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1. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 78

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
78 Heimatkunde der Provinz Sachsen. dieser Gegend rasch groß geworden, vort reiht sich Dorf an Dorf, Stadt an Stadt, besonders im Saaltale. Zwei Großstädte und zahlreiche Mittelstädte weist die Landschaft auf. Oie Gegenden, deren Bewohner nur Ackerbau treiben, sind nur mittelmäßig besiedelt. Vas Sand- und Heideland zwischen Mulde und Elbe ist der ungünstigen Erwerbsverhältnisse wegen nur schwach besiedelt- die Dörfer liegen weit auseinander. Nur einige Meinstädte haben sich dort entwickelt. 3. Siedelungen. fln der Elster liegt die alte Bischofsstadt Zeitz (33) mit einer blühenden Industrie. In mehreren Fabriken werden Solaröl und Paraffin gewonnen. Außerdem ist Zeitz durch seine Kinderwagen- und Pianofortefabriken, Webereien und Holzbildhauereien bekannt. In der Nähe des Landstädtchens Hohenmölsen wurde Kaiser Heinrich Iv. von seinem Segenkaiser Rudolf von Schwaben besiegt. Aber im Gewühl des Kampfes wurde Rudolf die rechte Hand abgehauen. Er hob sie empor und rief aus: „Das ist die Hand, mit der ich meinem" Kaiser Treue geschworen habe." Gottfried von Bouillon, der im ersten Kreuzzuge Jerusalem eroberte, stieß ihm kurz darauf den Schaft der Reichs- fahne in den Unterleib. Am folgenden Tage starb Rudolf in Merseburg und wurde im Dome beigesetzt. In Oürrenberg Bn der Saale ist ein aufblühendes Solbad, das besonders von den Bewohnern der Stadt Leipzig viel besucht wird. An der Saale liegt die alte Bischofsstadt Merseburg (21). Das Schloß war früher die Residenz der Bischöfe,' jetzt dient es als Regierungsgebäude. Denn die Stadt ist Hauptstadt des Regierungsbezirks Merseburg. Zm Schloßhofe wird heute noch in einem schwarzen Käfig ein Rabe gehalten. Daran knüpft sich die Sage: Der Rabe im Schlotzhofe zu Merseburg. Der Bischof von Merseburg hielt sich zu seinem vergnügen einen Raben. Eines Tages vermißte er seinen kostbaren Siegelring. Trotz eifrigen Suchens war er nicht aufzufinden. Der Leibjäger des Bischofs war aber neidisch auf den alten, treuen Kammerdiener Hans und wollte ihn verderben. Er lehrte den Raben die Worte: „Hans Dieb, Hans Dieb." Der Bischof hörte sie und ließ den Diener ergreifen. Trotzdem Hans wiederholt seine Unschuld beteuerte, wurde er verurteilt und hingerichtet. Bald darauf fanden Dach- decker den Ring im Neste des Raben. Da ergriff den Bischof bittere Reue. Er ließ in seinem ldappen das Bild eines Raben mit einem Ringe im Schnabel anbringen. Sein Anblick sollte ihn zu steter Buße gemahnen. Im Dome ist das Grabmal Rudolfs von Schwaben. In einem Glaskasten wird seine vertrocknete Hand gezeigt. Südwestlich von Merseburg liegt das Dorf Roßbach, hier schlug Friedrich der Große in 1 V2 Stunden in „der denkwürdigsten und lustigsten aller Schlachten" die drei- fach stärkere französische Armee. In der Schlacht bei Lützen starb der Schwedenkönig Gustav Adolf den Heldentod. Der „Schwedenstein", ein großer lvanderblock, bezeichnet die Stelle, wo seine Leiche aufgefunden wurde. Über dem Steine erhebt sich ein guß- eisernes Denkmal. Nicht weit davon, bei dem Dorfe Großgörschen, stießen die Verbündeten im Jahre 1813 zum erstertmale mit Napoleon zusammen. Trotz der Tapfer- feit der Preußen unter Blücher blieb die Schlacht unentschieden. Der preußische General Scharnhorst empfing hier die Todeswunde. Östlich von Großgörschen bei dem Dorfe Kitzen wurde das Lützowsche Freikorps von den Franzosen während des Ivaffen- stillstände? heimtückisch überfallen und fast vernichtet. Der Dichter Theodor Körner wurde schwer verwundet und wie durch ein lvunder gerettet.

2. Für die Oberstufe - S. 80

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
80 Heimatkunde von Pommern Ii. seine Soldaten an. „Das laß nur gut sein", antworten diese, „es sind doch keine Pommern darunter. Ou weißt ja wohl, was die können!" Den gewöhnlichen Soldaten gingen ihre Offiziere mit leuchtendem Beispiel voran. Das zeigen u. a. der Generalfeldmarschall von Schwerin und der Major Lwald Christian von Meist, die beide den Heldentod starben. Otto von Schwerin suchte bei Prag (1757) dem Weichen der Truppen Einhalt zu tun, indem er dem Fahnenjunker seines Regiments die Zahne entriß und sie vorantrug, „Wer ein braver Kerl ist, folge mir!" rief er. Und die Soldaten folgten, aber ein Kartätschen- schüfe warf den General tot zu Boden. „Oer eine Schwerin", sagte später der König, „ist allein 10 000 Mann wert." Unser jetziger Kaiser hat sein Andenken dadurch geehrt, daß er dem 3. pomm. Infanterie-Regiment Nr. 14 den Namen „Infanterie-Regiment Graf Schwerin" beilegte. Oer andre tapfere Offizier ist der Oichter Ewald von Kleist, der zu Zebelin bei Köslin geboren wurde. In der blutigen Schlacht von Kunersdorf führte er sein Bataillon gegen den Feind und eroberte drei Batterien. Uls ihm eine Kugel die rechte Hand zerschmetterte, nahm er den Oegen in die linke und führte seine Soldaten gegen die vierte Batterie. Endlich streckte ein Kartätschenschuß den Helden zu Boden. In Frankfurt a. V. wurde er mit allen Ehren begraben,- ein russischer Offizier legte selbst seinen vegen auf den Sarg des braven Feindes. 8. Die Franzosenzeit, g. Die Zeit der schweren Not. Die großen Kriege, in die Napoleon ganz Europa verwickelte, hatten Pommern bis zum Jahr 1805 nicht unmittelbar in Mitleidenschaft gezogen. 3n diesem Jahr schloß jedoch der-schwedische König mit Rußland ein Bündnis gegen Napoleon und stellte 8000 Soldaten in Neu-Vorpommern auf, zu denen dann noch 20 000 Russen stießen, um mit diesen zusammen Hannover zu besetzen. Uls Napoleon aber das Land an Preußen abtrat, mußte diese Streitmacht wieder umkehren, worauf ein Teil der russischen Truppen über Stettin in ihre Heimat zurückmar- schierte. Zu ihrer Begrüßung kam damals (März 1806) Friedrich Wilhelm Iii. mit der Königin Luise nach Stettin, wo sie sehr gefeiert wurden. Unter ganz andern Verhältnissen sah ein halbes Jahr später die Königin Luise Stettin wieder (19. Oktober), auf der Flucht vor Napoleon, der am 14. Oktober bei Jena und Uuerstädt das preußische Heer niedergeworfen hatte. Auf Stettin, das wohl verproviantiert und befestigt war, sollten sich einzelne preußische Trup- penteile zurückziehen. Aber Fürst Hohenlohe ergab sich mit seiner Abteilung bei prenzlau nach schwächlichem Widerstände, so daß den Franzosen die große Heerstraße nach Pommerns Hauptstadt offen stand. Einen Tag danach erschien schon französische Reiterei vor den Toren der Stadt und vermochte den alters- schwachen Kommandanten, den General von Romberg, die Festung zu übergeben. 5000 wohl bewaffnete und durch vorherige Kämpfe nicht geschwächte preußische Soldaten wurden in solcher schmählichen Weise 800 französischen Reitern aus- geliefert. Eine preußische Abteilung, die auf der Lastadie einquartiert war, zog aber nach Hinterpommern ab. Mit der Oderfestung Stettin war preußisch-pom- mern in die Hände des Feindes geliefert. Dieser war jetzt Herr des Landes und

3. Für die Oberstufe - S. 82

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
82 Heimatkunde von Pommern Ii. (s. Teil I, 5. 38). Im folgenden Iahr wurde dann Stralsund mit Vorpommern an Schweden zurückgegeben, aber nach zwei Iahren bereits von den Franzosen wieder besetzt, wie^auch das übrige Pommern. b) Die Befreiung. Zu den besten Patrioten, die im Gegensatz zu vielen in dieser Zeit ihr Deutschtum immer hoch gehalten haben, gehörte Ernst Moritz Arndt. Dieser brave Pommer fand wie kein Zweiter scharfe und treffende Worte gegen den korsischen Eroberer und fachte die Kraft, den Mut und Zorn des deutschen Volkes zur flammenden Begeisterung an, die drückenden Kesseln der Fremdherrschaft zu sprengen. „Laßt uns vergehen für unser Land und unsre Freiheit, auf daß unsre Kinder ein freies Land bewohnen! Männer, auf! Ihr dürft nicht leben als Sklaven." So rief er seinen Landsleuten und allen Deutschen zu, bis das Volk mit dem Blut der Söhne das Mal der Schande tilgte. Die Befreiung kam von den Schneefeldern des Ostens, als der einem alten pommerschen Adelsgeschlecht entsprossene General y o r f es wagte, das von Napoleon erzwungene Bündnis zu zerreißen. Sowie dann der König Friedrich Wilhelm Iii. sein Volk zum Kampf aufrief, strömten auch die Pommern — die Stettiner mußten es heimlich tun — seinen Zahnen zu und sammelten sich in Neustettin, Kolberg oder Stargard. Wer nicht mitgehen konnte, gab von dem Wenigen, was die fremden Blutsauger ihm noch gelassen hatten. Außer den Freiwilligen stellte Pommern zu dem großen Befreiungskampfe ungefähr 10 000 Mann, die trotz mangelhafter Ausrüstung und Ausbildung hinter den andern deutschen Volksstämmen nicht zurückblieben. Als der General ^jork, der bei Wartenburg den Übergang der preußischen Truppen leitete, vor einem tapfern pommerschen Bataillon das Haupt entblößte und voll Stolz sagte: „Kinder, ich bin auch ein Pommer!", da rief ihm ein Soldat zu: „Na, nu willen woll all Lüd Pommern sinn!" Tapfer haben sich die Pommern weiter in allen Schlachten geschlagen und den Sieg an ihre Fahnen geheftet. Während dieser Zeit hatten preußische und russische Truppen Stettin eingeschlossen, das von dem General Grandeau mit 8—9000 Mann ver- teidigt wurde, vom März bis zum 5. Dezember 1813 dauerte die Belagerung der Stadt. c) Anfall Neu-Vorpommerns an Preuhen. Im März war Neu-Vor- pommern schon von den Franzosen geräumt und den Schweden überlassen worden. Seinen alten Herrn behielt dieser Landesteil aber nicht mehr lange Zeit. Auf dem Wiener Kongreß hatte der preußische Kanzler Hardenberg Schwedisch-Pommern für Preußen verlangt und erhalten. Schweden hatte vorher das Land an Dänemark gegen Norwegen abgetreten, so daß mit zwei Ländern verhandelt werden mußte. Dänemark verzichtete auf seine Ansprüche gegen Überlassung des Herzogtums Lauenburg an der Elbe und eine Geldzahlung, Schweden erhielt 31/, Mill. Taler. Der schwedische König entließ am 1. Oktober 1815 seine bisherigen Untertanen ihrer Pflichten gegen ihn, worauf einige Wochen später in Stralsund die Übergabe des Landes an den preußischen Ober- Präsidenten von Pommern vollzogen wurde. Bei der darauf erfolgenden Erb- Huldigung erklärte der Sprecher der Ritterschaft: „Unser unablässiges Streben

4. Von der Restauration zur Reichsgründung - S. 169

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Anmerkungen. 169 Stellungen bestand und daher nur wenigen verständlich war. — 2 Menschen, die vor Adam gelebt haben sollen. — 3 (Ein griechischer Philosoph aus Akragas auf Sizilien, (490—430 v. Lh.), der besonders in religiös-sittlicher Beziehung auf seine Landsleute zu wirken suchte. Erst eine spätere Sage läßt ihn den Tod durch einen Sturz in den Krater des Ätna suchen. — 4 Deckname für Leopold Freiherr von Hardenberg (1772—1801), den begabtesten unter den Romantisiern. Seine tiefe Religiosität kommt am schönsten in den Kirchenliedern zum Ausdruck: „Wenn ich ihn nur habe" usw. „wenn alle untreu werden" usw. — 5 Friedrich Ernst Daniel Schleiermacher, der Sohn eines schlesischen Feldpredigers, wurde erst Pfarrer, dann 1810 Professor an der Berliner Universität. Durch seine predigten wie seine Schriften übte er einen großen Einfluß aus. Um die Kirche aus ihrer dogmatischen Starrheit zu befreien und die der Religion fremd Gewordenen zu gewinnen, versucht er religiöses Leben zu wecken. Für ihn ist Religion nicht Rechtgläubigkeit, sondern ein Innewerden und Empfinden des Ewigen und zugleich der Abhängigkeit des Menschen von dem Ewigen. — 6 Ferdinand von Schill, bekannt geworden durch seinen tollkühnen versuch (1809), allein mit seinem Husarenregiment loszuschlagen und den König zur Teilnahme an dem Kriege gegen Napoleon zu zwingen. Er fiel im Straßenkampf in Stralsund. — 7 Der „Sandwirt von Passeier" und Speckbacher verteidigten 1809 Tirol mit Erfolg gegen die Bayern. Da Hofer, durch falsche Siegesnachrichten getäuscht, nach dem Friedensschluß sich nochmals erhob, wurde er geächtet und nach seiner Gefangennahme im Februar 1810 zu Mantua erschossen. — 8 Ein Pfarrerssohn, der 1809 zu Schönbrunn Napoleon zu ermorden versuchte. Da er erklärte, er würde im Falle der Begnadigung den versuch wiederholen, wurde er erschossen. —9 Student der Theologie, ermordete 1819 den Dichter Kotzebue, den er für einen russischen Spion hielt. — 10 August Folien oder Follenius, geboren 1794, bekannter Demokrat, der wegen demagogischer Umtriebe verhaftet wurde, wanderte dann nach der Schweiz aus. — 11 Überwiegend, vorherrschend. — 12 Weltbürgerliche Gesinnung; die Idee und das Interesse der Gesamtmenschheit steht ihnen höher als die des eigenen Nationalstaates. 3. Friedrich List, geboren 1789 zu Reutlingen, studiert nach unregelmäßigem Bildungsgänge Staatswirtschaft und wird 1817

5. (Viertes und fünftes Schuljahr) - S. 236

1910 - Frankfurt am Main : Diesterweg
8. Bei Leipzig auf dem Plane, o herrliche Schlacht! Da brach er den Franzosen das Glück und die Macht, Da lagen sie sicher nach blutigem Fall, Da ward der Herr Blücher ein Feldmarschall. 9. Drum blaset, ihr Trompeten! Husaren, heraus! Du reite, Herr Feldmarschall, wie Winde im Saus! Dem Siege entgegen zum Rhein, übern Rhein, Du tapferer Degen, in Frankreich hinein! 166. Blücher am Rhein. August Kopisch. Die Heere blieben am Rheine steh'n; Soll mau hinein nach Frankreich geh'n? Man dachte hin und wieder nach; Allein der alte Blücher sprach: „Generalkarte her! Rach Frankreich geh'n ist nicht so schwer. Wo steht der Feind?" — „Der Feind? — dahier!" „Den Finger drauf, den schlagen wir! Wo liegt Paris?" — „Paris? — dahier!" „Den Finger drauf, das nehmen wir! Run schlagt die Brücken übern Rhein! Ich denke, der Champagnerwein Wird, wo er wächst, am besten sein! Vorwärts!" 167. Die Konfirmation des Prinzen Wilhelm. Wilhelm Müller. Im Jahre 1815, als Napoleon bereits von der Insel Elba nach Frankreich zurückgekehrt war und die verbündeten Heere sich anschickten, auf belgischem Boden die Entscheidungsschlachten zu liefern, wurde die Konfirmation des Prinzen Wilhelm vollzogen. Sie fand am 8. Juni in der Schloßkapelle zu Charlottenburg statt. Aus den „Lebensgrundsätzen und Gelöbnissen", die der Prinz bei diesem Akte kundgab, heben wir folgende Stellen hervor: „Ich will an meiner Geistes- und Herzensbildung unablässig arbeiten, damit

6. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 235

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Kaiser ankamen, wurde dreimal, bei jedem König nur einmal die Trommel gerührt. Da geschah es denn, daß einmal die Wache, durch das Äußere des Wagens getäuscht, vor dem König von Württemberg den Trommel- wirbel wiederholte, der kommandierende Offizier aber zornig Einhalt gebot mit den Worten: ,,Schweigt, es ist ja nur ein König!" Jeden Morgen 9 Uhr fanden sich, nur die Könige ausgenommen, alle anwesenden Fürsten, ihre Minister und die Vornehmsten ihres Gefolges bei Napoleon ein. Nur die Fürsten und Großwürdenträger konnten in sein Kabinett eintreten, während die Zurückbleibenden sich mit den Offizieren und Höflingen begnügen mußten. Besondere Auf- merksamkeit ward von den anwesenden deutschen Vasallen natürlich keinem zuteil; Kaiser Alexander war der einzige Gegenstand eifriger Sorge. Anfangs Oktober wurde der Schauplatz der Festlichkeiten nach Weimar verlegt. Napoleon hatte den Wunsch geäußert, sich und seine Gäste hier festlich empfangen zu sehen, und wollte auch dem Zaren das Schlachtfeld von Jena zeigen. So wurden denn für den 6. und 7. Oktober außer einem Festmahl und einem Hofballe große Jagden vorbereitet, eine auf Hirsche und Rehe, die andere auf Hasen. Letztere fand zwischen Apolda und Jena statt, auf der Platte des Landgrafen- berges, wo Napoleon die Schlacht am 14. Oktober 1806 geleitet hatte. Es war vielleicht nur Zufall und Ungeschicklichkeit, daß man die festgesetzte Hasenjagd gerade mit dem von Napoleon gebotenen Besuche des Schlachtfeldes verband. Aber das geschah schwerlich ohne Absicht, daß der Sieger von Jena den Prinzen Wilhelm von Preußen einlud, sein Begleiter zu sein. Das war ja seine Art, sich des Sieges zu freuen. Wahrscheinlich hat die Brutalität diesmal eine Lebensgefahr von ihm abgewandt. Am Webicht, dem kleinen Gehölz bei Weimar, warteten auf raschen Rossen zwei Männer aus Preußen, die unter ihren Mänteln kurze Gewehre verborgen hatten und entschlossen waren, dem Unter- drücker Deutschlands ein gewaltsames Ende zu bereiten. Als sie den Bruder ihres Königs an seiner Seite erblickten, versagte ihr Arm den Dienst. Gewiß wäre es ewig zu beklagen gewesen, wenn der Gewaltige auf diese Weise sein Ende gefunden hätte; aber ein bedeutsames Zeichen der Zeit war es doch, daß sich in dem friedfertigen und geduldigen Deutschland Mordgedanken regten. Den Festlichkeiten liefen geräuschlos politische Verhandlungen zur Seite, in welche nur die beiden Kaiser und ihre nächsten Vertrauten eingeweiht waren. — Prinz Wilhelm wurde zwar mit Auszeichnung

7. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 255

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
ermüdliche Ausdauer des alten Zielen lebten wieder auf in dem neuen Könige der Husaren. Seit dem Zähre 1806 und dem kühnen Zuge auf Lübeck war er die Hoffnung der Armee; Scharnhorst lernte damals an Blüchers Seite, daß man mit Mut und Willenskraft alles auf der Welt überwinde, und sagte zu ihm: „Sie sind unser Anführer und Held, und müßten Sie uns in der Sänfte vor- und nachgetragen werden. Nur mit Ihnen ist Entschlossenheit und Glück!" Und es war unendlich mehr als die Tapferkeit des Haudegens, was die Treuen und Furchtlosen so unwider- stehlich anzog. Aus Blüchers ganzem Wesen sprach die innere Freudig- keit des geborenen Helden, jene unverwüstliche Zuversicht, die das widerwillige Schicksal zu bändigen scheint. Den Soldaten erschien er herrlich wie der Kriegsgott selber, wenn der schöne, hochgewachsene Greis noch mit jugendlicher Kraft und Anmut seinen feurigen Schimmel tummelte; gebieterische Hoheit lag auf der freien Stirn und in den großen, tiefdunkelen flammenden Augen; um die Lippen unter dem dicken Schnurrbart spielte der Schalk der Husarenlist und die herzhafte Lebens- lust. Ging es zur Schlacht, so schmückte er sich gern mit allen seinen Orden wie für ein bräutliches Fest, und niemals in allen den Fährlich- keiten seines Kriegerlebens ist ihm auch nur der Einfall gekommen, daß eine Kugel ihn hinstrecken könnte. Gewaltig war der Eindruck, wenn er zu sprechen anhob mit seiner schönen, mächtigen Stimme, ein Redner von Gottes Gnaden, immer der höchsten Wirkung sicher, mochte er nun in gemütlichem Platt mit Wachtstubenspäßen und heiligen Donnerwettern die ermüdeten Truppen aufmuntern oder den Offizieren klar, bündig, nachdrücklich seine Befehle erteilen oder endlich in festlicher Versammlung mit schwungvollen Worten einen vaterländischen Ehrentag verherrlichen. Wer täglich mit ihm verkehrte, wurde ihm ganz zu eigen; seine geliebten roten Husaren hatte er so bis auf den letzten Mann in seiner Gewalt, daß nach der unglücklichen Ratkauer Kapitulation kein einziger der Roten nach Frankreich geführt werden konnte: alle entkamen den Siegern, die meisten schlichen sich nach Ostpreußen zu ihrem Könige durch. Blücher kannte Land und Leute des deutschen Nordens wie niemand sonst unter den preußischen Generalen. Während eines langen wechsel- reichen Dienstlebens war er in jeder Landschaft vom Rheine bis zur polnischen Grenze heimisch, auch als Landwirt mit den Verhältnissen des bürgerlichen Lebens wohl vertraut geworden. Überall, wohin er kam, gewann er die Herzen, wie er so fröhlich lebte und leben ließ, mit hoch

8. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 238

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
238 prächtigen Diner machte Napoleon den Wirt; die Königin saß zu seiner rechten, der König zur linken Seite. Der König, ernst und in sich ge- kehrt, sprach wenig, aber treffend und gut. Er überließ lieber die Unter- haltung seiner gewandten Gemahlin, die bei aller Treue und Unschuld des Charakters mehr die Sprache in ihrer Gewalt hatte und sich leichter in beliebte Formen gewandt schmiegen konnte. Mit vieler Klugheit vermied sie politische Seiten, und ohne dem mächtigen französischen Kaiser zu schmeicheln, was sie nicht konnte und wollte, sprach sie viel und ihrer Überzeugung gemäß mit Achtung und Wohlwollen von der damaligen Kaiserin Joséphine. Der Kaiser war von der Königin Luise ganz eingenommen. Eine solche weibliche Anmut und Würde war ihm noch nicht vorgekommen. Seine Bewunderung wuchs mit jedem Augen- blick, und er sagte nachher zu Talleyrand: ,,Jch wußte, daß ich eine >chöne Königin sehen würde, und ich habe die schönste Königin und zu- gleich die interessanteste Frau gesunden," ein Urteil des Mannes, der zuvor die Königin bei jeder Gelegenheit verhöhnte, sie als ränkeooll schilderte und lächerlich machte, ein Beweis, daß sie etwas besaß und etwas in ihr lag, was Feinde versöhnen und gewinnen konnte. 11v. Preußen nach dem Frieden von Tilsit. Wilhelm von Mentzel. Das Jahr 1807 kam und mit ihm der schreckliche Friede. Auch der ostpreußische Feldzug hatte an Preußens Schicksal nichts zu ändern vermocht. Auf Eylau folgte Friedland und dann — Tilsit, ein Wort, das allen preußischen Patrioten das Herz brechen wollte, denn der Tilsiter Friede war erst recht eigentlich die Bestätigung all der Schmach, die auf denl geschändeten Vaterlande lastete. Und zu der Schmach gesellte sich das immer drückender werdende Elend. Wie sah es jetzt bei uns aus! — Wohin man blickte, zerstampfte Felder, verlassene Bauernhöfe, verwüstete Dörfer. Kein Getreide zu neuer Saat, keine Kräfte, das brachliegende Land zu bestellen. Handel und Gewerbe standen vollständig still, woran auch die Kontinentalsperre einen großen Schuldanteil trug. Infolge der wirtschaftlichen Notstände steigerte sich der Preis der Lebensmittel ins unerschwingliche. Dabei waren überall Einschränkungen geboten. Aber wie sollte man die Ausgaben herabsehen? — In dem armen Preußen hatte man ja schon vor dem Kriege, besonders in den

9. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 242

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
242 sollten die Schützengilden den Herd des Aufstandes abgeben; jeder Hausbesitzer sollte das Recht erhalten, Waffen zu führen; Zeug- häuser sollten eingerichtet werden, aus denen jeder sich versehen konnte. „Nur indem man", rief Stein, „den Geist der Völker in Aufregung und Gärung versetzt, kann man sie zur Entfaltung aller ihrer moralischen und physischen Kräfte bringen." Nun aber geschah, daß ein Brief, den er in diesem Sinne an den Fürsten Wittgenstein schrieb, in die Hände der Franzosen fiel. Dadurch wurde zunächst seiner Wirksamkeit in Preußen ein Ende gemacht; im Oktober 1807 hatte er in der einzigen nicht von den Franzosen besetzten Provinz des Staates, dem Lande rechts der Weichsel, die Reform als erster, mit der größten Machtvollkommenheit aus- gestatteter Minister begonnen; am 24. November 1808 schied er aus dem Ministerium. Indes die Rachsucht Napoleons ließ sich hieran nicht genügen. Er schleuderte gegen den größten Deutschen seiner Zeit die Achtserklärung. Stein flüchtete (Anfang 1809) nach Österreich. Hier hatte er die nächsten Jahre verbracht, bis (8. April 1812) das Vertrauen Alexanders 1. ihn nach Rußland rief. Mit seinem kaiserlichen Freunde wich er vor der Übermacht des Korsen nach Moskau, dann nach Petersburg zurück, niemals entmutigt, jedwedem Frieden mit dem Friedensbrecher widersprechend. Dadurch, daß der Zar seinem Rate folgte, wurde der Untergang der großen Armee entschieden; Ruß- land war befreit. Aber Stein wollte mehr. Da der preußische König und seine Ratgeber zauderten, eilte er (Januar 1813) nach Königs- berg, berief den Landtag der Provinzen, in denen er einst das Werk der Reform begonnen hatte, und brachte deren Kräfte in Bewegung zugunsten der guten Sache. Fast noch wichtiger war, daß er die Hindernisse beseitigte, die Kleinmut und Beschränktheit dem Bündnisse zwischen Rußland und Preußen bereitet hatten: es war die Grundlage zu dem letzten großen Bund gegen das französische Kaiserreich. Diesem hat er gedient an der Spitze der Behörde, welche die dem Feinde entrissenen Provinzen verwaltete, unvergleichlich mehr aber durch die Fortdauer seiner Vertrauens- stellung beim Zaren. In allen großen Krisen des Freiheitskrieges ist Stein es gewesen, der, in Übereinstimmung mit den Führern der schlesischen Armee, die Schwachen und Halben im verbündeten Lager bekämpfte und auf Fortführung des Kampfes gegen die

10. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 272

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
272 Gerechtigkeit widerfahren; aber, beachten Sie es wohl, Frankreich war es, das den Krieg anhob. Deutschland wünscht die rasche Wieder- herstellung des Friedens, und wir dürfen nichts vernachlässigen, was die Dauer des Kampfes abkürzen kann. Eins der wirksamsten Mittel hier- für aber ist, Frankreich eine Armee zu entziehen, die den Rahmen für neue Armeen liefern kann. Also — wir haben es reiflich überlegt und bleiben dabei — Ihre Armee streckt die Waffen und wird kriegs- gefangen nach Deutschland geführt." Wimpffen verwahrte sich lebhaft gegen diese Bedingungen und erklärte deren Annahme für unstatthaft mit dem Beifügen: „Es wird mir unmöglich, eine solche Kapitulation zu unterzeichnen; wir werden die Schlacht wieder anheben." Hier nahm der General Castelnau das Wort: „Ich halte den Augenblick für ge- kommen, eine Botschaft des Kaisers zu bestellen." „Wir hören, Herr General," sagte Bismarck. Darauf Castelnau: „Der Kaiser hat mich beauftragt, Sr. Majestät dem König von Preußen bemerklich zu machen, daß er demselben seinen Degen bedingungslos überreicht und sich für seine Person unbedingt ergeben habe, daß er aber also nur in der Hoffnung gehandelt, der König werde, in Rücksicht aus eine so voll- ständige Hingebung, der französischen Armee eine so ehrenvolle Kapitu- lation geben, wie sie eine verdient hat." Bismarck: „Ist das alles?" Castelnau: „Ja." Bismarck: „Aber was ist das für ein Degen, den Napoleon der Dritte übergeben hat? Ist es der Degen Frankreichs, oder ist es sein Degen? Falls es der Degen Frankreichs ist, so könnten die Bedingungen beträchtlich gemildert werden, und Ihre Botschaft wäre dann von äußerster Wichtigkeit." Castelnau: „Es ist der Degen des Kaisers." Moltke: „Dann wird dadurch nichts an den Bedingungen geändert." Wimpffen: „Wir erneuern also den Kampf." Moltke: „Der Ihnen bewilligte Waffenstillstand läuft morgen um 4 Uhr ab. Genau um 4 Uhr werde ich das Feuer eröffnen." Man stand auf, und die Franzosen riefen nach ihren Pferden. Bismarck legte sich ins Mittel, indem er Moltke veranlaßte, den französischen Unterhändlern die Unmöglichkeit, von ihrer Seite den Kampf zu erneuern, darzutun. Die am Abend von dem deutschen Heere eingenommenen Stellungen wären so, daß es die französische Armee vernichten könne, wenn es wolle. Worauf Wimpffen: „Ich werde einen Offizier senden, um diese furcht- baren Stellungen zu besichtigen, und bei seiner Rückkehr werde ich mir die Sache überlegen und meinen Entschluß fassen." Moltke: „Sie brauchen niemand zu schicken, es ist ganz überflüssig, denn Sie können
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