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1. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 78

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
^ Das Altertum. mif Tr' rrie ägyptischen Ärzte, die ihn nicht heilen konnten, auf Pfahle spießen lassen wollte. Nur die Fürbitte des griechischen Arrtes der thn geheilt hatte, hielt ihn davon ab. 5 ' 8 30. Griechenland. 76) Während die riesigen Staaten Asiens in Trümmer zer-stueit, halten sich Bildung und Gesittung nach Europa verpflanzt. Die ersten Träger waren die Bewohner des jetzigen Griechenlands. Ms das südöstlichste Land Europas und in der Mitte dreier Weltteile gelegen, war es vorzüglich geeignet, die Kultur der Alten Welt in sich aufzunehmen und veredelt den europäischen Völkern zu übermachen. Die Griechen waren es vorzüglich, die das Schöue m Kunst und Wissenschaft pflegten und es in einer solch vollendeten Form darzustellen wußten, daß ihre Kunstwerke noch heute für uns klassische, d. H. mustergültige sind. Sie nehmen unter den Völkern des Altertums die erste Stelle ein. Ihre ^schichte nimmt deshalb unsere Aufmerksamkeit vorzüglich in Anspruch. 77) Im allgemeinen bestand Griechenland ans drei großen Landschaften. Im Norden lagen Thessalien und Epirus. An dieses grenzte Mittelgriechenland oder Hellas an, welches durch die Landenge (Isthmus) von Korinth mit dem südlichen '^eile, dem Peloponnes, zusammenhing. Bewohnt wurde es von einer Menge kleinerer Völkerstämme. Die ersten Einwohner kamen vom Kaukasus her. Es waren die Pelasger, welche in Thessalien und Epirus einwanderten. Nach ihnen kamen aber bald die Hellenen, welche die Oberhand gewannen, während von den Pelasgern viele nach Italien und den Inseln auswanderten.^ Bald nannte man.alle die vielen Völkerstämme mit dem gemeinschaftlichen Namen die Hellenen. Unter den Hellenen traten bald die Dorier in Thessalien und die Ionier in Attika hervor. Anmerkungen. 1. Griechenland ist auf drei Seiten vom Meere umgeben, im Süden vom Mittelländischen, im Osten vom Ägäischen und int Westen vom Jonischen Meere. Im Norden ist Griechenland durch hohe Gebirgsketten gedeckt. Im Osten ist es beiläufig ebenso weit von Kleinasien entfernt, als im Westen von Italien. Den Namen Griechenland erhielt Hellas von den Römern, und zwar sollen sie das Land nach dem kleinen thessalischen Volksstamme der Grajen so genannt haben. Thessalien wird von dem größten Flusse Griechenlands, dem Penens, durchströmt. Die vorzüglichsten Gebirge sind: der Olymp, wohin die Phantasie den Wohnsitz der Götter verlegte; der Ossa, von

2. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 117

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 44. Griechische Kunst und Wissenschaft. Volkszustände. 117 die ein Vermögen bildeten, das keinen Nutzen brachte, und nahm dem Staate die Kraft, sich um volkswirtschaftliche Bedürfnisse anzunehmen. 120) Die Sklaverei war für das hellenische Altertum eine offene Wunde im Leben des Staates, da die Zahl der Sklaven die der Freien um das Sechsfache überstieg. Die freien Bürger schämten sich, dem Landbaue obzuliegen und Gewerbe zu treiben und überließen dies den Sklaven, die selbst keinen Vorteil davon und eben darum auch keine Aneiferung hatten. So wurden die besten Kräfte für diese zwei wichtigen Berufszweige, von denen das Wohl des Staates abhängt, teils gar nicht verwendet, teils waren sie gebunden und gelähmt. Die unmenschliche Behandlung der Sklaven mußte überdies einen entsittlichenden Einfluß ausüben und die gänzliche Verkennuug aller Menschenrechte war ein häßlicher Schandfleck für ein Volk, welches auf seine Freiheit stolz sein wollte. Am übelsten behandelt wurden die Sklaven^in Sparta, von dem das Sprichwort galt: Zu Sparta kennt 'die Freiheit und die Sklaverei keine Grenzen. 121) Ein großes Übel war auch der Mangel des öffentlichen Unterrichtes. Nur in Athen war die geistige Bildung einigermaßen verbreitet. In den übrigen Staaten Griechenlands, selbst in den Handelsstädten und auf den Inseln war die geistige Bildung immer nur das Eigentum einiger Weniger, ja in Sparta war man sogar stolz darauf, unwissend zu sein. Die Erziehung war mehr eine Kräftigung des Leibes, als ein Unterricht, und in den Gymnasien wurde nicht das Wissen gepflegt, sondern körperliche Übungen wurden angestellt. Es fehlte überall an Schulen für die Freien, und die Kinder der Unfreien durften ohnehin nicht Lesen und Schreiben lernen, ja die Athener verboten sogar bisweilen dies den Völkern, die sie sich unterwarfen, wie z. B. den Einwohnern der Stadt Mitylene. Der Reiche konnte seine Kinder durch fremde Sklaven unterrichten lassen, für die Masse des Volkes gab es keine Unterrichtsanstalten. Diesem Mangel ist es unter andern Ursachen auch zuzuschreiben, daß das Bewußtsein von dem, was recht und was unrecht ist, nicht nur den einzelnen, sondern im allgemeinen abhanden kam, und daß das Laster nicht nur ungestraft begangen, sondern auch öffentlich verteidigt wurde. Selbst vortreffliche Männer lehrten manchmal verwerfliche Grundsätze. Anmerkungen. Kunstwerke des klassischen Altertums nennen wir kurzweg auch: die Antike. An der Antike, namentlich an den Kunstwerken der Bild-

3. Bd. 2 - S. 10

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
10 Viertes Kap. Allgemeinste Gestalt der Welt. Periode sich befinden; aber von diesen können bei Entwerfung eines all- gemeinen Umrisses die Hauptzüge nicht genommen werden. Das Jünglings - und Mannesatter ist jenes der Kraft; und solchen Stempel trägtauch Alles, was in der vorliegenden Periode auf dem groß- ßen Weltthcater geübt wird. Mächtige Reiche entstehen; theils plözlich durch gigantische Anstrengung, theils langsam durch Weisheit und be- harrlichen Muth. Kleine Staaten behaupten sich glorreich gegen die furchtbarste Uebermacht, oder erliegen ruhmvoll im ungleichen Kampfe. Kein anderes Zeitalter ist so reich an Wundern der Freiheits- und Va- terlandsliebe; keines so reich an Weisen und Helden. Aber schrecklich sind auch die Verwirrungen der übel geleiteten Kraft, kläglich die Aus- wüchse des engherzigen Nationalstolzes und des republikanischen Fana- tismus. Wir treffen wohl noch mehr Frevel, als Großthaten an und mehr Verbrecher, als Helden. Von ihnen Allen und von dem, was sie segnend und strafend wirkten, ist kaum eine Spur mehr vorhanden; sie leben btos noch als warnende oder clhcbendc Beispiele. Aber, was der Geist des Menschen ersann, was er schuf in Kunst und Wissenschaft, das wirkt fort auch in den neuesten Zeiten. Hierin liegt der eigentliche Stolz dieser Hanptperiode der alten Welt. Wiewohl uns das Verhäng- niß ans ihr nur wenige Denkmale der Kunst erhalten, so reichen sie hin, als hohe Vorbilder die ewigen Gcscze des Schönen der spätesten Zeit zu bewahren: und unermeßlich ist der Reichthum der geretteten Schriften — weit mehrere gingen verloren — in allen Sphären der Erkenntniß und Wissenschaft. Zwar unsere Fortschritte find grö- ßer; aber wenn wir bedenken, wie dürftig, mit den unsrigcn verglichen, die Hilfsmittel der Alten, und wie auf so wenige Volker beschränkt bei ihnen der Konflikt der Geistesthätigkeit gewesen; so staunen wir billig ob der genialischen Kraft, die mit so Wenigem so Vieles geleistet. Und noch weit Mehrereö hätte sie vollbracht, wären nicht die Pflegmütter alles Schönen und Guten, die Freiheit und Sittlichkeit, frühe erlegen unter einreißeuder Tyrannei und Verderbniß. Auf demselben Wege, wie früher die Kultur, d. h. von Ost nach West, verbreitete sich diese Korruption, und am Ende des Zeitraums ist die historische Welt getheilt zwischen Barbarei und Entartung. Ii. Summe der politischen Begebenheiten. Eine große Revolution eröffnet die Periode. Das erste eigentliche Weltreich entsteht, und breitet seine Macht über weite Länder von drei Erdtheilcn aus. Vom Indus und Orus über ganz Mittel- und Vorderasien und diesseits der Meerengen bis zum hohen Olymp, in Afrika bis zur libyschen Wüste gebot der persische Großkönig.

4. Bd. 2 - S. 268

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
268 Erstes Kñp. Bürgerlicher Zustand. strenge erzogen. Bescheidenheit, Mäßigkeit, Ordnungsliebe, Benüzung der Zeit wurden durch Lehre und Uebung eingeschärft; auch fehlten die gymnastischen Erercitien nicht. Der künftige Bürger sollte zu Allem tauglich werden, seinem Vaterlande gleich gut im Kriege und im Frieden dienen. Man suchte dem Charakter Würde, der Seele Festigkeit zu geben, und nährte den Römcrsinn durch die Vor- haltung vaterländischer Beispiele. In späterer: Zeiten kam noch die wissenschaftliche Bildung hinzu; doch wurde sie niemals die Hauptsache. §. 23. Sklavenrecht. Lebensweise. Empörend, wie bei keinem anderenvolke — einzig das spartani- schc ausgenommen—war bei den Römern das Sklavenrecht. Ja in Sparta, wo man die Heloten als Staatseigenthum betrachtete, fand neben der öffentlichen die Privattyrannei weniger Raum. In Rom waren die Sklaven und Sklavenkinder unbedingtes Privat- cigenthum der Herren, durch's Gesez ausdrücklich als „Sachen» erklärt, die man nach Belieben behandeln und mißhandeln möge. Diese Rechtlosigkeit der Sklaven währte ohne Einschränkung bis auf die Zeiten der Kaiser, welche, eifersüchtig auf die höchste Macht, wenigstens das Leben der Knechte unter den Schuz des Gesezes stellten. Indessen gab es immer viele Herren, welche die Sklaven mild behandelten. Das Interesse mochte bei Einigen bewirken, was bei Anderen die Großmuth. Auch kommen viele Freilassungen vor, und die Nachkommen der Freigelassenen vermischten sich allmälig mit den römischen Bürgern. Schon in den ersten Zeiten gab es sehr viele Knechte; aber der Lurus vermehrte ihre Zahl ungeheuer. Die häusliche Bedienung (*), die eitle Pracht, der Feldbau und die Gewerbe erheischten solche Menge. Man hat ausgezeichnet, daß ein Senator (Cäcilins Claudius) deren über 4000 seinen Erben Hintertassen (**). Auch gab cs öffent- liche Sklaven, für gemeine Arbeiten, zur Bemannung der Ruder- bänke u. s. w. Zur Rechtlosigkeit der Sklaven gesellte sich noch mannig- faltige gesezliche Schmach und in vielen Fällen eine ganz unmenschliche Mißhandlung. Nicht nur Sklavenkriege — mehr noch die Verschlechte- rung des römischen Volkes durch die Ansteckung der lasterhaften und verworfenen Knechte (wie hätten also behandelte Menschen nicht alle (*) Für die geringfügigsten Dienste batte man eigene Sklaven, wie die Nanien cuhicularii, tonsorcs, vestispici, perfusores, unctores, lecticarii, cursores, structorcs, carptores, dirilitores, janitorcs, atrienses und viele andere zeigen. Actores, dispensatores, incdici, cliirurgi, amanuenses, u. Ñ. waren die stöberen Knech!e. (**) In den Zeiten der Kaiser wurde die Zahl noch vermehrt. Sltstenäus versichert, daß v i elerömer seiner Zelt zehn, ja zwanzig tausend Sklaven besaßen.

5. Die vorchristliche Zeit - S. 456

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
456 Die Römer im Kampfe mit Carthago, der Gebrauch aufkam, die Spiele, die sie dem Volke zu geben hatten, auf eigne Kosten zu veranstalten. Da die curulische Aedilität eine Stufe Zu dem Consulate war, öffnete sich der Weg zu dieser höchsten Würde nur den Reichen. Hatte sich aber einmal ein Kreis von Familien der bezeichneten Art gebildet, so vereinigte sie zu dem Bestreben, Andere von dem Eindringen in denselben abzuhalten, außer der Rücksicht auf den Vortheil auch die Ansicht, daß sie vorzugsweise die Träger der Staatswohlsahrt seien, wie sie sich denn auch die Tüchtigsten, die Opti- maten, nannten. Der neue Gegensatz der Optimaten gegen die Menge der Bürgerschaft wurde, obgleich er nicht auf Satzungen ruhte, schärfer, als der Gegensatz der Patricier zu den Plebejern gewesen war und war nur insofern milder, als zuweilen doch ein nicht zur Robilität ge- höriger Bürger, der dann ein Neuer hieß, zum Consulate gelangte. Von den außerhalb der Nobilität Stehenden mußte der Unterschied um so lebhafter empfunden werden, als sie rechtlich nicht von minderer Stellung waren und doch wirklich sich in der ungünstigsten Lage sahen. Das Uebergewicht des Neichthums auf der einen Seite vermehrte die Gelegenheiten zu Beeinträchtigung der andern, indem die Besitzer groß- ßer Güter, selbst ohne gesetzwidriges Verfahren, die kleinen Grund- besitzer in ihrer Nachbarschaft allmälig vernichteten. Das Bewußtsein, dem Rechte nach an der Ausübung einer Herrschaft über ferne Völker Theil zu nehmen, trat mit der Unsicherheit des Lebens in den schärfsten Widerspruch und erweckte der Nobilität in der Menge einen gefährlichen Gegner. Der Gegner war um so gefährlicher, als er in den langen auswärtigen Kriegen an ein sorgenfreieres und selbstständigeres Leben gewöhnt worden war und sich mit rohem Lebensgenuß, der den Be- gierden größere Heftigkeit gibt, befreundet hatte. Der bei verschiedenen Gelegenheiten hervorgetretene Mangel an Kriegszucht zeigt, wie die römischen Bürger nicht mehr jene Gesinnung besaßen, die sie zur Zeit der italischen Kriege vom Pfluge zu den Waffen und von den Waffen zum Pfluge begleitet hatte. So wie nach den auswärtigen Kriegen eine Zeit der Ruhe eintrat, mußte die Unzufriedenheit sich steigern, in- dem nun Tausende zurückkehrten, um das freiere Leben im Kriege mit dem gedrückten zu Hause zu vertauschen. Das Gefühl des Unmuths wurde gesteigert durch den Anblick des übermüthigen Gebrauches, der von dem Reichthum gemacht wurde. Die Neichen und Vornehmen hatten im Auslande, in Griechenland und Asien, sich von der dortigen Zügellosigkeit des Lebens anstecken lassen und beleidigten tagtäglich das Auge der Aermeren durch Pracht, Verschwendung, Schwelgerei und Hoffart. Es verschwand der Mittelstand und es traten Reichthum und Armuth sich um so feindseliger gegenüber, als keine Religion die Men- schen verband, welche die Neichen Mäßigung und Mildthätigkeit, die

6. Viertehalb Jahrhunderte - S. 1019

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Zeit des noch lebenden Geschlechtes. 1019 mit den Waffen äußerlich begonnen worden war, innerlich fortzusetzen. Es zeigte sich jetzt der große Verlust, den die Kirche in Deutschland durch die Auflösung des Reiches erlitten hatte. Hinsichtlich der neu zu gründenden Ordnung war sie jetzt von dem Willen der Fürsten ab- hängig. Da die Mehrzahl derselben dem protestantischen Bekenntnisse an- gehörte, waren es meist auch protestantische Diener, denen die Arbeiten für Feststellung der kirchlichen Verhältnisse übergeben wurden, und auf dem eigenen religiösen Standpunkte konnten diese nur einer den Lebens- bedingungen der Kirche höchst ungünstigen Ansicht von dem Verhältnisse der landesherrlichen Gewalt zu der Kirche folgen. Am fühlbarsten wurden die hieraus sich ergebenden Uebelstände bei den Verhandlungen, welche die Kirchenordnung für den katholischen Theil des südwestlichen Deutschlands feststellen sollten, und bei den Bestimmungen, welche nach der im Jahre 1827 erfolgten Einrichtung der oberrheinischen Kirchenprovinz mit dem Erzbisthum Freiburg und den Bisthümern Rottenburg, Mainz, Fulda und Limburg im Jahre 1830 von den betheiligten Negierungen Badens, Würtembergs, Hessen-Darmstadts, Hessen-Cassels und Nafsau's hinsichtlich ihres oberhoheitlichen Schutz- und Aufsichtsrechtes beliebt wurden. Hatten schon die Päpste Pius Vh. und Leo Xu. (1823—1829) die Hindernisse, auf welche die vorgängigen Verhandlungen stießen, zu beklagen gehabt, so machte jetzt Leo's Nachfolger Pius Vih. den Bi- schöfen , die schon vor Erlaß jener staatlichen Anordnungen eingesetzt waren, den Vorwurf, daß sie sich nicht gegen dieselben, äußersten Falles selbst mit der Erklärung, man müsse Gott mehr als den Menschen ge- horchen, erhoben hätten. 7. Zur Zeit, als in den romanischen Ländern Empörung gegen die rechtmäßigen Herrscher die Aufmerksamkeit des heiligen Bundes auf sich zog, wurde die Erwartung von ganz Europa durch die Erhebung gespannt, mittelst deren die Griechen das schwer auf ihnen lastende Joch der Türken, ihrer barbarischen Beherrscher, abzuwerfen suchten. Der Eifer, mit welchem das westliche Europa die Ketten Napoleons gebro- chen, hatte auch unter den Griechen das Verlangen nach Freiheit geweckt, und die Stiftung der ihnen benachbarten jonischen Republik hatte das Bild des von ihnen ersehnten Zustandes bestimmter ausmalen helfen. Noch hatten die Griechen unter der türkischen Herrschaft ihre nationale Eigen- thümlichkeit nicht eingebüßt, und eine große Handelsthätigkeit nährte bei ihnen einen gewissen Wohlstand. Wenn daher gesellschaftliche Verbin- dungen, Hetärieen genannt, Gedanken an gewaltsame Befreiung nährten, so fand sich dafür auch in weiteren Kreisen Empfänglichkeit. Der große Einfluß, den Kaiser Alexander an der Spitze des heiligen Bundes be- thätigte, schien eine Bürgschaft russischer Hülfe, da man erwarten mußte, Rußland, der seit lange im Vordringen begriffene Feind der Türken,

7. Die vorchristliche Zeit - S. 19

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
Urgeschichte. 19 standes, das Verlangen, Mangel anderweitigen Gewinnes durch Behand- lung der Gefangenen als einer Waare zu ersetzen, trieb dazu, sie als Sklaven selbst zu benutzen oder aus ihrem Verkaufe den Preis des Sieges zu gewinnen. Vor Allen wurden die Gefangenen der an Ge- sittung tiefer stehenden Völker zu diesem Loose verurtheilt, ja in un- wirthbaren Ländern wurde auf Menschen Jagd gemacht, damit der ein- trägliche Handel mit Sklaven sich erhielte und ausdehnte. 15. Von anderer Art, aber gleichfalls durch Krieg und Eroberung begründet, war die Ungleichheit der Angehörigen eines Staates hinsicht- lich des Antheils an Entscheidung der gemeinsamen Angelegenheiten. Wo ein Stamm sich durch Aufnahme von fremden erweiterte, wurde nicht immer denselben gestattet, in das Verhältniß einzutreten, in welchem die Glieder des ursprünglichen Stammes der Gesammtheit gegenüber standen. Oft war der Genuß des rechtlichen Schutzes das Einzige, was zugestanden wurde, so daß nicht allein ein Gegensatz von Freien und Sklaven stattfand, sondern auch die Freien sich in Freie von mehreren und minderen Rechten schieden. Im größten Umfange gestaltete sich dieses Verhältniß, wo die Bevölkerung eines Landes mit einer siegreich eingedrungenen fremden ihren Wohnplatz zu theilen gezwungen wurde. Geschah schon diese Theilung oft in einem den Siegern vorwiegend günstigen Verhältnisse, so mußten sich die Besiegten noch dazu des Rech- tes auf Mitwirkung bei allen das Gemeinwesen betreffenden Anordnun- gen begeben. Meistens war es eine Mehrzahl, welche in dieser Weise ihren Ueberwindern gegenüber zu einer minderen Geltung und Berechti- gung hcrabsank und in diesem Umstande findet die Bereitwilligkeit der Sieger, von dem durch die Waffen errungenen Vortheile einen mäßi- gen Gebrauch zu machen, sowie ein allmäliges Uebergehen von Ge- wohnheiten, Einrichtungen und Sprache der Besiegten ans die Sieger eine theilweise Erklärung, während diese Erscheinungen auch durch Milde des Sinnes und Empfänglichkeit für eine bei den Besiegten Vorgefundene höhere Bildung gefördert wurden. Von Bedeutung für die Art, wie sich aus zwei Gemeinwesen ein neues entwickelte, dem das der Sieger seine Formen gab, war das größere oder geringere Bemühen der Sie- ger, eine Scheidung zwischen sich und den Unterworfenen zu erhalten. In manchen Fällen verschmolzen zwei Völker in der Art zu einem einzigen, daß die Geschichte durch Beilegung eines gemeinschaftlichen Namens die Erinnerung an die Ereignisse, durch welche sich dasselbe gebildet, verwischt hat und bei vielen Völkern, die mit zwei verschiedenen Namen in den Nachrichten der Geschichte erscheinen, ist diese Doppelheit des Namens ein Zeugniß für das Dasein ursprünglich getrennter Bestandtheile. 16. Eine andere bei manchen alten Völkern wahrgenommene Tren- nung hat die Verschiedenheit der Lebensbeschäftigungen zur Grundlage. 2*

8. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 469

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
1 nach dem Ende der Kreuzzüge. 469 lungen über seinen Rücktritt begonnen, die er durch Doppelzüngigkeit zu verlängern wußte. Da begann ein förmliches Verfahren gegen ihn, nach welchem er, ohne auf die Vorladung erschienen zu sein, förmlich abgesetzt wurde. Der Burggraf Friedrich von Nürnberg, jetzt auch Markgraf von Brandenburg, bemächtigte sich zu Freiburg im Breisgau des Abgesetzten, der einige Jahre in Haft gehalten wurde. Darauf erfüllte Gregor sein Versprechen. Um Benedikt gleichfalls zum Rück- tritte zu bewegen, begab sich Sigismund zu einer schon früher bespro- chenen Zusammenkunft, die in Perpignan statt hatte. Die Hartnäckigkeit, womit Benedikt die Verhandlungen zu vereiteln suchte, machte im Jahre 1416 das Reich Aragonien, das nebst Schottland noch allein ihn aner- kannte, von ihm abwendig, und das Concil setzte ihn im Jahre 1417 ab. Dennoch betrug er sich in der Stadt Peniscola im Gebiete von Valencia als Papst und erhielt später, als der König von Aragonien sich mit dem durch das Concil gewählten Papste entzweit hatte, sogar noch einen Nachfolger. Als die drei Päpste beseitigt waren, erhob sich die Frage, ob zuerst die Wahl eines neuen Papstes oder das Werk der Reformation vorgenommen werden solle. Unter der Forderung der Reformation, die man auch näher als eine Reformation an Haupt und Gliedern bezeichnete, war eine Menge von Forderungen begriffen, die sich theils auf das Leben des Klerus, theils auf das Maß päpstlicher Befugnisse den Bischöfen und den Nationen gegenüber bezogen. In der ersteren Beziehung konnte ein Concil nur die unveränderlichen Grund- sätze zu erneuter Anerkennung bringen, den Entschluß zu deren Befolgung stärken und Einrichtungen suchen, welche deren Wirksamkeit erhöhten und sicherten. Alles dieses konnte unter Leitung eines Papstes nur um so besser geschehen. In der letzteren Beziehung aber handelte es sich um eine Beschränkung päpstlicher Machtvollkommenheit und die hierzu er- forderlichen Maßregeln glaubte man bei dem Gegensätze, in welchen die Gewalt des Papstes und die Gewalt des Concilö getreten waren, besser vor der Wahl eines neuen Papstes treffen zu können. Der Papstwahl wollten die Italiener, die Franzosen und die seit Benedikts Absetzung erschienenen Spanier, der Reformation die Deutschen und die Engländer den Vorzug gegeben wissen. Die Einen fürchteten vom Verschieben der Papstwahl die Entstehung eines neuen Schisma's, während ihnen eine Anzahl von Beschlüssen, deren Wirksamkeit doch wieder von dem guten Willen der Einzelnen abhängig sei, noch nicht die gewünschte Reforma- tion zu sein schien. Die Andern wollten durch die Maßregeln der Reformation für den künftigen Papst den Weg geebnet wissen, auf dem er zu der feit anderthalb Jahrhunderten aufgegebenen Negierungsweise zurückkehren könne, um dadurch zugleich einem neuen Schisma vorzu- beugen. Die Einen glaubten, eine Anzahl vor der Papftwahl aufge-

9. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 438

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
438 Das römisch-deutsche Reich in den beiden nächsten Jahrhunderten collegium durch Aufnahme einer hinlänglichen Zahl tüchtiger Mitglieder die rechte Haltung zu geben. Die Cardinäle, die Anfangs ihren in Avignon gebliebenen Amtsgenossen die Wahl gemeldet, sannen in Anagni darauf, den Gewählten zu beseitigen und erklärten seine Wahl für eine unfreie und darum ungültige. Da Urban hierauf nicht einging, wählten die französischen Cardinäle mit Einschluß der aus Avignon herüberge- kommenen nebst den mit einer Ausnahme von ihnen gewonnenen italischen in Fonds, wo sie den Schutz der Königin Johanna hatten, einen Ange- hörigen des Hauses Savoyen, den Cardinalbischof Robert von Genf, der sich Clemens Vii. nannte und seinen Sitz in Avignon aufschlug. So brachte die Selbstsucht der Männer, die von den letzten Päpsten zur Theilnahme an der Negierung der Kirche berufen waren, über die abendländische Christenheit das Unheil eines Schismas. Frankreich, von dem das Unheil ausgegangen, diente dem Gegenpapste zur Stütze, und außerdem fand dieser durch französischen Einfluß Anerkennung in Neapel, Savoyen, den spanischen Reichen, Schottland und Lothringen. Kaiser Karl bewirkte, daß Deutschland an dem rechtmäßigen Papste hielt, aber er konnte dem Gegenpapste nicht einmal die Königin Johanna ab- wendig machen, und König Karl V. von Frankreich wurde von den französischen Cardinälen verhindert, die Lage der Sache zu erkennen. Das Schisma dauerte auch nach dem Tode Urbans und Clemens' fort, und die Gegenpäpste hatten sich unter das Joch des französischen Hofes zu beugen und sich und ihre Cardinäle aus dem Gute der französischen Kirche zu erhalten. 22. Durch den Rest des Jahrhunderts zieht sich mit dem Schisma eine Reihe von Versuchen hin, dasselbe zu heben. Die beiden Päpste stehen einander in Feindschaft gegenüber, die Fürsten unterhandeln mit ihnen und unter sich über Herstellung der Ordnung, die Gelehrten erörtern die Mittel, mit welchen dem unseligen Zustande ohne Verletzung eines Rechtes ein Ende zu machen sei. Eine kaiserliche Gewalt, die hier hätte Nachdruck verleihen können, war nicht vorhanden. Denn obwohl Wenzel an dem rechtmäßigen Papste festhielt, kam er nicht einmal zur Gewinnung der Kaiserkrone, ja das deutsche Reich verspürte nichts von seiner Herrscherthätigkeit, da er sich ganz auf Böhmen beschränkte. Die Sonderung des Reiches in einzelne selbstständige Theile konnte also nur fortschreiten und in diesen Theilen allein zeigt sich das eigentliche ge- schichtliche Leben. In Deutschland erneuern, verstärken, vermehren sich die Versuche, ein eigenthümliches Leben in den durch Vereinigung gebil- deten Kreisen zu pflegen. In Italien gelangen die von mehreren Punkten ausgehenden Eroberungsversuche zu einem Abschlüsse, und es stellt sich nach Vereitelung aller auf Bildung eines Uebergewichtö ge- richteten Absichten ein gewisses Gleichgewicht ein, in Folge dessen die

10. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 233

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
Frankreich bis zum Ende des elften Jahrhunderts. 233 meist nur durch die kriegerische Hülfe derjenigen Vasallen durchzusetzen, zu deren Gunsten sie getroffen wurden. So blieb das Land noch ein Schauplatz fortdauernder Fehden. Die Unsicherheit, welche dadurch in alle Verhältnisse kam, und die Rohheit, welche dadurch erhalten und gefördert wurde, legten auf alle Stände mit Ausnahme desjenigen, der die Waffen führte, einen schweren Druck. Der Mangel an einer wahr- haften Königsgewalt ließ es zu keiner geordneten Rechtspflege kommen, und so blieb überall der Schwächere dem Stärkeren gegenüber schutzlos. Dadurch schmolz der Stand der Freien immer mehr zusammen, indem für den, der etwas besaß, der Eintritt in ein Lehensverhältniß die ein- zige Rettung bot, und der, der nichts besaß, dem Loose der Hörigkeit oder der Leibeigenschaft verfiel. Hörige und Leibeigene aber befanden sich unter solchen Umständen in einer wahren Sklaverei, da die Ge- müther der Herren von der Religion nicht genug gezähmt wurden, um den Abhängigen menschliche Behandlung zu gewähren. Die Keime, durch deren Entfaltung sich eine bessere Ordnung der Dinge begründen konnte, waren zwar vorhanden, aber es bedurfte zu dieser Entfaltung noch geraumer Zeit und günstig einwirkender Umstände. Der Süden des Reiches barg, wie er politisch nur in losem Zusammenhänge mit dem Norden stand, Reste alter Cultur, durch welche sich hier früher die Sitten milderten und die Mittel zum Widerstande gegen das Walten roher Kraft bereiteten. Schon durch die Sprache war eine solche Schei- dung ausgedrückt. Auf einer Linie, welche in der geographischen Breite des Genfer oder lemanischen Sees Frankreich durchschneidet, mischten sich die Sprachen des Nordens und des Südens, die nach dem Unter- schiede des Bejahungswortes die Sprache von Oil und die Sprache von Ok hießen. Die Sprache von Ok, auch die proven^alische genannt, hatte sich früher ansgebildet, und in ihr herrschte der romanische Cha- rakter entschiedener als in der Sprache des nördlichen Frankreichs, wo theils durch das Uebergewicht der fränkischen Bevölkernng, theils durch das Hinzutreten der Normannen, obgleich diese die Sprache ihrer neuen Heimath angenommen hatten, der germanisch-nordische Charakter größere Geltung behielt. Die ungestörtere Entwickelung ließ die Sprache hier früher zu einem kunstmäßigen Gebrauche in der Dichtung gelangen und die Ausbildung der Dichtung förderte wenigstens eine äußerliche Mil- derung der Sitten. Das Uebergewicht romanischen Charakters bewährte sich in dem Lande, in welchem frühe das römische Recht zur Gestaltung der staatlichen Verhältnisse zu Hülfe genommen worden war, auch durch ein Fortwirken des geschriebenen Rechtes, und eine der Witlkühr gezo- gene Schranke blieb so, wenn auch nicht in fortdauernder Anwendung, doch in Anerkennung und erhielt das Bedürfuiß fester Satzungen, während im Norden nur ein schwankendes Gewohnheitsrecht zur Aus-
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