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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 9

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Der Bauernkrieg. I 32—6. 9 gehen. Darum antwortete er alsbald auf die zwölf Artikel. Furchtlos redete er den Fürsten und Herren ins Gewissen, die durch Mißachtung und Bedrückung den gemeinen Mann gereizt und ihm das reine Evangelium vorenthalten hätten, nicht minder aber den Bauern, deren Auflehnung wider die Obrigkeit unchristlich sei. Zu spät. Schon lockten die Kaufmannsgüter in den Städten und die Klosterschätze die Begehrlichkeit. Hunderte von Klöstern und Burgen plünderten und zerstörten die Bauern: „Wir haben so lange hineingeführt, nun wollen wir auch herausführen." Als bei Weinsberg der „helle Haufen" vom Odenwald während der Unterhandlung überfallen und auf seinen Herold geschossen wurde, stürmte er am Osterfeste die Burg Weibertreu und jagte siebzig Ritter nach Landsknechtsgebrauch in die Spieße. Und das alles geschah im Namen des Evangeliums! 5. Da forderte Luther in einer zornigen Schrift die Fürsten auf, „die raubischen und mordischen Bauern" totzuschlagen wie tolle Hunde. Das harte Wort fand alsbald willige Hände. Schlag auf Schlag traf die uneinigen Haufen in Schwaben und im Taubergrund. Mit köpfen und Hängen, mit Fingerabhacken und Augenausstechen wüteten die Sieger. Ritter Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand, dem der Odenwälder Haufe seine Führung aufgezwungen hatte, schmachtete zwei Jahre zu Heilbronn im „Eötzenturm". Vor Zabern im Elsaß wurden an 20000 Bauern, als sie vertragsmäßig ohne Waffen abziehen wollten, von den Soldknechten Herzog Antons von Lothringen niedergehauen. Münzer verhieß seinen Bauern, die feindlichen kugeln in seinen Ärmeln aufzufangen; fast ohne Gegenwehr wurden sie von den Landsknechten bei Franken- 1625 hausen an der Unstrut niedergemacht, Münzer selbst gefoltert und enthauptet. Auf dem Weg zum Schafott legte er den Fürsten das arme Volk ans Herz, das nur durch die Tyrannei der Junker zum Aufstand getrieben worden sei. Mindestens 100000 Bauern kamen um; die anderen zerstreuten sich in ihre rauchenden Dörfer. Ihre Lage wurde noch schlimmer als vorher; nur wenige Fürsten, wie der Landgraf Philipp von Hessen, der Pfalzgraf Ludwig V. und die Markgrafen von Baden, gewährten ihnen Erleichterungen. *6. Einige „Propheten" der „Wiedertäufer" wollten von Münster in Westfalen aus ein neues Volk Israel begründen.

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 25

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Lepanto. Der Abfall der Niederländer. Ii 25—3s. 25 3. Philipp ü. und die Niederländer. 1. Karl V. hatte sein großmütterliches Erbe im Mündungsgebiete von Rhein, Maas und Schelde in feierlicher Versammlung zu Brüssel seinem Sohn übertragen. Er liebte die Niederländer; Philipp entfremdete sie sich durch seine Unzugänglichkeit und verletzte ihre Rechte. * * Wie in seinem ganzen Reich, in dem die Sonne nicht unterging, wollte Philipp auch in den Niederlanden die Glaubenseinheit aufrechterhalten. Er teilte das Land in drei Erzbistümer mit fünfzehn Bistümern; die Ernennung der Bischöfe nahm er als sein Recht in An- □ spruch wie in Spanien. □ Als er die Zahl der Bistümer vermehrte und spanische Truppen im Lande ließ, machte der Adel der Regierung Vorstellungen; ein kalvinistischer Pöbelhaufe erschlug in den flandrischen Küstenstädten die Priester und plünderte die Kirchen. 2. Entschlossen, die neue Lehre auszurotten, ersetzte der König die milde Statthalterin, seine Stiefschwester Margarete von Parma, durch den Herzog von Alba. Der meinte: „Gegen Ketzerei hilft nur Feuer und Schwert." Um den Sold für seine Krieger zu gewinnen, schrieb er unbefugt Steuern und Zölle aus; zur Aufrechterhaltung der Ordnung errichtete er einen „Rat der Unruhen", den das Volk wegen seiner massenhaften Todesurteile den Blutrat hieß. Vor allem suchte er die Vornehmen zu beseitigen oder einzuschüchtern: selbst Graf Egmont mußte auf dem Marktplatze zu Brüssel das Schafott besteigen; Alba sagte, ehe Milde walten dürfe, müßten noch 800 Köpfe fallen. 3. Nun griff der Adel, den die spanischen Räte wegen seiner Schulden höhnten, unter dem Namen Geusen (gueux, Bettler) zu den Waffen; Graf Wilhelm von Oranien aber holte deutsche Söldner herbei. So entbrannte der 80 jährige Freiheitskampf der Niederländer. * *In hingebender Begeisterung wehrte sich das ganze Volk um seine Freiheit. Die belagerten Leidener erklärten, ehe sie sich ergäben, würden sie den linken Arm aufessen, um sich mit dem rechten verteidigen zu können. Aus den Rat Wilhelms von Oranien durchstachen sie die Deiche: das Meer trug die Geusenflotte an die Mauern, und die Belagerer mußten abziehen. Albas Truppen begingen entsetzliche Ausschreitungen, die schlimm-

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 85

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Der spanische Erbfolgetrieg. Iv 92—5. 85 kannte in seinem Bericht über die Schlacht bei Höchstädt die Verdienste seines Freundes ebenso dankbar an wie die unerschrockene Standhaftigkeit der preußischen Offiziere und Gemeinen unter dem Herzog Leopold von Dessau; auch die hannoverischen Hilfstruppen hatten sich wacker gehalten. Bei Turin stellte sich der Prinz selbst an die Spitze der „blauen Jungen" aus der Mark: „Italien ist unser!" jauchzte er ihnen zu, als sie mit dem Rufe „(Sah to!" (Vorwärts!) das feindliche Lager gestürmt hatten. In der letzten Schlacht, bei Oudenaarde, focht auch der Kronprinz von Preußen mit. 4. Auf Kaiser Leopold ,,mit der hangenden Unterlippe" folgte 1705 sein 27 jähriger Sohn Joseph I. Er war dem Vater ganz unähnlich: ein stattlicher, rotblonder Mann mit leuchtenden blauen Augen, lebensfroh und feurig, wohlunterrichtet, ein Gegner der Jesuiten, ein Verehrer des Prinzen Eugen. Im Einverständnis mit den Kurfürsten sprach er über Mai Emanuel und den Kurfürsten von Köln die Reichsacht aus; um die Kinder des heimatlosen Landesherrn zu schützen, riß der „Schmiedbalthes" die treuen Bauern zu einer Empörung hin, die blutig niedergeschlagen wurde. □ Eugen eilte seinem Vetter, dem Herzog von Savoyen, zu Hilfe, der sich den Verbündeten angeschlossen hatte. Vor Turin schlug er ein französisches Heer, das die Hauptstadt bedrängte. Der geächtete Wittelsbacher übernahm die Statthalterschaft der Niederlande; aber ein Sieg Marlboroughs vertrieb ihn abermals. Als die Franzosen die Niederlande noch einmal angriffen, verband sich Eugen mit dem Herzog von Marlborough: in zwei blutigen Schlachten überwanden die beiden Freunde die letzten Heere, die Ludwig Xiv. ins Feld stellen konnte. 5. Frankreich wurde nun auch einmal der Kriegsschauplatz. Es war aufs äußerste erschöpft; mit der Flotte war sein Handel vernichtet, die Steuerlast wurde unerträglich. Man brachte nicht einmal den Schießbedarf mehr auf. In dem beispiellos harten Winter 1708/09 erfroren alle Obstbäume und Saaten. Die Bauern verhungerten; Lud- wig hatte Mühe, die eigene Tafel zu besetzen. *Ein Zehntel des Volkes, schrieb der Marschall Vauban, sei am Bettelstab und fünf Zehntel nicht imstande, jenen ein Almosen zu geben. Zu den Ämtern von Leichenbittern, Viehhändlern, Fuhrleuten, die der König im Pfälzer Krieg errichtet und verkauft hatte,

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 50

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
50 Der Dreißigjährige Krieg. hielt in dem ganzen „armen, verderbten Deutschland" kein Feldherr mehr die „Soldateska" im Zaum. Grundsatzlos liefen die Söldner von einem Heer zu andern, oder sie wurden „Merode-Brüder" und Räuber; mit blutiger Hand nahmen sie selbst, was sie brauchten, und verdarben das andere: den Wein ließen sie ausfließen,, in die Betten nähten sie die Scherben zerschlagener Töpfe. Sie setzten den Bauern den „roten Hahn" aufs Dach, durch „Radeln" (Einklemmen eines Fingers unter den Hahn der Flinte), Zusammenpressen des Kopfes, Aufhängen im Rauch und andere Scheußlichkeiten*), zwangen sie die Leute, ihre vergrabenen Wertsachen auszuliefern. Was half es, daß der Profoß dann und wann einen der „ftrabaten (Kroaten) und Schnapphahnen durch das hänfene Fenster sehen ließ", „ihn mit des Seilers Tochter kopulierte"! Ganze Landstriche lagen öde; auf den Gassen der Dörfer wuchs Gras; in den Kirchen hausten die Wölfe. Hunderte von Ortschaften sind damals verschwunden; die Bewohner waren tot, oder sie waren selbst Landstreicher und Räuber geworden, oder sie führten einen erbitterten Kleinkrieg gegen die Soldaten. **) Die Heere fanden keine Nahrung mehr; zu Hunderten fielen die Kriegsknechte der Pest oder der rächenden Kugel des Landmanns zum Opfer; Soldatenweiber warfen ihre Kinder weg, um ihre Hungerqualen nicht sehen zu müssen. 2. *Ü6er den Friedensschluß verhandelte man schon im Jahr 1640 in Regensburg. Aber der schwedische General Ban er suchte den Reichstag durch einen verwegenen Marsch über die gefrorene Donau gefangen zu nehmen und durch einen Vorstoß, nach Österreich dort einen Aufstand zu entfesseln; plötzlich eintretendes Tauwetter vereitelte den Handstreich. Bauers Nachfolger Torstenson drang zweimal nach Böhmen und Mähren vor; seine Reiter streiften mit derselben Kühnheit bis vor Wien, wie kaiserliche Reiterscharen unter dem Flamländer Johann van Weerth bis gegen Paris. Im Sommer 1648 erschien der schwedische General Königsmark, ein Altmärker, in Böhmen, eroberte den Hradschin und die Kleinseite von Prag und schleppte mit andrer Beute die Silberne Handschrift des Wulfila mit nach Schweden. So endete der Große Deutsche Krieg in Prag, wo er begonnen hatte. □ Endlich kam unter fortwährenden Gastereien und Rangstreitig- *) Wie sie die „Miseres de la guerre“ des Iaques Call0t schildern. **) Schmitthenner, Friede auf Erden. (Wiesbadner Volksbücher.)

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 105

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Der Erste und Zweite Schlesische ftrieg. V 4s—6. 105 worten Dich getraust. Nimm die Gerechtigkeit als ein Schild; folge Deinem in Gott ruhenden Lehrmeister in den unsterblichen Eugenischen Taten! Lebe und streite wohl!"D Bei der Krönung zu Pretzburg rief sie die Großen des Landes, die „Magnaten", ins Schloß, und ihre Jugendschönheit, ihr königlicher Geist und ihre lateinische Rede ritz die ritterlichen Männer hin, daß sie Blut und Leben zu opfern gelobten für „ihren König Maria Theresia". Erst jetzt lernten die Ungarn sich zu Österreich rechnen. Sie brachten 60000 Mann auf; die Königin wurde auch in Prag gekrönt. Zwar wurde der bayrische Kurfürst als Karl Vii. feierlich zum Kaiser gewählt; aber fast am Tage seiner Krönung zog das ungarische Aufgebot, die „Kroaten, Panduren und Tolpatschen", die sengend und brennend wie die Hunnen aus den Steppen hervorbrachen, in München ein. Auch England und Sardinien traten in die Schranken für die Königin. Sie stellten ihr die Rückgabe der verlorenen Länder in Aussicht. Damit war auch Schlesien gemeint; man wußte, datz die Königin weinte, wenn sie einen Schlesier sah. 6. So nutzte Friedrich besorgt werden um Schlesien. Daher begann er den Zweiten Schlesischen Krieg als Bundesgenosse des Kaisers und Frankreichs. Er siel in Böhmen ein und eroberte Prag, konnte es aber nicht behaupten; denn die Franzosen lietzen ihn im Stich. Herzog Karl von Lothringen, Franz Stephans Bruder, rückte ihm über das schlesische Grenzgebirge nach: da erfocht Friedrich unweit Schweidnitz bei Hohenfriedberg einen Sieg, „wie die alten Römer nichts Glänzenderes vollbracht". * Schon hier gebrauchte er seine schiefe Schlachtordnung: er griff den Feind, der in der Frühe eines Iunimorgens eben aus dem Ge-birg herauskam, mit dem einen Flügel seines Heeres in der Flanke an und hielt den andern zurück zum letzten Stotze. Er selbst war überrascht und ergriffen von der Grötze seines Erfolges und von der Hingebung seiner Krieger: „Ich danke Gott für den mir geschenkten Sieg von Herzen; macht ihr es ebenso!" rief er den Offizieren auf der Walstatt zu. „Ich habe Offiziere gesehen," schrieb er später, „die lieber starben als wichen; ich habe Offiziere und Soldaten gesehen, die, schwer verwundet, sich weigerten, ihren Platz zu verlassen und sich nach einem Verband umzusehen. Mit solchen Truppen würde man die ganze Welt bändigen, wären nicht die Siege ihnen selbst ebenso verhängnisvoll wie ihren Feinden."

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 116

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
116 Preußen und Österreich. Burgherrin zum Verbinden der französischen Verwundeten all ihr Linnen hergeben nutzte. Die Siegesnachricht sandte der Röntg seiner Gemahlin nach Magdeburg: dorthin war der Hof übergesiedelt, als österreichische Reiter Berlin überfielen und brandschatzten. Seither sangen die preußischen Soldaten: „Und kommt der große Friederich und patscht nur auf die Hosen, dann läuft die ganze Reichsarmee, Panduren und Franzosen." * 4. * Inzwischen waren die Österreicher in Schlesien eingedrungen und hatten Schweidnitz und Breslau weggenommen. Friedrich eilte alsbald herbei. In Parchwih an der Ratzbach versammelte er seine Stabsoffiziere um sich und schilderte ihnen seine Notlage; er erinnerte jeden an seine Taten und an den Preußennamen; Blut und Leben heischte er von ihnen für den großen Tag der Entscheidung. Wer aber die preußische Sache verloren gebe, möge seinen Abschied nehmen; kein Vorwurf solle ihn treffen. Da rief Major Billerbeck in die lautlose Stille hinein: „Das müßte ja ein infamer Hundsfott □ sein; jetzt wäre es Zeit!"lü Einen Monat nach dem Tage von Roßbach traf Friedrich die Österreicher vor Breslau bei Leuthen. Sie höhnten über die „Potsdamer Wachtparade". * *Der Fuchs ist aus seinem Loch gekrochen," rief Friedrich, als die Österreicher ihm entgegenzogen: „jetzt will ich seinen Übermut strafen!" Er rollte den Feind von der linken Flanke her auf. Sein Stoß traf zuerst die Württemberger, bei denen der Leutnant Schiller □ stand, des Dichters Vater. □ Am Abend standen die Preußen siegreich auf der winterlichen Walstatt. Sie schlossen diesen ihren Ehrentag, wie sie ihn begonnen hatten, mit Choralgesang: „Nun danket alle Gott!" * * Inzwischen ritt ihr König, vom Wirt eines Nachbardorfes geführt, mit einem Trupp Kürassiere durch die frühe Winternacht nach Schloß Lissa. Dort übernachtete er auf der Streu mitten unter österreichischen Offizieren, unter demselben Dach, das in der letzten Nacht Prinz Karl von Lothringen beherbergt hatte. Karl erhielt □ kein Kommando mehr.q Der Sieg brachte reiche Beute und übte wertvolle Wirkungen aus: den ruhmvollen Preußenfahnen strömten in Scharen Freiwillige zu, und der große britische Minister Pitt schloß ein festes Bündnis mit dem König.

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 78

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
78 Das Zeitalter Ludwigs Xiv. Waldes, warfen die von heißem Elaubenseifer beseelten Streiter die vierfach überlegene Türkenmacht in die Flucht. Der Großwesir erdrosselte sich auf des Sultans Befehl zu Belgrad. 3. Dreiunddreißig Prinzen hatten tnitgefochten, darunter Eugen von Savoyen und sein Vetter, Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden. Früh zeigte Eugen bei zarter Gestalt kriegerische Neigung; Alerander der Große war sein Held, Mathematik seine Lieblingswissenschaft. Ludwig Xiv., an dessen Hofe seine Eltern lebten, schenkte ihm die Einkünfte eines Klosters, schlug jedoch dem „kleinen Abt" eine Offiziersstelle ab. Entschlossen, nur als feindlicher Feldherr wiederzukommen, nahm Eugen Dienst im kaiserlichen Heere, in dem seine vier Brüder standen. 4. Der Sieg am Kahlenberg eröffnete den ersten Angriffskrieg der Deutschen gegen den Halbmond. * * Polen und Venedig schlossen mit dem Kaiser ein Bündnis. Die Venezianer eroberten hauptsächlich mit deutschen Truppen Morea (die Peloponnes) und rückten vor Athen; eine Bombe sprengte ein Pulvermagazin auf der Akropolis, das beim Auffliegen den bis dahin wohl- □ erhaltenen Parthenon auseinanderritz. In Ungarn aber erschien jetzt auch ein kurmärkisches Heer. Der alte Kurfürst war zum Abschied selbst ins Lager geritten: „Mit Geist und Gemüt werde ich allzeit in eurer Mitte sein," sagte er. Unter dem Kurfürsten Mar Emanuel von Bayern, den die Soldaten wegen der Farbe seines Wappens den blauen König nannten, nahmen sie ehrenvollen Anteil an der Erstürmung Ofens. Vor Ofen fielen auch sechzig Handwerkersöhne aus Barcelona, die zu Fuß nach Ungarn gekommen waren, um im Glaubenskriege mitzufechten. In langem Ringen wurde den Türken Ungarn entrissen: alle ungarischen Flüsse, sagte man, seien mit deutschem Blute gefärbt. * *Ein neues Türkenheer schlug Markgraf Ludwig Wilhelm, der „Türkenbändiger", in einer glänzenden Schlacht bei Szlankamen gegenüber der Theißmündung; der Großwesir siel. Als der Markgraf dann ein Kommando am Rhein übernahm, trat der 32jährige Prinz Eugen an die Spitze des Lhristenheeres, das ihn mit Jubel begrüßte. Der Sultan Mustafa Ii. führte persönlich sein Heer am rechten Ufer der Theiß aufwärts; in dem Augenblicke, da es den Fluß überschritt, um nach Siebenbürgen zu

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 94

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
94 Preußen und Österreich. Er brachte sein Heer bei dritthalb Millionen Einwohner allmählich auf 83 000 Mann; etwa die Hälfte war im Ausland angeworben, namentlich die „Riesengarde", die der „König Feldwebel" in Potsdam persönlich einexerzierte zum Geschwindfeuer und zum Gleichschritt des Parademarsches; sein Freund und Gehilfe, Herzog Leopold von Dessau, führte den eisernen Ladestock ein. „Wachse nicht, sonst sangen dich die Werber!" riefen die schwäbischen Mütter angstvoll ihren Knaben zu. Den Kern des Heeres bildeten die jüngeren Bauernsöhne. Die märkische Treue und Tapferkeit, die sie in den Dienst mitbrachten, bleuten Stockprügel und Gassenlaufen auch den Angeworbenen ein. Dafür sollte es aber auch des Königs Kriegsmann nach dem Willen Friedrich Wilhelms besser haben als des Gutsherrn Dienstmann. Die Söhne des Adels dienten als Offiziere. Zu ihrer Ausbildung schuf Friedrich Wilhelm das Kadettenhaus; die Offiziere waren der vornehmste Stand. * * Aber er nahm auch bürgerliche Offiziere auf; unwürdige Leute entfernte er ohne Rücksicht aus dem Stande, dem er sich selber zurechnete. Alle Offiziere waren zu unverbrüchlichem Gehorsam verpflichtet, außer wenn etwa ein Befehl gegen die Offiziersehre verstoße. Militärischen Gehorsam verlangte er aber auch von jedem, dem er ein Amt verlieh: Desertion nannte er es schon, wenn ein Beamter sich etwa gegen eine Versetzung nach Tilsit sträubte oder wenn ein Bauer sein Gut verließ, um auszuwandern. Dem Philosophen Wolf in Halle, der die Leibnizsche Lehre von der göttlichen Weltordnung (ungefähr die Kalvinische Gnadenwahl) vortrug, gebot er, „sein Land binnen 24 Stunden bei Strafe des Stranges zu räumen", weil er meinte, die Deserteure seiner Garde könnten sich auf seine Lehre berufen. Schon sein Vater hatte jedem seiner Werbeoffiziere einen Bezirk des eigenen Landes zur Werbung angewiesen und den örtlichen Behörden die Aushebung überlassen. Friedrich Wilhelm machte alle jungen Männer seines Landes heerpflichtig, da „alle Einwohner des Landes zu den Waffen geboren sein sollten": sein Kantonreglement wies jedem Fußregiment einen „Kanton" von 5000, jedem Reiterregiment einen von 1800 Feuerstellen an, woraus sie die Heerpflichtigen auszuheben hatten. Dabei gestattete er aber so viele Ausnahmen, daß doch immer im Ausland geworben werden und das Geld über die Grenze gehen mußte. Für die Waisen seiner Soldaten

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 115

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Prag, Äolin, Rotzbach. V 61—3. 115 eine kleine Schar und ritt an ihrer Spitze auf feindliche Kanonen los, die seine Regimenter zerrissen; daß seine Soldaten umkehrten, merkte er nicht, bis sein Adjutant Major Grant ihm zurief: „Sire, wollen Sie die Batterie allein erobern?" Da hielt er inne, betrachtete noch einmal durch sein Glas die feindliche Stellung und ritt □ langsam zurück, um die Befehle zum Rückzug zu erteilen. □ Bei Kolin erlitt Friedrich seine erste Niederlage und nutzte Böhmen wieder räumen. * * Daun hatte Österreich gerettet; der Ruf von Friedrichs Unbesiegbarkeit war dahin. Da kam noch die Nachricht vom Tode seiner Mutter, an der er mit ganzer Seele hing, und seines liebsten Freundes Winterfeldt, der in einem Gefecht in Schlesien gefallen war. Sein Gemüt war aufs tiefste erschüttert; aber er blieb sich selber treu: als Voltaire ihm zum Nachgeben riet, antwortete er in einem □ Gedicht, er müsse penser, vivre et mourir en roi.q 3. Nun zog mit den Franzosen die „eilende Reichs arm ee“ heran, ein Abbild des Heiligen Römischen Reichs: in einer schwäbischen Kompanie stellte Gmünd den Hauptmann, Rottweil den ersten, die Äbtissin von Rottenmünster den zweiten Leutnant, der Abt von Eengenbach den Fähnrich; beim Exerzieren konnte man Rechtsum und Linksum zugleich und nach allen Seiten Front machen sehen. * * Schon im Anmarsch verscheuchte Friedrichs jüngster General, Seydlitz, Franzosen und Reichsarmee durch verwegene Kriegslist □ aus Gotha. □ Bei Roßbach an den Saalepässen vermeinten diese Helden Friedrich zu fangen. Da brauste General Seydlitz mit seinen Kürassieren hinter dem Janusberg hervor. Dem Fußvolk ritt der König selbst voraus. Da riefen ihm seine Wackern zu: „Aus dem Weg, Vater, daß wir schießen können!" Und bald, so meldete der Reichsfeldherr dem Kaiser, „lief alles wie Schafe davon. Unser größtes Glück war, daß es Nacht geworden ist, sonsten wäre, bei Gott, nichts davongekommen". In einer halben Abendstunde war alles vorbei, die Straße nach Erfurt mit den Hüten, Kürassen und den stolzen Stiefeln der französischen Gens d’armes besät. Unter hundert Flinten der „Reißausarmee" waren kaum zwanzig losgegangen. Die Flucht ging über die Unstrutbrücke bei Freiburg, während die Kanonen stehen bleiben mußten. Die Sieger sangen beim Wachtfeuer ihre Choräle; der König aber ritt in ein Schloß an der Saale, dessen 8*

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 117

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Leuihen, Zorndorf, Hochkirch > Kunersdorf. V 63—6. 117 * ^England, das mit Frankreich wegen der Kolonien in Indien und Amerika im Kriege lag, war Friedrichs einziger Verbündeter. Es zahlte namhafte Hilfsgelder und stellte ein eigenes Heer auf, an dessen Spitze Friedrichs Schwager, Herzog Ferdinand von Braunschweig, trat: er wehrte dem Könige jahraus jahrein die Franzosen ab und führte auch in den nächsten Jahren den Krieg gegen die Franzosen selbständig und erfolgreich, wenn es ihm auch nicht gelang, durch die Karfreitagsschlacht bei Bergen Frankfurt a. M. zu befreien, □ das die Franzosen besetzt hatten. □ 5. Die Russen, die in Preußen und der Neumark greulich wüteten, überwand Friedrich selbst bei Zorndorf unweit Küstrin. War Leuthen die glänzendste Schlacht des Königs, so war Zorndorf eine der schwersten; er selbst ergriff eine Fahne und trug sie zum Sturm voran. Wieder kam das Hauptverdienst Seydlitz zu und seinen Reitern, die die Auflösung des Fußvolkes wieder gutmachten; Friedrich dankte den Tapfern persönlich. Einem Freunde zeigte er gefangene Kosaken: „Sehe Er, mit solchem Lumpengesindel muß ich mich schlagen!" Eine ähnliche Geringschätzung gegen die Österreicher rächte sich bitter. In ungünstiger Stellung bei Hochkirch in der sächsischen Lausitz wurde er in finstrer Herbstnacht von Daun und Laudon überfallen. Halb angekleidet eilten seine Truppen in den Kampf und schlugen sich in guter Ordnung mitten durch die Feinde. Aber er vorlor fast all sein Geschütz. „Kanoniers," fragte er auf dem Rückzug, ,,wo habt ihr eure Kanonen gelassen?" „Der Teufel hat sie bei der Nachtzeit geholt!" lautete die rasche Antwort; und er tröstete die Leute: „So wollen wir sie ihm bei Tage wieder abnehmen." * *53ei Hochkirch war Feldmarschall Keith, ein Freund Friedrichs, und ein Bruder der Königin unter den Toten; in derselben Stunde starb seine Lieblingsschwester, die Markgräfin Wilhelmine von Bai- □ reuth.ü 6. Das folgende Jahr wurde das schlimmste. Mit den neuerdings anrückenden Russen verband sich Laudon. Dicht hinter Frankfurt an der Oder wurde Friedrich in seiner furchtbarsten Schlacht bei Kunersdorf vollständig geschlagen. Nach neunstündigem Marsch und sechsstündigem Kampf in glühender Augustsonne versagten seine Krieger; in die ermüdeten Preußen sandte Laudon seine Reiterei. Den General Seydlitz trug man schwer verwundet vom Schlachtfeld. Der
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