238
prächtigen Diner machte Napoleon den Wirt; die Königin saß zu seiner
rechten, der König zur linken Seite. Der König, ernst und in sich ge-
kehrt, sprach wenig, aber treffend und gut. Er überließ lieber die Unter-
haltung seiner gewandten Gemahlin, die bei aller Treue und Unschuld
des Charakters mehr die Sprache in ihrer Gewalt hatte und sich leichter
in beliebte Formen gewandt schmiegen konnte. Mit vieler Klugheit
vermied sie politische Seiten, und ohne dem mächtigen französischen
Kaiser zu schmeicheln, was sie nicht konnte und wollte, sprach sie viel
und ihrer Überzeugung gemäß mit Achtung und Wohlwollen von der
damaligen Kaiserin Joséphine. Der Kaiser war von der Königin Luise
ganz eingenommen. Eine solche weibliche Anmut und Würde war ihm
noch nicht vorgekommen. Seine Bewunderung wuchs mit jedem Augen-
blick, und er sagte nachher zu Talleyrand: ,,Jch wußte, daß ich eine
>chöne Königin sehen würde, und ich habe die schönste Königin und zu-
gleich die interessanteste Frau gesunden," ein Urteil des Mannes, der
zuvor die Königin bei jeder Gelegenheit verhöhnte, sie als ränkeooll
schilderte und lächerlich machte, ein Beweis, daß sie etwas besaß und
etwas in ihr lag, was Feinde versöhnen und gewinnen konnte.
11v. Preußen nach dem Frieden von Tilsit.
Wilhelm von Mentzel.
Das Jahr 1807 kam und mit ihm der schreckliche Friede. Auch
der ostpreußische Feldzug hatte an Preußens Schicksal nichts zu ändern
vermocht. Auf Eylau folgte Friedland und dann — Tilsit, ein Wort,
das allen preußischen Patrioten das Herz brechen wollte, denn der Tilsiter
Friede war erst recht eigentlich die Bestätigung all der Schmach, die auf
denl geschändeten Vaterlande lastete. Und zu der Schmach gesellte sich
das immer drückender werdende Elend.
Wie sah es jetzt bei uns aus! — Wohin man blickte, zerstampfte
Felder, verlassene Bauernhöfe, verwüstete Dörfer. Kein Getreide zu
neuer Saat, keine Kräfte, das brachliegende Land zu bestellen. Handel
und Gewerbe standen vollständig still, woran auch die Kontinentalsperre
einen großen Schuldanteil trug.
Infolge der wirtschaftlichen Notstände steigerte sich der Preis der
Lebensmittel ins unerschwingliche. Dabei waren überall Einschränkungen
geboten. Aber wie sollte man die Ausgaben herabsehen? — In dem
armen Preußen hatte man ja schon vor dem Kriege, besonders in den
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Joséphine Luise Wilhelm_von_Mentzel Wilhelm
napoleonische Gewaltherrschaft bis zu deren völliger Vernichtung
drängte. Als die Sonnenhöhe seines Lebens durfte er den Tag
ansehen, da auf seinen Vorschlag die verbündeten Mächte über den
aus Elba zurückgekehrten Imperator die Acht verhängten (13. März
1815). Dagegen glückte es ihm nicht, der deutschen Nation eine
ihr würdige Zentralgewalt zu verschaffen. Seine Kaiserwünsche
blieben Hoffnungen und Träume.
Nach dem zweiten Pariser Frieden zog er sich in die Einsamkeit
seiner Güter zurück. Gelegentlich, wie besonders bei den Beratungen
des westfälischen Provinziallandtages, wurde er noch zu politischer
Tätigkeit berufen. Aber den größten Teil seiner Zeit füllten die
Studien aus, denen er, der Hochgebildete, niemals untreu geworden
war. Seiner Anregung und unermüdlichen Teilnahme verdankt das
große Werk der Sammlung der Geschichtsquellen des deutschen
Mittelalters Ursprung und gedeihlichen Fortgang. So der Gegenwart
und Vergangenheit der deutschen Nation zugewandt, ist er am
29. Juni 1831 gestorben.
Er lebt in der Geschichte fort als Urheber des modernen
Preußens, als Besieger Napoleons, als Prophet eines neuen Deutschen
Reiches. Seine Vaterlandsliebe war über den Gegensatz von
Österreich und Preußen erhaben, und höher als die Herrscher-
geschlechter stand ihm die Nation. Er schrieb im Dezember 1812:
„Ich habe nur ein Vaterland, das heißt Deutschland.^
112. Ein Brief der Königin Luise an ihren Vater.
Bester Vater!
Frühling 1808.
Mit uns ist es aus, wenn auch nicht für immer, doch für jetzt.
Für mein Leben hoffe ich nichts mehr. Ich habe mich ergeben, und in
dieser Ergebung, in dieser Fügung des Himmels bin ich jetzt ruhig, und
in solcher Ruhe, wenn auch nicht irdisch glücklich, doch, was mehr sagen
will, geistig glückselig.
Es wird mir immer klarer, datz alles so kommen nutzte, wie es ge-
kommen ist. Die göttliche Vorsehung leitet unverkennbare neue Welt-
zustände ein, und es soll eine andre Ordnung der Dinge werden, da die
alte sich überlebt hat und in sich selbst als abgestorben zusammenstürzt.
Wir sind eingeschlafen auf den Lorbeern Friedrichs des Großen, welcher,
16*
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Napoleons Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Elba Deutschland Friedrichs
236
behandelt, aber die Bemühungen, eine Milderung des Pariser Vertrages
zu erlangen, waren fruchtlos. Kaiser Alexander riet nur zur Nach-
giebigkeit, und so entschloß sich der preußische Bevollmächtigte, die
Bestätigung des Pariser Vertrages zu übergeben.
109. Die Zusammenkunft Friedrich Wilhelms Iii. und der
Königin Luise mit Napoleon.
Rulemann Friedrich Eylert.
Der Kaiser Napoleon hatte gewünscht, die Königin persönlich zu
sehen und zu sprechen, teils um seinen Ehrgeiz und Stolz zu befriedigen,
dann aber auch aus Neugierde, um die schönste Frau, die gedemütigte
Königin von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Seine nächste Umgebung,
besonders der schlaue Talleyrand, hatte seine Zusammenkunft mit der
Königin zu verhindern gesucht und legte allerlei Schwierigkeiten in den
Weg, um sie zu verhüten. Sie kam aber doch zustande, weil der Kaiser
sie wollte und die Königin willig war, sich diese Demütigung und Selbst-
verleugnung gefallen zu lassen. „Was mich das kostet," schrieb sie
damals, „weiß mein Gott; denn wenn ich gleich den Mann nicht hasse,
so sehe ich ihn doch als den an, der den König und sein Land unglücklich
gemacht hat. Seine Talente bewundere ich, aber seinen Charakter, der
offenbar hinterlistig und falsch ist, kann ich nicht lieben. Höflich und
artig gegen ihn zu sein, wird mir schwer werden. Doch das Schwere
wird einmal von mir gefordert. Opfer zu bringen, bin ich gewohnt."
Vollkommen mit sich einig, voll von der Würde, welches ein ruhiges
Selbstbewußtsein gibt, ging sie mit der Unbefangenheit, die ihr unter
allen, auch den traurigsten Verhältnissen und schwersten Aufgaben eigen-
tümlich blieb, nach Tilsit, um den Kaiser Napoleon zu sehen und zu
sprechen.
Welche Gegensätze! — Vielleicht hat die Welt sie nie ärger und
schreiender gesehen; er der Sieger, der König der Besiegte; er der
Glückliche, sie die Unglücklichen; er der Überwinder, sie die Gedemütigten;
er mit Pracht, Stärke und Herrlichkeit umgeben, sie an die Grenze
ihres Reiches gedrängt und ohnmächtig; er in dem stolzen Gefühl seiner
alles vermögenden Stärke, sie nach allen Anstrengungen und Opfern
klein und ohne Land und Leute; er das Schicksal und die Verfügung in
seiner Willkür, sie von seiner Gnade abhängig; er stolz und gebieterisch,
sie herabgedrückt und unglücklich. Die Geschichte stellt uns Beispiele
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch]]
TM Hauptwörter (200): [T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Napoleon Friedrich_Eylert Friedrich Napoleon Napoleon
Europas bestimmen könnten. Freilich legte der Zar bei dem neuen
Bundesgenossen noch ein gut Wort für den alten ein, aber das war
so schwach, daß es ohnmächtig an der Härte des Siegers abprallte.
Der Friede mit Rußland mußte zwei Tage vor dem preußischen unter-
zeichnet, und alle für Preußen kränkenden Bestimmungen mußten darin
aufgenommen werden. Und der Kaiser aller Reußen, der einst am Grabe
Friedrichs des Großen ewige Freundschaft geschworen, der jüngst noch
versichert hatte, er wolle mit seinem Verbündeten siegen oder untergehen,
der Kaiser aller Reußen errötete nicht, auch diese Schmach zu unterzeichnen.
So wurde am 7. Juli 1807 der russisch-französische Friedensvertrag
abgeschlossen, in dem es hieß: ,,Aus Achtung für den Kaiser aller
Reußen und um den aufrichtigen Wunsch zu betätigen, beide Nationen
durch unauflösliche Bande der Freundschaft zu verbinden, willigt der
Kaiser Napoleon ein, dem König von Preußen alle nachbenannten Gebiete
zurückzugeben: den am rechten Elbufer gelegenen Teil des Herzogtums
Magdeburg, die Marken rechts von der Elbe usw." Der Friede, den
die preußischen Bevollmächtigten am 9. Juli ohne weitere Verhandlungen
unterzeichnen mußten, enthielt im wesentlichen dieselben Bedingungen
in gleicher Fassung.
Ein geheimer Vundesvertrag zwischen Rußland und Frankreich stellte
die Einzelheiten der russisch - bonapartischen Gewaltherrschaft über
Europa fest. Beide Teile machten darin gemeinschaftliche Sache in
allen Streitigkeiten zu Wasser und zu Lande, wobei Rußland vor allem
die Türkei mit Konstantinopel zu gewinnen hoffte. Da indessen nicht alle
Schwierigkeiten zwischen Napoleon und Alexander in Tilsit beseitigt
waren, so wurde im folgenden Jahre eine Zusammenkunft der beiden
Herrscher „in einer Stadt zwischen Paris und Petersburg" verabredet
und als solche Erfurt gewählt.
Am 22. September reiste Napoleon von St. Cloud ab, nahm
in Frankfurt die ersten Huldigungen seiner deutschen Untergebenen ent-
gegen und traf am 27. in Erfurt ein. Das frühere Statthalterei-
(jehige Negierungs-)Eebäude war als Ort der Konferenzen ausersehen;
die etwas öde, unter französischer Herrschaft schwer heimgesuchte Stadt
wurde von französischen Händen eifrig herausgeputzt, damit ihr Aussehen
dem Glanze der festlichen Tage entspreche. Von den Vasallen waren viele
bereits angekommen oder beeilten sich, hinter ihrem Lehnsherrn nicht
zurückzubleiben. Sämtliche Rheinbundstaaten, von Bayern, Westfalen,
Sachsen, Württemberg an bis zu Reuß hinunter, waren entweder durch
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland]]
Extrahierte Personennamen: Friedrichs Napoleon Napoleon Alexander Alexander Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Europas Magdeburg Frankreich Europa Tilsit Paris Frankfurt Erfurt Rheinbundstaaten Westfalen Sachsen Württemberg
242
Dienst. Gewiß wäre es ewig zu beklagen gewesen, wenn der Gewaltige
auf diese Weise sein Ende gesunden hätte; aber ein bedeutsames Zeichen
der Zeit war es doch, daß sich in dem friedfertigen und geduldigen
Deutschland Mordgedanken regten.
Den Festlichkeiten liefen geräuschlos politische Verhandlungen zur
Seite, in welche nur die beiden Kaiser und ihre nächsten Vertrauten
eingeweiht waren. — Prinz Wilhelm wurde zwar mit Auszeichnung
behandelt, aber die Bemühungen, eine Milderung des Pariser Vertrages
zu erlangen, waren fruchtlos. Kaiser Alexander riet nur zur Nach-
giebigkeit, und so entschloß sich der preußische Bevollmächtigte, die
Bestätigung des Pariser Vertrages zu übergeben.
116. Die Zusammenkunft Friedrich Wilhelms Hi. und der
Königin Luise mit Napoleon.
Rulemann Friedrich Eylert.
Der Kaiser Napoleon hatte gewünscht, die Königin persönlich zu
sehen und zu sprechen, teils um seinen Ehrgeiz und Stolz zu befriedigen,
dann aber auch aus Neugierde, um die schönste Frau, die gedemütigte
Königin von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Seine nächste Umgebung,
besonders der schlaue Talleyrand, hatte seine Zusammenkunft mit der
Königin zu verhindern gesucht und legte allerlei Schwierigkeiten in den
Weg, um sie zu verhüten. Sie kam aber doch zustande, weil der Kaiser
sie wollte und die Königin willig war, sich diese Demütigung und Selbst-
verleugnung gefallen zu lassen. „Was mich das kostet," schrieb sie
damals, „weiß mein Gott; denn wenn ich gleich den Mann nicht hasse,
so sehe ich ihn doch als den an, der den König und sein Land unglücklich
gemacht hat. Seine Talente bewundere ich, aber seinen Charakter, der
offenbar hinterlistig und falsch ist, kann ich nicht lieben. Höflich und
artig gegen ihn zu sein, wird mir schwer werden. Doch das Schwere
wird einmal von mir gefordert. Opfer zu bringen, bin ich gewohnt."
Vollkommen mit sich einig, voll von der Würde, welches ein ruhiges
Selbstbewußtsein gibt, ging sie mit der Unbefangenheit, die ihr unter
allen, auch den traurigsten Verhältnissen und schwersten Ausgaben eigen-
tümlich blieb, nach Tilsit, um den Kaiser Napoleon zu sehen und zu
sprechen.
Welche Gegensätze! — Vielleicht hat die Welt sie nie ärger und
schreiender gesehen; er der Sieger, der König der Besiegte; er der
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Alexander Alexander Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Napoleon Friedrich_Eylert Friedrich Napoleon Napoleon
249
Behörde, welche die dem Feinde entrissenen Provinzen verwaltete,
unvergleichlich mehr aber durch die Fortdauer seiner Vertrauens-
stellung beim Zaren. In allen großen Krisen des Freiheitskrieges
ist Stein es gewesen, der, in Übereinstimmung mit den Führern
der schlesischen Armee, die Schwachen und Flalben im verbündeten
Lager bekämpfte und auf Fortführung des Kampfes gegen die
napoleonische Gewaltherrschaft bis zu deren völliger Vernichtung
drängte. Als die Sonnenhöhe seines Lebens durfte er den Tag
ansehen, da auf seinen Vorschlag die verbündeten Mächte über den
aus Elba zurückgekehrten Imperator die Acht verhängten (13. März
1815). Dagegen glückte es ihm nicht, der deutschen Nation eine
ihr würdige Zentralgewalt zu verschaffen. Seine Kaiserwünsche
blieben Floffnungen und Träume.
Nach dem zweiten Pariser Frieden zog er sich in die Einsamkeit
seiner Güter zurück. Gelegentlich, wie besonders bei den Beratungen
des westfälischen Provinziallandtages, wurde er noch zu politischer
Tätigkeit berufen. Aber den größten Teil seiner Zeit füllten die
Studien aus, denen er, der Hochgebildete, niemals untreu geworden
war. Seiner Anregung und unermüdlichen Teilnahme verdankt das
große Werk der Sammlung der Geschichtsquellen des deutschen
Mittelalters Ursprung und gedeihlichen Fortgang. So der Gegenwart
und Vergangenheit der deutschen Nation zugewandt, ist er am
29. Juni 1831 gestorben.
Er lebt in der Geschichte fort als Urheber des modernen
Preußens, als Besieger Napoleons, als Prophet eines neuen Deutschen
Reiches. Seine Vaterlandsliebe war über den Gegensatz von
Österreich und Preußen erhaben, und höher als die Herrscher-
geschlechter stand ihm die Nation. Er schrieb im Dezember 1812:
„Ich habe nur ein Vaterland, das heißt Deutschland."
119* Ein Brief der Königin Luise an ihren Bater.
Bester Vater!
Frühling 1808.
Mit uns ist es aus, wenn auch nicht für immer, doch für jetzt.
Für mein Leben hoffe ich nichts mehr. Ich habe mich ergeben, und in
dieser Ergebung, in dieser Fügung des Himmels bin ich jetzt ruhig, und
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch]]
TM Hauptwörter (200): [T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]