291
Widerhaken versehenen Wurfspieß, dem Fische in den Leib. Ein langes
Seil, das am Wurfspieße befestigt und an der Spitze der Schaluppe um
eine Rolle gewunden ist, können die, wahrhaft jetzt nicht säumenden
Schiffer kaum so geschwind nachgehen lassen, als das Thier nun in den
Grund eilt. Ist das Seil, das indeß meist über 600 Ellen mißt, nicht
lang genug, so befestigen sie daran noch ein anderes mit einem ausge-
höhlten und wohlverstopften Kürbis, den sie in's Wasser fallen lassen, und
geben nun genau auf dessen Bewegung acht, damit sie wissen, wo das
Ende des Seiles und der Walfisch sich befinden. Noch vor Verlauf einer
Viertelstunde kommt der Fisch wieder in die Höhe, um Luft zu schöpfen,
und er wird dann weiter durch Harpunen und Spieße so lange verfolgt,
bis er sich verblutet hat. Darnach ragt er wie eine kleine Insel hoch über
die Wasserfläche, und seine Jäger suchen eben deßhalb nun zunächst seinen
Luftschlauch zu durchstechen, damit er wieder um ein Beträchtliches sinke
und sie ihn bequemer besteigen können. Zu diesem Behufe werden Taue
um den Schweif geschlagen und es spannen alle Schaluppen sich vor, um
das Thier an die Seite des Hauptschiffes zu ziehen. Hier beginnt zuerst
die Zertheilung. Matrosen, die den Fisch besteigen, hauen mittelst eigens
dazu gefertigter scharfer Metzgerbeile vor Allem den Speck und die Oberkiefer
oder Barten ab, auch wohl noch den Unterkiefer, aus denen gewöhnlich
von selbst ein ganzes Faß des feinsten Thranes rinnt, der auch viel
theurer bezahlt wird als der, welcher erst durch Aussieben des Speckes ge-
wonnen wird.
Ist der Fisch genug zerhauen, so wird das Uebrige, der Rest, in
Stücken auf's Schiff gezogen. Ein Fisch ist genug Ladung für das ganze
Schiff. Sofort geht es daher nach einer der Küsten Spitzbergens, Grön-
lands, Islands oder Norwegens. Hier find Siedereien, wo man den
Speck sogleich ausläßt, den Thran in Fässer füllt und sogleich durch parat
liegende blose Transportschiffe, sammt den ungeheueren Gräten, Rippen
und Kiefern, die zu allerhand Geräthschaften verarbeitet werden, nach
Hause schickt. Der Jäger, so heißt das zum Fange bestimmte Schiff,
zieht, ist Alles gut gegangen und noch Zeit genug übrig, abermals zum
Kampfe aus und treibt sein großartiges, aber gefahrvolles Geschäft fort,
bis Kälte eintritt, das Eis mehr herunter in's Nordmeer dringt und er
nun ebenfalls, meist zuletzt noch mit einer Menge von Seehunden und»
Stockfischen beladen, den Weg nach der Heimath antreten muß, um
dort bis zum nächsten Frühjahrp voller Ruhe zu pflegen, sowie seinem
Herrn Rechnung von dem oft unglaublichen Gewinne abzulegen, den
er durch seinen kühnen Zug mqchre. Die kleineren Fische, gewöhnlich
aus der Stockfischgattung, sind gleich nach dem Fange ordnungsmäßig
entweder eingesalzen oder getrocknet und in Fässer oder Kisten gepackt
worden.
Mehr als sie aber wird von den Ausrüstern eines Walfischjägers ge-
schätzt, wenn letzterer das Glück hatte, und das fehlt selten, nebenbei auch
den einen oder anderen Potfisch zu sangen. Dieser Fisch, obschon bei-
läufig 40 Fuß lang, hat doch im Ganzen wenig Speck, aber in seinem
großen Hirnkasten, der fast die Hälfte des ganzen Körpers einnimmt, das
Walrath, ein helles öliges Mark, dessen aus einem einzigen Kopfe oft
mehr als zwanzig Tonnen gewonnen werden, und das präparirt, viel von
den Apothekern als erweichendes Mittel zu Salben und Pflastern, auch bef
Brustkrankhciten, Durchfall und Ruhr, sowie zur Verbesserung des Brenn-
stoffes der Wachskerzen gebraucht wird. Auch der noch kleinere Cachelot
macht viele Freude wegen des Ambra, der von ihm gewonnen swird, über
dessen Ursprung man aber bis jetzt noch nicht im Reinen ist. Gewöhnlich
19 *
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
332
schen sanft. Da aber die Pflanzenkost auch ihre Nachtheile hat, be-
sonders Blähungen und Säure bereitet, so ist es wohl am zweckmäßig-
sten, wie dieses auch wirklich überall geschieht, unsere Mahlzeiten aus
dem Thier- und Pflanzenreich zugleich zu holen, jedoch in der Weise,
daß wir mehr Pflanzenkost als Fleischspeisen genießen. Milch, Butter,
Eier, Brod, Kartoffeln, Obst und Gemüse sind für Kinder und Er-
wachsene gesunde Nahrungsmittel. Frisches, warmes, teigartiges und
zähes Brod, fette Kuchen, seifichte, schlecht gekochte Kartoffeln sind
jedem Magen ungesund.
Unter den Getränken ist unstreitig das Wasser das natür-
lichste und gesündeste. Es verdünnt das Blut, stärkt und belebt
Nerven, Muskeln und Magen, reinigt und bewahrt vor Fäulniß und
Unverdaulichkeit. Alle übrigen Getränke sind dem Menschen über-
haupt unv dem Kinde insbesondere weniger zuträglich, oft sogar schäd-
lich. Branntwein ist ein wahres Gift. Er stumpft die Nerven
ab, macht den Menschen dumm und roh, verursacht Zittern der Glie-
der, Auszehrung, Wassersucht und meistens einen frühzeitigen Tod.
Die unglückliche Familie eines Branntweintrinkers ist sehr zu bekla-
gen. Armuth und häuslicher Unfriede ist meistens ihr trauriges Loos.
Merkwürdig sind die Worte eines Abgeordneten der Indianer an den
Präsidenten des nordamerikanischen Freistaates: „Wir bitten dich um
Pflüge und andere Werkzeuge und um einen Schmied, der sie aus-
bessern könne. Aber, Vater, Alles, was wir vornehmen, wird ohne
Nutzen sein, wenn du nicht verordnest, daß kein Mensch Branntwein
oder andere feurige Getränke dem Indianer reiche. Vater, der Ver-
kauf dieses Giftes ist in unseren Feldern verboten worden, aber nicht
in den Städten, wo manche unserer Jäger dafür nicht nur Pelzwerk,
sondern selbst ihre Schießgewehre und Kleider hingeben und nackt zu
ihren Familien zurückkehren. Es fehlt, Vater, deinen Kindern nicht
an Fleiß, allein vie Einfuhr dieses verderblichen Wassers macht, daß
sie arm sind. Wir haben auch nicht die Herrschaft über uns, die ihr
habt. Als unsere weißen Brüder zuerst in unser Land kamen, waren
unsere Vorfahren zahlreich und glücklich; allein seit dem Verkehr mit
dem weißen Volke und seit der Einfuhr jenes Giftes sind wir weniger
zahlreich und unglücklich geworden." Ueber das Branntweintrinken
und überhaupt über alles zu viel Trinken steht auf S. 45 ein sehr
ernstes und beherzigungswerthcs Wort.
M ä ß i g k e i t i m E sse n u n d T r i n ke n ist eine Hauptbedingung
der Gesundheit. Je mäßiger der Mensch, desto gesünder ist er, desto
älter wird er. — Ein König von Persien schickte dem Mahomed einen
gelehrten und erfahrenen Arzt, weil damals in Arabien ein geschickter
Arzt eine ungewöhnliche Erscheinung war. Als der Arzt sich etliche
Jahre da aufgehalten hatte, ging er eines Tages zu Mahomed, seinem
Herrn, und beschwerte sich, er sei noch zu keinem Kranken gerufen
worden, um Proben seiner Kunst abzulegen. Mahomed antwortete
ihm: „Die Leute in diesem Lande leben so, daß sie niemals essen, als
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder]]
496
grau gewordener, bewährter Mann. — Veriren, necken, beunruhigen, quä-
len, anfuhren. — Vicariren, eines Andern Stelle vertreten. — Vicariai,
Stellvertretung. — Victualien, Lebensmittel, Eßwaarcn. — Vidimiren,
beglaubigen, gerichtlich bestätigen, daß eine Abschrift mit der Urschrift
(Original) gleichlautend fei. — Vignette, w. (Winjette) Verzierungsbild-
chen, Druckverzierung, kleines Kupfer zwischen dem Drucke oder zu Anfang
oder Ende desselben. — Violine, w. Geige. — Virtuos oder Virtuose, m.
ausgezeichneter Künstler. — Visiren, beschauen, zielen, auf's Korn nehmen.
— Visitiren, besichtigen, durchsuchen; daher Visitation, Visitator.— Visite,
w. (Wisitte) Besuch, Aufwartung. — Vivat! er oder es lebe! — Vul-
can, m. ein feuerspeiender Berg.
W.
Wattiren, walten, mit gesteifter Baumwolle u. s. w. unterlegen. —
Wrack, s. Trümmer eines gescheiterten Schiffes.
B.
Isop, m. eine Gewürzpflanze.
3.
Zcnith, m. Scheitelpunkt am Himmel (entgegengesetzt Nadir, Fuß-
punkt.) — Zone, w. Gürtel, Erdgürtel, Erdstrich.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
Extrahierte Personennamen: W.
Wattiren B.
Isop Zcnith
48
Mit Milch sängst du dein Leben an,
Mit Wein kannst du es wohl beschließen;
Doch fängst du mit dem Ende an,
So wird das Ende dich verdrießen.
Die Luft, Mensch, ist dein Element,
Du lebest nicht von ihr getrennt;
Drum täglich in das Freie geh’,
Und besser noch auf Berges Höh’!
Das zweite ist das Wasserreich,
Es reinigt dich und stärkt zugleich;
Drum wasche täglich deinen Leib
Und bade oft zum Zeitvertreib!
Dein Tisch sei stets einfacher Art,
Sei Kraft mit Wohlgeschmack gepaart;
Mischst du zusammen vielerlei,
So wird’s für dich ein Hexenbrei.
iss massig stets und ohne Hast,
Dass du nie fühlst des Magens Last;
Geniess es auch mit frohem Muth,
So g'bt’s dir ein gesundes Blut.
Fleisch nähret, stärket und macht warm,
Die Pflanzenkost erschlafft den Darm;
Sie kühlet und eröffnet gut
Und macht dabei ein leichtes Blut.
Das Obst ist wahre Gottesgab’,
Es labt, erfrischt und kühlet ab;
Doch über Allem steht das Brod,
Zu jeder Nahrung thut es Noth.
Das Fett verschleimt, verdaut sich schwer
Salz macht scharf Blut und reizet sehr;
Gewürze ganz dem Feuer gleicht,
Es wärmet, aber zündet leicht.
Willst du gedeihlich Fisch gemessen,
Musst du ihn stets mit Wein begiessen.
Den Käs iss nie zum Uebermaß;
Mit Brod zu Nachtisch taucht er was.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
108
Gerade dort, wo sie den edelsten Kaffee haben und
in der grössten Menge selber anbauen, trinken die
meisten Leute den schlechtesten Kaffee in der gan-
zen Lkelt, ein gar dünnes Getränk, das nicht von
Kaffeebohnen, sondern von den Schalen, in denen
die Bohnen stecken, bereitet wird. So gemessen die,
welche jene Naturgabe am leichtesten haben könn-
ten, sie am wenigsten', vielleicht aus demselben
Grunde, aus welchem unsere armen Bergleute, die
das schönste Silber herausgraben, oft kaum Kupfer-
geld im Hause haben', vielleicht aber auch deswe-
gen, weil die, die den Kaffee so nahe haben, ihn
am wenigsten achten. Wohl wäre es zu wünschen,
dass er auch in unserm Vaterlande weniger geachtet
und geliebt würde -, denn er ist nicht so gesund und
gibt nicht so viele Kräfte, als die Suppen, die unsere
Vorfahren statt seiner genossen.
10. Die Obstbaumzucht.
Der Nutzen, den die Obstbaumzucht dem Landwirthe gewährt,
ist bedeutend. Er erhält am Obste für seine Haushaltung eine ge-
sunde und angenehme Speise. Er kann es frisch oder getrocknet
verkaufen, und daraus in manchen Jahren mehr als aus dem Ge-
treide lösen. Welchen Ersatz hat schon oft das wohlgerathene Obst
beim Mißwachse der Feldfrüchte geliefert! Sollte also diesen Segen
des Himmels, welcher sich durch gehörige Behandlung und Pflege
der Bäume leicht erwerben läßt, der auf sein eigenes Wohl bedachte
Landmann verschmähen? Gewiß nicht, er darf es nur ernstlich
wollen, Hand an das Werk legen, und es wird gelingen.
Die Samenschule. Zur Aussaat eignen sich die Kerne der
feinen Obstarten nicht; die daraus gezogenen Pflanzen treiben zwar
schnell, setzen àr nur schwammiges Holz an, welches von strenger
Kälte leicht angegriffen wird und das Kränkeln und Absterben des
Baumes zur Folge hat. Daher sammle man Kerne von wilden
Aepfeln, Birnen und Kirschen; denn nur aus solchen erwächst ein
dauerhafter gesunder Stamm, der, nachdem er veredelt worden,
reichliche Früchte trägt. Doch auch hier verfährt man mit Umsicht,
und nimmt lieber die Kerne des süßen, als des sauren Holzapfels,
desgleichen die der bessern Holzbirnen.
Aus den Zwetschen, gelben Pflaumen und Vogelkirschen ent-
stehen ebenfalls kräftige Wildlinge. — Zur Aufnahme des Samens
richtet man einige Beete in gutem ungedüngtem Boden an einer freien
Stelle des Gartens zu, zieht einen Zoll tiefe und einen Fuß abstehende
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
262
Rübsamen oder Kohl genannt, in ausgedehntem Anbau vor. Seine
herrlieh gelbe Blüthe gibt dem Felde im Frühlinge Schmuck und
Wohlgeruch und den Bienen reichlichen Honigsast. Der Winterreps
ist für die Oekonomie am einträglichsten, daher am häufigsten; seine
Körner sind dicker und reicher an Oel, als die des Sommerkohls, der
auch den kräftigen Wuchs des ersteren nicht erreicht. Das Rüböl
ist zum Brennen am gebräuchlichsten; es wird zur Bereitung der
Seife und in grosser Menge in Fabriken benutzt, daher es als Han-
delswaare von grosser Bedeutung ist. Es besitzt den Vorzug, bei
viel niedriger Temperatur flüssig zu bleiben, als die meisten andern
Oele. Welcher Veränderung die Pflanzen durch Anbau fähig sind,
zeigt sich an mehreren dieser Familie. Die Blätter des Kop fkohl s,
woraus das Sauerkraut bereitet wird, Schliessen sich zu Häuptern
von oft erstaunlicher Grösse', dabei werden die Blätter durch den
Druck bleich und so der ursprünglichen natürlichen Farbe untreu.
Die vielen Spielarten, wie der braune Blattkohl, der Rosenkohl, das
Rothkraut, der Zuckerhut, Wirsing und Blumenkohl, sollen von ein
und derselben Pflanze abstammen, die in manchen Ländern noch
jetzt wild wächst. Der Anbau der Kohlpflanzen fand schon sehr
frühe bei den Griechen und Römern Statt, auch die alten Deutschen
liebten sie als Speise, daher die Verschiedenheit so gross geworden
ist. Hier sind die weisse Rübe und Kohlrabi (Kohlrübe) anzuführen,
deren Wurzeln im Haushalte, sowie als Nahrung für das Vieh von
Belang sind. Dessgleichen geschehe Erwähnung des Rettigs, Radies-
chens, Senfes, sowie des Meerrettigs, der so manche unfreiwillige
Thräne entlockt.
Unter den wildwachsenden Schotengewächsen sind auf Aeckern
hier freilich Unkräuter, das Hirtentäscheln, Hungerblümchen, der
wilde Rettig und die Arten des Hederichs sehr gemein. Das Wiesen-
schaumkraut ist eine der ersten Frühlingsblumen, welche das Wiesen-
grün unterbricht und später in Menge an Gräben und Bächen blüht.
Auch die Brunnenkresse liebt die Nähe des Wassers und wächst an
Quellen und Bachufern, wo sie aufgesucht wird; denn ihre Blätter
werden als Salat gegessen. Dieser ist ein Mittel gegen Scorbut oder
Scharbock Als solches ist auch das Löffelkraut und Sauerkraut be-
kannt. Doch seitdem man die Heilkräfte des Citronensaftes in dieser
Krankheit erkannt hat, wird letzteres von vielen Schiffen nicht mehr
in so grossen Quantitäten auf Seereisen mitgenommen, wie früher.
8. Schmetterlingsblumen (Hülsenfrüchte).
Es gehört wenig Phantasie dazu, die Blüthen der Hülsenfrüchte
einem Schmetterlinge mit ausgebreiteten Flügeln ähnlich zu finden.
Man betrachte die Erbsenblüthe etwas genauer, stelle den Vergleich
an, und sie wird so ziemlich die Probe bestehen. Ein anderes Merk-
mal dieser Pstanzenfamilie ist die Frucht, eine Hülse ohne innere
Scheidewand. Durch den Mangel der letztern unterscheiden sich die
Hülsen von den Schoten, die durch eine solche in zwei Theile getrennt
sind. Nach dem Getreide und den Kartoffeln find die Hülsenfrüchte
wohl die wichtigsten der eßbaren Pflanzen, daher ist deren Verbrei-
tung allgemein, und viele, die sich nicht zur menschlichen Nahrung
Verwenden lassen, werden immer noch mit Vortheil als Futter der
Hausthiere gebraucht.
106
ihrem Abwelken, sondern sie verbirgt die unreifen Körner in einer weißen,
zarten Kapsel unter dem Boden, wo sie den ganzen Winter über ruhen.
Im Frühjahre kommen ihre dunkelgrünen Blätter noch vor dem Grase
aus dem Boden, und wenn man sie stehen läßt, so entfalten sie sich und
die Samenkapsel wird ziemlich groß, enthält viele Körner, welche, wenn
sie reif werden, braungelb aussehen. Diese Pflanze ist erstens ein Wiesen-
unkraut, denn sie versperrt dem Grase oder andern Futterpflanzen den Platz
und nimmt ihnen die Nahrung weg. Sie ist ferner für das Vieh nicht
gesund, und so lange sie grün ist, wird sie von dem Vieh nicht angerührt;
mit dem Heu getrocknet verliert sic ihre Schärfe und wird von dem Vieh,
wiewohl nicht gerne, doch ohne Schaden gefressen. Die Herbstzeitlose ist
aber zweitens eine Giftpflanze. Ich weiß ein Beispiel, daß zwei Kälber,
welche sie grün im Frühjahre abweideten, daran zu Grunde gingen. Ja
es ist schon mehrmals der Fall gewesen, daß Kinder zuerst mit der Samen-
kapsel spielten, dann die Körner verschluckten und daran sterben mußten.
Dieses Kraut ist schwer zu vertilgen; denn es hat ziemlich tief im Boden
seine Zwiebel, aus welcher die Blätter herauskommen, und diese Zwiebel
ist schwer aus dem Boden zu bringen, wenn man nicht eigens dazu gerich-
tetes Stcchwcrkzeug hat. Wenn man aber die Blätter im Frühjahre, wenn
sie schon ziemlich aus dem Boden find, wegschneidet und zwar möglich
weit unten, und dies im nächsten Frühjahre wiederholt, so bleibt die
Pflanze aus, weil die Zwiebel im Boden verfault. Wäre dies nicht ein
nützliches Geschäft für die Knaben? So viel Herbzeitlosen blieben immer
noch übrig, als der Apotheker zu der Bereitung einer Arznei gebraucht,
welche besonders in Gichtanfällen angewandt wird.
8. Dev Weinstock.
Was die Rose unter den Blumen ist, das ist die Weintraube
unter den Früchten. Lieblich ist schon der Geruch der zarten Blüthe
des Weinstockes; aber noch herrlicher ist der Geschmack der gereiften
Beere. Der Weinstock gehört unter die klimmenden und mit Ranken
zum Festhalten versehenen Sträucher, und ist ohne Zweifel, wie wir
aus der Bibel wissen, im milderen Asten ursprünglich einheimisch.
Nach Deutschland kam er wahrscheinlich durch die Römer. Man
lernte schon sehr frühzeitig die Kunst, aus dem Safte seiner Beeren
durch Gährung ein erquickendes und stärkendes, aber zugleich auch
berauschendes Getränke zu bereiten. Die Weinbeere besteht nämlich
aus zarten Schläuchen, deren einige einen wässerigen Sauerstoss
(Säure), andere Zuckerstoff enthalten ; nebstdem ist auch Schleim
damit vermischt. Die Gährung der vorher zerquetschten Beeren,
wodurch die Schläuche zersprengt werden, besteht in der Wirkung
des Sauerstoffs auf den Zuckerstoff, wodurch Luftsäure (Kohlen-
säure) entbunden und Weingeist erzeugt wird. Dadurch geschieht
die Verwandlung des Mostes in Wein. Hat in schlechten Zähren
der zuckerhaltige Theil der Traube stch nicht gehörig ausbilden
können, so gibt es einen schlechten Wein, der aber um Vieles besser
wird, wenn man dem gährenden Most Zucker zusetzt.
Durch die Kultur, die Verschiedenheit des Bodens und des
Klima's sind nach und nach eine große Menge von Abarten und
Spielarten der Weintrauben entstanden, so daß man bereits gegen
107
1400 Sorten zählt, und eben deswegen gibt es auch eine so große
Menge von Weinarten, die sich durch Güte und Geschmack, wie
auch durch Farbe und andere Eigenschaften sehr von einander unter-
scheiden. Unter den deutschen Weinen wird der Rheinwein für den
besten gehalten. Die besten Traubensorten zum Essen sind: der
Muskateller, wovon es eine weiße und eine rothe Spielart gibt,
der Gutedel, ebenfalls weiß oder roth, und die Zibentraube, mit
ovalen gelblichen Beeren, wovon in den wärmeren Ländern die
großen Rosinen oder Zibeben kommen. Die besten Weine geben:
der Riesling, welcher weiße (grüne) Beeren hat, und besonders
häufig am Rhein gebaut wird, wovon die Rheinweine so vorzüglich
sind; der Klüvn-er, welcher kleine, dunkelblaue oder graue Beeren
hat; der Sylvaner (Salviner) oder Oestreicher mit einer weißen
oder einer blauen Spielart; der Traminer, roth; der Strohwein
oder Sekt entsteht aus den Trauben, die man im Herbste noch auf
dem Stroh trocknet, wodurch sie einen großen Theil des Wässerigen
verlieren und also an Süße zunehmen.
Wohl ist der Wein ein herrliches, den Müden und Kranken
erquickendes, den Niedergeschlagenen erfreuendes Getränke, das
der, der es haben kann, täglich genießen mag, aber immer so, daß
wirklich nur das Herz erfreut wird und nicht der Bauch dabei in
seine tolle Luftigkeit geräth, wobei er mit dem Verstände und dem
Herzen durchgeht, und beide zu Sachen hinreißt, die nicht gut und
nicht recht sind.
9. Der Haifeebaimi.
Seine Bhitler sehen fast wie Pommeranzenblät-
ter aus; nur sind sie viel länger; die Blüthen sind
weiss; die Frucht ist eine kleine Hirsche, welche
anfangs grün, später roth, zuletzt bei völliger Heise
schwarz ist. Sie enthält unter dem dünnen, widrig-
süsslichen, ungeniessbaren Fleische zwei harte Sa-
menkerne, die bekannten Kaffeebohnen, welche mit
den flachen Seiten an einander liegen. Der Kaffeebaum
blüht jährlich zweimal und man findet fast immer
Blüthen, unreife und reife Früchte an demselben.
Ursprünglich wächst dieser Baum in Arabien,
wo er in vielen Gegenden eben so häufig angepflanzt
ist, als bei uns der Zwetschenbaum. Und gewiss
ist die dortige die edelste und beste Kaffeesorte in
der ganzen luteit. Ufenn man aber meint, dass
nun auch in jenen Gegenden immer und überall der
beste Kuffee getrunken werde, so irrt man sich sehr.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
Tiberius und Kajus Gracchus.
273
besiegen, indem sie dieselben cm Entsagung, Gehorsam, Ausdauer und
Aufopferung übertrafen, diese Kriege waren demnach eine wahre Schule
römischer Tugenden. Die Siege wurden theuer erkauft, die Kriegsbeute
war selten beträchtlich, weil das Land in dem hartnäckigen Kampfe viel-
mal verwüstet wurde, die meisten Städte aber, wenn sie alle Wider-
standsmittel erschöpft hatten, durch Vertrag übergingen und nicht ausge-
raubt werden durften. Der Friede selbst ließ den Unterworfenen noch
manche Ehre; die meisten erhielten italisches, latinisches oder Muni-
cipal-Recht, bekamen keine gebietenden Statthalter, und dienten im
Felde in eigenen Legionen. Anders gestaltete sich dies in den großen aus-
wärtigen Kriegen. Die Römer bekamen es in Großgriechenland, noch
mehr im eigentlichen Griechenland und Asien, zum Theil auch in Afrika
mit ausgearteten, luxuriösen Völkern zu thun, die sie leicht niederwarfen,
bei denen sie nun aber vieles lernten, wovon sie früher gar nichts
wußten. So war der Wein ein Genuß, der dem Plebejer nicht oft
zu theil wurde (erschlug doch ein Senator sein Weib, weil es in seiner
Abwesenheit hinter den Wein gerathen war), in Griechenland und Asien
aber gab es für die Soldaten eine Uebersülle der köstlichsten Weine, und
sie lernten dieselben trinken und schätzen. Die plebejische Speise war ein
Mehlbrei (pul8, daher die italienische Polenta) und der Besieger der
Samniter und des Pyrrhus, Kurius Dentatus, wurde von einer Ge-
sandtschaft getroffen, als er mit eigener Hand Rüben für seine Küche
reinigte; im Auslande aber erfuhren die Römer die Wunder der Kochkunst
und ein sicilisches, griechisches oder gar asiatisches Mahl schmeckte anders
als der nationale Mehlbrei! Die Völker Italiens lebten keusch, bei den
Griechen und Asiaten war Ausschweifung jeder Art im Schwünge und
entehrte nicht. Der Römer badete viel, wie alle kräftigen Völker des
Alterthums zu thun gewohnt waren, wollüstige Bäder mit ihren raffi-
nierten Reizen sah und benutzte er zuerst im Morgenlande. Und mußte
nicht auch die römische Religiosität einen Stoß erleiden, als sie in ihrer
Einfalt mit dem frivolen, geistreichen Unglauben der hochgebildeten Grie-
chen zusammentraf? Sonst baute der Plebejer sein kleines Gut mit eigener
Hand, der Patricier aber belehnte seinen Klienten; die Sklaven waren
nicht zahlreich, nun aber waren deren eine Menge durch den griechischen
und asiatischen Feldzug in die Hände der Römer gekommen, und zum
Theil waren dies Köche, Schreiber, Toilettenkünstler, in der Bereitung
der verschiedensten Genüsie ausgelernte Wichte, deren Künste von den
vornehmen Römern nicht brach gelaffen werden konnten. Wie einfach
war sonst die römische Wohnung! An der vorderen Seite des Hauses
befand sich eine Art Vorhaus (vestibulum) ; aus diesem trat man in
den Hauptraum, einen Sal (atrium, penetralia), den Versammlungs-
ort der Familie, dessen Mittelpunkt der heilige Herd einnahm, wo die
Dumüller, Gesch. d. Alterth. 18
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T146: [Rom Römer Stadt Krieg Gallier Rmer Italien Heer Jahr Schlacht], T162: [Jahr Rom Senat Plebejer Volk Gracchus Cicero Gesetz Konsul Marius], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
Extrahierte Personennamen: Tiberius Kajus_Gracchus Alterth
Extrahierte Ortsnamen: Großgriechenland Griechenland Asien Afrika Griechenland Asien Italiens Morgenlande
Die Bürger.
201
Die Bürger.
Für die Städte hatten die Kreuzzüge unendlich wichtige Folgen; sie
brachten das Morgenland und Abendland nicht etwa bloß in feindselige
Berührung, sondern auch zugleich in den lebendigsten Handelsverkehr,
der jedesmal wieder angeknüpft wurde, sobald Waffenstillstand eintrat;
ohnehin waren die verschiedenen mohammedanischen Reiche im Morgen-
lande selten gleichzeitig mit den Christen im Kriege. Die italienischen
Seestädte hatten davon den größten Gewinn, namentlich Venedig, Ge-
nua und Pisa, denn diese kauften unmittelbar in der Levante ein und
versorgten ganz Europa mit den Erzeugnissen des Morgenlandes. Das
waren einmal die verschiedenen Gewürze, unter welchen Pfeffer und
Safran die Hauptrolle spielten, sodann Arzneien, Zucker, Gold, Silber,
Perlen und Edelsteine. Das Morgenland lieferte aber auch Kunstpro-
dukte und zwar die gleichen, durch welche sich Asien noch jetzt auszeich-
net: Waffen, als Schwerter, Dolche und Panzer; Geschmeide und
Schmuck jeder Art, Teppiche, Baumwollentücher mit trefflicher Färbung,
Seide, feines, schönfarbiges Leder, wie Saffian und Korduan u. s. w.
Die Europäer gaben dagegen kostbare Pelzwerke, Glas, in dessen Ver-
fertigung sich Venedig auszeichnete, verschiedene Metallarbeiten und vor
allem Leinwand. Mit den Italienern verkehrten zunächst die süddeutschen
Städte Augsburg, Ulm, Lindau, Konstanz, Regensburg, Wien u. s. w.
und versorgten die norddeutschen, welche in England, Polen, Rußland
und den skandinavischen Reichen den Absatz ihrer Maaren bewerkstellig-
ten. Da dieser Handel ausschließlich in den Händen der Städte war
und sie von keiner Seite her eine Konkurrenz hatten, so mußte er sehr ein-
träglich sein. Zu diesem Zwecke bildeten die Kaufleute, die Großhändler,
geschlossene Verbindungen, welche im allgemeinen Hansen genannt wur-
den; dieser Name verblieb dem Bunde der norddeutschen Handelsstädte.
Aller Gewerbfleiß hatte sich in die Städte eingebürgert, welche in ihrer
Umgebung, auf dem Lande, den sichersten Markt fanden, während die
Kaufleute das Geschäft des Verkaufs in die Ferne besorgten; so kamen
z. B. aus England Wolle und Felle in norddeutsche Hansestädte und
kehrten als Tuch und Leder wieder dorthin zurück. Auch die Handwerker
thaten sich zusammen in Genossenschaften, in Zünfte, Innungen und Gil-
den, und ordneten und regelten sie durch Gesetze, die streng beobachtet
werden mußten. Je mehr die Handwerker an Zahl und Wohlstand
Zunahmen, um so weniger duldeten sie in die Länge die Herrschaft der
Aristokratie, welche von den ritterbürtigen Bürgern ausgeübt wurde,
und später finden wir fast überall die Handwerker im Aufstande gegen
die aristokratischen Magistrate, in Italien noch früher als in Deutsch-
land. Doch gelang es in Venedig, daß sich eine Oligarchie von 300
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Saffian
Extrahierte Ortsnamen: Venedig Europa Ulm Konstanz Regensburg Wien England Polen England Italien Venedig