78 Heimatkunde der Provinz Sachsen.
dieser Gegend rasch groß geworden, vort reiht sich Dorf an Dorf, Stadt an
Stadt, besonders im Saaltale. Zwei Großstädte und zahlreiche Mittelstädte
weist die Landschaft auf. Oie Gegenden, deren Bewohner nur Ackerbau treiben,
sind nur mittelmäßig besiedelt. Vas Sand- und Heideland zwischen Mulde
und Elbe ist der ungünstigen Erwerbsverhältnisse wegen nur schwach besiedelt-
die Dörfer liegen weit auseinander. Nur einige Meinstädte haben sich dort
entwickelt.
3. Siedelungen. fln der Elster liegt die alte Bischofsstadt Zeitz (33) mit einer
blühenden Industrie. In mehreren Fabriken werden Solaröl und Paraffin gewonnen.
Außerdem ist Zeitz durch seine Kinderwagen- und Pianofortefabriken, Webereien und
Holzbildhauereien bekannt.
In der Nähe des Landstädtchens Hohenmölsen wurde Kaiser Heinrich Iv.
von seinem Segenkaiser Rudolf von Schwaben besiegt. Aber im Gewühl des Kampfes
wurde Rudolf die rechte Hand abgehauen. Er hob sie empor und rief aus: „Das ist die
Hand, mit der ich meinem" Kaiser Treue geschworen habe." Gottfried von Bouillon,
der im ersten Kreuzzuge Jerusalem eroberte, stieß ihm kurz darauf den Schaft der Reichs-
fahne in den Unterleib. Am folgenden Tage starb Rudolf in Merseburg und wurde
im Dome beigesetzt.
In Oürrenberg Bn der Saale ist ein aufblühendes Solbad, das besonders von
den Bewohnern der Stadt Leipzig viel besucht wird.
An der Saale liegt die alte Bischofsstadt Merseburg (21). Das Schloß war
früher die Residenz der Bischöfe,' jetzt dient es als Regierungsgebäude. Denn die Stadt
ist Hauptstadt des Regierungsbezirks Merseburg. Zm Schloßhofe wird heute noch in
einem schwarzen Käfig ein Rabe gehalten.
Daran knüpft sich die Sage:
Der Rabe im Schlotzhofe zu Merseburg.
Der Bischof von Merseburg hielt sich zu seinem vergnügen einen Raben. Eines Tages
vermißte er seinen kostbaren Siegelring. Trotz eifrigen Suchens war er nicht aufzufinden.
Der Leibjäger des Bischofs war aber neidisch auf den alten, treuen Kammerdiener Hans
und wollte ihn verderben. Er lehrte den Raben die Worte: „Hans Dieb, Hans Dieb."
Der Bischof hörte sie und ließ den Diener ergreifen. Trotzdem Hans wiederholt seine
Unschuld beteuerte, wurde er verurteilt und hingerichtet. Bald darauf fanden Dach-
decker den Ring im Neste des Raben. Da ergriff den Bischof bittere Reue. Er ließ in
seinem ldappen das Bild eines Raben mit einem Ringe im Schnabel anbringen. Sein
Anblick sollte ihn zu steter Buße gemahnen.
Im Dome ist das Grabmal Rudolfs von Schwaben. In einem Glaskasten wird
seine vertrocknete Hand gezeigt.
Südwestlich von Merseburg liegt das Dorf Roßbach, hier schlug Friedrich der
Große in 1 V2 Stunden in „der denkwürdigsten und lustigsten aller Schlachten" die drei-
fach stärkere französische Armee. In der Schlacht bei Lützen starb der Schwedenkönig
Gustav Adolf den Heldentod. Der „Schwedenstein", ein großer lvanderblock, bezeichnet
die Stelle, wo seine Leiche aufgefunden wurde. Über dem Steine erhebt sich ein guß-
eisernes Denkmal. Nicht weit davon, bei dem Dorfe Großgörschen, stießen die
Verbündeten im Jahre 1813 zum erstertmale mit Napoleon zusammen. Trotz der Tapfer-
feit der Preußen unter Blücher blieb die Schlacht unentschieden. Der preußische General
Scharnhorst empfing hier die Todeswunde. Östlich von Großgörschen bei dem Dorfe
Kitzen wurde das Lützowsche Freikorps von den Franzosen während des Ivaffen-
stillstände? heimtückisch überfallen und fast vernichtet. Der Dichter Theodor Körner
wurde schwer verwundet und wie durch ein lvunder gerettet.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch]]
TM Hauptwörter (200): [T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Rudolf_von_Schwaben Rudolf Rudolf Rudolf Gottfried_von_Bouillon Rudolf Rudolf Hans Hans_Dieb Hans Rudolfs Friedrich_der
Große Friedrich Gustav_Adolf Gustav Adolf Napoleon Theodor_Körner
80 Heimatkunde von Pommern Ii.
seine Soldaten an. „Das laß nur gut sein", antworten diese, „es sind doch keine
Pommern darunter. Ou weißt ja wohl, was die können!"
Den gewöhnlichen Soldaten gingen ihre Offiziere mit leuchtendem Beispiel
voran. Das zeigen u. a. der Generalfeldmarschall von Schwerin und der Major
Lwald Christian von Meist, die beide den Heldentod starben. Otto von Schwerin
suchte bei Prag (1757) dem Weichen der Truppen Einhalt zu tun, indem er dem
Fahnenjunker seines Regiments die Zahne entriß und sie vorantrug, „Wer ein
braver Kerl ist, folge mir!" rief er. Und die Soldaten folgten, aber ein Kartätschen-
schüfe warf den General tot zu Boden. „Oer eine Schwerin", sagte später der
König, „ist allein 10 000 Mann wert."
Unser jetziger Kaiser hat sein Andenken dadurch geehrt, daß er dem 3. pomm.
Infanterie-Regiment Nr. 14 den Namen „Infanterie-Regiment Graf Schwerin"
beilegte.
Oer andre tapfere Offizier ist der Oichter Ewald von Kleist, der zu Zebelin
bei Köslin geboren wurde. In der blutigen Schlacht von Kunersdorf führte er
sein Bataillon gegen den Feind und eroberte drei Batterien. Uls ihm eine Kugel
die rechte Hand zerschmetterte, nahm er den Oegen in die linke und führte seine
Soldaten gegen die vierte Batterie. Endlich streckte ein Kartätschenschuß den
Helden zu Boden. In Frankfurt a. V. wurde er mit allen Ehren begraben,- ein
russischer Offizier legte selbst seinen vegen auf den Sarg des braven Feindes.
8. Die Franzosenzeit,
g. Die Zeit der schweren Not.
Die großen Kriege, in die Napoleon ganz Europa verwickelte, hatten Pommern
bis zum Jahr 1805 nicht unmittelbar in Mitleidenschaft gezogen. 3n diesem
Jahr schloß jedoch der-schwedische König mit Rußland ein Bündnis gegen Napoleon
und stellte 8000 Soldaten in Neu-Vorpommern auf, zu denen dann noch 20 000
Russen stießen, um mit diesen zusammen Hannover zu besetzen. Uls Napoleon
aber das Land an Preußen abtrat, mußte diese Streitmacht wieder umkehren,
worauf ein Teil der russischen Truppen über Stettin in ihre Heimat zurückmar-
schierte. Zu ihrer Begrüßung kam damals (März 1806) Friedrich Wilhelm Iii.
mit der Königin Luise nach Stettin, wo sie sehr gefeiert wurden.
Unter ganz andern Verhältnissen sah ein halbes Jahr später die Königin
Luise Stettin wieder (19. Oktober), auf der Flucht vor Napoleon, der am 14. Oktober
bei Jena und Uuerstädt das preußische Heer niedergeworfen hatte. Auf Stettin,
das wohl verproviantiert und befestigt war, sollten sich einzelne preußische Trup-
penteile zurückziehen. Aber Fürst Hohenlohe ergab sich mit seiner Abteilung
bei prenzlau nach schwächlichem Widerstände, so daß den Franzosen die große
Heerstraße nach Pommerns Hauptstadt offen stand. Einen Tag danach erschien
schon französische Reiterei vor den Toren der Stadt und vermochte den alters-
schwachen Kommandanten, den General von Romberg, die Festung zu übergeben.
5000 wohl bewaffnete und durch vorherige Kämpfe nicht geschwächte preußische
Soldaten wurden in solcher schmählichen Weise 800 französischen Reitern aus-
geliefert. Eine preußische Abteilung, die auf der Lastadie einquartiert war, zog
aber nach Hinterpommern ab. Mit der Oderfestung Stettin war preußisch-pom-
mern in die Hände des Feindes geliefert. Dieser war jetzt Herr des Landes und
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Lwald_Christian_von_Meist Otto Ewald_von_Kleist Napoleon Napoleon Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Hohenlohe Romberg
82 Heimatkunde von Pommern Ii.
(s. Teil I, 5. 38). Im folgenden Iahr wurde dann Stralsund mit Vorpommern
an Schweden zurückgegeben, aber nach zwei Iahren bereits von den Franzosen
wieder besetzt, wie^auch das übrige Pommern.
b) Die Befreiung. Zu den besten Patrioten, die im Gegensatz zu vielen
in dieser Zeit ihr Deutschtum immer hoch gehalten haben, gehörte
Ernst Moritz Arndt. Dieser brave Pommer fand wie kein Zweiter
scharfe und treffende Worte gegen den korsischen Eroberer und fachte die Kraft,
den Mut und Zorn des deutschen Volkes zur flammenden Begeisterung an, die
drückenden Kesseln der Fremdherrschaft zu sprengen. „Laßt uns vergehen für
unser Land und unsre Freiheit, auf daß unsre Kinder ein freies Land bewohnen!
Männer, auf! Ihr dürft nicht leben als Sklaven." So rief er seinen Landsleuten
und allen Deutschen zu, bis das Volk mit dem Blut der Söhne das Mal der
Schande tilgte.
Die Befreiung kam von den Schneefeldern des Ostens, als der einem alten
pommerschen Adelsgeschlecht entsprossene General y o r f es wagte, das
von Napoleon erzwungene Bündnis zu zerreißen. Sowie dann der König Friedrich
Wilhelm Iii. sein Volk zum Kampf aufrief, strömten auch die Pommern — die
Stettiner mußten es heimlich tun — seinen Zahnen zu und sammelten sich in
Neustettin, Kolberg oder Stargard. Wer nicht mitgehen konnte, gab von
dem Wenigen, was die fremden Blutsauger ihm noch gelassen hatten. Außer
den Freiwilligen stellte Pommern zu dem großen Befreiungskampfe ungefähr
10 000 Mann, die trotz mangelhafter Ausrüstung und Ausbildung hinter den
andern deutschen Volksstämmen nicht zurückblieben. Als der General ^jork,
der bei Wartenburg den Übergang der preußischen Truppen leitete, vor einem
tapfern pommerschen Bataillon das Haupt entblößte und voll Stolz sagte:
„Kinder, ich bin auch ein Pommer!", da rief ihm ein Soldat zu: „Na, nu willen
woll all Lüd Pommern sinn!"
Tapfer haben sich die Pommern weiter in allen Schlachten geschlagen und
den Sieg an ihre Fahnen geheftet.
Während dieser Zeit hatten preußische und russische Truppen Stettin
eingeschlossen, das von dem General Grandeau mit 8—9000 Mann ver-
teidigt wurde, vom März bis zum 5. Dezember 1813 dauerte die Belagerung
der Stadt.
c) Anfall Neu-Vorpommerns an Preuhen. Im März war Neu-Vor-
pommern schon von den Franzosen geräumt und den Schweden überlassen
worden. Seinen alten Herrn behielt dieser Landesteil aber nicht mehr lange
Zeit. Auf dem Wiener Kongreß hatte der preußische Kanzler Hardenberg
Schwedisch-Pommern für Preußen verlangt und erhalten. Schweden hatte
vorher das Land an Dänemark gegen Norwegen abgetreten, so daß mit zwei
Ländern verhandelt werden mußte. Dänemark verzichtete auf seine Ansprüche
gegen Überlassung des Herzogtums Lauenburg an der Elbe und eine Geldzahlung,
Schweden erhielt 31/, Mill. Taler. Der schwedische König entließ am 1. Oktober
1815 seine bisherigen Untertanen ihrer Pflichten gegen ihn, worauf einige
Wochen später in Stralsund die Übergabe des Landes an den preußischen Ober-
Präsidenten von Pommern vollzogen wurde. Bei der darauf erfolgenden Erb-
Huldigung erklärte der Sprecher der Ritterschaft: „Unser unablässiges Streben
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land]]
Extrahierte Personennamen: Ernst_Moritz_Arndt Ernst Napoleon Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Dänemark
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Anmerkungen.
169
Stellungen bestand und daher nur wenigen verständlich war. — 2 Menschen, die vor Adam gelebt haben sollen. — 3 (Ein griechischer Philosoph aus Akragas auf Sizilien, (490—430 v. Lh.), der besonders in religiös-sittlicher Beziehung auf seine Landsleute zu wirken suchte. Erst eine spätere Sage läßt ihn den Tod durch einen Sturz in den Krater des Ätna suchen. — 4 Deckname für Leopold Freiherr von Hardenberg (1772—1801), den begabtesten unter den Romantisiern. Seine tiefe Religiosität kommt am schönsten in den Kirchenliedern zum Ausdruck: „Wenn ich ihn nur habe" usw. „wenn alle untreu werden" usw. — 5 Friedrich Ernst Daniel Schleiermacher, der Sohn eines schlesischen Feldpredigers, wurde erst Pfarrer, dann 1810 Professor an der Berliner Universität. Durch seine predigten wie seine Schriften übte er einen großen Einfluß aus. Um die Kirche aus ihrer dogmatischen Starrheit zu befreien und die der Religion fremd Gewordenen zu gewinnen, versucht er religiöses Leben zu wecken. Für ihn ist Religion nicht Rechtgläubigkeit, sondern ein Innewerden und Empfinden des Ewigen und zugleich der Abhängigkeit des Menschen von dem Ewigen. — 6 Ferdinand von Schill, bekannt geworden durch seinen tollkühnen versuch (1809), allein mit seinem Husarenregiment loszuschlagen und den König zur Teilnahme an dem Kriege gegen Napoleon zu zwingen. Er fiel im Straßenkampf in Stralsund. — 7 Der „Sandwirt von Passeier" und Speckbacher verteidigten 1809 Tirol mit Erfolg gegen die Bayern. Da Hofer, durch falsche Siegesnachrichten getäuscht, nach dem Friedensschluß sich nochmals erhob, wurde er geächtet und nach seiner Gefangennahme im Februar 1810 zu Mantua erschossen. — 8 Ein Pfarrerssohn, der 1809 zu Schönbrunn Napoleon zu ermorden versuchte. Da er erklärte, er würde im Falle der Begnadigung den versuch wiederholen, wurde er erschossen. —9 Student der Theologie, ermordete 1819 den Dichter Kotzebue, den er für einen russischen Spion hielt. — 10 August Folien oder Follenius, geboren 1794, bekannter Demokrat, der wegen demagogischer Umtriebe verhaftet wurde, wanderte dann nach der Schweiz aus. — 11 Überwiegend, vorherrschend. — 12 Weltbürgerliche Gesinnung; die Idee und das Interesse der Gesamtmenschheit steht ihnen höher als die des eigenen Nationalstaates.
3. Friedrich List, geboren 1789 zu Reutlingen, studiert nach unregelmäßigem Bildungsgänge Staatswirtschaft und wird 1817
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz]]
Extrahierte Personennamen: Leopold_Freiherr_von_Hardenberg Leopold Friedrich_Ernst_Daniel_Schleiermacher Friedrich Ernst Ferdinand_von_Schill Ferdinand Napoleon Napoleon Kotzebue August Friedrich_List Friedrich
8. Bei Leipzig auf dem Plane, o herrliche Schlacht!
Da brach er den Franzosen das Glück und die Macht,
Da lagen sie sicher nach blutigem Fall,
Da ward der Herr Blücher ein Feldmarschall.
9. Drum blaset, ihr Trompeten! Husaren, heraus!
Du reite, Herr Feldmarschall, wie Winde im Saus!
Dem Siege entgegen zum Rhein, übern Rhein,
Du tapferer Degen, in Frankreich hinein!
166. Blücher am Rhein.
August Kopisch.
Die Heere blieben am Rheine steh'n;
Soll mau hinein nach Frankreich geh'n?
Man dachte hin und wieder nach;
Allein der alte Blücher sprach:
„Generalkarte her!
Rach Frankreich geh'n ist nicht so schwer.
Wo steht der Feind?" — „Der Feind? — dahier!"
„Den Finger drauf, den schlagen wir!
Wo liegt Paris?" — „Paris? — dahier!"
„Den Finger drauf, das nehmen wir!
Run schlagt die Brücken übern Rhein!
Ich denke, der Champagnerwein
Wird, wo er wächst, am besten sein!
Vorwärts!"
167. Die Konfirmation des Prinzen Wilhelm.
Wilhelm Müller.
Im Jahre 1815, als Napoleon bereits von der Insel Elba nach
Frankreich zurückgekehrt war und die verbündeten Heere sich
anschickten, auf belgischem Boden die Entscheidungsschlachten zu
liefern, wurde die Konfirmation des Prinzen Wilhelm vollzogen.
Sie fand am 8. Juni in der Schloßkapelle zu Charlottenburg statt.
Aus den „Lebensgrundsätzen und Gelöbnissen", die der Prinz bei
diesem Akte kundgab, heben wir folgende Stellen hervor: „Ich will
an meiner Geistes- und Herzensbildung unablässig arbeiten, damit
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Extrahierte Personennamen: Blücher August Wilhelm Wilhelm_Müller Wilhelm Napoleon Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Rhein Rhein Frankreich Rhein Rheine Frankreich Frankreich Paris Rhein Elba Frankreich Charlottenburg
Kaiser ankamen, wurde dreimal, bei jedem König nur einmal die Trommel
gerührt. Da geschah es denn, daß einmal die Wache, durch das Äußere
des Wagens getäuscht, vor dem König von Württemberg den Trommel-
wirbel wiederholte, der kommandierende Offizier aber zornig Einhalt
gebot mit den Worten: ,,Schweigt, es ist ja nur ein König!"
Jeden Morgen 9 Uhr fanden sich, nur die Könige ausgenommen,
alle anwesenden Fürsten, ihre Minister und die Vornehmsten ihres
Gefolges bei Napoleon ein. Nur die Fürsten und Großwürdenträger
konnten in sein Kabinett eintreten, während die Zurückbleibenden sich
mit den Offizieren und Höflingen begnügen mußten. Besondere Auf-
merksamkeit ward von den anwesenden deutschen Vasallen natürlich keinem
zuteil; Kaiser Alexander war der einzige Gegenstand eifriger Sorge.
Anfangs Oktober wurde der Schauplatz der Festlichkeiten nach
Weimar verlegt. Napoleon hatte den Wunsch geäußert, sich und seine
Gäste hier festlich empfangen zu sehen, und wollte auch dem Zaren
das Schlachtfeld von Jena zeigen. So wurden denn für den 6. und
7. Oktober außer einem Festmahl und einem Hofballe große Jagden
vorbereitet, eine auf Hirsche und Rehe, die andere auf Hasen. Letztere
fand zwischen Apolda und Jena statt, auf der Platte des Landgrafen-
berges, wo Napoleon die Schlacht am 14. Oktober 1806 geleitet hatte.
Es war vielleicht nur Zufall und Ungeschicklichkeit, daß man die festgesetzte
Hasenjagd gerade mit dem von Napoleon gebotenen Besuche des
Schlachtfeldes verband. Aber das geschah schwerlich ohne Absicht, daß
der Sieger von Jena den Prinzen Wilhelm von Preußen einlud, sein
Begleiter zu sein. Das war ja seine Art, sich des Sieges zu freuen.
Wahrscheinlich hat die Brutalität diesmal eine Lebensgefahr von ihm
abgewandt. Am Webicht, dem kleinen Gehölz bei Weimar, warteten auf
raschen Rossen zwei Männer aus Preußen, die unter ihren Mänteln
kurze Gewehre verborgen hatten und entschlossen waren, dem Unter-
drücker Deutschlands ein gewaltsames Ende zu bereiten. Als sie den
Bruder ihres Königs an seiner Seite erblickten, versagte ihr Arm den
Dienst. Gewiß wäre es ewig zu beklagen gewesen, wenn der Gewaltige
auf diese Weise sein Ende gefunden hätte; aber ein bedeutsames Zeichen
der Zeit war es doch, daß sich in dem friedfertigen und geduldigen
Deutschland Mordgedanken regten.
Den Festlichkeiten liefen geräuschlos politische Verhandlungen zur
Seite, in welche nur die beiden Kaiser und ihre nächsten Vertrauten
eingeweiht waren. — Prinz Wilhelm wurde zwar mit Auszeichnung
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch]]
TM Hauptwörter (200): [T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land]]
Extrahierte Personennamen: Württemberg Napoleon Alexander Alexander Napoleon Napoleon Napoleon Jena Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Weimar Jena Apolda Jena Weimar Deutschlands Deutschland
ermüdliche Ausdauer des alten Zielen lebten wieder auf in dem neuen
Könige der Husaren.
Seit dem Zähre 1806 und dem kühnen Zuge auf Lübeck war er
die Hoffnung der Armee; Scharnhorst lernte damals an Blüchers Seite,
daß man mit Mut und Willenskraft alles auf der Welt überwinde, und
sagte zu ihm: „Sie sind unser Anführer und Held, und müßten Sie
uns in der Sänfte vor- und nachgetragen werden. Nur mit Ihnen ist
Entschlossenheit und Glück!" Und es war unendlich mehr als die
Tapferkeit des Haudegens, was die Treuen und Furchtlosen so unwider-
stehlich anzog. Aus Blüchers ganzem Wesen sprach die innere Freudig-
keit des geborenen Helden, jene unverwüstliche Zuversicht, die das
widerwillige Schicksal zu bändigen scheint. Den Soldaten erschien er
herrlich wie der Kriegsgott selber, wenn der schöne, hochgewachsene Greis
noch mit jugendlicher Kraft und Anmut seinen feurigen Schimmel
tummelte; gebieterische Hoheit lag auf der freien Stirn und in den
großen, tiefdunkelen flammenden Augen; um die Lippen unter dem dicken
Schnurrbart spielte der Schalk der Husarenlist und die herzhafte Lebens-
lust. Ging es zur Schlacht, so schmückte er sich gern mit allen seinen
Orden wie für ein bräutliches Fest, und niemals in allen den Fährlich-
keiten seines Kriegerlebens ist ihm auch nur der Einfall gekommen, daß
eine Kugel ihn hinstrecken könnte. Gewaltig war der Eindruck, wenn
er zu sprechen anhob mit seiner schönen, mächtigen Stimme, ein Redner
von Gottes Gnaden, immer der höchsten Wirkung sicher, mochte er nun
in gemütlichem Platt mit Wachtstubenspäßen und heiligen Donnerwettern
die ermüdeten Truppen aufmuntern oder den Offizieren klar, bündig,
nachdrücklich seine Befehle erteilen oder endlich in festlicher Versammlung
mit schwungvollen Worten einen vaterländischen Ehrentag verherrlichen.
Wer täglich mit ihm verkehrte, wurde ihm ganz zu eigen; seine geliebten
roten Husaren hatte er so bis auf den letzten Mann in seiner Gewalt,
daß nach der unglücklichen Ratkauer Kapitulation kein einziger der Roten
nach Frankreich geführt werden konnte: alle entkamen den Siegern, die
meisten schlichen sich nach Ostpreußen zu ihrem Könige durch.
Blücher kannte Land und Leute des deutschen Nordens wie niemand
sonst unter den preußischen Generalen. Während eines langen wechsel-
reichen Dienstlebens war er in jeder Landschaft vom Rheine bis zur
polnischen Grenze heimisch, auch als Landwirt mit den Verhältnissen des
bürgerlichen Lebens wohl vertraut geworden. Überall, wohin er kam,
gewann er die Herzen, wie er so fröhlich lebte und leben ließ, mit hoch
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
238
prächtigen Diner machte Napoleon den Wirt; die Königin saß zu seiner
rechten, der König zur linken Seite. Der König, ernst und in sich ge-
kehrt, sprach wenig, aber treffend und gut. Er überließ lieber die Unter-
haltung seiner gewandten Gemahlin, die bei aller Treue und Unschuld
des Charakters mehr die Sprache in ihrer Gewalt hatte und sich leichter
in beliebte Formen gewandt schmiegen konnte. Mit vieler Klugheit
vermied sie politische Seiten, und ohne dem mächtigen französischen
Kaiser zu schmeicheln, was sie nicht konnte und wollte, sprach sie viel
und ihrer Überzeugung gemäß mit Achtung und Wohlwollen von der
damaligen Kaiserin Joséphine. Der Kaiser war von der Königin Luise
ganz eingenommen. Eine solche weibliche Anmut und Würde war ihm
noch nicht vorgekommen. Seine Bewunderung wuchs mit jedem Augen-
blick, und er sagte nachher zu Talleyrand: ,,Jch wußte, daß ich eine
>chöne Königin sehen würde, und ich habe die schönste Königin und zu-
gleich die interessanteste Frau gesunden," ein Urteil des Mannes, der
zuvor die Königin bei jeder Gelegenheit verhöhnte, sie als ränkeooll
schilderte und lächerlich machte, ein Beweis, daß sie etwas besaß und
etwas in ihr lag, was Feinde versöhnen und gewinnen konnte.
11v. Preußen nach dem Frieden von Tilsit.
Wilhelm von Mentzel.
Das Jahr 1807 kam und mit ihm der schreckliche Friede. Auch
der ostpreußische Feldzug hatte an Preußens Schicksal nichts zu ändern
vermocht. Auf Eylau folgte Friedland und dann — Tilsit, ein Wort,
das allen preußischen Patrioten das Herz brechen wollte, denn der Tilsiter
Friede war erst recht eigentlich die Bestätigung all der Schmach, die auf
denl geschändeten Vaterlande lastete. Und zu der Schmach gesellte sich
das immer drückender werdende Elend.
Wie sah es jetzt bei uns aus! — Wohin man blickte, zerstampfte
Felder, verlassene Bauernhöfe, verwüstete Dörfer. Kein Getreide zu
neuer Saat, keine Kräfte, das brachliegende Land zu bestellen. Handel
und Gewerbe standen vollständig still, woran auch die Kontinentalsperre
einen großen Schuldanteil trug.
Infolge der wirtschaftlichen Notstände steigerte sich der Preis der
Lebensmittel ins unerschwingliche. Dabei waren überall Einschränkungen
geboten. Aber wie sollte man die Ausgaben herabsehen? — In dem
armen Preußen hatte man ja schon vor dem Kriege, besonders in den
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Joséphine Luise Wilhelm_von_Mentzel Wilhelm
242
sollten die Schützengilden den Herd des Aufstandes abgeben; jeder
Hausbesitzer sollte das Recht erhalten, Waffen zu führen; Zeug-
häuser sollten eingerichtet werden, aus denen jeder sich versehen
konnte. „Nur indem man", rief Stein, „den Geist der Völker in
Aufregung und Gärung versetzt, kann man sie zur Entfaltung aller
ihrer moralischen und physischen Kräfte bringen." Nun aber
geschah, daß ein Brief, den er in diesem Sinne an den Fürsten
Wittgenstein schrieb, in die Hände der Franzosen fiel. Dadurch wurde
zunächst seiner Wirksamkeit in Preußen ein Ende gemacht; im
Oktober 1807 hatte er in der einzigen nicht von den Franzosen
besetzten Provinz des Staates, dem Lande rechts der Weichsel, die
Reform als erster, mit der größten Machtvollkommenheit aus-
gestatteter Minister begonnen; am 24. November 1808 schied er
aus dem Ministerium. Indes die Rachsucht Napoleons ließ sich
hieran nicht genügen. Er schleuderte gegen den größten Deutschen
seiner Zeit die Achtserklärung.
Stein flüchtete (Anfang 1809) nach Österreich. Hier hatte er die
nächsten Jahre verbracht, bis (8. April 1812) das Vertrauen
Alexanders 1. ihn nach Rußland rief. Mit seinem kaiserlichen Freunde
wich er vor der Übermacht des Korsen nach Moskau, dann nach
Petersburg zurück, niemals entmutigt, jedwedem Frieden mit dem
Friedensbrecher widersprechend. Dadurch, daß der Zar seinem Rate
folgte, wurde der Untergang der großen Armee entschieden; Ruß-
land war befreit. Aber Stein wollte mehr. Da der preußische König
und seine Ratgeber zauderten, eilte er (Januar 1813) nach Königs-
berg, berief den Landtag der Provinzen, in denen er einst das
Werk der Reform begonnen hatte, und brachte deren Kräfte in
Bewegung zugunsten der guten Sache. Fast noch wichtiger war,
daß er die Hindernisse beseitigte, die Kleinmut und Beschränktheit
dem Bündnisse zwischen Rußland und Preußen bereitet hatten:
es war die Grundlage zu dem letzten großen Bund gegen das
französische Kaiserreich. Diesem hat er gedient an der Spitze der
Behörde, welche die dem Feinde entrissenen Provinzen verwaltete,
unvergleichlich mehr aber durch die Fortdauer seiner Vertrauens-
stellung beim Zaren. In allen großen Krisen des Freiheitskrieges
ist Stein es gewesen, der, in Übereinstimmung mit den Führern
der schlesischen Armee, die Schwachen und Halben im verbündeten
Lager bekämpfte und auf Fortführung des Kampfes gegen die
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
272
Gerechtigkeit widerfahren; aber, beachten Sie es wohl, Frankreich war
es, das den Krieg anhob. Deutschland wünscht die rasche Wieder-
herstellung des Friedens, und wir dürfen nichts vernachlässigen, was die
Dauer des Kampfes abkürzen kann. Eins der wirksamsten Mittel hier-
für aber ist, Frankreich eine Armee zu entziehen, die den Rahmen
für neue Armeen liefern kann. Also — wir haben es reiflich überlegt
und bleiben dabei — Ihre Armee streckt die Waffen und wird kriegs-
gefangen nach Deutschland geführt." Wimpffen verwahrte sich lebhaft
gegen diese Bedingungen und erklärte deren Annahme für unstatthaft
mit dem Beifügen: „Es wird mir unmöglich, eine solche Kapitulation
zu unterzeichnen; wir werden die Schlacht wieder anheben." Hier nahm
der General Castelnau das Wort: „Ich halte den Augenblick für ge-
kommen, eine Botschaft des Kaisers zu bestellen." „Wir hören, Herr
General," sagte Bismarck. Darauf Castelnau: „Der Kaiser hat mich
beauftragt, Sr. Majestät dem König von Preußen bemerklich zu machen,
daß er demselben seinen Degen bedingungslos überreicht und sich für
seine Person unbedingt ergeben habe, daß er aber also nur in der
Hoffnung gehandelt, der König werde, in Rücksicht aus eine so voll-
ständige Hingebung, der französischen Armee eine so ehrenvolle Kapitu-
lation geben, wie sie eine verdient hat." Bismarck: „Ist das alles?"
Castelnau: „Ja." Bismarck: „Aber was ist das für ein Degen, den
Napoleon der Dritte übergeben hat? Ist es der Degen Frankreichs,
oder ist es sein Degen? Falls es der Degen Frankreichs ist, so könnten
die Bedingungen beträchtlich gemildert werden, und Ihre Botschaft
wäre dann von äußerster Wichtigkeit." Castelnau: „Es ist der Degen
des Kaisers." Moltke: „Dann wird dadurch nichts an den Bedingungen
geändert." Wimpffen: „Wir erneuern also den Kampf." Moltke:
„Der Ihnen bewilligte Waffenstillstand läuft morgen um 4 Uhr ab.
Genau um 4 Uhr werde ich das Feuer eröffnen." Man stand auf,
und die Franzosen riefen nach ihren Pferden. Bismarck legte sich ins
Mittel, indem er Moltke veranlaßte, den französischen Unterhändlern
die Unmöglichkeit, von ihrer Seite den Kampf zu erneuern, darzutun.
Die am Abend von dem deutschen Heere eingenommenen Stellungen
wären so, daß es die französische Armee vernichten könne, wenn es wolle.
Worauf Wimpffen: „Ich werde einen Offizier senden, um diese furcht-
baren Stellungen zu besichtigen, und bei seiner Rückkehr werde ich mir
die Sache überlegen und meinen Entschluß fassen." Moltke: „Sie
brauchen niemand zu schicken, es ist ganz überflüssig, denn Sie können
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke]]
Extrahierte Personennamen: Castelnau Bismarck Bismarck Castelnau Bismarck Napoleon Castelnau Moltke Moltke Bismarck Moltke Moltke
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Frankreich Deutschland Frankreichs Frankreichs