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1. Erdkunde - S. 296

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 296 - Die große Messe in Aischni-Mowgorod. Unter den großen Jahrmärkten Rußlands ist immer noch die Messe von Nischni-Nowgorod am bedeutendsten. Sie vermittelt und regelt zwischen Europa und dem nördlichen und östlichen Asien einen Verkehr, welcher immer größere Wichtigkeit gewinnt. Früher wurde die Messe weiter abwärts an der Wolga in einem dem hl. Makarius geweihten Kloster gehalten. Als aber im Jahre 1816 der Bazar daselbst niederbrannte, verlegte die Regierung den Markt an die Mündung der Oka in die Wolga nach der Stadt Nischni-Nowgorod, deren Lage sehr günstig ist; denn hier treffen nicht weniger als sieben große Handelsstraßen zusammen; zudem liegt die Stadt auch an der Eisenbahn. 1822 wurde von der russischen Regieruug ein groß- artiger Bazar aus Steinen gebaut, der aus 60 Gebäuden mit mehr als 2500 Verkaufslädeu besteht; aber auch dieser ungeheure Bazar reicht während der Messe nicht für den Handel. Es müssen oft noch über 3000 Holzbuden errichtet werden. Die Messe beginnt am 15. Juli und dauert bis zum 27. August. Das Völkergetümmel, welches während dieser Zeit herrscht, ist unbeschreiblich. Aus Ruß- land allein finden sich mehr als 30 verschiedene Völker zusammen; dazu kommen Geschäftsleute aus fast allen europäischen Staaten. Asiaten scheueu nicht den weiten Weg von Afghanistan und vom Indus her; selbst aus dem östlichen Sibirien kommen Jakuten mit Mammutzähnen, welche sie an der Lenamündung aus dem Eise hervor- gruben. Auch viele Chinesen erscheinen mit Thee, Lackwaren und andern Erzeugnissen des Reiches der Mitte. Der Wert der zum Verkauf ausgestellten Waren beträgt oft über 600 Millionen Mark. Zu den reichsten Buden gehören diejenigen, in welchen Pelzwerk ver- kauft wird. Tritt man in eine solche Bude, so sieht man an den Wänden einige unscheinbare Kisten und einige in Matten gehüllte Ballen, auf denen die Verkäufer plaudernd sitzen. Aber der Sitz des einen ist eine Kiste voll schwarzer Fuchsbälge, welche über 300 000 Mark wert sind; der andere hat vielleicht einen noch kost- barern Sitz. Hier wird nur im großen verkauft, und werden be-

2. Vaterländische Geschichte - S. 51

1909 - Nürnberg : Korn
— 51 3eit und trat beut Polen gegenüber. Der Sitte gemäß ritten die beiben Gegner aufemanber zu und reichten sich die Hand. Christoph sprang vom Pferbe und ersuchte den Polen, ein gleiches zu tun. Dieser gebrauchte allerlei Ausreben und schließlich stellte es sich heraus, daß er mit starken Riemen an den Sattel geschnallt war. Allgemeines Gelächter entstaub über den eitlen Prahler. Beim Rennen selbst warf Christoph den Polen kopfüber fast zwei Mannslängen hinter das Pferb mit solcher Wucht in den Sanb, daß berfelbe einige Tage nachher starb. Herzog Christoph, der Starke, wie er genannt wirb, machte öfters solche Kraftproben. Heute noch sieht man in der Resibeuz zu München in bein Durchgänge zum Brunnen Hof einen 364 Pfunb schweren Stein angeschiniebet, den er eine Strecke weit warf und au der Wanb sinb nebenan Nägel eingeschlagen, wohl 3% m hoch, die anzeigen, wie hoch der Herzog springen konnte. Vier Jahre nach die)et Hochzeit starb Ludwig der Reiche und sein Sohn (skorg der Reiche übernahm die Regierung des Laubes. Er hatte feinen Sohn sonberu nur zwei Töchter. Die eine war im Kloster und die anbete verheiratete er an den Kurfürsten Ruprecht vou der Pfalz. Da er; entgegen bisherigen Verträgen, alle feine Sauber an bieje Tochter und an bereit Gemahl vermachte, so gab er Anlaß zum „Lanbshuter Erbfolgekrieg". Als er nämlich gestorben war, begehrte sowohl Ruprecht von der Pfalz, als Albrecht Iv. von München das Erbe. Es entstaub ein neun Monate langer erbitterter Kampf um die Hinterlassenschaft, in welchem Bayern schrecklich verwüstet würde. Währenb des Krieges starb Ruprecht von der Pfalz an der Ruhr und vier Wochen baruach auch seine Gemahlin. Run würde Laubsbut dem Herzog Albrecht Iv. von München zugesprochen, boch mußte er sich manchen Gebietsverlust gefallen lassen und dem Kaiser und alten, die ihm beigestauben waren, viele Orte abtreten. Die Freie Reichsstabt Nürnberg z. B. erhielt als Entschäbignng bamals Lauf, Hersbruck und Altborf. Für die Kinder Ruprechts von der Pfalz würde außer-bem ein Gebiet abgestmbert, nämlich Neuburg a. D. und Sulzbach in der Oberpfalz und zur Pfalzgrafschaft erhoben. Dieses Gebiet hieß man die „Junge Pfalz". 3. B a v e r n - Münche it. Bei der Teilung 1392 war Bayern-München au den butten Sohn ües Herzogs Stephan an Zohaml gekommen. Als biefer gestorben war, führten feine betbett Söhne Ernst und Wilhelm gemeinsam die Regierung, feie gerieten in Streit mit dem hänbelsüchtigen Herzog Ludwig dem Gebarteten von Jngolstabt, gewannen aber gegen benselben die Schlacht bet Alling. An biesetn Kampfe beteiligte sich auch Albrecht, der 26 Jahre alte Sohn Ernsts. Als er sich in jugettblichent Feuereifer zu weit vorwagte, 4*

3. Heimatkundliche Stoffskizzen für den Unterricht in Stadtschulen teilweise mit Berücksichtigung der Stadt Nürnberg - S. 18

1914 - Nürnberg : Korn
18 ihren Zimmerplätzen zugehauenen Balken zu einem Dache auf. Das Dach muß auch gedeckt werden. Der Dach- oder Schieferdecker belegt es mit Ziegeln oder mit Schiefer, damit Regen und Schnee nicht eindringen können. Noch fehlt manches, bis das Haus fertig ist. Die Wände werden innen, oft auch außen beworfen. Fenster und Türen macht der Schreiner. Er belegt auch den Boden der Zimmer mit Brettern. Der Hafner setzt die Öfen, der Schlosser bringt die Schlösser an. Flaschner und Installateure richten Gas- und Wasser- rohre in das Haus. Maler und Tüncher streichen Böden, Fenster, Türen, Wände und Decken. Das Haus ist fertig. Viele Tage haben verschiedene Handwerker daran gearbeitet. Sie mußten alle für ihre Arbeit vom Baumeister deu Lohn be- kommen. Der Bauherr bezahlt diesem das fertige Haus. Doch möchte er sein Geld nicht umsonst ausgeben. Er sucht Leute, die in seinem Haus wohnen wollen und ihm dafür Miete bezahlen. Er bringt ein Plakat am Haus an, läßt in die Zeitung setzen, wieviel Zimmer zu vermieten sind, was sonst für Räume in der Wohnung zu finden sind, wieviel sie kostet. Leute, die eine Wohnung suchen, schauen sich dieselbe an und wenn sie ihnen gefällt, mieten sie und ziehen ein. Der Möbelwagen bringt ihre Sachen von der alten Wohnung in die neue. Warum und wann die Leute ausziehen. (Kündigung, Ziel.) Was man bedenken muß, wenn man eine neue Wohnung sucht. (Ob die Wohnung nicht zu weit vom Geschäft entfernt ist, ob die Zimmer groß genug sind, daß man alle seine Möbel unterbringen kann, wieviele Fenster die Wohnung hat, ob alle Be- quemlichkeiten (Gas, elektr. Licht, Wasserleitung u. s. w.) vorhanden sind, wie hoch der Preis ist und noch manches andere.) 13. Allerhand Straßen. Jede neue Straße bekommt einen Namen (wo angeschrieben?) und jedes Haus eine Nummer. Straße und Hausnummer zu unserm Namen geschrieben, ist unsere Adresse. Die Adresse eines jeden Einwohners findet man im Adreßbuch. Hier sind die Namen

4. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 38

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
38 Das Altertum. tru?in' l!m den 3nbu§ überschreiten zu können, baute ö l c^tl[e' solche zerlegt werden konnten, und ließ sie auf Kamelen zu land an den Indus bringen, um sie dort zusammenzusetzen und ihre Gruppen uberzulchiffeu. Als sie den Indern gegenüberstand, merkte sie, daß die ^nder im Vorteile seien, weil sie Elefanten hatten. Um nun die Femde glauben zu machen, sie habe ebenfalls Elefanten, lieft sie 300 000 schwarze Ochsen schlachten und umgab Kamele mit ihren Hauten. Auf diese Kamele wurden nun hölzerne Türme befestigt die mit Soldaten besetzt waren. Allein die Elefanten der Inder ließen sich nicht tauschen und richteten ein furchtbares Blutbad unter den Kamelen an, die noch überdies in ihren Bewegungen durch die Ochsenhäute gepudert nim-den. Semiramis erlitt eine so gewaltige Niederlage, daß sie ihre Residenz nur mit 20 Mann erreicht haben soll. Wer sieht nicht in all diesem Unwahrscheinlichkeit und Übertreibung? 3. Uber Ninive s. § 25, Anm. 2. 4. Ci in erstaunliches Kunstwerk war der angeblich von Semiramis angelegte große See in Babylonien, in welchem die überfließenden Gewässer des Euphrat gesammelt wurden. Dieser See hatte die Gestalt eines Vierecks und jede Seite desselben eine Länge von 68 km. Seine Tiere betrug 10y2 m; die Seitenwände waren mit Ziegelsteinen ausgemauert. Als der See vollendet war, ließ Semiramis den Euphrat ab-und in dieses Becken leiten, und als das Flußbett trockengelegt war wurde etit gewölbter Gang quer durch den Euphrat gebaut, der die alte Komgsburg (den Tempel des Bel) mit der neuen Königsburg verband Alsdann ließ man das Wasser aus dem See wieder in den Euphrat strömen. Dieses Werk soll in sieben Tagen zustande gebracht worden lern., Auch ans dieser Nachricht kann man ersehen, wie die Geschicht-ichmber der alten Zeit sich in Übertreibungen gefallen. 8 16. Die Ägypter. 37) Die ältesten Einwohner Ägyptens waren wohl ebenfalls Chamiten (Neger), unter denen sich aber bald semitische Priester-jtämme ansiedelten. Die Priester begannen damit, Tempel und um dieselben herum Wohnungen für sich und die Ihrigen zu bauen und das Land urbar zu machen. Die Eingebornen schlossen sich au und es entstand so eine gemischte Bevölkerung, die aber an vollständiger Verschmelzung dnrch die Kasteneinteilnng gehindert wurde. Im Anfange wnrden die einzelnen Tempelbezirke von Vorstehern aus der Mitte der Priester regiert. Sie nannten sich Pharaonen, d. H. Stellvertreter der Sonne. Später wurden alle Tempelbezirke unter einem Pharao vereinigt, und die Vorsteher der einzelnen Tempelbezirke wurden untergeordnete Statthalter. Die wichtigsten Tempelbezirke waren Thebais mit der alten Hauptstadt Theben, Memphis, On (Heliopolis), Sais und Pellt sin m. 38) Die Religion der Ägypter war, wie die des Zendvolkes,

5. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 97

1914 - Nürnberg : Korn
97 sein verloren geschätztes Geld wieder hatte. Denn wie es um seine Ehrlichkeit aussah, das wird sich bald zeigen. Er zählte das Geld und dachte unterdessen geschwinde nach, wie er den treuen Finder um seine versprochene Belohnung bringen könnte. „Guter Freund," sprach er hierauf, „es waren eigentlich 800 Taler in dem Tuche eingenäht. Ich finde aber nur noch 700 Taler. Ihr werdet also wohl eine Naht aufgetrennt und eure 100 Taler Belohnung schon herausgenommen haben. Da habt Ihr wohl daran getan. Ich danke Euch." Das war nicht schön; aber wir sind auch noch nicht am Ende. Ehrlich währt am längsten und Unrecht schlägt seinen eigenen Herrn. Der ehrliche Finder, dem es weniger um die 100 Taler als um seine unbescholtene Recht- schaffenheit zu tun war, versicherte, daß er das Päcklein so ge- funden habe, wie er es bringe, und es so bringe, wie er's ge- sunden habe. Am Ende kamen sie vor den Richter. Beide bestanden auch hier noch auf ihrer Behauptung: der eine, daß 800 Taler seien eingenäht gewesen; der andere, daß er von dem Gefundenen nichts genommen und das Päcklein nicht versehrt habe. Da war guter Rat teuer. Aber der kluge Richter, der die Ehrlichkeit des einen und die schlechte Gesinnung des andern zum voraus zu kennen schien, griff die Sache so an. Er ließ sich von beiden über das, was sie aussagten, eine feste und feier- liche Versicherung geben und tat hierauf folgenden Ausspruch: „Demnach und wenn der eine von euch 800 Taler verloren, der andere aber nur ein Päcklein mit 700 Talern gefunden hat, so kann auch das Geld des letzteren nicht das nämliche sein, aus welches der erstere ein Recht hat. Du, ehrlicher Freund, nimmst also das Geld, welches du gefunden hast, wieder zurück und behältst es in guter Verwahrung, bis der kommt, welcher nur 700 Taler verloren hat. Und dir da weiß ich keinen Rat, als du geduldest dich, bis derjenige sich meldet, der deine 800 Taler findet." So sprach der Richter und dabei blieb es. &&&. 1-83. Rätsel. Es ist ein kleiner Soldat, der ein giftig Spießlein hat. Täglich zieht er mit Gesang ins Feld; nur im Winter bleibt er in dem Zelt. Er erobert ohne Zahl die schönsten Schlößlein zu Berg und Tal; er bricht in ihre Keller ein und trinkt daraus aus goldnem Becherlein immer neuen, süßen Wein; dann füllt mit feinem Mehl er jede Hand und baut zu Hause Kammern, Wand an Wand. Die Kammern füllt er mit süßem Most und Lesebuch für Mittel- und Obernaffen. 7

6. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 300

1914 - Nürnberg : Korn
300 gesetzt. Dort war der unglückliche Friedrich von aller Welt ab- geschnitten; er hörte nichts von seinem treuen Weibe, das sich um ihn blind geweint hatte, nichts von seinem Bruder, der ihn gerne gerettet hätte. Er konnte sich nirgends bewegen als in dem engen, düsteren Schloßhvfe, statt daß er sonst jeden Morgen auf seinem Roß in den Wald sprengte, um Hirsche und Rehe zu erlegen. Aber auch dem Kaiser Ludwig war es nicht gut gegangen; er hatte viele Unruhe und Gefahr im Kriege aus- gestanden und es waren noch immer viele Leute, welche den gefangenen Friedrich lieber zum Kaiser gehabt hätten als ihn. Da erinnerte sich Ludwig, daß Friedrich sein Jugendfreund und immer so treu und ehrlich gewesen war. Eines Abends setzte er sich auf sein Roß und ritt zu dem Schlosse, wo Friedrich ge- fangen saß. „Alter Freund," sprach er, „willst du frei werden?" „Frei? so daß ich meine Gemahlin und meinen Bruder wieder sehen könnte?" antwortete Friedrich. „O, dafür täte ich alles!" Nun eröffnete ihm Ludwig die Bedingungen, unter welchen er ihn freilassen wolle. „Wenn du mir versprichst und am Altare schwörest, daß du dich wieder in die Gefangenschaft stellen willst, wenn du das Versprechen nicht halten kannst, dann bist du frei!" Friedrich versprach es und beide empfingen am Altare das heilige Abendmahl zum Zeugnis ihres Bundes. So ritten sie freund- lich zusammen bis an die Grenze. Als aber Friedrich nach Hause kam, fand er vieles anders, als er wünschte. Sein liebes Weib war blind; sein Bruder war mit seinem Bündnis gar nicht zufrieden und machte ihm Vorwürfe; es gab sogar Leute, welche behaupteten ein solches Versprechen brauche man nicht zu halten. Da war Friedrich nicht imstande die Bedingungen zu erfüllen, welche Ludwig gemacht hatte, und schon kam die Zeit, in die Gefangenschaft zurückzukehren, wie er gelobt hatte. Er selbst erschrak, wenn er an das Gefängnis dachte, worin er drei Jahre geschmachtet hatte. Als der Tag der Rückkehr kam, da wollten alle die Seinigen in Tränen über fein trauriges Schicksal vergehen; aber Treue und Eid galten ihm mehr als alles andere. Er riß sich los und erschien vor Ludwig. Dieser war so gerührt durch die Red- lichkeit seines Freundes, daß er rief: „Komm, Friedrich, wir wollen zusammen die Kaiserkrone tragen!" Von Stund an lebten sie wie Brüder beisammen, aßen an einem Tisch, schliefen in einem Bett, und wenn einer abwesend war, besorgte ihm der andere seine Geschäfte und behütete das Land. Turtma«.

7. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 333

1914 - Nürnberg : Korn
333 sich zu fragen: „Warum tust du das?“ selbst sein eigener Bruder nicht. Auch sein Weib nicht; denn er hatte keines. Und ob nun gleich der Hausmeister Karsten fortan einen weiten Umweg machen mußte, wenn er zu den Seinen im Gartenhaus© gelangen wollte, so fragte er doch nicht, auch nicht mit einer Miene: wie oder warum? Darüber starb der Zuckersieder und in seinem Testament stand geschrieben: „Dem Klaus Karsten vermache ich die andere Halbscheid meines Gartens jenseit der Mauer; und will ihn mein Bruder auch fernerhin als Hausmeister behalten, so mag er eine Türe durch die Wand brechen lassen. Wo nicht, so zahlt er dem Mann noch weiter dreitausend Mark und läßt ihn ziehen. Sollte aber Klaus Karsten, was ich jedoch nicht hoffe und erwarte, fragen, warum er zu mir gekommen, so werde ihm zu wissen getan, wie folgt: Zum Holzhacker wählte ich den Klaus, weil ich ihn beten sah. Hätte damals sein Kamerad gebetet und er den Hut auf dem Kopfe behal- ten, würde ich ihn nicht gedungen haben, sondern seinen Vetter.“ Karl Stbber. 266. Kolumbus und die Entdeckung Amerikas. Schon das graue Altertum hatte dunkle Sagen von großen Ländermassen, welche im Westen Europas jenseit des Meeres lägen. Häufig wird in jenen Sagen einer Insel Atlantis ge- dacht, zu der man habe leicht gelangen können; ein fürchterliches Erdbeben habe aber die Inseln verschlungen und seit jener Zeit sei das Meer in jener Gegend so mit Schlamm angefüllt, daß es nicht beschifft werden könne. Was so das graue Altertum geahnt, das hat Kolumbus 1492 verwirklicht. Die uralte Ansicht, daß die Erde eine Scheibe sei, ringsum von Wasser umgeben, ist durch Kolumbus' Fahrt quer über den Ozean zuschanden gemacht. Dieser außergewöhnliche Mann stammte aus Genua. Ge- boren mit einem unwiderstehlichen Drange in die hohe See hinauszufahren, saß er als Kind schauend und sinnend stunden- lang am Ufer des Meeres und ging schon mit seinem vierzehnten Jahre zu Schiffe. Aber 18 Jahre hatte er als Mann warten müssen, ehe ihm die Mittel wurden seine großartigen Pläne zur Ausführung zu bringen. Er wandte sich an seine Vaterstadt Genua, er wandte sich an das ebensoreiche Venedig; aber beide Kaufmannsstädte verstanden ihn nicht und ließen ihn im Stich. Als Plänemacher abgewiesen, ging er nach Portugal. Hier wußte

8. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 370

1914 - Nürnberg : Korn
370 er vergeblich gejagt hatte, zog er wieder ab. Sobald er aus dem Gesichtskreise verschwunden war, fielen die Enten wieder ein, schwammen auseinander und suchten wieder nach ihrer Nahrung» Bald darauf zeigte sich der geschickte und für die Enten sehr gefährliche Wanderfalke, welcher sehr ungern auf einen sitzenden Vogel stößt, einen fliegenden aber mit großer Leichtigkeit sängt. Die Enten, ihn erblickend, flogen nicht auf, sondern tauchten fortwährend um sich den Fängen des Räubers zu entziehen, was ihnen auch vollständig gelang. Der Falke flog dicht über ihnen weg ohne auf eine zu stoßen; denn er hatte offenbar die Absicht sie zum Auffliegen zu bewegen. Nach langer Bemühung gab auch er seine Jagd auf und flog davon. Noch an demselben Tage erschien nun aber der Taubenhabicht, der furchtbarste Feind dieser Vögel, da er die sitzenden ebenso geschickt zu fangen weiß als die fliegenden. Der Beobachter sah mit großer Spannung dem Ausgange entgegen; ihm schien eine der Enten ohne Gnade verloren. Doch der Instinkt der Tiere half hier abermals aus der Not. Sie zogen sich, sobald sie den Habicht erblickten, ganz eng zusammen und warfen mit den Flügeln ohne Unterlaß Wasser in die Höhe. Dieses zerteilte sich durch die Gewalt des Flügelschlages in viele Tropfen und bildete einen dichten, un- durchsichtigen Staubregen. Der Habicht ließ sich zwar dadurch nicht abschrecken; er strich mitten hindurch und ganz niedrig über dem Wasserspiegel sich haltend. Allein, da er keine Ente ins Auge fassen konnte, so konnte er auch auf keine stoßen und mußte gleichfalls mit leeren Klauen abziehen. Grub-. 290. Züge aus dem Leben der beiden Könige Ludwig I. und Max Li. 1. Ein vornehmer Herr flüchtete sich vor dem heftigen Regen in eine Hütte der Vorstadt Au. Schon in der Haus- flur hörte er vom obern Stock her Töne des Jammers, lautes Schluchzen. Er eilte hinauf und auf seine Frage schilderte ihm eine arme Mutter ihre elende Lage mit ihren vielen Kindern und das schreckliche Unglück, welches ihnen erst dadurch noch be- vorstehe, daß in den nächsten Tagen ihre kleine Habe gepfändet werden soll. Der Herr riet dieser unglücklichen Frau sich am anderen Tage nach dem Wittelsbacher Palast zu begeben, und versicherte, daß ihr König Ludwig aus der Not helfen werde. „Ach," erwiderte die Frau, „dieser Rat kanu mir auch nichts nützen; denn König Ludwig wird ohnedies von armen Leuten

9. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 466

1914 - Nürnberg : Korn
466 furchtbare Dampfkraft vollständig zu zähmen. Um diese nach Belieben verwenden zu können baut man mächtige Kessel, in welchen man den Dampf erzeugt; von dem Kessel leitet man den Dampf dahin, wo man ihn haben will, um Räder, Hebel u. s. w. in Bewegung zu setzen. Nach ai&cke. f 362. Die sieben Kindlein. Am frühen Morgen, als es anfing zu dämmern, erhob sich ein frommer Hausvater von dem nächtlichen Lager und dankte mit feinem Weibe Gott für den neuen Tag und die Stärkung des Schlummers. Das Morgenrot aber strahlte in das Kämmer- chen und sieben Kindlein lagen in den Betten und schliefen. Da sahen die Eltern die Kindlein nach der Reihe an und die Mutter sprach: „Es sind ihrer sieben an der Zahl! Ach, es wird uns hart fallen sie zu ernähren!" Denn es war eine Teurung im Lande. Der Vater aber sprach: „Siehe, schlum- mern nicht alle sieben in voller Gesundheit? Und fließt nicht von neuem das Morgenrot über sie her, daß sie so schön aus- sehen wie sieben blühende Röslein? Mutter, das beweiset uns ja, daß der, welcher das Morgenrot macht und den Schlaf sen» det, sie lieb hat und ihrer nicht vergessen wird." Und als sie aus dem Kämmerlein traten, da standen an der Tür vierzehn Schuhe in einer Reihe, immer kleiner, je zwei für ein jegliches Kindlein. Da sah die Mutter die Schuhe an, daß ihrer so viele waren, und seufzte. Der Vater aber sprach: „Mutter, was seufzest du? Haben sie doch alle sieben die mun- teren Füßlein von ihrem Schöpfer empfangen; wie sollten wir denn um die Hüllen uns ängstigen? Haben doch die Kindlein Vertrauen zu uns; wie sollten wir es denn nicht zu dem haben, der mehr vermag, als wir bedürfen? — Siehe, seine Sonne kommt! Wohlan, laß uns auch unseren Tageslaus wie sie mit fröhlichem Mute beginnen!" Also redeten sie und gingen voll Vertrauen auf Gott an ihr Tagewerk. Und der Herr segnete ihre Arbeit, daß sie genug hatten samt den Kindern. srummachn. 363. Das Nordlicht. Der Nordschein oder das Nordlicht ist eine Röte am Himmels die in Winternächten von Norden her leuchtet. Die Nordlichter nehmen manchmal fast den halben Himmel ein, sind von dunkler, brennender Blutfarbe wie in einer wallenden Bewegung, so daß schon manchmal Nachbarorte einander mit Feuerspritzen zu Hilfe

10. Präparationen für den Geschichts-Unterricht in der Volksschule - S. 232

1912 - Nürnberg : Korn
— 232 — Lehre. Lehrgeld konnte der Kleine freilich keines versprechen; denn seine Eltern lagen schon seit etlichen Jahren im Grabe, und der sterbende Vater, ein armer Glaser in Straubing, hatte dem weinenden Kinde nichts zurücklassen können als Tränen. Aber der junge Fraunhofer, so hieß der Knabe, war brav und lernte eifrig, und es tat ihm gar weh, daß ihn sein Lehrmeister so selten in die Feiertagsschule schickte. Drum kaufte er sich auf dem Trödelmarkt ein altes Buch um ein paar Pfennige; darüber saß und lernte er halbe Nächte und ließ sich auch nichts anfechten, wenn seine Kameraden ihn verspotteten oder sein Meister ihn hart anfuhr. Da geschah es, daß eines Tages das alte baufällige Wohnhaus des Spiegelmachers krachend zusammenstürzte; der junge Fraunhofer wurde unter den Trümmern begraben. Aber die stürzenden Balken hatten eine starke Decke gebildet über den Knaben und ihn so vor dem Tode beschützt. Wie nun die Nachbarn das Krachen der stürzenden Wände hörten und die Staubwolken aufsteigen sahen, eilten sie voll Schrecken aus den Häusern. Auch der König, der gute Vater Max, kam aus seinem Schlosse herbei, eiferte zur Rettung an und half selber mit, und nach vierstündiger, gefährlicher Arbeit gelang es endlich, den Verschütteten aus dem Trümmerhaufen hervorzuziehen. Als man ihn heraustrug, rief eine mitleidige Nachbarin: „Ach Gott, es ist noch dazu ein armer Waisenknabe!" Da sprach Vater Max: „Er ist keine Waise mehr; ich will sein Vater sein!" Schnell griff der gute König in die Tasche, reichte dem Knaben achtzehn Goldstücke und versprach auch ferner für ihn zu sorgen. Von dem reichen Geschenke zahlte Fraunhofer zuerst sein Lehrgeld. Mit dem übrigen Gelde aber kaufte er sich allerlei Werkzeug, um sich selbst sein Brot zu verdienen. Auch stand ihm ein vornehmer Herr bei, schenkte ihm Bücher und nahm ihn in sein Geschäft auf. Dort erfand Fraunhofer nach langer Mühe ein Riesenfernrohr, mit dem man die Sterne viel genauer sehen konnte als bisher. Jetzt wurde der junge tüchtige Mann weit und breit bekannt, und der König erhob ihn wegen seiner Geschicklichkeit in den Adelstand. B. Betrachtung des Bildes. Der junge Fraunhofer; seine Retter; Max I.; die Zuschauer; die Trümmer des eingestürzten Hauses.
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