern. Wilhelm Iv. (1508—1550) war noch minderjährig, als sein Pater starb. Sein Oheim Wolfgang führte deshalb drei Jahre lang mit sechs Räten die Regierung des Landes. Diese Zeit erachtete der Adel für eine günstige Gelegenheit, um seine Macht auf Kosten des Herzogs und des bayerischen Volkes zu erweitern. Er zwang die Bauern zu Knechtsdiensten, welche die Landleute nur dem Herzog zu leisten schuldig waren. Verlangte letzterer Steuern, so gab sie der Adel nur unter der Bedingung, daß ihm neue Vorrechte und Freiheiten vom Herzog verliehen würden. Was die Adeligen cut solchen Steuern zahlten, das gaben sie nicht von ihrem eigenen Gelde, sondern verlangten es von den Bürgern und Bauern wieder. Für ihre eigenen Güter aber beanspruchten sie Steuerfreiheit. Als Wilhelm Iv. die Regierung feines Landes selbst übernahm und die übertriebenen Forderungen des Adels nicht gewährte, wollte ihn dieser nicht als seinen Herrn anerkennen. Die Zeiten zu einem derartigen Vorgehen waren günstig. Wilhelm hatte einen jüngeren Bruder Ludwig. Derselbe machte, entgegen den Bestimmungen seines Vaters, Anspruch aus einen Teil des Landes und stützte sich dabei auf die Tatsache, daß er vor Erlaß der obenerwähnten Bestimmungen geboten sei. Der edle und hochgebildete Kaiser Maximilian I. vermittelte den ausgebrochenen Bruderzwist. Beide wollten von da an gemeinsam, aber doch getrennt, und zwar Wilhelm in München, Ludwig m Landshut regieren. So geschah es und nun wagte es auch der Adel nicht mehr, sich gegen die versöhnten Brüder aufzulehnen, sondern erkannte die Herzoge als Herren an. Während der Regierung dieser beiden Herzoge erfolgte jene große Glaubensspaltung, die man gewöhnlich mit dem Worte Reformation bezeichnet, und die das wichtigste Ereignis der europäischen Geschichte seit Beginn des Mittelalters ist. Obwohl die ganze Bewegung zunächst den Grenzen Bayerns fernblieb, so ist es doch notwendig, in Kürze den Ver- Diktniar und Graf, Vaterländische Geschichte. 5

9. Vaterländische Geschichte - S. 66

1909 - Nürnberg : Korn
— 66 lauf derselben zu schildern; denn nur dann kann man manches in der nachfolgenden Geschichte verstehen. Papst Leo X. bedurfte zum Ausbau der prachtvollen Peterskirche in Rom viel Geld. Er wendete sich deshalb um Beiträge an die ganze Christenheit. Um die Beteiligung am Unternehmen zu erhöhe», wurde den Gebern zugleich ein Ablaß zugesichert, d. H. es wurde die Kirchenbuße für eine begangene Sünde nachgelassen. Die Alt nun, wie ein Dominikanermönch Tetzel mit diesem Ablaß einen völligen Handel trieb, gab den äußeren Anstoß zur Reformation. Gegen diesen Ablaß schlug nämlich der Wittenberger Professor der Theologie Dr. Martin Luther am 31. Oktober 1517 an die Türe der Schloßkirche zu Wittenberg 95 Streitsätze (Thesen) an. Diese Hammerschläge bezeichnen den Beginn der Reformation. Luthers Kühnheit machte Aussehen. Seine Sätze waren im Fluge durch ganz Deutschland verbreitet. Anhänger und Gegner sonderten sich und das „Mönchsgezänke", wie man es anfangs leichthin nannte, ward bald zum großen Kirchenstreite. Gleichzeitig und aus gleicher Ursache erhoben sich auch zwei Schweizer: Zwingli und Calvin. Der anfangs gemäßigt auftretende Luther wurde erst heftiger durch den Widerspruch seiner Gegner. Eine Unterredung in Augsburg, in welcher der Abgesandte des Papstes Kardinal Kajetan von Luther unbedingten Widerruf forderte, blieb erfolglos. Einem anderen Gesandten, Miltiz, versprach er etwas später, er wolle schweigen, wenn die Gegner auch schwiegen. Aber die Geister waren schon zu mächtig erregt. In einer Disputation (Auseinandersetzung) zu Leipzig zwischen Professor Carlstadt, einem Anhänger Luthers, und Dr. Eck, dem Professor der Theologie zu Ingolstadt, kam es zu noch schärferen Gegensätzen. Luther wurde nun, weil er nicht widerrufen wollte, als Ketzer erklärt und in den Kirchenbann getan. Aber in Entrüstung hierüber verbrannte er vor den Toren Wittenbergs die päpstliche Bannbulle und sagte sich damit feierlich von der Kirche los. Der Gegensatz zwischen ihm und der alten Kirche wurde vou da ab immer größer. Er verwarf alle Überlieferungen und hielt daran fest, daß das geschriebene Wort der Bibel alleinige Grundlage aller Glaubenslehre sei. Bei Fürst und Bolk sand Luthers Lehre zahlreiche Anhänger. Die Sache war im Wachsen; da wollte der neue Kaiser Karl V. dem Zwiste ein Ende machen. Luther wurde auf den Reichstag nach Worms (1521) geladen und hier aufgefordert, feine Lehren zu widerrufen. Er wollte aber nicht von feiner Meinung abweichen und schloß seine kühne Rede mit den Worten: „Hier stehe ich: tch kann nicht anders; Gott helfe mir. Amen." Darauf wurde die Reichsacht über ihn ausgesprochen. Auf der Rückreise verschwand er. Sein Kurfürst, der befürchten mochte, es geschähe Luther ein Leid, ließ ihn auf die Wartburg bei Eifenach entführen. Luther war Davon verständigt. Freund und Feind hielten ihn für tot. Er aber fing

10. Vaterländische Geschichte - S. 67

1909 - Nürnberg : Korn
67 — in bet Verborgenheit an, die Bibel in die beutsche Sprache zu übersetzen. In Worms war auch gegen alle Anhänger Luthers die Acht ausgesprochen worden; aber niemand vollzog sie. Nun würde auf einem neueu Reichstag zu Speyer (1529) der kirchliche Streit wieber aufgegriffen und die Wormser Beschlüsse würden erneuert. Dagegen protestierten die lutherisch ge-sinnten Stäube (6 Fürsten und 14 Reichsstädte) und erhielten von da ab den Namen „Protestanten". Schon im nächsten Jahre saud wieder eiuc Reichsversammlung statt diesmal in Augsburg (1530). Hier überreichten die Protestanten ihre Bekenntnisschrift „die Augsburger Konfession", welche die von der katholischen Kirche abweichenden Lehreu enthält. Damit war dem Laufe der Reformation eine bestimmte Bahn vorgezeichuet. Die Bauern mißverstanden die Lehre Luthers. Unter der gepredigten christlichen Freiheit verstanden sie die Befreiung von allen Abgaben. Dies und der fast unerträgliche Druck von Lasten und Frondiensten brachte sie zur Empörung gegen ihre Herren. Sie scharten sich zusammen, zerstörten Klöster und Schlösser und hausten in Schwaben und am Rhein in ganz fürchterlicher Weise. Diese Ausstände sind unter dem Namen der Bauernkrieg bekannt. Luther hatte Erbarmen mit der traurigen Lage der Bauern, eiferte aber später selbst nicht zum wenigsten gegen die gewalttätigen Aufrührer. Vvn Bayern blieben die Unruhen fern. Auch die Lehre Luthers drang vorerst noch nicht in Bayern ein. Die Strenge, mit der Herzog Wilhelm dies hinderte, trug ihm von seinen Glaubensgenossen den Beinamen „der Standhafte" ein. Herzog Wilhelm schuf mit seinem Bruder manche treffliche Einrichtung. Die Festung Ingolstadt, die noch heute der bedeutendste Waffenplatz Sübbentschlaubs ist, verdankt ihnen ihre Entstehung. Die Universität dortselbst würde reichlich unterstützt. Biele berühmte Gelehrte besanben sich unter den Professoren. Aber nicht nur der Hochschule, auch den Schulen des nieberen Volkes wendeten sie ihre Aufmerksamkeit zu, indem sie viele Dorfschulen gründeten und die erste bayerische Schulordnung erließen. Der jüngere Bruder Ludwig starb zuerst. Fünf Jahre regierte Wilhelm noch allein; dann ging die Herrschaft auf seinen Sohn Albrecht T. den Großmütigen (1550—1579) über. Dieser war ein verständiger und kunstsinniger Fürst. Auch er hielt die Reformation ferne von seinem Land, verfuhr aber dabei milder als sein Vater. Während seiner Regierung kam es in Sachen des Protestantismus zum Passauer Vertrag (1552), in welchem den Protestanten einstweilen die freie Ausübung ihrer Religion zugesichert wurde und zum Augsburger Religionsfrieden (1555), in dem die Gleichberechtigung beider Konfessionen ausgesprochen würde. Albrecht war ein Freuub der Künstler und Gelehrten. Die Tonkunst liebte er sehr und berief den berühmten Tonkünstler, den Niederländer Orlando di Lasso, an seinen Hof. Zn jener Zeit erreichte auch die Hoch-
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