92
Geschichte des Mittelalters.
§ 275. Die Deutschritter begannen unter ihrem Hochmeister,
Hermann von Salza, den Kaiser Friedrich Ii. in den Reichsfürsten-
stand erhob, die Eroberung des noch heidnischen Preußen und vollen-
deten sie nach 53jährigem blutigem Kriege. Ein anderer Ritterorden, die
Schwertbrüder, 1202 in Livland gestiftet, der stch mit dem Deutsch-
orden vereinigte (1237) unterwarf Esthland, Livland und Kur-
1410. land. Durch die unglückliche Schlacht bei Tannenberg gerieth der
Deutschorden unter polnische Oberlehensherrlichkeit, 1525 schloß sich
^er Großmeister Albrecht von Brandenburg der Reformation an
Preußen, und machte Preußen zu einem Erblande; auch in den drei andern
Ostseeländern machte die Ritterschaft aus den Ordenslehen Erbgüter
und ging im 18. Jahrhundert in Rußland auf. Im anderen Deutsch-
land verlor der Orden seine Güter durch die französische Revolution
und Napoleon und ist nur noch in Oesterreich erhalten.
Wie ritterliche Poesie oder der Minnesang.
§ 270. Das ganze Wesen des Ritterthums in seiner Blüte wie
in seiner spätern Entartung spiegelt sich in einer eigenthümlichen poeti-
schen Literatur ab, deren Träger und Pfleger Ritter und Höfe,
deren Stoffe ritterliche Thaten und Tugenden waren. Diese ritterliche
oder Hoffsche Dichtung trat als Kunstpoesie im Gegensätze zur Volks-
dichtung auf, am frühesten in Südfrankreich und im nordöstlichen Spa-
nien (troubadours). In Nordfrankreich und England wurde vorzugs-
weise die ritterliche Heldendichtung gepflegt, welche ihren Stoff
aus dem Sagenkreise Karls des Großen, des walisischen Hclden-
königs Artus (Arthur) und des hl. Grals (nach der Legende die
Schüssel des hl. Abendmahles) nahm, oder Helden aus der heidnischen
Vorzeit wie Alexander den Großen und Aeneas zu christlichen
Rittern umschuf. In Deutschland trieb sie zur Zeit der Hohenstaufen
ihre schönste Blüte in Heinrich von Veldegge, Wolfram von
Eschenbach, Hartmann von der Au, Walter von der Vo-
gelweide, Konrad von Würzburg und Gottfried von
Straßburg; die Namen der Dichter des Liedes „der Nibelungen"
und „der Gudrun" sind unbekannt, sie lebten jedoch in dieser Zeit. (Man
kennt etwa 160 Namen von Minnesängern.)
Die Bürger.
§ 277. Die Kreuzzüge brachten das Abendland und Morgenland
Handel, in einen lebhaften Handelsverkehr; denn der Krieg wurde durch
Waffenstillstände unterbrochen und die verschiedenen mohammedanischen
Reiche waren selten gleichzeitig mit den Christen im Kampfe. Den
größten Nutzen hatten die italienischen Seestädte, besonders Venedig,
Genua und Pisa, welche den größten Theil Europas mit den Er-
zeugnissen des Morgenlandes versorgten und die Ausfuhr dahin ver-
mittelten, die hauptsächlich in Leinwand und Pelzwaaren bestand. Mit
den Italienern verkehrten zunächst die süddeutschen Städte: Augs-
burg, Ulm, Lindau, Konstanz, Regensburg, Wien rc. und
versorgten die norddeutschen, welche wieder nach England, die skandi-
navischen Länder, Polen und Rußland verkehrten. Die Kaufleute bil-
Die Hansen, deten geschlossene Verbindungen, welche im allgemeinen Hansen
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Hermann_von_Salza Friedrich_Ii Friedrich Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Napoleon Karls Artus Arthur) Alexander Alexander Heinrich_von_Veldegge Heinrich Wolfram_von
Eschenbach Hartmann Walter_von_der_Vo- Konrad_von_Würzburg Konrad Gottfried_von
Straßburg
Extrahierte Ortsnamen: Livland Livland Tannenberg Rußland Oesterreich Südfrankreich Nordfrankreich England Karls Deutschland Genua Europas Ulm Konstanz Regensburg Wien England Polen
130
Geschichte des Mittelalters.
Guttenberg legte indessen eine eigene Druckerei an, starb aber 1468.
Die anfangs geheim gehaltene Kunst verbreitete stch schnell (1465 nach
Italien, Frankreich 1469, England 1474, Spanien 1475, Schweden
1483 rc.) und gab dem geistigen Leben, besonders auch dem Schul-
unterrichte, die gewaltigste Anregung.
Die klassischen Studien.
§ 394. Um diese Zeit wurde das Studium der Klassiker,
namentlich der griechischen, wieder ausgenommen und dadurch die
alte Welt (man nannte Amerika die neue) gleichsam neu entdeckt. Den
ersten Anstoß gaben ausgewanderte Griechen, z. B. ein Chrysolo-
ras, Laskaris, Argyropulos rc., welche in Italien die Sprache
ihrer Väter lehrten und Homer, Platon rc. mit ihren Schülern
lasen. Diese Werke wurden mit Begeisterung ausgenommen, das
Sprachstudium und die Alterthumskunde neu belebt, die alten Wissen-
schaften wieder erforscht und dadurch gleichsam eine Schatzkammer für
Dichter, Redner, Geschichtschreiber und Künstler, Staatsmänner, Krie-
ger und Philosophen eröffnet. Hauptsitz dieser Studien (der sogenann-
ten humanistischen) war Italien, besonders Florenz und Rom, doch
folgten Deutsche, Franzosen und Engländer wetteifernd nach. Es ist
aber nicht zu leugnen, daß das Studium der Klassiker nicht wenige Hu-
manisten auf Abwege führte, nämlich zu einseitiger, übertriebener Be-
wunderung der Alten, zu ungerechten Angriffen auf die mittelalterliche
Bildung, selbst zu Anfeindung und Verspottung kirchlicher Lehren und
Einrichtungen.
Poesie und Geschichtschreibung.
§ 395. Diese blühten mit den klassischen Studien neu auf und auch
da ging Italien ruhmvoll voran. Die Reihe seiner großen Dichter
beginnt schon früher mit Dante Alighieri (-f 1321), der in seinem
erhabenen Gedichte „La divina Commedia“ die Ideale des Mittel-
alters verherrlicht und deren Verlust durch den Streit des Kaisers mit
dem Papste betrauert. Ihm folgen in weiterer Ferne Petrarka,
Torquato Tasso und der leichtfertige Ariosto.
Die neue Geschichtschreibung eröffnete Villani in Florenz,
wo sie Nik. Macchiavelli zur Vollendung brachte; in Deutschland
hauptsächlich Ioh. Thurmayr (genannt Aventinuö, ein Bayer)
und Aegidius Tschudi, aus Glarus.
Die schönen Künste.
K 396. Malerei, Bildhauerei und Baukunst blühten unter
dem Einflüsse der klassischen Studien auf; sie trugen früher das ernste
Gepräge des Mittelalters, setzt näherten sie sich der antiken Darstellung,
zum Theil auf Kosten der christlichen Weltanschauung. Gegen das
Ende dieses Zeitalters und im Anfänge des neuen blühten: die Ka-
racci, Leonardo da Vinci, Mich. Angelo Buonarotti,
Korregg io, Tizians, Rafael Sanzio, in Deutschland die Maler
Van Eyk, Holbein, Albrecht Dürer; Peter Bischer, der
Erzgießer, Sürlin, der Bildschnitzer; die Glasmalerei, die am Schluffe
des Zeitraumes in voller Blüte stand, gerieth bald in Verfall.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Ortsnamen: Italien Frankreich England Spanien Schweden Amerika Argyropulos Italien Italien Rom Italien Petrarka Florenz Deutschland Glarus Tizians Deutschland
Rußland und Preußen kommen empor.
9t
§ 236. Sein Sohn Wasiljei Iv. (Basilius) vereinigte Rjäsan isoöbis
mit Rußland, entriß den Polen Smolensk und Severien (südlich lo 3>
von Smolensk)und machte das Chanat Kasan tributpflichtig. Jwaniv., 3wan iv
der Schreckliche, bezwang die Chanate Kasan und Astrachan, die ^158°)
nogaischen Tataren bis an den Terek, einen Theil der donischen Borgänger
Kosaken, die Baschkiren, das Chanat Turan (am Mittlern Obi Petersd.gr.
und Jrtisch) und bekriegte Polen, Lithauen und die Schwertbrüder; er
nahm den Titel Czar, d. h. König, Großkönig, an. Mit seinem Sohne
Fe odor I. erlosch 1598 der männliche Stamm Ruriks, und sein
Schwager Boris Godunow bestieg den Thron; dieser dehnte die Leib-
eigenschaft auch über diejenigen Bauern aus, welche bisher freies Zugrecht
besessen hatten. Er wurde 1605 mit polnischer Hilfe von einem ehe-
maligen Mönche Jakob Otrepiew gestürzt, welcher sich für den Erb-
prinzen Demetrius ausgab, der nach Boris Versicherung gestorben war
(wahrscheinlich von Boris ermordet). Der falsche Demetrius wurde
1606 durch einen nationalen Aufstand gestürzt, allein Rußland wurde
gleichzeitig von den Polen, Tataren und Schweden angegriffen, so daß
der (1613) neu gewählte Czar Michael aus dem Hause Romanow,
von mütterlicher Seite aus dem Stamme Ruriks, den Schweden Jn-
germanland und Karelien, den Polen Severien, Smolensk
und Tschernigow überlassen mußte; diese Provinzen eroberte jedoch
schon sein Nachfolger wieder.
Rußland wird Großmacht durch Peter den Großen
(1689—1725).
Peter I. erringt die Herrschaft (1669); verschafft sich die Mittet der Eioiti-
sation zur Ausführung seiner Entwürfe.
8 237. Dem blödsinnigen Czar Iwan (1682—1689) sollte sein
junger Halbbruder Peter als Mitregent zur Seite stehen und seiner
Zeit auf dem Throne folgen, er wurde jedoch von seiner Schwester
Sophia verdrängt, die einige Große und die Strelitzen (d. h.
Schützen, die russischen Prätorianer oder Janitscharen) auf ihre Seite
gebracht hatte, allein schon in seinem 17. Jahre bemächtigte er sich durch 1689.
einen Handstreich der Gewalt, schloß seine Schwester in ein Kloster
ein, ließ jedoch Iwan den Titel Czar bis an seinen Tod (1696) fort-
führen.
8 238. Peter erkannte, daß Rußland trotz seiner Ausdehnung und
Volksmasse selbst kleineren Staaten, z. B. Schweden nicht gewachsen
sein und nur eine untergeordnete Stellung einnehmen könne, so lange
es sich die Künste des Krieges und Friedens, welche das christliche
Europa entwickelt hatte, nicht aneignen würde. Daher beförderte er
die Einwanderung fremder, besonders deutscher Gewerbsleute und
berief Ossiziere und Seefahrer nach Rußland zur Heranbildung einer
geregelten Land- und Seemacht. Hierauf besuchte er selbst Deutsch- 1697.
land, Holland, Frankreich und England, widmete dem Seewesen seine
besondere Aufmerksamkeit und verpflanzte alsdann die Früchte seiner
Erfahrungen mit der Energie eines genialen Despoten nach Rußland.
Durch strenge Gesetze wollte er auch die barbarischen Gewohnheiten
seines Volkes wegschaffen, was ihm natürlich nicht gelingen konnte;
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Basilius Obi_Petersd.gr Boris_Godunow Jakob_Otrepiew Boris Boris Michael Peter Peter Sophia Peter
Extrahierte Ortsnamen: Polen_Smolensk Smolensk Kasan Kasan Astrachan Polen Schweden Schweden Karelien Polen Smolensk Tschernigow Europa Holland Frankreich England
Dicvölkcr--
wandcrung
der Neuzeit.
110 Geschichte der neueren Zeit.
aneignen, ohne daß es selbst aufhört ein barbarisches zu sein und die
europäische Kultur annimmt. Durch die neue Kriegskunst wurde der
Sieg der Kultur über die Barbarei entschieden; daher hörten
die Osmanen auf den christlichen Staaten gefährlich zu sein, ver-
schwanden die Raubflotten der Barbaresken vom Mittelmeere,
und wurde es den Europäern möglich, in Asien und Amerika große
Länder zu erobern und förmliche Kolonialreiche zu gründen.
Vasko de Gamas und Christoph Kolombos Entdeckungen
öffneten den Europäern eine neue Welt; es begann die neu.e Völ-
kerwanderung, welche noch jetzt sortdauert, die nicht gleich der mit-
telalterlichen eine Kulturwelt zertrümmert, sondern die christliche Kultur
in die Wildnisse Amerikas und Australiens so wie in die Ruinen Asiens
trägt und die Geschicke der Völker umgestaltet. Es entwickelte sich der
Verkehr Europas mit den anderen Erdtheilen, der Welthandel,
und in Folge davon gewann der Gewerbfleiß eine Ausdehnung,
daß der kleinste und ärmste Erdtheil, Europa, nicht nur der mächtigste,
sondern auch der reichste wurde.
Die neue Ärmst und Wissenschaft.
§ 291. Das wetteifernde Ringen der europäischen Völker, zu
welchen sich Spanien, Portugal, Holland, England und
Frankreich der Reihe nach erhoben, bildete nicht nur Feldherrn und
Seefahrer, sondern erregte jede geistige Kraft, namentlich auch den
poetischen Geist der Nationen, und durch die Presse wurde der Reich-
thum jedes großen Geistes in kurzer Zeit zum gemeinschaftlichen Besitze
der Völker. In Spanien dichteten Lope de Vega Ci 1635), Kal-
deron de la Barka (1- 1687), Cervantes Saavedra Ci 1616),
die portugiesischen Heldenfahrten nach Afrika und Indien besang Ka-
moöns Ci 1579). Unter Elisabeth erhob sich in England William
Shakespeare Ci 1616), der König des neuen Dramas, unter
Karl I. dichtete Milton Ci 1675) „das verlorene Paradies"; ihnen
folgten Dichter wie Dryden (-j- 1701), Pope Ci 1744), Thom-
son (f 1748) ic., so daß die englische poetische Literatur wie
ihre prosaische als die größte der neuen Zeit dasteht. Von der
Blüte der französischen Literatur und, Kunst ist oben die Rede ge-
wesen, sie wurde in Folge der politischen Bedeutung Frankreichs zur
Weltliteratur. In dem zerrütteten, mißhandelten Deutschland
dagegen war ein poetischer Aufschwung nicht möglich; von der unzer-
störbaren Kraft des deutschen Geistes zeugten jedoch die religiösen Lie-
der des Jesuiten Friedrich von Spee Ci 1635)sowie des Angelus
Silesius Ci 1677), während gleichzeitig Paul Gerhardt Ci 1675)
die besten protestantischen Kirchenlieder dichtete; auch der Namen Flem-
ming Ci 1640), Gryphius Ci 1664), Opitz Ci 1639) und
Logau (f 1656) wollen wir nicht vergessen. Eine matte, flache Zeit
bezeichnet Gottsched Ci 1766), dem die Schweizer Breitinger
und Bodmer entgegentraten. Die klassische Periode der deutschen Litera-
tur begann mit Klopstock Ci 1803), G. E. Lessing Ci 1781),
Wiuckelmann Ci 1768), G. Herder Ci 1803), G. A. Bürger
Ci 1794), Hölty Ci 1776), Christian und Leopold von Stol-
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Christoph_Kolombos Barka Elisabeth William
Shakespeare Karl_I. Friedrich_von_Spee Friedrich Paul_Gerhardt Gryphius Opitz Gottsched Christian Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Asien Amerika Amerikas Asiens Europas Europa Spanien Portugal Holland England Frankreich Spanien Afrika Indien England Frankreichs Deutschland
80
Geschichte der alten Welt.
Griechische Kunst und Wissenschaft vor den perserkriegen.
§ 231. Die Griechen gestanden es willig ein, daß ste den altern
Kulturvölkern des Orients vieles verdankten, aber in dem Zeitraum von
Homer bis zu den Perserkriegen, den wir auf 400 ansetzen dürfen,
hatten die Griechen die Aegyptier, Phönikier, Babylonier re. in der
Hauptsache schon weit überholt. So müssen die griechischen Kriegs-
Schiffbau, schisse entschieden besser gebaut gewesen sein, als die phönikischen,
sonst hätten die Griechen die Seeherrschaft nicht erringen können; schon
um das Jahr 700 v. Chr. baute Aminokles aus Korinth Triercn
(Dreiruder) und als Darius auf dem Feldzuge gegen die europäischen
Skythen sein Heer über den Bosporus bringen wollte, war es kein
Phönikier, sondern der Samier M a n d r o k l e s, welcher eine Schiffbrücke
über' die Meerenge, die wegen ihrer starken Strömung bekannt ist,
Baukunst, legte. Die ägyptischen Tempelsäulen mögen den Griechen als Vorbilder
gedient haben, die Schönheit der dorischen und jonischen Säulenord-
nung ist aber doch Erzeugniß des griechischen Geschmackes, wie der
griechische Tempel mit seinem Giebel und Dache die selbstständige
Entwicklung der griechischen Architektur beweist (Cherstphron vom kre-
tischen Knossus Laute den ersten großen griechischen Tempel, den der
Artemis zu Ephesus um die Zeit der ersten Olympiade, der Samier
Rhökus den der Hera in Samus um 640 v. Ehr.). Aehnlich verhält
Bildende es stch mit der Skulptur; die ältesten Götterbilder waren rohe,
Künste. dreieckige, viereckige, kegelförmige Steine, Holzpfeiler u. s. w. ;
die Holzschnitzer näherten stch aber mehr und mehr der bildlichen Dar-
stellung und während die Aegyptier auf der unter Ramsès Ii. erreich-
ten Stufe stehen blieben, hat stch in Griechenland vor den Perserkriegen
bereits eine äginetisch-dorische und eine jonisch-attische Schule der
Bildhauerei ausgebildet, ist von Rhökus auf Samus, wo frühe schöne
Thonwaaren gefertigt wurden, der Erzguß erfunden.
s 232. Die Poesie entwickelte stch während dieses Zeitraums
Epische Dich- allseitig; die sogenannten kyklischen Dichter behandelten den ganzen
tung. Kreis des Göttermythus und der Heroensage und ergänzten insbesonders
den homerischen (die berühmtesten waren Eumelus, Stasinus,
Lesches,Arktinus, Eugamon, Kinäthon, am Schluffe Pi fand er
und P a n y a s i s) ; fast alle gehörten dem griechischen Asien an, erreichten
den Homer aber keineswegs, denn die epische Dichtung wird mehr und
mehr künstlich, je weiter der Dichter von der Heldenzeit entfernt steht.
Religiöse Besonders blühte während dieses ganzen Zeitraums die religiöse
Dichtung ^0^. ste verkündete theils die Lehre von der Abstammung der Götter
und ihrem Walten, sowie die Pflichten des Menschen gegen dieselben
(Hesiodus von Askrä in Böotien, wahrscheinlich im neunten Jahr-
hnndert v. Ehr., in seiner Théogonie), theils pries ste dieselben in Hym-
nen, von denen eine Anzahl sogenannter homerischer erhalten ist. An die
religiöse Poesie schloß sich die didaktische (belehrende) an: die reli-
giös-moralische (Hesiod in dem Gedichte „Werke und Tage"); die
g nomische, welche in Denksprüchen (Gnomen) Frömmigkeit, Weis-
heit und Klugheit lehrt (Theognis aus Megara, Phokylides aus
Milet, der berühmte Solon); die politische (die Gesetze des Lykurg
in Sparta, des Zaleukus in Lokri, des Charondas zu Katana waren
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T37: [Athen Athener Flotte Perser Stadt Spartaner Schiff Heer Schlacht Sparta], T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Extrahierte Personennamen: Darius Samier
Rhökus Rhökus Hesiodus_von_Askrä
Die Griechen.
81
in Verse gebracht, wie auch die delphischen Orakelsprüche in Versen ge-
geben wurden, Tyrtäus in Sparta, Solon in Athen wirkten durch
eigene Lieder aus den Entschluß der Spartaner und Athener). Hieher
gehört auch die Fabel (orientalischen Ursprungs, angeblich zur Zeit
Solons von dem phrygischen Sklaven Aesopuö nach Griechenland
verpflanzt), und die Satire, von dem Parier Archilochus erfunden um 700.
und der Sage nach mißbraucht, sowie auch von Alkäus. um 600.
Die lyrische Poesie trieb damals schon alle ihre Blüten, denn Lyrische
das Leben des griechischen Bürgers, das zu seinem größten Theile in Dichtun-
Gymnastik, Waffenübung, Krieg, Volksversammlung, Parteikampf, reli- 9cn’
giösen und politischen Festen, auch bei Gastmahl und Gelag, zugebracht
wurde, mußte eine Erregtheit des Gemüthes Hervorbringen, welche den
Orientalen so fremd ist als den abendländischen Völkern, und fand
im Liede ihre natürlichste Aeußerung. Die Reihe der Lyriker beginnt
um 700 v. Ehr. und weist die hochberühmten Namen auf: Kallinus
aus Magnesia, Alkman aus Sardes, Terpander, Arion, Alkäus,
Sappho, Erinna (alle fünf auf Lesbus geboren), Mimnermus
von Kolophon, Stesichorus aus Himera, Jbykus von Rhegion,
Anakreon aus Teos, Simonides von Amorgus, Simo nid es
von Keos. Gleichzeitig wurde auch die Metrik (Archilochus wird als
Erfinder des jambischen Versmaßes genannt) und Musik vervollkommnet
(Terpander, Pythagoras).
§ 233. Eine eigentümliche Schöpfung des griechischen Geistes ist
die Philosophie (Liebe zur Weisheit), d. h. die denkende Betrach- Gründe des
tung der Dinge um dieselben in ihren letzten Gründen zu erklären. Die ^'^ommens
Griechen hatten keine heiligen Bücher, wie z. B. Aegyptier, Babylonier, ^ie. ' °
Phönikier, in welchen die Lehre von der Entstehung der Welt, ihrer Erhal-
tung und ihr endliches Schicksal enthalten war, sondern ihr Glaube
beruhte auf den Ueberlieferungen der ältesten Dichter
(Homer, Hcsiod), auf den Sagen, die mit den ältesten Heiligtümern
verbunden waren, die alle mit einander kein vollendetes System des
Glaubens bildeten, sondern sich vielfach widersprachen, weil sie verschie-
nen Ursprungs waren, und dieser Widerspruch steigerte sich durch die
zunehmende Bekanntschaft mit andern Religionen, besonders mit der
ägyptischen. Die griechischen Denker versuchten es daher den Urgrund
des Seins und Lebens zu ermitteln, indem sie die Mythen deuteten und
ergänzten. Als der erste Philosoph gilt Th ales aus Milet, der zugleich um 600.
als Mathematiker und Astronom thätig war; auf seinem Wege schritten
seine Landsleute Anarimander und Anaximenes weiter und am
Ende dieses Zeitraums Anaragoraö aus Klazomenä, der bereits nach 500.
mit dem Volksglauben in Widerspruch gerieth.
§ 234. Einer der berühmtesten Philosophen des Alterthums war
Pythagoras von Samos; er soll in Aegypten von den Priestern in sechsten
ihre Weisheit eingeweiht worden sein und hatte jedenfalls viel von dem fag^rutntclt
orientalischen Wesen in sich ausgenommen, obwohl wir von seinem Le-
den und seiner Lehre wenig sichere Kenntniß haben. Er glaubte an eine
harmonische Weltordnung, deren Seele die Gottheit ist, nannte die Pythago-
menschliche Seele einen Ausfluß der Gottheit, die Tugend die Harmo- räismns.
nie der Seele; auch soll er eine Seelenwanderung gelehrt haben. Die
höhern Begriffe bezeichnte er als mathematische Größen; die Musik und
Bumüller, Weltg. ß
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Die Griechen.
91
mit einem Umfang von 56 % Stadien, die beide durch die sogenannten
langen Mauern (von 40 und 35 Stadien) mit einander verbunden
waren; alle Festungswerke waren von solcher Stärke und Höhe, daß die
nicht zum Auszug bestimmte Mannschaft für die Vertheidigung voll-
kommen hinreichte. Innerhalb dieser Mauern wohnten in mehr als
10,000 Häusern (nach einer Schätzung) ungefähr 180,000 Menschen, in
ganz Attika aber gegen 500,000, worunter 90,000 Bürgerliche, 45,000
Metöken, 360,000 Sklaven waren. Die Metöken betrieben besonders
Handel und Fabriken, letztere hauptsächlich durch Sklavenarbeit, wie
auch die reichen Bürger ihre Metallgruben im laurischen Berge, in
Thrakien u. s. w. durch Sklaven ausbeuteten.
§ 265. Die Häuser auch der reichsten Bürger waren sehr einfach;
dagegen schmückte Perikles die Stadt mit öffentlichen Gebäuden und
Kunstschätzen auf das herrlichste. Auf der Burg bauten Iktinus und Kunstschätze.
Kallikrates in zehn Jahren den neuen Tempel der Stadtgöttin, das
Parthenon, eines der edelsten Gebäude aller Zeiten; der große Bild-
hauer Phidias zierte es mit Skulpturen, welche noch heute bewundert
werden (die uns erhaltenen brachte Lord Elgin in das britische Mu-
seum); die Bildsäule der Göttin arbeitete er aus Elfenbein und Gold,
und letzteres war so angebracht, daß es im Nothfalle hinweggenommen
werden konnte. Auf die Burg führten die Propyläen, eine pracht-
volle Marmvrtreppe mit einem fünf Säulenhallen bildenden Thore und
zwei Seitengebäuden (von Mnesikles erbaut, sie kosteten 2012
Talente). Außerdem erbaute Perikles das Odeon zur Aufführung
poetischer und musikalischer Wettstreite, Hallen, Brunnen, Gymna-
sien re.; er beschäftigte nicht nur Tausende von Taglöhnern und Hand-
werkern, sondern auch zahlreiche Künstler: Bildhauer, Maler, Erzgießer,
Architekten; die griechische Kunst entfaltete sich dadurch zur schönsten
Blüte, und Athen wurde zur Kunstschule Griechenlands und der
alten Welt.
§ 266. Es wurde auch der Sammelplatz der Dichter und Sän- ^hen die
ger; denn nirgends wurden die Feste der Götter herrlicher began- ^vorche-
gen als in Athen, und es war eine der Leistungen reicher Bürger, auf lichenkuliur.
eigene Kosten einen Festchor aufzustellen (eine solche Choregie kostete
beinahe ein Talent). Das Theater hatte in der guten Zeit Griechen-
lands eine hohe Bedeutung, denn es war eine Art Bildungsanstalt;
Perikles öffnete auch den armen Bürgern den Zutritt, indem sie aus
einer eigenen Kasse (Theorikon) das Eintrittsgeld erhalten konnten. Da-
mals lebten in Athen die großen Tragiker Aeschylus, Sophokles
und Euripides, sowie die Meister der alten Komödie: Aristopha-
nes, -Eupolis und Kratinus. Daß die Beredtsamkeit außer-
ordentlich gepflegt wurde, versteht sich von selbst; daher fanden sich auch
die besten Lehrer der Beredtsamkeit und Sprache in Athen ein, sowie
Philosophen jeder Schule.
§ 267. So wurde Athen der Mittelpunkt des geistigen Lebens
jener Zeit und das athenische Volk das gebildetste, das bis jetzt auf der
Erde lebte; aber dabei war cs auch leichtsinnig, müßiggängerisch und Schattcnsci.
übermüthig, daher den Künsten der Demagogen leicht zugänglich, sobald
Männer fehlten, wie Perikles, der durch seine Ueberlegenheit als Feld-
herr und Redner, durch seine allseitige Bildung und erprobte Uneigen-
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans]]
Die Griechen.
109
Persischer Krieg (334—328 o. Chr.).
Schlacht am Granikus (334) und bei Jssus (im Nov. 333).
§ 314. Im Frühjahr 334 ging Alexander über den Hellespont
und opferte in der Ebene von Troja den Heroen, welche den ersten
hellenischen Heereszug nach Asien unternommen hatten. Sein Heer
zählte ungefähr 45,000 Mann, größtentheils Makedonier, wie denn auch
mit wenigen Ausnahmen nur Makedonier befehligten; ihm konnte Da-
rius Kodomanus, der persische König, ein weit überlegenes Land-
heer entgegenstellen, aber nur die persische Reiterei und die griechischen
Söldner taugten etwas, denn die Kontingente der Satrapien erschwerten
nur die Märsche und waren in der Schlacht unlenksam, wie es sich
schon unter Terres gezeigt hatte. Dagegen vermochte Alexander die
persische Seemacht durch keine gleich starke zu bekämpfen, wenn er nicht
die Griechen in Anspruch nahm, und das wollte er nicht, weil er ihnen
nicht traute. Er mußte zudem fürchten, daß Darms in Griechenland
das Kriegsfeuer entzünde, denn der Großkönig besaß ja mehr als genug
Geld, um Sparta oder Athen rc. in den Stand zu setzen ein großes Söld-
nerheer anzuwerben und den Krieg nach Thessalien und an die makedo-
nische Gränze zu tragen, und es war sehr die Frage, ob der als Reichs-
verweser zurückgelassene Antipater mit seinen 25,000 Mann stark
genug sein werde die Gefahr zu bewältigen, so daß Alexander nicht
wie ehemals Agesilaus aus Asien nach Böotien und dem Peloponnes
zurückgerufen würde. Es war Alexanders Glück, daß der Perserkönig
dem Rhodier Memnon, der ihm einen solchen Kriegsplan vorlegte,
nicht unbeschränkte Vollmacht gab, sondern ihn dem Kriegsrathe seiner
vorderasiatischen Satrapen unterordnete.
Z 315. Als Memnon von einer Landschlacht abrieth und einen
Rückzug vorschlug, auf dem das Land möglichst verwüstet werden sollte,
um den Makedoniern die Beischaffung der Lebensbedürfnisse zu erschwe-
ren, drangen die Satrapen auf eine Schlacht und nahmen an dem
Flüßchen Granikus, das von den troischen Gebirgen herab in die Schlachtam
Propontiö fließt, eine schlechte Stellung. Die persische Reiterei wurde?3r?nitug
von der makedonischen und theffalischen geworfen, das Fußvolk stob J '
auseinander und die griechischen Söldner, die wacker Stand hielten,
wurden größtentheils getödtet. Der Preis des Sieges war Jonien,
Aeolis und Lydien, dessen Satrap die starke Burg von Sardes
ohne Widerstand übergab; hierauf unterwarf Alexander die Seestädte
bis Pamphylien (nur Milet und Halikarnaß wurden vertheidigt), zog
dann landeinwärts bis Gordium in Phrygien und kehrte durch Kappa-
dokien nach Kilikien zurück, als er hörte, Darius stehe mit dem Reichs-
heere im nördlichen Syrien. Derselbe führte es hierauf durch die
Pässe des Amanus in die kleine Küstenebene bei Jssus und erlitt eine Schlacht bei
furchtbare Niederlage, worauf er bis Persien zurückfloh. Alexander be- 3fí'ls 333-
handelte die gefangenen königlichen Frauen auf eine edle, die Orienta-
len sehr überraschende Weise, und ließ durch Par men ion, der schon
Philipp die wichtigsten Dienste geleistet hatte, Damaskus mit der
persischen Kriegskaffe und dem Hoflager wegnehmen.
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
TM Hauptwörter (100): [T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T37: [Athen Athener Flotte Perser Stadt Spartaner Schiff Heer Schlacht Sparta]]
Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexanders_Glück Alexanders Rhodier_Memnon Alexander Alexander Darius Darius Alexander Alexander Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Troja Asien Griechenland Sparta Athen Thessalien Asien Schlachtam
Propontiö Sardes Pamphylien Kappa- Kilikien Syrien Jssus Persien Damaskus
Die Griechen.
111
den heutigen Masenderan, Dahistan, Sedschestan, Khorasan, Afgha-
nistan entsprechend), und drang im Frühfahr über den Paropamisus 320,
oder indischen Kaukssus (Hindukusch) in Baktrien (Balkh) ein. Bessus
entfloh über den Orus nach Sogdiana (Bokhara), wurde aber von dem
Satrapen der Provinz an Alerander ausgeliefert, der ihn nach orienta-
lischer Weise verstümmeln und pfählen ließ. Er eroberte die Haupt-
stadt Marakanda (Samarkand) und die ganze Provinz, sowie
Marghiana diesseits des Orus und drang nördlich bis an den
Jar artes vor, wo er den skythischen Stammen Achtung vor der ma-
kedonischen Kriegsweise einflößte.
Z 320. Er brachte zwei Jahre in diesen Ländern zu, denn er er-
kannte ihre ganze Wichtigkeit als Marken gegen Nomadenvölker Mit-
telasiens, die schon so oft die Kultur Vorderasiens zerstört haben. Am
Jarartes gründete er deßwegen die starke Gränzfestung Alexandria
e sch ata (das äußerste Alexandrien, südlich vom heutigen Taschkend);
andere Alexandrien wurden zur Behauptung des östlichen Iran an-
gelegt: das arische Alexandria (Herat), das arachosische (Kandahar), das
am Kaukasus (wahrscheinlich zwischen Kabul und Bamian). Alle diese
Festungen waren zugleich große griechische Kolonien, welche nicht nur
die Heer- und Handelsstraßen zwischen Indien und Vorderasien deckten,
sondern auch der neu auflebenden Kultur sichere Haltpunkte gewährten.
Bewegung in Griechenland. Schlacht bei Megalopolis
(August 330 v. Chr.).
§ 321. Im fernen Osten vernahm Alerander, daß die von ihm
befürchteten Unruhen in Griechenland zum Ausbruch gekommen, aber
auch glücklich gedämpft seien. Es hatte nämlich der König Agis Ii.
von Sparta den kühnen Plan gefaßt, die makedonische Herrschaft
über Griechenland zu stürzen und nahm zu diesem Zwecke 8000 grie-
chische Söldner, die sich aus der Schlacht bei Jssus gerettet und über
das Meen in den Peloponnes gewandt hatten, in seine Dienste, ries
die Griechen zur Freiheit auf und brachte fast den ganzen Pelopon-
nes unter die Waffen. Aus Haß gegen Sparta folgte aber Mega-
lopolis dem Aufrufe nicht und während es Agis belagerte, eilte An-
tipater mit Uedermacht herbei und erfocht einen blutigen Sieg; Agis
wählte den Heldentod, cs waren aber auch 3500 Makedonier gefallen,
mehr als bei Jssus und Arbela. Alerander rächte sich weiter nicht an
den Spartanern, als daß er ihnen 120 Talente als Entschädigung an
Megalopolis zu bezahlen gebot.
Indischer Feldzug und Rückkehr (327—325 v. Chr.).
§ 322. Im Frühfahr 327 unternahm Alerander seinen indischen
Feldzug; ein Theil des Heeres unter Hephästion zog von Kabura
(Kabul) am Kophes (Kabulfluß) an den Jndusstrom, marschirte also
durch die Kheyberpässe. Alexander selbst führte sein Heer über den Hin-
dukusch, eroberte mehrere Bergfestungen und traf den Hephästion in der
Nähe des heutigen Attok, wo derselbe bereits eine Schiffbrücke ge-
schlagen hatte.
Die indischen Stämme im Gebirge und oberen Stromgebiete (im
heutigen Pendschab) waren von vielen kleinen Fürsten (Radschaö) be-
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T15: [Athen Theben Sparta Griechenland Krieg Philipp Stadt Spartaner Athener König]]
Extrahierte Personennamen: August Kabura Alexander Alexander
112
Geschichte der alten Welt.
herrscht, die nicht zusammenhielten, daher sie auch trotz aller Tapferkeit den
Makedoniern unterlagen. Mit dem Radscha Taxiles, der zwischen dem
Indus und Hydaspes (Behud oder Dschelum) herrschte und dem Rad-
scha Abisares im heutigen Kaschmir hatte Alexander von Baktra
aus Verbindungen angeknüpft, besiegte den Radscha Po rus jenseits
des Hydaspes, ging unter fortwährenden Kämpfen über den Akesines
(Dschinab), Hyarotis (Rawi) und kam an den Hyphasis (Beiah oder
Setledsch), wo sich seine Soldaten beharrlich weigerten weiter zu ziehen.
Er wählte die Rückkehr stromabwärts, welchen Weg das Heer theils zu
Wasser, theils zu Land zurücklegte und endlich nach manchem Kampfe
zu Pattala an der Spitze des Jndusdelta ankam. Diesen Ort hatte
er zu einem Hauptplatze bestimmt, denn er wollte einen Verkehr zu
Schiffe zwischen Indus und Euphrat, Pattala und Babylon Herstellen,
daher sein Admiral Nearch aus dem Indus den Seeweg zur Euphrat-
mündung erforschen mußte.
8 323. Einen Theil des Heeres führte Kraterus durch Arachosia
und Drangiana nach Karamanien (Kerman), Alexander selbst zog mit dem
andern durch die gedrosische Wüste (in Beludschistan) unter schauderhaf-
ten Entbehrungen und Mühseligkeiten, so daß er % der Mannschaft
verlor, bis er endlich Pura im angebauten Karamanien erreichte, von
wo er sich nach Persis und zuletzt nach Susa begab und sein ganzes
Heer, Offiziere und Soldaten, wahrhaft königlich belohnte und bewirthete.
Dennoch zeigte es bald darauf zu Opis am Tigris offene, bis zur
Meuterei gesteigerte Unzufriedenheit. Alexander konnte es nämlich seinen
Soldaten und vielen Offizieren nicht begreiflich machen, warum er die
besiegten Orientalen nicht als verächtliche Barbaren behandeln und
ausrauben ließ, sondern ihnen griechische Bildung und Sitte mittheilen
wollte, um sie zu Unterthanen seines großen asiatischen Reiches zu machen.
Er hatte vornehme Perser in sein Gefolge ausgenommen, andern die
Verwaltung von Provinzen übertragen, 30,000 Mann griechisch bewaff-
nen und einüben lassen. Er hatte auch mit Rücksicht auf die Orientalen
manchmal den persischen Königsschmuck angelegt, verlangte aber alsdann
auch die orientalischen Ehrenbezeugungen, welche den Makedoniern und
Griechen als sklavische verhaßt waren. Ueberhaupt wurde er nach und
nach von einem Geiste des Uebermuths befangen, der ihm sonst fremd
war, und mehrere Verschwörungen zur Folge hatte, die jedoch recht-
zeitig entdeckt und bestraft wurden. Zu Opis brach endlich der allge-
meine Unmuth tobend aus, den jedoch Alexander durch die Macht seiner
Persönlichkeit und seines Wortes unterdrückte und dessen Anstifter er in
dem Tigris ertränken ließ. Dann durften die alten Soldaten heimziehen
und erhielten reiche Geschenke, deren Reiz aus Makedonien und Griechen-
land wieder zahlreiche Mannschaft in des Königs Dienst nach Asien lockte.
Alexanders Entwürfe und Tod (11. Juni 323 v. Ehr.).
§ 324. Zu Babylon erwog Alexander seine Entwürfe für die
nächste Zukunft: Babylon war zur Hauptstadt des Weltreiches be-
stimmt; die Kanäle des Euphrat und Tigris sollten wieder hergestellt,
der Euphrat bis an das Meer für die größten Schiffe fahrbar gemacht,
Arabien umschifft und unterworfen werden, so daß. von Aegypten bis
Indien der See- und Landweg offen stünden. Zugleich ordnete er die
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Personennamen: Radscha_Taxiles Alexander_von_Baktra Alexander Admiral_Nearch Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexanders Alexander Alexander