188
Zweiter Abschnitt. Dritter Zeitraum.
3. Das Kriegswesen.
Im heroischen Zeitalter, dessen Kriegswesen uns aus den Gedichten Homers ziemlich klar ist, bediente man sich zum Angriffe hauptsächlich des Speeres und des Schwertes; einzelne hatten auch Bogen und Pfeile. Zum Schutze trug man Helme, Harnische, Schilde und Beinschienen. Während der größere Teil des Fußvolkes (Reiterei kannte man nicht) vorzugsweise mit Wurfspießen, Bogen und Pfeilen versehen war, und nur der kleinere in vollständiger Rüstung erschien, bedienten sich die Führer des Volkes des Streitwagens, welchen zwei starke Rosse zogen. Auf demselben standen
zwei Streiter, von welchen der eine die Rosse lenkte, der andere kämpfte. In dichtgedrängten Haufett folgte das Fußvolk den Führern, welche durch tauten Zuruf den Mut ihrer Leute anfeuerten. Sobald man vor den Feind kam, stürmten die Wagenstreiter auf einander los, und die Schlacht löste sich in eine Menge Einzelkämpfe auf. Die Anführer hatten nicht sowohl die Bewegungen des Heeres zu leiten, als vielmehr durch persönliche Tapferkeit und gutes Beispiel den Sieg zu entscheiden.
Die spartanische Kriegskunst. Bei den Spartanern bildete
das Fußvolk den Kern der Streitmacht; jeder Spartaner mußte für seine Waffen und Lebensmittel selbst sorgen. Beim Beginn
der Schlacht stand der König in der Mitte der Schlachtordnung,
umgeben von Sehern, Ärzten, Flötenspielern, Anführern und Freiwilligen. Nachdem er im Angesichte des Feindes den Musen geopfert
hatte, wurde zum Angriffe geblasen. Der dichtgedrängte Schlacht-
hausen suchte die feindlichen Reihen zu durchbrechen, und nur selten traten einzelne hervor, um im Zweikampfe ihre Überlegenheit zu versuchen. Der Feige, welcher feinen Schild wegwarf, war ehrlos; dagegen zeichnete man den Tapfern durch den Ehrensitz in den Versammlungen, durch Kränze und Geschenke aus. Den gefallenen Kriegern errichtete man Bildsäulen und Denksteine, hielt ihnen Lobreden und stiftete Feste und Tempel. Erst in der 2. Hälfte des peloponnesischen Krieges
wurde Sparta auch zur See mächtig.
Athens Land- und Seemacht. Nach der solonischen Verfassung waren die Bürger von Athen zum Kriegsdienste verpflichtet. Die drei ersten Klassen dienten als Schwerbewaffnete, die vierte gewöhnlich als Leichtbewaffnete zu Fuß; zum Reiterdienst wurden nur Mitglieder der beiden ersten Klassen zugelassen. Vom 18. Jahre an dienten die Jünglinge zwei Jahre lang innerhalb des attischen Gebietes, vom 20.—60. Lebensjahre war jeder Athener zum auswär-
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§. 29, 3. Das Kriegswesen.
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tigen Kriegsdienste verpflichtet. Erst zur Zeit des Perikles wurde der Sold eingeführt; die Fußsoldaten erhielten 2, später 4 Obolen, Offiziere das Doppelte, Reiter das Dreifache, die Feldherrn das Vierfache und dazu noch Verpflegungen in Naturallieferungen. Die Schwerbewaffneten hatten Panzer, Helme, schwere Schilde, Schwerter und lange Spieße; die Leichtbewaffneten führten nur Wurfspeere und keine Schutzwaffen. Die Reiterei der Athener belief sich in der Blütezeit nur auf 1200 Mann. Alljährlich wählte das Volk durch das Los 10 Feldherrn (Strategen) aus den 10 Stämmen; diese bildeten einen Kriegsrat, und der Oberbefehl wechselte täglich. Später behielt man zwar diesen Kriegsrat von 10 Feldherrn bei, übertrug aber einem den Oberbefehl für die ganze Dauer des Kriegs. In der Schlacht bildete das schwer bewaffnete Fußvolk einen dichtgedrängten Haufen, der acht Mann hoch ausgestellt war. Die Trompete gab das Zeichen zum Angriff, der unter allgemeinem Schlachtgeschrei erfolgte. Als Zeichen des Sieges errichtete man Trophäen, an Bäumen aufgehängte Waffen. Hierauf wurde die Beute verteilt. Tapfere Krieger wurden öffentlich belobt, bekränzt und beschenkt. Die Verwundeten wurden auf Staatskosten gepflegt, die Gefallenen durch Leichenreden geehrt und ihre Kinder auf Staatskosten erzogen und erhalten. Die athenische Seemacht wurde durch Themistokles geschaffen. Die Kriegsschiffe wurden durch Ruder in Bewegung gesetzt und führten von der Zahl der stufenweise in die Höhe gehenden Ruderbänke die Namen Dreiruderer, Vierruderer, Fünfruderer. Bei jeder Flotte befanden sich außer den Kriegsschiffen auch Last- und Proviantschiffe. Die Hauptangriffswaffe der Kriegsschiffe war der eherne Schiffsschnabel, womit man durch starken Anprall ein feindliches Schiff in den Grund zu bohren oder das Ruderwerk desselben unbrauchbar zu machen suchte. Die athenischen Schiffe zeichneten sich durch Leichtigkeit in der Bewegung und große Lenkbarkeit aus.
Die Phalanx. Schon bei Homer wird die dichtgedrängte Schlachtordnung eine Phalanx genannt, allein erst durch Epaminondas wurde sie jener gefährliche Keil, welcher dazu bestimmt war, die feindlichen Reihen zu durchbrechen. Epaminondas hatte nämlich seine Schwerbewaffneten in der Schlacht bei Mantinea 50 Mann tief ausgestellt und mit ihnen die lakedämonische Schlachtlinie gesprengt. Aus dieser Aufstellung bildete sich später unter Philipp und Alexander dem Großen die makedonische Phalanx. Die Schwerbewaffneten (Hopliten) wurden in 16 Gliedern aufgestellt und bildeten ein längliches Viereck, sodaß jeder Soldat nur wenige Fuß Spielraum hatte;
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§. 40, 2. Hannibal in Italien.
241
letztere hörte unterwegs, daß Hannibal unter seinem Bruder Has-drubal ein ansehnliches Kriegsheer in Spanien zurückgelassen und mit einem andern die Pyrenäen bereits überschritten habe. Darum landete er eiligst an der Mündung der Rhone und erwartete seinen mutigen Gegner. Allein nur kleinere Reiterabteilungen stießen in hitzigem Kampfe auf einander; Hannibal mied eine Hauptschlacht und nahm durch das Thal der Dürance den gefährlichen Weg über die Alpen (vermutlich den kleinen St. Bernhard).
Im Vertrauen auf das belebende Wort ihres Führers sahen Hannibals Soldaten den bevorstehenden Anstrengungen und Gefahren entschlossen entgegen und nahten sich willig den schneebedeckten Gipfeln der Alpen. Neun Tage stiegen sie empor, umschwärmt von den feindlichen Alpenbewohnern und bedrängt von mancherlei Mühsal. Hier starrten himmelhohe Felswände steil empor, dort gähnten unergründliche Schluchten ihnen entgegen oder drohten überragende Felsen, sie zu erschlagen, und mancher tapfere Krieger fand durch einen Sturz in die Tiefe den Tod. Erst auf der Höhe schöpfte das niedergebeugte Heer wieder Mut und vergaß in Gedanken an die blühenden Gefilde und reichen Städte der schönen lombardischen Ebene die überstandenen Mühseligkeiten. Allein der Weg bergab war noch viel gefährlicher als der Aufstieg. Die Pferde und Elefanten sanken tief in die Eisund Schneemassen ein und entbehrten jeglichen Haltes; Menschen und Tiere schossen jäh in die Abgründe. Endlich erreichte Hannibal mit dem Reste seines Heeres, das noch 20 000 Mann zu Fuß, 6000 Reiter und einige Elefanten zählte, den Fuß der Alpen, wo er seinen Truppen einige Rasttage gönnte. 15 Tage hatte der Zug über die Alpen bedurft; 5 Monate waren seit seinem Abzüge von Neu-Karthago verstrichen.
Der römische Konsul Scipio war unterdessen zur See aus Gallien über Pisa zurückgeeilt, von da nach Norden gezogen und hatte nach Überschreitung des Po am Ticmus 218 ein Lager aufgeschlagen. Hier erwartete er die Ankömmlinge und schaute mit Verachtung auf Hannibals hungrige, zerlumpte und halb erfrorene Krieger. Allein bald zeigte sich die Überlegenheit der numidifchen Reiter; er wurde gänzlich geschlagen, gefährlich verwundet und verdankte nur dem Mut seines sechzehnjährigen Sohnes, welcher ihn auf feinen Schultern aus dem Schlachtgetümmel trug, die Rettung seines Lebens. Hannibal verstärkte sich daraus durch gallische Hilfsvölker, welche in ihm den Befreier von Roms Herrschaft erblickten und gern zu ihm übertraten, und schlug in der zweiten Schlacht an der Trebia auch den Konsul Sem-
Cassicms Weltgeschichte I. C. Aufl. v. Ph, Beck. jß
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§. 50. Cäsars Macht und Ende.
275
Der Sieg war so leicht gewonnen, daß ihn Cäsar mit den lakonischen Worten: „Veni, vidi, vici!“ (Ich kam, sah, siegte!) nach Rom melden konnte.
Jetzt kehrte der mächtige und glückliche Sieger nach Rom zurück und sah hier Freunde und Feinde in ehrerbietiger Stellung vor sich. Seine Macht und Milde hatte allen Parteihaß besiegt. Aber noch einmal mußte er das Schwert gegen die Pompejaner ziehen, welche sich an Afrikas Nordküste gesammelt hatten. Als er ans Land sprang, fiel er auf die Hand. Die Soldaten hätten dies als eine schlimme Vorbedeutung angesehen, wenn Cäsar nicht rasch die bedeutungsvollen Worte ausgerufen hätte: „Ich halte dich fest, Afrika!" Er besiegte seine Feinde in der blutigen Schlacht bei Thapsus 46, worauf der König I u b a von Numidien und C a t o der Jüngere, der den Untergang der Republik nicht überleben wollte, sich selbst den Tod gaben. Nachdem der letztere am Abend noch unter seinen Freunden den Satz lebhaft verteidigt hatte, daß nur der Weise frei sei, las er in seinem Schlafgemach Platos Gespräch über die Unsterblichkeit der Seele (den Phädo); dann ließ er sich sein Schwert bringen, prüfte die Spitze desselben und durchbohrte sich damit. Als Cäsar später die Leiche Catos erblickte, rief er aus: „O Cato! Ich gönne Dir Deinen Tod nicht, weil Du mir Deine Erhaltung nicht gegönnt hast." Der Rest der Pompejaner floh nach Spanien.
Cäsar wurde in Rom mit großen Ehrenbezeigungen empfangen und feierte wegen seiner Siege in Gallien, Ägypten, Pontus und Afrika einen vierfachen, glänzenden Triumph. Doch noch einmal mußte er gegen die Pompejaner zu Felde ziehen. Diese hatten sich unter den Söhnen des Pompejus in Spanien gesammelt und sich den Legaten und Truppen Cäsars feindlich.gegenübergestellt. Im März 45 eilte Cäsar selbst nach Spanien und besiegte seine Feinde bei Munda 45 unweit Corduba nach schwerem Kampfe, in dem er. nach seinem eigenen Geständnis, mehr für sein Leben als für sein Glück focht. Als seine Scharen zu weichen drohten, stürzte er sich selbst in die vordersten Reihen mit dem Ausruf: „Wollt Ihr mich diesen Knaben ausliefern, dann soll dieser Tag der letzte meines Lebens sein!" Sein Beispiel wirkte, und die Feinde wurden in die Flucht geschlagen. Dieser Sieg gab der Republik den Todesstoß.
Ein fünfter Triumph verherrlichte seine Rückkehr nach Rom. Er wurde als „Vater des Vaterlandes" begrüßt, auf Lebenszeit zum Diktator erwählt und erhielt den lebenslänglichen Titel Imperator, den die Oberfeldherrn sonst nur so lange führten, als ihr
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Dritte Periode des Mittelalters.
2. Der zweite Kreuzzug 1147—1149.
Unter Fulko (1131—1142), dem vierten christlichen Herrscher in Jerusalem, behnte sich das Reich vom Mittelmeer bis zum Euphrat und zum roten Meere aus. Aber es fehlte dem Königreiche die innere Geschlossenheit und Festigkeit; die christlichen Vasallensürsten lebten in Zwietracht, an den Grenzen lauerten mohammebanifche Feinde, und vom Abenblanbe her ließen die Zuzüge nach. Als auf Fulko bessen minberjähriger Sohn Balbuin Iii. folgte, eroberte der Sultan Zenki von Moful mit seinem Sohne Nurebbin 1147 die Grafschaft Ebeffa roieber , ermorbete die christlichen Bewohner und bebrohte Jerusalem. Auf die Kunbe von biefem Verluste brachte der fromme Abt Bernharb von Clairvaux durch feine feurige Prebigt den zweiten Kreuzzug zustanbe. Ludwig Yi1. von Frankreich, seine Gemahlin Eleonore, sein Bruder, viele Bischöfe, Ritter und Knappen gelobten den Kamps gegen die Ungläubigen aufs neue aufzunehmen. Auch der beutfche Kaiser Konrad Iii. aus dem Haufe der Hohenstaufen ließ sich bewegen, aus Bernharbs Hänben im Dome zu Speier das Kreuz als Panier für den heiligen Krieg zu nehmen; benn Bernharb hatte den bafelbst versammelten Deutschen zugerufen: „Lasset den Wahnsinn des einheimischen Bruberkrieges fahren, barin liegt ewiges Verberben: bort aber bietet der Tod euch das wahre Leben bar!" Im Frühjahr 1147 brach das 70 000 Mann starke beutfche Heer unter Führung Konrabs Iii., dem sich sein Neffe, der nachherige Kaiser Friedrich I. und der alte Wels anschlössen, auf und zog mit den französischen Kreuzfahrern unter Ludwig Vii. durch Ungarn über Konstantinopel nach Kleinasien. Hier trennten sich die Heere, Konrab wählte den kürzeren aber beschwerlicheren Weg durch das Gebiet des Sultans von Jkonium, Ludwig zog mit seinem Heere der Küste entlang. Kaum hatten sich die Deutschen in Bewegung gesetzt, so begannen die Griechen, die schon auf dem ersten Kreuzzuge ihren Glaubensgenossen schlechte Dienste geleistet hatten, ein treuloses Spiel. Sie ließen die Kreuzfahrer nicht in ihre Städte, verweigerten ihnen die Lebensrnittel ober vermischten sie mit gefunbheitswibrigen Stoffen, sodaß Hunger und Krankheit die Reihen der Kreuzfahrer grausam lichteten. Nachbetn das Heer in die Irre geführt war, würde es den Angriffen des Sultans von Jkonium überlassen, der bemselben eine solche Nieberlage bereitete, daß Konrab sich gezwungen sah, den Rückzug anzutreten, auf dem ebenfalls Tausenbe dem Hunger, dem Elenbe und dem Schwert der Feinde erlagen. Konrab
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Extrahierte Personennamen: Fulko Fulko Balbuin_Iii Zenki_von_Moful Bernharb_von_Clairvaux Ludwig_Yi1._von_Frankreich Ludwig Eleonore Konrad_Iii Konrad Bernharbs_Hänben Konrabs_Iii Friedrich_I. Friedrich_I. Ludwig_Vii Ludwig Ludwig Ludwig
§. 25, 3. Der dritte Kreuzzug.
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sprengte mit seinem Roß in den Fluß, um so das gegenüberliegende Ufer zu erreichen. Doch die Wogen erfaßten Roß und Reiter und rissen ihn herunter; als man zu Hilfe eilte, war der Kaiser tot. Da ergriff eine unbeschreibliche Bestürzung das ganze Heer, und alle trauerten um den unersetzlichen Verlust des greisen Helden. Daheim aber konnte man nicht glauben, daß er wirklich verschieden sei, es entstand vielmehr im deutschen Lande die Sage, Friedrich habe sich in den Kyffhäuser zurückgezogen und werde einst wiederkehren.
Herzog Friedrich übernahm nach dem Tode seines Vaters die Führung des Heeres und gelangte 9 Tage später nachantiochia. Aber. tödliche Krankheiten folgten den Entbehrungen und Anstrengungen und rafften die Kreuzfahrer dahin. Viele kehrten deshalb in die Heimat zurück; nur wenige folgten dem Führer in das Lager vor Akkon, wo auch Herzog Leopold von Östreich mit andern Rittern sich einfand.
Im Frühjahre 1191 erschienen Philipp August und Richard Löwenherz aus dem Seeweg über Sizilien mit ihren Heerscharen und begannen im Verein mit den Deutschen und dem inzwischen aus der Gefangenschaft entlassenen Veit das feste Akkon zu berennen. Herzog Friedrich war bereits im Januar mit vielen Gefährten einer schrecklichen Seuche erlegen und hatte die Leitung der deutschen Streiter dem Herzog Leopold von Östreich überlassen. Endlich fiel Akkon trotz der heldenmütigsten Verteidigung den Christen in die Hände. Aber die Eroberung entzweite die Sieger. Die beiden Könige pflanzten ihre Fahnen allein auf, teilten die Stadt, die Gefangenen und die Beute unter sich und versagten den Deutschen den Eintritt. Als Herzog Leopold, der sich bei der Erstürmung besonders hervorgethan hatte, auf einem Turme fein Banner aufziehen ließ, befahl der hochfahrende König von England, die Fahne herunterzureißen. Da verließ Leopold tief gekränkt die Stadt, schiffte sich mit seinen Leuten nach der Heimat ein und schwur, für die Kränkung deutscher Ehre Rache zu nehmen.
Noch in demselben Monate entzweite sich Philipp August ebenfalls mit Richard und trat die Rückkehr nach Frankreich an; doch blieb ein bedeutender Teil des französischen Heeres unter dem Herzog von Burgund zurück. So tapfer und kühn nun auch Richard noch stritt, so konnte er doch nachhaltige Erfolge nicht erzielen. Zweimal erschien er noch vor Jerusalem, auch Joppe suchte er zu entsetzen, ja sein Name wurde das Schreckenswort, womit türkische Mütter ihre Kindlein in Furcht setzten; allein Krankheiten und betrübende Nachrichten aus Europa nötigten ihn plötzlich zur Rückkehr. Zuvor schloß
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Extrahierte Ortsnamen: Akkon Sizilien Akkon England Frankreich Burgund Jerusalem Joppe Europa
§. 39, 1. Frankreich.
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sich der Spott in Furcht. Eine Schanze nach der andern wurde genommen und der Feind genötigt, die Belagerung von Orleans aufzuheben.
Der „Jungfrau von Orleans" blieb nunmehr die schwierigere Aufgabe, den König zur Krönung nach Rheims zu führen. Auch dies gelang. Die Franzosen trieben die Feinde überall zurück und erfochten bei dem Dorfe P a t a y einen glänzenden Sieg, welcher der Blüte des englischen Heeres das Leben kostete und dem gefürchteten englischen Feldherrn Talbot Gefangenschaft brachte. Jetzt stellte sich Karl selbst an die Spitze des Heeres und zog mitten durch die Lagerplätze der Engländer gen Rheims. Die von den Engländern besetzten Städte wurden bezwungen, Rheims verjagte die englische Besatzung und schickte dem Könige Karl die Schlüssel der Stadt. Unter dem Geläute der Glocken und dem Jubel des Volkes hielt er am 16. Juli 1429 seinen Einzug, am folgenden Tage fand die Krönung statt. Johanna stand während der Feier zur Seite des Königs am Hochaltar, kniete nach derselben vor ihm nieder und sprach: „So ist endlich der Wille Gottes erfüllt. Ihr habt die Salbung empfangen, damit die Welt erfahre, daß Ihr der wahre König seid. Mein Auftrag ist zu Ende. So laßt mich denn heimkehren zu den Meinigen!" Der König dankte ihr für ihre treuen, erfolgreichen Dienste, erhob sie in den Adelstand und befreite Domremy von allen Abgaben; allein alle bestürmten sie mit Bitten, daß sie noch bleiben und zur ferneren Begeisterung des Heeres mitwirken möge. Zu ihrem Unglücke that dies Johanna, wenn auch ungern. Sie fühlte, daß sie ihre Ausgabe gelöst hatte, und vermißte seitdem die göttliche Stimme in ihrem Innern, welcher sie bisher gefolgt war. Zwar blieb das Glück ihr anfangs noch treu, und der König zog sogar vor Paris, wo der Herzog von Bedford seine ganze Macht versammelt hatte. Aber hier wurde das französische Heer bei der Erstürmung der Stadt mit großem Verluste zurückgeschlagen und Johanna schwer verwundet, sodaß sie vom Schlachtfelde getragen werden mußte. Im folgenden Jahre (1430) eilte sie der hart bedrängten Stadt E ompiegne zu Hilfe. Gleich nach ihrer Ankunft erfolgte ein Ausfall; aber dieser mißglückte, und die Franzosen mußten zur Stadt zurück. Johanna ritt zuletzt. Schon nahte sie sich dem Thore der Stadt, da wurde dieses in der Verwirrung zu früh geschlossen, und sie fand feinen Einlaß mehr. Nach heldenmütiger Gegenwehr mußte sie sich den Burgundern ergeben, welche sie für 10 000 Livres den Engländern überlieferten. Als Johanna hörte, daß sie den Engländern übergeben werden sollte, wagte sie einen gefährlichen Sprung von dem Turme hinab, in welchem ihr Gefängnis war, wurde aber
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Extrahierte Ortsnamen: Rheims Rheims Rheims Königs Gottes Paris
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Zweite Periode der Neuzeit.
gegangen waren, und trieb sie nach argen Verlusten vor sich her, bis sie sich mit Karl vereinigten. Die Nachricht, daß der Zar mit einem ungeheuren Heere herannahe, hatte Mazeppas Bemühungen, das Volk der Ukraine aufzuwiegeln, gänzlich vereitelt. Als man Mazeppas Wohnort erreichte, wo man Vorräte zu finden hoffte, hatten die Russen diese fortgeführt und den Ort niedergebrannt. Bald stellte sich strenger Winterfrost ein, dem Tausende des an allem Mangel leidenden schwedischen Heeres erlagen. Karls Lage war schwierig, und seine Offiziere gaben ihrem Zorn über Mazeppa unverhohlen Ausdruck. Aber noch wäre es Zeit für Karl gewesen, umzukehren, er mochte jedoch nichts unternehmen, was einer Flucht ähnlich sah, und marschierte auf Pultawa, die befestigte Hauptstadt der Ukraine, los. Wegen Mangel an Geschütz konnte er aber hier nichts ausrichten; er verlor noch obendrein die polnischen Hilfstruppen, welche zum Feinde übergingen, und erhielt bei einem Ausfalle der russischen Besatzung einen gefährlichen Schuß durch den Knöchel des linken Fußes. Zu allem Unglück erschien nun Peter der Große mit 65 000 Mann, und es kam zu der unglücklichen Schlacht bei Pultawa 1709, in welcher General Löwenhaupt mit 9000 Mann das Gewehr strecken mußte und Karls Armee sich auflöste.
Karl überschritt nach dieser Niederlage die türkische Grenze, und der Sultan Achmed Iii. ließ ihm mit dem Rest seiner Truppen ein Lager bei Bender Herrichten. Hier blieb er und bewog den Sultan zum Kriege gegen die Russen. Als diese im Frühjahr 1711 in die Moldau einrückten, traten ihnen 200000 Türken entgegen und umzingelten sie am Pruth. Peter der Große sah schon den Augenblick herankommen, wo er mit seinen Truppen entweder verhungern oder sich ergeben müsse. Da wurde er aus dieser Not durch seine Gemahlin Katharina befreit, eine kluge Frau, welche eine Leibeigene gewesen und durch ihre Schönheit, sowie durch ihr einnehmendes Wesen zur Kaiserin erhoben worden war. Sie übersandte, um ihren Gemahl zu retten, ihre Juwelen nebst einer bedeutenden Summe Geldes dem Großvezier und bewog ihn zum Frieden. Karl tobte vor Wut, als er den Abschluß des Friedens vernahm, vermochte jedoch nichts mehr wider den Zaren.
Auf die Nachricht von Karls Niederlage bei Pultawa regten sich auch seine Feinde in Sachsen und Dänemark aufs neue. König August bemächtigte sich der polnischen Krone wieder, allein die Dänen fanden tapferen Widerstand. Auch neue Feinde rüsteten sich, Preußen, England und Holland. Peter der Große versuchte
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Extrahierte Ortsnamen: Karls Ukraine Karls Moldau Karls Sachsen England Holland
206
Zweite Periode der Neuzeit.
Generalen. Plötzlich gab er ein Zeichen, die Zelte verschwanden, und die Armee schritt zum Angriff. Zugleich brach Seydlitz aus verdeckter Stellung mit seinen Schwadronen wie ein Wetter auf die Feinde herein. Nach kurzem Kampf wandte sich der Feind zu rasender Flucht und ließ über 7000 Tote und Gefangene, darunter 9 Generale und 320 Offiziere, zurück. Der Schrecken der Franzosen aber war so groß, daß sie erst jenseits des Rheins halt machten. Damals bildete sich im Munde des Volkes das bekannte Lied:
Und wenn der große Friedrich kommt und klopft nur auf die Hosen,
So läuft die ganze Reichsarmee, Panduren und Franzosen.
Da die Östreicher Schlesien inzwischen besetzt hatten, so eilte Friedrich jetzt dahin und traf mit 33000 Mann bei dem Dorfe Leuthen (5. Dez.) das 90 000 Mann starke Heer der Östreicher unter Karl von Lothringen und Daun. Trotz der Übermacht des Feindes beschloß er den Angriff. In schiefer Schlachtordnung schob er seine Truppen gegen die eine Meile lange feindliche Linie, ließ einen Scheinangriff auf den rechten Flügel der Östreicher machen, während er den Hauptangriff mit voller Kraft auf den linken feindlichen Flügel richtete und diesen mit seiner Infanterie in die Flucht schlug. Bald befand sich das östreichische Heer in völliger Auflösung, und die verspottete „Potsdamer Wachtparade" hatte einen glänzenden Sieg errungen. Die Sieger blieben die Nacht auf dem Schlachtfelde, und als ein Krieger im Gefühl des vollbrachten Werkes den Choral: „Nun danket alle Gott" anstimmte, sangen andere mit, die Feldmusik fiel ein, und bald erscholl aus lausenden Kehlen das Danklied durch die Nacht.
Friedrich war am Abend der Schlacht nach Lissa geeilt. Dort traf er das Schloß voll östreichischer Offiziere, die ihn hätten gefangen nehmen können. Aber feine Geistesgegenwart rettete ihn. „Bon soir, messieurs!“ rief er ihnen zu. „Sie haben mich wohl hier nicht erwartet. Kann man hier auch noch mit unterkommen?" Die Östreicher waren bestürzt, und noch ehe sie sich von ihrem Erstaunen erholt hatten, wurden sie von der eingetroffenen Begleitung Friedrichs gefangen genommen. Breslau ergab sich binnen kurzem, und Schlesien war mit Ausnahme der Festung Schweidnitz wieder in Friedrichs Händen.
Im Feldzug von 1758 drängte Herzog Ferdinand von Braunschweig, welcher an Cumberlands Stelle getreten war, die Franzosen über den Rhein zurück und besiegte sie (23. Juni) bei Krefeld. Friedrich hatte (18. April) die Festung Schweidnitz erobert
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Karl_von_Lothringen Karl Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrichs Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Rheins Daun Lissa Schweidnitz Friedrichs Rhein Krefeld