92
Geschichte des Mittelalters.
§ 275. Die Deutschritter begannen unter ihrem Hochmeister,
Hermann von Salza, den Kaiser Friedrich Ii. in den Reichsfürsten-
stand erhob, die Eroberung des noch heidnischen Preußen und vollen-
deten sie nach 53jährigem blutigem Kriege. Ein anderer Ritterorden, die
Schwertbrüder, 1202 in Livland gestiftet, der stch mit dem Deutsch-
orden vereinigte (1237) unterwarf Esthland, Livland und Kur-
1410. land. Durch die unglückliche Schlacht bei Tannenberg gerieth der
Deutschorden unter polnische Oberlehensherrlichkeit, 1525 schloß sich
^er Großmeister Albrecht von Brandenburg der Reformation an
Preußen, und machte Preußen zu einem Erblande; auch in den drei andern
Ostseeländern machte die Ritterschaft aus den Ordenslehen Erbgüter
und ging im 18. Jahrhundert in Rußland auf. Im anderen Deutsch-
land verlor der Orden seine Güter durch die französische Revolution
und Napoleon und ist nur noch in Oesterreich erhalten.
Wie ritterliche Poesie oder der Minnesang.
§ 270. Das ganze Wesen des Ritterthums in seiner Blüte wie
in seiner spätern Entartung spiegelt sich in einer eigenthümlichen poeti-
schen Literatur ab, deren Träger und Pfleger Ritter und Höfe,
deren Stoffe ritterliche Thaten und Tugenden waren. Diese ritterliche
oder Hoffsche Dichtung trat als Kunstpoesie im Gegensätze zur Volks-
dichtung auf, am frühesten in Südfrankreich und im nordöstlichen Spa-
nien (troubadours). In Nordfrankreich und England wurde vorzugs-
weise die ritterliche Heldendichtung gepflegt, welche ihren Stoff
aus dem Sagenkreise Karls des Großen, des walisischen Hclden-
königs Artus (Arthur) und des hl. Grals (nach der Legende die
Schüssel des hl. Abendmahles) nahm, oder Helden aus der heidnischen
Vorzeit wie Alexander den Großen und Aeneas zu christlichen
Rittern umschuf. In Deutschland trieb sie zur Zeit der Hohenstaufen
ihre schönste Blüte in Heinrich von Veldegge, Wolfram von
Eschenbach, Hartmann von der Au, Walter von der Vo-
gelweide, Konrad von Würzburg und Gottfried von
Straßburg; die Namen der Dichter des Liedes „der Nibelungen"
und „der Gudrun" sind unbekannt, sie lebten jedoch in dieser Zeit. (Man
kennt etwa 160 Namen von Minnesängern.)
Die Bürger.
§ 277. Die Kreuzzüge brachten das Abendland und Morgenland
Handel, in einen lebhaften Handelsverkehr; denn der Krieg wurde durch
Waffenstillstände unterbrochen und die verschiedenen mohammedanischen
Reiche waren selten gleichzeitig mit den Christen im Kampfe. Den
größten Nutzen hatten die italienischen Seestädte, besonders Venedig,
Genua und Pisa, welche den größten Theil Europas mit den Er-
zeugnissen des Morgenlandes versorgten und die Ausfuhr dahin ver-
mittelten, die hauptsächlich in Leinwand und Pelzwaaren bestand. Mit
den Italienern verkehrten zunächst die süddeutschen Städte: Augs-
burg, Ulm, Lindau, Konstanz, Regensburg, Wien rc. und
versorgten die norddeutschen, welche wieder nach England, die skandi-
navischen Länder, Polen und Rußland verkehrten. Die Kaufleute bil-
Die Hansen, deten geschlossene Verbindungen, welche im allgemeinen Hansen
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Hermann_von_Salza Friedrich_Ii Friedrich Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Napoleon Karls Artus Arthur) Alexander Alexander Heinrich_von_Veldegge Heinrich Wolfram_von
Eschenbach Hartmann Walter_von_der_Vo- Konrad_von_Würzburg Konrad Gottfried_von
Straßburg
Extrahierte Ortsnamen: Livland Livland Tannenberg Rußland Oesterreich Südfrankreich Nordfrankreich England Karls Deutschland Genua Europas Ulm Konstanz Regensburg Wien England Polen
Das Mittelalter geht zu Ende.
121
die Küste Brasiliens, das durch Amerigo Vespucci (von dem
der neue Erdtheil seinen Namen hat, weil er eine Beschreibung von
ihm herausgab und ihn zuerst von Ostindien unterschied) für Portugal
in Besitz genommen wurde; fast gleichzeitig fanden englische und fran-
zösische Schiffe den Weg nach Nordamerika (Kab oto, ein Vene-
tianer in englischen Diensten, entdeckte Neufundland und Kanada,
Körte real suchte eine nordwestliche Durchfahrt), wo die Kolonisierung
durch Europäer jedoch später begann als in den von den Spaniern
und Portugiesen entdeckten wärmern Himmelsstrichen Amerikas.
§ 363. Alle Nationen brandmarkten sich aber in dem neuen Erd-
theile durch die Grausamkeit, mit welcher sie die Eingebornen behan-
delten, indem sie dieselben oft ohne Noth bekriegten und ganze Stämme
vertilgten oder durch Sklavenarbeit in den Bergwerken aufrieben.
Endlich erwirkte der spanische Geistliche Las Kasas königliche Be-
fehle zu ihrer Schonung und es ist unbestreitbar, daß die Spanier
unter allen Europäern zuerst ein christliches Verfahren gegen
die Indianer einschlugen, und daß durch die katholische Kirche in den
spanischen und portugiesischen Kolonieen mehr für die Bekehrung
und Civilisierung der Eingebornen geschah, als seither von
allen andern Nationen bis auf den heutigen Tag.
§ 364. Das Einschreiten zu Gunsten der Indianer wurde aber
den Negern unheilvoll, denn seitdem kauften die Spanier und ihrem Dernegcr-
Beispiele folgend die Engländer, Franzosen und Holländer Sklaven in Handel der
Afrika für die Arbeit in den Bergwerken und Pflanzungen (1507 Europäer"
wurde das Zuckerrohr nach Domingo verpflanzt). Im Jahr 1505
wurde der erste Negertransport durch die Europäer nach Amerika ge-
bracht und durch sie erhielt die uralte Sklavenausfuhr aus Afrika
einen ungleich größeren Umfang als früher; überdies bleibt es unbe-
streitbar, daß die schwarzen Sklaven von den christlichen Europäern
durchschnittlich viel härter behandelt wurden als von den Moslemin und
Heiden.
Deutschland.
Kaiser Maximilian 1. (1493—1519).
8 365. Maximilian I. verdiente wie sein großer Ahnherr Rudolf Innere Re-
den Namen Vater des Vaterlands, aber er konnte nur der Auf- tormén des
lösung desselben Einhalt thun und nicht mehr dessen alte Machtstellung ^lersmar.
erringen.
Deutschland war der Tummelplatz einheimischer Fehden und Kriege
und wurde zugleich auf seiner ganzen Ostgränze von den Türken ver-
wüstet, daher der Kaiser auf dem Reichstage zu Worms einen ewi-W-rmser
gen Landfrieden zu Stande brachte, dessen Bruch mit der Reichsacht Reichstag
bedroht wurde. Die Streitigkeiten der Stände wurden an ein Reichs- Reichskam.
kammergericht gewiesen, das aus einem fürstlichen oder gräflichen mergericht.
Kammerrichter und 16 Beisitzern bestehen sollte. (Sein Sitz war zuerst
Frankfurt, dann Speyer, zuletzt Wetzlar.) Auch die Einth ei-Kreisein-
lung Deutschlands in zehn Kreise ist ein Werk des Kaisers, obwohl thkilung.
sie erst 1522 durchgeführt wurde. Ein solcher Reichskreis war eigentlich
ein Bund von Reichsständen unter der Oberhoheit der Reichsgewalt,
eine Nachahmung des eidgenössischen, zunächst des schwäbischen Bundes.
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Maximilian_I. Rudolf_Innere Rudolf
Extrahierte Ortsnamen: Brasiliens Ostindien Portugal Nordamerika Neufundland Kanada Amerikas Afrika Domingo Amerika Afrika Deutschland Deutschland Worms Frankfurt Speyer Wetzlar Deutschlands
130
Geschichte des Mittelalters.
Guttenberg legte indessen eine eigene Druckerei an, starb aber 1468.
Die anfangs geheim gehaltene Kunst verbreitete stch schnell (1465 nach
Italien, Frankreich 1469, England 1474, Spanien 1475, Schweden
1483 rc.) und gab dem geistigen Leben, besonders auch dem Schul-
unterrichte, die gewaltigste Anregung.
Die klassischen Studien.
§ 394. Um diese Zeit wurde das Studium der Klassiker,
namentlich der griechischen, wieder ausgenommen und dadurch die
alte Welt (man nannte Amerika die neue) gleichsam neu entdeckt. Den
ersten Anstoß gaben ausgewanderte Griechen, z. B. ein Chrysolo-
ras, Laskaris, Argyropulos rc., welche in Italien die Sprache
ihrer Väter lehrten und Homer, Platon rc. mit ihren Schülern
lasen. Diese Werke wurden mit Begeisterung ausgenommen, das
Sprachstudium und die Alterthumskunde neu belebt, die alten Wissen-
schaften wieder erforscht und dadurch gleichsam eine Schatzkammer für
Dichter, Redner, Geschichtschreiber und Künstler, Staatsmänner, Krie-
ger und Philosophen eröffnet. Hauptsitz dieser Studien (der sogenann-
ten humanistischen) war Italien, besonders Florenz und Rom, doch
folgten Deutsche, Franzosen und Engländer wetteifernd nach. Es ist
aber nicht zu leugnen, daß das Studium der Klassiker nicht wenige Hu-
manisten auf Abwege führte, nämlich zu einseitiger, übertriebener Be-
wunderung der Alten, zu ungerechten Angriffen auf die mittelalterliche
Bildung, selbst zu Anfeindung und Verspottung kirchlicher Lehren und
Einrichtungen.
Poesie und Geschichtschreibung.
§ 395. Diese blühten mit den klassischen Studien neu auf und auch
da ging Italien ruhmvoll voran. Die Reihe seiner großen Dichter
beginnt schon früher mit Dante Alighieri (-f 1321), der in seinem
erhabenen Gedichte „La divina Commedia“ die Ideale des Mittel-
alters verherrlicht und deren Verlust durch den Streit des Kaisers mit
dem Papste betrauert. Ihm folgen in weiterer Ferne Petrarka,
Torquato Tasso und der leichtfertige Ariosto.
Die neue Geschichtschreibung eröffnete Villani in Florenz,
wo sie Nik. Macchiavelli zur Vollendung brachte; in Deutschland
hauptsächlich Ioh. Thurmayr (genannt Aventinuö, ein Bayer)
und Aegidius Tschudi, aus Glarus.
Die schönen Künste.
K 396. Malerei, Bildhauerei und Baukunst blühten unter
dem Einflüsse der klassischen Studien auf; sie trugen früher das ernste
Gepräge des Mittelalters, setzt näherten sie sich der antiken Darstellung,
zum Theil auf Kosten der christlichen Weltanschauung. Gegen das
Ende dieses Zeitalters und im Anfänge des neuen blühten: die Ka-
racci, Leonardo da Vinci, Mich. Angelo Buonarotti,
Korregg io, Tizians, Rafael Sanzio, in Deutschland die Maler
Van Eyk, Holbein, Albrecht Dürer; Peter Bischer, der
Erzgießer, Sürlin, der Bildschnitzer; die Glasmalerei, die am Schluffe
des Zeitraumes in voller Blüte stand, gerieth bald in Verfall.
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Frankreich England Spanien Schweden Amerika Argyropulos Italien Italien Rom Italien Petrarka Florenz Deutschland Glarus Tizians Deutschland
Dicvölkcr--
wandcrung
der Neuzeit.
110 Geschichte der neueren Zeit.
aneignen, ohne daß es selbst aufhört ein barbarisches zu sein und die
europäische Kultur annimmt. Durch die neue Kriegskunst wurde der
Sieg der Kultur über die Barbarei entschieden; daher hörten
die Osmanen auf den christlichen Staaten gefährlich zu sein, ver-
schwanden die Raubflotten der Barbaresken vom Mittelmeere,
und wurde es den Europäern möglich, in Asien und Amerika große
Länder zu erobern und förmliche Kolonialreiche zu gründen.
Vasko de Gamas und Christoph Kolombos Entdeckungen
öffneten den Europäern eine neue Welt; es begann die neu.e Völ-
kerwanderung, welche noch jetzt sortdauert, die nicht gleich der mit-
telalterlichen eine Kulturwelt zertrümmert, sondern die christliche Kultur
in die Wildnisse Amerikas und Australiens so wie in die Ruinen Asiens
trägt und die Geschicke der Völker umgestaltet. Es entwickelte sich der
Verkehr Europas mit den anderen Erdtheilen, der Welthandel,
und in Folge davon gewann der Gewerbfleiß eine Ausdehnung,
daß der kleinste und ärmste Erdtheil, Europa, nicht nur der mächtigste,
sondern auch der reichste wurde.
Die neue Ärmst und Wissenschaft.
§ 291. Das wetteifernde Ringen der europäischen Völker, zu
welchen sich Spanien, Portugal, Holland, England und
Frankreich der Reihe nach erhoben, bildete nicht nur Feldherrn und
Seefahrer, sondern erregte jede geistige Kraft, namentlich auch den
poetischen Geist der Nationen, und durch die Presse wurde der Reich-
thum jedes großen Geistes in kurzer Zeit zum gemeinschaftlichen Besitze
der Völker. In Spanien dichteten Lope de Vega Ci 1635), Kal-
deron de la Barka (1- 1687), Cervantes Saavedra Ci 1616),
die portugiesischen Heldenfahrten nach Afrika und Indien besang Ka-
moöns Ci 1579). Unter Elisabeth erhob sich in England William
Shakespeare Ci 1616), der König des neuen Dramas, unter
Karl I. dichtete Milton Ci 1675) „das verlorene Paradies"; ihnen
folgten Dichter wie Dryden (-j- 1701), Pope Ci 1744), Thom-
son (f 1748) ic., so daß die englische poetische Literatur wie
ihre prosaische als die größte der neuen Zeit dasteht. Von der
Blüte der französischen Literatur und, Kunst ist oben die Rede ge-
wesen, sie wurde in Folge der politischen Bedeutung Frankreichs zur
Weltliteratur. In dem zerrütteten, mißhandelten Deutschland
dagegen war ein poetischer Aufschwung nicht möglich; von der unzer-
störbaren Kraft des deutschen Geistes zeugten jedoch die religiösen Lie-
der des Jesuiten Friedrich von Spee Ci 1635)sowie des Angelus
Silesius Ci 1677), während gleichzeitig Paul Gerhardt Ci 1675)
die besten protestantischen Kirchenlieder dichtete; auch der Namen Flem-
ming Ci 1640), Gryphius Ci 1664), Opitz Ci 1639) und
Logau (f 1656) wollen wir nicht vergessen. Eine matte, flache Zeit
bezeichnet Gottsched Ci 1766), dem die Schweizer Breitinger
und Bodmer entgegentraten. Die klassische Periode der deutschen Litera-
tur begann mit Klopstock Ci 1803), G. E. Lessing Ci 1781),
Wiuckelmann Ci 1768), G. Herder Ci 1803), G. A. Bürger
Ci 1794), Hölty Ci 1776), Christian und Leopold von Stol-
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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Extrahierte Personennamen: Christoph_Kolombos Barka Elisabeth William
Shakespeare Karl_I. Friedrich_von_Spee Friedrich Paul_Gerhardt Gryphius Opitz Gottsched Christian Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Asien Amerika Amerikas Asiens Europas Europa Spanien Portugal Holland England Frankreich Spanien Afrika Indien England Frankreichs Deutschland
Nachwort.
147
behielten ihre alten Gränzen, England die jonischen Inseln,
Malta und Helgoland. Außer Posen, welches Preußen, Gali-
zien, das Oesterreich zurückgegeben, und Krakau, welches mit einem
Gebiete von 20 >D Meilen zur Republik umgeschaffen wurde, behaup-
tete Rußland ganz Polen, und bildete aus dem kleinern Theile
ein sogenanntes Königreich Polen mit konstitutioneller Verfassung.
Nachwort.
§ 384. Seit 1815 hat Europa zwar manche Erschütterung er-
fahren, doch blieb das damals gegründete Machtverhältniß der
großen Staaten im wesentlichen unverändert und Europa von einem
allgemeinen Kriege verschont, daher konnte die neue Kultur eine
Thätigkeit entfalten, die einst in der Geschichte als Epoche machend
ausgezeichnet sein wird. Denn noch niemals hat eine so große An-
zahl auserlesener Männer stch der Forschung auf jedem Gebiete des
Wissens gewidmet, niemals sind ihnen so viele Mittel zu Gebote ge-
standen, niemals haben ihre Leistungen solche Anerkennung gefunden und
sind so schnell in das Leben eingeführt worden, als heutzutage geschieht.
Die Nationen wetteifern mit einander, doch haben die Deutschen, Wissenschaf-
Engländer und Franzosen die meisten Erfolge aufzuzählen. Die ten.
Deutschen stnd entschieden Meister auf dem Gebiete der sogenannten
Schulwissenschaften: der Theologie, Philosophie, der Philologie
(der wissenschaftlichen Kenntniß des klassischen Alterthums); die histo-
rische Sprachlehre und die vergleichende Sprachwissen-
schaft ist eigentlich ihr Werk (I. Grimm, Bopp, W. v. Humboldt), das
den Forschungen in der Urgeschichte eine Bahn eröffnete. Den eigentlichen
Stolz unserer Zeit bildeten aber die Eroberungen des denkenden Geistes
im weiten Reiche der Naturwissenschaften, wo die Chemie die
größten Entdeckungen feiert (Davy, Berzelius, Gay Lussak, Thenard,
Dumas, Pelletier, Mitscherlich, Döbereiner, Wöhler, Liebig). Im
Gegensätze zu früheren Zeiten herrscht jetzt das Streben vor, die Er-
gebnisse z. B. physikalischer und chemischer Forschungen für das Leben
nutzbar zu machen, sie praktisch anzuwenden; man will für das Leben
erfinden und denken, daher auch jedes Gewerbe, vom Landbau bis zur
feinsten Kunstarbeit, die Einwirkung der Wissenschaft empfindet und
aufnimmt. Von unermeßlicher Wichtigkeit ist die Dampfmaschine Dampfma-
geworden (Boulton und Watt), denn der Dampf verrichtet jetzt die Wne.
Arbeit von Millionen Menschen- und Thierkräften und hat der euro-
päischen Industrie die Weltherrschaft erworben. Das Dampfschiff
(R. Fulton) erleichtert das Besahren der Ströme gegen ihren Lauf
und gibt diesen Naturstraßen ihre volle Bedeutung, es macht es mög-
lich ohne Wind und selbst gegen ihn den Ocean zu durchschneiden, er-
leichtert und beschleunigt dadurch den Verkehr der Erdtheile ver-
mittelst der Oceane (erste Fahrt nach Amerika von England 1838).
Dagegen befördert der Dampswagen auf der eisenbeschienten Straße
mit Windesschnelle ungeheure Lasten, beschleunigt und vervielfacht den
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80
Geschichte der alten Welt.
Griechische Kunst und Wissenschaft vor den perserkriegen.
§ 231. Die Griechen gestanden es willig ein, daß ste den altern
Kulturvölkern des Orients vieles verdankten, aber in dem Zeitraum von
Homer bis zu den Perserkriegen, den wir auf 400 ansetzen dürfen,
hatten die Griechen die Aegyptier, Phönikier, Babylonier re. in der
Hauptsache schon weit überholt. So müssen die griechischen Kriegs-
Schiffbau, schisse entschieden besser gebaut gewesen sein, als die phönikischen,
sonst hätten die Griechen die Seeherrschaft nicht erringen können; schon
um das Jahr 700 v. Chr. baute Aminokles aus Korinth Triercn
(Dreiruder) und als Darius auf dem Feldzuge gegen die europäischen
Skythen sein Heer über den Bosporus bringen wollte, war es kein
Phönikier, sondern der Samier M a n d r o k l e s, welcher eine Schiffbrücke
über' die Meerenge, die wegen ihrer starken Strömung bekannt ist,
Baukunst, legte. Die ägyptischen Tempelsäulen mögen den Griechen als Vorbilder
gedient haben, die Schönheit der dorischen und jonischen Säulenord-
nung ist aber doch Erzeugniß des griechischen Geschmackes, wie der
griechische Tempel mit seinem Giebel und Dache die selbstständige
Entwicklung der griechischen Architektur beweist (Cherstphron vom kre-
tischen Knossus Laute den ersten großen griechischen Tempel, den der
Artemis zu Ephesus um die Zeit der ersten Olympiade, der Samier
Rhökus den der Hera in Samus um 640 v. Ehr.). Aehnlich verhält
Bildende es stch mit der Skulptur; die ältesten Götterbilder waren rohe,
Künste. dreieckige, viereckige, kegelförmige Steine, Holzpfeiler u. s. w. ;
die Holzschnitzer näherten stch aber mehr und mehr der bildlichen Dar-
stellung und während die Aegyptier auf der unter Ramsès Ii. erreich-
ten Stufe stehen blieben, hat stch in Griechenland vor den Perserkriegen
bereits eine äginetisch-dorische und eine jonisch-attische Schule der
Bildhauerei ausgebildet, ist von Rhökus auf Samus, wo frühe schöne
Thonwaaren gefertigt wurden, der Erzguß erfunden.
s 232. Die Poesie entwickelte stch während dieses Zeitraums
Epische Dich- allseitig; die sogenannten kyklischen Dichter behandelten den ganzen
tung. Kreis des Göttermythus und der Heroensage und ergänzten insbesonders
den homerischen (die berühmtesten waren Eumelus, Stasinus,
Lesches,Arktinus, Eugamon, Kinäthon, am Schluffe Pi fand er
und P a n y a s i s) ; fast alle gehörten dem griechischen Asien an, erreichten
den Homer aber keineswegs, denn die epische Dichtung wird mehr und
mehr künstlich, je weiter der Dichter von der Heldenzeit entfernt steht.
Religiöse Besonders blühte während dieses ganzen Zeitraums die religiöse
Dichtung ^0^. ste verkündete theils die Lehre von der Abstammung der Götter
und ihrem Walten, sowie die Pflichten des Menschen gegen dieselben
(Hesiodus von Askrä in Böotien, wahrscheinlich im neunten Jahr-
hnndert v. Ehr., in seiner Théogonie), theils pries ste dieselben in Hym-
nen, von denen eine Anzahl sogenannter homerischer erhalten ist. An die
religiöse Poesie schloß sich die didaktische (belehrende) an: die reli-
giös-moralische (Hesiod in dem Gedichte „Werke und Tage"); die
g nomische, welche in Denksprüchen (Gnomen) Frömmigkeit, Weis-
heit und Klugheit lehrt (Theognis aus Megara, Phokylides aus
Milet, der berühmte Solon); die politische (die Gesetze des Lykurg
in Sparta, des Zaleukus in Lokri, des Charondas zu Katana waren
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Extrahierte Personennamen: Darius Samier
Rhökus Rhökus Hesiodus_von_Askrä
Die Griechen.
81
in Verse gebracht, wie auch die delphischen Orakelsprüche in Versen ge-
geben wurden, Tyrtäus in Sparta, Solon in Athen wirkten durch
eigene Lieder aus den Entschluß der Spartaner und Athener). Hieher
gehört auch die Fabel (orientalischen Ursprungs, angeblich zur Zeit
Solons von dem phrygischen Sklaven Aesopuö nach Griechenland
verpflanzt), und die Satire, von dem Parier Archilochus erfunden um 700.
und der Sage nach mißbraucht, sowie auch von Alkäus. um 600.
Die lyrische Poesie trieb damals schon alle ihre Blüten, denn Lyrische
das Leben des griechischen Bürgers, das zu seinem größten Theile in Dichtun-
Gymnastik, Waffenübung, Krieg, Volksversammlung, Parteikampf, reli- 9cn’
giösen und politischen Festen, auch bei Gastmahl und Gelag, zugebracht
wurde, mußte eine Erregtheit des Gemüthes Hervorbringen, welche den
Orientalen so fremd ist als den abendländischen Völkern, und fand
im Liede ihre natürlichste Aeußerung. Die Reihe der Lyriker beginnt
um 700 v. Ehr. und weist die hochberühmten Namen auf: Kallinus
aus Magnesia, Alkman aus Sardes, Terpander, Arion, Alkäus,
Sappho, Erinna (alle fünf auf Lesbus geboren), Mimnermus
von Kolophon, Stesichorus aus Himera, Jbykus von Rhegion,
Anakreon aus Teos, Simonides von Amorgus, Simo nid es
von Keos. Gleichzeitig wurde auch die Metrik (Archilochus wird als
Erfinder des jambischen Versmaßes genannt) und Musik vervollkommnet
(Terpander, Pythagoras).
§ 233. Eine eigentümliche Schöpfung des griechischen Geistes ist
die Philosophie (Liebe zur Weisheit), d. h. die denkende Betrach- Gründe des
tung der Dinge um dieselben in ihren letzten Gründen zu erklären. Die ^'^ommens
Griechen hatten keine heiligen Bücher, wie z. B. Aegyptier, Babylonier, ^ie. ' °
Phönikier, in welchen die Lehre von der Entstehung der Welt, ihrer Erhal-
tung und ihr endliches Schicksal enthalten war, sondern ihr Glaube
beruhte auf den Ueberlieferungen der ältesten Dichter
(Homer, Hcsiod), auf den Sagen, die mit den ältesten Heiligtümern
verbunden waren, die alle mit einander kein vollendetes System des
Glaubens bildeten, sondern sich vielfach widersprachen, weil sie verschie-
nen Ursprungs waren, und dieser Widerspruch steigerte sich durch die
zunehmende Bekanntschaft mit andern Religionen, besonders mit der
ägyptischen. Die griechischen Denker versuchten es daher den Urgrund
des Seins und Lebens zu ermitteln, indem sie die Mythen deuteten und
ergänzten. Als der erste Philosoph gilt Th ales aus Milet, der zugleich um 600.
als Mathematiker und Astronom thätig war; auf seinem Wege schritten
seine Landsleute Anarimander und Anaximenes weiter und am
Ende dieses Zeitraums Anaragoraö aus Klazomenä, der bereits nach 500.
mit dem Volksglauben in Widerspruch gerieth.
§ 234. Einer der berühmtesten Philosophen des Alterthums war
Pythagoras von Samos; er soll in Aegypten von den Priestern in sechsten
ihre Weisheit eingeweiht worden sein und hatte jedenfalls viel von dem fag^rutntclt
orientalischen Wesen in sich ausgenommen, obwohl wir von seinem Le-
den und seiner Lehre wenig sichere Kenntniß haben. Er glaubte an eine
harmonische Weltordnung, deren Seele die Gottheit ist, nannte die Pythago-
menschliche Seele einen Ausfluß der Gottheit, die Tugend die Harmo- räismns.
nie der Seele; auch soll er eine Seelenwanderung gelehrt haben. Die
höhern Begriffe bezeichnte er als mathematische Größen; die Musik und
Bumüller, Weltg. ß
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Die Griechen.
91
mit einem Umfang von 56 % Stadien, die beide durch die sogenannten
langen Mauern (von 40 und 35 Stadien) mit einander verbunden
waren; alle Festungswerke waren von solcher Stärke und Höhe, daß die
nicht zum Auszug bestimmte Mannschaft für die Vertheidigung voll-
kommen hinreichte. Innerhalb dieser Mauern wohnten in mehr als
10,000 Häusern (nach einer Schätzung) ungefähr 180,000 Menschen, in
ganz Attika aber gegen 500,000, worunter 90,000 Bürgerliche, 45,000
Metöken, 360,000 Sklaven waren. Die Metöken betrieben besonders
Handel und Fabriken, letztere hauptsächlich durch Sklavenarbeit, wie
auch die reichen Bürger ihre Metallgruben im laurischen Berge, in
Thrakien u. s. w. durch Sklaven ausbeuteten.
§ 265. Die Häuser auch der reichsten Bürger waren sehr einfach;
dagegen schmückte Perikles die Stadt mit öffentlichen Gebäuden und
Kunstschätzen auf das herrlichste. Auf der Burg bauten Iktinus und Kunstschätze.
Kallikrates in zehn Jahren den neuen Tempel der Stadtgöttin, das
Parthenon, eines der edelsten Gebäude aller Zeiten; der große Bild-
hauer Phidias zierte es mit Skulpturen, welche noch heute bewundert
werden (die uns erhaltenen brachte Lord Elgin in das britische Mu-
seum); die Bildsäule der Göttin arbeitete er aus Elfenbein und Gold,
und letzteres war so angebracht, daß es im Nothfalle hinweggenommen
werden konnte. Auf die Burg führten die Propyläen, eine pracht-
volle Marmvrtreppe mit einem fünf Säulenhallen bildenden Thore und
zwei Seitengebäuden (von Mnesikles erbaut, sie kosteten 2012
Talente). Außerdem erbaute Perikles das Odeon zur Aufführung
poetischer und musikalischer Wettstreite, Hallen, Brunnen, Gymna-
sien re.; er beschäftigte nicht nur Tausende von Taglöhnern und Hand-
werkern, sondern auch zahlreiche Künstler: Bildhauer, Maler, Erzgießer,
Architekten; die griechische Kunst entfaltete sich dadurch zur schönsten
Blüte, und Athen wurde zur Kunstschule Griechenlands und der
alten Welt.
§ 266. Es wurde auch der Sammelplatz der Dichter und Sän- ^hen die
ger; denn nirgends wurden die Feste der Götter herrlicher began- ^vorche-
gen als in Athen, und es war eine der Leistungen reicher Bürger, auf lichenkuliur.
eigene Kosten einen Festchor aufzustellen (eine solche Choregie kostete
beinahe ein Talent). Das Theater hatte in der guten Zeit Griechen-
lands eine hohe Bedeutung, denn es war eine Art Bildungsanstalt;
Perikles öffnete auch den armen Bürgern den Zutritt, indem sie aus
einer eigenen Kasse (Theorikon) das Eintrittsgeld erhalten konnten. Da-
mals lebten in Athen die großen Tragiker Aeschylus, Sophokles
und Euripides, sowie die Meister der alten Komödie: Aristopha-
nes, -Eupolis und Kratinus. Daß die Beredtsamkeit außer-
ordentlich gepflegt wurde, versteht sich von selbst; daher fanden sich auch
die besten Lehrer der Beredtsamkeit und Sprache in Athen ein, sowie
Philosophen jeder Schule.
§ 267. So wurde Athen der Mittelpunkt des geistigen Lebens
jener Zeit und das athenische Volk das gebildetste, das bis jetzt auf der
Erde lebte; aber dabei war cs auch leichtsinnig, müßiggängerisch und Schattcnsci.
übermüthig, daher den Künsten der Demagogen leicht zugänglich, sobald
Männer fehlten, wie Perikles, der durch seine Ueberlegenheit als Feld-
herr und Redner, durch seine allseitige Bildung und erprobte Uneigen-
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Das römische Kaiserreich.
195
lästina verödet, da zudem viele Juden, welche dem Verderben entran-
nen, nach Spanien deportiert wurden. Bar Kochba fiel bei der Er-
stürmung des festen Bethar (zwischen Samaria und dem Meere),
Akiba wurde gefangen und grausam zerfleischt; mit den letzten Athem-
zügen betete er während der Marter das sogenannte Schema („Höre,
Israel, Jehova unser Gott, Jehova ist einer!" 5. Mos. 6, 4.).
Arrius Antoninus Pius (138—161 n. Ehr.).
§ 595. Hadrian starb 138 und wurde in dem von ihm erbauten
ungeheuren Grabmal (mol68 Hadriani, die Engelsburg) beigesetzt; ihm
folgte sein Adoptivsohn Arrius Antoninus Pius, ein vortrefflicher
Regent, der Hadrians Friedenspolitik fortsetzte, Recht und Gesetz auf-
recht erhielt, die öffentlichen Schulen und die seit Trajan aufge-
kommenen wohlthätigen Anstalten unterstützte und erweiterte.
Markus Aurelius Antoninus (161 —180 n. Ehr.).
§ 596. In diesem hatte Antonin einen würdigen Nachfolger adop-
tiert, in L. Berns aber, dem andern Adoptivsohn, dem Mark Aurel
eher ein Hemmniß als eine Unterstützung gegeben (doch starb derselbe
bereits 169). Von Natur friedlich mußte M. Aurel trotzdem die größte
Zeit im Feldlager zubringen; denn in Asien brachen die Parther die
Verträge, wurden jedoch von den Feldherrn des Kaisers glänzend be-
siegt und zum Frieden genöthigt. Gefährlicher waren die Barbaren 161—165
nordwärts der Donau: Markomannen, Quaden, Hermundu-Ehr.
ren, Vandalen, Longobarde», Gothen, die sarmatischen Ja-
zygen re. Sie überschwemmten die Gränzprovinzen und drangen sogar
bis Aquileja vor; der Kaiser mußte das Heer durch Sklaven und Bar-
baren ergänzen, da neben dem Kriege auch die aus dem Partherkriege
mitgebrachte Pest die Legionen mehr als zehntete. Er siegte in man-
chem harten Kampfe, ging in Pannonien über die Donau und nöthigte
die Barbaren zum Frieden. Aber vier Jahre später brachen sie ihn tu.
schon wieder. Sie erlitten zwar durch den Kaiser eine große Niederlage, 179.
dieser starb aber schon 180 zu Vindobona (Wien), als er sich zu einem
Feldzuge nach Böhmen vorbereitete.
Die Uachblüte der römischen Literatur.
§ 597. Die Schreckensherrschaft von Tiberius bis Vespasian Heidnische
drückte schwer auf alles geistige Leben in Rom, doch wurde dasselbe nie ^lteratnr.
ganz erstickt; so gehören dieser Periode der treffliche Satiriker Per-
sius, der Lehrer der Beredtsamkeit Quintilianus, der Epiker Lu-
kanus, der Philosoph Seneka an, welcher stoische Philosophie mit dem
Leben am Hofe eines Klaudius und Nero vereinigen zu können glaubte.
Unter den Flaviern dichteten Valerius Flakkus, Silius Jtalikus
und Statiuö, drei Epiker von untergeordnetem Range; schrieb der
ältere Plinius sein gelehrtes Werk „Uistoria naturalis“ und lehrte
der Philosoph Ep i kt et, der edelste Stoiker. Trajans Freund war
der feingebildete jüngere Plinius; zu jener Zeit verfaßte Plu-
ta rch aus Chärouea seine Lebensbeschreibungen großer Männer, Sue-
toniuö Tranquillus die der Cäsaren von dem C. Julius bis Domi-
13 *
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Extrahierte Personennamen: Akiba Jehova Jehova Hadrian Arrius_Antoninus_Pius Markus_Aurelius_Antoninus Antonin L._Berns Tiberius Valerius_Flakkus Silius_Jtalikus Julius
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Samaria Israel Engelsburg Hadrians Asien Donau Pannonien Donau Wien Rom Chärouea Domi-
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Geschichte der alten Wett.
erhaltenen Werke des Krispus Sallustius, des Kornelius
Nepos, T. Livins und die Commentarien Casars beweisen.
Dichtkunst. § 561. Auch die Poesie der Römer ist gänzlich von dem griechi-
schen Elemente durchdrungen; die römische Religion hatte keine My-
then, die religiösen Gesänge waren uralt und erbten unverändert
von einem Geschlechte zum andern fort; auch die Lieder, welche in
alter Zeit bei Familienfesten zu Ehren der Vorfahren gesungen wurden,
fanden keinen Dichter, der sie in ein Epos umschuf, sowie die soge-
nannten At ella neu, eine Art dramatischer Poffen, nicht zu einer
römischen Komödie führten (Livius Andronikus, ein griechischer
Freigelassener, En. Nävius, ein Kampaner, M. Attius Plautus,
ein armer Umbrer, P. Terentius Afer, ein karthagischer Freigelasse-
ner, arbeiteten ihre Komödien nach griechischem Muster aus). Die
Spott lie der, mit welchen selbst die triumphierenden Feldherrn von
ihren Soldaten nicht verschont wurden und die sogenannten fcscenni-
nischen Lieder bei Volksfesten gaben der Satire den Ursprung, jenem
Lehrgedichte, welches die menschlichen Verkehrtheiten lächerlich macht (Lu-
cilius, der Freund des jüngern Scipio Afrikanus, Horatius Flak-
kus, zur Zeit des Augustus). Ennius, ein Grieche aus dem kam-
panischen Rudiä, von dem ältern Scipio beschützt, schrieb Dramen,
wahrscheinlich nur Umarbeitungen griechischer, besonders euripidischer
Stücke; sehr geschätzt waren dagegen seine „Anuales“, eine epische Be-
handlung der römischen Geschichte. Unter Augustus verfaßte P. Vir-
gilius Maro die „Aeneis“, das vollendetste Epos der lateinischen
Sprache, das auch in den Schulen des Mittelalters ein Lieblingsbuch
blieb. Die lyrische Poesie blühte gleichzeitig aus; Katullus, Ti-
bullus und Propertius sahen noch die letzten Jahre der Republik,
Q. Horatius Flakkus, der in seinen Oden dem Fluge des Pindar
zu folgen strebt, focht bei Philippi in dem Heere des Brutus, huldigte
aber später dem Augustus aufrichtig und lehrte in seinen Satiren und
Episteln die praktische Lebensweisheit als Jünger der Schule des
Aristipp. Weichliche Sinnlichkeit und üppige Phantasie bei vielseitiger
Bildung und außerordentlicher Gewandtheit im Versbau kennzeichnen
den P. Ovidius Naso, den Augustus mit Verbannung bestrafte,
obgleich Ovidius nur der Herold der Ansichten war, welche in der vor-
nehmen römischen Welt herrschten.
Weltweis- § 562. Auch die griechische Philosophie fand bei den Römern
heit. Aufnahme, jedoch weniger in ihrer spekulativen als in ihrer praktischen
Richtung, die sie durch Epikur (gest. 270 v. Ehr.) und Zeno (gest.
260 v. Ehr.) erhalten hatte. Der erste behandelte die Philosophie als die
Kunst sich ein glückliches Leben zu schaffen, das Glück des Lebens aber
fand er in der Lust, welche die unerschütterliche Gemüthsruhe verleiht; die
Götter, behauptete er, bekümmern sich nicht um die Menschen, der Tod
aber sei darum nicht zu fürchten, weil mit ihm alle Empfindung aufhöre.
Die Stoa. In Zenos Philosophie (der stoischen, von der Stoa Pökile so genannt,
in welcher er zu Athen lehrte) ist die Tugend das höchste Gut, sie besteht
in dem vernünftigen naturgemäßen Leben, in der Verachtung der soge-
nannten Leiden und Güter. Dieser Philosophie huldigten besonders die
Männer, welche über den Verfall und Untergang der Republik trauerten
und in sittlichem Stolze Ersatz für die verlorne politische Freiheit suchten.
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Extrahierte Personennamen: Krispus_Sallustius Kornelius
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