Berggruppen genannt. — Ein Land, das von Gebirgen
umgeben und durchschnitten ist, nennen wir ein
Gebirgöland, oder ein Alpenland. —
§. 8. Jede Reihe zusammenhangender Erhabenheiten
hat außer der Höhe ihrer einzelnen Theile noch 2 andere
Ausdehnungen. Die größte derselben heißt die
Tange, die kleinere die
Breite der Hügel-, Berg-, oder Gebirgskette. — Die Rieh,
tung, nach welcher sich diese Ketten in die Lange aus»
dehnen, wird nach den Himmelsgegenden (§90.) bestimmt.
§. 9. Theile der einzelnen Erhabenheiten sind: die
Grundfläche, das ist, der Raum, auf welchem die Erhi»
benheit steht; der
Fuß, mit welchem die Erhabenheit beginnt; das
Gehänge oder die Seitenflächen, oberhalb des Fußes;
und der
Gipfel oder 0teitel oder die Spitze, der oberste Theil
der Erhabenheit, wenn die Ausdehnung desselben nach
Lange und Breite nicht zu sehr verschieden ist. Wird
die Breite dieses Theiles von der Lange vielmal über»
troffen, so heißt er
Rücken. —
§. 10. Die Gipfel der Erhabenheiten nennt man nach
ihrer Form:
Zacken, Haken, Thürme, Ropf oder Roppe, Hör-
ner, Nadeln, Zahne, Buckel re.
§. 11. Die gewöhnlichste Form der einzelnen Erha«
benheiten ist die
Regelform, die rundliche; nächst dieser die
Ppramidenform, die eckige. — Manche Berge haben die
Gestalt eines Sarges und heißen
Sargberge. Diese haben keinen Gipfel, sondern einen Rückern
§. 12. Zusammenhangende Erhabenheiten haben einen
1*
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
42
Dritter Abschnitt.
Sefìlctnb, Continente wenn es aus Landererstreckungen
besteht, welche viele Tausend Quadratmeilen groß sind;
Insel, wenn es höchstens einige Tausend Quadratmeilen groß,
oder auch kleiner bis sehr klein ist und als der Nucken eines
Seegebirges, oder als der Gipfel eines Seeberges angese-
hen werden kann.
Der Festlande sind 5 :
1. das Alke, im O. des West-Qceans und im W. des Gro-
ßen Oceans; reicht im N. an das Eismeer;
2. das Neue, im W. des West-Oceans und im O. des Gro-
ßen Oceans, reicht fast vom Südl. Eismeer bis an das
Nördl. Eismeer, und ist in der Mitte beinahe vom Wasser
durchbrochen.
3. das Neueste Festland, zwischen dem Indischen, und dem
Großen Ocean, vom Wendekreis des Steinbocks durchschnitten.
Alles Land der Erde wwd ferner in 5 große Theile ge-
theilt, welche
Erdkheile heißen. Das Alte Festland enthalt 5 dieser Erdtheile:
Europa ist der nordwestliche, kleinere Theil derselben, bis ans
Nördl. Eismeer reichend, erstreckt sich ostw. bis an ein
großes Meridiangebirge (Ural) und einen an diesem Ge-
birge entspringenden Fluß, welcher seiner Hptricht. nach
südwestw. in ein Binnenmeer (Caspische) geht;
Asien, der östliche, größere Theil, im Di. ans Eismeer, im
S. ans Indische Meer reichend, grenzt westw. an das eben
bezeichnete Gebirge und den angedeuteten Fluß, weiterhin
an Binnenmeere;
Afrika, der südwestliche Theil, vom Aequatvr durchschnitten,
von Europa durch ein Binnenmeer (das Mittelmeer) ge-
trennt, mit Asien durch eine Erdcnge zusammenhangend,
hat im O. des südl. Theils das Indische Meer.
Amerika oder das Neue Festland. (Siehe oben No. 2.)
Australien, Polynesien, oder das Neueste Festland.
(Siehe oben No. r )
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut]]
Extrahierte Ortsnamen: West-Qceans West-Oceans Europa Asien Indische Afrika Europa Amerika Australien Polynesien
54 Ii. Heimatkunde der Provinz Ostpreußen.
gegen den Kurfürsten zu empören. Er reiste nach Polen und bat den dortigen
König gegen Friedrich Wilhelm um Hilfe. Man wollte denselben wiederum
aus dem Lande treiben und Preußen erneut unter polnische Herrschaft bringen.
Als das der Kurfürst hörte, ließ er Kalckstein in Warschau, der Hauptstadt Polens,
aufgreifen und nach Preußen führen, hier wurde er zum Tode verurteilt und
später in Memel hingerichtet, von jetzt ab beugten sich auch die preußischen
Adligen unter den starken Arm des Großen Kurfürsten, und seitdem hat das
Land treu zu seinen Herrschern gestanden.
2. Simon Vach. Simon Vach ist einer der bekanntesten ostpreußischen
Dichter. Sein Geburtsort ist die Stadt Memel. Er war ein Zeitgenosse des
Großen Kurfürsten, vieser fand an seinen Liedern solche Zreude, daß er ihn
vom Lehrer an der vomschule zum Professor an der Königsberger Universität
machte. Auch schenkte er ihm auf seine Litte später das unfern von Königsberg
gelegene Gütchen Kuikeim, auf dem Vach den letzten Teil seines Lebens sorgen-
frei zubringen konnte.
Vach war zu seiner Zeit als Dichter weit und breit berühmt. Mit mehreren
gleichgesinnten Freunden schloß er sich zu einem kleinen Kreise zusammen, den
man die „musikalischei Kürbislaube" nannte, da einzelne Mitglieder zu den
Gedichten sogleich die Melodien machten und häufig in einer Laube zusammen-
kamen, die mit Kürbislaub umrankt war.
Dach war trotz seiner Berühmtheit ein bescheidener und freundlicher Mann.
Daher hatte ihn jeder Hern, und kein Königsberger ging an ihm vorüber, ohne
ihn besonders ehrfürchtig und warm zu begrüßen. Die Zrauen und Mädchen
blieben stehen und knicksten ehrerbietigst, während ihm die Kinder unbefangen
nachliefen und sich auch wohl an seine Arme hängten. Neben zahlreichen Kirchen-
liedern klingen vor allem sein „Annchen von Tharau" und das „Lied der Freund-
schaft" noch heute wieder.
3. Schreckensbilder aus der Pestzeit während der Regierung Friedrichs I.
Schon zur Ordenszeit hören wir oft vom Auftreten der Pest in Preußen, die
ungezählte Opfer forderte. Damals und auch später noch bezeichnete man jede
ansteckende Krankheit, die ein großes Sterben im Gefolge hatte, als Pest,
vielfach mögen auch Hunger, Typhus und ähnliche Seuchen das Ihrige zu
den großen Volksverheerungen beigetragen haben, ven wahrhaft grauen-
vollen Abschluß dieser furchtbaren Volkskrankheiten bildet die große Pest der
Jahre 1709/10. Noch heute lebt die Erinnerung an sie im Gedächtnis der
Bevölkerung fort.
Bereits im herbste des Jahres 1708 hatte sich die Pest spüren lassen. Wie
fast immer, so hatte sie sich auch diesmal wieder von Polen her den preußischen
Grenzen genähert, vergeblich hatte man diese bewacht, die Brücke der Grenz-
gewässer abgebrochen und die Wege gesperrt- die furchtbare Krankheit hatte
sich nicht aufhalten lassen. Aber erst im folgenden Jahre begann ihr eigent-
licher Siegeszug durch die Gaue Ostpreußens. Masuren und vor allem Litauen
wurden fast gänzlich entvölkert und auch in Natangen und Samland die Be-
wohner zu Tausenden dahingerafft. Königsberg verlor ein viertel seiner
Bevölkerung.
Zurchtbar sind die Tage, welche die Bevölkerung einer von der Pest
bedrohten Stadt durchlebten, vie Stadttore sind geschlossen und von be-
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Simon_Vach Simon_Vach Friedrichs_I. Königsberg
Bilder aus Ostpreußens Vergangenheit. 55
waffneten Wachen besetzt. Niemand darf ohne Erlaubnis der Polizei aus
noch ein gehen. Oer Besuch verpesteter Ortschaften ist bei Todesstrafe ver-
boten, vie vielfach noch ungepflasterten Straßen und Kinnsteine werden vom
Schmutz gereinigt, die herrenlosen Hunde vom Scharfrichter und seinen Unechten
erschlagen, da man meint, daß ihre langen haare das Pestgift leicht übertragen
könnten. Pestärzte und Totengräber werden in Bereitschaft gehalten und das
abgelegene Pesthaus, das die tranken aufnehmen soll, instand gesetzt.
Doch alle diese Vorkehrungen sind vergeblich, vielleicht war es ein kranker
Wanderbursche, der die Pest eingeschleppt hat, ein Kesselflicker oder ein Spiel-
mann. Schwarzblau angelaufen und mit Beulen bedeckt, hatte man ihn am
Morgen irgendwo in der Stadt aufgefunden. Mit Windeseile verbreitet sich
unter den Bürgern der Schreckensruf: „Die Pest ist da!" Bürgermeister und Nat
halten Sitzungen ab und besprechen, was zu tun sei. Man läßt das Unglücks-
Haus, in welchem die Pestleiche gefunden wurde, vernageln, versieht es mit
einem großen, weißen kreuze und verbietet den andern Bewohnern, dasselbe
bei Todesstrafe zu verlassen, verängstigt stehen die Bürger auf den Straßen
zusammen und frischen die Erinnerungen an die letzterlebte Pestepidemie aus
oder besprechen die zu ihren Ohren gekommenen bösen Nachrichten aus dem
verpesteten Nachbarorte. Auf Märkten und freien Plätzen brennen mächtige
Kaddikhaufen, deren (Hualm die Luft reinigen soll. In den Krämerläden,
beim Bäcker und Fleischer, sind Schalen mit Pestessig aufgestellt, welche die Geld-
münzen aufnehmen, ehe sie von einer-Hand in die andere gelangen. Zn den
überfüllten Kirchen werden besondere Bittgottesdienste abgehalten. Sonst sind
alle Zusammenkünfte verboten. Eine unheimliche Stille ist über die ganze Stadt
ausgebreitet, in der noch vor kurzem Freude und Lebenslust herrschten.
Doch das Unglück läßt sich nicht mehr aufhalten. Die pestfälle mehren sich
mit unheimlicher Geschwindigkeit. Bald sind ganze Häuser, ja ganze Straßenzüge
ausgestorben, vor dem Tore muß ein besonderer Pestkirchhof angelegt werden,
da der alte Gottesacker schon überfüllt ist. Längst hat das Sterbegeläute der
Glocken aufgehört, und wenn sich die Schatten der Nacht auf die unglückliche
Stadt herniedersenken, dann gehen die Totengräber und Pestkerle ihrem furcht-
baren Gewerbe nach. In wachsleinene Mäntel gehüllt, die mit Pestessig
getränkt sind, durchsuchen sie die verseuchten Häuser, laden die im Laufe des
Tages verstorbenen auf ihre pestkarren und bestatten sie gemeinsam in schnell
ausgehobenen Gruben. Einsam und hilflos bleiben die Kranken auf ihrem
Schmerzenslager zurück. Niemand darf sich ihnen nähern. Nur der Geistliche
reicht ihnen das letzte, heilige Mahl. Erst nachdem die stark gelichteten Reihen
der Bevölkerung dem Tode kaum noch eine lohnende Ernte versprechen, läßt
dieser die furchtbare Sichel sinken, um an einem andern Orte das Würgen von
neuem zu beginnen.
4. tvie Friedrich Wilhelm I. einen adligen Dieb bestrafte. Als
Friedrich Wilhelm I. zur Negierung kam, war Ostpreußen durch die Pest
furchtbar entvölkert. Namentlich in Litauen lagen weite Landstrecken wüste und
unbebaut, da es an Menschen mangelte, den Acker zu bestellen. Oer fürsorg-
liche König hat weder den weiten Weg von Berlin nach Ostpreußen noch Arbeit
und Kosten gescheut, um das furchtbar verarmte Land wieder in Ordnung zu
bringen, viele Millionen Taler hat der sonst so sparsame Negent hingegeben,
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I.
B. Litauen. 25
Während der Mann in der Regel sein eigner Tischler, Stellmacher, Zimmer-
mann und Maurer ist, verstehen die Krauen farbige Bänder und Stoffe zu weben
sowie bunte Handschuhe zu stricken, die in neuerer Zeit auch in andern Gegenden
gern getragen werden, vie Litauer sind auch ein sangeskundiges Volk. Groß
ist die Zahl ihrer selbstgedichteten Lieder, die man vainos nennt. Nicht selten
kommt es vor, daß jemand ein Lied ohne Vorbereitung dichten und auch sogleich
mit einer Melodie versehen kann.
Allen diesen guten Eigenschaften der Litauer stehen jedoch auch unvorteil-
hafte gegenüber. Ihr Aberglaube ist noch immer groß, vielfach noch ist
die Annahme verbreitet, daß nach Sonnenuntergang die Krankheit einher-
schleiche. Türen und Zensier werden deshalb in dieser Zeit geschlossen. Ab-
geschnittene Haupthaare mutz man verbrennen? denn wenn sie die Vögel in ihre
Nester tragen, dann bekommt man Kopfweh. Leim Trauermahle findet sich
auch die Seele des verstorbenen mit ungezählten Geistern ein, um daran teil-
zunehmen. Korst- und Jagdfrevel erscheinen dem Litauer nicht als vergehen.
Venn Wild und Wald hat Gott nach seiner Ansicht für alle geschaffen. Be-
kannt auch ist seine Neigung zu gerichtlichen klagen, wobei er dem Nichter
gegenüber auch vor der Unwahrheit, ja selbst vor dem Meineide oft nicht
zurückschreckt.
(1) Wirtschaftliche Verhältnisse. Da die Memelniederung sehr fruchtbar
ist, so wird dort namentlich Vieh- und Pferdezucht getrieben. Bekannt ist das
Königliche Hauptgestüt Trakehnen- hier werden hunderte der edelsten Pferde
gezogen, die in aller Welt berühmt sind. Überhaupt ist der litauische Bauer
ein besonderer Pferdeliebhaber, und seine Sorgfalt in der Aufzucht und Haltung
der edeln Tiere ist rühmlichst bekannt. Daneben beschäftigt man sich in den
wiesenreichen Gebieten mit der Milchwirtschaft, ver Tilsiter Käse erfreut sich
eines weiten Nufes. Im südlichen Teile Litauens ladet der Boden mehr zum
Getreidebau ein und lohnt durch sehr ertragreiche Ernten. Nur nördlich der
Memel, nach der russischen Grenze zu, gibt es mehr öde Moor- und heidestrecken,
die palven genannt werden. In den Haffdörfern baut man gute Kartoffeln
und wohlschmeckendes Gemüse. Beides wird auf Kähnen nach Königsberg
gebracht und dort auf Handwagen in den Straßen zum Kauf angeboten, vor
allem aber gehen die Bewohner jener Gegend dem Zischfange nach. Aus den
Zischabfällen und kleinen Zischen wird ein vorzüglicher Tran bereitet. Leider
füttert man mit Zischen auch Hühner, Gänse und Schweine, deren Zleisch davon
einen tranigen Geschmack erhält.
e) Natürliche Verkehrswege. Welche Zlußläufe sind bereits als solche
genannt worden? Zähle dieselben auf! Die meisten von ihnen sind durch Kanäle
miteinander verbunden, so daß man aus der Memel durch sie in den pregel
gelangen kann.
k) Siegelungen. Memel, am Memeler Tief und an der Dange gelegen,
ist eine bedeutende Seehandelsstadt. Wenn auch ihre Bedeutung gegen früher
zurückgegangen sein mag, so ist ihr Handel mit holz und Getreide doch noch
immer beträchtlich. In zahlreichen Sägemühlen wird das aus Rußland kommende
holz bearbeitet. Auch besitzt Memel mehrere Schiffswerften. Im Jahre 1807
haben Zriedrich Wilhelm Iii. und die Königin Luise hier eine Zeitlang gewohnt.
An diese Zeit erinnert noch heute das Nationaldenkmal, vie Stadt hat ein
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
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Extrahierte Personennamen: Zriedrich_Wilhelm Wilhelm
A. Die Thüringer Mulde. 27
Abb. 21. Hundejunge. (Nach einer Photographie von Spieß, Eisleben.)
Venn sie konnten im Dunkeln nicht zurück, weil der Schacht so gefährlich war. Auf einmal
sahen sie ganz fern in der Strecke ein Licht. Oa§ kam ihnen entgegen. Da freuten sie
flbb. 22. Gruppe von Bergleuten. (Nach einer Photographie von Lpieß, Etzleben.)
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
76
Heimatkunde der Provinz Sachsen.
die Luftbahn wird sie zum Kohlenwerk befördert. Die kleinen vollen wagen oder Loren
laufen an starken Drahtseilen hin, die leeren wieder zurück. Solche Bergwerke nennt
man „Tagebau e". va die Kohle aber gewöhnlich tiefer liegt, gräbt man einen
Schacht. Oer führt wie ein Brunnen in die Tiefe. Unten im Schachte werden nach
allen Seiten Gänge oder Stollen angelegt. Sie führen nach den Arbeitsstellen
der Bergleute. Damit sie nicht einstürzen können, werden sie durch Pfosten gestützt.
Mit dem Filzhut ohne Krempe auf dem Kopfe und dem Grubenlicht im Gürtel, fährt
der Bergmann im Fahrstuhle in den Schacht. Dort schlägt er mit Fäustel und Spitz-
hacke die Kohle los. Die Förderleute laden die Kohlen in Loren und schieben diese auf
Eisenbahnschienen auf den Fahrstuhl im Förderschacht. Mit rasender Schnelligkeit wird
die gefüllte Lore durch Maschinenkraft in die höhe getrieben. Zu gleicher Zeit saust
eine leere Lore auf einem Fahrstuhl daneben in die Tiefe. Die gewonnene Braunkohle
wird dann zu preß st einen und Briketts verarbeitet. Aus der besten bereitet
man S o l a r ö l und Paraffin. Aus Paraffin
werden die weißen und bunten Weihnachtskerzen
hergestellt.
Ein solches Kohlenwerk ist eine großartige
Fabrikanlage. Überall herrscht reges Leben Tag und
Nacht. Kräftige Arbeiter schieben schwerbeladene
Kufren. Frauen und Mädchen füllen die Loren mit
Kohlen, preßsteinen und Briketts. Aus einem bunten
Gewirr von allerhand Gebäuden ragen große und
kleinere Schornsteine in die Luft. Schwarze und
weiße Oampfwolken steigen daraus empor. Überall
raucht, zischt und pufft es. Dazwischen tönt der
schrille pfiff der Lokomotiven und Fabrikpfeifen.
Mit gewaltigem Getöse rasen schwerbeladene Last-
automobile zum nächsten Bahnhof.
Oer Kohlenreichtum der Landschaft hat aber
auch andere Großgewerbe in den Städten
zu hoher Llüte gebracht. In zahlreichen Ifta-
schinen-, Schuh-, Voo\U, Laumwollfabriken finden
viele Leute guten Verdienst.
In den Moorlagern bei Schmiedeberg wird
Moorerde gewonnen. Daraus werden Moor-
.Ämät* b°d°r bereitet. Sie Ip-nden Kranken, die an
Gicht und Rheumatismus leiden, Linderung
und Heilung. Daher wird Schmiedeberg jährlich von mehr als 3000 Kurgästen
besucht. 5luf diese Weise erwächst den Bewohnern eine gute Einnahme.
Ii. Verkehrswege.
Infolge des umfangreichen Kohlenbergbaues und der blühenden Industrie
hat sich ein reger Handelsverkehr entwickelt. Er wird durch zahlreiche ver-
kehrswege zu Wasser und zu Lande bewältigt. Die Hauptverkehrsader ist die
Saale. Zahlreiche Flöße, Lastkähne und Dampfer ziehen auf ihrem Rücken
dahin. Sie tragen die Erzeugnisse der Wälder und der Tiefebene über Halle
nach Magdeburg und Hamburg. Ein reichverzweigtes Eisenbahnnetz bedeckt
besonders das Saal- und Elstertiefland. Die Mittelpunkte des Verkehrs sind
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
Konfession (WdK): Jüdisch
— 4i —
„Wer hat diesen getötet?“ „Ich habe ihn getötet!“ rief ein Kuthäer, worauf der König befahl, ihm den Leichnam des Helden zu zeigen; man tat dieses und fand ihn von einer Schlange umwunden. Und der König sprach: „Hätte nicht Gott selbst ihn getötet, wer hätte den töten können?“ Und er wendete auf ihn den Bibelvers an: (V. B. M. 32, 30.) „Hätte sie ihr Hort nicht preisgegeben und Gott sie nicht ausgeliefert, (niemand hätte ihnen etwas anhaben können).“ Die Feinde richteten dann ein Blutbad an, dass die Pferde bis über den Bauch im Blute wateten, und das Blut noch weit im Meere, in das es floss, sichtbar war . . . Der König Hadrian besass ein Gelände von achtzehn Milien im Geviert, so gross wie die Entfernung von Tiberias nach Sephoris ist. Dieses liess er einzäunen und dahinein die bei Bethar Gefallenen bringen, woselbst sie auf seinen Befehl unbegraben blieben, bis ein späterer König*) gestattete, sie zu begraben. Rab Huna sagt, dass zur Erinnerung an diese Erlaubnis dem Tischgebet der vierte Segensspruch hatob wehametib (der Gute und der Gutes zu spenden veranlasst) angefügt wurde: Der Gute, der die Leichen nicht verwesen — der Gutesspendende: Der veranlasst hat, dass die gute Tat eines Menschen sie die Grabesruhe finden liess.
*) Antoninus Pius.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
Konfession (WdK): Jüdisch
— 6o —
Mann wegen des unnützen Hin- und Herlaufens ärgerlich geworden, hob er seine Hand gegen den Gaon auf und rief: „Wenn du die Urteile nicht unterschreibst, wie mein Vater es dir befohlen, dann wirst du meine Hand fühlen!“ Kaum hatte der Jüngling dies gesprochen, als die Anwesenden ihn packten, bis zur Türe schleiften und ihn hinauswarfen. Die Türe aber schlossen sie ab.
Wie er nun weinend zu seinem Vater kam und dieser ihn nach der Ursache seiner Verzweiflung befragte, erzählte er dem Vater die Vorgänge, und daraufhin sprach der Exilarch den Bann über R. Saadia aus und setzte R. Joseph den Jakob zum Oberhaupt der Hochschule von Sura ein. Aber auch R. Saadia tat seinerseits den Exilarchen in Bann und schickte Hassan, den Bruder des David den Saccai, d. i. Josijahu, an Stelle seines Bruders die Exilarchenwürde zu bekleiden. Aber bereits nach drei Jahren starb dieser, der Streit hielt jedoch noch sieben Jahre, immer heftiger sich gestaltend, an.
Da trat nun ein besonderes Ereignis ein. Zwei Männer hatten einen Prozess, der eine wählte sich R. Saadia zum Richter, der andere den Exilarchen. Da liess der Exilarch den Mann, der sich R. Saadia zum Richter erwählt, vor sich fordern, dieser aber versuchte zu fliehen, man ergriff ihn und misshandelte ihn. Dieser aber ging mit zerrissenen Kleidern weinend und schreiend in der Gemeinde umher und klagte allen sein Leid. Dies war allen sehr peinlich, denn es war Regel, dass über jeden, der dem Exilarchen unterstand, die Oberhäupter der Schulen keinerlei richterliche Gewalt hatten und auch unter solchen Umständen keiner ein Einspruchsrecht gegen den anderen hatte. Ein Fremder aber, der weder unter der Botmässig-keit des einen noch des anderen stand, der konnte sich an jeden beliebigen Gerichtshof wenden, und da dieser misshandelte Mann nicht dem Gerichtshof des Exilarchen
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Saadia Joseph Jakob Saadia Hassan David David Saadia Saadia
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
Konfession (WdK): Jüdisch
— 136 —
aber nahm Besitz von ihren Gütern und ihrem Vermögen und vernichtete alle königlichen Nachkommen.
Auch über mich, der ich nichts Unrechtes gesprochen, nichts Trügerisches getan, zürnte der König. Weil in früheren besseren Zeiten mich innige Freundschaft mit den jetzt verfolgten Fürsten verbunden, und sie öfters bei mir Rat erholten, liess sich der König bitter und hasserfüllt über mich aus, er glaubte, ich gehöre zu den Verschworenen, denn diese hätten sicher nichts getan, ohne mich, ihren besten Freund, in ihre Pläne einzuweihen. Nichtswürdige Menschen, die mich verdrängen wollten, um sich meines Besitzes zu bemächtigen, verübten Anschläge gegen mich, spitzten ihre Zunge wie die Schlange und redeten mir Schlechtes nach, was ich nicht veranlasst und mir niemals in den Sinn gekommen war. Mitten in diesen Wirren erhielt ich den Befehl, ungesäumt zum Könige zu kommen, und ich machte mich sogleich im Bewusstsein meiner Unschuld auf den Weg, an den Ort zu eilen, wohin mich der König berufen hatte. Unterwegs aber trat ein Mann in der Herberge an mich heran und sagte zu mir: „Geh’ nicht weiter, rette dein Leben, denn es ist eine Unglückszeit!“ Da nun das Gerücht zu mir gelangte, dass man sich gegen mein Leben verschworen hat und ich nun sah, dass Treu und Liebe und Gottesfurcht aus dem Lande geschwunden war, und meine eigenen Augen wahrnahmen, dass über mächtige und fromme Männer, die nie ein Unrecht getan, das Geschick hereingebrochen und sie anderen ihren Besitz überlassen mussten, da sagte ich zu mir: „Wohin nun? Ich weiss, dass man nach meinem Besitz gelüstet, der König streckt seine Hand nach mir aus, was nützt mir Gold und Silber, was helfen mir meine Weinberge und Aecker, mögen meine Feinde es unter sich verteilen; mein Reichtum ist mein Unglück; ich will mein Leben retten, mag
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