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Geschichte des Mittelalters.
der fränkischen Herrscher ein Held des Glaubens an dem Aufbau der
Kirche mitten in dem alten Germanien.
§ 110. Dieser war St. Bonifacius, geboren um 680 zu
Kirton in Devonshire, der Sohn begüterter angelsächsischer Eltern, in
der Taufe Winfried genannt, der dem Drange seines Innern folgend
im Kloster zu Ereter seine Jugend zubrachte, in Nutshelle Benediktiner
und Priester wurde und sich als Lehrer Ruhm erwarb. Schon 716
ging er als Missionär nach Frieöland, konnte aber des Krieges
wegen nicht wirken, erhielt am 15. Mai 719 zu Rom von Papst
Gregor Ii. den Missionsbrief für Germanien, kam über Bayern
und Thüringen an den Rhein und nach Frieöland, wieder zurück
nach Thüringen, wo er das Kloster Hamelburg an der fränkischen
Saale gründete, und taufte hieraus Tausende in Hessen. Von dem
erfreuten Papste nach Rom berufen, wurde er 723 zum Bischof
von Germanien ohne bestimmten Sitz ernannt, kehrte mit dem Namen
Bonifacius (Wohlthäter) geziert zurück, fällte 724 die Donner eiche
(Thors Heiligthum) bei Geismar in Hessen, stiftete hierauf das Kloster
Ohrdruf, zur Erziehung des weiblichen Geschlechtes die Frauenklöster
Kitzingen, Ochsenfurth und Bischofsheim (St. Lioba, Thekla,
Walpurgis), 732 Fritzlar und Amönaburg, erhielt von Gre-
gor Iii. das erzbischöfliche Pallium und machte hierauf einen vergeb-
lichen Versuch die Sachsen zu bekehren. Nach 738 und einem aber-
maligen Besuche in Rom ordnete er im Aufträge des Herzogs Odilo
die kirchlichen Verhältnisse in Bayern, indem er dasselbe in die vier Bis-
thümer: Salzburg, Passau, Regensburg und Freysing ein-
theilte und würdige Bischöfe einsetzte. 741 gründete er die Bisthümer
Würzburg, Büraburg und Erfurt (von den zwei letztern wurde
das eine mit Paderborn, das andere mit Mainz vereinigt), durch seinen
Freund St. Willibald 745 das zu Eichstädt, durch St. Sturm
das Kloster Hers seid, er selbst im Urwaldc Buchonia Fulda, das so
segensreich wie St. Gallen wirkte. Im Jahre 747 wurde er Erzbischof
von Mainz, Primas für Germanien, apostolischer Legat in Gallien
und Germanien, salbte 752 Pipin zu Soissons, übergab den erz-
bischöflichen Stuhl seinem Schüler Lullus und wanderte 753 als
Missionär nach Frieöland, um dessen Bekehrung zu vollenden. Hier
fand er bei Dokkum (5. Juni 755) mit 52 Gefährten den Tod unter
den Streichen einer Heidenschaar.
§111. St. Bonifacius war nicht allein dadurch der Wohlthäter
unseres Vaterlandes, daß er ganze Stämme der Finfterniß des Hei-
denthums entriß, bei den Neubekehrtcn heidnischen Aberglauben durch
weise Verordnungen bekämpfte, Bisthümer und Klöster und dadurch
christliche Zucht und Bildung gründete, sondern er legte auch die Grund-
steine zu dem deutschen Reiche, indem er die deutschen Stämme vorerst
als Christen durch das kirchliche Band vereinigte. Der „Primatus
Germaniae“ war die erste Form der deutschen Nationaleinheit.
Pipin gegen die Langobarden.
Der Kirchenstaat (755 n. Ehr.).
§ 112. Die longobardischen Könige trachteten beständig nach der
Oberherrschaft über Italien, erreichten aber ihr Ziel nicht, bis König
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Extrahierte Personennamen: Winfried Winfried Gregor_Ii Gregor Lioba Thekla Odilo Willibald
92
Geschichte des Mittelalters.
§ 275. Die Deutschritter begannen unter ihrem Hochmeister,
Hermann von Salza, den Kaiser Friedrich Ii. in den Reichsfürsten-
stand erhob, die Eroberung des noch heidnischen Preußen und vollen-
deten sie nach 53jährigem blutigem Kriege. Ein anderer Ritterorden, die
Schwertbrüder, 1202 in Livland gestiftet, der stch mit dem Deutsch-
orden vereinigte (1237) unterwarf Esthland, Livland und Kur-
1410. land. Durch die unglückliche Schlacht bei Tannenberg gerieth der
Deutschorden unter polnische Oberlehensherrlichkeit, 1525 schloß sich
^er Großmeister Albrecht von Brandenburg der Reformation an
Preußen, und machte Preußen zu einem Erblande; auch in den drei andern
Ostseeländern machte die Ritterschaft aus den Ordenslehen Erbgüter
und ging im 18. Jahrhundert in Rußland auf. Im anderen Deutsch-
land verlor der Orden seine Güter durch die französische Revolution
und Napoleon und ist nur noch in Oesterreich erhalten.
Wie ritterliche Poesie oder der Minnesang.
§ 270. Das ganze Wesen des Ritterthums in seiner Blüte wie
in seiner spätern Entartung spiegelt sich in einer eigenthümlichen poeti-
schen Literatur ab, deren Träger und Pfleger Ritter und Höfe,
deren Stoffe ritterliche Thaten und Tugenden waren. Diese ritterliche
oder Hoffsche Dichtung trat als Kunstpoesie im Gegensätze zur Volks-
dichtung auf, am frühesten in Südfrankreich und im nordöstlichen Spa-
nien (troubadours). In Nordfrankreich und England wurde vorzugs-
weise die ritterliche Heldendichtung gepflegt, welche ihren Stoff
aus dem Sagenkreise Karls des Großen, des walisischen Hclden-
königs Artus (Arthur) und des hl. Grals (nach der Legende die
Schüssel des hl. Abendmahles) nahm, oder Helden aus der heidnischen
Vorzeit wie Alexander den Großen und Aeneas zu christlichen
Rittern umschuf. In Deutschland trieb sie zur Zeit der Hohenstaufen
ihre schönste Blüte in Heinrich von Veldegge, Wolfram von
Eschenbach, Hartmann von der Au, Walter von der Vo-
gelweide, Konrad von Würzburg und Gottfried von
Straßburg; die Namen der Dichter des Liedes „der Nibelungen"
und „der Gudrun" sind unbekannt, sie lebten jedoch in dieser Zeit. (Man
kennt etwa 160 Namen von Minnesängern.)
Die Bürger.
§ 277. Die Kreuzzüge brachten das Abendland und Morgenland
Handel, in einen lebhaften Handelsverkehr; denn der Krieg wurde durch
Waffenstillstände unterbrochen und die verschiedenen mohammedanischen
Reiche waren selten gleichzeitig mit den Christen im Kampfe. Den
größten Nutzen hatten die italienischen Seestädte, besonders Venedig,
Genua und Pisa, welche den größten Theil Europas mit den Er-
zeugnissen des Morgenlandes versorgten und die Ausfuhr dahin ver-
mittelten, die hauptsächlich in Leinwand und Pelzwaaren bestand. Mit
den Italienern verkehrten zunächst die süddeutschen Städte: Augs-
burg, Ulm, Lindau, Konstanz, Regensburg, Wien rc. und
versorgten die norddeutschen, welche wieder nach England, die skandi-
navischen Länder, Polen und Rußland verkehrten. Die Kaufleute bil-
Die Hansen, deten geschlossene Verbindungen, welche im allgemeinen Hansen
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Extrahierte Personennamen: Hermann_von_Salza Friedrich_Ii Friedrich Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Napoleon Karls Artus Arthur) Alexander Alexander Heinrich_von_Veldegge Heinrich Wolfram_von
Eschenbach Hartmann Walter_von_der_Vo- Konrad_von_Würzburg Konrad Gottfried_von
Straßburg
Extrahierte Ortsnamen: Livland Livland Tannenberg Rußland Oesterreich Südfrankreich Nordfrankreich England Karls Deutschland Genua Europas Ulm Konstanz Regensburg Wien England Polen
130
Geschichte des Mittelalters.
Guttenberg legte indessen eine eigene Druckerei an, starb aber 1468.
Die anfangs geheim gehaltene Kunst verbreitete stch schnell (1465 nach
Italien, Frankreich 1469, England 1474, Spanien 1475, Schweden
1483 rc.) und gab dem geistigen Leben, besonders auch dem Schul-
unterrichte, die gewaltigste Anregung.
Die klassischen Studien.
§ 394. Um diese Zeit wurde das Studium der Klassiker,
namentlich der griechischen, wieder ausgenommen und dadurch die
alte Welt (man nannte Amerika die neue) gleichsam neu entdeckt. Den
ersten Anstoß gaben ausgewanderte Griechen, z. B. ein Chrysolo-
ras, Laskaris, Argyropulos rc., welche in Italien die Sprache
ihrer Väter lehrten und Homer, Platon rc. mit ihren Schülern
lasen. Diese Werke wurden mit Begeisterung ausgenommen, das
Sprachstudium und die Alterthumskunde neu belebt, die alten Wissen-
schaften wieder erforscht und dadurch gleichsam eine Schatzkammer für
Dichter, Redner, Geschichtschreiber und Künstler, Staatsmänner, Krie-
ger und Philosophen eröffnet. Hauptsitz dieser Studien (der sogenann-
ten humanistischen) war Italien, besonders Florenz und Rom, doch
folgten Deutsche, Franzosen und Engländer wetteifernd nach. Es ist
aber nicht zu leugnen, daß das Studium der Klassiker nicht wenige Hu-
manisten auf Abwege führte, nämlich zu einseitiger, übertriebener Be-
wunderung der Alten, zu ungerechten Angriffen auf die mittelalterliche
Bildung, selbst zu Anfeindung und Verspottung kirchlicher Lehren und
Einrichtungen.
Poesie und Geschichtschreibung.
§ 395. Diese blühten mit den klassischen Studien neu auf und auch
da ging Italien ruhmvoll voran. Die Reihe seiner großen Dichter
beginnt schon früher mit Dante Alighieri (-f 1321), der in seinem
erhabenen Gedichte „La divina Commedia“ die Ideale des Mittel-
alters verherrlicht und deren Verlust durch den Streit des Kaisers mit
dem Papste betrauert. Ihm folgen in weiterer Ferne Petrarka,
Torquato Tasso und der leichtfertige Ariosto.
Die neue Geschichtschreibung eröffnete Villani in Florenz,
wo sie Nik. Macchiavelli zur Vollendung brachte; in Deutschland
hauptsächlich Ioh. Thurmayr (genannt Aventinuö, ein Bayer)
und Aegidius Tschudi, aus Glarus.
Die schönen Künste.
K 396. Malerei, Bildhauerei und Baukunst blühten unter
dem Einflüsse der klassischen Studien auf; sie trugen früher das ernste
Gepräge des Mittelalters, setzt näherten sie sich der antiken Darstellung,
zum Theil auf Kosten der christlichen Weltanschauung. Gegen das
Ende dieses Zeitalters und im Anfänge des neuen blühten: die Ka-
racci, Leonardo da Vinci, Mich. Angelo Buonarotti,
Korregg io, Tizians, Rafael Sanzio, in Deutschland die Maler
Van Eyk, Holbein, Albrecht Dürer; Peter Bischer, der
Erzgießer, Sürlin, der Bildschnitzer; die Glasmalerei, die am Schluffe
des Zeitraumes in voller Blüte stand, gerieth bald in Verfall.
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Frankreich England Spanien Schweden Amerika Argyropulos Italien Italien Rom Italien Petrarka Florenz Deutschland Glarus Tizians Deutschland
50
Geschichte der neueren Zeit.
und Astronomie (Tycho de Brahe und Kepler wurden von ihm
berufen), w§r aber ein unkriegerischer Mann und vernachlässigte die
Regierungsgeschäfte. Gegen die Protestanten verfuhr er schärfer
als sein Vater, überschritt jedoch dabei weder seine Rechte noch irgend
eine Bedingung des Augsburger Religionsfriedens, und verfuhr jeden-
falls nicht so hart als die protestantischen Fürsten gegen die Katholiken
oder gegen die Kalvinisten.
Der Kölner § 127. Große Unruhe erregte 1583 Erzbischof Gebhard von
Köln, der das Erzstift reformieren und für sich säkularisieren wollte,
welches Bestreben bei den protestantischen Ständen, mit Ausnahme
Sachsens, Unterstützung fand; die Katholiken behaupteten diesmal
jedoch die Aufrechthaltung des Uoservstum eeolesiaztioum.
Attentat § 128. Im Jahr 1606 sprengte und mißhandelte die protestan-
ln®™au' tische Bürgerschaft der Reichsstadt Donauwörth eine katholische Pro-
m Zession, die aus dem Kloster auszog und verwehrte, auf die von prote-
stantischen Fürsten und Städten versprochene Hilfe bauend, es dem Rathe
die von dem Kaiser gebotene Genugthuung zu geben. Darüber kam die
Stadt in die Reichsacht, welche Herzog Max von Bayern vollstreckte
und die Stadt annexierte, weil sie die Kosten der Achtsvollstreckung nicht
aufbringen konnte und ihre protestantischen Mitstände ein solches Opfer
nicht bringen wollten. Sie protestierten jedoch heftig und beklagten sich
überdies bitter über die Verfolgung des Evangeliums, weil der Erzherzog
Karl und nach ihm dessen Sohn Ferdinand in Steyermark,
Kärnthen und Krain dem Protestantismus Schranken setzten und
zuletzt eine Gegenreformation durchführten, wozu sie der alles Maß
überschreitende Trotz der Stände und des protestantischen gemeinen
^tie Volks nöthigte. Davon wurde auch der Vorwand zum Abschluß der
prorcstanii- Union genommen, eines Bündnisses, das nach langen zu Paris mit
schc Union, Khnig Heinrich Iv. gepflogenen Berathungen 1608 zu Ahausen in
I608^"^er-Franken förmlich entworfen und auf dem Unionstage zu Hall am
wählt den 7. Februar 1610 unter dem Vorsitze des französischen Gesandten er-
franzoslschen ^Eitert wurde. Mitglieder dieses Bundes waren: Rheinpfalz,
Protektor'" Pfñlzncuburg, Württemberg, Hessen-Kassel, Baden-
1610. Durlach, die Brandenburger in Franken und in der Mark und
15 Reichsstädte im nächsten Bereiche dieser fürstlichen Gebiete. Eng-
land, Dänemark und die Niederlande sagten Hilfe zu, Hein-
rich Iv. von Frankreich aber war der eigentliche Leiter des Bun-
des.' Derselbe bezweckte, wie schon früher gesagt wurde, gar nichts
anderes, als eine völlige Umgestaltung der politischen Verhältnisse Europas.
Die Bisthümer am Rhein und Main waren zur Säkularisation
bestimmt und ihre künftigen Besitzer aus der Zahl der Unionsherren
bereits designiert, wie Heinrich Iv. für die Kaiserkrone. Die Ausfüh-
rung dieser Plane schien bei den Bedrängnissen des Hauses Habsburg
so leicht, daß Sully glaubte, man werde fast ohne Schwertstreich
zum Ziele kommen.
Beginn des s 129. Im Frühjahr 1610 wurden die Bischöfe von Bamberg,
Krieges wi-Würzburg, Mainz, Speyer, Worms und Straßburg von
^und Reichs den unierten Fürsten angegriffen und Heinrich Iv. machte sich zur
Intervention in den Jülich'schen Erbfolgestreit bereit.
Am 25. März 1509 starb nämlich der katholische Herzog Jo-
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Extrahierte Personennamen: Gebhard_von
Köln Max_von_Bayern Max Karl Karl Ferdinand Heinrich_Iv Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Sully Heinrich_Iv Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Sachsens Reichsstadt_Donauwörth Krain Paris Rheinpfalz Pfñlzncuburg Württemberg Hessen-Kassel Baden- Durlach Frankreich Europas Rhein Main Hauses_Habsburg Bamberg Mainz Speyer Worms
Dicvölkcr--
wandcrung
der Neuzeit.
110 Geschichte der neueren Zeit.
aneignen, ohne daß es selbst aufhört ein barbarisches zu sein und die
europäische Kultur annimmt. Durch die neue Kriegskunst wurde der
Sieg der Kultur über die Barbarei entschieden; daher hörten
die Osmanen auf den christlichen Staaten gefährlich zu sein, ver-
schwanden die Raubflotten der Barbaresken vom Mittelmeere,
und wurde es den Europäern möglich, in Asien und Amerika große
Länder zu erobern und förmliche Kolonialreiche zu gründen.
Vasko de Gamas und Christoph Kolombos Entdeckungen
öffneten den Europäern eine neue Welt; es begann die neu.e Völ-
kerwanderung, welche noch jetzt sortdauert, die nicht gleich der mit-
telalterlichen eine Kulturwelt zertrümmert, sondern die christliche Kultur
in die Wildnisse Amerikas und Australiens so wie in die Ruinen Asiens
trägt und die Geschicke der Völker umgestaltet. Es entwickelte sich der
Verkehr Europas mit den anderen Erdtheilen, der Welthandel,
und in Folge davon gewann der Gewerbfleiß eine Ausdehnung,
daß der kleinste und ärmste Erdtheil, Europa, nicht nur der mächtigste,
sondern auch der reichste wurde.
Die neue Ärmst und Wissenschaft.
§ 291. Das wetteifernde Ringen der europäischen Völker, zu
welchen sich Spanien, Portugal, Holland, England und
Frankreich der Reihe nach erhoben, bildete nicht nur Feldherrn und
Seefahrer, sondern erregte jede geistige Kraft, namentlich auch den
poetischen Geist der Nationen, und durch die Presse wurde der Reich-
thum jedes großen Geistes in kurzer Zeit zum gemeinschaftlichen Besitze
der Völker. In Spanien dichteten Lope de Vega Ci 1635), Kal-
deron de la Barka (1- 1687), Cervantes Saavedra Ci 1616),
die portugiesischen Heldenfahrten nach Afrika und Indien besang Ka-
moöns Ci 1579). Unter Elisabeth erhob sich in England William
Shakespeare Ci 1616), der König des neuen Dramas, unter
Karl I. dichtete Milton Ci 1675) „das verlorene Paradies"; ihnen
folgten Dichter wie Dryden (-j- 1701), Pope Ci 1744), Thom-
son (f 1748) ic., so daß die englische poetische Literatur wie
ihre prosaische als die größte der neuen Zeit dasteht. Von der
Blüte der französischen Literatur und, Kunst ist oben die Rede ge-
wesen, sie wurde in Folge der politischen Bedeutung Frankreichs zur
Weltliteratur. In dem zerrütteten, mißhandelten Deutschland
dagegen war ein poetischer Aufschwung nicht möglich; von der unzer-
störbaren Kraft des deutschen Geistes zeugten jedoch die religiösen Lie-
der des Jesuiten Friedrich von Spee Ci 1635)sowie des Angelus
Silesius Ci 1677), während gleichzeitig Paul Gerhardt Ci 1675)
die besten protestantischen Kirchenlieder dichtete; auch der Namen Flem-
ming Ci 1640), Gryphius Ci 1664), Opitz Ci 1639) und
Logau (f 1656) wollen wir nicht vergessen. Eine matte, flache Zeit
bezeichnet Gottsched Ci 1766), dem die Schweizer Breitinger
und Bodmer entgegentraten. Die klassische Periode der deutschen Litera-
tur begann mit Klopstock Ci 1803), G. E. Lessing Ci 1781),
Wiuckelmann Ci 1768), G. Herder Ci 1803), G. A. Bürger
Ci 1794), Hölty Ci 1776), Christian und Leopold von Stol-
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Extrahierte Personennamen: Christoph_Kolombos Barka Elisabeth William
Shakespeare Karl_I. Friedrich_von_Spee Friedrich Paul_Gerhardt Gryphius Opitz Gottsched Christian Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Asien Amerika Amerikas Asiens Europas Europa Spanien Portugal Holland England Frankreich Spanien Afrika Indien England Frankreichs Deutschland
124
Geschichte der neueren Zeit.
Anfang der
Säkularisa«
tioncn.
zösischen Blokadekorps ergaben, so daß mit dem Schluß des Jahres
1794 auf dem Boden der Republik kein Feind mehr stand.
Untergang der Schreckensmänner (24. März, 5. April, 28. Juli 1794).
K 322. Wie sich der Krieg mehr und mehr zu Gunsten der Repu-
blik wendete, so zerfiel die Partei der Schreckensmänner und vernichtete
sich selbst im Laufe des Jahres. Robespierre und Danton über-
lieferten im Einverständnisse den wüsten Religionsschänder Hebert
mit 18 Genossen der Guillotine (24. Marz), Rvbespierre den Dan-
ton, Kamille Desmoulins (5. April), als diese Partei zur
Mäßigung einlcnkte, er selbst aber mit seinem Bruder, St. Just,
Lebas, Kouthon, Henriot re. wurde von der Mehrheit des Konvents,
welcher Robespierres Herrschaft zu halsgefährlich fand, gestürzt und
seinen zahlreichen Opfern nachgeschickt (28. Juli).
pichegru erobert Holland (Januar 1795). Preußen schließt zu Lasel /rieben
(5. April).
§ 323. Nach der Schlacht bei Fleurus war Pichegru bis an die
holländische Gränze vorgerückt und als der strenge Winter Flüsse und
Kanäle mit Eis belegte, marschierte er über diese Brücke in Holland
ein und bemächtigte sich desselben im Januar 1795 um so leichter, als
sich überall die demokratische Partei gegen den Erbstatthalter erhob, der
nach England flüchtete. Holland wurde in eine batavische Repu-
blik nach dem Muster der französischen umgeformt, schloß mit ihr ein
enges Bündniß, trat das holländische Flandern und Mastricht ab
und bezahlte 100 Millionen an den Kriegskosten. Die Engländer
griffen seitdem auch die holländischen Kolonien an, nahmen das Kap
und Ceylon, vernichteten die holländischen Fischereien und kaperten
die Handelsschiffe.
§ 324. Der große Bund gegen Frankreich begann sich um diese
Zeit aufzulösen. Im Februar schloß der Großherzog von Toskana
Frieden, am 5. April zu Basel sogar Preußen. Es handelte sich
nämlich um eine zweite Theilung Polens; darum wurde Oesterreich und
das südwestliche Deutschland im Stiche gelassen und als Gränze des
neutralen Deutschlands eine Demarkationslinie von Ostfriesland an die
Nordgränze von Schwaben und von da um Franken rc. bis Schlesien
gezogen; in einem geheimen Artikel überließ Preußen auch das linke
Rheinufer an Frankreich, bedingte sich aber seine Entschädigung in
Norddeutschland aus, namentlich das Bisthum Münster.
Am 22. Juli schloß Spanien Frieden, als ein französisches Heer
unter Dugommier, der siegend bei St. Sebastian fiel, in Katalonien
und dem Baskenlande vordrang; Spanien trat als Friedenspreis seinen
Antheil an der Insel Hayti ab.
Der Krieg im Sommer und Herbst 1795.
8 325. Am 6. Juni ergab sich die von aller Hilfe abgeschnitteue
Festung Luxemburg durch Hunger genöthigt nach sechsmonatlicher
Belagerung, am 5. September Düsseldorf mit großen Waffen-
vorräthen an Jourdan, am 22. Mannheim an Pichegru (beide
Festungen waren pfalzbayerisch); Jourdan verletzte die Neutralitäts-
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Danton Toskana Sebastian Jourdan
Extrahierte Ortsnamen: Robespierres Holland Holland England Holland Ceylon Frankreich Basel Oesterreich Deutschland Deutschlands Ostfriesland Schwaben Frankreich Norddeutschland Spanien Katalonien Spanien Luxemburg Mannheim
134
Geschichte der neueren Zeit.
Dicmcdiati-
sierungcn und
Säkularisa-
tionen.
schlossen, sich und der „großen Nation" den gewonnenen Preis zu
sichern. Das eigentliche Frankreich (la France) dehnte er bis an den
Rhein und die Schelde, über den Jura an den Bielersee, von
Genf bis an die Rhone quellen, über die Alpen in Italien bis
Parma aus (die ligurische Republik wurde 1805 einverleibt); das
französische Reich (l'empire) aber noch beträchtlich weiter, denn schon
im Mai 1805 setzte er sich die Krone des Königreichs Italien
auf und ernannte seinen Stiefsohn Eugen Beauharnais (Jose-
phine, Tochter eines westindischen Pflanzers Ta sch er de la Pa-
gerie, Wittwe des guillotinierten republikanischen Generals Beau-
harnais, seit 1795 Napoleons Frau, war seine Mutter) zum Vice-
könig. Napoleon umgab sich mit einem glänzenden Hofstaate, erhob seine
Verwandten zu Prinzen und Prinzessinen, seine vornehmsten Generäle
zu Reichsmarschällen mit fürstlichen Titeln und Dotationen, seine Räthe
zu Grvßwürdenträgern des Reichs und erfüllte die Kaiserstadt mit
Glanz und Luxus.
Der Nnchsdeputationshauptschluß vom 25. Februar 1803.
§ 352. Dieser kam unter der Vermittlung Frankreichs und
Rußlands zu Stande und bestimmte nach seiner Ratifikation durch
Reichstag und Kaiser die Vertheilung oder Unterwerfung der schwäche-
ren Reichsstände unter einheimische und ausländische Herren.
Von den geistlichen Reichsständen blieben nur noch die Obern
der Johanniter und Deutschritter sowie der Erzbischof von
Mainz, der als Kurerzkanzler des Reichs nach Regensburg versetzt
wurde (Aschaffenburg und Wetzlar wurden ihm überdies zuge-
theilt). Mit dem Erzbisthum Salzburg und der Kurwürde entschä-
digte man den Großherzog von Toskana, mit dem Breisgau und
der Ortenau den Herzog von Modena, Oesterreich für diese
abgetretenen Gebiete in Schwaben mit den Bisthümern Brixen und
Trient; Nassau - Oranien mit Fulda und Korvei, einigen Ab-
teien und mit der Reichsstadt Dortmund; Bayern theilte mit dem
Kurfürsten von Salzburg die Bisthümer Pa ss au und Eichstädt und
erhielt dazu die Hochstifte Würzburg, Bamberg, Freising und
Augsburg sowie die meisten dazwischen liegenden Prälaturen und
Reichsstädte in Franken und Schwaben; Baden gewann die dies-
seitige Rheinpfalz, die diesseitigen Reste der Bisthümer Speyer,
Straßburg und Basel, das Bisthum Konstanz, dazu Abteien
und Reichsstädte sammt der Kurwürde; Württemberg vorderöster-
reichische Landschaften, acht Abteien, neun Reichsstädte und die Kur-
würde; Preußen die Bisthümer Paderborn, Ht'ldcsheim, das
mainzische Thüringen, den größeren Theil von Münster, sechs
Abteien, die Reichsstädte Goslar, Mühlhausen und Nordhau-
sen; Hannover Osnabrück; auch Oldenburg, Darmstadt,
Nassau, Salm, Aremberg rc. erhielten Entschädigungen, ebenso
die Reichsgrafen, welche auf dem linken Rheinufer Verluste erlitten
hatten. Von den Reichsstädten fristeten noch sechs: Augsburg,
Nürnberg, Frankfurt, Bremen, Hamburg und Lübeck ihr
Dasein.
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Eugen_Beauharnais Eugen Napoleons Napoleon
6
Geschichte der neueren Zeit.
Fürsten überall die Wege verlegten, und als er selbst tödtlich verwun-
det wurde, übergab die Besatzung die Burg, so daß der Ritter als Ge-
7^Mai" fanöcnct starb.
Der Äaucrnkrieg (1524—1525).
§ 14. Gefährlicher als Sickingens ritterlicher Handstreich war die
Bauernrevolution, die vom Oberrhein bis Thüringen
und Sachsen reichte. Die Mehrzahl der deutschen Bauern war mit
Abgaben und Diensten verschiedener Art schwer belastet und mußte
vielfach von adeligen Herren und deren Knechten dieselbe Behandlung
erdulden, welche vor 200 Jahren die Bauern in der Schweiz zum
Aufstande getrieben hatte. Schon vor dem Auftreten Luthers gährte
es unter den Bauern, besonders in Schwaben, in sehr bedenklicher
Weise. Als sie aber erst von der Predigt der „evangelischen Freiheit"
hörten, glaubten sie auch ihre Zeit gekommen und verlangten Freiheit von
der Leibeigenschaft und anderen Lasten und beriefen sich zu ihrer Recht-
fertigung auf das Wort Gottes. Sie gingen jedoch in ihren Forderun-
gen immer weiter, so daß an eine gütliche Vereinbarung fast in keiner
Gegend mehr zu denken war, und auch die zwischen Bauern mit Herren
und Städten anfangs abgeschlossenen Verträge gewöhnlich von den
Bauern selbst zuerst gebrochen wurden. Die Bauern blieben daher sich
selbst überlassen, da auch die Bürger (mit Ausnahme von wenigen und
unbedeutenden Städten), die sonst den geistlichen und weltlichen Herren
nicht eben hold waren, sich von ihnen abwandten oder ihnen, wie be-
sonders mehrere Reichsstädte thaten, mit Stückkugeln Antwort gaben.
§ 15. Die Bauern selbst waren unter sich nicht einig und ihre
Heerhaufen, die sich zwischen dem Rheine und dem Lech, am Neckar,
Sommer in Franken und Thüringen umhertrieben, gehorchten weder den An-
führern, die sie aus ihrer Mitte wählten (G. Metzler, Jäcklin
Rohrbach, Salb, Bermeter rc.), noch den entlaufenen Mönchen
und Geistlichen, die sich ihnen zugesellten; auch eine Art Bundes-
Die zwölf bries, die berühmten zwölf Artikel, welche die Forderungen der Ober-
Artikcl. Nutzer aussprachen, wurde nicht allgemein anerkannt, so daß der Tag
zu Heilbronn, wo die Anführer von der Abschaffung aller geistlichen
und weltlichen Territorialherrschaft und der Aufrichtung einer einheit-
lichen Reichsregierung durch den Kaiser verhandelten, ohne allen Erfolg
blieb.
§ 16. Im Frühjahr 1525 schwärmten die Bauern in großen Heer-
haufen im Elsaß, am Oberrhein, in Oberschwaben, am Neckar, in
Franken und Thüringen, plünderten und verbrannten Klöster und
Schlösser und schmausten aus dem Vorrathe der Speicher und Keller.
Unterdessen hatten sich aber auch die Fürsten gerüstet; der Feldherr des
schwäbischen Bundes, Truchseß Georg von Waldburg, zersprengte
oder vernichtete die ungeordneten Schaaren bei Elchingen und Leip-
heim, bei Böblingen den „Hellen Haufen", der am 16. April
Weinsberg erobert und alle gefangenen Adeligen sammt deren Knech-
ten getödtet hatte, siegte bei Königshofen und Würzburg (Aprilbis
Juni); nicht besser ging es den Aufgestandenen in der Rheinpfalz;
im Elsaß sowie in Lothringen ließ sie der Herzog Anton zu Tau-
senden niedermetzeln.
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Extrahierte Personennamen: Georg_von_Waldburg Anton
Die englische Revolution und das Zeitalter Ludwigs Xiv. 85
durch ungeeignete Personen. Sie verordnet Freiheit der Wahlen in das
Parlament, Freiheit der Rede für die Mitglieder des Parlaments, das
Recht der Unterthanen Waffen zu tragen und dem Monarchen Bitt-
schriften einzureichen.
§ 222. Jakob Ii. landete am 11. Mai 1689 bei Kiúsale an
der Küste Irlands und sah sich bald im Besitze des größten Theils der
Insel, allein am 11. Juli 1690 wurde er an der Boyve von
Wilhelm gänzlich geschlagen und flüchtete abermals nach Frankreich, in
Irland aber wiederholte der Oranier die Gräuel aus der Zeit Elisa- Bedrückung
b-,h« °°d Kr°mw°M
Neuer Krieg Ludwigs Xiv. (1689—1697).
§ 223. Als im Jahre 1685 die pfälzische Linie Simmern aus-
starb, sprach Ludwig die Allodialgüter derselben (d. h. die Besitzungen,
die nicht Reichslehen waren) als Erbe für den Herzog von Orleans an,
dessen Gemahlin eine pfälzische Prinzessin aus der Linie Simmern
war. Dieser Uebergriff bewog 1686 die deutschen Fürsten zu einem
Bündnisse, welchem bis 1690 fast alle europäischen Mächte beitraten.
Ludwig begann den Krieg durch raschen Ueberfall der Rheinlande,
die er äusplündern und in den Jahren 1689 bis 1693 in eine Wüste Mordbrenne-
verwandeln ließ, um auf solche Weise die französische Westgränze gegen re,(
den Angriff der deutschen Heere zu decken. Damals verbrannten die
Franzosen z. B. Worms, Speyer mit dem Dome, Frankenthal,
Oppenheim, Mannheim, Heidelberg, die Städte an der
Bergstraße, Durlach, Bruchsal, Rastatt, Alzei, Oberwesel,
Kreuznach, Andernach rc., im Ganzen 1400 größere Ortschaften;
die Einwohner wurden ausgeraubt, mißhandelt, oft getödtet, im kälte-
sten Winter in das Freie hinausgetrieben, die Obstbäume umgehaueu,
die Reben ausgerissen.
§ 224. Dennoch wurde der Krieg von deutscher Seite mit gerin-
ger Thätigkeit geführt, denn der beste Theil der kaiserlichen Streitkräfte
war mit den Türken beschäftigt und die deutschen Fürsten konnten sich
nicht zum Aufgebot aller Kräfte verstehen, einzelne blieben ohnedem mit
Ludwig in Verbindung. In den Niederlanden siegte der Marschall
von Luxembourg bei Fleurus, Steenkerken und Neerwiv- I690 bis
den, in Italien Kativat über den Herzog von Savoyen bei "93.
Staffarda und Marsaglia, während Ludwig von Baden und
der Reichsmarschall von Thüngen mit ihren unzureichenden Truppen
die französischen Mordbrenner nicht immer hindern konnten, bis tief in
Schwaben vorzudringen. Nur zur See wandte das Glück dem „großen"
Könige den Rücken; Admiral Tourville hatte über die englische und
holländische Flotte bedeutende Vortheile errungen (1690), als ihm
Ludwig befahl (1692) die weit überlegene feindliche Macht anzugrei-
fen ; Tourville mußte gehorchen und verlor in der Seeschlacht bei
La Hogue nach der tapfersten Gegenwehr fast sämmtliche Schiffe, so 29. Mai
daß England vor einer französischen Landung unter der Fahne Jakobs Ii. ^92.
gesichert war. Deßwegen entschloß sich der Oranier zum Frieden, der
Herzog von Savoyen folgte seinem Beispiele und dem deutschen Reich
blieb keine andere Wahl, als den von Ludwig angebotenen Frieden an- friere
zunehmeu; der französische König gab alle in diesem Kriege gemachten "1697a''
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Jakob_Ii Wilhelm Ludwigs Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Staffarda Ludwig_von_Baden Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
Das Soldatenkaiserthum.
135
England, Oesterreich, Rußland, Schweden und Neapel gegen Frankreich
verbündet. Ulm (17. Oktober), Äufterlitz (2. Äeeembcr), Trafalgar
(21. Oktober 1805)?
§ 353. Vorzüglich durch die Bemühungen des englischen Ministers
Pitt kam die sogenannte dritte Koalition, der Bund der oben ge-
nannten Reiche gegen Frankreichs drohende Uebermacht zu Stande, aber
Napoleon schloß das österreichische Heer unter Mack in Ulm ein und
nöthigte dasselbe zur Ergebung; die badischen, hessischen, würt- !?•
tembergisch en Truppen verstärkten sein Heer, mit dem er schon am 1 °‘
13. November Wien besetzte, und am 2. Decomber bei Austerlitz
(unweit Brünn in Mähren) einen eben so leichten als vollständigen
Sieg über die österreichisch-russische Armee erfocht. Am 26. Decomber
schloß Kaiser Franz Ii. den Frieden von Preßburg, in welchem
er Vorderösterreich vollends an Bayern, Württemberg und
Baden, Tyrol an Bayern, Venedig und Dalmatien an
Napoleon abtrat, wofür er nur Salzburg und Berchtesgaden,
sowie das erbliche Hochmeisterthum des Deutschordens für einen
österreichischen Prinzen erhielt. Bayern gab Würzburg ab und
empfing dafür die Reichsstadt Augsburg, von Preußen Anspach
und Baireuth, welches dagegen Hannover besetzen durfte, worauf
England durch eine Blokade der preußischen Häfen antwortete; auch
Kleve-Berg überließ es an Napoleon, der daraus und aus einigen
anderen Stücken das Großherzogthum Berg für seinen Schwa-
ger und Reitergeneral Murat bildete. Die Freude Napoleons I. über
seine Erfolge verbitterte jedoch der englische Admiral Nelson,
welcher bei dem Vorgebirge Trafalgar am 21. Oktober die fran-
zösisch-spanische Flotte vernichtete und die Franzosen nöthigte dem See-
kriege im Großen zu entsagen.
Der Rheinbund (12. Juli 1806); Ende des deutschen Reichs (6. Äug. 1806).
§ 354. Bayern, Württemberg (deren Fürsten in dem Preß-
burger Frieden den Königstitel erhielten), der Kurerzkanzler Karl
Theodor von Dalberg, Baden, Kleve-Berg, Darmstadt,
die nassauischen, salm'schen und hohenzollern'schen Für-
stenthümer, Aremberg, I senburg - Birstein, Lichtenstein und
Ley en sagten sich vom Reiche los und errichteten den sogenannten
Rheinbund, erkannten Kaiser Napoleon l. als ihren Protektor 12. Juli
und verpflichteten sich in dessen Kriege 63,000 Mann zu stellen. Der ^ris.
Bundestag sollte in Frankfurt berathen, der ehemalige Kurerz-
kanzler als Fürst Primas demselben präsidieren, daher Napoleon
ihm die Reichsstadt Frankfurt schenkte, wofür Regensburg an
Bayern fiel; die neuen Souveräne erhielten auch die Erlaubniß alle
zwischen ihren Gebieten gelegene Fürsten, Grasen, Reichsritter und
Reichsstädte ihrer Souveränität zu unterwerfen (Nürnberg wird
bayerisch). Der französische Gesandte kündigte dem Reichstage zu
Regensburg die Errichtung des Rheinbundes an und erklärte, daß
Frankreich von einem deutschen Reiche in Zukunft nichts mehr
wisse, worauf Kaiser Franz Ii. am 6. August seine Würde als Kaiser
des heiligen römischen Reichs deutscher Nation niederlegte;
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Franz_Ii Franz Napoleon Napoleon Napoleons_I. Admiral_Nelson Karl
Theodor_von_Dalberg Karl Napoleon Napoleon Franz_Ii Franz August
Extrahierte Ortsnamen: England Oesterreich Schweden Neapel Frankreich Frankreichs Ulm Wien Württemberg Baden Tyrol Venedig Dalmatien Salzburg Berchtesgaden Würzburg England Napoleons Rheinbund Württemberg Baden Kleve-Berg Darmstadt Aremberg Rheinbund Frankfurt Nürnberg Rheinbundes Frankreich