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1. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 45

1881 - Danzig : Boenig
45 B. Oberstufe. 103. Das walte Gott. Das walte Gott, der helfen kann! Mit Gott fang' ich mein Arbeit an; mit Gott nur geht es glücklich fort; drum ist auch dies mein erstes Wort: Das walte Gott! All mein Beginnen, Thun und Werk erfordert Gottes Kraft und Stärk'; mein Herz sucht Gottes Angesicht; drum auch mein Mund mit Freuden spricht: Das walte Gott! Er kann mich segnen früh und spat, bis all mein Thun ein Ende hat; er giebt und nimmt, macht's wie er will; drum sprech' ich auch fein in der Still': Das walte Gott! Betichms. 103. Der gerettete Handwerksbursche. Ein Handwerksbursche ging unweit Preßburg in Ungarn in der grimmigsten Kälte mit seinem Bündel auf dem Rücken über die Heide. Seine Kleider waren dünn und seine Strümpfe zer- rissen. Ach, da fror es ihn sehr! Er weinte, und die hellen Thränen froren ihm auf den Augenwimpern. „Lieber Gott," seufzte er, „weit und breit kein Dorf und keine Stadt, nicht ein- mal eine Köhlerhütte! Ich werde erfrieren; ach, was wird meine arme Mutter anfangen! Sie hat dann niemand mehr, der für ihren Unterhalt sorgt!" Er wollte laufen, um sich zu erwärmen; aber seine Glieder waren starr. Er wurde schläfrig, legte sich in den Schnee und schlief ein. — Ein Postknecht ritt vorbei und sah ihn starr da liegen; da er indes noch einige Lebenszeichen an ihm bemerkte, ritt er schneller und zeigte es unter dem Thore der nächsten Stadt an. — „Was hilft's?", sagten die Gefühllosen, „bis wir hinauskommen, ist er längst tot." Ein armer Tagelöhner aber, welcher in der Wachtstube war, sich zu wärmen, hörte es, und ihm brach das Herz vor Mitleid. Ohne ein Wort zu sagen, eilte er auf die Landstraße, trug den erstarrten Handwerksburschen in das nächste Dorf, rieb ihn mit

2. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 5

1881 - Danzig : Boenig
11. Tischgebet. Wir haben Suppe, wir haben Brot, und viele Arme leiden Not. Wir sind vergnügt und sind gesund, und viele sind oft krank und wund. Du lieber Gott, nimm unsern Dank. dass wir gesund sind und nicht krank; du lieber Gott, lass uns dich preisen für Brot und Suppe, die wir speisen. Wir können dir ja sonst nichts geben, als nur dich loben und erheben; wir können dir ja sonst nichts bringen als,'unser Herz; dies lass gelingen! Friedr. güu. 12. Was die Kinder am Abend machen. Der Winterabend, das ist die Zeit der Arbeit und der Fröh- lichkeit. Wenn die andern nähen, stricken und spinnen, dann müssen wir Kinder auch was beginnen. Wir dürfen nicht müßig sitzen und ruh'n, wir haben auch unser Teil zu thurm wir müssen zu morgen uns vorbereiten und vollenden uns're Schularbeiten; und sind wir fertig mit Lesen und Schreiben, dann können wir unsere Kurzweil treiben; und ist der Abend auch noch so lang. wir kürzen ihn mit Spiel und Gesang; und wer dann ein hüb- sches Rätsel kann. der sagt's, und wir sangen zu raten an. Hoffmann v. Fallersleben. 13. Rntselfragen. Wie wird mit einem Wort genannt verbranntes Holz, ge- pflügtes Land, gefrorenes Wasser, dürres Gras, gemahlener Weizen, gewebtes Garn, gesponnener Flachs, gegerbte Haut, gegossenes Wachs, gebundene Blumen, dicker Strick, gebackenes Mehl und sechzig Stück, zerbrochene Töpfe, kleines Haus, gedrehte Darme, kleine Maus, ein schwarzes Pferd, ein junges Schaf, ein kleines Schwein und ewiger Schlaf, geflochtenes Haar und breiter Fluß, eine junge Kuh und ein hörnerner Fuß? Nach „Tändeleien". 14. Abendgebet. Lieber Gott, wir danken dir, hast auch diesen Tag das Leben, hast viel Gutes uns gegeben; deine Kinder danken dir. Bleibe bei uns in der Nacht, der du wachest, wenn wir schlafen, wie der Hirt bei seinen Schafen, wenn sie ruhen, treu- lich wacht. Laß uns, bricht der Morgen an, mit den Eltern froh er- wachen, und dann hilf uns besser machen, was wir noch nicht recht gethan.

3. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 11

1881 - Danzig : Boenig
]] Nacht die Kuh in aller Stille in den Stall seiner Eltern, ohne ihnen etwas zu sagen. Aber seine Mutter, die am Morgen darauf in den Stall kam, erriet sogleich, wer die Kuh gebracht hatte, und trocknete mit der Schürze mehr als eine Freuden- thräne. Bocks Lesebuch. 27. Bruder und Schwester. Du liebes, gutes Schwesterlein, wir wollen immer recht artig sein; haben dann Vater und Mutter beide an den Kindern ihre Freude. Sieht's auch droben im Himmel fern Gott, der Vater, und hat es gern; spricht: So mag ich die Kinder sehen, denen soll nie ein Leid geschehen. Und alle die Englein um ihn her, die hören es auch und freuen sich sehr. Wiih. Hey. 28. Die Bauernmagd. Auf dem Hofe eines Müllers hatte sich des Nachts ein Hund von seiner Kette losgerissen. Von dem Lärm erwacht der Herr und ruft die Magd. Schnell springt diese aus dem Bette und eilt hinaus, um den Hund wieder an die Kette zu legen. An der Thür springt er ihr wütend entgegen und beißt sie in den Arm und in den Fuß. Der Müller eilt auf ihr Geschrei mit seinen Leuten herbei. „Zurück!" ruft sie, „der Hund ist toll. Ich bin nun schon gebissen. Darum laßt mich; ich will sehen, ob ich ihn wieder an die Kette bringe." Mit großer Mühe und unter vielen Bißwunden gelang ihr das endlich. Der Müller erschoß sofort den Hund. Die Magd aber ging still und ohne Klage in ihre Kammer. Alle Hülfe war vergeblich. Sie befahl sich Gott und erwartete in Ergebung ihr Ende. H. Caspan. 29. Wo Gott ist und was er thut. Aus dem Himmel ferne, wo die Engleb sind. schaut doch Gott so gerne her auf jedes Kind: höret seine Bitte treu bei Tag und Nacht, nimmt1 s bei jedem Schritte väterlich in acht. Giebt mit Vaterhänden ihm sein täglich Brot, hilft an allen Enden ihm aus Angst und Bot Sagfs den Kindern allen, dass ein Vater ist, dem sie Wohlgefallen, der sie nie vergisst. Wilhelm Hey. 80. Die Milch. Ein reicher Knabe aus der Stadt spazierte an einem Früh- lingstage auf einen benachbarten Bauernhof, ließ sich für sein Geld eine Schüssel Milch geben, setzte sich unter einem schattigen Baume in das Gras, brockte das Brot in die Milch und'aß nach Herzenslust.

4. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 84

1881 - Danzig : Boenig
84 machte sich auf den Weg nach Bremen; dort, meinte er, könnte er ja Stadtmusikant werden. Als er ein Weilchen fortgegangen war, fand er einen Jagdhund auf dem Wege liegen, der jappte wie einer, der sich müde gelaufen hat. „Nun, was jappst du so, Packan?" fragte der Esel. „Ach/ sagte der Hund, „weil ich alt bin und jeden Tag schwächer werde und auf der Jagd nicht mehr fort kann, hat mich mein Herr wollen totschlagen, da hab' ich reißaus genommen; aber womit soll ich nun mein Brot ver- dienen?^ „Weißt du was," sprach der Esel, „ich gehe nach Bremen und werde dort Stadtmusikant; geh mit und laß dich auch bei der Musik annehmen. Ich spiele die Laute und du schlägst die Pauken." Der Hund war's zufrieden, und sie gingen weiter. Es dauerte nicht lange, so faß da eine Katze an dem Wege und machte ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter. „Nun, was ist dir in die Quere gekommen, alter Bartputzer?" sprach der Esel. „Wer kann da lustig sein, wenn's einem au den Kragen geht," antwortete die Katze, „weil ich nun zu Jahren komme, meine Zähne stumpf werden, und ich lieber hinter dem Ofen sitze und spinne, als nach den Mäusen herumjage, hat mich meine Frau ersäufen wollen; ich habe mich zwar noch fortgemacht, aber nun ist guter Rat teuer; wo soll ich hin?" „Geh mit uns nach Bremen, du verstehst dich doch auf die Nachtmusik, du kannst ein Stadtmusikant werden." Die Katze hielt das für gut und ging mit. Darauf kamen die drei Landesflüchtigen an einem Hofe vorbei, da faß auf dem Thore der Haushahn und schrie aus Leibeskräften. „Du schreist einem durch Mark und Bein," sprach der Esel, „was hast du vor?" „Da hab' ich gut Wetter prophe- zeit," sprach der Hahn; „aber weil morgen zum Sonntag Gäste kommen, so hat die Hausfrau doch kein Erbarmen und hat der Köchin gesagt, sie wollte mich morgen in der Suppe essen, und soll ich mir heute abend den Kopf abschneiden lassen. Nun schreie ich aus vollem Halse, so lange ich noch kann." „Ei was, du Rotkopf/ sagte der Esel, „zieh lieber mit uns fort nach Bremen, etwas Besseres als den Tod findest du überall; du hast eine gute Stimme, und wenn wir zusammen musizieren, so muß es eine Art haben." Der Hahn ließ sich den Vorschlag gefallen, und sic gingen alle vier zusammen fort. Sie konnten aber die L-tadt Bremen in einem Tage nicht erreichen und kamen abends in einen Wald, wo sie übernachten wollten. Der Esel und der Hund legten sich unter einen großen Baum, die Katze und der Hahn machten sich in die Aste, der Hahn aber flog^bis in die Spitze, wo es am sichersten für ihn war. Ehe er einschlief, sah er sich noch einmal nach allen vier Winden um; da däuchte ihm, er sehe in der Ferne ein Fünkchen brennen, und rief feinen Gesellen zu, es müßte nicht gar weit

5. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 85

1881 - Danzig : Boenig
ein Haus sein, denn es scheine ein Licht. Sprach der Esel:. „So müssen wir uns aufmachen und noch hingehen, denn hier ist die Herberge schlecht." Der Hund meinte, ein paar Knochen und etwas Fleisch daran thäten ihm auch gut. . Nun machten sie sich auf den Weg nach der Gegend, wo das Licht war, und sahen es bald heller schimmern, und es ward immer größer, bis sie vor ein hell erleuchtetes Räuberhaus kamen. Der Esel, als der größte, näherte sich dem Fenster und schaute hinein. „Was siehst du, Grauschimmel?" fragte der Hahn. „Was ich sehe?" antwortete der Esel, „einen gedeckten Tisch mit schönem Essen und Trinken, und Räuber sitzen daran und lassen's sich wohl sein." „Das wäre was für uns," sprach der Hahn. „Ja, ja, ach wären wir da!" sagte der Esel. Da ratschlagten die Tiere, wie sie es an- fangen müßten, um die Räuber hinaus zu jagen, und fanden endlich ein Mittel. Der Esel mußte sich mit den Vorderfüßen auf das Fenster stellen, der Hund auf des Esels Rücken springen, die Katze auf den Hund klettern, und endlich flog der Hahn hinauf und setzte sich der Katze auf den Kopf. Wie das geschehen war, singen sie auf ein Zeichen insgesamt an, ihre Musik zu machen; der Esel schrie, der Hund bellte, die Katze miaute, und der Hahn krähte; dann stürzten sie durch das Fenster in die Stube hinein, daß die Scheiben klirrend niederfielen. Die Räuber fuhren bei dem entsetzlichen Geschrei in die Höhe, meinten nicht anders, als ein Gespenst käme herein, und stehen in größter Furcht in den Wald hinaus. Nun setzten sich die vier Gesellen an den Tisch, nahmen mit dem vorlieb, was übrig geblieben war, und aßen, als wenn sie vier Wochen hungern sollten. Wie die vier Spielleute fertig waren, löschten sie das Lichk aus und suchten sich eine Schlasstätte, jeder nach seiner Natur und Bequemlichkeit. Der Esel legte sich auf den Mist, der Hund hinter die Thür, die Katze auf den Herd in die warme Asche, und der Hahn setzte sich auf den Hahnenbalken, und weil sie müde waren von ihrem langen Wege, schliefen sie auch bald ein. Als Mitternacht vorbei war, und die Räuber von weitem sahen, daß kein Licht mehr im Hause brannte, auch alles ruhig schien, iprach der Hauptmann: „Wir hätten uns doch nicht sollen ins Bockshorn jagen lassen," und hieß einen hingehen und das Haus untersuchen.. Der Abgeschickte fand alles still, ging in die Küche, wollte ein Licht anzünden, und weil er die glühenden, feurigen Augen der Katze für lebendige Kohlen ansah, hielt er ein Schwe- felhölzchen daran, daß es Feuer fangen sollte. Aber die Katze verstand keinen Spaß, sprang ihm ins Gesicht, spie und kratzte. Da erschrak er gewaltig, lief und wollte zur Hausthür hinaus, aber der Hund, der da lag, sprang auf und biß ihn ins Bein; und als er über den Hof an dem Miste vorbeirannte, gab ihm

6. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 86

1881 - Danzig : Boenig
86 der Esel noch einen tüchtigen Schlag mit dem Hinterfuß; der Hahn aber, der vom Lärmen aus dem Schlaf geweckt und munter geworden war, rief vom Balken herab: „Kikiriki!" Da lief der Räuber, was er konnte, zu seinem Hauptmann zurück und sprach: „Ach, in dem Hause sitzt eine gräuliche Hexe, die hat mich an- gehaucht und mit ihren langen Fingern mir das Gesicht zerkratzt; und vor der Thür steht ein Mann mit einem Messer, der hat mich ins Bein gestochen; und auf dem Hofe liegt ein schwarzes Ungetüm, das hat mit einer Holzkeule auf mich losgeschlagen; und oben auf dem Dache da sitzt der Richter, der rief: „Bringt mir den Schelm her!" Da machte ich, daß ich fortkam. Von nun an getrauten sich die Räuber nicht mehr in das Haus; den vier Bremer Musikanten gefiel's aber so wohl darin, daß sie nicht wieder heraus wollten. Und der das zuletzt erzählt hat, dem ist der Mund noch warm. Brüder Grimm. 165. Der dankbare Löwe. Ein armer Sklave, der seinem Herrn entlaufen war, wurde wieder eingefangen und zum Tode verurteilt. Man brachte ihn auf einen grossen Platz, der mit Mauern um- geben war, und liess einen furchtbaren Löwen auf ihn los. Mehrere Tausend Menschen sahen zu. Der Löwe stürzte grimmig auf den armen Menschen los — blieb aber plötzlich stehen, wedelte mit dem Schweife, sprang voll Freude um ihn herum und leckte ihm dann freundlich die Hände. Die Leute aber verwunderten sich und fragten den Sklaven, wie das komme. Der Sklave erzählte: „Als ich meinem Herrn entlaufen war, verbarg ich mich in eine Höhle der Wüste. Da kam dieser Löwe winselnd zu mir herein und zeigte mir seine Tatze, in der ein scharfer Dorn steckte. Ich zog ihm den Dorn heraus, und von der Zeit an versah mich der Löwe mit Wildbret, und wir lebten in der Höhle friedlich zu- sammen. Bei der letzten Jagd wurden wir von einander getrennt und beide gefangen — und nun freut sich das gute Tier, mich wieder zu finden.“ Alles Volk war über die Dankbarkeit des guten Tieres entzückt und rief laut: „Es lebe der wohlthätige Mensch! Es lebe der dankbare Löwe!“ Der Sklave wurde freige- lassen und reichlich beschenkt. Der Löwe aber begleitete ihn von nun an beständig wie ein zahmes Hündchen, ohne jemand ein Leid zu thun. Die Dankbarkeit kann wilde Tiere zähmen, lass dich, o Mensch, von ihnen nicht beschämen! Christoph v. Schmid.

7. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 95

1881 - Danzig : Boenig
95 wie die Vöglein so lieblich singen? Du gehst ja für dich hin, als wie zur L-chule, und 's ist so lustig draußen in dem Walde." 2. Rotkäppchen schlug die Augen auf, und als es sah, wie die Sonne durch die Bäume hin und her sprang, und alles voll schöner Blumen stand, dachte es: Ei! wenn ich der Großmutter einen Strauß mitbringe, der wird ihr auch lieb sein; es ist noch früh, daß ich doch zu rechter Zeit ankomme, — und es sprang in den Wald und suchte Blumen. Und wenn es eine gebrochen hatte, meinte es, dort stünde noch eine schönere, und lief danach und lief immer weiter in den Wald hinein. Der Wolf aber ging geradeswegs nach dem Hanse der Großmutter und klopfte an die Thüre. — „Wer ist draußen?" — „Das Rotkäppchen, ich bringe dir Kuchen und Wein, mach nur auf." — „Drück' nur auf die Klinke," rief die Großmutter, ,,ich bin zu schwach und kann nicht aufstehen!" Der Wolf drückte auf die Klinke und trat hinein, ohne ein Wort zu sprechen, geradezu an das Bett der Großmutter und verschluckte sie. Dann nahm er ihre Kleider, that sie an, setzte sich ihre Haube auf, legte sich in ihr Bett und zog die Vorhänge vor. Rotkäppchen aber war herumgelaufen nach Blumen, und als es so viel hatte, daß es keine mehr tragen konnte, siel ihm die Großmutter wieder ein, und es machte sich auf den Weg zu ihr. Wie es ankam, stand die Thür auf; darüber verwunderte es sich, und wie es in die Stube kam, sah's so seltsam darin aus, daß es dachte: Ei, du mein Gott! wie ängstlich wird mir's heute zu- mute, und bin sonst so gern bei der Großmutter. Darauf ging es zum Bett und zog die Vorhänge zurück; da lag die Groß- mutter und hatte die Haube tief ins Gesicht gesetzt und sah so wunderlich aus. ,,Ei, Großmutter, was hast du für große Ohren!" — „Daß ich dich besser hören kann." — „Ei, Groß- mutter, was hast du für große Augen!" — „Daß ich dich besser sehen kann." — „Ei, Großmutter, was hast du für große Hände!" — „Daß ich dich besser packen kann." — „Aber Groß- mutter, was hast du für ein entsetzlich großes Maul!" — „Daß ich dich besser fressen kann." Und wie der Wolf das gesagt hatte, sprang er aus dem Bette und aus das arme Rotkäppchen und verschlang es. 3. Wie der Wolf den fetten Bissen im Leibe hatte, legte er sich wieder ins Bett, schlief ein und fing an, überlaut zu schnarchen. Der Jäger ging eben vorbei und dachte bei sich: Wie kann die alte Frau so schnarchen; du ^nußt einmal nachsehen, ob ihr etwas fehlt. Da trat er in die L>tube; und wie er vors Bett kam, so lag der Wolf darin, den er lange gesucht hatte. Nun wollte er seine Büchse anlegen, da fiel ihm ein: Vielleicht hat er die Großmutter gefressen, und ich kann sie noch erretten, und schoß

8. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 106

1881 - Danzig : Boenig
106 nahm er einen Stock von der Schalter und blies hinein; da flog mir etwas ins Gesicht, das kitzelte mich ganz entsetzlich. Darnach blies er noch einmal in den Stock; da flog mir's um die Nase wie Blitz und Hagelwetter; und wie ich ganz nahe war, da zog er eine blanke Rippe aus dem Leibe; damit hat er so auf mich losgeschlagen, daß ich beinahe tot liegen geblieben wäre." — „Siehst du," sprach der Fuchs, „was du für ein Prahlhans ^ ^ ^ '' Brüder Grimm. 180. Der Rabe und der Fuchs. Ein Nabe trug ein Stück vergiftetes Fleisch, das der erzürnte Gärtner für die Katzen des Nachbars hingeworfen hatte, in seinen Klauen fort. Eben wollte er es auf einer alten Eiche verzehren, als ein Fuchs sich heranschlich und ihm zurief: „Sei gegrüßt, du königlicher Vogel! Wie sehr freue ich mich, dich zu sehen; denn an die Schönheit deiner Federn, an die Stärke deines Schnabels reicht keiner deiner Mitbrüder. Billig dienen dir daher alle übrigen Vögel. Siehe, Tage lang könnte ich hier stehen, dich anschauen, dich bewundern, und doch dessen nicht satt werden." Der Rabe erstaunte und freute sich innig, für einen Adler- gehalten zu werden. Ich muß, dachte er, den Fuchs für diese Lobrede belohnen. Großmütig dumm ließ er ihm seinen Raub fallen und flog stolz davon. Der Fuchs sing das Fleisch lachend auf und verzehrte es mit boshafter Freude. Doch bald verkehrte sich die Freude in Schmerz, das Gift sing an zu wirken und der Fuchs verendete. — Möchtet ihr euch nie etwas anderes als Gift erloben, ehrlose Schmeichler! — Gotthold Ephraim Lessing. 190. Der Fuchs und der Kranich. Ein Fuchs lud einen Kranich zur Mahlzeit ein. Als der Kranich kam, da hatte der Fuchs in lauter flachen Schüsseln allerhand Suppen aufgetragen und sagte zum Kranich, er möge es sich gut schmecken lassen. Der Kranich aber konnte mit seinem langen und dünnen Schnabel nichts davon genießen, imd mußte es mit ansehen, wie der schadenfrohe Fuchs unterdessen mit Wohl- behagen speiste. Bald darauf lud der Kranich den Fuchs ein und setzte ihm die schönsten Leckerbissen in Flaschen mit langem und engem Halse vor und sagte, nun möchte er nur zulangen und thun, als wenn er zuhause wäre. Der Kranich hielt seinen langen Schnabel in die Flasche hinein und aß und trank nach Herzens- lust. Der Fuchs hatte das Zusehen und ging zuletzt beschämt davon. Nach Aesop.

9. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 233

1881 - Danzig : Boenig
233 organische. Die organischen Naturerzeugnisse, welche leben, empfinden und sich bewegen können, nennt man Tiere, die, welche leben, aber nicht empfinden und sich nicht bewegen können, Pflanzen. Die unorganischen Naturerzeugnisse endlich werden Mineralien genannt. Prenß und Vetter. 379. Der Mensch. Der Mensch ist die Krone der Schöpfung und der Herr der Erde. Auch über die menschenähnlichsten Affen (Gorilla, Orang und Schimpanse) erhebt er sich weit durch das schöne Ebenmaß seines Körpers, seine glatte Haut, die Fähigkeit, in jedem Klima zu leben, den aufrechten Gang mit gestreckten Knieen, die kunst- fertigen Hände mit beweglichem Daumen, den fast rechten Gesichtswinkel (von der Stirn auf den vorderen Zahnrand und in der Richtung der Zahnlinie des Oberkiefers), die Vernunft, die Sprache, die Bildungsfähigkeit und die Unsterblichkeit der Seele. 1. Die Knochen sind die Grundpfeiler des menschlichen Körpers. Sie bestehen aus Knochengewebe, Knochenmark und der Knochenhaut und sind gebildet aus kalkiger Knochenerde und Knochenleim. Sie umschließen schirmend die edelsten Teile und vermitteln durch Gelenke die Bewegung. Zwischen den Gelenken verhüten Knorpel und ölige Drüsen die Reibung. Eine Ver- renkung ist eine Verschiebung der Gelenkflächen. Durch Ziehen muß der Arzt den Knochen wieder ihre richtige Stellung geben. Bei einer Verstauchung springt ein Knochen aus seiner natür- lichen Lage, aber auch gleich wieder zurück. Ruhe und kalte Umschläge mildern Schmerz und Entzündung. Die Knochen der Kinder sind noch weich, die der Alten spröde. Die englische Krankheit ist eine Knochenerweichung. Die 213 Knochen (und 32 Zähne) des menschlichen Körpers stehen in inniger Verbindung und bilden, ohne die Weichteile, das Gerippe oder Skelett. Dasselbe zerfällt in Kopf, Rumpf und Gliedmaßen. Der Kopf hat 8 Schädel- und 14 Gesichtsknochen und ist der Sitz der geistigen Fähigkeit wie der edelsten Sinne. In dem unbeweglichen Ober - und dem beweglichen Unterkiefer stehen 8 meißelförmige Schneide- oder Vorderzähne, 4 nach oben spitz zu- laufende Eckzähne und 20 Backenzähne mit breiter, zackiger Krone. Der Rumpf besteht aus dem Rückgrate mit 7 Hals-, 12 Brust- und 5 Lendenwirbeln, dem Brustbein und dem Becken. Mit den Brustwirbeln stehen jederseits 12 Rippen, 7 lange und 5 kurze, in Verbindung; die 7 oberen Rippenpaare (die langen) sind durch Knorpel mit dem Brustbein verbunden. Die Gliedmaßen sind gelenkige Anhängsel des Rumpfes. Die beiden Arme sind dem Brustkasten angeheftet und bestehen

10. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 236

1881 - Danzig : Boenig
'236 tu unzählige Haargefäße, die von Millionen Lungenzellen um- sponnen sind, nimmt den Sauerstoff der eingeatmeten Luft auf, scheidet die Kohlensäure und andere schädliche Stoffe aus und fließt gerötet und rein durch die linke Vorkammer in die linke Herzkammer. . Beim großen Kreislauf geht es von hier durch zwei baumartig verzweigte Puls- oder Schlagadern in den obern und untern Teil des Körpers und versorgt alle Teilchen mit gutem hellrotem Blute, sammelt sich dann auf der andern Seite des Körpers und fließt dunkler und verschlechtert durch die Blut- adern zurück in die rechte Vor- und rechte Herzkammer. 6. Die Werkzeuge zum Atmen sind Mund, Nase, Kehlkopf, Luftröhre und Lunge. Der Kehlkopf ist das^Mund- stück der Luftröhre und das Werkzeug der menschlichen Stimme. Er wird durch einen Deckel geschlossen, über den die Speisen in die Speiseröhre gleiten. Zuweilen öffnet sich derselbe während des Essens durch Lachen oder Sprechen und läßt ein Krümchen in die Luftröhre geraten, das einen erstickenden Husten erzeugt. In der Luftröhre ist die Stimmritze zwischen den beiden Stimm- bändern. Durch sie geht die Luft ein und aus. Werden aber die Stimmbänder gespannt, so verengert sich die Stimmritze; der gepreßte Luftstrom setzt die Bänder in Schwingungen und erzeugt den Ton. Die Luftröhre führt die Luft in die Lungen- flügel, indem sie sich unten zu vielen engen Kanälchen verzweigt, an denen die 1800 Millionen Bläschen oder Zellen der schwam- migen Lunge beerenartig sitzen. Dieselben sind mit den Blut- Haargefäßen innig vereinigt; das Blut verbindet sich mit dem Sauerstoff der eingeatmeten Luft unter Wärmeentwickelung (30 0 Die im Blut erzeugte Kohlensäure nebst andern un- brauchbaren Stoffen atmet die Lunge ans. Die Einatmung geschieht durch Ausdehnung, die Ausatmung durch Zusammen- ziehung des Brustkastens, gerade wie bei einem Blasebalge. Polack 280. Das Pferd. Das Pferd gehört zu den schönsten und klügsten Tieren. Ein schlanker, langgestreckter Leib mit breiter Brust wird von hohen und zierlichen Beinen getragen. Nur mit einem Hufe, der aber fest und breit ist, tritt der Fuss sicher auf den Boden. Der Kopf ist lang, die Nase ganz mit dem Gesichte verwachsen und mit weiten Nasenlöchern versehen, was auf scharfen Riechsinn Schliessen lässt. Die Augen sind gross und lebhaft; sie sehen scharf, selbst bei Nacht. Die ansehnlich grossen und sehr beweglichen Ohren bemerken das geringste Geräusch und übertreffen vielleicht das Gesicht noch an Schärfe. Den ganzen Körper des
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