Die Ostseite ist schmal, von dürftiger Strombildung (der
Aufidus, j. Ofanto, der bedeutendste Fluß), dazu ziemlich gerad-
linig abgeschnitten, ohne Küstenentwicklung; die östliche Küste des
nördlichen Italiens bildet eine Reihe von Sümpfen und Lagunen.
Die Westseite dagegen ist reicher und mannichfaltiger aus-
gestattet. Sie bat mehr Küstenentwicklung, ist von Inseln um-
geben und bildet ein breiteres Gebiet, das durch größere Ströme
(Arnus, Tiber, Vulturnus) und durch frühere vulkanische Thätig-
keit zu der mannichfacksten Thal- und Hügelbildung entwickelt
ist. Die Westseite war daher zu größerer historischer Be-
deutung bestimmt als die Ostseite, die auch das adriatische Meer
ohne nahe Inseln und die gegenüber liegenden unfruchtbaren
Küftenlandschasten «licht zur Thätigkeit und zum Verkehr anregten.
Die westlichen Laudschastell Etrurien, Latillni und Campanien
waren zu einer Rolle berufen, welche die Natur Apulien und
Messapien versagt hat. Italien war auf den Westen hingewiesen
wie Griechenland auf kn Osten.
Italien hat stark ausgeprägte Natur grenzen; die eigentliche
Halbinsel ist auf drei Seiten vom Meere umgeben; um das nörd-
liche Italien legt sich im Halbkreise eine ungeheure Scheidewand,
die Alpen. Die Westalpen, am ligustischen Meerbusen aufsteigend,
nach Westen gegen das Thal der Rhone (Rhvdanus), nach Osten
gegeli die Poebene abfallend, trennen es von Gallien. Mit dem
Mont blaue begimit der höchste und mächtigste Theil der Alpen,
die Centralalpen, die Italien gegen Helvetien und Germanien
abschließen; die dritte und östliche Abtheilnng, mit dem Groß-
glockner beginnend, ist niedriger, legt sich aber breiter durchs
Land und zieht sich bis znm adriatischen Meere.
Italien hat uatrlrgenläß vier Theile: 1) Oberitalien; L)
Mittelitatiell,. den eigentlichen Stanrm der Halbinsel; 3) Unter-
italieu, aus dell beiden Halbinseln bestehend und 4) die. Inseln.
1) O b e r i t a l i e n oder der evntineutacke Theil Italiens von
den Alpen bis zum Macra und Rubieon reichend; dazu gehört
vor Allem die lombardische Tiefebene, von dem Po (Padus) der
ganzen Länge nach durchzogen, in Dreiecksgestalt zwischen den
Alpen und den Apenninen sich ausdehnend; eine Linie zwischen
Parma, Mutina, Bononia und Arüninum bezeichnet die südliche
Grenze. Oberitalien umfaßt : a. Gailia cisalpiua, togata (im
Gegensatz zu Gailia braccata), durch den Po in Gailia trau>.-
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T149: [Stadt Rom Meer Tiber Italien Land Ort Arno Fluß See]]
22
Erste Periode der neueren Geschichte.
Die Herzogin
von Etompes
und Karl.
Unglücklicher
Feldzugkarls
gegen die
Seeräuber
1541.
Vierter Krieg
zwischen
Franz u.karl
1542-1544.
den Schmeicheleien des Hofes nicht bethören und entgegnete einmal:
„Das große Lob, das man uns spendet, ist uns darum lieb, weil es
uns daran erinnert, wie wir beschaffen sein sollen." Franz scheint so-
gar versucht zu haben, Karls Vertrauen zu mißbrauchen. Er stellte ihm
eines Tages die Herzogin von Etampes mit den Worten vor: „Diese
schöne Dame gibt niir den Rath, Sie nicht abreisen zu lassen, bevor
Sie nicht den Vertrag von Madrid widerrufen haben." Allein der
Kaiser faßte sich rasch und erwiederte: „Befolgen Sie den Rath, Sire,
wenn er gut ist!" Am folgenden Tage ließ Karl, wie von ungefähr,
einen kostbaren Ring vor der Herzogin fallen. Als diese ihn aushob
und zurückgeben wollte, bat er sie denselben zu behalten. Hierdurch
wurden die Dame und der König bewogen, bei ihrer Politik der Artig-
keit zu beharren, welche sich freilich als nutzlos erwies.
Im Jahre 1541 unternahm Karl einen zweiten Zug gegen die
Seeräuber an der Nordküste Afrikas; vergeblich hatten ihn seekundige
Männer wegen der vorgerückten Jahreszeit davor gewarnt. Am zweiten
Tage nach der Landung erhob sich ein furchtbarer Sturm, begleitet von
Erdbeben und Regengüssen; die Zelte wurden fortgeschwemmt, die
Schießgewehre versagten den Dienst, 130 Schiffe scheiterten. Als sein
Heer von den Feinden überfallen wurde und hungrig und obdachlos
den Rückzug nach der Küste einschlug, theilte der Kaiser alle Beschwer-
den in heldenmüthiger Ausdauer, richtete die Muthlosen durch sein
Beispiel auf und geleitete seine Krieger nach Carthagena.
Sein Unglück verleitete den französischen König zu einem letzten
Versuche, in Verbindung mit dem Sultan, mit Schweden und Däne-
mark den Kaiser zur Aufhebung des Madrider Vertrages zu zwingen.
Fünf Heere griffen den Kaiser an. Allein Karl rückte in die Cham-
pagne ein, drang siegreich bis in die Nähe von Paris vor, und sein
Bundesgenosse, Heinrich Viii.' von England, landete an der französi-
schen Küste. Die Einwohner von Paris flüchteten schon nach allen
Richtungen, da erbot sich Franz zum Frieden, welchen Karl selbst sehr
wünschte, um freie Hand gegen die Evangelischen in Deutschland zu
erhalten. Im Friedeusschlusse zu Crespy (1544) entsagte Karl allen
Ansprüchen auf Burgund, Franz auf die Länder des Kaisers.
Die langwierigen Kriege Karls mit Franz, mit den Türken und
mit den Seeräubern in Nordafrika waren es vorzugsweise, welche ihn
fern von Deutschland hielten und es möglich machten, daß inzwischen
die evangelische Lehre trotz aller feindseligen Neichstagsbeschlüsse festen
Grund und Boden in Deutschland fassen konnte.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier]]
Extrahierte Personennamen: Franz_u.karl Franz Franz Karls Karls Karl Karl Karl Karl Karl Karl Heinrich_Viii Heinrich Franz Franz Karl Karl Karl Karl Franz Franz Karls Franz Franz
Extrahierte Ortsnamen: Madrid Artig- Nordküste_Afrikas Carthagena Schweden Paris England Paris Deutschland Burgund Karls Nordafrika Deutschland Deutschland
Von der Begründung des päpstlichen Uebcrgewichtes ic.
141
§. 27. Frankreich und England.
Die königliche Familie der Capetinger, welche Uber Frankreich
von 987 — 1328 regierte, hatte anfangs wenig Macht und Ansehen,
da die Herzöge und Grasen des Reichs ihr bis aus den königlichen
Titel gleichstanden. Es blieb darum den ersten Capetingern nichts übrig,
als die weltlichen und geistlichen Reichsfürsten in allen Rechten und
Besitzungen zu bestätigen. Freilich wurde dadurch die Verwirrung erst
recht bedeutend. Denn die übermüthigen Grafen und Barone, welche
sich durch die Erklärung des Königs in ihren wirklichen und ange-
maßten Rechten befestigt glaubten, betrugen sich seitdem als unum-
schränkte Herrn, befehdeten einander und benutzten ihr Uebergewicht
dazu, schwächerern Gutsbesitzern ihr Eigenthum zu entziehen und sich
anzueignen. So bildete sich das Faustrecht zu einem bedenklichen
Grade aus und unterdrückte den freien Mittelstand. Die Kreuzzüge
wurden für die Macht des französischen Adels besonders verderblich;
sie hoben, wie S. 121 erwähnt ist, das königliche Ansehen und för-
derten die Entwickelung des Bürger- und Bauernstandes.
Die Capetinger hatten seit Hugo Capet (987 — 996» die Sitte
beobachtet, noch bei ihren Lebzeiten ihre Nachfolger krönen zu lassen
und sie als Mitregenten anzuerkennen. Diese Regel wurde so lange
befolgt, bis die königliche Macht des eapetingischen Hauses fest genug
gegründet schien und der Adel das Erbrecht nicht mehr bestritt. Be-
sonders hob Ludwig Vi. (1108 —-1137» durch seine Klugheit die
königliche Macht. Da die Städte durch die Vermehrung des Handels
und der Gewerbe zu größerem Wohlstände gelangt waren, suchte der
räuberische Adel sie zu drücken und anszusaugen. Die Städte er-
strebten ihrerseits selbständige Gerichtsbarkeit und freie Gemeindever-
fassungen. Ludwig gab auf den Rath Suger's, des weisen Abts von
St. Denps, nicht nur auf seinen Gütern die Leibeigenen frei, sondern
ertheilte auch den Städten seines unmittelbaren Gebietes für Geld
Freiheitsbriefe. Die Städte wählten nun ihre Räthe, einen Maire
und führten die Waffen unter eignen Anführern, um die Gewalt des
Adels abzuwehren und ihre Freiheiten zu behaupten. Auch die Großen
erkauften seitdem ihren Städten solche Rechte und Freiheiten, welche
dem Wunsche der Städte gemäß der König zu schützen bereit war.
Eine Folge dieser Gemeindeeinrichtungen war, daß Handel und Gewerbe
aufblühten, der Bürgerstand sich ausbildete und das Ansehen des
Königs wuchs, die Macht des Adels sank. Ludwig Vii. (1137—1180)
folgte seinem Vater im 18. Jahre. Er war bereits mit Eleonore, der
Die
Capetinger
vermögen den
Uebermuth
des Adels
nicht zu
zügeln.
Ludwig Vi.
1108 -1137
hebt das
königliche
Ansehen,
indem er die
Städte be-
günstigt und
schützt
Ludwig Vii.
scheidet sich
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TM Hauptwörter (200): [T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann]]
Extrahierte Personennamen: Hugo_Capet Ludwig_Vi Ludwig Ludwig Ludwig_Vii Ludwig Ludwig_Vi Ludwig Ludwig_Vii Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Frankreich
Von bei Begründung des päpstlichen Uebergewichtes rc.
119
6. Die beiden Kreuzzüge Ludwigs Ix. von Frankreich.
Kaunl hatte Friedrich Palästina verlassen, so brachen unter den Di- Chrui-n
Christen im Morgenlande heftige Zwistigkeiten aus. Der Sultan
Aegypten bemerkte zugleich, daß dieselben seinem Feinde, dem Sultan lug-in
von Damaskus, Hülfe leisteten, und ließ ihnen darum Jerusalem wieder Jerusalem,
abnehnien. Die türkischen Schaaren wütheten fürchterlich in der heiligen
Stadt, schändeten die heiligen Orte, hieben die Einwohner nieder und
rieben in der mörderischen Schlacht bei Gaza das Christenheer gänzlich
auf. Alle syrischen Besitzungen gingen wieder verloren, nur wenige
Städte, Joppe, Tyrus, Sidon, Tripolis, Gaza und Akre blieben den
Christen.
Als diese traurige Botschaft nach Frankreich kam, lag der König
Ludwig Ix., ein frommer, gerechter und allgemein geliebter Herr, auf
dem Sterbebette (1244). Seine Mutter Blanka und seine Gemahlin Ludwig ix.
Margaretha hatten sich, vom Wachen und Weinen ermattet, einen Augen-
blick vom Krankenlager zurückgezogen; die zurückgebliebene Wärterin b-it- -ine»
hielt den König bereits für todt und wollte ihn eben mit dem Leichen-neueju'*reui
tuche bedecken, da schlug er plötzlich die Augen ans und sprach: „Das
Licht des Morgenlandes hat mich von den Todten zurückgerufen."
Sogleich ließ er den Erzbischof von Paris kommen und verlangte mit
dem Kreuze bezeichnet zu werden. So geschah auch. Zu seinem großen
Leidwesen fand Ludwig aber wenig Neigung zu einer Kreuzfahrt. Darum
lud er zu Weihnachten seine Ritter und Großen ein und beschenkte sie
mit Pelzmänteln, auf welche das Zeichen des Kreuzes gestickt war.
Als nun die Edelleute das Weihnachtsgeschenk dankend hingenommen
hatten, schämten sie sich das Kreuz abzulegen und erblickten in diesem
Vorgänge vielmehr eine Aufforderung des Himmels, an einem Zuge
ins gelobte Laud Theil zu nehmen.
1249 ging Ludwig mit 1800 Schiffen unter Segel und landete und fcsl?rt
in Aegypten. Das Glück begünstigte ihn. Damiette siel in seine Hände, 1249 at'
die Türken wurden geschlagen. Aber anstatt Alexandria anzugreifen,
bewog Ludwig deu Statthalter von Cairo zum Abfalle vom Sultan von
Aegypten und wies, obwohl der letztere dem König für Damiette und
die Gefangenen ganz Palästina anbieten ließ, diese Anträge zurück.
Auf dem Wege nach Cairo erlitt das französische Heer kurz nachher Sein H--r
eine furchtbare Niederlage; weinend erhob Ludwig die Hände zum Himmel f
und sprach: „Der Wille des Herrn ist geschehen; sein Name sei ge-
lobt." Ludwig, seine Brüder und viele Ritter geriethen in Gefangen-
schaft, aus welcher er sich nur mit bedeutenden Opfern befreien konnte.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
Extrahierte Personennamen: Kreuzzüge_Ludwigs Ludwigs Friedrich_Palästina Friedrich Sidon Ludwig_Ix. Ludwig_Ix. Blanka Ludwig_ix Ludwig Margaretha Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig_deu_Statthalter_von_Cairo Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Damaskus Jerusalem Jerusalem Gaza Joppe Tyrus Tripolis Gaza Frankreich Paris Alexandria
Culturverhlltnisse Großbritanniens. §. 66.
345
4. Ihre Nahrungsquellen findet die dichte Bevölkerung, na-
mentlich Englands, in der möglichst starken Ausbeutung des über- und
unterirdischen Reichthums des Bodens, welche hier eine höhere Stufe er-
reicht hat, als in irgend einem andern Lande. Trotz des trefflichen Anbaus
des Landes befriedigt der Ertrag ■ des Ackerbaus in der Regel nicht
das starke Bedürfniß; die Viehzucht (besonders von Pferden, Rind-
vieh, Schafen) übertrifft im Allgemeinen die günstigsten Verhältnisse
anderer Länder, da Wiesen und Weiden bei der feuchten Atmosphäre in
der üppigsten Fülle prangen; die Fischerei (Wallfische, Häringe u. s. w.)
ist nicht allein lohnend, sondern auch die Schule der Matrosen; der
Bergbau und das mit demselben verbundene Hüttenwesen liefert in
Cornwallis Zinn, das Produkt, welches am frühesten die südlichen
Culturvölker anzog, dann im N.-W. (namentlich in Wales und rings
um die centrale Gebirgskette) Steinkohlen (1856 im Werthe von
I6v2 Mtll. Pf. St.) und Eisen (1856 für 5 Mill. Pf. St. gefördert)
zugleich. Gerade diese so außerordentlich fruchtbare Verbindung der
beiden ersten Bedürfnisse einer ins Große getriebenen Fabrikation haben
Englands industrielle Größe begründet, um so mehr als das gemeinschaft-
liche Vorkommen derselben theils in die Nahe des Meeres, theils in die
durch Flüsse, Canäle und Eisenbahnen durchkreuzte Ebene fällt und also
die Rohstoffe leicht zu den Hüttenwerken und Fabrikorten gelangen und
das verarbeitete Produkt von diesen ebenso leicht den Weg nach den
consumirenden Gegenden des Landes und nach dem Meere findet. Diese
Steinkohlenbezirke, welche 5 Procent des englischen Bodens einnehmen,
haben daher auch alle großen Gewerbe aus dem übrigen Lande an
sich gezogen, und jeder derselben hat seine besondere Industrie. Im O.
und W. der penninischen Kette und im südlichen Schottland hat die
Baumwollenfabrikation ihren Sitz, Manchester erhält durch seine
benachbarte Hafenstadt Liverpool den rohen Stoff und läßt denselben
aus dem nämlichen Wege, als Zeuge oder Garn verarbeitet, ausführen;
ebenso Glasgow (dessen Seehafen Greenock ist). Die Verarbeitung der
Schafwolle, theils inländischer, theils deutscher, die der benachbarte
Hafen von Hüll einführt, beschäftigt vorzugsweise die Bevölkerung von
Uorkshire, namentlich die von Leeds. Im südlichen Theile von Uork-
shire verarbeitet Sheffield Stahl zu Messern und Scheeren. Im süd-
lichsten Kohlenbezirk ist Birmingham der Mittelpunkt der Eisenfabri-
kation. Die Kohlenbezirke unmittelbar an der Küste im N.-O. und
S.-W. führen zur See das rohe Produkt aus, um diejenigen Gegenden
des Landes mit Brennmaterial zu versehen, welche selbst dessen ent-
behren.
Wie in der industriellen Thätigkeit, so übertrifft auch in der Groß-
artigkeit des Handels und der Schifffahrt die britische Nation alle
europäischen bei weitem. Die englische Flagge weht auf allen Meeren
und in den fernsten Häfen aller Erdtheile. Bei der außerordentlichen
Ausdehnung seiner Colonialmacht umfaßt Englands Handel die Pro-
dukte aller Zonen, die theils roh, theils im Mutterlande verarbeitet,
sowohl von Colonie zu Colonie, als in fremde Länder geführt werden.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
72
Das Dekhan. §. 22.
Gebirges, bildet in der Mitte ein von dem übrigen Hochlande Hinter-
asiens vollständig isolirtes Tafelland (3000—5000' hoch), welches im
O. und W. von den Ghatta-Gebirgen (noch 1000—2000' höher) be-
grenzt und eingeschlossen wird.
а. Die Westküste des Dekhan ist wegen ihrer günstigen Lage für
den Seehandel von den ältesten Zeiten ein Hauptziel der Schifffahrt
gewesen und in neueren Zeiten zunächst von den Portugiesen angesiedelt
worden, von deren ehemals bedeutenden Besitzungen an der Küste das
verfallene Goa der einzige Ueberrest ist. Die britische Hauptstadt des
westlichen Dekhan ist Bomb ay (566,000 (§.?) mit trefflichem Kriegshafen.
In der Nähe liegen die berühmten unterirdischen Felsentcmpel Indiens;
namentlich ist zu Ellora der (1 M. lange) sagenannte Götterberg van oben bis
unten in stackwerkartig übereinander befindlichen Grotten ausgehöhlt und in un-
zählige Tempel (von denen allein 20 dem Gotte Siwa angchören) zu einem
wahren Pantheon der Inder umgeschaffen.
Das südwestliche Küstenland oder Malabar gleicht einem großen
terrassenförmigen Garten, in welchem vorzüglich die Pfeffer- und Betel-
Ranke, die Palme, Zucker u. s. w. gedeihen, höher folgen die Tekwälder
mit ihrem fast unverweslichen Holze und, wo diese aufhören, beginnen
die Waldungen des kostbaren Sandelholzes. Daher ward dieser Küsten-
strich einer der frühesten Centralpunkte des Welthandels mit zahlreichen
Emporien.
б. Das Tafelland, welches sich in progressiver Steigung von
N. gegen S. erhebt, nimmt den bei weitem größten Theil des Dekhan
ein. Es wird nur von wenigen Hügelreihen durchzogen und senkt sich
allmählich gegen O., weshalb die Flüsse einen trägen Lauf haben. Das
Land hat einzelne sehr fruchtbare Theile, andere von mittlerer Frucht-
barkeit, viele Striche liegen unangebaut da, namentlich seit der Herr-
schaft der Mahratten. Die wichtigste Stadt im Innern ist ein zweites
Haid arabad (200,000 E.).
c. Die Ostküste oder die sandige Küste Koromandel, eine der
gefährlichsten und hafenlosesten (vgl. §. 7, 3), konnte bei ihrem heißen,
ungesunden Klima und wegen des Mangels an eigenthümlichen Erzeug-
nissen nicht die Bedeutung gewinnen, welche der Küste Malabar durch
ihre tropische Begetatiou zu Theil ward. Doch war sie durch ihre Lage
und die Natur des bengalischen Meerbusens auf Handelsverkehr nllt
Hinterindien, dem indischen Archipel, Ceylon und dem Gangeslande
angewiesen. Daher entstanden die Handelsplätze Mansaltpatam,
Madras (720,000 E. ?), der Hauptsitz des indischen Perlen- und
Edelstein-Handels, und die französische Niederlassung P o n d i ch e rr y
(25—30,000 E.).
D. Die Insel Ceylon (1154 sz M.) wird vom Festlande ge-
trennt durch eine gefährliche Meerenge, voll Felsenriffe und Sandbänke,
an denen sich die von den Monsoous hergetriebeuen Meeresströmungen
in heftigen Brandungen brechen und welche (namentlich die sogenannte
Adamsbrücke) die Durchfahrt für größere Schiffe unmöglich machen.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
Extrahierte Ortsnamen: Indiens Götterberg Hinterindien Ceylon Madras Ceylon
251
Und verfolgt von Hohn und Rache muß zerfleischt er endlich weichen,
Aus der Luft noch überschüttet von emporgesprengten Leichen.
Saragossa! Denk', ein Mädchen hat befreit dich vom Verzagen.
Da es Speis' und Trank zum Bräut'gam, ach! zum todten, mußte tragen!
Ja, erquick durch ihre Treue und gestärkt mit ihrem Muthe
Hat sie dich, als sie den Theuren liegen sah in seinem Blute!
D'rum auf ewig deinen Söhnen, deinen Töchtern — neben M in a*) —
Preis' in Liedern, Saragossa, deine Heldin Augustin a!
Asien wird auf drei Seiten vom Meere bespült: im Norden von dem
nördlichen Eismeere, im Osten von dem großen oder stillen Oceane und im
Süden von dem indischen Oceane. Im Westen grenzt es mit seinem mittleren
und nördlichen Theile an Europa und mit seinem südlichen an Afrika, mit
dem es jedoch nur durch die Landenge von Suez in Verbindung steht. Es ist
der größte unter den fünf Erdtheilen. Mit Einschluß der Inseln, welche allein
82,000 Quadratmeilen enthalten, hat es einen Flächenraum von 882,000
Quadratmeilen. Da der nördliche Theil Asiens an das nördliche Eismeer und
der südliche bis gegen den Aequatvr reicht, so findet man hier die kältesten und
wärmsten, die fruchtbarsten und unfruchtbarsten Länder. Während Nordasien
(Nordsibirien) eine unwirthbare rauhe, traurige Wildniß bildet, welche eben,
wasserarm und unbeschreiblich kalt ist und nur spärlich Gras und Gestrüppe
hervorbringt, und während Mittelasien aus den höchsten Gebirgen (der Him-
malaya ist das höchste Gebirge der ganzen Erde) und ungeheuren Sandwüsten
besteht: bringt Südasien nicht bloß alle Produkte Europa's hervor, von denen
so viele vor Jahrhunderten in unsern Erdtheil verpflanzt wurden, sondern
trägt überhaupt Alles, was des Menschen Herz erfreuen kann. Da prangen
immergrüne, undurchdringliche Waldungen mit riesenhaften Bäumen; es
wachsen hier die Cocos- und Sagopalme, der Brodbaum, der Zimmet-, Mus-
kat-und Gewürznelkenbauin, Pfeffer, Ebenholzbäume, Reiß, Kaffee, Thee,
Baumwolle, die besten Arzneikräuter und Farbestosfe, z. B. der Jrchigo, wel-
cher aus den Blättern der in Indien wachsenden Indigopflanze bereitet wird.
— Außer den gewöhnlichen Produkten, woran das Mineralreich in Asien sehr
reich ist, liefert dieses auch in Indien den Diamant und im Uralgebirge viel
Gold, Platina und Silber, so wie den Magnetsiein. — Wie die Pflanzen-
welt, so zeigt auch die Thierwelt in Asien eine größere Mannigfaltigkeit, als
in Europa. Zu allen den wilden und zahmen Thieren Europa's, von denen
viele aus Asien stammen, kommen noch diejenigen, welche den heißen Erdthei-
*) Mina. ein berühmter, spanischer General.
(W.'Smets.)
24. A s i e u.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Ortsnamen: Saragossa Saragossa Europa Afrika Suez Nordasien Nordsibirien Indien Asien Indien Asien Europa Asien
König Theodorich. Seine Macht und Staatsweisheit. 5
nahm er ein Drittheil der Ländereien in Anspruch, indem er eine förm-
liche Theilung des Besitzes zwischen Römer und Gothen durchführte.
Die Römer mußten dem Ackerbau, den Gewerben, dem Handel, der
Kunst und Wissenschaft leben, während jene, auf Ackerbau und Vieh-
zucht beschränkt, den Waffen treu bleiben und Italiens Heer und Land-
wehr bilden sollten (also eine Kriegerkaste). Er selbst schätzte Kunst und
Wissenschaft (er hatte als Geißel längere Zeit in Konstantinopel gelebt),
unterstützte die Schulen in Rom und anderen Städten, verwandte große
Summen auf die Erhaltung und Wiederherstellung der römischen Bau-
werke, verschloß aber seinen Gothen den Zugang zu der höheren römi-
schen Kultur, weil er glaubte, die Schulzucht und die Beschäftigung mit
den Wissenschaften schwäche den kriegerischen Geist. Deßwegen waren
seine Minister und Gesandten meistens Römer, so z. B. leitete Liberius
die Vertheilung der für die Gothen bestimmten Grundstücke, Kassiodor,
ein sehr reicher, gebildeter und strengkatholischer Geschäftsmann, war
sein erster Minister und Reichskanzler.
Die Civilgewalt in einer Provinz hatte der römische Praeses, die
Militärgewalt ein Gothe (mit dem römischen Amtsnamen Dux oder
dem vornehmeren Com68). Neben dem römischen Prae868 bestand eine
eigene gothische Obrigkeit, welche in Streitigkeiten zwischen Gothen nach
gothlschem Rechte richtete, in Streitigkeiten zwischen Gothen und Römern
mit Zuziehung eines römischen Beamten nach eigens zu diesem Zwecke
von Theodorich erlassenen Gesetzen entschied. Er unterwarf auch die
Gothen der gleichen Besteuerung wie die Römer, so daß jenen einzig
das Vorrecht des Kriegsdienstes blieb, um welches sie die unkriegerische
römische Bevölkerung keineswegs beneidete. Obgleich Theodorich wie
das ganze gothische Volk Arianer war (ohne Zweifel hatte dies der Einfluß
arianischer oströmischer Kaiser, z. B. des Valens bewirkt), so kränkte
er doch die kirchlichen Rechte der Katholiken nicht im mindesten, ehrte
den Papst und nahm im Jahre 500 einen sechsmonatlichen, von Festen
und Spenden verherrlichten Aufenthalt in Rom.
Theodorichs Macht und Staatsweisheit.
In seinen Beziehungen zu den anderen Herrschern bewies er eben
so viele Klugheit als Festigkeit. Mit den königlichen Geschlechtern der
Vandalen, Westgothen, Burgunder, Franken und Thüringer trat er in
Blutsfreundschaft, den König der Heruler (diese hausten damals in
Oberpannonien) nahm er in seinen Schutz auf und richtete sein Haupt-
bestreben dahin, den Frieden zwischen den germanischen Reichen zu er-
halten sowie Italien vor neuen Stürmen zu sichern. Die Vandalen
traten ihm gutwillig Sicilien, Malta, Korsika und Sardinien ab, weil
diese Inseln von der Natur zu Schutzwehren für die italienischen Küsten
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Extrahierte Personennamen: Dux Theodorichs
Extrahierte Ortsnamen: Italiens Konstantinopel Rom Rom Oberpannonien Italien Sicilien Malta Korsika Sardinien
150 Das heilige römische Reich deutscher Nation.
Reichenau; von den Grafcngeschlechtern: Nellenburg, Hohenstaufen, Lenz-
burg, Achalm, Buchhorn, Gingen, Lechsgmünd.
Die deutschen Städte. Die alemannischen Bauern.
Zn ganz Deutschland erklärten sich aber die Städte für den König;
sie benutzten den Krieg ihrer Herren gegen den König dazu, um von
diesem Erweiterung ihrer Rechte sich urkunden zu lassen; es war ja be-
reits die Politik von Heinrichs Großvater Konrad gewesen, sich der
Städte gegen die hohe Aristokratie zu bedienen. Zm alten Alemannien
ging Heinrich noch weiter; er bewaffnete 12,000 Bauern und schickte
sie gegen seine hochgestellten Feinde, was diese so erbitterte, daß Berthold
von Zähringen die gefangenen Bauern verstümmeln ließ. Die Bewaff-
nung der Bauern war allerdings ein sehr gefährliches Beispiel; daß die
sächsischen Gemeinen sich nach der Schlacht an der Unstrut nur unwillig
der Rache an ihrem Adel enthielten, ist oben gesagt worden, im obern
Alemannien aber hatten sich die Bauern kaum hundert Jahre früher gegen
die geistlichen und weltlichen Herren förmlich empört und waren nur
mit Mühe überwunden worden, Beweis genug, daß der Stoff zu einem
Kriege der Gemeinen gegen die Herren vorhanden war; daß Heinrich
ihn nicht vollständig in Flammen setzte, daran hinderte ihn einmal die
Rücksicht, die er auf seine vornehmen Anhänger zu nehmen hatte, und
sodann war er eine zu despotische Natur, als daß er eine Revolution
von unten auf hätte machen können; die Unterdrückung der hohen Aristo-
kratie war Erbpolitik seines Hauses, damit war aber keineswegs eine
Erhebung der niedern Stände gemeint, sondern man ließ diese nur ge-
legentlich gegen den hohen Adel los, weil dieser sich unmittelbar neben
der Königsmacht behaupten wollte. Was alles Heinrich einem Könige
den Bauern gegenüber für erlaubt hielt, hatte er hinlänglich durch seinen
Burgenbau und seine ganze Wirthschaft in Sachsen bewiesen.
Das Kriegsglück schwankte; Heinrich verlor die Schlachten bei Mel-
richsstadt 1078, bei Flarchheim 1080, und am 15. Oktober desselben
Jahres die an der Elster unweit Zeitz; doch alle diese Schlachten hin-
derten ihn nur an seinen Unternehmungen gegen Norddeutschland, beug-
ten ihn aber nicht, denn in Schwaben und am Rhein behauptete er die
Oberhand.
Ueberspannung der päpstlichen Ansprüche.
An der Elster blieb der Gegenkönig Rudolf, nachdem ihn kaum
vorher der Papst anerkannt hatte. Die Anerkennung geschah in einer
Weise (mit der auch andere Handlungen des Papstes übereinstimmten),
daß daraus hervorging, er wolle das deutsche Königreich zu einem päpst-
lichen Lehen machen, wie es Neapel, Dalmatien, und Kroatien bereits
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Extrahierte Personennamen: Buchhorn Heinrichs_Großvater_Konrad Heinrichs Konrad Heinrich Heinrich Berthold
von_Zähringen Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Rudolf Rudolf
Karl als Regent.
75
Das Heerwesen beaufsichtigte in jedem Gaue der Graf. Karl stellte
also den urdeutschen Heerbann wieder her, eine bedeutende Last für die
Freien; doch ist der Vorwurf ein ganz unbegründeter, als habe er da-
durch die minder begüterten Freien zu Grunde gerichtet. Denn vor
wie nach Karl waren Kriege an der Tagesordnung, denen sich die Freien
nicht entziehen konnten, wie diese auch später, nachdem sie zu Dienst-
leuten geworden waren, in das Feld ziehen mußten, freilich nicht mehr
für Kaiser und Reich, sondern in die unaufhörlichen Kriege und Fehden
ihrer Herren. Doch wird schon nach Karl geklagt, daß die Grafen ein-
zelne Freie zum Auszuge nöthigten, wenn sie die Reihe nicht getroffen
hätte und andere übergingen, von denen sie Geschenke erhalten hatten.
In Gränzbezirke (Marken), welche dem Feinde abgenommen waren,
setzte er Markgrafen (marelliones, auch duces limitis genannt, weil ihr
Gebiet mehrfach größer war, als das der andern Grafen), welche mit
den Kolonisten die Gränzwache hielten.
Gerechtigkeitspflege.
Es war für Karl eine Hauptsorge, daß in seinem Reiche jedem sein
Recht werde. Denn es geschah gar oft, daß der Stärkere den Schwä-
cheren unterdrückte. Der reiche Herr z. B., der viele Knechte hatte,
trieb sein Vieh auf die Weide des Nachbars, oder wehrte ihm, in dem
Walde zu jagen, Holz zu fällen, die Schweine zur Eichelmast zu treiben
u. s. w. Wie häufig solche Unbilden armen Freien mögen angethan
worden sein, können wir daraus schließen, daß in den Urkunden der
Klöster eine Menge dergleichen Beschwerden und Schiedssprüche Vorkom-
men, und doch waren die Stifte in dem Genüsse ihrer Rechte durch den
Glauben jener Zeit viel sicherer. Solche Klagen kamen auch zu Ohren
des Kaisers, und er that, was er konnte, um das Recht zu schirmen;
auf vielen Reichstagen ermahnte er ernst und drohend und erließ Ver-
ordnungen gegen den Mißbrauch der Gewalt.
Die Pfalzgrafen (Pfalzen, vom lateinischen palatium, hießen die
kaiserlichen Burgen in den verschiedenen Gegenden des Reichs) verwal-
teten nicht bloß das kaiserliche Einkommen aus dem zu einer Pfalz ge-
hörigen Bezirke, sondern sie vertraten auch den Kaiser als obersten Richter
und bildeten also eine Art höherer Instanz. Er erwählte auch Männer,
denen er sein ganzes Vertrauen schenkte, und schickte sie in die verschie-
denen Gaue, um die Gerichte zu beaufsichtigen, und den Gewaltthätig-
keiten zu steuern; dieses waren die sogenannten Sendboten (misst do-
minici). Sie hielten Gauversammlungen (placita), bei denen Bischöfe,
Aebte, Grafen und alle Beamten zu erscheinen hatten und sich vertreten
lassen mußten. Da wurden die Klagen des Volkes gehört, die Amts-
führung der Magistrate untersucht, Ungerechtigkeiten bestraft, überhaupt
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl