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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 12

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
12 Die Reform ationszeil. Reichstag. Melanchthon hatte das lutherische Glaubensbekenntnis in versöhnlichem Geist abgefaßt: er stellte die Punkte voran, worin die protestantische Lehre mit der katholischen übereinstimmte, und überging die deutschen Klagen über römische Mißbrauche. Aber 1530 der Kaiser, dem die „Augsburgische Konfession" vorgelesen wurde, forderte von den Protestanten nach langen Verhandlungen, sie sollten sich bis zum Frühjahr unterwerfen. Mit nassen Augen ritt der ehrliche Kurfürst Johann der Beständige, Friedrichs des Weisen Bruder, von seinem Kaiser weg. 5. Alsbald schlossen die protestantischen Fürsten zur Verteidigung ihres Glaubens zu Schmalkalden ein Bündnis, das nach dem Beitritte der großen Städte, wie Magdeburg und Lübeck, vom Bodensee bis zur Ostsee reichte. Ein neuer verheerender Türkenkrieg hinderte den Kaiser, gegen den Bund einzuschreiten; um die Hilfe der Lutherischen zu gewinnen, bestimmte er im Nürnberger Religionsfrieden, bis zu einer allgemeinen Kirchenversammlung sollten die Stände um des Glaubens willen einander nicht anfechten. Der Sultan wich aus Österreich und Steiermark. Aber er führte 30000 Gefangene mit in die Sklaverei und behielt den größten Teil Ungarns mit der Hauptstadt Ofen. 5. Zwingli und Kalvill. 1. Der Schweizer Humanist und Theologe Huldrich Zwingli war der Sohn eines wohlhabenden Landmannes im obern Roggen-burg; am Fuße des Säntis ist sein stattliches Vaterhaus noch zu sehen. Ein schöner, freundlicher Mann, hatte er als Feldprediger Söldner nach Italien begleitet; seither eiferte er gegen das „Reislaufen", die Unsitte seiner Landsleute, ihr Blut fremden Fürsten zu verkaufen. Als Pfarrhelfer in Einsiedeln wie als Leutpriester in Zürich predigte er gewaltig: Gottesfurcht, Gottesliebe, Unschuld sei der Kern aller Religion; tätig zu sein im Vertrauen auf Gott sei die große Christenpflicht. Unter der Erregung über den Ablaßhandel beseitigte er im Einverständnis mit dem „Großen Rat" und der Bevölkerung Zürichs alle kirchlichen Einrichtungen und Gebräuche, die der Bibel widerstrebten; er wollte den Gottesdienst nach dem Muster des Urchristentums einrichten. Die Reform fand auch Eingang in Bern und andern Kantonen. Dagegen schlossen sich die katholischen „Fünforte" Uri, Schwyz

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 25

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Lepanto. Der Abfall der Niederländer. Ii 25—3s. 25 3. Philipp ü. und die Niederländer. 1. Karl V. hatte sein großmütterliches Erbe im Mündungsgebiete von Rhein, Maas und Schelde in feierlicher Versammlung zu Brüssel seinem Sohn übertragen. Er liebte die Niederländer; Philipp entfremdete sie sich durch seine Unzugänglichkeit und verletzte ihre Rechte. * * Wie in seinem ganzen Reich, in dem die Sonne nicht unterging, wollte Philipp auch in den Niederlanden die Glaubenseinheit aufrechterhalten. Er teilte das Land in drei Erzbistümer mit fünfzehn Bistümern; die Ernennung der Bischöfe nahm er als sein Recht in An- □ spruch wie in Spanien. □ Als er die Zahl der Bistümer vermehrte und spanische Truppen im Lande ließ, machte der Adel der Regierung Vorstellungen; ein kalvinistischer Pöbelhaufe erschlug in den flandrischen Küstenstädten die Priester und plünderte die Kirchen. 2. Entschlossen, die neue Lehre auszurotten, ersetzte der König die milde Statthalterin, seine Stiefschwester Margarete von Parma, durch den Herzog von Alba. Der meinte: „Gegen Ketzerei hilft nur Feuer und Schwert." Um den Sold für seine Krieger zu gewinnen, schrieb er unbefugt Steuern und Zölle aus; zur Aufrechterhaltung der Ordnung errichtete er einen „Rat der Unruhen", den das Volk wegen seiner massenhaften Todesurteile den Blutrat hieß. Vor allem suchte er die Vornehmen zu beseitigen oder einzuschüchtern: selbst Graf Egmont mußte auf dem Marktplatze zu Brüssel das Schafott besteigen; Alba sagte, ehe Milde walten dürfe, müßten noch 800 Köpfe fallen. 3. Nun griff der Adel, den die spanischen Räte wegen seiner Schulden höhnten, unter dem Namen Geusen (gueux, Bettler) zu den Waffen; Graf Wilhelm von Oranien aber holte deutsche Söldner herbei. So entbrannte der 80 jährige Freiheitskampf der Niederländer. * *In hingebender Begeisterung wehrte sich das ganze Volk um seine Freiheit. Die belagerten Leidener erklärten, ehe sie sich ergäben, würden sie den linken Arm aufessen, um sich mit dem rechten verteidigen zu können. Aus den Rat Wilhelms von Oranien durchstachen sie die Deiche: das Meer trug die Geusenflotte an die Mauern, und die Belagerer mußten abziehen. Albas Truppen begingen entsetzliche Ausschreitungen, die schlimm-

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 46

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
46 Der Dreißigjährige Krieg. Dem Kaiser blieb keine andre Rettung als Wall enstein. In Gleichmut seinen Sternen vertrauend, hatte der unergründliche Mann diesen Augenblick erharrt und inzwischen seine böhmischen und schlesischen Güter aufs beste verwaltet; seine Fürsorge erstreckte sich bis auf kranke Haustiere. Er erbaute Klöster, Kirchen, Lehranstalten, zog fremde Handwerker heran, suchte die Seidenzucht einzubürgern; in seiner Residenz Gitschin begann er einen prächtigen Palast zu bauen mit Parkanlagen und Lindengängen; ja er wollte eine eigene Hochschule und ein eigenes Bistum errichten. 6. Mit weitgehenden Vollmachten ausgestattet, warb er nunmehr ein Heer an und führte es, die Sachsen aus Böhmen drängend, nach Bayern. * * Durch seinen Marsch nach Franken bedrohte er Gustavs Ver- bindung mit dem Norden: der König nutzte von seinem Vorstoß auf Wien abstehen, auf das die Sachsen gleichzeitig von Böhmen aus vorrücken sollten, deckte aber mit seiner ganzen Heeresmacht Nürn-□ berg, seine stärkste Stütze in Süddeutschland. Dort nutzte Wallenstein innehalten auf seiner Siegesbahn. Monatelang lag ihm Gustav Adolf in wohlverschanztem Lager bei Nürnberg gegenüber, bis es an Brot fehlte und an Totengräbern für die Soldaten und Bürger, die von Hunger und Pest hingerafft wurden. Endlich, nach einem furchtbaren Ansturm auf die „Alte Feste", den Schlüssel zu Wallensteins Stellung auf den Höhen am linken Ufer der Regnitz, zog der Schwede von dannen, um „den Fuchs aus dem Loch zu kriegen". 7. Aber der „Generalissimus" brach unter Mord und Brand in Sachsen ein, und Gustav Adolf nutzte seinem unzuverlässigen Bundesgenossen abermals Hilfe leisten. 1632 Bei Lützen matzen sich die beiden grotzen Heerführer. Da traf den König im Getümmel eine tödliche Kugel. Ein solches Ende mag er geahnt haben, als er in Erfurt von seiner Gattin Abschied nahm, die ihm aus Sehnsucht nachgereist war in den Krieg.*) Mit Schweden weinte Deutschland um den toten Helden; selbst dem Kaiser wurden die Augen feucht, als man ihm das blutige Koller des edelsten seiner Feinde überbrachte. *) Gustavs Ausgang erzählt Schiller im „Dreißigjährigen Krieg" und R. F. Meyer in der Novelle „Gustav Adolfs Page".

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 53

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Die ersten Stuarts. Iii64—Iv13. 53 Luft zu sprengen. Auch die Puritaner traten ihm schroff gegenüber; ihre Lehre griff rasch um sich; sie strebten die Gleichheit aller Menschen an und wollten das Leben nach den Geboten des Alten Testaments einrichten: sie gaben ihren Kindern alttestamentliche Namen und hielten Weintrinken und Tanz, das Tragen langer Haare, ge- □ stärkter Kragen für sündhaft. □ 2. Doch erst Jakobs Sohn Karl I. geriet mit dem Parlament und den Puritanern in offenen Kampf. * *(£r stellte sie wie die andern „Dissenters" vor die „Hohe Kommission", die Vorkämpfer der Volksrechte vor einen andern Gerichtshof, die „Sternkammer". Das Parlament weigerte sich, ihm das Tonnen- und Pfundgeld, wie es sonst üblich war, gleich bei Beginn seiner Regierung zu bewilligen, und widersetzte sich dann der eigenmächtigen Erhebung dieser Steuer. Der Gegensatz verschärfte sich noch, als der König der Petition of Rights, einer Zusammenfassung der englischen Volksrechte, nachdem er sie angenommen hatte, sofort □ zuwiderhandelte.!^ Elf Jahre lang regierte er, unbekümmert um Verfassung und Königseid, ohne Parlament; er schrieb nach Gutdünken Steuern aus, die mit Härte eingetrieben wurden; widerspenstige Mitglieder des Parlaments sowie einzelne Puritaner ließ er mit Geldbußen und Einkerkerung bestrafen. Schließlich wollte er den Schotten die anglikanische Kirchenverfassung aufzwingen. Als jedoch in Edinburg der erste Bischof auf die Kanzel trat, brach eine Empörung aus. Das zur Niederwerfung der Schotten nötige Geld sollte die Volksvertretung bewilligen, die er endlich berief. Allein das „lange Parlament" machte dem König zunächst die Ausübung seines Rechtes unmöglich, die Volksvertretung aufzulösen; alsdann forderte es von ihm Abstellung seiner ungesetzlichen Anordnungen und schickte seinen Minister Lord Stafford nach richterlichem Spruch aufs Schafott. Vergebens erschien Karl I. persönlich im Parlament, um die Führer der Opposition als Hochverräter zu verhaften. Der Aufruhr toste durch die Stadt und die benachbarten Grafschaften. 3. Karl verließ seine Hauptstadt, entschlossen zum Kriege. Aber wider Erwarten erlagen seine adeligen „Kavaliere" den verachteten puritanischen „Rundköpfen", die ihre Haare kurz schoren. * * Damals hat sich der englische Adel für seinen König zu-

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 109

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Friedrichs Ii. Friedenswerk. V 52—5. 109 Vater; seine Meinung sprach er mündlich und schriftlich recht unumwunden aus*). Sein Vater hatte dem Generaldirektorium in seinen langen Sitzungen jeweils ein Mittagsmahl auftragen lassen; das schaffte Friedrich ab: „Wenn sie fleisich arbeiten, So können sie ihre arbeit des morgens in 3 Stunden Gerichten, wenn Sie Sich aber Historien vertzehlen, Zeitungen lesen, So ist der gantze Tag nicht lang genung." Gleich nach dem Dresdener Frieden führte er eine einfachere, mildere und billigere Rechtspflege ein. Die Rechtspflege sah er als die ursprünglichste und höchste Pflicht des Staatsoberhauptes an. Vor dem Beginn eines Rechtsstreites sollte stets in mündlicher Verhandlung ein Ausgleich versucht werden. Er suchte den Gerichtsgang immer mehr abzukürzen und zu vereinfachen; die Anwälte (Advokaten) durften ihre Gebühren erst am Ende des Verfahrens erheben. Die Erkenntnisse der Strafkammern ließ er sich alle vorlegen, damit die Leute nicht „gehudelt" würden; aber persönliche Eingriffe versagte er sich immer strenger. „In den Gerichtshöfen müssen die Gesetze sprechen und der Souverän schweigen," war sein Grundsatz. Ein allgemeines Landrecht, das er ausarbeiten ließ, kam erst unter seinem Nachfolger zur Einführung. Dem Gesetz unterstellte er sich selbst wie sein Vater; in zweifelhaften Fällen sollten die Richter lieber ihm unrecht tun als andern. Denn er wollte keinen Vorteil als den des Staates; auf dem Sterbelager verpflichtete er seinen Nachfolger zu diesem Grundsatz. 5. Er wollte ein Vormund seines Volkes sein, vor allem der Armen und Unmündigen. Er setzte einen eigenen Armenanwalt ein, und wehe den Richtern, die gewagt hätten, das Recht zu biegen zugunsten der Großen! Seine Zölle verschonten die Bedürfnisse der unbemittelten Klassen: Schweinefleisch und Mehl. Die Erbauung des Schlosses Sanssouci und später des Neuen Palais sollte den Armen Arbeit und Verdienst bieten. * *Die Bauern waren schon unter Friedrich Wilhelm nicht mehr leibeigen, d. H. sie durften nicht verkauft werden. Aber sie waren „an die Scholle gebunden", erbuntertänig: sie durften nicht auswandern. Auf eignen Erwerb hatten sie ein Recht; aber sie unter* *) Beispiele seiner gefürchteten Randbemerkungen und Belege seines ganzen Denkens und Schaffens bietet Ferdinand Reinholds Ausgabe der Briefe und Verordnungen in Diesterwegs Deutschen Schulausgaben, Xiv. Band.

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 61

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Die Hohenzollern in den Marken. Iv 32—4. 61 die vier Meter dicken Mauern ihrer Burg und brach dem Landfrieden die Bahn. * *Nach der Niederwerfung der Quitzows und ihrer Burg Frie- sack*) schaltete Markgraf Friedrich Vi., als Kurfürst Friedrichi., an der Seite seiner Gemahlin Elisabeth von Bayern, der „schönen Else", in den Marken als „Gottes slechter (schlichter) Amtmann an den Fürstentums": ein mittelgroßer Mann mit lang herabfallendem Braunhaar um das runde, bartlose Gesicht. Häufiger jedoch als in den Marken weilte der kluge, rastlose Mann in seinen fränkischen Besitzungen, wo er der Reichsregierung und den Hussitenkriegen näher □ war.d 4. Friedrichs I. Sohn Friedrich Ii. beugte den Trotz der Städte; er baute das älteste Fürstenschlotz zu Berlin, um die hadernden Städte Berlin und Kölln unter seinen Willen zu beugen?*) Sein Bruder Albrecht, ein kaisertreuer Kriegsmann, starb zu Frankfurt a. M. während seiner Bemühungen um die Königswahl Maximilians. * * Sein Bruder Albrecht Achilles suchte durch sein Haus- gesetz, die Verfügung des Achilles (dispositio Achillea), die Unteilbarkeit der Marken zu sichern. Albrechts jüngerer Sohn Albrecht wurde der erste Herzog von Preußen, dessen gleichnamiger Neffe Erzbischof von Magdeburg, Kurfürst von Mainz und Bischof von Halberstadt; er ist der Erbauer der Moritzburg in Halle. Die Kurfürsten Johann und Joachim waren erfüllt von dem Geiste des Humanismus; man gab ihnen die Beinamen Cicero und Nestor. Joachim I. hatte schwere Kämpfe mit seinem trotzigen Adel: „Iochimke, Iochimke, höde (hüte) di, fangen wi dt, so hangen wi di!" schrieben ihm die Junker an die □ Tür seines Schlafzimmers. Hh Joachim I. stiftete die Hochschule Frankfurt an der Oder, damit auch seine Untertanen sich „das Kleinod der Wissenschaften" aneignen könnten, und ersetzte die alten Rechtsbücher durch das römische Recht. Joachim Ii. nahm das Abendmahl unter beiderlei Gestalt, ohne jedoch dem Schmalkaldner Bund beizutreten. Er bereitete durch Erbvertrag die Erwerbung der schlesischen Herzogtümer Liegnitz, Brieg und Wohlau vor. *) Zu Wildenbruchs Schauspiel „Die Quitzows". **) Diese Anfänge der märtischen Kultur spiegelt der Roman von Willi- bald Aleris: „Der Roland von Berlin" wider.

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 64

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
64 Das Zeitalter Ludwigs Xiv. Das Volk vergaß seine Sorgen im Genusse des Branntweins und des Tabaks, der, wie Zucker, Tee und Kaffee, seit dem Anfang des „großen Krieges" allmählich in Aufnahme kam. 5. Der deutsche Handel war lahmgelegt. Seit der Auffindung des Seeweges nach Indien bewegte sich der Weltverkehr an der Westküste Europas hin; Lissabon wurde die erste Handelsstadt der Welt, dann Amsterdam. Die Dänen hielten durch ihren Sundzoll „die Kehle der Ostsee" umklammert. Die Landesfürsten unterwarfen die Reichsstädte und unterbanden ihren Handel durch zahlreiche Zölle und durch Mißbrauch des Stapelrechts. Die oberdeutschen Kaufhäuser behaupteten sich noch durch Geldgeschäfte, durch Darlehen an die Fürsten, durch Anteil am Silberbergbau in Tirol und Sachsen. Nürnberg und Augsburg hatten ungeheure Verluste erlitten; doch trieben sie immer noch Handel mit steirischem Eisen und mit Waffen. Nur im äußersten Norden hielten sich trotz des Wettbewerbs der englischen Tuchhändler noch Hamburg, ferner Bremen und Lübeck, Danzig und Königsberg; Hamburg hatte nach Antwerpens Fall den Seehandel nach Spanien, Frankreich, England und den Kolonien sowie nach den skandinavischen Reichen geerbt. Im äußersten Süden schwangen sich durch den Handel mit Italien die von französischen Glaubens-flüchtlingen emporgebrachten Seidenstädte Zürich und Basel empor, sodann Straßburg bis zu seinem Fall: um das Jahr 1670 hatte Basel 68 Seide- und Wollfabriken und an 360 Schiffe auf der Rheinfahrt nach Frankfurt a. M. 6. Auch die Bildung kam langsam wieder in Aufnahme: in den Städten konnte jedermann lesen; in Frankfurt a. M. und bald auch in Leipzig blühte der Buchdruck; es gab schon wöchentlich erscheinende Zeitungen; noch während des Großen Krieges begann das bahnbrechende Wirken des Erziehers Arnos Co menius. Auf einem glänzenden Reichstag zu Regensburg ließ Kaiser Ferdinand Iii. mit großem Prunk die erste Oper in Deutschland aufführen, erprobte Otto von Guericke seine Luftpumpe durch den Versuch mit den zwei luftleeren „Magdeburger Halbkugeln". Freilich: die „Herren von Stande" schieden sich in kleinlichem Kastengeist voneinander und von der „Kanaille"; aber auch unter den Bürgern war jeder bedacht, seinen „Etat zu maintenieren": ein seltsames Titel- und Formelwesen entsprach der Geringschätzung, womit jeder die Niedrigerstehenden behandelte, und dem Geist kriechen-

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 122

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
122 Preußen und Österreich. 1785 stärkung des Erzhauses durch die Gründung des Fürstenbundes: die meisten nord- und mitteldeutschen Staaten stellten sich unter die Leitung Preußens. * *Der „Fürstenbund" war eine Art Kurverein: mit Kurbrandenburg verbanden sich Kurmainz, Kursachsen und Kurhannover zum Schutz ihrer Lande und Gerechtsame gegen den Kaiser, der Deutschland verjüngen, aber damit auch die Macht Habsburgs erneuern wollte. Auch eine Anzahl kleinerer Fürsten waren im Bunde bis hinauf zur Markgrafschaft Baden: auch der Süden Deutschlands blickte mit □ Vertrauen auf den König von Preußen. □ Es war der erste Anlauf zu einer neuen Zusammenfassung der deutschen Stämme. „Ich denke," schrieb Friedrich einmal, „wir Deutsche haben lange genug untereinander unser Blut vergossen; es ist ein Jammer, daß wir nicht zu besserem Verständnis kommen können." * *6. Wie Friedrichs ganze innere Verwaltung das Lebenswerk Friedrich Wilhelm I. fortsetzte, so bemühte er sich gleich dem Vater, möglichst viel „Unland" urbar zu machen und zu „peuplieren". Aus Sümpfen schuf er Wiesen: so legte er im Magdeburgischen den Dröm-ling, in Westpreußen das Netze- und Warthebruch trocken; in Pommern und der Mark allein gründete er ungefähr 240 Dörfer, in □ denen 4—5000 Familien eine Heimat fanden. □ Fleißige Hände und geldkräftige Unternehmer suchte er immer zu gewinnen und festzuhalten: Handwerksburschen durften nicht ins Ausland wandern; dagegen ließ er Weber aus der Lausitz kommen, um „das faule Volk in der Mark zu animieren"; die einwandernden Pfälzer sollten mit neuem Blut und neuen Gedanken die trägen Pommern auffrischen. Durch Schutzzölle und Einfuhrverbote suchte er die schlafenden Kräfte zu wecken: in einem armen Lande müßten die Leute alles selber machen, was sie anderswo nicht bekommen könnten. So brachte er die Einwohnerzahl der Monarchie von drittehalb Millionen mit Einschluß der erworbenen Länder auf sechs Millionen. Die Königlichen Kornspeicher mußten die Kornpreise regeln: galt der Scheffel Roggen mehr als einen Taler, so wurden sie geöffnet, um billigeres Korn anzubieten; sank der Preis unter achtzehn

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 78

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
78 Das Zeitalter Ludwigs Xiv. Waldes, warfen die von heißem Elaubenseifer beseelten Streiter die vierfach überlegene Türkenmacht in die Flucht. Der Großwesir erdrosselte sich auf des Sultans Befehl zu Belgrad. 3. Dreiunddreißig Prinzen hatten tnitgefochten, darunter Eugen von Savoyen und sein Vetter, Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden. Früh zeigte Eugen bei zarter Gestalt kriegerische Neigung; Alerander der Große war sein Held, Mathematik seine Lieblingswissenschaft. Ludwig Xiv., an dessen Hofe seine Eltern lebten, schenkte ihm die Einkünfte eines Klosters, schlug jedoch dem „kleinen Abt" eine Offiziersstelle ab. Entschlossen, nur als feindlicher Feldherr wiederzukommen, nahm Eugen Dienst im kaiserlichen Heere, in dem seine vier Brüder standen. 4. Der Sieg am Kahlenberg eröffnete den ersten Angriffskrieg der Deutschen gegen den Halbmond. * * Polen und Venedig schlossen mit dem Kaiser ein Bündnis. Die Venezianer eroberten hauptsächlich mit deutschen Truppen Morea (die Peloponnes) und rückten vor Athen; eine Bombe sprengte ein Pulvermagazin auf der Akropolis, das beim Auffliegen den bis dahin wohl- □ erhaltenen Parthenon auseinanderritz. In Ungarn aber erschien jetzt auch ein kurmärkisches Heer. Der alte Kurfürst war zum Abschied selbst ins Lager geritten: „Mit Geist und Gemüt werde ich allzeit in eurer Mitte sein," sagte er. Unter dem Kurfürsten Mar Emanuel von Bayern, den die Soldaten wegen der Farbe seines Wappens den blauen König nannten, nahmen sie ehrenvollen Anteil an der Erstürmung Ofens. Vor Ofen fielen auch sechzig Handwerkersöhne aus Barcelona, die zu Fuß nach Ungarn gekommen waren, um im Glaubenskriege mitzufechten. In langem Ringen wurde den Türken Ungarn entrissen: alle ungarischen Flüsse, sagte man, seien mit deutschem Blute gefärbt. * *Ein neues Türkenheer schlug Markgraf Ludwig Wilhelm, der „Türkenbändiger", in einer glänzenden Schlacht bei Szlankamen gegenüber der Theißmündung; der Großwesir siel. Als der Markgraf dann ein Kommando am Rhein übernahm, trat der 32jährige Prinz Eugen an die Spitze des Lhristenheeres, das ihn mit Jubel begrüßte. Der Sultan Mustafa Ii. führte persönlich sein Heer am rechten Ufer der Theiß aufwärts; in dem Augenblicke, da es den Fluß überschritt, um nach Siebenbürgen zu

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 17

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Albrecht Dürer. I 71—5. 17 her nie erreichte Höhe gehoben. In seinem „Marienleben" besonders hat er sein reiches Gemüt bekundet. Wer hätte nicht seine Lust an der „Ruhe in Ägypten": wie ein deutscher Zimmermann behaut der heilige Joseph im Hof eines deutschen Hauses einen Trog, während Engelknaben eifrig die Späne zusammenlesen und nebenbei zu fröhlichem Spiel Mutze finden; die heilige Jungfrau aber im Schmuck ihrer hellen Locken sitzt wie eine deutsche Hausfrau am Spinnrad, vor sich die Wiege ihres Kindes, die von Schutzengeln umringt ist; in den Lüften schwebt Gott Vater im wallenden Mantel, die Weltkugel in der Linken, die Rechte zum Segen erhoben, unter ihm die Taube des Heiligen Geistes. Ein unvergleichliches Werk ist ein Christuskopf mit der Dornenkrone (Ecce homo!). Dürers berühmtester Kupferstich ist neben dem heiligen Hieronymus im Gehäuse der geharnischte Ritter mit Hund und Lanze, der durch den felsichten Wald Hin-reitet, seiner Pflicht nach, unbekümmert um Tod und Teufel, die ihn lauernd umgeben: ein deutscher Mann, wie Albrecht Dürer selbst einer war. 4. Denn der deutsche Meister nahm an den Vorgängen im öffentlichen Leben, zumal im Reich, ebenso warmherzigen Anteil wie an dem Wohlergehen seiner Freunde; auf mehreren Bildern bezeichnet er sich stolz: „ein Deutscher". Ein Jahr hielt er sich in Venedig auf, von den Malern hochgeehrt, wohl auch beneidet. Mächtig fesselte ihn das schöne Land: „Wie wird mich nach der Sonnen frieren!" schrieb er einem Freunde. Zahlreiche Große wollten von ihm gemalt sein; Kaiser Mar schenkte ihm seine Freundschaft. Noch auf seinem letzten Reichstag zu Augsburg scch ihm der „teure Fürst" zu einer Zeichnung. Auch zu Karlv. reiste Dürer, als er auf der Reise nach Worms in die Niederlande kam. 57 Jahre alt, starb Dürer in seiner Vaterstadt. Dort verwahrt das Dürerhaus seine unschätzbaren Entwürfe. 5. Mit- und Nachwelt stellten ihm höchstens den jüngeren Hans Holbein an die Seite, der in Basel und in England lebte. In Nürnberg selbst wirkten in jenem Jahrhundert eine stattliche Anzahl Meister in Kunst und Kunstgewerbe: der Steinmetz Adam Kraft schuf das Sakramentshäuschen in der Lorenzkirche, der Erzgietzer Peter Bischer das Sebaldusgrab; der Goldschmied Wenzel Iamnitzer bildete Pokale und Tafelaufsätze, Schmuckkästchen und Standuhren (nebst „Nürnberger Eiern"), Kruzifixe und Harnische: Keller, Geschichte. Ausgabe L. Teil Iii. 2
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