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1. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 675

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 240. Die schönen Wissenschaften. 675 1811 Versuche mit Gas aus Steinkohlen. London führte 1819 die Gasbeleuchtung im Großen ein. 6. Die Telegraphie oder Fernschrift, welche Claude Chappe erfand, war ursprünglich eine Zeichenschrift. Die Zeichen vertraten die Stelle von Buchstaben. Die Stationen konnten nur soweit voneinander entfernt sein, daß man mit einem Fernrohre von einem Beobachtungshäuschen zum andern die Zeichen erblicken konnte. Die erste Telegraphenlinie errichtete Chappe 1794 von Paris nach Lille, und die erste Nachricht, die nach Paris gelangte, war die Wiedereinnähme der Festung (Sonde. Von Lille nach Paris (60 Stunden) brauchte man zur Beförderung einer Nachricht nur zwei Minuten. Nach Entdeckung des Elektromagnetismus benützten Gauß und Weber in Göttingen den galvanischen Strom zuerst für die Telegraphie (1833). 7. Die Photographie (Lichtzeichnung) wird dem Engländer Talbot insoferne zugeschrieben, als es ihm gelang, die Lichtbilder auf ein von ihm eigens zubereitetes Papier zu bringen. Daguerre hatte schon das Licht benützt, um Bilder auf Metallplatten überzutragen (Daguerreo-typie); allein erst seit die Bilder auf dem Papier ausgeführt werden können, hat die Photographie ihre Bedeutung erlangt. 8 240. Die schönen " 7 s', s . (Seit 1770.) 672) Den Übergang in die Zeit des Auflebens der klassischen Litteratur in Deutschland bildet Christoph Martin Wieland (t 1813), dessen Gedichte durch seltene Anmut sich auszeichnen, dagegen aber auch an der Frivolität leiden, die das achtzehnte Jahrhundert charakterisiert. Er hat deshalb zum Werke der geistigen Wiedergeburt Deutschlands sehr wenig beigetragen. Dagegen stehen am Ausgang des achtzehnten Jahrhunderts drei Männer, von denen man sagen kann, daß das Wiederaufleben der klassischen Litteratur nicht nur ihr Verdienst, sondern auch ihr eigenstes Werk ist, da sie bisher nicht einmal erreicht, geschweige denn übertroffen worden sind: Johann Gottfried von Herder (f 1803), der uns den Geist fremder Dichter in so reizenden Bearbeitungen ausschloß; Johann Wolfgang von Göthe, der Altmeister der deutschen Dichtkunst (f 1832), und Friedrich von Schiller, den man — im Gegensatze zu Göthe, dem Dichter aus dem Leben — den Dichter aus dem Herzen nennen kann (f 9. Mai 1805). Um diese drei Männer gruppiert sich der Göttinger Hainbund, dessen würdigste Repräsentanten Hölty (f 1776), Bürger (f 1794) und die beiden Grafen Christian (f 1821) und Friedrich Leopold (t 1819) zu Stolberg sind. Sie pflegten vorzugsweise die 11242871

2. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 78

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
^ Das Altertum. mif Tr' rrie ägyptischen Ärzte, die ihn nicht heilen konnten, auf Pfahle spießen lassen wollte. Nur die Fürbitte des griechischen Arrtes der thn geheilt hatte, hielt ihn davon ab. 5 ' 8 30. Griechenland. 76) Während die riesigen Staaten Asiens in Trümmer zer-stueit, halten sich Bildung und Gesittung nach Europa verpflanzt. Die ersten Träger waren die Bewohner des jetzigen Griechenlands. Ms das südöstlichste Land Europas und in der Mitte dreier Weltteile gelegen, war es vorzüglich geeignet, die Kultur der Alten Welt in sich aufzunehmen und veredelt den europäischen Völkern zu übermachen. Die Griechen waren es vorzüglich, die das Schöue m Kunst und Wissenschaft pflegten und es in einer solch vollendeten Form darzustellen wußten, daß ihre Kunstwerke noch heute für uns klassische, d. H. mustergültige sind. Sie nehmen unter den Völkern des Altertums die erste Stelle ein. Ihre ^schichte nimmt deshalb unsere Aufmerksamkeit vorzüglich in Anspruch. 77) Im allgemeinen bestand Griechenland ans drei großen Landschaften. Im Norden lagen Thessalien und Epirus. An dieses grenzte Mittelgriechenland oder Hellas an, welches durch die Landenge (Isthmus) von Korinth mit dem südlichen '^eile, dem Peloponnes, zusammenhing. Bewohnt wurde es von einer Menge kleinerer Völkerstämme. Die ersten Einwohner kamen vom Kaukasus her. Es waren die Pelasger, welche in Thessalien und Epirus einwanderten. Nach ihnen kamen aber bald die Hellenen, welche die Oberhand gewannen, während von den Pelasgern viele nach Italien und den Inseln auswanderten.^ Bald nannte man.alle die vielen Völkerstämme mit dem gemeinschaftlichen Namen die Hellenen. Unter den Hellenen traten bald die Dorier in Thessalien und die Ionier in Attika hervor. Anmerkungen. 1. Griechenland ist auf drei Seiten vom Meere umgeben, im Süden vom Mittelländischen, im Osten vom Ägäischen und int Westen vom Jonischen Meere. Im Norden ist Griechenland durch hohe Gebirgsketten gedeckt. Im Osten ist es beiläufig ebenso weit von Kleinasien entfernt, als im Westen von Italien. Den Namen Griechenland erhielt Hellas von den Römern, und zwar sollen sie das Land nach dem kleinen thessalischen Volksstamme der Grajen so genannt haben. Thessalien wird von dem größten Flusse Griechenlands, dem Penens, durchströmt. Die vorzüglichsten Gebirge sind: der Olymp, wohin die Phantasie den Wohnsitz der Götter verlegte; der Ossa, von

3. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 463

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Deutschland und Oesterreich. 463 Tugendbundes erneuerte, demselben aber zugleich ein ehrenvolles Zeug- niß für seine Wirksamkeit in der Zeit von 1808—1813 ausstellte. Ein Sprichwort sagt: wenn man den Teufel an die Wand malt, so kommt er; Dabelow und Sctnnalz hatten das Schemen einer gehei- men Verbindung denunciert, es dauerte aber nicht lange, bis unter der Universitätsjugend, welche an dem Skandale den lebhaftesten Antheil genommen hatte, die Verschwörung in leibhafter Gestalt auftrat. Un- mittelbar nach dem Kriege bildete sich unter den Studenten zu Jena eine Verbindung, um dem theilweise rohen und wüsten Leben auf der Universität, das besonders durch die sogenannten Landsmannschaften ge- fördert wurde, einen Damm entgegenzusetzen, Sittlichkeit und wissenschaft- liches Streben zu fördern und so die Heranbildung eines tüchtigen deut- schen Beamtenstandes, durch den hinwiederum das Volk gehoben werden sollte, zu bewirken. Dieses Programm von sittlichen, wissenschaftlichen und patriotischen Bestrebungen beweist augenscheinlich, daß die „Bur- schenschaft" zu Jena aus dem Tugendbunde hervorging; sie gestaltete sich den 18. Oktober 1817 bei dem Feste auf der Wartburg zu einer „deutschen Burschenschaft", indem sich auf den meisten deutschen Universitäten (die österreichischen ausgenommen) burschenschaftliche Ver- bindungen bildeten, die unter einander einen fortwährenden Verkehr un- terhielten. Schon auf dem Wartburgfeste fand eine politische Demon- stration statt, indem einige Studenten 28 Bücher oder die Titel von Büchern, die sie der deutschen Sache für feindselig hielten, Luthers Ver- fahren gegen die Bannbulle und das canonische Recht nachahmend, in das Festfeuer warfen (darunter war aber die deutsche Bundesakte nicht, wie ausgestreut wurde). Ueberschwänglicher phantastischer Patriotismus, wohl auch der Hochmuth, den die alles begreifenden und aburtheilenden philosophischen Systeme von jeher erzeugt haben, traurige politische Zeit- erscheinungen (die von Schmalz angeregten Verdächtigungen gewannen immer mehr Umfang; im gleichen Jahre verbot eine deutsche Regierung die Jahresfeier der Leipziger Schlacht; wurden noch Stücke deutschen Lan- des als Entschädigungen zugeschnitten, so z. B. Birkenfeld; offenbarte sich die Feindschaft gegen ständische Vertretung weniger durch eine gerade Weigerung als durch Ertheilung vou Scheinverfassungen) gaben der Burschenschaft mehr und mehr die Gestalt einer politischen Verbindung, deren Bestreben gegen die bestehende Ordnung der Dinge gerichtet war. Sie war jedoch von sehr untergeordneter Bedeutung, indem sie wohl niemals auch nur 500 Mitglieder zählte, die zudem in den verschiedenen Landsmannschaften ihre bittersten Gegner hatten; überdies war ja mit Sicherheit zu erwarten, daß das reifere Alter und die Lebenserfahrung die Ueberschwänglichkeit heilen werde, während zugleich die Gesetze hin- reichten, um verbrecherische Absichten und Thaten zu verhindern und zu

4. Die vorchristliche Zeit - S. 441

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
dem Seleucidenreiche, Macedonien und Griechenland. 441 heit Ln der hellenistischen Welt war so groß, daß schon bei gänzlichem Mangel an Vertrauen auf die einheimischen Zustände der Gedanke, daß von Nom die Entscheidung kommen müsse, geläufig geworden war. Am stärksten war diese Ansicht ausgebildet in Griechenland, nicht bloß Ln den Staaten, die sich, wie Athen, Rom zu Füßen gelegt hatten oder, wie Aetolien, ihm zu Füßen gelegt worden waren, sondern auch in dem achäischen Bunde. Ueberall gab es damals, wo keine monarchische Verfassung war, eine römische und eine macedonische Partei. Im achäi- schen Bunde gab es freilich auch noch eine dritte, welche nach keiner von beiden Seiten hin einen Anschluß wollte. Doch die Verhältnisse waren der Art, daß nur Wenige das Vertrauen haben konnten, der Bund lasse sich zwischen den beiden immer deutlicher einander entgegentreten- den Mächten gänzlich selbstständig erhalten. Spartaks Demüthigung durch Philopömen gab Rom Gelegenheit zu gebieterischer Sprache. Der herrschenden Staatskunst gemäß nahm es sich überall mit verstellter Großmuth des Schwächeren an, um den Stärkeren erst zu schwächen, dann zu vernichten. Schon 185 erschien eine Gesandtschaft im Pelo- ponnes, um der Achäer Verfahren gegen Sparta zu untersuchen und die Angelegenheit der durch die Achäer gestürzten altspartanischen Partei blieb ein Gegenstand vielfacher Unterhandlungen. Der Strateg des Jahres 185, Lykortas aus Megalopolis, wehrte entschieden den Römern das Eingreifen in die griechischen Angelegenheiten und noch schien die Zeit denselben nicht geeignet, ihr Wort mit Waffengewalt zu unter- stützen. Die Aussicht auf römischen Schutz bewog im Jahre 183 in Messenien eine oligarchische Partei zum Versuche des Abfalls von dem Bunde. Philopömens Feldzug nach Messenien war unglücklich und kostete den greisen Feldherrn, den man später den letzten Griechen ge- nannt hat, Freiheit und Leben. Rach ihm nahm Lykortas, theils als Strateg, theils ohne dieses Amt, die Stellung ein, die er gehabt. Wie Aratus den Bund gegründet, Philopömen ihn gekräftigt, erhielt Lykor- tas die Rolle, die letzten Versuche zu seiner Erhaltung zu machen. Ihm gelang im Jahre 182 die Bezwingung des abtrünnigen Messeniens und für Rom war es rathsam, vor ernstlichem Angriff auf Griechenland erst die macedonische Macht zu brechen und den achäischen Bund durch För- derung der inneren Zerrüttung zu einer leichteren Beute zu machen. Unter solchen Umständen gelang es Perseus nicht, bei dem achäischen Bunde Unterstützung gegen Rom zu finden. Ihm blieb außer der von seinem Vater schon angeknüpften Verbindung mit nordischen Völkern nur eine fernere mit einem Könige Gentius, der von Skodra aus einen Theil Jllyriens beherrschte. Die Wirksamkeit dieser Bündnisse hing, wie bei Barbaren gewöhnlich, von dem Gelde ab, das für die Unter- stützung gezahlt werden sollte, und es scheint, daß Perseus zu sparsam

5. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 469

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
1 nach dem Ende der Kreuzzüge. 469 lungen über seinen Rücktritt begonnen, die er durch Doppelzüngigkeit zu verlängern wußte. Da begann ein förmliches Verfahren gegen ihn, nach welchem er, ohne auf die Vorladung erschienen zu sein, förmlich abgesetzt wurde. Der Burggraf Friedrich von Nürnberg, jetzt auch Markgraf von Brandenburg, bemächtigte sich zu Freiburg im Breisgau des Abgesetzten, der einige Jahre in Haft gehalten wurde. Darauf erfüllte Gregor sein Versprechen. Um Benedikt gleichfalls zum Rück- tritte zu bewegen, begab sich Sigismund zu einer schon früher bespro- chenen Zusammenkunft, die in Perpignan statt hatte. Die Hartnäckigkeit, womit Benedikt die Verhandlungen zu vereiteln suchte, machte im Jahre 1416 das Reich Aragonien, das nebst Schottland noch allein ihn aner- kannte, von ihm abwendig, und das Concil setzte ihn im Jahre 1417 ab. Dennoch betrug er sich in der Stadt Peniscola im Gebiete von Valencia als Papst und erhielt später, als der König von Aragonien sich mit dem durch das Concil gewählten Papste entzweit hatte, sogar noch einen Nachfolger. Als die drei Päpste beseitigt waren, erhob sich die Frage, ob zuerst die Wahl eines neuen Papstes oder das Werk der Reformation vorgenommen werden solle. Unter der Forderung der Reformation, die man auch näher als eine Reformation an Haupt und Gliedern bezeichnete, war eine Menge von Forderungen begriffen, die sich theils auf das Leben des Klerus, theils auf das Maß päpstlicher Befugnisse den Bischöfen und den Nationen gegenüber bezogen. In der ersteren Beziehung konnte ein Concil nur die unveränderlichen Grund- sätze zu erneuter Anerkennung bringen, den Entschluß zu deren Befolgung stärken und Einrichtungen suchen, welche deren Wirksamkeit erhöhten und sicherten. Alles dieses konnte unter Leitung eines Papstes nur um so besser geschehen. In der letzteren Beziehung aber handelte es sich um eine Beschränkung päpstlicher Machtvollkommenheit und die hierzu er- forderlichen Maßregeln glaubte man bei dem Gegensätze, in welchen die Gewalt des Papstes und die Gewalt des Concilö getreten waren, besser vor der Wahl eines neuen Papstes treffen zu können. Der Papstwahl wollten die Italiener, die Franzosen und die seit Benedikts Absetzung erschienenen Spanier, der Reformation die Deutschen und die Engländer den Vorzug gegeben wissen. Die Einen fürchteten vom Verschieben der Papstwahl die Entstehung eines neuen Schisma's, während ihnen eine Anzahl von Beschlüssen, deren Wirksamkeit doch wieder von dem guten Willen der Einzelnen abhängig sei, noch nicht die gewünschte Reforma- tion zu sein schien. Die Andern wollten durch die Maßregeln der Reformation für den künftigen Papst den Weg geebnet wissen, auf dem er zu der feit anderthalb Jahrhunderten aufgegebenen Negierungsweise zurückkehren könne, um dadurch zugleich einem neuen Schisma vorzu- beugen. Die Einen glaubten, eine Anzahl vor der Papftwahl aufge-

6. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 438

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
438 Das römisch-deutsche Reich in den beiden nächsten Jahrhunderten collegium durch Aufnahme einer hinlänglichen Zahl tüchtiger Mitglieder die rechte Haltung zu geben. Die Cardinäle, die Anfangs ihren in Avignon gebliebenen Amtsgenossen die Wahl gemeldet, sannen in Anagni darauf, den Gewählten zu beseitigen und erklärten seine Wahl für eine unfreie und darum ungültige. Da Urban hierauf nicht einging, wählten die französischen Cardinäle mit Einschluß der aus Avignon herüberge- kommenen nebst den mit einer Ausnahme von ihnen gewonnenen italischen in Fonds, wo sie den Schutz der Königin Johanna hatten, einen Ange- hörigen des Hauses Savoyen, den Cardinalbischof Robert von Genf, der sich Clemens Vii. nannte und seinen Sitz in Avignon aufschlug. So brachte die Selbstsucht der Männer, die von den letzten Päpsten zur Theilnahme an der Negierung der Kirche berufen waren, über die abendländische Christenheit das Unheil eines Schismas. Frankreich, von dem das Unheil ausgegangen, diente dem Gegenpapste zur Stütze, und außerdem fand dieser durch französischen Einfluß Anerkennung in Neapel, Savoyen, den spanischen Reichen, Schottland und Lothringen. Kaiser Karl bewirkte, daß Deutschland an dem rechtmäßigen Papste hielt, aber er konnte dem Gegenpapste nicht einmal die Königin Johanna ab- wendig machen, und König Karl V. von Frankreich wurde von den französischen Cardinälen verhindert, die Lage der Sache zu erkennen. Das Schisma dauerte auch nach dem Tode Urbans und Clemens' fort, und die Gegenpäpste hatten sich unter das Joch des französischen Hofes zu beugen und sich und ihre Cardinäle aus dem Gute der französischen Kirche zu erhalten. 22. Durch den Rest des Jahrhunderts zieht sich mit dem Schisma eine Reihe von Versuchen hin, dasselbe zu heben. Die beiden Päpste stehen einander in Feindschaft gegenüber, die Fürsten unterhandeln mit ihnen und unter sich über Herstellung der Ordnung, die Gelehrten erörtern die Mittel, mit welchen dem unseligen Zustande ohne Verletzung eines Rechtes ein Ende zu machen sei. Eine kaiserliche Gewalt, die hier hätte Nachdruck verleihen können, war nicht vorhanden. Denn obwohl Wenzel an dem rechtmäßigen Papste festhielt, kam er nicht einmal zur Gewinnung der Kaiserkrone, ja das deutsche Reich verspürte nichts von seiner Herrscherthätigkeit, da er sich ganz auf Böhmen beschränkte. Die Sonderung des Reiches in einzelne selbstständige Theile konnte also nur fortschreiten und in diesen Theilen allein zeigt sich das eigentliche ge- schichtliche Leben. In Deutschland erneuern, verstärken, vermehren sich die Versuche, ein eigenthümliches Leben in den durch Vereinigung gebil- deten Kreisen zu pflegen. In Italien gelangen die von mehreren Punkten ausgehenden Eroberungsversuche zu einem Abschlüsse, und es stellt sich nach Vereitelung aller auf Bildung eines Uebergewichtö ge- richteten Absichten ein gewisses Gleichgewicht ein, in Folge dessen die

7. Beschreibende und lehrende Prosa - S. 282

1889 - Freiburg im Breisgau : Herder
282 Ii- Lehrende Prosa: Poetik und Ästhetik. man es ersehen, daß ebendieselbe Fabel bald einfach, bald zusammengesetzt sein kann. — Diese Einteilung vorausgeschickt, will ich mich auf den Weg machen. Es ist kein unbetretener Weg. Ich sehe eine Menge Fußstapfen vor mir, die ich zum Teil untersuchen muß, wenn ich überall sichere Tritte zu thun gedenke. Und in dieser Absicht will ich sogleich die vornehmsten Er- klärungen prüfen, welche meine Vorgänger von der Fabel gegeben haben. De la Mottet Dieser Mann, welcher nicht sowohl ein großes poetisches Genie als ein guter, aufgeklärter Kopf war, der sich an mancherlei wagen und überall erträglich zu bleiben hoffen durfte, erklärt die Fabel durch eine unter die Allegorie einer Handlung ver- steckte Lehret Als sich der Sohn des stolzen Tarquinius bei den Gabiern nun- mehr festgesetzt hatte, schickte er heimlich einen Boten an seinen Vater und ließ ihn fragen, was er weiter thun solle? Der König, als der Bote zu ihm kam, befand sich eben auf dem Felde, hob feinen Stab auf, schlug den höchsten Mohnstengeln die Häupter ab und sprach zu dem Boten: „Geh und erzähle meinem Sohne, was ich jetzt gethan habe!" Der Sohn verstand den stummen Befehl des Vaters und ließ die vornehmsten der Gabier hinrichten. — Hier ist eine allegorische Handlung; — hier ist eine unter die Allegorie dieser Handlnng versteckte Lehre; aber ist hier eine Fabel? Kann man sagen, daß Tarquinius seine Meinung den Sohn durch eine Fabel habe wissen lassen? Gewiß nicht! Jener Vater, der seinen Söhnen die Vorteile der Eintracht an einem Bündel Ruten zeigte, das sich nicht anders als stückweise zerbrechen lasse, machte der eine Fabel? Aber wenn ebenderselbe Vater seinen uneinigen Söhnen erzählt hätte, wie glücklich drei Stiere, solange sie einig waren, den Löwen von sich abhielten, und wie bald sie des Löwen Raub wurden, als Zwietracht unter sie kam und jeder sich seine eigene Weide suchte: alsdann hätte doch der Vater seinen Söhnen ihr Bestes in einer Fabel gezeigt? Die Sache ist klar. Folglich ist es ebenso klar, daß die Fabel nicht bloß eine allegorische Handlung, sondern die Erzählung einer solchen Handlung sein kann. Und dieses ist das erste, was ich wider die Erklärung des de la Motte zu erinnern habe. 1 1 Houdart be la Motte, franzôsischer Dichter, von 1672 bis 1731, Ver- fasier von Fabeln und Tragodien. 2 „La Fable est une instruction déguisée sous l’allégorie d’une action“ (Discours sur la Fable).

8. Dichtung des Mittelalters - S. 233

1903 - Freiburg im Breisgau : Herder
Abriß der mittelhochdeutschen Grammatik. 233 Die Verba unter 1—6 heißen ablautende h die unter 7—10 redu- plizierende, da ihr Prät. im Gotischen durch Reduplikation gebildet wurde; durch Verschmelzung der Reduplikationssilbe mit dem Stamm entstand im Alt- hochdeutschen der Diphthong in, im Mittelhochdeutschen ie (gotisch salta, saisalt, mittelhochdeutsch salze, sielz). Beispiele zur Konjugation der starken Verba. Jnd. Präs.: gibe, gibest (gibes), gibst, geben, gebe(n)t, gebeut. Konj. Präs.: gebe, gebes(t), gebe, geben usw. Jnd. Prät.: gap, gaebe, gap, gäben, gäbet, gäben. Konj. Prät.: gaebe, gaebes(t), gaebe, gaeben, gaebet, gaeben. Imp.: gip, gebet, Inf. geben, Part. Präs. gebende, Part. Prät. gegeben. Jnd. Präs.: var, verst, vert, varn, vart, varnt usw. Zu beachten ist in der 2. und 3. Person der Umlaut infolge der ur- sprünglichen Endung -is und -it (siehe S. 6). Die Konjugation der schwachen Verba. Während es im Gotischen und Althochdeutschen drei Klassen schwacher Verben gab, sind diese im Mittelhochdeutschen infolge der Abschwächung der Vokale (i, 6, e) zu e in eine zusammengeschmolzen. Die Endungen im Präsens des Jnd. und Konj. sind dieselben wie bei den starken Verben. Der Bindevokal e fällt im Prät. nach langer Stammsilbe gewöhnlich aus. Fällt das e für i (in der ersten Klasse) nach langer Stammsilbe im Prät. und im Part. Prät. fort, so tritt neben den längeren Formen (brennete, gebrennet von brennen [branjan]) eine kürzere Form ein mit dem ursprünglichen Vokal („Rückumlaut"): braute, gebraut (Konsonantenverdoppelung wird vor t ver- einfacht), hörte, gehört (von hceren), dahte, gedaht (von decken) usw. Beispiele zur Konjugation der schwachen Verba. Jnd. Präs.: lege, leg(e)st, leg(e)t, legen, leg(e)t, legent. Konj. Präs.: lege, legest, lege, legen, leget, legen. Jnd. Prät.: leg(e)te, leg(e)test, leg(e)te, leg(e)ten, leg(e)te, leg(e)ten oder leite, leitest, leite, leiten, leitet, leiten. Konj. Prät.: leite, leitest usw. oder wie der Jnd. Imp.: lege, leg(e)t, Inf. legen, Part. Präs. legende, Part. Prät. geleg(e)t, geleit. 1 Im Neuhochdeutschen hat das starke Verbum für das Prät. nur einen Ablaut. Vollständiger Ablaut zeigt sich nur bei: werde, ward, wurden, geworden; der Konj. Prät. einzelner Verba weist noch hin auf den verloren gegangenen Ab- laut, wie: stürbe, begönne.

9. Dichtung des Mittelalters - S. 237

1903 - Freiburg im Breisgau : Herder
Wörterbuch. 237 bein stn. Bein; ze beine binden gering achten. bejagen swv. erringen, erwerben, bekennen swv. kennen, kennen lernen, bekbrä imper. mit angehängter Inter- jektion zu dem Verbum: bekeren, sieb swv. sich bekehren, beliben, bliben stv. bleiben, unterbleiben, beneben adv. neben, zur Seite, beraten stv. versehen, versorgen, bergen stv. in Sicherheit bringen, bergen, beribten swv. unterweisen, belehren, bern stv. hervorbringen, gebären; scha- ten b. Schatten geben, besceiden, bescheiden stv. auseinander- setzen, auslegen, zuweisen, beschelten stv. beschimpfen, beseme swm. Besen, Rute. besitzen stv. besitzen, umstellen, um- lagern. besnaben swv. stolpern und fallen, besniden stv. beschneiden, zurechtschneiden, bestan, besten stv. bleiben, zurückbleiben, angehören, standhalten, bekämpfen, beswseren swv. belästigen, kränken, betagen swv. zu Tage bringen, Tag werden. bete stk. Bitte. bevelhen stv. anvertrauen, anempfehlen, bewarn swv. bewahren, verhüten; be- warb (part.) ausgerüstet, bewegen stv. (refl. c. gen.) sich von etwas abwenden, verzichten aus (pi'aet. bewac). bewenden swv. anwenden, verwenden, bewlsen swv. zurechtweisen, belehren, bi praep. nahe bei, bei, an, durch; adv. an der Seite. bickelwort stn. unklares Wort, Würfel- wort. biderbe ad), brav, tüchtig, bieder, bieten stv. bieten, anbieten, darreichen; (blute, bot — buten, geboten) sieb ze füezen b. zu Füßen fallen, bilde stn. Bild, Zeichen, billich adj. billig, geziemend, binden stv. binden; wol gebunden mit schönem Kopfputz. biten stv. warten, aushalten (praet. beit), biten stv. bitten, eines um etwas bitten; heißen, befehlen, bla adj. blau. blaue adj. blinkend weiß. bli stn. Blei. bluome swm. Blume, boesliche adv. feige, niederträchtig, schlimm. bouc, pouc stm. Spange, Ring. boum stm. Baum. brä stf. Augenbraue, brechen stv. brechen, reißen, durch- schneiden. bresten stv. brechen, bringen bringen (brähte, gebräbt). brogen swv. trotzen, sich übermütig er- heben. brunne swm. Ouell, Brunnen, büezen swv. bessern; einem eines b. vor etwas bewahren, von etwas be- freien. buoch stn. das Buch, pl. gewöhnlich diu buoch. buoze stf. Buße, burc stf. Burg, Stadt, butze swm. Schreckbild. da (ursprünglich dar) da, dort, wo; oft in Verbindung mit Präpositionen, auch zur Verstärkung (da zen Bür- genden). «labte praet. zu decken swv. decken, danewert adv. hinweg, danne, «leime, dan adv. dann, nach Kom- parativen und Negationen: als. dannen adv. von da fort, weg. dar adv. dahin, wozu. daz conj. daß, so daß, dadurch daß. degen stm. Held. degenlich adj., degenliche adv. helden- haft. dehein, dekein pron. irgend einer, keiner, deich — daz ich. «leist — daz ist. deiz = daz es. denken swv. denken (praet. «labte, gedäbt).
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