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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 65

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Deutsche Zustände nach dem Westfälischen Frieden. Iv 44—7. 65 der Unterwürfigkeit, mit der sich die verängstigten Bürger und Bauern zu ducken gelernt hatten. Ergraute Bürger mutzten in Nürnberg junge Patriziersöhne „Euer Gnaden" anreden, und ein bürgerliches Mädchen begrüßte man brieflich als „Hochedelgeborene, großehrenreiche Jungfrau". Daneben ging eine unsinnige Verschwendung her: auf den Kanzeln predigte man gegen den Kleider-, den Tanz- und andere Teufel. Die spanische Tracht mit dem Mühlsteinkragen wurde durch die französische Mode verdrängt; für Erzeugnisse des „A la Mode“-(5e= schmacks, für „des Fräulein La Mode Lappen- und Kinderwerk" wanderte nach einer Berechnung des Philosophen Leibniz alljährlich ein Zehntel alles deutschen Einkommens nach Frankreich; mit französischen Brocken suchte man seiner Rede Glanz zu verleihen. Aber es erstanden auch Männer vornehmen und fürstlichen Standes, die diese Ausländerei bekämpften: so die Fruchtbringende Gesellschaft, die auf die Reinhaltung der Sprache drang. 7. Die Fürsten wollten auch Sonnenkönige sein: sie ahmten Sprache und Sitten des französischen Hofes nach; viele verpraßten ungeachtet der allgemeinen Not die Einkünfte ihres Landes in kostbaren Bauten, aus Maskenbällen und Reiherbeizen und wiegten sich in dem Gefühl ihrer Göttlichkeit, wie es Richelieu seinen König lehrte: sein Wollen sei das Vollbringen, wie bei Gott. Auch in Deutschland erstarb alles in kriechender Demut vor dem Landesherrn und seinen Schreibern. „Wenn Gott nicht Gott wäre, wer sollte billiger Gott sein als Ew. Hochfürstliche Durchlaucht?" so durfte ein Schriftsteller einen Fürsten anreden. Um so segensreicher wirkten pflichttreue Herrscher, die ihre absolute Gewalt nur zum Wohl ihrer Untertanen verwendeten; wahre Landesväter, die auf den Trümmern des niedergetretenen Vaterlandes ihre Staaten neu aufzubauen begannen. Kurfürst Karl Ludwig („Karllutz") von der Pfalz, der Sohn des Winterkönigs, suchte durch Steuerfreiheit die geflüchteten Landeskinder zur Rückkehr und zum Wiederaufbau ihrer Häuser, Fremde Zur Einwanderung anzulocken; durch Einbürgerung des Tabak- und des Kartoffelbaues bemühte er sich, die Landwirtschaft wieder einträglich zu gestalten. Er gründete das zerstörte Mannheim neu und gewährte seinen Bewohnern Zoll- und Gewerbefreiheit, sogar Glaubensfreiheit : für den gemeinsamen Gottesdienst der Lutherischen und Keller, Geschichte. Aurgabe v. Teil Iii. 5

2. Lesebuch zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. 2

1909 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
2 heit, des tugendhaften Volkstribuns vorbehalten. Dieser Posten ist ehren-voller als der des Konsuls, und die Natur der Dinge will, da sich Preußen aus demselben behaupte und mit demselben begnge. Wren wir von dieser wichtigen Wahrheit nicht so fest berzeugt, wre die preuische Monarchie nicht wirklich das Palladium der deutschen Freiheit, welchem wir den entscheidendsten Einflu auf das Wohl Europas beimessen, wenn auch nur durch das Beispiel und die tglich zunehmenden Fortschritte, welche die Menschheit in Deutschland macht, was wrde uns dieses Land und seine Verfassung angehen?-- Brger Deutschlands, von welchem Range ihr sein mget, hret einen Fremden, der euch schtzt, weil ihr eine groe, verstndige, erleuchtete Nation bildet, die weniger verdorben als die Mehrheit der andern Völker und durch ihren Charakter ebenso entfernt, als glcklicherweise durch ihre Verfassung unfhig ist, Europa zu unterjochen oder auch zu verheeren: Betrachtet die Standarte Preuens als die Fahne eurer Freiheit, schliet euch an seine Macht an, untersttzt sie, befrdert jeden den Gesetzen der Billigkeit entsprechenden Zuwachs, freuet euch ihrer (Erfolge, verhindert, soviel ihr knnt, da sie nicht auf Irrwege gerate; sie sind ihr tdlich, weil sie keine andere sichere Grundlage als ihre Tchtigkeit hat. Als ein Bewunderer des groen Knigs, dem das Haus Brandenburg mehr als jedem andern seine Macht verdankt, wrde ich ohne Zweifel an diesem schnen, obgleich auf zu zerbrechlichem Grunde errichteten Gebude ein lebhaftes Interesse nehmen, wre es nur das Werk dieses auerordentlichen Mannes. Aber wenn das Glck Deutschlands davon abhngig wre, so wrde ich es unterlassen, euch, mein Vaterland, ganz Europa zu beschwren, die preuische Monarchie zu untersttzen, der Klugheit, dem Wohlwollen Zeit zu lassen, sie zu befestigen und ihre Grundlage zu erweitern. Um die dahin fhrenden Mittel vor Augen zu stellen, sind auf dieses mein Werk so anhaltende und angestrengte Mhen verwendet worden. Die Mittel sind keine andern als: Friede und Freiheit, brgerliche Freiheit aller Untertanen, Gewerbefreiheit, Handelsfreiheit, Religionsfreiheit, Denkfrei-heit, Prefreiheit, Freiheit der Personen und des (Eigentums. Darauf geht die ganze Kunst des Hegierens zurck; darin ruht, wie in einem fruchtbaren Keime, die Wohlfahrt der Reiche. Die preuische Monarchie aber ist nher daran als eine andere, eine so schne (Ernte zu sammeln. 2. Die Wirkungen der franzsischen Revolution in Deutsch- land um V90* Freytag, Bilder aus deutscher Vergangenheit. Iv. B. Leipzig. Die Masse des Volkes im Reich lebte still vor sich hin. Der Bauer tat seine Dienste, der Brger arbeitete. Beiden war es rger gegangen als gerade jetzt; es war kein schlechter Verdienst im Lande. Kam ihnen ein milder Herr, so dienten sie ihm williger; die Stdter hingen an ihrer Stadt, an der Landschaft, deren Mundart sie sprachen; sie hatten hufig l

3. Lesebuch zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. 282

1909 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
der Marine und den Zeitraum, in welchem diese Strke erreicht werden soll, gesetzlich festzulegen. Zu diesem Zwecke wird Ihnen eine Vorlage behufs verfassungsmiger Leschlunahme zugehen." Er zeichnete selbst die bekannten Schiffstabellen, auf welchen die Kriegs* schiffe der verschiedenen Lnder, ihrer Rrt und ihrer Zahl nach in drastischer, bersichtlicher Weise zusammengestellt waren, so da jedermann, dem trockene Zahlen nicht bezeichnend genug waren, der sich nicht aus der Kombination der Daten der Schiffsgre, panzerstrke, Armierung ein richtiges Bild machen konnte, klar und deutlich die Unbedeutendheit der deutschen Flotte erkennen konnte. (Er erluterte an der Hand dieser Tabelle gelegentlich eines Diners bei dem Finanzminister von Ittiquel in lngerer Darlegung, wie Deutschlands Flotte von denjenigen der meisten Seestaaten berflgelt sei, und lie die vervielfltigte Tabelle dem Reichstage und den Magistraten der greren preuischen Städte zugehen. Da solche Worte und Handlungen im Deutschen Reiche weiteste Verbreitung fanden, ist selbstverstndlich, und untersttzt von einer groen Zahl von Mnnern, nicht nur des Marineroesens, sondern aller Stnde, nicht zum wenigsten der Vertreter der Volkswirtschaftslehre, kam das Flotten-gefetz zustande. Denn wenn es den fernab vom Meere Wohnenden viel-leicht auch nicht allzusehr zu herzen ging, ob im Falle eines Krieges die Kstenlande und ihr Handel bedeutende Schdigungen erlitten, Schdigungen, welche er vielleicht in parallele zog mit denjenigen der Grenzdistrikte nach der feindlichen Seite hin, so gab es doch zu denken, als die Beziehungen aufgedeckt wurden, welche das gesamte Binnenland, besonders die Industrie, zu der Freiheit des Meeres hatten. Das Flottengesetz ging durch, trotzdem keine praktischen Beispiele der Gegenwart vorlagen, an denen die Folgen der Minderwertigkeit zur See illustriert werden konnten, und der Kaiser konnte in seiner Thronrede beim Schlu des Reichstages am 6. Mai 1898 sagen: Mit hoher Befriedigung erfllt es Mich, da Ich unter Ihrer patriotischen Mitwirkung erreichen konnte, unsere Flotte auf eine feste und dauernde Grundlage zu stellen. Indem der Reichstag die Bedeutung des Flottengesetzes fr unsere wirtschaftliche Entwicklung und fr die Strkung unserer maritimen Wehrkraft anerkannte, hat er die Hand zu einem Werke geboten, welches die dankbare Wrdigung kommender Geschlechter finden wird." Beispiele der Folgen von Ohnmacht zur See stellten sich gerade in der neuesten Zeit ein. In Samoa wurden die deutschen Interessen ver-gewaltigt, nur eine sehr besonnene Politik bewahrte das Reich vor einer Demtigung; in dem Falle Faschoda mute Frankreich zhneknirschend seine, wie es glaubte, wahlberechtigten Ansprche aufgeben, als (England durch teilweise Mobilisierung seiner Flotte zeigte, da es gewillt war, von dem Rechte des Strkeren Gebrauch zu machen; das Festhalten deutscher Handels-schiffe, welche im verdacht standen, fr die Buren bestimmte Gegenstnde an Bord zu haben, erregte in Deutschland viel bses Blut, wenn auch spter, da der verdacht sich als unbegrndet erwies, Entschdigung gezahlt wurde.

4. Lesebuch zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. 309

1909 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
309 des Dramas, und berall wird man Zge entdecken, die unsere Betrachtung besttigen, bis herab zum Plakat an der Sule, das nicht mehr mit der ideellen Wirkung auf die Vorstellung, sondern mit der psychophqsischen Wirkung auf das Nervensystem rechnet. 5. Und nun das neue Jahrhundert, was wird es uns bringen? Wenn es dem Philosophen gestattet ist, mit einem Wunsch statt einer Prophezeiung zu antworten, so sei es dieser. Das letzte Drittel des vergangenen Iahr-Hunderts hat dem deutschen Volk das Reich, dem Geist einen Leib gegeben. Das war notwendig, die Erde ist nicht fr reine Geister, auch der Volksgeist bedarf der Verkrperung, um sich zu erhalten; er findet sie im Staat. Mge das neue Jahrhundert nun auch dem deutschen Geist frisches Wachs-tum bringen, nachdem es, wie es auch im Individualleben vorkommt, durch das pltzlich nachgeholte physische Wachstum zeitweise etwas gehemmt zu sein schien. Wohl sind Macht und Ausdehnung einem Volke notwendig, Stehenbleiben bedeutet unter wachsenden Vlkern Zurckgehen. Hb er zuletzt ist es doch nicht die Masse und die uere Macht, die den Vlkern ihren Hang in der Geschichte bestimmen. Das Volk Israel und das Volk der Hellenen war, uerlich betrachtet, klein und gering unter den Vlkern der Erde, und auch von ihren Kriegstaten wei die Geschichte nur bescheidene Dinge zu melden: dennoch sind es Völker ersten Hanges, ihre religisen Ideen, ihre philosophischen Gedanken, ihre Schpfungen in der Welt der reinen Formen sind noch heute wirkende Krfte im Leben der Menschheit. Macht ohne Ideen, das ergibt leere Gre, ergibt jenes Bild auf tnernen Fuen, von dem beim Propheten Daniel zu lesen ist. Macht im Dienst von Ideen, das ergibt wirklich Kraft und dauerndes Leben. Mge es einem Nachfolger, der nach 100 Jahren den Ertrag des 20. Jahrhunderts berschlgt, gestattet sein, zu sagen, die Geschichte des deutschen Volkes zeige ihm eine glckliche Verbindung ueren und inneren Wachstums; die seltene Synthese: Macht im Dienst von Ideen!

5. Vom aufgeklärten Despotismus zur Restauration - S. 83

1912 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
E. Itt. flrnbt: Der Rhein, Deutschlands ström usw. 83 ähnliche teutsche Kolonie lag hinter der Theisse und unter den Karpathen, nämlich Siebenbürgen; es diente Ungarn, wie Böhmen Teutschland diente, als ein kleinerer, ein- geklammerter Teil dem größeren Staate folgen mußte. Ivie Teutschland damals stand, so standen fast alle übrigen Länder Europas und wurden auch nach den Sprachen be- nannt. Die Sprachen haben von jeher auch am meisten die Namen der Länder bestimmt. Lange hatte Nom ganz Italien bis an die Alpen schon beherrscht, aber immer noch ward das Land diesseits des Apennins, an beiden Ufern des Padus*, bis zu den Alpen hinauf, Gallien* genannt, weil Gallier es bewohnten. Die Sprache also macht die rechte Grenze der Völker. Nur einzelne Teile eines Volkes, die, von anderen Völkern umschlossen, als ein kleinerer Teil in einem größeren Ganzen wohnen, müssen sich natürlich bequemen, dem größeren Staate anzugehören und nicht dem entfernten Stammlande. Das übrige, was beisammen wohnt und einerlei Sprache spricht, gehört auch von Gott und Naturwegen zusammen, und diese weisen Verwalter des menschlichen Glückes haben es meistens so eingerichtet, daß eine Sprache selten das Maß der Grenzen überschreitet, innerhalb welcher ein Volk von einer Negierung übersehen und verwaltet werden kann. Nächst der Sprache machen nach der Erfahrung der Zeiten, worauf man bei der Lösung unserer Frage am besten und sichersten fußet, Gebirge und Meere Natur- grenzen, nicht aus ihnen selbst, sondern weil sie Sprach- grenzen sind und also die Völker durch Verschiedenheit und Ungleichheit, ferner auch durch daraus entspringende Ab- neigung und haß absondern. Die Alpen sind Sprachgrenzen der Italiener und Teutschen und der Italiener und Franzosen. Der Ardennenwald, der vogesus und Jura trennen die teutsche und französische Sprache; doch nur so, daß Mischungen an den Grenzen hin, hie und da auch wohl über die Grenzen 6 *

6. Vom aufgeklärten Despotismus zur Restauration - S. 90

1912 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
90 Iii. Das Erwachen des Nationalgesühles usw. den letzten Jahrhunderten von Jahr zu Jahr immer mehr erschlafft, verweichlicht, entartet; die Geschichte unserer großen und ehrwürdigen Altvorderen war keine lebendige und be- geisternde Erinnerung mehr für uns; teutsches Land, teutsches Volk, teutsche Freiheit und teutsche Ehre waren kaum noch Klänge; die sonst so heiligen Wahne von Kaiser und Reich und von Macht und Herrlichkeit und Majestät waren zer- flogen, — alles war vergangen, vergessen, ja fast tot. wir waren nicht mehr den früheren Menschen vergleichlich, aber wir waren noch teutsche Menschen. wenn die Franzosen am Rhein herrschen, so herrschen sie in dem Kern unseres Volkes, sie greifen uns in unserem innigsten und eigensten Leben an, sie zerstören uns in den Keimen unseres Wesens. Teutschland könnte durch eine Gunst der Umstände, die sich freilich nicht erwarten, aber doch denken läßt, in seinem Osten vielleicht noch eine Zeit- lang mächtig sein, selbst wenn die Franzosen das von uns geraubte Gebiet behielten; als ein teutsches Volk wird es gewiß nicht lange mächtig sein, es wird überhaupt nicht lange ein teutsches Volk bleiben, wenn den Franzosen am Rhein die Herrschaft bleibt. Der Rhein und seine um- liegenden Lande und die Nächstliegenden Lande von Schwaben, Franken, Hessen, Westfalen und Braunschweig sind der Kern und das Herz des teutschen Volkes, woraus sein rechtes Lebensblut und seine lebendigsten Lebensgeister in alle Rdern, ja in die äußersten Glieder seines Leibes ausgegossen werden. Dort, wenn sie nicht überhaupt ein Traum ist, lebt die rechte Teutschheit; von da fließt sie wie der zarte und ge- heime Lebensäther des Ganzen mit allen ihren unsichtbaren und kaum vernehmlichen Geistern bis zur Leitha und Eider, ja bis zur Memel und Theisse zu den verwandten Brüdern aus. Ruch anderswo ist Teutschland, es ist in Flensburg und Königsberg, in Breslau und Stralsund, aber es ist dort nicht so teutsch als hier im Süden. Dies läßt sich historisch herleiten, dies läßt sich aus unseren Sitten und weisen und

7. Vom aufgeklärten Despotismus zur Restauration - S. 101

1912 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Stein: Über die zweckmäßige Bildung usw. 101 lichen, verständigen Nation etwas befürchten zu müssen, ver- vielfältigt die C)uellen ihrer Erkenntnis von den Bedürf- nissen der bürgerlichen Gesellschaft und gewinnt an Stärke in den Xtcitteln der Nusführung. Alle Kräfte der Nation werden in Anspruch genommen, und sinken die höheren Massen derselben durch Weichlichkeit und Gewinnsucht, so treten die folgenden mit verjüngter Kraft auf, erringen sich Einfluß, Ansehen und vermögen und erhalten das ehr- würdige Gebäude einer freien, selbständigen unabhängigen Verfassung. Zoll die Nation veredelt werden, so muß man dem unterdrückten Teile derselben Freiheit, Selbständigkeit und Eigentum geben und ihm den Schutz des Gesetzes angedeihen lassen. Die Ni e d i a t st ä d t e werden von dem Einfluß der Grund- herren, soweit er nachteilig ist, befreit werden durch die von mir Anno 1806 vorgeschlagene und mit den betreffenden Departements verabredete Aufhebung der bisherigen Ab- gaben von Gewerbe und Konsumtion gegen Entschädigung. Dem Bauernstand muß das Gesetz persönliche Frei- heit erteilen und bestimmen, daß ihm der unterhabende Hof nebst Inventarium gehöre gegen Erlegung der bis- herigen gutsherrlichen Abgaben, bei deren Nichtzahlung er aber abgeäußert und des Hofes entsetzt wird. Die bäuer- lichen Abgaben und Dienste dürfen nicht erhöht, und ihr Betrag muß durch Urbarien * festgesetzt und die Befugnis zum Loskauf gesetzlich gemacht werden. So würde die Zahl der freien Nienschen vermehrt, die gegenwärtig nur aus dem Adel, den Bürgern und den Hauländereien und Kolonien auf dem platten Lande besteht. Die Vervollkommnung der Unterrichtsanstalten, besonders der Landschulen, und ihre Einrichtung muß fortschreiten, damit eine größere Blasse gründlicher Kenntnisse sich durch die ganze Nation verbreite. Die Veredelung der höheren und niederen Geistlichkeit, C-

8. Vom aufgeklärten Despotismus zur Restauration - S. 78

1912 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
78 Iii. Das Erwachen des Nationalgefühles ufw. schaffen, der kämpft bis auf den letzten Blutstropfen, um den teuren Besitz ungeschmälert wiederum zu überliefern an die Folgezeit. Volk und Vaterland in dieser Bedeutung als Träger und Unterpfand der irdischen Ewigkeit liegt weit hinaus über den Staat im gewöhnlichen Sinne des Wortes. Dieser will gewisses Recht, innerlichen Frieden, und daß jeder durch Fleiß seinen Unterhalt und die Fristung seines sinnlichen Daseins finde, solange Gott sie ihm gewähren will. Dies alles ist nur Mittel, Bedingung und Gerüst dessen, was die Vaterlandsliebe eigentlich will, des Rufblühens des Ewigen und Göttlichen in der Welt. Eben darum muß diese Vater- landsliebe den Staat selbst regieren. . . wenn aber dieser deutsche Staat überhaupt aus deutscher Leitung in fremde fiele, so ist sicher, daß nun nicht mehr deutsche Angelegenheit, sondern eine fremde entscheiden würde, wo die gesamte Nationalangelegenheit der Deutschen bisher ihren Sitz hatte und dargestellt wurde, am Ruder des Staates, da wäre sie verwiesen. Soll sie nun hiermit nicht ganz ausgetilget sein von der Erde, so muß ihr ein anderer Zufluchtsort bereitet werden, und zwar in dem, was allein übrig bleibt, bei den Regierten, in den Bürgern. Das heißt mit anderen Worten, die Mehrheit der Bürger muß zu diesem vaterländischen Sinne erzogen werden, und damit man der Mehrheit sicher sei, diese Erziehung muß an der Allheit versucht werden. Und so ist es denn zugleich un- umwunden und klar, daß es schlechthin nur die Erziehung und kein anderes mögliches Mittel sei, das die deutsche Selbständigkeit zu retten vermöge. Diejenige bestimmte Erziehung, von der wir uns die Rettung der deutschen Nation versprechen, haben wir als eine gänzliche Umschaffung des Menschengeschlechtes bezeichnet. In der Regel galt bisher die Sinnenwelt für die rechte eigentliche, wahre und wirklich bestehende Welt; sie war die erste, die dem Zöglinge der Erziehung vorgeführt wurde;

9. Vom aufgeklärten Despotismus zur Restauration - S. 81

1912 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
<E. Itc. flrnbt: Der Rhein, Centschlands Strom usw. 81 macht, so geschah es zum Vorteil der höheren Lehranstalten, die einen Glanz weit umher verbreiten und ihren Befördern Ruhm bereiten. Die Bildung derjenigen Blasse aber, die der eigentliche Boden des Menschengeschlechts ist, aus welcher die höhere Bildung sich immerfort ergänzt, und auf welche die letztere fortdauernd zurückwirkech muß, die des Volks, blieb unbeachtet und befindet sich seit der Reformation bis auf diesen Tag im Zustande des steigenden Verfalles. Der Staat scheint bisher, je aufgeklärter er zu sein meinte, desto fester geglaubt zu haben, daß er auch ohne alle Religion und Sittlichkeit seiner Bürger, durch die bloße Zwangsanstalt seinen eigentlichen Zweck erreichen könne. Möchte er aus den neuen Erfahrungen wenigstens dies ge- lernt haben, daß er das nicht vermag, und daß er gerade durch den Mangel der Religion und Sittlichkeit dahin ge- kommen ist, wo er sich dermalen befindet. Übernimmt der Staat die ihm angetragene Rufgabe, so wird er diese Erziehung allgemein machen über die ganze Oberfläche seines Gebietes, für jeden seiner nachgeborenen Bürger ohne alle Ausnahme. Es ist klar, daß derjenige unter allen deutschen Staaten, der in dieser Sache den Rn- fang machen wird, als der höchste Wohltäter und der eigent- liche Stifter der Nation dastehen wird. * E. Xix. Arndt: 12. Der Rhein, Teutschlands Strom, aber nicht Teutfch- lands Grenze. (Gekürzt.) was sind die Naturgrenzen eines Volks? Ich sage: die einzige gültigste Naturgrenze macht die Sprache. Die Verschiedenheit der Sprachen hat Gott ge- setzt, damit nicht ein großer fauler und nichtswürdiger Sklavenhaufe auf Erden wäre. Die verschiedenen Sprachen Maurer, iyuellensammlung. I. 6

10. Vom aufgeklärten Despotismus zur Restauration - S. 82

1912 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
82 Iii. Das Erwachen des Nationalgefühles ufw. machen die natürliche Scheidewand der Völker und Lander, sie machen die großen innerlichen Verschiedenheiten der Völker, damit der Reiz und Rampf lebendiger Rräfte und Triebe entstehe, wodurch die Geister in Lebendigkeit erhalten werden; denn für die Übung der Geister ist das menschliche Geschlecht hier erschaffen. Nach den Sprachen haben sich auch die Völker und Länder gewöhnlich in ihre Bestand- teile abgesetzt und geschieden und waren gegen den Nus- gang des Mittelalters mit ihren Gebieten glücklich genug abgemarkt *, bis seit drei Jahrhunderten Troberungswut an- gefangen hat, Gottes Naturgang zu stören und alles Fremdeste und Ungleiche zusammenzuschütten und zu mischen. Sehen wir auf unser Vaterland, auf Teutschland*; wie glücklich stand vor dreihundert Jahren, zur Zeit Maximilians l. und Luthers, unsere Grenze! Teutschland hieß nur das Land der teutschen Zunge, aber das war auch ganz teutsch. In Italien und Frankreich und auch in den östlichen Grenz- ländern beherrschte Teutschland unmittelbar damals nichts; teutsche Fürsten besaßen keine italienischen und französischen Landschaften; die sogenannte Reichsherrschaft über einzelne Lande dort war mehr Name als Tat. Die Sprache machte im Süden längs den Nlpen und Rrdennen die Naturgrenze; so weit teutsch und flamländisch gesprochen ward, hieß dort Teutschland. Polen und Ungarn hatten wir keine zu Unter- tanen. In Böhmen und Mähren gehörten einige Millionen Slaven zu Teutschland. Diese mußten dazu gehören, als ringsum von teutschen Landen umgeben und aus den all- gemeinen Völkergetümmeln früherer Jahrhunderte als fremd- artige Bestandteile übrig geblieben. Noch ward ein großes langes Rüstenland längs der Ostsee, von der Weichsel bis zur Newa hinlaufend, zu Teutschland gerechnet, weil tapfere teutsche Ritter es vor drei Jahrhunderten dem Reiche und dem Christentum erobert, es mit teutschen Einwohnern be- völkert, mit Städten und Dörfern verschönert und teutsche Verfassung, Nrt und Sprache dort eingeführt hatten. Eine
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